Mr. Cold as Ice - Lily Hale - E-Book

Mr. Cold as Ice E-Book

Lily Hale

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Beschreibung

Neuer Job, neue Stadt – und ein Boss, der kälter ist als ein Eisberg. Reese Wilson dachte, sie hätte alles im Griff: Top-Abschluss, Verlobter mit Zukunft und ein sicherer Platz im Familienunternehmen. Doch eine geplatzte Hochzeit später steht sie vor dem Nichts – und sagt ausgerechnet dem Job als persönliche Assistentin des berüchtigten "Iceman" zu. Payton Levine ist Milliardär, CEO einer internationalen Vermögensverwaltung – und so gefühlskalt, dass man in seiner Nähe einen Schal braucht. Vom ersten Tag an lässt er keinen Zweifel daran, dass er Reese lieber heute als morgen wieder los wäre. Doch je mehr sie hinter seine perfekt kontrollierte Fassade blickt, desto klarer wird: Hinter der Eiseskälte verbirgt sich ein Mann, der mehr fühlt, als er zeigen darf. Und während Reese versucht, sich gegen die knisternde Spannung zwischen ihnen zu wehren, gerät nicht nur ihr Herz ins Wanken – sondern alles, woran sie geglaubt hat.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhaltsverzeichnis

Mr. Cold as Ice

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23 – Vier Wochen später

Kapitel 24 – Zwei Wochen später

Epilog – Sechs Monate später

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Mr. Cold as Ice

(K)ein CEO zum Verlieben

Lily Hale

Impressum

Lily Hale

c/o WirFinden.Es

Naß und Hellie GbR

Kirchgasse 19

65817 Eppstein

Copyright

© 2023 Lily Hale

Covergestaltung unter Verwendung von Canva Magic Media

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Kapitel 1

Reese

»Okay, das ist ... tatsächlich noch kleiner, als ich es mir vorgestellt habe.« Ratlos blicke ich mich in dem winzigen Raum um.

Cassandra wirft mir einen entschuldigenden Blick zu. »Es tut mir wirklich leid, dass ich Ihnen nichts Ansprechenderes anbieten kann. Aber in der Kürze der Zeit ...« Beinahe hilflos zuckt die junge Maklerin mit den Schultern.

Ich schenke ihr ein gequältes Lächeln. »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen, Cassandra. Ich weiß ja, wie begehrt der Wohnraum in New York ist.«

Bei meinem nicht gerade üppigen Budget überhaupt eine Wohnung gefunden zu haben, grenzt schon an ein Wunder.

Ein erleichterter Ausdruck tritt auf ihr Gesicht. »Ich halte gern die Augen weiter offen und melde mich, wenn ich etwas Ansprechenderes für Sie gefunden habe.«

»Ja, das wäre super.« Entschieden straffe ich die Schultern. Während meines Studiums habe ich in einem winzigen Zimmer im Wohnheim gehaust, also werde ich hiermit auch klarkommen. Diese Einsicht ändert allerdings nichts daran, dass meine Gedanken wehmütig zu der Wohnung schwirren, in der ich in den vergangenen drei Jahren mit Ben gelebt habe.

Ben.

Beim Gedanken an meinen Ex-Verlobten zieht sich mein Magen schmerzhaft zusammen. Vor wenigen Monaten hätte ich nicht einmal im Traum daran gedacht, fast dreitausend Meilen von Prescott, meiner kanadischen Heimatstadt, entfernt zu leben. Noch dazu in einer Metropole wie New York. Ausgerechnet ich, das Kleinstadtmädchen, das zuvor niemals auch nur einen Fuß über die Landesgrenze gesetzt hat. Noch immer ist der Gedanke, hier zu leben und in einem der unzähligen Wolkenkratzer zu arbeiten, unwirklich und geradezu beängstigend. Doch dieser Neuanfang ist nötig, um die Vergangenheit hinter mir zu lassen und nicht daran zu zerbrechen.

