Motte Maroni - Angriff der Schrebergartenzombies - Christoph Mauz - E-Book

Motte Maroni - Angriff der Schrebergartenzombies E-Book

Christoph Mauz

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Beschreibung

Ein neuer Kinderbuchheld jagt durch skurrile Gruselabenteuer. Motte Maroni, Geisterjäger in Ausbildung, hat eine seltsame Familie: Onkel Georg, den Vampirforscher, Tante Mina mit der geheimnisvollen Vergangenheit und Cousin Vladi, den stolzen, wenn auch nerdigen Besitzer einer Mistkäferfarm. Eines Nachts tönen schaurige Melodien aus der benachbarten Schrebergartensiedlung - und Onkel Georg verschwindet spurlos. Ohne zu zögern machen sich Motte und Vladi auf die Suche. Prompt geraten sie ebenfalls in die Fänge des Bösen: Der größenwahnsinnige Schrebergarten-Vereinsobmann Traugott Korschinak will mittels eines Voodoozaubers zuerst die Herrschaft über die Schrebergärtner an sich reißen - und danach die gesamte Menschheit unterwerfen. Ein atemberaubend schräger Zombie-Thriller mit Gänsehaut- und Lachgarantie!

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Motte Maroni

Christoph Mauz

Motte Maroni

Angriff der Schrebergarten-Zombies

Inhalt

Blairsville/Pennsylvania

Neuseeland im Sommer

Maroni-Boys

Villa Schurli

Nächtliche Abenteuer

Der Herr Obmann

Gang durchs Labyrinth

Trari trara, die Post ist da!

Da ist etwas im Busch

Testpiloten

Noch eine Nachricht

Gesprenkelte Ketten

Ein bombensicherer Plan

Zwei zu null!

Viertelfinale

Halbfinale

Hinter der Geheimtüre

Befreiungsschlag

Zweieinhalb Monate später

Blairsville/Pennsylvania

November. Nasskalt und grau. Nebelfetzen. Eigentlich der ideale Tag, um zu Hause ein Buch zu lesen oder sich im Fernsehen ein Spiel anzusehen. Aber Shirley und Max Humperdinger sind in ihrem alten Chevrolet Caprice unterwegs. Auf einer alten Landstraße im Umland von Pittsburgh / Pennsylvania, in den USA. Die Heizung im Wagen ist vor ungefähr einer halben Stunde ausgefallen. Die Stimmung im Auto ist entsprechend frostig. „Verdammtes Mistwetter!“, flucht Max.

Seine Frau zuckt zusammen. „Max, es schickt sich nicht, zu fluchen!“, ermahnt sie ihn.

„Weil es aber doch wahr ist!“, brummt Max. „Während meine Kumpels vor der Glotze hocken, muss ich durch die Landschaft gurken, um deine Tante Betsy-Sue zu besuchen!“

Shirley jammert: „Immer gehst du auf meine Familie los! Du weißt doch, wie sich Tante Betsy-Sue jedes Mal über unseren Besuch freut!“

Max’ Blick wandert in Richtung Autodach. „Ich gehe zu meiner Mutter zurück!“, denkt er laut.

„Die wartet sowieso schon auf dich, du Rohling!“, schluchzt Shirley wütend.

Als das Auto das Ortsschild von Blairsville passiert, ist die Stimmung der Humperdingers endgültig unter dem Gefrierpunkt. Man hat einander nichts mehr zu sagen. Max ist genervt, Shirley schnieft gelegentlich. Aus dem Radio schmachtet Dean Martin „That’s Amore“. Plötzlich unterbricht eine Stimme des Sängers berührenden Vortrag: „Achtung! Achtung! Eine Sondermeldung! Strahlen unbekannter Herkunft haben offensichtlich chhhhhrrrfzzzt … Es gibt offensichtlich erste Opfer ausgelöst durch … ffrrrrztuiiiiitüüüt … daher Friedhöfe … düdelchrrrrrfrzttt … Sicherheitszonen … huiiiiiiiiidüüüüüüüüffrzzzt … Wir danken für Ihre Aufmerksamkeit, zurück zu Musik, Musik, Musik!“

Sie biegen ab in den Chestnut-Drive. „Wo ist nun dieser gottverdammte Friedhof?“, schimpft Max.

