Mori außer Rand und Band - Ane Bluhm - E-Book

Mori außer Rand und Band E-Book

Ane Bluhm

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Beschreibung

Sebastian möchte unbedingt, dass Mori zurückkommt. Dann wäre endlich mal wieder was los. Aber Mori wird nur lebendig, wenn jemand Hilfe braucht. Mitten im Schuljahr kommt Finja neu in die Klasse. Und wird verspottet, weil sie etwas pummelig ist. Besonders Sabina denkt sich fiese Beleidigungen aus. Finja ist traurig und möchte am liebsten in ihre alte Schule zurück. Das geht aber nicht. Mori ist alarmiert und überlegt sich einen Denkzettel für Sabina. Wird die endlich aufhören mit diesem Mobbing? Wird für Finja nun alles gut? Als wie jedes Jahr der Schulfasching stattfindet, verkleidet sich Mori als Hexe und mischt sich unter die Kinder. Nur Sebastian, Simon, Lina und Finja wissen, dass diese Hexe wirklich hexen kann...

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2020

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„Mori außer Rand und Band“ ist die Fortsetzung von

„Mori aus dem Schrank“

Inhalt

Flocke im Schnee

Die Neue

Ein dämlicher Dienstag

Das Geheimnis

Mori ist weg

Wenn Hexen hexen

Dicke, fette Arschbulette

Wochenende anders als geplant

Der gute Geist des Hauses

Zauberhafter Fasching

Neue Wege gehen

1. Flocke im Schnee

„Guter Hund.“ Simon streichelte den jungen Terrier.

Lina, seine jüngere Schwester, hatte so lange gebettelt, bis die Eltern nachgegeben hatten. Die Hündin von Familie Krüger hatte im Sommer einen Wurf mit vier Welpen gehabt. Und Lina hatte sich sofort in einen verliebt. Herr Keller war skeptisch. Aber seine Frau war eine Hundenärrin und musste nicht wirklich überredet werden. Und so war Familie Keller auf den Hund gekommen. Simon hatte sich allerdings bereit erklären müssen, dass er mit dem Hund spazieren ging, wenn die anderen nicht zu Hause waren. Und gegebenenfalls musste er ein Malheur wegwischen. Ein Welpe war am Anfang noch nicht stubenrein.

Flocke war nun schon ein halbes Jahr alt und konnte mit dem Hundepfützchen gut warten, bis er vor die Tür kam.

„Lauf“, rief Simon und klickte die Hundeleine vom Halsband.

Flocke sprang übermütig durch den Schnee. Das Außenthermometer zeigte vier Grad unter Null.

Simon trabte los. Flocke lief nun brav neben ihm.

Am Haus, wo Sebastian wohnte, blieb er stehen.

Simon klingelte. Flocke setzte sich auf die unterste Stufe.

Sebastians Gesicht erschien an der Tür.

„Kommt rein.“

„Komm du raus. Flocke braucht Auslauf.“

„Ist doch so kalt.“ Sebastian verzog das Gesicht.

„Komm schon.“

„Meinetwegen“, knurrte sein Freund.

Im Hausflur stieg er in die Stiefel, warf sich seine dunkelblaue Winterjacke über und zog sich die Fliegermütze auf den Kopf. Die hatte er vom Vater geschenkt bekommen. Es war keine richtige Fliegermütze.

Sie hieß nur so, weil sie Ohrenklappen hatte, die man unterm Kinn zusammenbinden konnte.

Es begann von neuem zu schneien. Kleine Flocken fielen vom Himmel. Und der Terrier sprang übermütig in die Luft und schnappte nach ihnen.

„Hat er wieder was angestellt?“, fragte Sebastian nach einer Weile.

„Nein, Flocke ist ein guuuter Hund.“

Flocke sah Simon an.

„Als wenn er dich versteht.“

„Klar versteht er das.“

„Und wie schafft ihr´s, dass er keinen Unsinn mehr macht?“

„Ganz einfach“, lachte Simon. „Wir haben den Flur leer geräumt.“

„Okay.“

„Und Mutter hat ihm ein paar alte Latschen zum Spielen gegeben. Auf denen beißt er gerne herum.“

„Iiih!“ Sebastian machte ein angewidertes Gesicht.

Er nahm mit den Händen Schnee zusammen, formte eine Kugel und warf sie über die Straße.

