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Im Mittelpunkt von Organtransplantationen steht unbestreitbar unser Herz. Nur selten, und das aus gutem Grunde, erfahren wir etwas über das Leben des Spenders, so das Schicksal uns gnädig war, das Leben mit dem Herzen eines anderen zu verlängern.
Eine Frage, die sich nach einer erfolgreichen Transplantation stellt, wohl d i e Kardinalfrage, ist die, ob wir danach derselbe Mensch wie vorher geblieben sind. Mit all seinen individuellen Eigenheiten, Vorlieben, Hobbys und Fähigkeiten. Dabei oftmals unter der Angst schürenden Ungewissheit leidend, ob das neue Herz unser Wesen nicht unumkehrbar zum Negativen hin verändern wird. Vielleicht weil der Spender ein Soziopath oder gar ein Verbrecher war.
Dem Autor, ein Facharzt, der seit Jahren die Transplantationsmedizin kritisch hinterfragt, ist es gelungen, in diesem Krimi die schlimmstmöglichen Folgen, den Worst Case einer Herztransplantation in Szene zu setzen. Für Spannung, Entsetzen, aber auch Empathie für den unglücklichen Protagonisten ist reichlich gesorgt.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Ist das Herz wirklich nur der uns allen dienende Hohlmuskel, mit einem Gewicht von durchschnittlich 300 Gramm, 70- bis 80-mal in der Minute sich zusammenziehend, um den Körper mit genügend Sauerstoff zu versorgen? Und dies bis zu hundert Jahre und mehr, ohne Pause, Urlaub oder Auszeit. Erstaunlich auch dabei, wie unser Herz mit all den Schäden umgeht, die wir ihm durch Nikotin, Alkohol, falsche Ernährungsweise und Bewegungsmangel zufügen. Seine Duldungsfähigkeit übertrifft die eines Einsiedlermönchs oder Fakirs bei weitem.
Schon im Griechenland der Antike glaubte man an enge Verbindungen zwischen Herz, Hirn und Seele. Unsere medizinische Wissenschaft hat nun, basierend auf Forschungen in den USA, Beweise dafür gefunden, dass unser Herz über Botenstoffe mit bestimmten Regionen des Gehirns korrespondiert, und dort verbleibende Marker setzt, die Verhalten und Charakter eines Menschen mitbestimmen.
Diese neuen Erkenntnisse werden zukünftige Herztransplantationen bezüglich Auswahl der Spender und besonderer Eigenschaften der Empfänger wesentlich beeinflussen. Deshalb möchte ich auch davon abraten, den folgenden Kriminalfall als reine Fiktion abzutun. Weltweit fehlen leider weiterhin belastbare Daten über das Schicksal von Herztransplantierten, besonders bezüglich ihres postoperativen Lebensverlaufs.
Ob die Hauptperson des nun folgenden Horrorszenarios, der Millionär John Herzog, das ihm in China implantierte Herz in Kenntnis der Herkunft des Organs und der Vita des ‚Spenders‘ vielleicht abgelehnt hätte, bleibt Spekulation.
Ort der Handung: Austin, Texas
John Herzog
US-Multimillionär. Erhält in China ein Herztransplantat.
Karen Herzog
Seine Frau
Walter Miller
Chef-Kardiologe am ‚St. Anna-Hospital‘. Von Jugend an mit den Herzogs eng befreundet
Randolph Hersh
Klinikpsychologe
Herb Drumm
Oberpfleger
Eileen Irshaw
Krankenschwester
Nat Clark
Cop 1
Ken Wise
Cop 2
Kathleen Vaughn
Cop 3
Titus Bronner
Staatsanwalt
Gordon Plummer
Richter
Mark Warner
Verteidiger
M.D. Han Liu
Herzchirurg aus Nangking. Nach Kanada emigriert.
