Mord am Borsigplatz - Hans W. Cramer - E-Book

Mord am Borsigplatz E-Book

Hans W. Cramer

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  • Herausgeber: GMEINER
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Ein brutaler Mord im Dortmunder Rombergpark zerstört den Frieden. Ein Schuldiger ist schnell gefasst. Doch Universitätsdozent Friedrich Sachse, genannt Philo, hat den Mann, einen Kollegen, zur Tatzeit in der Stadt gesehen. Gemeinsam mit seinen Freunden Sabine und Raster nimmt er die Ermittlungen auf. Wer will Philos Kollegen hinter Gitter bringen? Und warum schweigt der Beschuldigte? Wie hängt die ungewöhnliche Familiengeschichte des Opfers mit dem Mord zusammen? Das Trio gerät an seine Grenzen, als ein weiterer Mord geschieht …

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Seitenzahl: 355

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Hans W. Cramer

Mord am Borsigplatz

Der dritte Fall für das Dortmunder Trio

Zum Buch

Prügelknabe Der einflussreiche und nicht unumstrittene Chef einer großen Autohauskette wird brutal im Dortmunder Rombergpark ermordet. Eine Zeugin konnte den flüchtigen Täter jedoch bestens beschreiben. Schon bald scheint der Fall abgeschlossen zu sein. Doch Universitätsdozent Philo hat den Tatverdächtigen, einen Kollegen, zur Tatzeit an einem anderen Ort gesehen. Gemeinsam mit seinem Freund Raster versucht er die Hintergründe aufzudecken und stößt dabei auf eine Mauer des Schweigens.

Sabine bekommt durch Zufall einen anderen Zugang zu der Familie des Opfers. Doch auch hier verbergen dunkle Geheimnisse einer zerstrittenen Familie den Blick auf die Lösung des Falls. Das Trio bekommt diesmal Hilfe von einer jungen Polizistin, die mit den offiziellen Untersuchungen der Behörden nicht einverstanden ist. Doch die Lösung bleibt lange im Verborgenen und die Ermittlungen werden für die vier immer gefährlicher, je näher sie der Wahrheit kommen.

Hans W. Cramer wurde im Bergischen Land geboren. Bereits mit 14 Jahren schrieb er erste Gedichte, Kurzgeschichten und Märchen. Trotz seiner Ausbildung zum Frauenarzt und der Arbeit in eigener Praxis, ließ ihn das Schreiben nie los. Seit 2013 werden seine Kriminalromane erfolgreich veröffentlicht. Mit seiner Familie lebt der Autor am südlichen Rand des Ruhrgebiets.

 

Bisherige Veröffentlichungen im Gmeiner-Verlag:

Evas Erbe (2018)

Spinnenbiss (2017)

Wer Sünde sät (2016)

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Alle Rechte vorbehalten

1. Auflage 2019

Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt

Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung eines Fotos von: © ArTo / stock.adobe.com

Druck: CPI books GmbH, Leck

Printed in Germany

ISBN 978-3-8392-6084-5

Haftungsausschluss

Personen und Handlung sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen

sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Das Haus Kurl und die Familie Tuxhorn

1. Kapitel

Dortmund, Rombergpark, April

Ein Lächeln huschte über Martinas Gesicht, als ihr die bunte Vielfalt von Scharbockskraut, Vergissmeinnicht, Gelben Windröschen und Forsythien auf den Wiesen und Beeten bewusst wurde. Endlich Frühling. Die erste wärmende Sonne würde ihr helfen, den Schweinehund zu besiegen, der ihr in den letzten Monaten eingeredet hatte, dass ein paar Kilos zu viel gar nicht so schlimm wären.

Der Wiesenbach und die Schondelle schlängelten sich malerisch durch den Rombergpark im Süden Dortmunds, während Martina Struck auf den ersten hundert Metern ihrer Joggingrunde kräftig ins Schnaufen kam.

Es waren kaum Menschen unterwegs an diesem frühen Dienstagmorgen im April und sie genoss die friedliche Stille, die nur durch das regelmäßige »Tapp-Tapp« ihrer Laufschuhe und das leise Vogelgezwitscher gestört wurde. Am Parkeingang hatten einige Spaziergänger die ersten Sonnenstrahlen willkommen geheißen. Seit gut zehn Minuten hatte sie keine Menschenseele mehr gesehen.

Die Gedanken schweiften zu ihrem Mann Günther, der ihr überdeutlich zu verstehen gegeben hatte, dass ihn die kleinen Fettpölsterchen in keiner Weise stören würden, seine Augen ließen eher das Gegenteil vermuten. Aber nicht für ihn, sondern für sich selber wollte sie bald wieder das Gewicht erreichen, das sie vor zwei Jahren auf die Waage gebracht hatte. Auch wenn das hieß, dass sie mindestens dreimal pro Woche ausgiebig Sport treiben musste.

Als Martina gedanklich bei besagtem Beschluss angekommen war, machte der Weg eine Linksbiegung, um etwa 200 Meter an einem kleinen Waldstück entlangzuführen. Martina liebte diesen Teil der Runde: Rechts der niedrige Wald mit seinen geheimnisvollen Schatten und den Vogelstimmen, die anders waren als noch Minuten zuvor, während sich links auf freier Fläche der Wiesenbach nach Norden schlängelte …

Irgendetwas passte nicht ins Bild. Martina verlangsamte ihr ohnehin gemächliches Tempo und versuchte das Dämmerlicht, das unter den Bäumen herrschte, zu durchdringen. Etwas war falsch. Sie blieb stehen und ging ein paar Schritte rechts vom Weg ab. Gelbe Farbtupfer inmitten der dunkelgrünen Äste schimmerten vielleicht 20 oder 30 Meter entfernt, angestrahlt von den vereinzelt den Waldboden erreichenden Sonnenstrahlen. Neugierig schlich sie weiter auf die Erscheinung zu. Ihr Herz schlug fest und schnell in ihrer Brust. Zu schnell, als dass man es nur mit der Anstrengung hätte erklären können. Schließlich öffneten sich die letzten Büsche vor einer kleinen, etwa zweimal zwei Meter großen Freifläche. Unwillkürlich hielt sich Martina die rechte Hand vor den Mund, als wollte sie den Schrei, der sich in ihrer verkrampften Brust bildete, zurückhalten. Doch es kam kein Schrei. Regungslos verharrte sie vor dem Anblick, der sich ihr bot.

Ein älterer Mann mit einer blutbefleckten gelben Jacke aus Fliegerseide lag unnatürlich verkrümmt halb auf der Seite, halb auf dem Rücken. Seine offenen Augen starrten direkt in Martinas Richtung, als rufe er noch verspätet um Hilfe. Auf der linken Brustseite sammelte sich das Blut und bedeckte vollständig das ursprüngliche Gelb der Jacke. Das Allerschlimmste war das, was sie um den Toten herum wahrnahm. Überall an den Bäumen, den Ästen und im halbhohen Gras waren Blutspritzer verteilt. In Körpernähe große Flecken, an den Stämmen, die weiter weg standen, kleine, feine Spritzer. Hier und da glitzerte das Blut, als wäre es frisch. Sie taumelte zurück in den Schatten der Bäume und erbrach sich immer und immer wieder, bis nur noch ein saures Würgen ihren Körper schüttelte.