Flocke rannte hinterher. Hier fuhren selten Autos. Eher nur morgens und abends, wenn die Pendler zur Arbeit fuhren oder nach Hause kamen.

„Nix los mehr“, murmelte Sebastian.

„Was meinst du?“

Sebastian hatte erneut eine Schneekugel geformt und warf sie zu Flocke. Der sprang freudig drauf zu.

Wieder kam eine Kugel geflogen. Flocke raste los. Er lief so schnell, dass er sich dabei überschlug und einen Purzelbaum drehte. Verdutzt saß er nun im Schnee und suchte die vermeintliche Beute.

„Keine Action.“

„Versteh ich nicht.“

„Mori…“

„Ach so.“ Jetzt verstand Simon seinen Freund.

„Das war schon lustig“, sagte Sebastian.

„Aber auch anstrengend.“

„Fand ich nicht.“

„Du bist ja auch immer nach Hause, wenn es brenzlig wurde.“

„Aber es war was los“, beharrte Basti.

„Du weißt schon, dass Mori nicht einfach so lebendig wird…“

„Ich weiß. Nur wenn jemand Hilfe braucht.“

„Und wenn Mori das will“, ergänzte Simon.

Sebastian leckte an einer Schneekugel, die stellenweise wie Eis aussah.

„Wenn du…“, schmatzte er, „beispielsweise Ärger hättest.“

„Hab ich aber nicht.“

„Das kann man ändern.“

Sebastian zog Simons Jackenkragen nach hinten und stopfte ihm die Eiskugel in den Rücken.

„Spinnst du?!“

Simon zog die Jacke aus und schüttelte den Schneematsch aus seinem Pullover. Sebastian hatte unterdessen eine neue Ladung Schnee zusammengeschoben und sprang auf seinen Freund zu und verteilte ihm den Schnee übers ganze Gesicht.

„Was soll das!“, rief Simon wütend.

„Ärger.“

„Was??“

„Jetzt hast du Ärger.“

Simon schnipste sich Schnee aus den Ohren.

„Was soll der Mist!“

„Ich mach dir Ärger und dann kommt Mori auf den Plan.“

Simon tippte sich an die Stirn.

„Du bist doch nicht ganz sauber.“

„Du jetzt um so mehr“, lachte Sebastian.

„Das kannste auch haben.“

Simon nahm nun auch Schnee auf und visierte Sebastians Gesicht an. Der sprang aber rechtzeitig zur Seite und lachte sich kaputt.

„Alter, du bist ja richtig ärgerlich“, rief er. „Mori ist bestimmt schon auf dem Weg zu dir.“

„Und wird dich in den Boden rammen, dass du als Schneemann wieder aufstehst“, ergänzte Simon wütend.

Sebastian wurde auf einmal sehr ernst. So weit hatte er nicht gedacht. Auf einmal beschlich ihn ein mulmiges Gefühl. Er sah sich nach allen Seiten um. Zum Glück war weit und breit niemand zu sehen. Außer Flocke. Der saß auf einem Schneehügel und guckte mal zu Simon, mal zu Sebastian. Er verstand nicht, warum die Freunde miteinander stritten.

„Komm Flocke, wir gehen.“

„Warte doch mal.“

Aber Simon lief weiter. Und Flocke tippelte artig neben ihm.

„War doch bloß Spaß.“

Simon drehte sich nicht um.

2. Die Neue

Es war Montag. Gestern hatte Sebastian bei Simon angerufen. Und Frau Keller hatte gesagt, dass er keine Zeit hat. Sebastian wusste, dass das nicht stimmte. Simon machte seine Hausaufgaben immer sofort. Und eine Klassenarbeit stand diese Woche nicht an. Warum also sollte sein Freund keine Zeit haben. War Simon jetzt überhaupt noch sein Freund? Jemanden mit Schnee einseifen war doch nichts Schlimmes. Das machte man manchmal. Einfach so. Wann lag schon mal Schnee! Da konnte der Übermut schon mal mit einem durchgehen. Da musste sich Simon nicht so anstellen. Eine Unmutsfalte erschien auf Sebastians Stirn. Und trotzdem würde er sich freuen, wenn sie sich in der Schule wieder ganz normal begegnen würden.

Er war an der Schule angekommen. Es musste gerade geklingelt haben, weil alle Mädchen und Jungen Richtung Eingang strömten.