Vom ersten Moment, in dem Ben mir vor fünf Jahren in einer Bar begegnete, war es um mich geschehen. Er war groß und dunkelhaarig, mit strahlend blauen Augen und einem entwaffnenden jungenhaften Lächeln, das mein Herz im Bruchteil von Sekunden zum Schmelzen brachte. Seine selbstbewusste Art beeindruckte mich ebenso wie sein unvergleichlicher Humor. Er war mein absoluter Traummann.

Ich wollte mit Ben mein Leben verbringen. Nach dem Abschluss meines Finanzwirtschaftsstudiums wollte ich im Unternehmen seines Vaters arbeiten, das er in wenigen Jahren übernehmen würde. Ich wollte ihn heiraten, mit ihm Kinder bekommen und in einem Haus im Grünen leben. So sah zumindest mein Plan für unsere Zukunft aus.

Dass ich mit diesen Zukunftsplänen allerdings ziemlich allein dastand, zeigte sich nur wenige Wochen vor meinem Abschluss. Als ich nach einem Wochenendtrip mit meiner besten Freundin Tessa zurückkehrte, eröffnete Ben mir emotionslos, er sei noch nicht bereit, seine Freiheit aufzugeben und sich für den Rest seines Lebens an eine einzige Frau zu binden. Was ihn, nur wenige Monate, nachdem er mir einen romantischen Antrag gemacht hat, zu dieser Erkenntnis geführt hat, weiß ich bis heute nicht.

Nachdem Cassandra gegangen ist, lasse ich mich seufzend auf das Schlafsofa neben dem Fenster fallen. Mein Blick gleitet durch den Raum. Über die alte, aber gepflegte Küchenzeile, die nicht einmal ansatzweise so gut ausgestattet ist, wie ich es gewohnt bin. Den Fernseher, der an der Wand befestigt ist, um nicht unnötig viel Platz in Anspruch zu nehmen. Den Couchtisch aus hellem Holz, der mir in nächster Zeit auch als Esstisch dienen wird, weil für ein größeres Exemplar eindeutig kein Platz ist. Meine Kleidung werde ich in dem schmalen Schrank und der Kommode in der Ecke unterbringen. Es ist ungewohnt, dass mein komplettes Privatleben vorerst in einem einzigen Raum stattfinden wird. Nicht einmal dreißig Quadratmeter stehen mir zu Verfügung, um darin Wohn-, Schlaf- und Esszimmer sowie die Küche unterzubringen. Noch einer dieser Umstände, die ich mir vor wenigen Monaten nicht hätte träumen lassen. Ich habe Glück, eine bereits möblierte Wohnung gefunden zu haben. Denn abgesehen von der Tatsache, bei meinem überstürzten Auszug nur das Nötigste eingepackt zu haben, könnte ich es nicht ertragen, Tag für Tag die Möbel vor Augen zu haben, die Ben und ich gemeinsam ausgesucht, die unsere gemütliche Wohnung zu einem Zuhause gemacht haben. Und für eine neue Einrichtung fehlt mir, zumindest momentan, schlichtweg das Geld. Doch dieser Umstand soll sich so schnell wie möglich ändern.

Es ist mir nicht leichtgefallen, meine Familie und Freunde zu verlassen. Doch nachdem ich eingesehen habe, dass die Zukunft, die ich mir erhofft hatte, unwiederbringlich ausgelöscht wurde, sehe ich den Umzug nach New York als Chance, noch einmal neu anzufangen. Ja, vielleicht gelingt es mir sogar, neue Seiten an mir kennenzulernen und mich selbst neu zu erfinden. Die verlassene, am Boden zerstörte Reese Wilson ist Vergangenheit. Hier kommt die neue selbstbewusste Reese. Die, die froh ist, dass dieses ganze Drama geschehen ist, bevor sie sich mit einer Hochzeit endgültig an einen selbstverliebten Egoisten gebunden hat. Andererseits werde ich das Gefühl nicht los, dass dies gar keine neue Reese ist, sondern ein Teil von mir, der in den vergangenen Jahren immer mehr in den Hintergrund getreten ist, ehe ich ihn beinahe ganz verloren habe.