Erschöpft lehnte sie sich mit dem Rücken an einen Baum direkt neben dem Weg, als sich die ersten Polizeiwagen mit Blaulicht und Martinshorn näherten. Das Handy war ihr aus der Hand ins Gras gerutscht. Egal. Warum machen die eigentlich so einen Krach, fragte sich Martina. Hier ist doch niemand, den sie warnen müssten. Ein irres Kichern stieg ihr die Kehle hoch. Sie besann sich wieder auf den Ernst der Lage. Was sollten denn die Beamten denken, wenn sie sie kichernd nur wenige Meter neben dem Toten vorfinden würden? Tränen drängten sich in ihre Augen. Mann, ist das eine Achterbahnfahrt, dachte sie noch, bevor sie in eine gnädige Ohnmacht fiel.

Als sie aufwachte, lag sie auf einer Liege, hinter ihr ein Notarztwagen. In ihrem linken Arm steckte eine Kanüle mit einem Infusionsbeutel, der an einem Ständer baumelte. Sie fror erbärmlich trotz der Decke, die man über sie gelegt hatte. Eine junge Ärztin fühlte ihren Puls und streichelte ihr das kaltschweißige Gesicht.

»Es wird alles gut. Sie haben einen kleinen Schock erlitten. Was kein Wunder ist bei dem Anblick. Sie sagen einfach, wenn Sie bereit sind, Fragen zu beantworten. Dieser Herr dort vorne«, sie zeigte mit der rechten Hand auf einen rauchenden Mann in Zivil, der unruhig hin und her tigerte, »wartet nämlich ungeduldig auf ein paar Antworten. Aber Sie geben das Kommando. Okay?«

Martina nickte dankbar und schloss die Augen. »Ich möchte nach Hause, Frau Doktor«, flüsterte sie. »Wann …?«

»Bald. Haben Sie noch ein wenig Geduld. Herr Bartsch! Kommen Sie bitte mal!«, rief die Ärztin in Richtung des wartenden Mannes, der sich sofort in Bewegung setzte. »Ich würde die Zeugin gerne mit ins Krankenhaus nehmen. Sie hat einen ausgeprägten Schock.«

Der Angesprochene ignorierte die letzten Sätze und wendete sich direkt an Martina. »Hören Sie! Wir können die Aussage auch morgen aufnehmen, aber würden Sie mir bitte ein oder zwei Fragen jetzt beantworten?«

Die Ärztin runzelte ärgerlich die Stirn und wollte gerade einschreiten, doch Martina legte beruhigend die Hand auf ihren Arm. »Lassen Sie nur. Es geht schon. Nur nicht zu lange.«

Kriminaloberkommissar Bartsch stellte ihr tatsächlich nur wenige Fragen über ihre Identität, den Zeitpunkt der Leichenauffindung und vor allem, ob sie andere Personen in der Nähe gesehen habe.

Martina antwortete, soweit sie konnte, wurde dabei aber immer leiser und stockender, bis die Notärztin schließlich rigoros die Befragung für beendet erklärte.

Während der Fahrt durch den Park, die Martina Struck nur halb mitbekam, ging ein Gedanke mantragleich durch ihren Kopf: Sie musste sich unbedingt eine andere Joggingrunde suchen. Der Rombergpark war ab sofort verbrannte Erde.

2. Kapitel

Dortmund, Kreuzviertel, Mai

Hans Schulz, von allen wegen der langen Rastalocken nur Raster genannt, warf vor Schreck beinahe seinen halb vollen Kaffeebecher um, als ein lautes Gepolter im Flur losbrach. Was war denn da los? Er sprang auf, öffnete die Zimmertür und fand sich dem puterroten und vor Wut verzerrten Gesicht seines Freundes und Mitbewohners Friedrich Sachse gegenüber. »Kann ich dir irgendwie behilflich sein, Philo? Du siehst aus, als hätte jemand absichtlich dein nicht vorhandenes Auto geschrottet.«

Sachse, der auf den Spitznamen Philo hörte, da er als Dozent für Philosophiegeschichte arbeitete, hatte seine Aktentasche voller Wucht auf den kleinen Stuhl neben der Kommode gepfeffert, sodass dieser krachend gegen ebendiese geflogen war. »Man glaubt es nicht! Ich dachte, wir leben in einem Rechtsstaat! Und jetzt das! Unabhängige Justiz, ha! Dass ich nicht lache! Verbrecher! Alles Verbrecher! Raster, ich sag dir eins: Verlass dich nie auf unsere Richter! Die sind alle gekauft! So etwas hab ich ja noch nie erlebt.«

»Beruhige dich doch erst einmal! Ich verstehe kein einziges Wort. Du legst jetzt ab, setzt dich mit mir in die Küche, dann bekommst du von mir einen Kaffee – oder vielleicht besser einen Kräutertee – und erzählst mir in Ruhe, was dich ärgert.«

Philo entledigte sich seiner Jacke und trottete mit hängendem Kopf in die Küche, wo er sich auf einen Stuhl fallen ließ. »Ich möchte jetzt nichts trinken. Danke, Raster. Setz dich einfach zu mir. Das ist eine echt unglaubliche Geschichte.«

Die Freunde wohnten seit Jahren in einer geräumigen Altbauwohnung in der Große-Heim-Straße im Dortmunder Kreuzviertel. Eigentlich gehörte noch eine dritte Person dazu, die die Männer schrecklich vermissten: Sabine Funda, 41 Jahre alt, war vorübergehend bei ihrer Schwester Hanna in Herne untergekommen. Diese hatte ein Mädchen in Pflege genommen, dessen Vater für lange Jahre ins Gefängnis musste, und deren Mutter – wohl wegen des Downsyndroms der Tochter – sich stur weigerte, ihrer Rolle gerecht zu werden. Da Hanna selbst Mutter eines zwölfjährigen Mädchens war, hatte Sabine kurzerhand beschlossen, ihr zumindest für den Anfang zu helfen. Als freie Ärztin im Notdienst der Städtischen Kliniken in Dortmund konnte sie getrost eine Zeit lang aussetzen. Finanziell war sie gut ausgestattet. Außer ihren sportlichen Aktivitäten wie Joggen und Tennis betrieb sie keine kostenintensiven Hobbys.

Raster stellte seine Kaffeetasse vor sich auf den Tisch und Philo knetete unverändert wütend die Finger ineinander. Würde Sabine noch hier wohnen, sähe die Küche sicherlich aufgeräumter und wohnlicher aus. Raster, der bis vor einem Jahr der totale Chaot gewesen war, hatte sich deutlich gebessert und half dem sehr peniblen Philo immer wieder bei den anstehenden Pflichten im Haushalt. Trotz ihrer großen Andersartigkeit oder vielleicht gerade deswegen hingen sie aneinander fast wie ein Liebespaar. Sie scherzten miteinander und zogen einander auf, aber wenn es darauf ankam, passte kein Blatt Papier zwischen die beiden.

