Mitten im Leben wird Gott geboren - Notker Wolf - E-Book

Mitten im Leben wird Gott geboren E-Book

Notker Wolf

3,9

Beschreibung

Notker Wolf geht dem Geheimnis von Weihnachten nach: nicht auf dem heimischen Sofa, sondern mitten im Leben und überall auf dem Globus. Seine Advents- und Weihnachtsimpulse erzählen von den Erfahrungen, die er als Abtprimas des Benediktinerordens auf seinen Reisen gemacht hat. Seine Botschaft lautet: Gott kommt mitten im Leben zur Welt. Die Rom-Journalistin und Buchautorin Corinna Mühlstedt führt die Gedanken des Abtprimas weiter in 24 meditativen Impulsen. In unruhigen Zeiten wie heute bleibt die Weihnachtsbotschaft unvermindert aktuell. Denn sie berichtet von der Geburt des Göttlichen in einer Welt voller Angst. Sie weiß um die Hoffnung wider aller Verzweiflung, die Menschen trägt. Und sie setzt auf die Kraft der kleinen Schritte. Wer ein offenes Herz hat, kann etwas von der Geburt dieses göttlichen Kindes erfahren – mitten im Leben. Sie verändert Menschen und Situationen. Sie ermöglicht kleine Wunder, die den Alltag aufbrechen für eine neue Dimension. Solch ermutigende Erfahrungen möchten Notker Wolf und Corinna Mühlstedt in diesem Buch teilen. Denn sie lassen uns wissen: Frieden ist möglich! Zum Abschluss des Buches ist die Weihnachtsgeschichte nach Lukas abgedruckt. »Friede auf Erden!« Diese hoffnungsvolle Verheißung ist mit dem Weihnachtsgeschehen unmittelbar verbunden. Doch wer derzeit die Nachrichten liest, erfährt meist das Gegenteil: Die Welt scheint aus den Fugen. Ordnungen und Werte, die von allen großen Religionen seit Jahrtausenden vermittelt wurden, scheinen ihre Bedeutung zu verlieren. Papst Franziskus und andere führende Religionsvertreter fordern nachdrücklich, der aktuellen Entwicklung so viel Friedensengagement wie möglich entgegen zu setzen: Es geht um eine neue Weltpolitik, aber auch um die Verantwortung jedes Einzelnen im Alltag.

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© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2017

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Als deutsche Bibelübersetzung ist zugrunde gelegt:

Die Bibel. Die Heilige Schrift

des Alten und Neuen Bundes.

Vollständige deutschsprachige Ausgabe

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2005

Umschlagfoto Notker Wolf

Umschlagmotiv: © splendens / iStock.com ; © dpa – Report / Erwin Elsner

Umschlaggestaltung: wunderlichundweigand, Stefan Weigand

E-Book-Konvertierung: post scriptum, Vogtsburg-Burkheim / Hüfingen

ISBN Print 978-3-451-37599-6

ISBN E-Book 978-3-451-81138-8

Inhalt

Vorwort

1 – Antworten suchen

2 – Auf Gott warten

3 – Zeit finden

4 – Liebe wagen

5 – Zeichen setzen

6 – Frieden bringen

7 – Freude schenken

8 – Inseln schaffen

9 – Türen öffnen

10 – Sich führen lassen

11 – Vorurteile überwinden

12 – Zu sich kommen

13 – Achtsam werden

14 – Leben spüren

15 – Hoffnung schenken

16 – Die Angst überwinden

17 – Wege weisen

18 – Ruhe atmen

19 – Frei werden

20 – Das Geheimnis ahnen

21 – Verantwortung spüren

22 – Zum Segen werden

23 – Gaben teilen

24 – Staunen

Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas

Die Autoren

Vorwort

Friede auf Erden!« Diese hoffnungsvolle Verheißung ist mit dem Weihnachtsgeschehen verbunden. Doch wer derzeit die Nachrichten liest, erfährt meist das Gegenteil: Die Welt scheint aus den Fugen. Ordnungen und Werte, die von allen großen Religionen seit Jahrtausenden vermittelt wurden, scheinen ihre Bedeutung zu verlieren. Das archaische Recht des Stärkeren fordert gnadenlos immer neue Opfer.

Die Gewalt unserer Tage dürfe nicht weiter eskalieren oder gar in einen »Dritten Weltkrieg« müden, warnt schon seit einiger Zeit Papst Franziskus. Er und andere führende Religionsvertreter fordern nachdrücklich, der aktuellen Entwicklung so viel Friedensengagement wie möglich entgegen zu setzen: Es geht um eine neue Weltpolitik, aber auch um die Verantwortung jedes Einzelnen im Alltag.

In diesem Kontext bleibt die Weihnachtsbotschaft unvermindert aktuell. Denn sie berichtet von der Geburt des Göttlichen in einer Welt voller Angst. Sie weiß um die Hoffnung wider aller Verzweiflung, die Menschen trägt. Und sie setzt auf die Kraft der kleinen Schritte.

Bei Reisen rund um die Welt haben wir es immer wieder erlebt: Wer ein offenes Herz hat, kann etwas von der Geburt dieses göttlichen Kindes erfahren – mitten im Leben. Sie verändert Menschen und Situationen. Sie ermöglicht kleine Wunder, die den Alltag aufbrechen für eine neue Dimension.