Schritt eins auf dem Weg zum Neuanfang ist schon einmal getan: der Umzug in eine völlig fremde, und zugegeben etwas beängstigende, Umgebung. Selbst, wenn ich mir angenehmere Dinge vorstellen könnte, als in einer Wohnung in der Größe eines Schuhkartons zu leben: Ich bin stolz darauf, diese Entscheidung getroffen und damit meine Komfortzone verlassen zu haben. Denn in dieser habe ich viel zu lange festgesessen.

Der nächste Schritt in mein neues Leben wird mein neuer Job sein. Noch so eine Sache, die ich, die Königin der Zukunftspläne, mir niemals hätte träumen lassen. Denn genau genommen weiß ich gar nicht, was mich in ebenjenem Job erwartet. Doch die Stellenbeschreibung Persönliche Assistentin des Geschäftsführers einer international tätigen Vermögensverwaltung gesucht klang einfach viel zu verlockend, um nicht zumindest einmal einen ersten Blick darauf zu werfen. Selbst, wenn ich bis heute, zwei Tage vor der Vertragsunterzeichnung, nicht einmal weiß, um welches Unternehmen es sich genau handelt. Denn das Vorstellungsgespräch hat ausschließlich telefonisch stattgefunden.

Warum ist mir bisher eigentlich nicht der Gedanke gekommen, dass das alles nicht gerade seriös wirkt? Was hat dieses Unternehmen zu verbergen?

Stirnrunzelnd blicke ich aus dem Fenster, vor dem sich der Himmel langsam leuchtend rot färbt.

Jetzt nur nicht wieder den Schwanz einziehen, Reese.

Zum ersten Mal in meinem Leben entschließe ich mich, einfach alles auf mich zukommen zu lassen.

Was soll schon passieren?

Kapitel 2

Reese

»Verdammt, verdammt, verdammt!« Hektisch blicke ich auf die Uhr und stürme die Treppe zur U-Bahn-Station hinunter. Meinen ersten Arbeitstag in New York habe ich mir eindeutig anders vorgestellt. Ich wollte früh aufstehen, um mich in aller Ruhe fertigmachen zu können. Für den ersten Eindruck gibt es bekanntermaßen keine zweite Chance, deshalb ist es mir wichtig, meinem neuen Arbeitgeber akkurat gegenüberzutreten. Was ich bei meiner Planung jedoch außer Acht gelassen habe, ist die Tatsache, dass die alte Reese sich viel schneller als erwartet zurück an die Oberfläche kämpfen würde. Und diese Reese, die ich vor der Zeit mit meinem pingeligen, überkorrekten Ex-Verlobten war, ist das Chaos auf zwei Beinen. Eine Frau, die ausgerechnet an einem so wichtigen Tag wie heute verschläft und sich beim überstürzten Aufstehen den Zeh am Sofa stößt. Wenigstens habe ich gestern Abend daran gedacht, meine Kleidung bereits zurechtzulegen. So bin ich, trotz der Hektik am heutigen Morgen, zumindest mit meinem Styling zufrieden. Ich bin ordentlich geschminkt und frisiert und auch die hellblaue Bluse und der locker um meine Knie schwingende, dunkle Rock wirken seriös, aber nicht zu steif.

Als ich mich durch die Menschenmassen in Richtung der gerade einfahrenden U-Bahn schlängele, blicke ich neidisch auf jeden an mir vorbeiziehenden Kaffeebecher. Davon kann ich gerade nur träumen.

Wie durch ein Wunder gelingt es mir, einen Sitzplatz zu ergattern. In mir keimt die Hoffnung auf, dass sich das Glück heute vielleicht doch noch auf meine Seite schlägt.

Wenige Minuten später erkenne ich allerdings, dass ich meinen Platz nicht Glück, sondern lediglich der Tatsache zu verdanken habe, so weit außerhalb der City zu wohnen. Nur zwei Stationen später ist das Abteil dermaßen überfüllt, dass ich glaube, in einer Sardinendose zu stecken. Innerhalb kürzester Zeit wird die Luft im Inneren heiß und stickig. Und das, obwohl der Frühling gerade erst begonnen hat. Darüber, wie sich das Ganze im Hochsommer bei deutlich höheren Temperaturen gestalten wird, will ich lieber gar nicht nachdenken.