Philo setzte seine Brille mit dem breiten, braunen Gestell wieder richtig auf die Nase und zog den hellbraunen Pullunder gerade. »Wir haben uns in letzter Zeit so wenig gesehen, dass ich dir noch gar nicht von der Sache erzählen konnte.«

»Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst. Du weißt, wie viel ich unterwegs war. Erst der Crash im Rathaus, dann die Fortbildung. Nein, ich weiß tatsächlich nicht, was los ist.« Raster arbeitete als IT-Spezialist und Netzwerkbetreuer für etliche Rathäuser und Stadtwerke in Dortmund und Bochum. Außerdem programmierte er als freier Mitarbeiter für Spielehersteller weltweit, womit er sich mittlerweile ein kleines Vermögen verdient hatte, das er aber, wie Sabine, achtlos auf der Bank liegen ließ. Er war zufrieden mit seinem Leben und brauchte keinen Luxus. Das Einzige, was er sich wünschen würde, wäre eine andere, intensivere Beziehung zu Sabine, die er seit Jahren offen liebte und verehrte. Diese gab ihm die gute Freundin zurück, mehr jedoch nicht.

»Also, dann muss ich ganz vorne anfangen«, begann Philo mit seiner Erzählung. »Vor etwa drei Wochen saß ich zufällig mit einer Mitarbeiterin von mir in der Kantine beim Mittagessen. Irgendwann meinte sie beiläufig, ich würde doch den Kollegen Volker Kuklinski von den Wirtschaftsmathematikern kennen. Ich nickte, woraufhin sie mir erzählte, der wäre wegen Mordverdachts verhaftet worden.«

Raster pfiff durch die Zähne. »Und? Kennst du diesen Kuklinski näher?«

»Näher würde ich das nicht nennen. Aber wie das bei uns Philosophen nun mal ist: Es gibt immer wieder mal Überschneidungen mit der Mathematik. Wir hatten zusammen einige Seminare und sind zweimal gemeinsam auf Kongressen in den Staaten gewesen. Ein echt netter Zeitgenosse. Ich schätze ihn auf Ende 40. Und eins sage ich dir: Der fängt schon an zu weinen, wenn du eine Fliege erschlägst. Der und Mord? Niemals! Jedenfalls war ich einigermaßen geschockt über diese Nachricht und fragte nach Einzelheiten. Meine Mitarbeiterin konnte mir aber mehr nicht sagen.«

»Und da bist du zu unseren Freunden im Polizeipräsidium gegangen, nehme ich an«, meinte Raster grinsend.

Die drei hatten in den letzten Jahren einige Male der Polizei gute Dienste erwiesen und pflegten daher einen engen Kontakt zu dem einen oder anderen Beamten.

»Genau. Du sagst es.« Jetzt lächelte endlich auch Philo das erste Mal an diesem Nachmittag. »Jedenfalls konnten die mir zumindest sagen, wann und wo der Mord stattgefunden haben soll. Wer das Opfer war und genauere Tatumstände wollten sie mir natürlich nicht mitteilen.«

»Jetzt wird es spannend.« Raster beugte sich vor und fixierte Philo mit zusammengekniffenen Augen. »Du würdest hier doch nicht so ein Theater machen, wenn du selber nicht irgendwie ins Spiel gekommen wärst.«

»Da hast du recht. Es war nämlich so, dass der vermeintliche Mord an einem Dienstagmorgen, drei Wochen vor meinem Besuch bei der Polizei, stattgefunden haben soll. Und zwar im Rombergpark. Nur: Gerade an diesem Morgen habe ich zu exakt der fraglichen Zeit Volker Kuklinski an der Möllerbrücke gesehen.« Triumphierend richtete sich Philo auf und strich seine wie immer akkurat gescheitelten blonden Haare nach hinten.

»Dann muss die Polizei den Falschen geschnappt haben. Aber sag mal. Wie kannst du dir so sicher sein? Also ich wüsste nicht mehr, was ich an einem Dienstagmorgen vor drei oder vier Wochen …«

Philo hasste diese schlechte Angewohnheit Rasters, immer den Rest eines Satzes wegzulassen, wenn er meinte, die letzten Wörter könnte man sich aus dem bisher Gesagten herleiten. Aber man gewöhnte sich an seine Eigenheiten nach einer so langen Zeit des Zusammenlebens. »Just an diesem Morgen hatte ich in der Uni einen kleinen Umtrunk. Dienstjubiläum meiner Sekretärin. Also habe ich auf dem Weg dorthin in dem Blumengeschäft an der Lindemannstraße angehalten und einen Strauß gekauft. Du weißt doch, der Laden, der immer früh auf hat.«

Raster zuckte mit den Schultern. Er konnte sich nicht erinnern, jemals in einem Blumenladen gewesen zu sein.

»Und als ich da raus kam«, fuhr Philo fort, »sah ich Kuklinski auf der anderen Straßenseite Richtung Möllerbrücke spazieren. Wie ich jetzt erfahren habe, deckt sich das mit den Angaben, die er bei seiner Festnahme gegenüber der Polizei gemacht hat.«

»Aber dann ist doch alles klar!«, rief Raster aus. »Wieso machst du denn so ein Drama von wegen Ungerechtigkeit?«

»Pass auf! Ich bin ja noch nicht fertig. Ich habe daraufhin in Erfahrung gebracht, wer der Anwalt meines Kollegen ist. Der hat alles aufgenommen und meinte, ich müsste das auch vor Gericht bezeugen, weil die Staatsanwaltschaft eine Gegenzeugin habe.«

»Okay. Und wie ging das weiter?«

»Heute war der erste Tag der Hauptverhandlung. Kuklinski sitzt wegen Fluchtgefahr in U-Haft. Jedenfalls komme ich gerade da her.«

»Jetzt spann mich nicht so auf die Folter, Philo! Was ist schiefgelaufen?«

»Die Staatsanwaltschaft präsentierte vor meiner Aussage eine Frau, die unter Eid bezeugte, dass sie Kuklinski zum fraglichen Zeitpunkt in der Nähe des Tatorts, im Rombergpark, gesehen habe.«

»Dann lügt die! Mann! Ich glaube eher dir als irgendeiner womöglich gekauften Pseudozeugin. Aber das muss der Richter doch genauso eingeschätzt haben. Oder etwa nicht?«

»Der war anfangs tatsächlich skeptisch und hat die Frau ganz schön in die Mangel genommen. Aber dann hat die Staatsanwältin die Bombe platzen lassen.«

Raster zog gespannt die Augenbrauen in die Höhe. »Und?«

»Die Frau behauptet, nicht nur Kuklinski gesehen zu haben, sondern er sei richtiggehend in sie hineingelaufen. Daraufhin bestätigte ein Gutachter von der Kriminaltechnik, an einer von Kuklinskis Jacken Fasern gefunden zu haben, die eindeutig vom Pullover der Zeugin stammen, den sie an jenem Morgen getragen hat.«

3. Kapitel

Herne, Gysenbergpark, Mai

Die Sonne schien von einem klaren hellblauen Himmel. Die Luft war noch frisch, aber die sommerlichen Gerüche der diversen Pflanzen versprachen einen warmen Tag.

