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In der Kleinstadt Brookfield ermordet ein Profikiller die Hausfrau Hannah Elroy. Fast gleichzeitig wird die geschändete Leiche von Freddy Grey gefunden. Detective David Soames und sein Team stehen vor mehreren Rätseln. Worin liegt das Motiv für den Mord an Hannah? Wer hat Freddy Grey ermordet und dermaßen verstümmelt? Was bedeutet der Bibelspruch, der dem Mann an die Brust getackert wurde? Hängen die beiden Fälle zusammen? Eine Jagd durch die dunklen Abgründe der menschlichen Seele vor dem Hintergrund des Indian Summer in Massachusetts beginnt. 2., überarbeitete Auflage
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Seitenzahl: 375
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Prolog
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Kapitel
Epilog
Es war ein schlechter Morgen für Freddy.
Eigentlich sah er gar nicht wie ein Frauenheld aus. Freddy Grey war 42 Jahre alt; erste graue Haare machten sich in dem vollen, dunkelblonden Schopf bemerkbar.
Freddy, der eigentlich Karl Hanson hieß, war mit 1,70 Metern relativ klein und hatte mit achtzig Kilogramm leichtes Übergewicht. In seinem etwas weich wirkenden Gesicht mit den graublauen Augen zog sich eine leicht blutende Wunde vom rechten Ohr zum Unterkiefer. Ein Andenken an den Mann von Lydia, einen Chirurgen, der zu früh nach Hause kam und ihn sofort mit einem Messer attackierte. Freddy war geistesgegenwärtig genug gewesen, dem Angriff auszuweichen und dem Arzt die teuer aussehende Vase vom Kaminsims auf den Kopf zu schlagen. Vermutlich tat dem Chirurgen der Verlust der Vase mehr weh als die Untreue seiner Frau und die Beule, die seinen Schädel zierte. Noch während der Arzt besinnungslos am Boden lag, stürmte Freddy, der sich in Boston Jack Meyers nannte, aus dem Haus und fuhr in seine eigene Wohnung. An Lydia verschwendete er keinen Gedanken mehr.
Kurze Zeit später betrat er sein gemietetes Penthouse. Für die exklusive Einrichtung, die ihm die Arztfrau geschenkt hatte, hatte er keinen Blick mehr übrig. Er ging direkt zum Wandschrank im Schlafzimmer. Dort holte er aus dem Versteck hinter der doppelten Wand seinen ständig gepackten Notfallkoffer hervor.
Fluchtartig verließ er Boston.
Wenn sie nur endlich kommen würde.
Sie hat den Tod verdient. Punkt. Aus.
Dies waren die Gedanken des Mannes, der auf dem Flachdach der Brookfield-Highschool lag. Nie war er sich so sicher wie dieses Mal.
Seit fünfzehn Jahren verdiente er sich seinen Lebensunterhalt nebenbei als ‚Cleaner‘. Er reinigte keine Tatorte, nein, er beseitigte den menschlichen Abschaum dieser Welt. Der Mann war ein Geheimtipp, wenn es darum ging, jemanden schnell und sauber zu beseitigen. Meist arbeitete er unauffällig, und die Leichen wurden in den seltensten Fällen gefunden. Heute aber war das anders. Dieses Mal glaubte er, keine andere Wahl zu haben. Der Mord musste in aller Öffentlichkeit über die Bühne gehen, denn es war an der Zeit, ein Zeichen zu setzen.
Seit über einer Stunde lag er auf dem Dach. Neben ihm stand eine kleine Kühlbox aus Aluminium, die dick mit Styropor ausgekleidet war. Groß genug, um zwei lange Patronen darin aufzubewahren. Das Präzisionsgewehr mit Zielfernrohr hatte er quer vor sich liegen. Sein Waffenlieferant, dem er seit Jahren vertraute, hatte sich wieder einmal selbst übertroffen. Die Waffe war so umgebaut, dass man sie in drei Teile zerlegen konnte. Die Munition würde keine Hinweise auf die Waffe hinterlassen. Er musste warten, bis sein Opfer etwa einhundert Meter von ihm entfernt aus dem Wald käme. Das wäre die perfekte Entfernung für einen präzisen Schuss.
Vom Dach aus hatte er einen guten Überblick über den Shield-Park, der vom schmalen Band des Green River durchzogen war. Die Schule lag am südlichen Rand der Stadt, nahe der Ausfallstraße 43 nach Sweets Corner, genau gegenüber des Parks. Das Gebäude war in den siebziger Jahren in aller Eile und in Fertigbauweise hochgezogen worden. Damals herrschte plötzlich ein Mangel an Schulplätzen und die Stadt musste reagieren. Seitdem wurde an dem Bau anscheinend nichts mehr getan. Die graue Fassade war von den wechselnden Wetterverhältnissen in Massachusetts völlig verwittert, und die ganze Schule machte äußerlich einen sehr vernachlässigten Eindruck.
Ganz anders der Park gegenüber.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite erstreckte sich ein weitläufiges Gelände, das zum größten Teil naturbelassen war. Nur ein verzweigtes Wegenetz und eine hübsch angelegte, große Rasenfläche zeugten von den wenigen Eingriffen der Menschen.
Zu so früher Stunde an einem Sonntag hatten die Tiere den Park fast für sich allein. Die Vögel zwitscherten ihr Herbstlied, und zwei Kaninchen hoppelten nahe der Straße über den Rasen. Weit über dem Park zog ein einsamer Adler seine Kreise. In dieser Idylle konnte man selbst auf dem Dach der Schule das leise Glucksen des Flusses hören.
Es war ein herrliches Fleckchen, wie man es heutzutage selten fand.
Selbst der Cleaner wurde von der Schönheit in seinen Bann gezogen.
Es ärgerte ihn, dass Hannah Elroy in dieser schönen Umgebung sterben sollte; ein dreckiger Hinterhof in Springfield wäre der bessere Ort gewesen.
Er wusste, sie war eine dieser schamlosen Ehebrecherinnen, die seinem Empfinden nach alle den Tod verdient hatten. Überhaupt nahm er nur solche Aufträge an, die in seine Weltanschauung passten. Zu seinen Auftraggebern zählten Richter, Staatsanwälte, Bürgermeister und Firmenchefs. Selten trat jemand aus den ärmeren Schichten an ihn heran. Die konnten sich die 100.000 Dollar für einen Mord auch gar nicht leisten, aber er hätte so manchen Auftrag auch für weniger Geld angenommen. Hauptsache, es traf das - seiner Meinung nach - richtige Opfer.
Er hatte freigesprochene Mörder, Vergewaltiger, Kinderschänder und sogar korrupte Politiker beseitigt. Manche Aufträge hatte er abgelehnt, aber am liebsten legte er auf Ehebrecher an, egal ob das der vierfache Familienvater mit der Geliebten war oder das ‚Heimchen am Herd', das statt zum wöchentlichen Bridgeabend zu gehen, lieber in einem heruntergekommenen Motel mit einem Bauarbeiter vögelte.
Und trotzdem war heute alles anders.