Sebastian schloss sich der Schülermenge an. Als er im Klassenraum zu seinem Platz ging, schielte er zum Nebentisch. Simon hatte seine Sachen schon ausgepackt. Er saß aber nicht auf seinem Stuhl. Sebastians Augen suchten den Raum ab.

Simon stand mit zwei anderen Jungen an der Tafel. Torben hatte ein Album aufgeklappt. Die Jungen guckten sich Sammelkarten an. Normalerweise könnte Sebastian sich jetzt dazu stellen. Aber er wollte nicht.

Stattdessen stand er auf und verließ den Raum. Und rannte die Treppe runter zum Klassenraum von Lina.

Der Raum stand offen und war leer. Die Kleinen waren zur Turnhalle rübergegangen. Sie hatten Sport.

Schnell schlüpfte Sebastian rein und blickte sich um. Da war sie ja! Mori saß auf einem halbhohen Schrank. Sie starrte leblos ins Leere.

Er stellte sich dicht vor die Puppe und betrachtete sie genau. Er hob einen Puppenarm. Der klappte aber schlapp nach unten, als er losließ.

„Mori, werde doch wieder lebendig“, sagte Sebastian halblaut. „Auch auf die Gefahr, dass du mir eine Ohrfeige verpasst.“

Mori bewegte sich kein bisschen.

Es klingelte.

Sebastian musste sich beeilen. Als er die Treppe nach oben stürmte, überholte er Frau Witte. Neben ihr lief ein Mädchen, das er an der Schule noch nie gesehen hatte. Er schlüpfte durch die Tür in seinen Raum und setzte sich schnell auf den Platz.

Da kam auch schon Frau Witte in die Klasse. Und mit ihr das fremde Mädchen.

„Guten Morgen“, sagte sie.

„Guten Morgen“, grüßten die Kinder im Chor zurück.

„Das ist Finja“, erklärte die Lehrerin. „Ab heute geht sie in eure Klasse. Sie ist am Wochenende mit ihren Eltern hierher gezogen.“

Und weil neben Zoe noch Platz war, sollte sich die Neue daneben setzen.

Finja ging zu der Schülerbank und riss versehentlich mit ihrer Mappe den Bücherstapel von Justin runter.

„He, mach dich mal nicht so fett!“, schrie Justin empört und sprang wütend auf, um seine Sachen vom Boden aufzuheben.

„Die macht sich nicht fett, die ist fett“, lästerte ein Mädchen aus der Mittelreihe. Dabei strich sie sich ihre langen dunklen Haare demonstrativ nach hinten.

„Sowas will ich hier nicht hören, Sabina“, ermahnte Frau Witte streng.

So was will ich nicht hören! Wenn Sebastian diesen Satz schon hörte! Im Unterricht wurden die Lästereien weniger, wenn ein Lehrer das verlangte. Ja, das stimmte schon. Oder hörten ganz auf. Aber was manchmal unter den Schülern so abgeht, wissen die Lehrer nicht, dachte er grimmig. Vielleicht wollen die das auch gar nicht wissen. Er hatte noch nicht vergessen, wie Norman aus der Parallelklasse ihn immer geärgert und Schwabbelbacke gerufen hatte. Jeden Tag, wenn er zur Hofpause musste. Und weil er sich nicht gewehrt hatte, fingen Norman und seine Freunde irgendwann an, ihn zu schubsen. Oder ein Bein zu stellen.

Finja hatte sich hingesetzt und ihre Federtasche und ein Heft ausgepackt.

Sebastian schielte zu ihr rüber. Ein bisschen dick ist sie schon, dachte er. Aber man kann ja abnehmen. Diese Sabinas, Normans und Justins blieben blöd.

In der nächsten Pause bildeten sich zwei Mädchen-Grüppchen. Einmal Sabina mit ihrem Gefolge und dann die anderen, die nicht zu ihrer Clique gehörten. Ab und an guckte eins der Mädchen zu Finja rüber. Und Finja saß verlegen auf ihrem Platz und spielte an ihrer Federtasche herum. Und war erleichtert, als es wieder klingelte und der Unterricht weiterging. Da saß sie wie alle anderen auf ihrem Platz und fiel nicht weiter auf.