Eine halbe Stunde später zwänge ich mich mit dem Gefühl, eine Ewigkeit unterwegs gewesen zu sein, im Strom unzähliger anderer Menschen aus dem Abteil.

Dieses Erlebnis darf ich von nun an jeden Morgen genießen. Großartig.

Doch der Anblick, der sich mir beim Verlassen der U-Bahn-Station bietet, entschädigt mich augenblicklich für die Strapazen. Hinter den unzähligen Wolkenkratzern ragt majestätisch die Freiheitsstatue auf. Eine atemberaubende Aussicht.

Widerwillig wende ich meinen Blick ab. In Zukunft werde ich noch mehr als genug Gelegenheiten haben, um diesen Anblick zu genießen. Jetzt hingegen muss ich mich darum kümmern, pünktlich bei der Arbeit zu erscheinen.

Nur fünf Minuten später erreiche ich den gigantischen Wolkenkratzer, den ich als Ziel in mein Handy eingegeben habe. Beeindruckt blicke ich die verglaste Fassade hinauf. Beim Gedanken, von nun an jeden Tag hier zu arbeiten, beginnt mein Herz aufgeregt zu klopfen. Auf der chromefarbenen Tafel am Eingang entdecke ich die Namen einiger der erfolgreichsten Unternehmen des Landes. Sich in diesem Gebäude einmieten zu können ist offenbar ein untrügliches Zeichen dafür, es in der Geschäftswelt geschafft zu haben.

Ein letztes Mal atme ich tief durch, straffe die Schultern und trete durch die breite, gläserne Drehtür in die Eingangshalle. Alles wirkt schick und modern. Beinahe ein wenig steril. Genau so habe ich mir ein Bürogebäude in Manhattan vorgestellt.

Etwas eingeschüchtert trete ich an den Empfangstresen, wo ich von einer sympathisch wirkenden, jungen Blondine begrüßt werde. Joanna King, wie mir das Namensschild an ihrer eleganten Bluse verrät.

»Guten Morgen, mein Name ist Reese Wilson. Ich habe einen Termin mit Wesley Simmons.«

»Mr. Simmons, Miss Wilson ist da«, ruft sie leise und blickt an mir vorbei in Richtung einer Loungegruppe. Ein dunkelhaariger Mann, den ich kaum älter als mich selbst schätze, hebt den Kopf. Ein erfreutes Strahlen legt sich auf sein Gesicht. Sekunden später steht er vor mir und reicht mir zur Begrüßung die Hand.

»Wes Simmons. Schön, dass Sie da sind, Miss Wilson. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.« Einen Wimpernschlag lang wandert sein Blick über meinen Körper, doch dann wird sein Ausdruck wieder professionell. »Wollen wir uns dann an die Vertragsunterzeichnung machen? Und Ihren neuen Boss möchten Sie vermutlich auch noch kennenlernen, oder?« Er zwinkert mir gut gelaunt zu und bedeutet mir mit einem Kopfnicken, ihm in Richtung der Aufzüge zu folgen.

Erst jetzt wird mir bewusst, dass ich bisher noch kein einziges Wort gesagt habe. Ein zurückhaltendes Lächeln legt sich auf meine Lippen. »Ja, sehr gern.«

»Konnten Sie sich schon ein wenig in New York einleben?«, fragt Simmons, als wir uns in die Schlange der Wartenden vor dem Aufzug einreihen.

»Nein, leider nicht. Ich bin erst am Freitag angekommen. Und ich wohne auch ein Stück außerhalb.«

Skeptisch zieht er die Augenbrauen zusammen. »Ich verstehe. Der Wohnungsmarkt hier ist nicht gerade einfach und unsere Zusammenkunft war ziemlich spontan. Wo sind Sie denn untergekommen?«

»In Soundview«, murmele ich und streiche mir verlegen eine Haarsträhne hinters Ohr. Der Bezirk zählt nicht unbedingt zu den besten Adressen.