Seit über zwei Jahren lebte Freddy jetzt in Brookfield, Massachusetts. Seit zwanzig Jahren hatte er, der seine Kindheit und Jugendzeit in New York verbringen musste, den Bundesstaat nicht mehr verlassen. Des Öfteren flüchtete er vor wild gewordenen Ehemännern, und hatte sein Glück schon arg strapaziert. Nun war er im äußersten Nordwesten von Massachusetts gelandet. Es gab nicht mehr viele Orte in diesem Bundesstaat, in denen ihn nicht jemand verfluchte.
Brookfield grenzte im Westen an den Bundesstaat New York, im Norden an Vermont. Beide Grenzen lagen innerhalb von 5 Kilometern zur City, eine perfekte Ausgangsposition zur schnellen Flucht. Aus Boston gekommen, quartierte Freddy sich erstmal im Fairview-Motel ein.
Drei Monate später kaufte er das Haus 2023 Maple Street, das er locker mit seinem ersparten Geld finanzieren konnte. Dabei half ihm auch, dass er kurz zuvor ein großzügiges Geschenk von Michelle, einer reichen Witwe aus Greylock, erhielt. Michelle hatte er am zweiten Abend kennengelernt, als er eigentlich noch die Lage sondieren wollte. Im ‚Glossy', einer Single-Bar, fiel ihm die einsam wirkende Frau auf. Nach der ersten Nacht wollte sie nicht mehr von ihm lassen, nach drei Wochen hatte er sie ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Aus Scham darüber, auf einen Blender hereingefallen zu sein, unternahm Michelle nichts. Sie forderte nicht mal die 85.000 Dollar zurück, die sie ihm für eine Geldanlage anvertraut hatte.
Natürlich war das Geld gut angelegt, nur hatte Michelle nichts mehr davon.
Freddy war mit seinem Leben zufrieden. Als er bemerkte, wie er auf Frauen wirkte, suchte er sich verheiratete, reiche Frauen. Diese waren oftmals sexuell frustriert und einsam. Der Mann oft auf Geschäftsreise, hungerten diese Frauen, körperlich in den besten Jahren, nach unkompliziertem Sex. Und den bot Freddy.
Wenn die Frauen dann von ihm abhängig waren, verlangte er immer mehr Geld. Wollten sie nicht mehr für seinen Unterhalt aufkommen, wurden sie eiskalt von Freddy erpresst. Und bis jetzt hatten alle aus Angst vor ihren Männern bezahlt.
Damit konnte man doch zufrieden sein, oder?
Nun hatte sein Leben aber einen kleinen Schönheitsfehler.
Freddy konnte sich seit 4 Monaten wieder eine Haushälterin leisten. Die Neue war 20 Jahre alt und Tochter illegaler Einwanderer aus Mexiko. Jahrelang war sie mit ihren Eltern durch die Staaten gereist, immer auf der Flucht vor den Behörden. Jetzt lebten sie schon seit über zehn Monaten hier in der Gegend.
Einmal in der Woche kam Conchita Martinez zum Aufräumen und Putzen bei Freddy vorbei. Sie brauchte diesen Job, denn ihr Vater war im letzten Jahr verstorben, und nun musste sie allein für sich, ihre Mutter und ihre kleine Schwester sorgen.
Als sie an diesem Morgen Freddys Haus betrat, sollte sich ihr Leben wieder einmal abrupt ändern.
Beim Putzen hielt sie sich immer an denselben Ablauf. Nachdem sie das Wohnzimmer mit den vielen antiken Vasen und Skulpturen vom Staub befreit und das Geschirr gespült hatte, wollte sie in die Waschküche gehen, um die Wäsche zu sortieren und die Waschmaschine einzuschalten.
Als sie die Tür öffnete, nahm sie einen stark fauligen Geruch wahr.
»Madre de Dios!«, flüsterte sie.
Dann sah sie Freddy.
Obwohl sie sich wegen des Geruchs die Hand vor den Mund hielt, entfuhr ihrer Kehle ein lauter Schrei.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, raffte sie ihre Sachen zusammen, schaute sich um, ob noch etwas auf sie hinweisen könnte und verließ schnell das Haus.
Den an einem Wasserrohr in der Waschküche hängenden Freddy Grey ließ sie zurück.
Er kannte die Frau, die er beseitigen wollte, sehr gut.
Es war das erste Mal, dass er seinem Nebenjob an seinem Wohnort nachging, denn er war ein angesehener Bürger dieser Stadt. Das machte es ihm umso schwerer, unerkannt und ungesehen zu bleiben. Deshalb hatte er sich heute perfekt verkleidet. Die Haut unter dem falschen Vollbart juckte etwas, und die Brille sah aus, als hätte sie schon vierzig Jahre in einem Schrank gelegen. Auf seinem Kopf saß eine alte Baseballmütze, den Schirm im Nacken.
Es kam ihm sehr gelegen, dass vor drei Tagen die Herbstferien begonnen hatten. Das Schulgebäude war vollkommen verlassen. Selbst der alte Hausmeister, der in einer Wohnung im Schulgebäude lebte, war für ein paar Tage verreist. All das hatte der Cleaner in seine Planungen mit einbezogen.
Die ersten zarten Strahlen der Sonne durchdrangen den leichten Nebel, der vom Fluss aufstieg. Mit seinem leicht rötlich gefärbten Wasser zog der Green River träge durch den Park. Eigentlich hatte der Green River seinen Namen vom Unterlauf bekommen, wo Algen das Wasser färbten. Hier in Brookfield aber war das Wasser rötlich von den Sedimenten, die es im Quellgebiet am Mt. Greylock, dem höchsten Berg in Massachusetts, mit sich riss.
»Verdammt nochmal, jetzt komm endlich«, murmelte der Mann vor sich hin. Sie joggte jeden Morgen zur selben Zeit durch den Park, immer dieselbe Strecke, auch am Wochenende.
So langsam wurde er ungeduldig, es fröstelte ihn und die Nässe des Nebels kroch in seine Kleidung, ließ die Fenstergläser der Brille beschlagen und setzte sich auf dem Schaft des Gewehres nieder.
Wenn sie nur endlich kommen würde!
Sie hatte tatsächlich verschlafen!
Hannah schlief nie so lange. Normalerweise stieg sie mit Albert, mit dem sie seit 15 Jahren verheiratet war, zusammen auf. Noch vor dem Frühstück fuhr sie dann zum Joggen in den Park, wo sie immer dieselbe Strecke lief. Sie liebte die Einsamkeit und die Stille, die am frühen Morgen im Park herrschten. Danach fuhr sie nach Hause, duschte und machte dann das Frühstück für Carrie.
Jeden Tag das Gleiche - Monotonie pur.
Sie hatte Albert Elroy im Urlaub auf Cape Cod kennen gelernt. Cape Cod, bekannt durch zahlreiche Filme und Romane, eine Landzunge um eine Bucht südlich der Massachusetts Bay, war der beliebteste Ferienort des Bundesstaates. Man musste mindestens einmal im Leben dort gewesen sein, musste die Schönheit der meist rauen See erlebt haben. Am dritten Tag ihres Urlaubs ging sie auf den Klippen am Atlantik spazieren und schaute fasziniert auf die Brandung.