Wilson Cumberland
Leiter der Psychiatrischen Justizvollzugsanstalt
John Herzog, seine Frau Karen und der Kardiologe Walter Miller sind schon seit der Schulzeit eng befreundet. John wird bereits seit Monaten von Walter wegen einer viralen Herzmuskelentzündung behandelt.
„Meine liebe Karen. Es fällt mir sehr, sehr schwer, es Dir zu sagen, aber Johns Zustand hat sich leider weiter verschlechtert."
Voller Empathie nimmt er über den schweren, dunkel lackierten Schreibtisch hinweg ihre Hand und blickt ihr besorgt in die Augen. Kraftlos lässt sie ihre Hand in der Seinen ruhen und beginnt zu schluchzen.
„Das Virus hat Johns Herz zerstört, Herzinsuffizienz Grad 4. Das letzte Stadium nach der Internationalen Einstufung durch uns Kardiologen. Wir können hier leider nichts mehr für ihn tun als ihm palliativ beizustehen."
Karens Schluchzen nimmt zu. Sie dreht ihren Kopf zur Seite, als wehre sie sich gegen Walters Worte.
„Eine mögliche Herztransplantation wird er wohl nicht mehr erleben. Die Liste der Wartenden ist zu lang."
Karens nun einsetzende, stark beschleunigte Atemzüge veranlassen ihn, rasch auf ihre Seite zu wechseln und tröstend beide Hände auf ihre Schultern zu legen. Aus früheren Begegnungen am Krankenbett ihres Mannes weiß er, dass sie zur Tetanie neigt. Es gelingt ihm auch tatsächlich, einen derartigen Anfall abzuwenden. Beide schweigen noch für ein paar Minuten.
„Das Schicksal kann schon sehr grausam sein." Ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern: „So ein guter Mann! Gibt wohl keinen Besseren als Familienvater und Ehemann. Hat über all die Jahre so viel gespendet und in diverse Stiftungen eingebracht. Und nun dies?!" Walter ergreift jetzt ihre beiden Hände.
„Ist wie so Vieles schwer zu verstehen. Wäre sein so außergewöhnliches soziales Engagement ein Kriterium für das Punktesystem der Warteliste, John stünde sicherlich weit vorn. Du weißt aber, hier zählen allein unsere medizinischen Fakten, und die wurden auf breiter, ethischer Basis erarbeitet.".
Karen mit nun wieder fester Stimme: „Es muss doch noch irgendeinen Weg geben ihm zu helfen, irgendwie?!" Sie wischt sich ihre tränenden Augen, schnäuzt in ein Taschentuch. Dann in einem überraschend trotzigen Ton: „Was hältst Du von China?"
Walter hat inzwischen wieder hinter seinem Schreibtisch Platz genommen.
„Was meinst Du damit?" Karens Antwort kommt rasch: „Nun, ich habe es schon lange kommen sehen. Johns Zustand, seine zunehmende Luftnot bei geringsten Belastungen, das Wasser in seinen Beinen, seine Schwäche. Ich kann schon lange nicht mehr schlafen."
„Wir haben alles getan, was wir konnten. Du weißt das."
„Natürlich weiß ich das, Walter. Und ich bin Dir dafür auch unendlich dankbar. Aber nun bleibt uns keine andere Wahl."
„Du meinst doch mit ‚China‘ nicht etwa, dass ich die legal gesetzten Grenzen negiere und eine Transplantation in China organisiere?!"
„Entschuldige Walter, ich will Dich natürlich nicht in Schwierigkeiten bringen. Auf gar keinen Fall! Ich habe nur eine Bitte."
„Die wäre...?"
„Ich habe mich bereits für alle Fälle informiert. Gib mir nur Johns sämtliche Befunde und Daten über seinen aktuellen Zustand. Den Rest erledige ich selbst."
„Du bist eine wunderbare Frau. Ich habe John schon immer um Dich beneidet, schon seit unserer Zeit auf der High School. Ihr habt Euch wirklich gefunden."