Sabine Funda war früh unterwegs an diesem Donnerstagmorgen. Sie hatte mit ihrer Schwester und den beiden Mädchen gefrühstückt, Hanna geholfen, den üblichen morgendlichen Zeitdruck zu überstehen, bis Clarissa und Laura endlich in ihren jeweiligen Schulbussen saßen und sich danach in ihren Joggingsachen zum Gysenbergpark aufgemacht. Sie musste den Kopf freibekommen und sich über einige Sachen klar werden. Und wobei ging das besser als beim Joggen?

Sie startete an der Therme Lago, lief eine Runde am Forsthaus vorbei, überquerte die Gerther Straße und bog in ihr Lieblingswaldstück, den Volkspark, ein. Vielleicht war sie die erste Runde zu schnell angegangen, vielleicht war sie in den letzten Monaten außer Form geraten. Die Zeit bei ihrer Schwester hatte ihre Alltagsgewohnheiten ziemlich durcheinandergebracht. Nach Luft schnappend sank sie auf eine Bank in der Nähe des Sportplatzes mit einem wunderschönen Blick auf die angrenzenden Felder.

Sie wollte nachdenken, Dinge abwägen und überlegen, wie ihr Leben in Zukunft weitergehen sollte. Doch im Grunde wusste sie bereits, wie sie sich entscheiden würde. Der tiefe Schock, der sie bis ins Innerste getroffen hatte, war mittlerweile überwunden und einer Reife und Gelassenheit gewichen, die sie noch vor wenigen Monaten nicht für möglich gehalten hatte. Die Erkenntnis, dass ausgerechnet der Mann, den sie endlich als den Richtigen angesehen hatte, und der vermeintlich in ihr Wunschbild – nämlich ihrem Vater sehr ähnlich zu sein – passte, sich als Verbrecher, Lügner und Betrüger entpuppt hatte, hatte sie nicht zerbrechen können, sondern stärker werden lassen. Die Sehnsucht nach einer neuen Partnerschaft war verschwunden, einfach weg. Aber Sabine fand das nach einer solchen Erfahrung normal. Sie würde sich Zeit geben und vor allem nicht mehr diesem Idealbild eines Vaterersatzes hinterherhecheln.

Nein, diesbezüglich war alles wieder gut. Mehr Gedanken machte sie sich über etwas anderes. Sie hatte, nachdem Lauras Vater inhaftiert worden war, ihre Aufgabe darin gesehen, ihrer Schwester beizustehen. Sabine war immer noch überwältigt von der Selbstverständlichkeit, mit der Hanna die kleine Laura aufgenommen hatte. Natürlich konnte man ein Kind mit Downsyndrom mindestens so lieb haben wie ein vollkommen gesundes, aber jeder, der behauptete, die Belastung und Arbeit wäre dieselbe, der log. Gerade am Anfang war es gut gewesen, dass sie sich die verschiedenen Aufgaben geteilt hatten. Zumal Hannas Tochter Clarissa auf keinen Fall das Gefühl bekommen durfte hintenanzustehen. Jetzt war allerdings eine Routine in den Alltag gekommen, die Sabines Anwesenheit nicht mehr unbedingt erforderlich machte. Außerdem war ein Mann in Hannas Leben getreten. Sabine freute sich riesig für ihre Schwester, die bei einem Workshop, zu dem sie von ihrer Firma geschickt worden war, einen richtig netten Typ kennengelernt hatte, der nicht gleich das Weite suchte, als er von den beiden Mädchen hörte. Ohne Neid gönnte Sabine ihrer Schwester diese Entwicklung. Auch Hanna hatte genügend schlechte Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht gemacht.

Sabine überlegte weiter. In der kleinen Mietwohnung wurde es ihr langsam ein wenig eng. Sie vermisste ihr großes Zimmer in der WG in Dortmund, ihre Bücher, ihre Intimität. Jetzt schlief sie seit Monaten entweder im Wohnzimmer auf der Couch oder, wenn es sich abends nach dem Vorlesen so ergab, bei einem der Mädchen im Bett.

Und noch ein dritter Aspekt drängte sich immer mehr in ihr Bewusstsein: Ihr fehlte die Arbeit. Finanziell war es sicherlich nicht nötig, sofort wieder anzufangen, aber Sabine liebte ihren Beruf. Was genau sie in Zukunft machen würde, war ihr noch nicht klar. Aber Ärztin zu sein, innerhalb kurzer Momente teilweise lebenswichtige Entscheidungen zu treffen, oder einfach nur für Menschen da zu sein, brauchte sie wie andere das tägliche Brot. Im Deutschen Ärzteblatt hatte sie erst vor wenigen Tagen eine Annonce gefunden, in der eine Familie aus dem Dortmunder Osten eine Ärztin suchte. Es ging um die Betreuung des betagten Großvaters, der an einer COPD litt. Sabine wusste natürlich, wie beeinträchtigend diese chronische Lungenerkrankung sein konnte, dass eine Familie jedoch eine Ärztin und nicht einen Pfleger für den alten Herrn suchte, war ungewöhnlich. Entweder wussten sie nicht, wie teuer eine Rundumbetreuung durch einen Arzt war oder es lag hier ein Missverständnis vor. Andererseits war die Anzeige so aufwendig gestaltet, dass allein die eine gehörige Summe gekostet haben musste. Interessant war auch, dass explizit eine Ärztin und kein Arzt gesucht wurde. Vielleicht wäre das ja was für sie. Etwas ganz anderes als ihre bisherige Arbeit auf dem Rettungswagen. Wahrscheinlich sehr viel ruhiger und beschaulicher, als das hektische Agieren an einem Unfallort oder bei einem Akutpatienten. Außerdem hätte sie die Wochenenden frei und wäre unter der Woche wohl kaum in der Wohnung des Patienten gefangen.

Sabine merkte, dass ihre Gedanken in den Bereich der Spekulationen abglitten. Noch hatte sie die Stelle ja nicht. Müßig blinzelte sie in die Sonne, die ihr warm ins Gesicht schien. Gleichzeitig registrierte sie mit leiser Freude, dass zwei junge Männer, die an ihrer Bank vorbeijoggten, verstohlene Blicke auf die Frau warfen, die da mit lang ausgestreckten Beinen die Sonne genoss. Sie war nicht stolz oder eingebildet auf ihr Äußeres. Sie freute sich einfach darüber, dass sie mit 41 Jahren noch fit war, eine sportliche Figur besaß und war dankbar für ihr hübsches Gesicht. Ein wenig wehmütig dachte sie an ihre Mutter, die in diesem Alter ähnlich ausgesehen hatte. Leider war sie nicht viel älter geworden. Ihre Eltern waren zusammen bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als Sabine gerade einmal 19 Jahre alt war. Ihre drei Brüder und ihre Schwester lebten bereits in ihren jeweiligen Universitätsstädten beziehungsweise Ausbildungsorten und bauten sich ihr eigenes Leben auf. Dadurch war es für Sabine, die als Letzte noch zu Hause wohnte, anfangs besonders schwer gewesen.