Mein Gegenüber verzieht das Gesicht. »Okay, da ist es sehr ... wie auch immer. Keine Sorge, mit ein wenig Durchhaltevermögen können Sie sich schon bald auf die Suche nach einer neuen Wohnung machen.«

»Durchhaltevermögen?« Argwöhnisch sehe ich ihn von der Seite an. Doch ehe er darauf antworten kann, wird er von einem älteren Mann mit weißem Haarkranz und einem ordentlichen Wohlstandsbauch angesprochen.

»Guten Morgen, Wes, wie laufen die Geschäfte?«

»Wie immer sehr gut. Danke der Nachfrage, Oscar.«

Während die beiden sich unterhalten werde ich das Gefühl nicht los, dass Wes Simmons diese Unterbrechung ziemlich gelegen kommt. Doch ehe ich das Thema erneut anschneiden kann, werden wir mit dem Strom der Menschen in den Fahrstuhl gepresst.

Nach mehreren Stockwerken, in denen immer wieder mehrere Angestellte ein- und aussteigen, befinden sich nur noch wir beide in dem Aufzug. Beeindruckt beobachte ich, wie die Zahlen der Digitalanzeige immer weiter nach oben klettern. Dass das Unternehmen ziemlich erfolgreich am Markt ist, wusste ich bereits. Doch wenn es sich neben all den anderen großen Namen in diesem Gebäude die Büros so weit oben leisten kann, dann ist es wirklich verdammt erfolgreich.

»Mr. Levine erwartet Sie bereits.«

Fassungslos starre ich mein Gegenüber an. »Mr. ... Levine?« Ich schlucke nervös. »Der Mr. Levine?« Keine Frage, wenn es um eine Vermögensverwaltung geht, dann kann es sich nur um diesen Mr. Levine handeln.

Iceman schießt es mir durch den Kopf. Payton Levine. Dieser Mann ist berühmt-berüchtigt für seinen Geschäftssinn – aber auch für seine Distanziertheit und seine kalte, abweisende Art. Simmons‘ Aussage bezüglich meines Durchhaltevermögens ergibt auf einmal Sinn. Denn Payton Levine ist in der Branche nicht gerade dafür bekannt, ein besonders umgänglicher Mensch zu sein.

Worauf habe ich mich da bloß eingelassen?

Meinem Gegenüber entgeht der entgeisterte Ausdruck auf meinem Gesicht offenbar nicht. Um seine Mundwinkel zuckt es verräterisch. Dennoch geht er nicht weiter darauf ein. Stattdessen tritt er entschlossen aus dem Fahrstuhl auf einen breiten Flur hinaus. Nervös meine Hände knetend folge ich ihm. Wir lassen den Empfang hinter uns und passieren unzählige Glastüren, hinter denen die Mitarbeiter konzentriert ihrer Arbeit nachgehen. Die Einrichtung der Etage ist hell und freundlich, die Büros sind lichtdurchflutet. Ich entdecke eine gemütliche Kaffeeküche mit mehreren Snackautomaten und überall sind Grünpflanzen verteilt. Einige Mitarbeiter sehen auf, als wir an ihnen vorbeigehen, und grüßen mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen.

Am Ende des Flures biegen wir nach links in ein kleines Büro ab.

Vorzimmer Mr. P. Levine, CEO entdecke ich auf dem silbernen Schild neben der Tür. Mein zukünftiger Arbeitsplatz. Augenblicklich beginnt mein Herz aufgeregt zu trommeln.

Mit festen Schritten durchschreitet Wes Simmons den Raum und klopft an die Milchglastür auf der anderen Seite. Er wartet einen Moment ab, ehe er sie öffnet und mir bedeutet, ihm zu folgen.

»Payton, Miss Wilson ist da.«

Zögerlich betrete ich das große lichtdurchflutete Büro des CEO. Einen Wimpernschlag lang klappt mir regelrecht die Kinnlade herunter, weil mich der Ausblick von hier oben derart beeindruckt. Die bodentiefen Panoramafenster geben den Blick über die Stadt und auf den Atlantik frei. Würde ich in diesem Büro sitzen, würde ich vermutlich den ganzen Tag diese Aussicht genießen.

Ich schüttele leicht den Kopf, um mich von dem beeindruckenden Anblick loszureißen und mich Mr. Levine zuzuwenden. Natürlich habe ich während meines Finanzwirtschaftsstudiums Berichte über ihn gelesen und sogar Bilder von ihm gesehen. Jetzt muss ich allerdings feststellen, dass mich das alles in keiner Weise auf den Mann vorbereitet hat, der nun an seinem Schreibtisch aus dunklem Mahagoniholz vor mir sitzt und mich mit zusammengekniffenen Augen mustert.

»Guten Morgen, Mr. Levine. Mein Name ist Reese Wilson«, stelle ich mich mit zittriger Stimme vor, weil mich seine Ausstrahlung auf eine merkwürdige Weise einschüchtert. »Ich bin Ihre neue ...«

»Wes, ich brauche die Unterlagen, über die wir gesprochen haben«, unterbricht mein Gegenüber mich brüsk und wendet seinen Blick von mir ab.

Wow, noch frostiger hätte die Begrüßung wohl nicht ausfallen können.

Der Ruf, der ihm vorauseilt, wird diesem Mann offensichtlich nicht einmal ansatzweise gerecht.

»Ich kümmere mich nachher darum. Nachdem ich Miss Wilson herumgeführt habe und wir den Vertrag fertiggestellt haben.« Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Simmons die Arme locker vor dem Körper verschränkt hat und nicht halb so verunsichert wirkt wie ich.

Ich bin doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Was ist denn auf einmal los mit mir?

Erneut bedenkt Levine mich mit einem Blick, der die Hölle einfrieren lassen könnte. Hektisch gleiten meine Augen über sein Gesicht. Die dunkelblonden Haare sind sorgfältig gestylt, ein gepflegt gestutzter Bart umrahmt seine vollen Lippen. Doch am meisten faszinieren mich seine meerblauen Augen, die mich mit unverhohlenem Argwohn mustern. Noch immer stehe ich ihm gegenüber und weiß nicht, wohin mit mir und meinen Händen. Doch er macht keinerlei Anstalten, mir einen Platz anzubieten.

»Sie wissen, was Sie als meine persönliche Assistentin zu tun haben?« Der Ton in seiner Stimme ist so abweisend, dass ein Frösteln über meine Haut zieht.

»Ja, ich denke schon.«

Skeptisch zieht er eine Augenbraue in die Höhe. »Dass Sie in der Lage sind, zu denken, ist ja schon mal ein Anfang.«

Woah, hat er das gerade tatsächlich gesagt?

Hinter mir höre ich Simmons genervt seufzen.

Levine lehnt sich in seinem breiten Chefsessel zurück und dreht einen Kugelschreiber in seinen Händen, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen. »Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass Sie Ihrer Vorgängerin nicht das Wasser reichen können, aber ...«

»Ich habe meinen Abschluss mit Auszeichnung gemacht«, lasse ich ihn ärgerlich wissen.

»Wo, an einem Provinzcollege?« Er stößt ein verächtliches Schnauben aus. »Wie auch immer. Ich hoffe, dass Sie in der Lage sind, sich zügig einzuarbeiten. Wir haben in zwei Wochen einen wichtigen Termin in Los Angeles und ich möchte uns beide nicht in die Verlegenheit bringen, Ihre Arbeit für Sie erledigen zu müssen.«

»Wir haben einen Termin in Los Angeles?«

Er schüttelt beinahe unmerklich den Kopf, als könne er nicht fassen, mit so viel Dummheit konfrontiert zu werden. »Sie begleiten mich und sorgen für einen reibungslosen Ablauf. Waren Sie nicht der Meinung, Ihre Aufgaben zu kennen?«

Bockig verschränke ich die Arme vor der Brust, was natürlich nicht sonderlich professionell ist. Doch von Professionalität kann bei ihm auch keine Rede sein. Das kann ja heiter werden. »Der Meinung bin ich weiterhin.«

In seinem Universum ist der Begriff persönliche Assistentin vermutlich die moderne Bezeichnung einer Leibeigenen. Doch diesen Zahn werde ich ihm ziehen, so viel steht fest.

»Na, dann. Wes, die Unterlagen.«

Fassungslos blicke ich ihn an und kämpfe gegen den Impuls, das Gebäude schnellstmöglich wieder zu verlassen.

Wie herablassend und unverschämt kann eine einzige Person eigentlich sein?

»Wie gesagt, ich kümmere mich nachher darum. Miss Wilson, wollen wir uns dann an den Vertrag setzen?«

Nein, eigentlich will ich das nicht mehr.

Trotzdem nicke ich wie ferngesteuert und folge ihm, nach einem letzten Blick auf meinen neuen Boss, nach draußen – wo ich erst einmal tief durchatme.

»Nehmen Sie es nicht persönlich. Er ist einfach ein unverbesserlicher Stinkstiefel.« Simmons zwinkert mir aufmunternd zu. Auch wenn die Situation mich noch immer aus der Bahn wirft, muss ich bei seinen Worten lachen. Denn besser hätte ich das, was ich gerade erlebt habe, nicht ausdrücken können.

Kapitel 3

Payton

»Hier sind die Unterlagen, die du haben wolltest.« Wie immer viel zu gut gelaunt schiebt Wes mir einige Dokumente über den Schreibtisch und lässt sich dann auf den Stuhl mir gegenüber fallen. Er tut so, als wäre nichts gewesen. Dabei haben wir definitiv noch ein Hühnchen miteinander zu rupfen.

»Sag mal, Wes, ist das dein verdammter Ernst?«

»Ja, ist es. Schließlich gehst du mir schon den ganzen Morgen damit auf die Nerven.« Sein Grinsen verrät mir, dass er ganz genau weiß, worauf ich hinaus will. Sein einziges Ziel ist es, mich auf die Palme zu treiben.

»Du weißt sehr gut, was ich von dir will. Ist es dein Ernst, mir diese ... Frau ins Vorzimmer zu setzen?« Wütend starre ich zu ihm hinüber, was ihn jedoch nicht sonderlich beeindruckt – wie immer.

»Ernsthaft, Payton, ich verstehe dein Problem nicht. Sie ist doch wirklich hübsch anzusehen.« Er zuckt mit den Schultern.

»Ich brauche keine Tussi, sondern eine fähige Assistentin.« Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte meine bisherige Assistentin Mrs. Danes Levine Assets noch lange nicht verlassen. Obwohl ich ihr den verdienten Ruhestand nach mehr als dreißig Jahren Betriebszugehörigkeit natürlich gönne. Sie war schon für meinen Vater tätig und jederzeit zuverlässig, als ich das kleine Familienunternehmen zu einem Milliardenkonzern aufgebaut habe.

»Hör zu, Payton, diese Frau hat hervorragende Qualifikationen. Sie war Beste ihres Abschlussjahrgangs. Ihre hübsche Optik ist lediglich ein netter Bonus. Außerdem erscheint sie mir professionell. Ich glaube kaum, dass du in ihrer Gegenwart um dein selbstauferlegtes Zölibat fürchten musst.« Er mustert mich eingehend. »Und ich habe ehrlich gesagt weder Zeit noch Lust, dir weiterhin die Unterlagen hinterherzutragen. Das ist nicht mein Job.«

Ich schnaube abfällig. Natürlich ist auch mir aufgefallen, dass diese Reese Wilson ihr Äußeres definitiv nicht zu verstecken braucht. Doch das ist noch lange kein Grund, sie in meinem Vorzimmer abzusetzen. Ganz im Gegenteil. Schließlich will ich mit Menschen arbeiten, die wissen, was sie tun. Was bei jemandem, der frisch aus dem Studium kommt, so wie ich es beim kurzen Überfliegen ihrer Unterlagen erfahren habe, eher unwahrscheinlich ist. Letzten Endes wird vermutlich alles an mir hängen bleiben, während ich Unmengen an Geld für eine überbezahlte Tippse verschwende.

»Wenn sie nichts taugt, fliegt sie wieder raus«, knurre ich und wende mich den Dokumenten vor mir zu.

»Glaub mir, ich habe mich bei der Personalauswahl noch nie getäuscht.« Wieder einmal bin ich beinahe ein bisschen beeindruckt, wie viel Optimismus mein Cousin, bester Freund und Personalleiter bezüglich seiner Fähigkeiten an den Tag legt.