Sie hatte den Mann weder gehört noch gesehen, bevor er sie ansprach.
»Ich wusste bisher nicht, dass es am Cape so hübsche Meerjungfrauen gibt.«
Sie erschrak, wirbelte herum und dachte gleichzeitig, dass sie noch nie eine solch dumme Anmache gehört hatte. Doch als sie ihn ansah, verschlug es ihr den Atem.
Sie stand ihrem Traummann gegenüber!
Der Fremde war etwa dreißig Jahre alt, mindestens 1,80 Meter groß und hatte eine großartige Figur. Die weiße Bermudahose betonte seine braunen Beine, nur das bunte Hawaii-Hemd machte ein bisschen zu viel 'Magnum' aus ihm. Dem markanten Gesicht mit den braunen Augen, den schmalen Lippen und den gelockten schwarzen Haaren traute man eine solch sanfte Stimme gar nicht zu.
Sie verliebte sich sofort.
Noch am gleichen Tag ging sie mit ihm in sein eigenes Ferienhaus am Rande der Klippen bei Provincetown, wo sie auch sehr schnell im Bett landeten.
Albert Elroy verbrachte hier seit Jahren regelmäßig seinen Urlaub. Trotz seines jungen Alters war er schon ein erfolgreicher Anwalt mit eigener Kanzlei und einem großen Haus in Brookfield. Nach den vier Tagen mit Albert, von denen sie jede Sekunde auskostete, fuhr Hannah zurück nach Boston. Sie brauchte eine Woche, um ihre Wohnung zu kündigen, ihre Einrichtung zu verkaufen und ihren Eltern beizubringen, dass diese ihre Tochter von nun an noch weniger sehen würden.
Natürlich waren diese dagegen, dass ihre Tochter nach so kurzer Zeit einem Mann hinterherrannte, aber sie wussten auch, dass sich Hannah durch nichts davon abhalten lassen würde.
Zwölf Tage, nachdem sie Albert kennengelernt hatte, stieg Hannah ins Flugzeug nach Springfield, wo sie von ihrem Traummann abgeholt wurde.
Das alles geschah vor 15 Jahren.
Heute war alles anders. Ihre Eltern waren bei einem Unfall gestorben, die große Liebe zu Albert war abgekühlt, und sie hatte seit 5 Monaten einen heimlichen Geliebten. Momentan war Albert am Cape, um das Haus für den Winter vorzubereiten, aber er würde an diesem Abend zurückkommen.
Und sie hatte verschlafen.
Als David Soames um 7 Uhr morgens am Tatort in der Maple Street eintraf, waren die Detectives Brooks und Shaney schon fünfzig Minuten vor Ort.
»Es ist mal wieder soweit!«, sagte Todd Brooks leise zu Melissa Shaney und deutete mit einer leichten Kopfbewegung auf Soames. Sie sah sofort, was los war.
»Mein Gott, Detective, wo sind Sie denn unter die Räder gekommen?«
Sie konnte sich als Einzige erlauben, so mit ihrem Vorgesetzten zu sprechen. Als sie zur Polizei in Brookfield-West kam, hatte sie sofort bemerkt, dass Soames mehr als nur ein Auge auf sie geworfen hatte. Sie war einer Beziehung nicht abgeneigt, aber immerhin war David noch verheiratet. Das hatte sich vor zwei Wochen geändert, als er von seiner Frau geschieden wurde.
Heute Morgen hatte ihn ein Anruf seines Kollegen Bane in aller Frühe aus dem Schlaf gerissen. Ein Mord war geschehen, und David war der Hauptermittler im County.
Er hätte eigentlich noch Urlaub bis zum nächsten Donnerstag gehabt, aber ein Mordfall kam in dieser kleinen Stadt mit ihren 30.000 Einwohnern äußerst selten vor. Das durfte er sich nicht entgehen lassen.
»Vergessen Sie´s, es wurde eben später, und außerdem habe ich immer noch Urlaub.«
Lieber würde er sich die Zunge abbeißen als zu verraten, dass er mit dieser stadtbekannten Hure Mandy in einer Nachtbar versackt war! Nachdem sie um drei Uhr früh aus der Bar torkelten, konnte ihn aber selbst die schärfste Frau nicht mehr hochbringen. Und das hatte ihn 200 Dollar gekostet.
»Würden sie mich endlich mal informieren, was hier passiert ist?«, blaffte er Brooks an.
»Wir haben hier wahrscheinlich einen Mord. Fred Grey wurde in seiner Waschküche tot aufgefunden, an einem Wasserrohr aufgehängt. Ein Nachbar, Mister Pascoe, hat uns informiert, dass er einen Schrei gehört hat und danach ein junges Mädchen aus dem Haus laufen sah.«
»Okay, schauen wir uns um«, sagte Soames und ging mit den beiden ins Haus.
Eigentlich wollte sie immer eine große Familie haben, aber nachdem Carrie geboren wurde, ließ Albert im Springfield Memorial eine Vasektomie durchführen. Die führt zwar zur Zeugungsunfähigkeit, aber keineswegs zur Impotenz.
Er weihte sie erst zwei Jahre später ein, nachdem sie sich schon gewundert hatte, warum sie nicht mehr schwanger wurde.
»Ich will keine weiteren Kinder mehr, das eine Balg genügt mir vollkommen! Die ständigen schlaflosen Nächte machen mich so fertig, dass ich im Job vollkommen unkonzentriert bin«, schrie er sie während einer der vielen hitzigen Diskussionen an.
»Ich habe dadurch einen einfachen Fall verloren, und mein Klient muss für lange Zeit einsitzen. Das ist ganz schlecht für mein Image, schließlich muss ich das Geld beschaffen, das du für dich und das hässliche Ding, das du mir angedreht hast, nur so verschleuderst!"
An diesem Tag war für Hannah eine Welt zerbrochen. Erst jetzt erkannte sie, welch ein Mensch sich hinter dieser gutbürgerlichen Fassade verbarg.
Die Jahre danach wurden zur Hölle. Albert kam selten nach Hause, er konzentrierte sich fast ausschließlich auf seine Arbeit, und in seiner wenigen Freizeit betrog er Hannah mit allem, was ihm vor die Flinte kam. Seine Tochter ignorierte er; sie interessierte ihn einfach nicht.
Hannah musste zu Hause bleiben, Carrie erziehen und das Haus sauber halten.
Das erste Mal verprügelte Albert seine Frau, als diese nur andeutete, dass ihr langweilig sei und sie gerne halbtags arbeiten würde.
»Du brauchst nicht arbeiten, ich verdiene genug«, brüllte er sie an und schlug sie ins Gesicht. Die Schläge waren nicht mit voller Wucht geführt, aber sie taten ihr unheimlich weh. Klatsch! Linkes Auge.
»Willst du, dass die Leute über mich herziehen, dass erzählt wird, ich könnte meine Familie nicht mehr allein ernähren? Das habe ich nicht nötig!«
Klatsch! Die Nase.
»Kümmere dich um den Haushalt, die Wohnung stinkt.«
Klatsch! Er traf das rechte Auge.
»Zieh deine Tochter so auf, dass mal was Besseres, als du es bist, aus ihr wird und geh zum Kaffeeklatsch mit diesen Schlampen vom Elternausschuss, aber komme nie wieder auf den Gedanken arbeiten zu gehen, sonst passiert was.«
Der Schmerz erwirkte einen trotzigen Widerstand. Nun wich sie seinem Schlag, der sie am Kinn erwischt hätte, aus. Das machte ihn so richtig rasend und er verpasste ihr die größte Tracht Prügel, die sie je bekommen hatte.
Von da an hielt sie sich an seine Anweisung, nur dass sie anstatt zum Elternausschuss zu anderen Männern ging. Er würde sie töten, wenn er es erfahren würde!
Kommt denn diese Hure überhaupt nicht mehr?
Jetzt fror der Cleaner richtig. Der kalte Kies auf dem Dach gab ihm den Rest. Zum Glück hatte er Handschuhe an, so blieben wenigstens die Finger halbwegs warm. Er war ja auch nicht mehr der Jüngste, und langsam fing er an zu zittern.
Scheiß Herbst!
Der frühe Morgen war ungemütlicher, als er gedacht hatte. Hoffentlich würde ihn das nicht bei seinem Vorhaben behindern. Immer wieder überprüfte er seine Waffe.
Bei seinem nächsten Blick durch das Zielfernrohr bemerkte er eine Bewegung im Wald. Da der Weg in Kurven zwischen den Bäumen hindurch führte, hatte der Cleaner teilweise freien Blick auf die Route, die Hannah direkt zu ihm lief. Für einen kurzen Moment nahm er eine Gestalt in roter Kleidung wahr, die sich in seine Richtung bewegte.
»Na endlich«, murmelte er vor sich hin. Er erkannte sie an ihrer Kleidung. Sie trug immer den roten Dress zum Joggen. Natürlich rot - die Farbe der Nutten!
Immer wieder verschwand die Gestalt zwischen den zahlreichen Büschen und Bäumen im Park. Jetzt blieb sie plötzlich stehen und machte Dehnübungen. Sie war noch 250 Meter von ihm entfernt. Normal hätte er bei dieser Entfernung nicht gezögert, aber heute war wirklich alles anders.
Er war ein Profi und hatte schon auf Entfernungen bis zu 600 Metern präzise getroffen. Aufgrund der Kälte und den jetzt doch klammen Fingern musste er ganz sichergehen. Er konnte nicht riskieren, sie zu verfehlen oder gar nur zu verletzen. Also wartete er weiter ab. 100 Meter, das wäre heute, unter diesen Umständen, die ideale Entfernung.
»Verdammt noch mal, jetzt komm endlich!«, hätte er vor Ungeduld beinahe gerufen. Als hätte sie ihn erhört, lief sie wieder los.
Zufrieden nahm er eine der Spezialpatronen aus der Kühlbox und schob sie in den Lauf der Waffe.
Sie hatte noch 150 Meter zu leben.
Hätte sie gewusst, was auf sie zukam, sie hätte sich vielleicht trotzdem überlegt, zum Park zu fahren und ihre Runde zu laufen.
Sie war in großen Schwierigkeiten.
Wenn Albert von ihrer Affäre erfahren würde, dann wäre alles vorbei. Warum nur hatte sie nicht aufgepasst? In Gedanken versunken stieg sie in ihren ‚Rabbit‘ und fuhr zum Park. Der rote Jogginganzug schien heute nicht zu passen; sie fühlte sich sonderbar unwohl darin. Vielleicht kaufe ich mir morgen einen Neuen, dachte sie. Am Park angekommen, lief sie sofort los.
Obwohl kein Wind wehte, war es verdammt kühl. Nebel lag über dem Fluss und zog langsam zwischen den Bäumen hindurch auf die freien Rasenflächen. Ihre Route führte fast gänzlich durch den Wald. Nur einmal musste sie über eine freie Fläche laufen, die vor der Schule.
Sie liebte den Wald, besonders jetzt, wenn das Laub bunt war. Jeden Tag fünf Kilometer, so hielt sie sich mit ihren nun vierzig Jahren richtig fit.
Sie hatte für ihr Alter eine super Figur und keine Falten im Gesicht, die den langsamen Zerfall ankündigen würden.
Hannah musste lächeln, als sie an ihren Geliebten dachte. Vielleicht gab es ja doch einen Ausweg, und sie konnte mit ihm und ihrer Tochter zusammen ein neues Leben beginnen.
Noch 250 Meter bis zur Schule. Sie blieb stehen und machte ein paar Dehnübungen. Immer hier, neben der großen Ulme, lockerte sie ihre Muskulatur wieder auf, um dann die letzten drei Kilometer am Stück zu laufen. Als sie loslief, kroch die Angst in ihr hoch. Wie würde Albert reagieren?
Sie hatte noch 100 Meter zu leben.
Brooks ging voran, gefolgt von Soames und Shaney. Hinter der Eingangstür lag ein großer Wohnraum, von dem mehrere Türen abzweigten. Vom Wohnraum aus gingen sie durch die Küche zu einer weiteren Tür im hinteren Bereich. Schon in der Küche nahm Soames den strengen Geruch wahr, der sich im ganzen Haus verbreitet hatte. Durch die Tür sah er Freddy.
Die Leiche bot einen grauenhaften Anblick. Freddy musste schon einige Zeit da hängen. Soames verspürte ein komisches Gefühl in der Magengegend.
Der Tote hatte die Augen weit aufgerissen und schien den Polizisten direkt ins Gesicht zu starren.
Aus seinem Mund ragte sein Penis, seine Wangen waren außergewöhnlich dick. Wahrscheinlich der Täter hatte dem Toten die Genitalien abgetrennt und in dessen Mund gestopft. Fliegen umkreisten die blasse Leiche.
An Freddys Brust war einer dieser gelben Merkzettel getackert, auf dem stand in krakeliger Schrift:
»Buch der Offenbarung, Vers 14, 6-20«.
Ansonsten war der Tote nackt.
Dieser Anblick war zu viel für Soames´ Magen. Er machte auf dem Absatz kehrt und lief aus dem Haus. Neben dem hübsch angelegten Blumenbeet übergab er sich würgend auf die Gehwegplatten. Noch während er die letzten Reste der abendlichen Sauforgie ausspuckte, dachte er daran, dass er hier wohl kaum etwaige Spuren vernichtet hatte.
Brooks und Shaney blickten sich an, als Soames hinausstürmte und prusteten vor Lachen. Dies taten sie allerdings, so leise es ging. Vor allem Brooks presste sich die Hand fest auf den Mund, damit man ihn nicht hören konnte.
Geschieht ihm recht, dem Scheißkerl, dachte Brooks, hatte sich aber wieder gefangen, als Soames zurückkam.
Soames hatte, als er noch in Boston war, schon viele Leichen gesehen, war bei Obduktionen anwesend, und jetzt das. Er hatte sich vor den Kollegen auf das Peinlichste blamiert - Scheiß Sauferei!