Sie seufzte vernehmlich, stand langsam auf und streckte ihre Arme und Beine. Es war Zeit zurückzulaufen. Sie hatte ihrer Schwester versprochen, sich um das Mittagessen zu kümmern. Aber eine Entscheidung war gefallen. Sie würde nach Dortmund zurückkehren und sich den alten Herrn zumindest einmal anschauen. Vielleicht wollte die Familie sie ja gar nicht, oder er mochte sie nicht. Mal sehen.

Sabine konnte nicht im Entferntesten erahnen, welche Konsequenzen diese Entscheidung haben würde, als sie langsam und froh, einen Entschluss gefasst zu haben, zu ihrem Auto zurücklief.

4. Kapitel

Dortmund, Kreuzviertel

»Verstehst du, Raster? Ich kann nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und so tun, als wäre nichts geschehen.«

Ein Tag war vergangen. Philo und Raster saßen wie am Vortag in der Küche und hatten das Gespräch über die Gerichtsverhandlung wieder aufgenommen.

»Gut, ich kenne Kuklinski nicht besonders, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich ihn an dem betreffenden Morgen in der Stadt gesehen habe. Er kann nicht der Mörder sein! Wir müssen ihm da irgendwie raushelfen.« Philo hatte sich mit hochrotem Kopf in Rage geredet und starrte Raster herausfordernd an.

»Beruhig dich erst mal«, meinte dieser. »Jetzt noch einmal zum Mitschreiben: Du bist dir hundertprozentig sicher, dass du Kuklinski zur Tatzeit an der Möllerbrücke gesehen hast?«

Philo schnaubte wütend und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Glaubst du mir etwa nicht? Mensch Raster! Ich bin doch nicht blind. Ja, ich bin mir absolut sicher!«

»Okay, okay. Ich wollte nur noch mal nachfragen. Natürlich glaube ich dir. Wenn jemand zuverlässig beobachten kann, dann du. Das hast du ja nun gerade letztes Jahr mehrfach bewiesen. Eine Sache ist mir jedoch nicht klar. Kannte die Zeugin Kuklinski oder wie ist die Polizei überhaupt auf deinen Kollegen als Tatverdächtigen gekommen, der Täter ist doch geflüchtet?«

»Du hast ja wirklich gar nichts mitbekommen, Raster. Diese Zeugin hat den angeblich Flüchtenden so gut beschrieben, dass man von ihm ein sehr genaues Phantombild erstellen konnte. Das wurde in allen Zeitungen in und um Dortmund veröffentlicht und schon nach zwei Tagen hatte die Polizei zig Hinweise, die alle auf Kuklinski deuteten. Vor allem aus der Uni von seinen eigenen Studenten«, fügte Philo kopfschüttelnd hinzu.

»Aber dann gibt es für uns nur zwei Möglichkeiten.«

»Nämlich?«

»Zum einen müssen wir Menschen finden, die Kuklinski auch zu der Zeit auf der Möllerbrücke gesehen haben. Und zum Zweiten …«

»Entschuldige Raster, aber da muss ich dich unterbrechen: Genau das hat die Polizei bereits getan. Natürlich hat sie versucht, die Aussage von Kuklinski und mir zu bestätigen.«

Raster hob fragend seine Augenbrauen.

»Na ja. Jedenfalls gab es mehrere Anfragen in den gängigen Tageszeitungen und einen Aufruf im Lokalfernsehen, dann sogar mit seinem echten Foto. Nichts, nada, niente. Keiner hatte Kuklinski an diesem Tag in der Nähe der Möllerbrücke gesehen. Es war wie verhext.«

»Was hat er denn eigentlich gesagt, wo er hinwollte, oder was er vorhatte? Ich meine, er wird doch in irgendeinen Laden gegangen sein, Brötchen holen, oder was man morgens eben so auf der Straße macht.«

»Das ist leider ein anderes Problem. Pass auf! Kuklinski wohnt im Neuen Graben, in der Nähe von diesem Bistro ›Schönes Leben‹, du weißt schon.«

Raster nickte.

»Er gibt an, an jenem Morgen, entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten, Lust auf einen Spaziergang gehabt zu haben. Er wollte einfach nur in den Westpark, dort eine kleine Runde gehen, um dann zu Hause zu frühstücken. Du musst wissen, er ist eher ein Einzelkämpfer, hat keine Familie, soweit ich weiß auch kaum Freunde. Er lebt eigentlich nur für seine Mathematik.«

Raster runzelte die Stirn. »Dann wird es echt schwierig. Die zweite Idee, die ich hatte, war, von der anderen Seite dranzugehen. Also nicht deine Aussage zu beweisen, sondern die Aussage dieser Zeugin zu hinterfragen. Sie muss gelogen haben, wenn du die Wahrheit sagst, oder?«

Philo grinste seinen Freund an. »Na, so gefällst du mir wieder. Jetzt sind wir auf der richtigen Spur. Ach da fällt mir ein: Der Name des Mordopfers ist Karl-Friedrich Tuxhorn.«

»Von dem Autohaus Tuxhorn?«

»Genau. Der Seniorchef.«

Raster pfiff durch die Zähne.

»So. Und die Dame, die als Zeugin auftrat, heißt Kathrin Jäckel. Mehr habe ich noch nicht rausbekommen. Die Verhandlung war ja …«

Erstaunt hielten beide inne, als sie einen Schlüssel in der Wohnungstür hörten. Fragend sahen sie sich an.

»Jungs? Ihr könnt eure Münder wieder schließen. Ich bin es nur.« Sabine hievte ihren Koffer und zwei Reisetaschen durch die Tür. »Ihr könnt mir natürlich auch tragen helfen –, wenn euch das nicht zu viel wird.«

»Sabine? Was machst du denn hier? Und mit all deinen Sachen? Heißt das etwa? Ich meine, heißt das das, was ich gerade denke?« Raster stotterte noch weiter herum, während Philo zur Tür stürzte und Sabine mit den schweren Taschen half.

»Jetzt lasst mich erst mal reinkommen und meine Koffer verstauen. Ich erklär euch gleich alles. Habt ihr einen Kaffee für mich?«

Kurz darauf saß Sabine ihren beiden Freunden gegenüber am Küchentisch und erklärte ihnen ihre Entscheidung.