Solch ermutigende Erfahrungen möchten wir in diesem Buch teilen. Denn sie lassen uns wissen: Frieden ist möglich!

Notker Wolf OSB

Corinna Mühlstedt

1 – Antworten suchen

In der Weihnachtszeit war ich einmal in Israel, und zwar in Tabgha am See Genezareth, dem Ort der Brotvermehrung Jesu. Es ist ein wunderbarer idyllischer Ort, wo Jesus selbst einst am Seeufer gewandert ist und seine ersten Jünger berufen hat. Wir Benediktiner haben dort seit über hundert Jahren ein Kloster, das allerdings aus Personalmangel oft schon ums Überleben kämpfen musste und jüngst durch einen Anschlag ultraorthodoxer jüdischer Extremisten beinahe niederbrannte.

Eines Abends nach der Vesper saß ich ruhig am See und dachte darüber nach, wie wohl Jesus selbst auch mit seinen eigenen Problemen einst an diesem Ufer saß, versonnen hinüber blickte und vielleicht sogar manchmal an seiner eigenen Berufung zweifelte. Aus dem kleinen Kind in der Krippe war ein junger Mann geworden, der am See Genezareth alles andere als leichte Stunden hatte. Er musste dort gemäß dem Johannesevangelium erleben, wie etliche Anhänger ihn verließen und hat sogar seine zwölf Jünger gefragt: »Wollt auch ihr gehen?«

Jesus kommt einem im Heiligen Land und besonders am See Genezareth menschlich äußerst nahe. Ich kann insofern jedem nur raten, wenn irgend möglich einmal im Leben dort hin zu fahren. Wenn man dort ist, braucht man keine große Theologie. Auf einmal wird Jesus sehr lebendig. Er bleibt dann nicht in geographischer oder theologischer Distanz.

Ich saß eine gute Stunde am See, als mir plötzlich ein großer Balken auffiel, der dort lag. Ganz spontan musste ich daran denken, wie Jesus uns aufgefordert hatte, zuerst den Balken aus dem eigenen Auge zu ziehen, bevor wir den Splitter im Auge des anderen suchen. Man sieht die biblischen Erzählungen plötzlich unmittelbar vor sich, alles ist ganz nah.

Unsere Mitbrüder haben hier schon vor etlichen Jahren eine interreligiöse Begegnungsstätte aufgebaut, in der sich palästinensische und israelische Jugendliche treffen können. Unter ihnen sind zahllose Behinderte, denn in Tabgha fließt eine Heilquelle, die vielen Leidenden guttut. Ich glaube, wenn Jugendliche einander kennenlernen und feststellen, dass die anderen auch Menschen sind wie sie, dann ist das Friedensarbeit im Sinne Jesu. Und wenn bereits Kinder diese Erfahrung machen, werden sie später nicht so rasch die Faust gegen den anderen erheben.

Sogar die Eltern der Kinder kommen in Tabgha ins Gespräch, erzählen sich gegenseitig, was sie durchgemacht haben, und stellen dann oft fest, dass sie – bildlich gesprochen – im selben Boot sitzen. Manchmal kommen ihnen dabei sogar die Tränen.

Außerdem ist Tabgha ein Ort für Exerzitien und ich hoffe, dass dieser Geist dort noch lange erhalten bleibt, dass Menschen hingehen können in die Stille, mit der Bibel in der Hand, um einfach nachzuempfinden und tiefer zu verstehen, wer Jesus war, und was er uns Menschen bringen und schenken wollte.

Wer ist Er?

Es heißt,

Er war einer von uns;

auf der Suche,

voller Zweifel und Fragen.

Und es heißt auch:

Er sei der Weg,

die Wahrheit und das Leben.

Wer ist Er?

Sie berichten

von Ohnmacht und Angst,

von Folter und Tod.

Und sie erzählen

von einer Liebe,

die Wunden heilt

und den Tod überwindet.

Wer ist Er?

Das Kind in der Krippe?

Der Mann am Kreuz?

Die Liebe, die Hoffnung, die Zukunft?

Er ist mir verborgen

– doch in manchen Momenten

begegne ich Ihm.

2 – Auf Gott warten

Kommt, lasst uns den Herrn anbeten! Er ist der König, der kommen wird.« Diesen adventlichen Vers lese ich in meinem Brevier auf einem Flug nach Manila. In der Hauptstadt der Philippinen angekommen, werde ich von unseren Mitbrüdern abgeholt. Im dichten Morgenverkehr kommen wir mit unserem Kleinbus nur schleppend voran.

Ich schaue nach draußen auf die kleinen Läden, sehe ganze Kolonnen von Schülern mit Büchern unterm Arm. Meine Blicke streifen die Seitenstraßen, die windigen Hütten, die mit Jeans, Blusen und T-Shirts behangenen Wäscheleinen. Wir fahren an einem fast ausgetrockneten Flussbett entlang. Der Gestank des Abfalls dringt bis ins Auto. Tausende von Menschen wohnen hier, direkt neben all dem Unrat, und sind vermutlich froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben.