Mistrens Hollow - Fiona Seabrink - E-Book

Mistrens Hollow E-Book

Fiona Seabrink

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Beschreibung

Vor Jahrzehnten verschwand das kleine Dorf Mistrens Hollow spurlos – umhüllt von dichtem Nebel, begleitet von unheimlichem Flüstern und rätselhaften Lichtern. Niemand weiß, was damals geschah, und die wenigen Berichte darüber wirken wie Schatten einer längst vergessenen Wahrheit. Die Historikerin Eleanor Whitcombe stößt bei ihren Recherchen auf ein rätselhaftes Buch, das sie nicht mehr loslässt. Die darin verborgenen Hinweise scheinen direkt mit Mistrens Hollow verbunden zu sein. Angetrieben von ihrer Neugier begibt sie sich auf die Suche nach der Wahrheit – und wird in eine dunkle Welt voller Gefahren und unheimlicher Begegnungen hineingezogen. Der Nebel wird dichter, die Schatten lebendiger, und Eleanor erkennt, dass das Buch nicht nur Antworten bereithält, sondern auch seine eigenen Absichten verfolgt. Je näher sie dem Geheimnis kommt, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen Realität und Albtraum. "Mistrens Hollow – Flüstern im Nebel" ist ein fesselnder Mystery-Roman voller düsterer Atmosphäre und packender Spannung. Ein Buch über die Macht der Neugier, die Faszination des Unbekannten – und den Preis, den man zahlen muss, wenn man sich den Schatten stellt.

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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Mistrens Hollow
Impressum
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Der Ruf des Schattenfrosches
Über die Autorin

Fiona Seabrink

Mistrens Hollow

Flüstern im Nebel

Impressum

Texte: © Copyright by Fiona Seabrink

Umschlaggestaltung: © Copyright by Fiona Seabrink

Verlag:

Fiona Seabrink

c/o AutorenServices.de

Birkenallee 24

36037 Fulda

Herstellung: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Köpenicker Straße 154a, 10997 Berlin

Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

1.

Eleanor Whitcombe zog ihren Schal enger um die Schultern, während sie die kühle, feuchte Luft des Archivkellers einatmete. Die Wände aus unverputztem Stein schienen die Jahre in sich aufgesogen zu haben – eine erdrückende Stille, durchsetzt vom schwachen Geruch nach Staub und feuchtem Papier. Sie war es gewohnt, an solchen Orten zu arbeiten. Tatsächlich fand sie einen seltsamen Trost in der Einsamkeit, die sie dort umgab, als stünden die Zeit und ihre Sorgen still.

Das alte Pfarrhaus war wie ein Relikt aus einer anderen Ära. Über ihr knarrten die Holzdielen des Erdgeschosses, wo die jetzigen Bewohner – ein betagter Pfarrer und seine Frau – lebten. Sie hatten Eleanor widerwillig Zugang zum Archiv gewährt, nur mit der Versicherung, dass sie keine Dokumente aus dem Keller entfernen würde. „Das Archiv gehört zur Gemeinde“, hatte die Frau betont, ihre knorrigen Hände in die Hüften gestemmt. „Kein Plündern, junge Dame.“

Eleanor hatte genickt und sich mit einem freundlichen Lächeln in die Kühle des Kellers zurückgezogen. Der einzige Lichtschein kam von der flackernden Glühbirne, die an einem einfachen Kabel von der Decke baumelte. Die Schatten der Regale tanzten an den Wänden, während sie langsam zwischen den Reihen von Büchern und Papieren hindurchging. Es war still – zu still. Bis auf das Knarren der Dielen kam kein Geräusch von oben, kein Rascheln von Mäusen. Nur ihre eigenen Schritte auf dem unebenen Steinboden begleiteten sie.

„Da bist du also,“ murmelte sie leise zu sich selbst, als sie vor einem besonders verstaubten Regal stehen blieb. „Lokale Geschichte und Chroniken“, verriet ein kleines Schild. Genau, was sie suchte.

Ihre Finger glitten über die Buchrücken, denen die Feuchtigkeit mehrheitlich zugesetzt hatte. Einige Titel waren unleserlich, andere wirkten wie aus einer anderen Zeit – „Die Annalen von Greywick“, „Das Mysterium der schwarzen Glocke“, „Beobachtungen eines vergessenen Priesters“. Eleanor zog ein Buch nach dem anderen heraus, blätterte durch zerfallene Seiten, während der Staub wie ein Schleier in der Luft wirbelte. Doch nichts davon war einen zweiten Blick wert.