»Und hast du dich schon um den Job bei diesem kranken Opa beworben? Willst du wirklich Babysitter spielen?« Raster schüttelte erstaunt den Kopf. »Du brennst doch so für deine Unabhängigkeit auf dem RTW. Da kannst du dir die Dienste einteilen, wie du es magst, hast maximal acht Stunden Arbeit am Stück …«

»Das stimmt ja alles. Aber es wäre mal etwas ganz anderes. Und ich möchte einfach gewisse Dinge ändern, versteht ihr? Es wäre verbindlicher, persönlicher. Ach, ich will es jedenfalls mal versuchen. Wenn es nichts wird, kann ich immer noch zurück auf den Rettungswagen. Und ja, ich habe mich bereits beworben. Die Familie wird sich kurzfristig bei mir melden. So viele Bewerberinnen scheint es nicht zu geben. Aber jetzt erzählt mal! Ihr hattet so konspirativ die Köpfe zusammengesteckt, als ich vorhin ankam. Gibt es irgendetwas Spannendes, das ich wissen sollte?«

Philo fasste kurz aber umfassend den Sachverhalt zusammen. »Und gerade, als du reinkamst, überlegten wir, wie wir dieser ominösen Zeugin auf den Zahn fühlen könnten. Weil einer von uns hat definitiv gelogen.«

»Also sie«, ergänzte Sabine trocken.

»Siehst du, Raster! So geht das. Kein Nachhaken, kein Zweifeln. Einfach dem guten, alten Philo uneingeschränkt glauben. Das nenne ich Freundin.« Triumphierend strahlte er Raster an, der nur mit den Achseln zuckte.

»Ist ja gut, Philo. Hab’s verstanden. Sag mal, Sabine, wie würdest du das angehen. Wir können ja schlecht bei dieser – wie heißt sie noch gleich?«

»Kathrin Jäckel«, antwortete Philo.

»Genau. Also, wir können ja schlecht bei dieser Frau Jäckel reinplatzen und ihr eine Lüge unterstellen. Eine Lüge ist in dem Zusammenhang sogar viel zu wenig: eine Falschaussage vor Gericht, die im schlimmsten Fall einen Unschuldigen ins Gefängnis bringt.«

Sabine runzelte die Stirn und spielte mit ihrem Kaffeebecher. »Nein, das geht natürlich nicht. Wir dürfen vor allem nicht unvorbereitet an die Sache herangehen. Raster, du bist doch so sagenhaft vernetzt«, Sabine schmunzelte, »ich meine im legalen wie auch im illegalen Sinn Ich würde vorschlagen, dass ihr euch erst einmal diese Frau näher anschaut. Vielleicht findet ihr ja etwas, was uns weiterhilft. Aber Raster«, sie rückte näher zu ihrem Freund heran und schaute ihm tief in die Augen. »Bitte nicht zu illegal.

Raster lachte auf: »Ach so! Ein bisschen illegal geht, aber nur nicht kriminell werden. Das nenn ich mal eine konsequente Ansage. Philo, wie sieht’s aus? Schaffen wir das?«

Der Angesprochene grinste. »Das schaffen wir. Sagen wir morgen um die gleiche Zeit hier? Und dann tragen wir zusammen, was wir haben und überlegen uns eine Strategie. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Dame auf jeden Fall gelogen hat. Wir finden schon einen Weg.«

5. Kapitel

Dortmund, Polizeipräsidium, Mai

Kriminaloberkommissar Bartsch setzte sich auf einen Stuhl an die hufeisenförmig aufgestellten Tische des Sitzungsraumes 11 im Polizeipräsidium in der Markgrafenstraße. Er blickte auffordernd in die Runde und augenblicklich erstarb das Gemurmel der zwölfköpfigen Ermittlungsgruppe 418-Romberg. »Okay Leute, dann wollen wir mal. Die Staatsanwaltschaft möchte diese EG auflösen, es sei denn, wir hätten noch irgendwelche neuen Erkenntnisse. Ansonsten ist der Fall, wie ihr alle wisst, vor Gericht und daher nicht mehr in unserer Zuständigkeit. Herr Staatsanwalt Böhmer bedankt sich im Übrigen bei allen für die schnelle und effiziente Arbeit. Es gibt einige Unklarheiten, aber die müssen nicht mit so viel Manpower geklärt werden. Zusammenfassend ist zu sagen, dass der Verdächtige Kuklinski glaubhaft zur Tatzeit von einer Zeugin in der Nähe des Tatortes gesehen worden ist. Dies wird zwar vehement von dem Verdächtigen bestritten, es finden sich jedoch Faserspuren des Pullovers der Zeugin Jäckel an der Jacke unseres Mannes. Dies erklärt Frau Jäckel mit einem Zusammenstoß, als der Mann im Begriff war wegzulaufen. Unklar ist noch immer die Zeugenaussage eines Kollegen des Beschuldigten, der, wie Kuklinski selber, behauptet, ihn zur fraglichen Zeit an der Möllerbrücke gesehen zu haben. Umfragen in der Bevölkerung konnten diese Behauptung nicht bestätigen. Bleibt die Frage, warum der Zeuge Sachse an seiner Behauptung festhält. Es besteht keine nähere Beziehung oder Freundschaft zwischen ihm und dem Verdächtigen. Dieser Sache sollten wir noch einmal nachgehen. Wer übernimmt das?«

Die Hand eines Mittdreißigers ging in die Höhe.

»Gut. Kollege Konrad macht das. Setz Herrn Sachse ruhig ein wenig unter Druck. Okay, weiter.« Bartsch räusperte sich und trank einen Schluck Wasser. »Eine Sache gefällt mir gar nicht: Welches Motiv hatte Kuklinski für diese äußerst brutale Tat? Gibt es da irgendetwas Neues? Auch die Staatsanwaltschaft möchte sich ungern auf einen reinen Indizienprozess einlassen. Kollegin Trappe, das war doch deine Aufgabe, da nachzubohren.«

Alle Augen richteten sich auf eine junge, schlanke Frau mit blondem Pferdeschwanz, die unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. »Es gibt da tatsächlich etwas Neues, Chef. Aber das ist ähnlich merkwürdig wie die Zeugenaussage von diesem Sachse. Ich habe, um Verbindungen zwischen dem Mordopfer und dem Beschuldigten zu finden, die Buchhaltung der Firma des Opfers …«

»Du meinst das Autohaus in Brackel?«

»Ja, genau. Also ich habe die Buchhaltung gebeten nachzuschauen, ob der Name Kuklinski jemals als Kunde oder sonst irgendwie auftaucht. Und da gab es tatsächlich einen Treffer.«

Bartsch richtete sich auf.