Jetzt muss ich natürlich doppelte Autorität an den Tag legen, ging ihm durch den nun schmerzenden Kopf, sonst würde mich auf dem Revier keiner mehr ernst nehmen.
»Wie weit sind die von der Spurensicherung? Warum hängt der Tote noch da? Schlafen die noch?«, blaffte er Brooks an.
»Nein, Sir! Ich habe die Leute von der Spurensicherung angewiesen, nichts zu verändern. Ich wollte Ihnen die Möglichkeit geben, sich einen eigenen Überblick über die Situation zu verschaffen.«
Das saß.
Brooks musste innerlich schon wieder lachen, verzog aber keine Miene. Er wusste genau, wann er sich zurückzuhalten hatte.
Er hatte sie genau im Fadenkreuz.
Plötzlich überkam ihn eine eigenartige Ruhe. Diese innere Gelassenheit war eine seiner großen Stärken in solchen Situationen.
Noch 80 Meter.
Langsam krümmte sich sein Zeigefinger um den Abzug und suchte den Druckpunkt. Die Waffe war eine ‚Single Action‘. Es bedurfte nur einer leichten Bewegung des Fingers und das Geschoss würde durch den Lauf jagen, den Schalldämpfer passieren und mit tödlicher Geschwindigkeit und unheimlicher Präzision auf sein Ziel zurasen.
»Das darf doch nicht wahr sein!«, entfuhr es ihm.
Jetzt blieb diese Schlampe schon wieder stehen.
Für einen Moment war seine Ruhe wie weggeblasen. Das konnte sich der Cleaner nun überhaupt nicht erklären. Es war das erste Mal, dass er seine Ungeduld bei einem Job nicht im Griff hatte.
Doch nach kurzer Zeit machte sich die jahrelange Routine bemerkbar und er wurde zunehmend ruhiger.
Es ist wirklich an der Zeit, diesen Job aufzugeben, dachte er. Er verwarf diesen Gedanken allerdings sofort und konzentrierte sich wieder auf sein Opfer.
Die Frau bückte sich und fummelte an ihren Schuhen herum. Erleichtert registrierte er, dass sie sich wieder aufrichtete und weiterlief.
Sie hatte noch 50 Meter zu leben.
Obwohl sie ein eigenes Haus in der Latham Street besaß, sah Rosie aus wie eine dieser Obdachlosen, die des Nachts unter Brücken schliefen und morgens in den Mülltonnen nach etwas Essbarem wühlten. Sie kam mit ihrer mageren Rente gerade so über die Runden; ihren alten Laden hatte sie verkaufen müssen, damit sie das Haus behalten konnte.
Eigentlich hieß sie Rosalie, aber dieser Name hatte ihr schon in ihrer Jugend missfallen, und so ließ sie sich nur noch ‚Rosie‘ nennen. Heute, mit ihren 80 Jahren, konnte sie sich nicht mehr an ihren richtigen Namen erinnern.
Überhaupt fiel ihr in den letzten Jahren das Erinnern schwer. Seit etwa zehn Jahren litt sie an Alzheimer. Anfangs fiel ihr noch auf, dass sie viel schneller Ereignisse oder Namen anderer Personen vergaß. Niemals hätte sie gedacht, dass sie an einer Krankheit litt, bei der durch absterbende Hirnzellen ein langsamer, aber unaufhaltsamer Gedächtnisschwund einsetzt. Immer öfter erkannte sie Personen nicht mehr, wusste nicht, wo sie gerade war oder was sie machen wollte.
Doch immer, wenn sie einigermaßen klar denken konnte, ging sie frühmorgens in den Park zu ihrer Lieblingsbank, um ihren Gedanken an Joseph nachzuhängen.
Sie erinnerte sich dann liebevoll an ihn. Dachte an die schönen gemeinsamen Jahre und ihre Pläne für das Alter. Wie gerne wäre sie zusammen mit ihm in das neue Altersheim gezogen. Dort hätten sie die Zeit, die ihnen der Herrgott noch schenken würde, zusammen verbringen können.
Aber urplötzlich hatte sich Joseph, mit seinen fünfundsiebzig Jahren auf dem Buckel, einfach davongemacht.
Wie soll ich aus dieser Sache wieder rauskommen?
Hannah zermarterte sich das Hirn nach einer Lösung. Seit Wochen konnte sie keinen klaren Gedanken mehr fassen. Sie dachte ständig daran, was Albert mit ihr anstellen würde, wenn sie ihm die Wahrheit sagen würde.
Ich werde das nicht überleben, dachte sie immer wieder, und die Angst fraß sich unaufhaltsam in ihre Seele.
Ihr Geliebter hatte ihr zwar angeboten, Albert die Tatsachen selbst zu erklären oder zumindest dabei zu sein, damit sie eine der schwersten Stunden ihres Lebens überstehen konnte. Das hatte Hannah aber strikt abgelehnt. Zu viel Angst hatte sie, dass Albert ihrem Geliebten dann auch etwas antun könnte. Der war zwar nicht gerade ein Schwächling, aber ihr Mann war in seiner Wut unberechenbar. Zu oft hatte sie dies am eigenen Leib erfahren.
Nur zufällig blickte sie nach unten und sah, dass sich die Sohle des rechten Laufschuhs langsam löste. Sie bückte sich, um den Schaden zu begutachten. Albert hatte ihr in den letzten Jahren das Haushaltsgeld dermaßen gekürzt, dass es nur noch für die billigsten Sachen reichte. Das würde sich bei ihrem neuen Mann ändern. Sie war sich dessen sicher, nein, sie wusste es.
Wenn, ja wenn sie die Konfrontation mit Albert überleben würde.
»Naja, bis zum Auto werde ich es noch schaffen«, sagte sie vor sich hin und richtete sich auf.
Dann lief sie in einem langsameren Tempo weiter.
Sie hatte noch 30 Meter zu leben.
Jetzt kam sie zwischen den Bäumen hervor gelaufen.
Sie lief langsamer. Irgendetwas musste mit ihren Schuhen sein.
Das kam ihm natürlich sehr gelegen, ein langsameres Ziel war einfacher zu treffen!
Noch 10 Meter.
Ganz konzentriert lag sein linker Zeigefinger am Druckpunkt. Ja, er war Linkshänder. Früher wurde er deswegen ausgelacht und verspottet, man hielt dies damals noch für eine Behinderung. Aber er wusste bald, dass es keinen Unterschied machte, ob man Rechtshänder war oder fast alles mit der linken Hand erledigte. Trotzdem regte er sich immer noch über seine ehemaligen Schulkameraden auf, wenn er in Gedanken zurück in seine Kindheit schweifte. Noch mehr Wut hatte er auf deren Eltern. Die hatten ihre Kinder ja erst gegen ihn aufgehetzt. Wie konnten Eltern einem anderen Kind so etwas antun? Dass Kinder in ihrer Ehrlichkeit grausam sein konnten, das war ihm heute bewusst. Aber wenn die Eltern diese Grausamkeiten noch vorlebten, wie sollte man dann die Kinder für ihre Taten verurteilen? Wie gerne würde er all die Lästerer von früher heute einmal besuchen und ihnen zeigen, welche Präzision in einer linken Hand stecken konnte. Seine Wut wuchs mit der Erinnerung.