Frau Witte hatte ihr eine Kopie aus dem Arbeitsheft hingelegt. Die neuen Bücher und Hefte mussten erst bestellt werden. In ihrer Schule hatten sie andere gehabt. Von einem anderen Verlag. Ach, sie wäre gerne jetzt in ihrer alten Schule. Da hatte sie Freunde und keiner störte sich an ihrem Babyspeck, wie Oma das immer nannte.

Sie sah sich die Aufgaben auf dem Arbeitsblatt an. Das war ja leicht. Offensichtlich waren sie hier noch nicht so weit im Stoff. Die Zahlen schrieben sich wie von allein.

Ein größeres Zimmer wirst du dann haben, wenn wir ins Haus ziehen, hatte der Vater gesagt. Und ihre Mutter hatte sie damit getröstet, dass sie in den Sommerferien ihre Freunde einladen dürfe. Aber bis dahin vergingen noch Monate. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie die Dreizimmerwohnung in der Stadt nicht mit dem Haus getauscht. Nicht mal ein Kino hatten die hier. Und ein Schwimmbad auch nicht. Aber viele kleine Seen, hatten die Eltern gesagt. Schön im Sommer. Das konnte gut sein. Aber jetzt? Da bekam man schon eine Gänsehaut, wenn man nur ans Baden gehen dachte.

„Kommst du klar?“, fragte Frau Witte.

„Ja“, sagte Finja leise und schrieb das nächste Ergebnis in eine Tabelle.

„Das sieht gut aus“, lobte die Lehrerin. „Du bist wohl eine gute Rechnerin.“

„Geht so.“ Finja bekam heiße Ohren. Bloß nicht auffallen, dachte sie.

In der Mittagspause war es dann ganz schlimm. Sie stand in einer langen Schlange an der Essenausgabe an. Und immer wieder kamen welche und drängelten vor.

„Mach mal Platz“, sagte ein großer Junge und schubste sie zur Seite.

Sabina und ihre Freundinnen drehten sich zu ihr um. Sie saßen schon an einem Tisch mit ihrem Essen.

„An deiner Stelle würde ich ab und zu eine Mahlzeit auslassen“, höhnte Sabina.

Die Freundinnen lachten.

Finja kämpfte mit den Tränen. Aber sie drängelte sich zurück in die Schlange und hatte ihren Teller auch bald in den Händen. Es gab Nudelsuppe. Und eine Mandarine als Nachtisch.

Finja sah sich um. Wohin sollte sie sich setzen?

Ganz hinten standen gerade zwei Kinder auf. Finja steuerte auf den freien Tisch zu.

„Kennst du die?“, fragte ein Junge seinen Nebenmann. Der zuckte mit den Schultern.

Finja löffelte die Suppe. Hastig. Löffel für Löffel.

In der letzten Stunde hatten sie Musik. Sie sangen im Chor und hinterher hörten sie Musik aus „Karneval der Tiere“.

Als ihre Mutter sie dann von ihrem ersten Schultag aus der neuen Schule abholte, kamen Finja die Tränen.

„Was ist denn passiert?“

„Die sind alle so gemein.“

„Das kann ich mir nicht vorstellen.“

„Doch“, schniefte Finja. „Ich will zurück in meine Schule.“

„Das geht nicht.“ Frau Faber zog ein Papiertaschentuch aus der Hülle. „Wir wohnen jetzt hier. Ich glaube auch nicht, dass alle gemein sind. Ihr müsst euch erst kennenlernen. Morgen wird es schon besser gehen.“

Unterdessen ging Sebastian Simon mit großen Schritten hinterher. Der hatte heute nicht auf ihn gewartet.

„Bleib doch mal stehen.“

„Was is?“

„War blöd gestern mit dem Schnee.“

„Kann man wohl sagen.“

„Und genutzt hat es auch nichts.“

Sebastian ging jetzt neben Simon.

„Wie meinst du?“

„Na Mori. Ich war vor der ersten Stunde in Linas Klassenraum.“

„Und?“

„Nichts und. Stumm wie´n Fisch.“

„Hätte ich dir gleich sagen können.“ Simon grinste. „Mori ist nicht auf den Kopf gefallen.“

„Hm.“

Plötzlich bückte sich Simon, schob Schnee zusammen und seifte Basti blitzschnell ein.

„He, was ist das jetzt“, prustete der.

„Revanche“, lachte Simon.

Jetzt lachten beide. Und beide waren erleichtert.