»Dieser Treffer bezieht sich auf einen Autokauf, den Kuklinski erst wenige Wochen vor der Tat bei dem Mordopfer persönlich getätigt haben soll.«

Ein älterer Mann meldete sich zu Wort: »Bei dem Chef des Ladens persönlich? Das glaub ich nicht. Ich bin selber Kunde dort und weiß, dass Karl-Friedrich Tuxhorn nur noch die absoluten VIP-Kunden persönlich bedient hat. Aber nie im Leben so einen kleinen Mathematiklehrer.«

»Dozenten bitte, Herr Kollege. Was ist denn eigentlich in diesem Zusammenhang mit den Gerüchten über Beziehungen des Opfers zur organisierten Kriminalität? Gibt es da etwas Neues?«

Kriminalhauptmeisterin Trappe hatte nervös die Hand gehoben und signalisiert, dass sie mit ihren Ausführungen noch nicht am Ende wäre.

Es meldete sich ein anderer Mann mit schütterem grauen Haar und einem karierten Hemd über einem ausgeprägten Bierbauch. »Die Wirtschaftsabteilungen hier bei uns und in Bochum sowie unsere eigene OK-Abteilung bleiben bei ihrer Einschätzung. Es gibt zwar Hinweise auf Geldwäsche im mittelschweren Bereich, aber es konnte bisher der Familie Tuxhorn nichts Entsprechendes nachgewiesen werden. Außerdem gibt es von unseren V-Männern keine Hinweise auf einen Mord in diesem Milieu.«

»Gut, oder auch nicht«, seufzte Bartsch, »mach du mal weiter, Kollegin Trappe.«

Trappe schaute angestrengt auf ihre Unterlagen und fuhr fort: »Das Eigenartige an dem Autokauf ist, dass es dieses Auto gar nicht geben dürfte. Die Fahrgestellnummer existiert nicht, keiner der Mitarbeiter im Haus kann sich an diesen Wagen oder ein Verkaufsgespräch erinnern und in der Finanzbuchhaltung ist keine Einzahlung von Kuklinski registriert. Es existiert tatsächlich nur dieses eine Dokument«, sie hielt eine Kopie des Vertrages in die Höhe, »das beweist oder beweisen soll, dass ein solches Geschäft abgewickelt wurde. Mehr nicht.«

»Das ist in der Tat merkwürdig«, sinnierte Bartsch und strich sich gedankenverloren durch das schüttere Haar. Er sehnte sich nach einer Zigarette und wollte die Sitzung endlich zu einem Ende bringen. »Okay, Leute. Dann kommen wir nicht drumherum, diese Punkte zu klären. Des Weiteren fehlt nach wie vor die Tatwaffe. Hauser, treib deine Männer mal etwas mehr an! Der gesamte Park muss durchsucht werden, jeder Mülleimer, die Bachläufe, alles! Ich weiß, ihr habt das schon längst erledigt. Dann macht es halt noch mal, und diesmal gründlich. Wir müssen dieses Messer finden. Ist das klar? Trappe, du klärst das mit dem vermissten Fahrzeug. Kleine Planänderung: Konrad, frag du bei der OK-Abteilung nach, ob es in der Richtung etwas Neues gibt, und ich werde mir persönlich den seltsamen Zeugen Sachse vorknöpfen. Da stimmt doch irgendwas nicht. Leute«, Bartsch hob seine Stimme und hatte damit die ungeteilte Aufmerksamkeit aller Anwesenden, »ich möchte den Fall wasserdicht abschließen. Und zwar bis Ende der Woche. Der Richter wird die U-Haft nicht endlos verlängern. Also haut rein!«

6. Kapitel

Dortmund-Hörde, Juni

Kathrin Jäckel saß auf ihrem Designersofa und knetete ihre Finger zwischen den Knien. Den faszinierenden Ausblick auf den Phoenix-See, für den sie viele Dortmunder beneidet hätten, nahm sie nicht wahr. Warum musste immer alles schieflaufen in ihrem Leben? Nie hatte sie irgendwem etwas Böses antun wollen. Es war einfach so ungerecht. Und Schuld hatte ausschließlich ihr Exmann Peter.

Kathrin spürte, wie wieder einmal der nackte Zorn in ihr emporstieg wie die Lava in einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Erst die ganz große Liebe und dann lässt er sie fallen wie eine heiße Kartoffel. Über fünf Jahre hatte er sie auf Händen getragen, ihr gezeigt, was es heißt, bei den oberen Eintausend der Dortmunder Bevölkerung mitzuschwimmen. Hatte sie in die teuersten Lokale der Stadt eingeladen, ihr mit der Kreditkarte ohne Limit Zugriff auf die besten Boutiquen und die schönsten Klamotten gewährt. Wie oft hatte sie blassen Neid in den Augen ihrer Freundinnen gesehen, wenn sie wieder einmal mit einem sündhaft teuren Kleid oder den angesagtesten Schuhen ins »iRoom« stolziert war. Was war das eine bombastische Zeit. Jede hätte sich an so ein Leben gewöhnt und keine wäre bereit gewesen, diese Form des Luxus aufzugeben. Jedenfalls keine, die sie kannte.

Kathrin stand auf und ging zu den großen Panoramafenstern, die nach Süden den Blick auf den See ermöglichten. Sie legte die Stirn gegen das Glas und beobachtete die Menschen, die nur wenige Meter von ihr entfernt auf dem Seerundweg spazieren gingen und nicht selten bewundernde Blicke hinauf zu den eleganten Architektenhäusern warfen. Kathrin wusste, dass sie sie nicht sehen konnten, da das Glas von außen verspiegelt war. Sie hätte hier nackt stehen können, es hätte niemand bemerkt. Doch jetzt war es aus mit all dem hier. Die ersten Umzugskartons waren bereits gepackt, und in wenigen Tagen würde sie Dortmund für immer verlassen.

Ein tiefer Seufzer brach sich seinen Weg. Mit hängenden Schultern schlurfte sie zurück und ließ sich erneut auf das Sofa fallen. Natürlich war es auch ein wenig ihre Schuld gewesen. Sie hatte sich an diesem entscheidenden Samstagabend vor einem Jahr mit zwei Freundinnen im »The View« getroffen. Der Abend war so unterhaltsam wie lange nicht mehr gewesen. Kathrin erinnerte sich noch gut daran, dass sie irgendein beklopptes Spiel angefangen hatten. Jeder musste sich einen »guten« Grund ausdenken, auf den man anstoßen konnte, und das immer reihum. Und anstoßen hieß jedes Mal mit einer neuen Flasche Champagner. Oh Mann, war das ein Besäufnis. Und dann war Mike plötzlich aufgetaucht. Keiner wusste, woher. Jedenfalls waren ihre Freundinnen mit einem Mal verschwunden und sie fand sich mit diesem Mike knutschend in einer Ecke wieder. Irgendwie hatte er es später geschafft, sie mit zu sich nach Hause zu nehmen. Wo war das noch mal? Ach, egal. Und dann war es halt passiert. Am nächsten Morgen – sie war mit einem Taxi zu sich nach Hause gefahren, wohl wissend, dass sie noch viel zu viel Restalkohol im Blut hatte, um selber zu fahren – empfing sie ein aufgelöster Ehemann, der bereits alle Krankenhäuser abtelefoniert hatte und kurz davor war, die Polizei einzuschalten. Wo sie denn, verflixt noch mal, gewesen wäre, er hätte sich solche Sorgen gemacht. Und dann, dachte Kathrin verbittert, hatte sie den größten Fehler ihres Lebens begangen. Statt sich schnell eine einleuchtende Geschichte einfallen zu lassen, hatte sie ihm einfach die Wahrheit gesagt. Ungeschminkt und ungeschönt. Wie bescheuert konnte man eigentlich sein? Wahrscheinlich war sie noch zu betrunken gewesen. Sie wusste es nicht. Jedenfalls sah sie den Gesichtsausdruck ihres Mannes vor sich, als wäre es gestern erst passiert. Dieses Entsetzen, diese Fassungslosigkeit. Aber das Schlimmste war sein Schweigen. Kein Wort hatte er mehr mit ihr gewechselt, dieses Arschloch. Noch am selben Tag war er ausgezogen, wohin, wusste sie bis heute nicht. Und eine Woche später war der Brief von seinem Anwalt gekommen.