Noch 5 Meter.
Gleich.
Gleich würde er diese Schlampe ins Jenseits befördern, wo sie auf Gleichgesinnte treffen konnte. Dort würde ihre Strafe auf sie warten und sie könnte vor allem keine Ehe mehr zerstören.
Ziel erreicht.
„Fahr zur Hölle!", presste er zwischen seinen Zähnen hervor, als sich sein Zeigefinger krümmte.
Die Gedanken an ihre Situation ließen Hannah nicht mehr los.
Wo war der Ausweg?
Heute! Heute würde sie mit Albert reden und danach gleich aus dem Haus ausziehen. Carrie würde sie natürlich mit sich nehmen. Ihr Mann hatte ja sowieso kein Interesse an seiner Tochter. Hannah befürchtete allerdings, dass Albert Carrie als Druckmittel gegen sie verwenden würde. Als Anwalt wusste er natürlich genau, wie er ihr empfindlich schaden konnte. Wahrscheinlich würde er sie mit Sorgerechtsprozessen überhäufen und ihr Carrie wegnehmen wollen. Das Schlimmste aber war, dass er diese Prozesse wahrscheinlich auch noch gewinnen würde. Die Gerichte in den Staaten neigten immer noch dazu, Kinder dem Elternteil zuzusprechen, das von seinem Partner betrogen wurde. Egal, ob sich Vater oder Mutter besser um das Kind kümmern konnten. Hannah hatte keine Beweise für Alberts Untreue. In dieser Hinsicht war er sehr geschickt vorgegangen.
Wie sollte sie das Gespräch mit Albert beginnen? Welche Worte sollte sie wählen, um ihn nicht gleich wieder zur Raserei zu bringen? Carrie würde sofort mit ihr gehen, aber würde Albert sie überhaupt gehen lassen?
Hannah wurde kurz von ihren Gedanken abgelenkt, als sie eine flüchtige Bewegung auf dem Dach der Schule bemerkte.
»Wer ist denn heute so früh auf dem Dach?«, flüsterte sie leise vor sich hin; es waren doch Ferien und der alte Henry war auch in Urlaub gefahren.
Dann explodierte etwas in ihrem Kopf, nahm ihr das Denkvermögen und schleuderte sie nach hinten. Ein kurzer, scharfer Schmerz durchfuhr sie, und bevor sie sich Gedanken darüber machen konnte, was passiert sei, war sie tot.
Keine Sorgen mehr.
Keine Ängste mehr.
So hatte sie sich die Lösung ihrer Probleme nicht vorgestellt.
Treffer!
Zufrieden sah er durch das Zielfernrohr wie die Kugel ihr Opfer traf, den Hinterkopf regelrecht explodieren ließ und dann im Fuße eines Baumes einschlug.
Mit einem diabolischen Grinsen zerlegte der Cleaner die Waffe und verstaute die Einzelteile in den speziell dafür in den Mantel eingenähten Taschen. Er hob die leere Hülse auf und steckte sie sorgfältig zu der anderen Patrone in die Kühlbox. Dann verschloss er diese und schob sie ebenfalls in den Mantel.
Der Mann blieb noch kurz stehen und blickte zu seinem Opfer hinüber. Hannah lag auf dem Weg und rührte sich nicht mehr.
Vielleicht höre ich tatsächlich mit dem Job auf, dachte er. Er zitterte nun am ganzen Körper. Nicht weil er aufgeregt war, nein, die Kälte hatte ihn nun, als er sich erstmals seit fast zwei Stunden wieder richtig bewegte, voll erfasst. Er schlang sich die Arme um den Leib, um sich selbst zu wärmen, schaute sich noch einmal auf dem Dach um, ob er auch keine Spuren hinterlassen hatte und ging dann zu der Leiter an der Rückseite des Gebäudes.
Während der ganzen Zeit, die er auf dem Dach verbrachte, hatte er außer einem streunenden Hund niemanden gesehen, der hier nicht sein sollte. Auch jetzt war niemand zu sehen. So stieg er langsam die Treppe hinab.
Die alte Rosie, die von der westlichen Seite zwischen den Bäumen her auf das Gebäude zu kam, bemerkte er nicht.
Rosie war tief in ihren Gedanken versunken.
Sie überlegte, ob sie nicht doch ihr Haus verkaufen sollte. Dann konnte sie sich einen schönen Platz in dem neu erbauten Altersheim leisten. Das ‚Manjor Home‘ war in freier Natur erbaut worden, nicht weit vom Park entfernt. Es gab nur eine schmale Zufahrt, ansonsten war das Heim von den Straßen Brookfields sehr weit entfernt. Rosie hasste Autos, seit ihr Mann sich in seinen Wagen gesetzt und sie verlassen hatte.
Es gab aber noch weitere Aspekte, die für das Altersheim sprachen. Man würde ihr dort all die Arbeiten abnehmen, die sie heute fast schon nicht mehr bewältigen konnte. Die ärztliche Versorgung war vom Feinsten, wie ihr eine Freundin, die als eine der ersten Bewohnerinnen in das Heim gezogen war, erzählt hatte.
Es wird wohl das Beste für mich sein, dachte Rosie. Im Übrigen gab es dort auch Männer in ihrem Alter und Rosie sehnte sich nach männlicher Gesellschaft. Sie musste bei dem Gedanken an die Männer lächeln.
Plötzlich glaubte sie ein Geräusch zu hören, das nicht in die Umgebung passte. Sie war zwar im Kopf etwas wirr, aber ihr Gehör war immer noch exzellent.
Als Rosie sich umsah, entdeckte sie durch die Bäume einen Mann, der sich vom Schulgebäude entfernte. Erst schenkte sie ihm keine Beachtung und wollte weitergehen, doch plötzlich drehte sie sich herum und starrte dem Mann nach, der sich in nördlicher Richtung entfernte.
»Das gibt´s doch nicht!«, flüsterte sie.
Der lange Mantel verhüllte zwar die Figur, aber die Art, wie der Mann leicht das linke Bein nachzog, der Vollbart, den sie von der Seite sah, das nach hinten gerichtete Basecap und die Brille…
Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Konnte das wirklich sein?
Das war doch nicht möglich.
Aber - Rosie war sich sicher - das war er.
Der Mann verschwand hinter den Bäumen.
Rosie stand reglos da und stammelte: »Joseph!?«
»Verdammt nochmal!«
Als der Cleaner die eiserne Leiter des Schulgebäudes herunterstieg, rutschte er, vier Stufen über dem Boden, auf den kalten, nassen Sprossen aus. Beinahe wäre er gestürzt, konnte sich aber gerade noch halbwegs abfangen und schlug sich dabei den linken Fuß an einer Sprosse an. Der Aufprall verursachte in dieser stillen Morgenstunde ein Geräusch wie ein Donnerknall. Ein stechender Schmerz zuckte durch seinen Knöchel und trieb ihm Tränen in die Augen.
Schnell rappelte er sich auf und sah sich um. Dabei bemerkte er nicht, dass ihm die Kühlbox aus der Manteltasche gerutscht war. Er hielt sich nicht damit auf, stehenzubleiben und den Schmerz abklingen zu lassen.