„Jetzt fahren wir schon das zehnte Jahr zu Tante Betsy-Sue, und du verfährst dich noch immer jedes Mal!“, meckert Shirley. Endlich entdecken sie den Richtungspfeil. „Blairsville Cemetery – Quiet Charm and Restful Beauty!“, steht darauf zu lesen.

Nach ein paar Minuten haben die Humperdingers den völlig leeren Parkplatz erreicht. Als sie aus dem Auto steigen, beginnt es zu nieseln. „Hervorragend!“, jammert Max. „Jetzt schüttet es auch noch! Lass uns die Blumen auf Tante Betsy-Sues Grab legen und verschwinden, bevor ich mir hier den Tod hole!“ Knirschenden Schrittes eilen die Humperdingers über den Kiesweg. Gleich links von den Gräbern der toten Helden, die Blairsville zwischen Gettysburg und Bagdad hervorgebracht hat, befindet sich die letzte Ruhestätte von Tante Betsy-Sue. Krachend erhellt ein Blitz den Friedhof und taucht Grabkreuze, Sternenbanner und eine Engelsstatue in ein kurzes grelles Licht. Max drängt seine Gattin zur Eile.

„Ein bisschen mehr Andacht, Max, du könntest wenigstens so tun als ob!“, beschwert sich Shirley.

Max tut so als ob. Dabei denkt er an einen Hamburger, kühles Bier und das Baseballspiel, das er versäumt, weil er auf einem gottverlassenen Landfriedhof am Grab einer entfernten Tante herumstehen muss. Einer Tante, die ihn noch dazu überhaupt nicht leiden konnte. Ein weiterer Blitz durchzuckt den dämmrigen Spätnachmittag. Fröstelnd schlägt Max den Kragen seines Mantels hoch. „Shirley, nun mach doch!“, drängt er zum Aufbruch. Da sieht er einen Mann zwischen den Heldengräbern herumirren. Der Mann wankt. Er hat offensichtlich schon bessere Tage gesehen. Sein schwarzer Anzug hängt lose am dürren Körper und flattert im Wind. „Hey Mister! Ist alles okay mit Ihnen?“, ruft Max dem Mann zu. Der dreht sich um, zögert kurz und beginnt dann, auf Max und Shirley zuzuwanken. Seine Arme schlenkern unkontrolliert, er wirkt wie in Trance. Als er nur mehr zehn Meter von Max und Betsy-Sue entfernt ist, bemerken beide den Geruch. Es ist ein süßlicher, Ekel erregender Geruch. Der Geruch von nicht mehr ganz taufrischem Fleisch. Aus seinem Mund tropft – Max muss genauer hinsehen, dann wird ihm übel! – grünlicher Schleim! Die Haut hängt in Fetzen vom Gesicht, die Nase hat er offensichtlich schon vor längerer Zeit verloren. Er streckt seine Hände in Richtung der schreckensbleichen Humperdingers aus, dabei verliert er den Mittelfinger der rechten Hand. Die verbleibenden neun Finger verformen sich zu Krallen. Schlagartig wird dem Ehepaar klar: Man hat es mit einem Zombie zu tun! Max Humperdinger beginnt panisch zu kreischen, während Shirley kampfbereit ihre Handtasche schwingt. Der Zombie wankt näher, immer näher. Shirley Humperdinger weicht ein paar Schritte zurück. Ein dritter Blitz beleuchtet das Gesicht des Zombies wie ein Bühnenscheinwerfer. Das linke Auge hängt aus der Höhle, das rechte Auge stiert stumpf. Der Zombie stöhnt und fletscht seine grünlich-gelben Zähne, als er Max Humperdinger am Hals packt.

„Lassen Sie sofort meinen Mann los, Sie Wüstling!“, schreit Shirley Humperdinger und drischt mit ihrer Handtasche auf den Zombie ein. In der Hitze des Gefechts kann sie die Bananenschale nicht sehen, die auf dem Weg herumliegt. Es kommt, wie es kommen muss: Shirley stolpert, sie gleitet auf der Bananenschale aus und schlägt mit dem Kopf auf einer Grabsteinkante auf. Dunkelheit hüllt sie ein. Sie hört die Fanfare nicht, die plötzlich ertönt. Der Zombie hört die Fanfare ebenfalls nicht, weil ihm die Ohren hierzu fehlen. Seine Krallenhände umfassen Max Humperdingers Hals und beginnen, ihn heftig zu rütteln. Die Fanfare wird lauter. Trotz der heftigen Rüttelbewegung schafft es Max Humperdinger, seinen Kopf in die Richtung zu drehen, aus der die Fanfare kommt. Auf seinem wackelnden Gesicht wächst ein glückliches Lächeln. Leider kann er nicht genau sehen, was passiert, da seine Brillengläser mittlerweile mit grünem Schleim verziert sind.

„Lass sofort den Mann los, du untoter Wurm!“, krächzt eine raue Stimme. Der Zombie rüttelt unverdrossen weiter. „Ich habe gesagt, du sollst ihn loslassen!“, wiederholt die Stimme. Max hört ein sausendes Geräusch und sieht, wie durch einen Schleier, die beiden Kugeln, die, an den Enden einer Schnur hängend, am Hals des Zombies aufprallen. Bolas! Eine gefährliche Waffe! Durch die Wucht des Aufpralls wickelt sich die Schnur heftig um den Hals des Zombies und reißt ihn von den Füßen. Der Zombie kippt nach hinten, Max Humperdinger bleibt im Gras liegen. Eine Hand, die in einem Lederhandschuh steckt, hilft ihm auf die Beine. „Wir sollten schnell abhauen, Mister! Die Biester bleiben selten alleine. Hier wird es gleich von Zombies wimmeln!“

Max Humperdinger wischt sich die Brille ab und blickt zu seinem Retter empor. „Ich danke Ihnen, Mister …!“

„Man nennt mich Slim!“, knurrt der Fremde, während er die bewusstlose Missis Humperdinger schultert. „Slim Shredder …“

„Das ist ja sooooooo cool!“, röhrt der Meier, drückt die Pausetaste und rennt aufs Klo.

Sein Freund Motte Maroni hockt im Schneidersitz auf dem Teppichboden des meierschen Wohnzimmers und ist standhaft bemüht, den Schinkenkäsetoast, den er vor Beginn des Films gegessen hat, bei sich zu behalten. „Mir ist ja so schlecht!“, denkt Motte und kämpft gegen die aufsteigende Übelkeit.

Meier kehrt sehr entspannt zurück. „Slim Shredder ist echt mein Held! Der ist ein Wahnsinn! Ich bin ganz weg! Und der neueste Film, „Slim Shredder – Immer wenn er Zombies roch“, ist supertoll, oder?“

Motte nickt. „Eh!“, röchelt er. „Ganz super!“

„Okay“, freut sich der Meier. „Wollen wir weiterschauen?“

„Nein, danke! Für heute hab ich genug.“ Motte wankt auf unsicheren Beinen in Richtung Klo. Der Schinkenkäsetoast hat gewonnen und darf wieder ins Freie. Als der Meier die würgenden Geräusche hört, zuckt er nur mit den Schultern. „Ist er zu stark, bist du zu schwach!“, zischt er mit heiserer Slim-Shredder-Stimme. Dann ruft er: „Händewaschen und spülen nicht vergessen!“, und drückt die Play-Taste.

Aus dem Klo wimmert es kläglich: „Meier, du kannst mich mal …“

Neuseeland im Sommer

Schule war gestern! Heute ist der erste Tag der Sommerferien. Zwei Monate Nichtstun ist angesagt. Im Bad herumliegen, Eis essen, lange aufbleiben und jede Menge Freizeit. Das Leben ist wundervoll. Dennoch hängt Motte Maroni trüben Gedanken nach. Obwohl das Wetter super ist und er sich im Stadionbad die Sonne auf den bleichen Bauch brennen lässt. Motte hat Kummer. Nicht, dass ihm die Schule fehlt, aber sein Vater, der wird ihm abgehen. Mottes Vater ist Meeresbiologe und wird in zwei Tagen zu einem längeren Forschungsaufenthalt nach Neuseeland aufbrechen. Das klingt natürlich wahnsinnig aufregend. Das Blöde ist nur, dass Motte nicht mitfahren kann. Das Institut, für welches Vater Maroni forscht, ist ein sehr kleines und hat demzufolge sehr wenig Geld. Deswegen hat sich auch Mottes Vater die teure Reise zu einem großen Teil selbst finanzieren müssen. Für zwei Tickets hat das Geld nicht gereicht. Dabei wäre Motte sehr gerne mitgefahren. „Wenn ich in Neuseeland bin, dann ist dort Winter! Freu dich auf den schönen, heißen Sommer in Wien, das hast du mehr davon!“, hat Vater Maroni versucht, Motte zu trösten.