Sehr schnell hatte sie merken müssen, dass sie von dem Geld, das Peter ihr regelmäßig überwies, nie und nimmer den Lebensstil beibehalten konnte, an den sie sich gewöhnt hatte. Ihre kleine Immobilienfirma, die sie in den letzten fetten Jahren vernachlässigt hatte, brachte viel zu wenig ein. Aber Kathrin war einfach nicht dazu bereit, sich kleiner zu setzen. Das Haus gehörte zwar ihr, da Peter und sie keinen Ehevertrag hatten, und er ausgezogen war. Aber dieses Minivermögen wurde natürlich auf seine Zahlungen angerechnet und ganz schuldenfrei war das Haus auch nicht. Sie hatte erst überlegt, die Immobilie zu verkaufen und in der Stadt eine Mietwohnung zu nehmen, aber das wäre ihr wie eine Kapitulation vorgekommen.

Kathrin rollte sich auf dem monströsen Sofa wie ein Igel zusammen und suhlte sich weiter in ihren selbstmitleidigen Gedanken.

Eines Abends vor etwa sieben Monaten war ein Freund aufgetaucht. Einer von den wenigen, die ihr noch geblieben waren. Sie hatten gegessen, zu viel getrunken und sich danach im Bett wiedergefunden. Anschließend saßen sie auf der Terrasse, tranken Rotwein und sie weinte sich bei ihm aus, wie schlecht es ihr finanziell ginge. Als sie fertig war, schwieg er erst lange, und Kathrin fragte sich, ob er ihr überhaupt zugehört hatte. Dann jedoch blickte er sie eindringlich an und machte ihr ein unglaubliches Angebot. Er wolle in sie investieren, in sie und in ihr Geschäft. Die Summe, die er daraufhin ins Spiel warf, war so astronomisch, dass Kathrin jetzt noch eine Gänsehaut bekam. Vier Millionen Euro! Allerdings waren die Aktivitäten, die er dafür erwartete, auch nicht ohne. Letztendlich ging es um Steuerbetrug in erheblicher Höhe und massive Wirtschaftskriminalität. Aber sein Plan war so genial, dass sie nicht lange zögerte und zusagte. Allein die Aussicht, ihr Leben so weiterführen zu können wie bisher, ließ sie die Tatsache einfach ignorieren, dass sie für Jahre ins Gefängnis wandern würde, sollte dieses Geschäft jemals auffliegen.

Kathrins Herz begann schneller zu schlagen und sie musste sich aufsetzen, als ihre Gedanken an dem vorerst letzten Kapitel ihrer Geschichte ankamen.

Vor vier Wochen war ihr Bekannter plötzlich unangemeldet aufgetaucht. Freundlich und in seiner typisch ruhigen Art hatte er ihre bisherige Arbeit gelobt und ihr und sich zu dem erfolgreichen Agreement gratuliert. Dann, ohne Vorwarnung, hatte er sie an den Schultern gepackt, sie mit eiskalten Augen angeschaut und ihr klar gemacht, dass er jetzt eine erste kleine Gegenleistung von ihr einfordern würde. Kathrin schauderte noch heute bei der Erinnerung an die Angst, die sie in jenem Augenblick erfasst hatte. Was er dann aber von ihr verlangte, stellte sich als ziemlich harmlos heraus. Na ja, zumindest in Relation zu dem, was sie an illegalen Machenschaften seit Monaten trieb. Eine kleine Falschaussage vor Gericht, ein getürktes Indiz, meine Güte, das konnte man doch wohl mal bringen. Also ließ sie sich auf den Deal ein. Ihr Bekannter hatte ihr genau beschrieben, wo die Zielperson wohnte und ihr ein Foto gezeigt. Ihm morgens vor seinem Haus mit einer Perücke auf dem Kopf und in abgerissenen Klamotten aufzulauern, war die einfachste Übung gewesen. Ein kleiner Rempler, bei dem sie ihm ein paar Fasern eines ihrer Pullover auf die Jacke strich. Alles easy und sofort wieder vergessen.

Nur hatte ihr keiner vorher gesagt, dass es einen Gegenzeugen geben würde, der höchstwahrscheinlich die Wahrheit sagte. Und dass die Polizei das nicht einfach so hinnähme, war ihr erst später klar geworden.

Noch größere Angst hatte sie jedoch vor ihrem Geschäftspartner, als Freund bezeichnete sie ihn schon lange nicht mehr. Wenn sie aufflöge, wäre er natürlich auch dran. Und das wusste er ganz genau. Kathrin wollte sich nicht vorstellen, zu welchen Dingen er in der Lage wäre, um sie, sollte es erforderlich sein, zum Schweigen zu bringen. Und darum musste sie verschwinden, und zwar schnell.

Zu diesem Zweck hatte sie ihre wichtigsten Habseligkeiten in drei Koffer gepackt und alle Wertgegenstände in einem Karton verstaut. Das alles würde sie problemlos in ihr Auto verladen können, um dann später am Tag mit einem nur ihr bekanntem Ziel zu verreisen. Die Möbel und die restlichen Dinge konnten in den nächsten Wochen abgeholt werden. Zunächst musste erst einmal Gras über die Sache wachsen.

Leider hatte sie vorab noch eine Pflicht zu erfüllen. Ihr Geschäftspartner hatte sie per Mail um ein Treffen gebeten. Der Tonfall war erstaunlich freundlich gewesen. Es ginge um den aktuellen Stand der Vernehmungen. Offensichtlich hatte er noch keine Panik wegen des Gegenzeugen. Kathrin hatte überlegt, die Mail einfach zu ignorieren und bereits vorher abzureisen, den Gedanken aber schnell wieder verworfen. Damit hätte sie sich erst recht verdächtig gemacht, und wer weiß, wie weit sie gekommen wäre. Wenn sie ihn jetzt beruhigen konnte, würde sie sich einen deutlichen Vorsprung verschaffen.

Mit einem genervten Aufseufzen schnappte sie sich ihre Handtasche und verließ das Haus.