Gerade als sie den Mut verlieren wollte, bemerkte sie ein dünnes, in Leder gebundenes Buch, das fast versteckt zwischen zwei größeren Bänden stand. Der Buchrücken war leer, keine Titelprägung, kein Hinweis auf seinen Inhalt. Neugierde packte sie, und sie zog es vorsichtig hervor. Es fühlte sich überraschend schwer in ihrer Hand an, als würde es mehr als nur Worte enthalten.

Sie setzte sich auf einen wackeligen Holzstuhl und legte das Buch auf den Tisch. Als sie die ersten Seiten aufschlug, fiel ihr auf, dass sie leer waren. Seite um Seite – nur gelbes, glattes Papier. Doch dann, fast in der Mitte, fand sie Worte.

Die Schrift war fein und geschwungen, als wäre sie von einer geübten Hand geschrieben. Aber was sie las, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren:

„Wo die Grenze fällt, beginnt das Unbekannte. Wer weitergeht, darf nicht hoffen, zurückzukehren.“

Eleanor runzelte die Stirn. Das klang nicht nach einer Chronik oder einer Aufzeichnung, sondern wie... eine Warnung. Sie blätterte weiter, und langsam schienen die Worte sich vor ihren Augen zu verändern. Sie konnte nicht genau sagen, wie, aber die Buchstaben wirkten lebendig, als würden sie sich mit jedem Atemzug verschieben.

Ein leises Summen drang an ihr Ohr, kaum hörbar, wie aus weiter Ferne – oder vielleicht aus den Wänden. Eleanor hielt inne, die Finger noch auf der Seite, und lauschte. „Nur ein alter Keller,“ flüsterte sie schmunzelnd, um sich selbst zu beruhigen. Doch das Summen blieb.

Mit zittrigen Händen blätterte sie weiter. Die Schrift schien auf jeder Seite dunkler und dichter zu werden, als würde sie sich dem Leser aufdrängen. Und dann fand sie eine Zeichnung: eine Karte, grob und ungenau, aber seltsam vertraut. Ein Kreis war markiert, umgeben von geschwungenen Linien, die wie Wälder aussahen. Direkt unterhalb des Kreises war ein Wort geschrieben: „Mistrens Hollow.“

Eleanor atmete scharf ein. Der Name war ihr nicht unbekannt. Sie hatte von Mistrens Hollow gehört – einem verlassenen Dorf, das angeblich vor Jahrzehnten über Nacht verschwunden war. Niemand wusste, was dort geschehen war, und die wenigen Berichte, die es gab, waren widersprüchlich.

Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Das war kein Zufall. Dieses Buch, dieser Ort – irgendetwas verband sie. Doch bevor sie weiterdenken konnte, flackerte das Licht über ihr, und ein kalter Luftzug wehte durch den Keller. Ihr war, als flimmere die Luft über ihr, als steige sie von einer unsichtbaren Wärmequelle auf.

„Hallo?“ Ihre Stimme hallte von den Steinwänden zurück, klang hohl in der Stille. Niemand antwortete.

Eleanor schloss das Buch und hielt es fest in ihren Händen. Etwas an diesem Ort war anders. Sie wusste nicht, was es war, aber eines war sicher: Dieses Buch hatte sie gefunden, nicht umgekehrt.

Sie schloss für einen Moment die Augen und atmete tief durch. Der kalte Luftzug hatte ihren Nacken wie eine unsichtbare Hand gestreift, und das Flackern der Glühbirne ließ ihre Gedanken auf merkwürdige Weise taumeln. Doch sie war nicht der Typ, der sich von dunklen Kellern und alten Büchern einschüchtern ließ. Sie hatte schon genug alte Legenden und mysteriöse Geschichten studiert, um zu wissen, dass es immer eine rationale Erklärung gab – zumindest redete sie sich das ein.

Sie öffnete das Buch erneut. Zu ihrem Erstaunen waren da keine leeren Seiten mehr zu Beginn. Schwarze, geschwungene Schrift bedeckte das Papier, als wäre sie in der kurzen Pause wie von Geisterhand aufgetaucht. Eleanor runzelte die Stirn. Sie blätterte zurück, dann wieder vor, und starrte die Wörter an. Es war unmöglich, dass sie das übersehen hatte – die Seiten waren eindeutig leer gewesen.

Sie beugte sich näher über das Buch, bis sie es fast mir ihrer Stirn berührte. Die Schrift war dicht und schien in Versen verfasst zu sein, die sich durch ihre Anordnung wie ein Gedicht lasen. Doch die Sprache war ihr völlig unbekannt.

„Nykr’shak Voth?“ Sie sprach die Worte leise aus, und sie fühlten sich seltsam an – kantig, wie Bruchstücke eines Klangs, der nicht für menschliche Kehlen bestimmt war. Ein leichter Schauer lief ihr über den Rücken, und sie fuhr mit der Fingerspitze die Zeilen entlang.