Sie waren in der Rosengasse angekommen.

„Ich muss erst mal mit Flocke eine Runde gehen.“

„Cool, da könnt ihr mich ja nach Hause bringen.“

Simon hatte die Tür aufgeschlossen. Flocke sprang ihm übermütig wie ein Zicklein entgegen. Dann sprang er zu Simon und Sebastian und begrüßte beide lebhaft.

Simon hatte seine Mappe in den Flur gestellt und die Leine vom Haken genommen. Er ließ Flocke zwar meistens frei laufen. Aber sicher war sicher.

Dann stiebten sie los.

„Guck mal, da läuft doch die Neue“, sagte Sebastian.

„Geh´n wir mal hin und fragen, wo sie wohnt“, schlug Simon vor.

Finja sah die beiden Jungen auf sich zukommen und beschleunigte ihren Gang.

„He, warte doch mal“, rief Sebastian.

Jetzt rannte Finja los. Schnell nach Hause, wo ihre Mutter war. Sie hatte noch mal kurz vor die Tür gehen wollen und nun das. Sie hatte ja nicht wissen können, dass aus ihrer neuen Klasse in diesem Viertel auch einige wohnten.

„Los, hinterher!“

Sie hatten Finja schnell eingeholt und verstellten ihr den Weg.

„Ich bin Simon. Und das hier ist Flocke.“ Er deutete auf seinen Hund.

„Basti.“

Schweigen.

„Ich muss nach Hause“, drängelte Finja.

„Wo wohnst du denn?“

Sie zögerte kurz. „Fliederweg 17.“

„Da wohne ich ja auch“, sagte Sebastian. „Genau genommen in der 135.“

Simon überlegte. „Dann seid ihr in das Haus von Oma Martha gezogen.“

„Keine Ahnung.“

„Ist ja auch egal“, meinte Sebastian.

Plötzlich lief der Terrier los. Irgendetwas hatte er gesehen.

„Flocke!“, schrie Simon.

„Flocke!!!“, schrien nun alle drei.

„So´n Mist“, fluchte Simon. „Im Schnee ist er nicht zu sehen.“ Und das stimmte. Flocke war ein Westie. Und Westies waren immer weiß.

Die Kinder rannten um die Ecke und bogen in den Nelkenweg ein.

„Psst, ich glaube, ich hör was!“

„Ich auch.“

„Los!“

Und dann hatten sie Flocke gefunden. Er stand vor einem verwilderten Grundstück und bellte einen Zaun an.

„Flocke!“ Simon klickte die Leine ans Halsband.

Und dann sahen sie einen Kater, der auf einem Baum saß und zu ihnen böse runter guckte.

„Flocke mag keine Katzen.“

Finja hockte sich hin und streichelte den Hund. Und Flocke sprang hoch und schleckte ihr das Gesicht ab.

„Aber Finja mag er“, griente Basti.

Finja wischte sich das Gesicht ab und strahlte.

„Wo muss ich jetzt lang?“

„Wir bringen dich.“

„Ich muss ja auch nach Hause“, erklärte Sebastian.

Das Haus Nummer 17 war tatsächlich das von Oma Martha. Aber die wohnte jetzt schon eine Weile bei ihren Kindern.

„Wir haben es gekauft“, sagte Finja.

„Kann man was draus machen“, sagte Sebastian.

„Drinnen ist es schöner. Wollt ihr mal sehen?“

„Ich muss mit Flocke...“

„Ein anderes Mal“, versprach Basti.

„Okay.“

Finja ging durch die Pforte und klopfte sich die Stiefel ab.

Die Jungen waren schon weiter gegangen.

3. Ein dämlicher Dienstag

Finja stand am Küchenfenster und wartete. Sebastian hatte gestern gesagt, dass er auch im Fliederweg wohnt. Dann müsste er doch eigentlich hier vorbei kommen. Sie sah auf die Uhr. Würde sie noch länger warten, käme sie zu spät. Schon jetzt musste sie sich sehr beeilen.

Eilig zog sie sich die Jacke an, setze die Mütze auf und schlüpfte in die Stiefel. Stopp! Die Mappe! Noch mal zurück. Sie warf sich den Rucksack über eine Schulter und lief los.

Völlig außer Puste stand sie zwanzig Minuten später in der Klassenzimmertür.

„Guckt mal, wie das Walross schnauft!“, rief jemand.