So schnell es ging, humpelte er weg vom Gebäude in Richtung Straße, an der etwa einhundert Meter entfernt sein Fluchtwagen stand. Bei jedem Schritt fuhr der Schmerz durch seinen Knöchel. Ausgerechnet jetzt musste ihm solch ein Missgeschick passieren.
Sein Fuß schmerzte, als würden ihm glühende Nadeln hindurchgetrieben. Der Mann zwang sich einzig und allein darauf zu konzentrieren, so schnell wie möglich das Auto zu erreichen. Er blickte sich nicht einmal mehr um.
So konnte er auch Rosie nicht sehen, die etwa dreißig Meter von ihm entfernt stand und ihn anstarrte.
Am Auto angekommen, beugte er sich unter die Armaturentafel und schloss die Zündung kurz.
Er hatte den Chrysler am Vortag vom Flughafenparkplatz in Albany gestohlen und war froh darüber, dass der Wagen mit einem Automatikgetriebe ausgestattet war. Der Motor sprang sofort an, und der Killer fuhr langsam los, wendete und fuhr in Richtung Sweets Corner davon.
Sein Fuß war nun so stark angeschwollen, dass er befürchten musste, der Knöchel sei gebrochen. Er hielt sich streng an das Tempolimit, nur um nicht aufzufallen.
Auf einem Waldweg bei South-Brookfield hatte er sein eigenes Auto abgestellt. Eigentlich wollte er den Chrysler einen Kilometer entfernt abstellen, um dann zu seinem Wagen zu laufen. Das konnte er jetzt vergessen.
Also fuhr er direkt zum Waldweg, stieg um und gelangte über die Staatsstraße 7 direkt nach Brookfield zurück.
Rosie war mit ihren Nerven am Ende.
Jetzt musste sie sich erst einmal ein bisschen ausruhen und weiter über das Erlebte nachdenken.
Sie ging in Richtung Fluss zu ihrer Lieblingsbank. Gerade wollte sie sich setzen, da bemerkte sie die Frau, die etwa dreißig Meter vor ihr auf dem Weg lag. Langsam näherte sich Rosie.
»He, Sie da!«, rief sie der Frau zu. »Schlafen Sie? Stehen Sie doch auf, Sie holen sich sonst noch den Tod auf dem kalten Boden.«
Die Frau rührte sich nicht.
Erst als Rosie sich zu der Frau hinunterbeugte, sah sie, dass dieser der halbe Hinterkopf fehlte.
Plötzlich war Rosie ganz klar.
Sie schrie nicht und geriet auch nicht in Panik.
Sie sah sofort, was passiert war.
Während des Vietnamkrieges ging sie freiwillig zwei Jahre lang als Krankenschwester nach Saigon, der heutigen Ho-Chi-Minh-Stadt. Dort hatte sie unbeschreibliche Verletzungen von Soldaten und Zivilisten gesehen.
Rosie berührte die Tote nicht und ging umgehend zur Telefonzelle am Schulgebäude.
Dort wählte sie den Notruf.
Nachdem sie wieder aufgelegt hatte, ging sie zurück zur Bank und dachte nach.
Es dauerte eine Weile, bis sie den Mann, in dem sie Joseph erkannte, und die Tote in Zusammenhang brachte.
Und jetzt bekam sie Panik.
David Soames und seine Kollegen sahen sich in Freddys Haus um. Alle drei hatten sich Latexhandschuhe übergestreift. Die Leute von der Spurensicherung und der Gerichtsmediziner waren in der Waschküche beschäftigt.
David war beim ersten Betreten schon aufgefallen, wie sauber und gepflegt hier alles war.
Er sah sich die Einrichtung im Wohnraum genauer an, während Todd Brooks und Melissa Shaney die anderen Räume durchsuchten.
Der Wohnraum war in zwei Bereiche aufgeteilt. Der größere, ungefähr siebzig Quadratmeter groß, war sehr gemütlich eingerichtet. Am großen Fenster zur Straße hin standen zahlreiche Blumenstöcke, seitlich des Fensters hingen teure, in beige gehaltene Seidenschals. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein großer Kamin, dessen Feuerstelle blitzblank geputzt war. Auf dem Sims standen drei teuer aussehende Vasen. Die graue, wuchtige Ledergarnitur stand auf persischen Seidenteppichen, der große Tisch mit der Kristallglasplatte war leer bis auf einen Ascher und eine halbvolle Packung Players. Der Aschenbecher war sauber geputzt.
Der zweite, hintere Bereich, war als Büro eingerichtet. Vor dem Computertisch mit dem PC, einem Flachbildschirm und weiterem Zubehör stand ein schwerer Drehstuhl, mit teurem schwarzem Leder bezogen. Auf einem Beistelltisch standen ein Laptop und eine umfangreiche Sammlung von CDs und DVDs.
»Das wird eine Menge Arbeit geben«, sagte Melissa, die mit der Durchsuchung der Küche fertig war und zu David herüberkam.
Brooks war noch mit dem Schlafzimmer beschäftigt, so dass David und Melissa alleine waren.
»Meinen Sie, wir finden hier etwas, das uns weiterhilft?«, fragte sie David. Die Antwort, die sie bekam, ließ ihr Herz höherschlagen.
»Wollen Sie morgen Abend mit mir essen gehen?«, fragte David unverhofft.
»Äh, ja, natürlich, gerne«, war alles, was sie sagen konnte.
»Gut, dann hole ich Sie um halb acht ab, okay?«
»Ja, das ist okay.«
Melissa war von der unverhofften Entwicklung des Gesprächs äußerst überrascht. Nun berührte David sie auch noch leicht am Arm, was einen wohligen Schauer durch den Körper jagte. Sie bemerkte, dass sie errötete, was ihr peinlich war.
Plötzlich wurde dieser schöne Moment von Brooks unterbrochen.
»Hey, schaut euch das mal an«, rief er ihnen zu.
Die beiden gingen zu ihm in das Schlafzimmer, wo Brooks ihnen einen großen grauen Koffer präsentierte. Den Inhalt hatte er auf dem breiten Bett ausgebreitet.
Ein Umschlag mit ca. 80.000 Dollar in Tausendern, fünf Ausweise, auf verschiedene Namen ausgestellt, Führerscheine, Sozialversicherungskarten und zwei Pistolen mit dazugehöriger Munition lagen auf der weichen Tagesdecke.
Daneben befanden etliche triviale Sachen wie Rasierzeug, Zahnbürste, Unterwäsche, Hemden und Hosen. Einzig eine DVD des Kinofilms ‚Free Willy' passte nicht in das Gesamtbild.
Unter den Papieren fand Melissa einen kleinen Zettel. Mit krakeliger Schrift waren einige Buchstaben und Zahlen vermerkt.
»Sieht aus, als wäre das ein Passwort oder Code«, sagte Brooks. »Vielleicht für ein Konto oder den Computer?«
»Das ist ja interessant«, sagte David. »Wo war der Koffer?«
Brooks zeigte ihnen das Versteck, das er im Kleiderschrank entdeckt hatte, ein fünfzig mal achtzig Zentimeter großes, dreißig Zentimeter tiefes Fach unter einer Verkleidung am Boden.