Je länger sie las, desto fremdartiger fühlten sich die Worte an. Es war keine Sprache, die sie jemals in ihren Studien gesehen hatte – weder Latein noch Griechisch, und auch keine der alten germanischen oder keltischen Dialekte, die ihr bekannt waren. Die Buchstaben wirkten zwar fast vertraut, aber sie tanzten vor ihren Augen, als sie versuchte, sie zu entschlüsseln.

„Nykr’shak voth, zhra’vel tok sha,“ murmelte sie, ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Was zum Teufel ist das...?“

Das Summen kehrte zurück, leise, fast unmerklich, und diesmal war es nicht allein. Es war, als hätte sich ein anderer Klang darunter gemischt – ein tiefes, pulsierendes Grollen, das sie spürte, bevor sie es hörte. Ihre Finger verharrten über dem Papier, und sie hielt die Luft an. Die Schatten an den Wänden schienen plötzlich länger, dunkler.

Eleanor riss sich zusammen und zwang sich, weiterzulesen. Die Worte schienen mehr als nur eine Bedeutung zu tragen, als ob sie nicht einfach gelesen, sondern gefühlt werden mussten. Die Verse des Gedichts flossen vor ihr dahin, und sie hatte das Gefühl, dass sie sie auf eine unheimliche Weise verstand, auch wenn sie die Sprache nicht kannte.

Die letzte Strophe wiederholte sich, fast wie ein Refrain:

„Oh, Thon’koth vorn, waar thren’zoth,

Vel’yn zhor vak, tal voth’rath voth.

Druv’shor kruz, vek zru’voth kah,

Nykr’shak voth vrath’nor shaah.“

Eleanor schloss das Buch abrupt. Ihre Fingerknöchel waren weiß von der Anspannung, mit der sie den Buchdeckel gepackt hielt. Das Summen und Grollen waren verschwunden, als ob das Buch darauf reagiert hätte, geschlossen zu werden. Doch die Luft im Keller fühlte sich immer noch schwer und drückend an, wie ein Gewicht, das auf ihre Schultern lastete.

Was war das für eine Sprache? Und warum hatte sie das Gefühl, dass sie etwas ausgesprochen hatte, das besser hätte unausgesprochen bleiben sollen? Ihre Gedanken rasten. Sie wusste, dass sie nicht aufhören konnte, auch wenn alles in ihr schrie, diesen Ort zu verlassen. Das Buch hatte sie gefunden, und die Verse... die Verse fühlten sich an, als hätten sie nur auf einen Leser gewartet, der sie laut aussprechen würde.

Sie stand auf, zögerte kurz, und nahm das Buch an sich. Dann hörte sie es. Leise, kaum mehr als ein Hauch – eine Stimme, die aus den Schatten der Regale zu kommen schien, flüsternd und fremdartig: „Nykr’shak voth...“

Ruckartig drehte sich Eleanor um, das Buch fest an ihre Brust gedrückt. Doch da war niemand. Nur die Regale und der kalte, steinerne Keller. Und doch... sie war sich sicher, dass sie nicht allein war.

Eleanor rang mit sich. Sie wollte das Buch nicht noch einmal öffnen, aber der Drang, die Worte weiter zu entschlüsseln, war zu stark. Die Verse hatten etwas in ihr geweckt – eine Neugier, die sie nicht ignorieren konnte, so sehr sie es auch versuchte. Sie setzte sich wieder hin, ließ ihre Finger über das alte Leder des Buches gleiten und öffnete es vorsichtig, als ob sie ein lebendiges Wesen berühren würde.

Doch bevor sie die ersten Zeilen erneut lesen konnte, ließ ein lautes Klopfen sie fast vom Stuhl fallen.

„Miss Whitcombe! Sind Sie noch da unten?“ Die Stimme der Pfarrersfrau hallte durch den Keller, gefolgt von schweren, scharfen Schritten auf der steinernen Treppe.

Eleanor schnappte nach Luft, ihr Herz hämmerte. Sie schlug das Buch hastig zu und schob es unter die anderen Dokumente auf dem Tisch. Als sie sich umdrehte, stand die Pfarrersfrau bereits in der Tür, die knorrigen Hände in ihre Hüften gestemmt. Ihr strenger Blick durchbohrte Eleanor förmlich. „Wie lange wollen Sie eigentlich noch hier unten bleiben?“ Die Stimme der Frau war scharf, aber es lag ein Anflug von Sorge darin. „Es ist schon dunkel draußen, und ich habe den Eindruck, Sie waren Stunden hier unten. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass diese Kellerluft nicht gut ist!“

„Dunkel?“ Eleanor blinzelte und blickte zur Glühbirne, die weiterhin unruhig flackerte. Hatte sie tatsächlich so viel Zeit hier unten verbracht? Es schien ihr unmöglich, dass Stunden vergangen sein sollten. Es fühlte sich an, als hätte sie das Buch erst vor wenigen Minuten geöffnet.