Was Motte ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet, obwohl er das nicht laut sagen würde, das ist das Forschungsfeld, das sein Vater beackert: die Welt der Haie. Genauer gesagt, der Makohaie. Das klingt natürlich sehr spannend, noch dazu, wo der Makohai zur Familie der Makrelenhaie gehört, also zur gleichen Familie wie der aus Funk und Fernsehen bekannte Weiße Hai. Der Makohai ist um eine Spur kleiner als sein berühmter Vetter, aber dafür wendiger, pfeilschnell und angeblich ein richtiger Intelligenzbolzen, für einen Hai zumindest. Er verspeist liebend gerne Thunfische, Schwertfische, Makrelen und hat auch sicher gegen einen gut genährten Haifischforscher nichts einzuwenden. Und genau das versetzt Motte in Unruhe. Sein Vater wird zwei Monate lang bei Eiseskälte vor einem kleinen Nest namens Flat Point auf dem Pazifik herumtuckern und hoffen, dass er möglichst viele Makohaie mit einem Sender markieren und vielleicht sogar fotografieren kann. Das Blöde ist nur: Will man Haie markieren, dann muss man ihnen auch ganz, ganz nahe kommen. Was Haifische nur dann schätzen, wenn sie Hunger haben.

Während also seine Freunde im Wasser herumtollen und mit herausgestreckter Brust vor in der Sonne bratenden Mädchen herumgockeln, ist Motte eher nach Trübsalblasen zumute. Nicht einmal sein Freund Meier kann ihn aufheitern. Abgesehen davon ist Motte ohnehin sauer auf seinen Kumpel. Der hat ihm letztens einen Film gezeigt, von dem Motte heute noch schlecht wird. Aber der Meier steht auf solche Filme, die für ihr Alter noch gar nicht freigegeben sind, und kommt sich dann sehr erwachsen vor.

Und noch etwas stößt Motte sauer auf: dass er die nächsten zwei Monate bei seinem Onkel Georg und dessen Familie verbringen muss. Onkel Georg, auch „Schurli“ genannt, ist der ältere Bruder von Mottes Vater und hat sein Leben ebenfalls der Wissenschaft geweiht. Onkel Schurli ist Ethnologe, er erforscht mit Vorliebe Aberglauben, Volksmythen, Dämonen und anderes übersinnliches Zeug von Transsylvanien bis Texas. Darüber schreibt er Bücher. Außerdem leitet er das „Ambronsius Möpplinger Institute für Vampirologie und Zombiekunde“. Das ist ein Institut, das laut Mottes Vater nur „Hirnschüssler jedweden Geschlechtes“ als Mitglieder hat. Der Onkel Schurli sieht das natürlich anders. Er ist verheiratet, seine Frau heißt Mina, und einen Sohn haben die beiden auch. Der heißt Vladimir und ist zirka so alt wie Motte. Motte sieht diesen Zweig seiner Familie nur sehr selten. Das hat den Grund, dass sich Mottes Vater und sein Bruder Schurli gegenseitig todlangweilig finden. Mottes Vater interessiert sich nicht die Bohne für Vampire, Teufel und Dämonen, und Onkel Schurli fängt schon lauthals zu gähnen an, wenn das Wort „Haifisch“ nur geflüstert wird. Bei Familientreffen erzählen die Brüder einander unverdrossen von ihren Forschungsgebieten und beschweren sich hinterher darüber, dass ihnen der jeweils andere nicht zuhört. Weil zurzeit sonst niemand von Mottes Verwandtschaft greifbar ist, muss Motte wohl oder übel den Sommer bei Onkel Schurli verbringen.