»Ich glaube, wir sind hier auf etwas ganz Großes gestoßen. Brooks, holen Sie die Leute von der Spurensicherung herein, die sollen hier alles auseinandernehmen. Die Computer-Spezialisten sollen sich mit dem ganzen Zeugs im Wohnraum beschäftigen und alles mitnehmen. Shaney, Sie befragen die Nachbarn. Wer war dieser Grey? Hieß er wirklich so, oder stimmt einer der anderen Namen in den Papieren? Was für ein Mensch war er? Hatte er eine Freundin, Frau, Verwandte? War er schwul? Wo hat er gearbeitet? Wer hat ihn zuletzt gesehen? Die Leute von der Gerichtsmedizin sollen die Fingerabdrücke durch den Computer jagen. Ich will alles über ihn wissen. Notfalls sogar, welches Toilettenpapier er benutzte. Und die in der Waschküche sollen ihn endlich von dem Strick abschneiden.«
Plötzlich war in David der Jagdinstinkt erwacht.
Er sah sich die Sachen aus dem Koffer noch einmal an. Das schien alles perfekt für eine Flucht vorbereitet. Was hatte Grey für ein Geheimnis?
David überlegte. Der Zettel mit der möglichen Kombination war zwar ungewöhnlich, aber wer nimmt eine DVD mit einem Kinderfilm darauf mit auf die Flucht?
War Grey ein Fan von Kinderfilmen? David sah sich das Cover der anderen DVDs im Wohnzimmer an. Keine weiteren Kinder- oder Jugendfilme, alles Action- und Abenteuerfilme. Sogar einige romantische Streifen waren darunter.
Nein, der Film im Koffer war der einzige dieser Art, der sich in der Wohnung befand.
David steckte die DVD in seine Jacke; er würde sie zu Hause anschauen. Damit handelte er zwar gegen die Regeln, aber durch diese Art von Ermittlungen hatte er in seinem Beruf schon sehr viel erreicht.
Er ging zurück zur Waschküche, wo die Leiche gerade in einen Zinksarg gelegt wurde.
Den Post-it-Zettel mit dem Spruch schob David in einen Plastikbeutel und steckte diesen ebenfalls ein. Er würde den ansässigen Pfarrer nach der Bedeutung des Bibelverses fragen müssen.
Plötzlich kam ein Streifenpolizist zur Tür hereingestürmt.
»Detective, ein Funkspruch, wir haben eine Tote im Shield-Park.«
Der Cleaner kam gegen 7:45 Uhr zu Hause an.
Niemand hatte ihn kommen sehen, als er den Wagen neben dem Haus parkte und danach das Haus betrat.
Schon im Wagen hatte er sich den falschen Bart abgenommen, nun steckte er ihn zusammen mit Brille und Mütze in einen bereitliegenden Lederbeutel. Dann zog er den Mantel aus und entnahm ihm die Einzelteile der Waffe. Nachdem er die Teile gereinigt hatte, wickelte er sie in Ölpapier und packte sie in eine Plastiktüte, die er luftdicht verschloss. Den Mantel legte er fein säuberlich zusammen und steckte ihn ebenfalls in den Lederbeutel.
Vorsichtig humpelte er mit den Sachen unterm Arm in den Garten hinter seinem Haus, den ein alter kleiner Ziehbrunnen schmückte. Auf dem Grund des Brunnens befand sich schon seit langer Zeit kein Wasser mehr.
Der Mann befestigte den Lederbeutel und die Plastiktüte an der Leine und ließ sie in den Brunnen hinab.
Dann deckte er die Öffnung sorgfältig mit den alten Brettern ab, die er bereitgelegt hatte.
Nachdem er sich noch einmal überzeugte, dass nichts auffälliges mehr zu sehen war, ging er ins Haus zurück.
Im Badezimmer kümmerte er sich endlich um seinen Fuß. Der tat höllisch weh und war dick angeschwollen. Die bläuliche Verfärbung am inneren Knöchel signalisierte ihm, dass er wohl ein größeres Problem bekommen würde.
Während er den Knöchel betrachtete, durchzuckte ihn plötzlich ein Gedanke.
Die Kühlbox!
Ein heißer Schreck durchfuhr ihn.
Wo war die verdammte Box?
Er wusste genau, dass er sie nicht zu den anderen Sachen in den Beutel getan hatte.
Hier im Haus war sie auch nicht.
In Panik stolperte er hinaus zu seinem Wagen und durchsuchte ihn gründlich.
»Verdammt nochmal«, entfuhr es ihm, als er sicher war, dass er die Kühlbox verloren hatte.
Fieberhaft dachte er nach. Es gab nur zwei Möglichkeiten. Entweder hatte er sie an der Leiter verloren, oder sie lag im Fluchtauto. Beides war katastrophal dumm von ihm; zum ersten Mal hatte er einen großen Fehler gemacht.
Er überlegte.
Es machte keinen Sinn, in Panik zu geraten. Aber jetzt war er sicher, dass es an der Zeit war, diesen Job an den Nagel zu hängen.
Als David und Brooks eintrafen, lag der ganze Park unter leichtem, aufsteigendem Nebel.
Jetzt muss ich diesen Idioten Brooks auch noch mitnehmen, dachte David. Melissa wäre ihm lieber gewesen, aber die hatte er ja selbst zu Greys Nachbarn geschickt.
Als sie aus dessen Haus stürmten, geriet David vom Gehweg ab, trat in seine eigene Hinterlassenschaft, rutschte darin aus und schlug der Länge nach hin.
Diesmal konnte sich Brooks nicht mehr beherrschen und lachte laut los. Der Blick, den er von David dafür erntete, hätte die Wüste in einen Eisberg verwandeln können.
Um gut Wetter zu machen, half Brooks seinem Chef auf die Beine, dann fuhren sie gemeinsam in Davids Wagen zum Shield-Park.
Ein Streifenwagen stand im Park, zwei Polizisten sicherten den Tatort. Es war gerade mal 7:26 Uhr an einem Sonntagmorgen, Schaulustige waren nicht zu sehen.
Nur ein Spaziergänger, der seinen Pinscher ausführte, lief an der Absperrung vorbei.
Auf einer Bank in der Nähe saß eine alte Frau.
Die beiden gingen zu der am Boden liegenden Gestalt. Von weitem schon erkannten sie, dass es sich um eine Frau handelte. Sie lag auf ihrer rechten Seite und die Detectives mussten um sie herumgehen, um das Gesicht zu sehen.
Es war ein hübsches, ungeschminktes Gesicht mit vollen Lippen und einer kleinen Stupsnase. Ein paar Sommersprossen waren auf Wangen und Nase verteilt, die grünen, gebrochenen Augen starrten weit aufgerissen zum Fluss hinunter. In ihrer Stirn befand sich ein kleines Loch, aus welchem ein dünner Blutfaden rann. Die kurzen Haare waren strahlend rot, passend zu ihrem Sportdress.