„Ich... ich habe die Zeit völlig vergessen.“ Ihre Stimme klang unsicher, fast fremd in ihren eigenen Ohren. Um ihre Verlegenheit zu verbergen, griff sie schnell nach ihrer Tasche. „Vielen Dank, dass Sie mich erinnert haben.“

Die Frau schnaufte und schüttelte den Kopf. „Das habe ich mir gedacht. Diese alten Bücher können einen regelrecht einsaugen. Aber Sie sollten wirklich aufpassen, nicht zu lange hier unten zu bleiben. Manche Geschichten sollten besser ruhen.“

Eleanor hielt inne, den letzten Satz noch in ihren Gedanken wiederholend. Sie konnte nicht sagen, ob die Bemerkung beiläufig gemeint war oder eine subtile Warnung darstellte. Ein unangenehmer Schauder lief ihr über den Rücken.

„Natürlich, Sie haben recht.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich mache mich gleich auf den Weg.“

Die Pfarrersfrau nickte, musterte sie jedoch weiterhin skeptisch, bevor sie sich umdrehte und die Treppe wieder hinaufstieg. Der Klang ihrer Schritte wurde leiser, doch Eleanor blieb reglos stehen, bis sie sicher sein konnte, dass die Frau verschwunden war. Dann drehte sie sich zurück zum Tisch. Das Buch lag noch da, scheinbar harmlos zwischen den anderen Papieren, aber Eleanors Herz zog sich zusammen. Sie wusste, dass sie es nicht hier lassen konnte. Es war nicht nur ein Buch – es war ein Schlüssel zu etwas, das sie verstehen musste.

Ihre Hand zitterte leicht, als sie das Buch aufhob und es in ihrer Tasche verschwinden ließ. „Nur für die Forschung,“ murmelte sie zu sich selbst, obwohl sie wusste, dass es mehr war. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie sich selbst glaubte.

Mit einem letzten Blick auf den verlassenen Keller und das schwache Licht der flackernden Glühbirne machte sie sich auf den Weg nach oben. Tief in ihrem Inneren wusste sie, dass das Buch nicht nur ihr Geheimnis war. Es hatte sie genauso gewählt, wie sie es gewählt hatte.

2.

Das Zeitungsarchiv der Grafschaft war genauso trostlos, wie Eleanor es erwartet hatte. Ein kühler, grauer Morgen lag über der Stadt, und das alte Gebäude mit seiner bröckelnden Fassade und den schmalen Fenstern wirkte wie eine Bastion gegen die Zeit. Der muffige Geruch von Papier und Tinte umfing sie, als sie eintrat, und die dicken, schweren Aktenordner auf den Regalen schienen die gesammelten Erinnerungen von Jahrhunderten zu bewahren.

Eine ältere Dame, die hinter einem hohen Tresen saß, blickte von ihrer Zeitung auf und musterte Eleanor mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis. „Kann ich Ihnen helfen?“

„Ja, bitte.“ Eleanor zog ihren Schal enger und trat näher. „Ich bin auf der Suche nach Informationen über ein Dorf namens Mistrens Hollow. Ich glaube, es ist vor mehreren Jahrzehnten verlassen worden.“

Die Frau runzelte die Stirn und schob ihre Brille zurecht. „Mistrens Hollow? Das ist ein seltsamer Name.“ Sie blätterte in einem dicken Registerbuch und schüttelte dann den Kopf. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals etwas dazu gelesen habe. Aber wenn es in einer unserer alten Ausgaben erwähnt wurde, finden Sie es vielleicht in den Archiven.“

„Danke.“ Eleanor bemühte sich um ein höfliches Lächeln und ging zu den Regalen, wo die gebundenen Jahrgänge der Lokalzeitung aufgereiht standen. Die Bände waren dick und schwer, manche so alt, dass der Ledereinband brüchig war. Sie begann mit den Ausgaben der 1920er Jahre und arbeitete sich langsam vor, Seite um Seite durchstöbernd.

Die Zeit verging, während sie sich durch die alten Berichte wühlte. Artikel über Erntedankfeste, lokale Skandale und Wetterextreme zogen an ihr vorbei, doch nichts schien mit Mistrens Hollow zu tun zu haben. Gerade als ihre Geduld zu schwinden begann, blieb ihr Blick an einer Schlagzeile aus dem Jahr 1937 hängen:

„Ungewöhnliche Lichter über Mistrens Hollow gesichtet“