»Wir werden sehen.«

Als ich am nächsten Morgen mein Vorzimmer betrete, ist Reese Wilson bereits in einige Unterlagen vertieft.

»Guten Morgen, Mr. Levine«, flötet sie motiviert und wirft mir ein zaghaftes Lächeln zu. Ich hasse Menschen, die schon am frühen Morgen so gut gelaunt sind.

»Kaffee«, knurre ich im Vorbeigehen und werfe die Milchglastür, die das Vorzimmer von meinem Büro trennt, hinter mir ins Schloss.

Diese Frau soll meine Abneigung ihr gegenüber ruhig spüren. Mit ein wenig Glück gibt sie dann innerhalb kürzester Zeit von selbst auf.

Einige Minuten später klopft es an der Tür und meine neue Assistentin betritt mein Büro.

»Na endlich«, brumme ich, als sie die Tasse mit dem dampfenden Kaffee vor mir auf dem Tisch abstellt.

Sie stößt ein entrüstetes Schnauben aus. »Es wäre schneller gegangen, wenn Sie mir mehr Informationen als nur Kaffee gegeben hätten. So musste ich mich erst durchfragen, wie genau Sie Ihren Kaffee trinken, um Sie zumindest ansatzweise zufriedenzustellen.« Sie verschränkt die Arme vor dem Körper und reckt mir herausfordernd das Kinn entgegen.

»Schwarz, ein Würfel Zucker.«

»Das weiß ich jetzt auch.«

Ich sollte Sie auf der Stelle rauswerfen.

»Ist noch irgendwas?« Ich hebe den Blick und sehe sie zum ersten Mal an diesem Morgen an. Ihre grünen Augen funkeln mich wütend an, die vollen Lippen hat sie zu einer schmalen Linie verzogen. Trotz, oder vielleicht, gerade weil der Zorn ihr in diesem Moment praktisch aus jeder Pore sprüht, erwische ich mich bei dem Gedanken, sie verdammt attraktiv zu finden. Eine Frau wie sie in der Nähe zu wissen, würden die meisten Männer als absoluten Jackpot bezeichnen. Ich hingegen sehe das vollkommen anders. Im Gegensatz zu vielen anderen jungen CEOs halte ich weder besonders viel von völlig aus dem Ruder geratenen Partynächten noch von unzähligen bedeutungslosen Bettgeschichten. Ich will, dass die Menschen meine Arbeit anerkennen. Immerhin habe ich mir jahrelang den Hintern aufgerissen, um Levine Assets zu dem Unternehmen zu machen, das es heute ist. Sie sollen in mir keinen Partylöwen und Playboy sehen, der sich auf seinen Lorbeeren ausruht. So ein Mensch war ich nie, und ich werde es auch niemals sein. Schon die ständigen Auftritte auf den roten Teppichen diverser Charityveranstaltungen und die damit einhergehende mediale Aufmerksamkeit sind mir zuwider. Doch damit muss ich wohl oder übel leben.

Ganz davon abgesehen habe ich schon vor Jahren entschieden, mich, soweit es eben möglich ist, von Frauen fernzuhalten. Doch das ist eine andere Geschichte.

Reese Wilson strafft die Schultern und setzt einen professionellen Gesichtsausdruck auf. »Wenn Sie vorerst zufriedengestellt sind, dann würde ich mich jetzt wieder an die Arbeit machen.«

»Ich bitte darum.« Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, hefte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm meines Laptops.

Sie murmelt etwas Unverständliches vor sich hin, ehe sie auf dem Absatz kehrtmacht, mit festen Schritten den Raum verlässt und, für meinen Geschmack eindeutig zu schwungvoll, die Tür ins Schloss wirft.

Kapitel 4

Reese

Die Erkenntnis meiner ersten Arbeitswoche: Mein neuer Boss ist noch schlimmer als der Ruf, der ihm vorauseilt.

Genervt stolpere ich – einen Becher Kaffee in der einen, die glühend heiße Verpackung vom Lieferdienst in der anderen Hand – zwischen meinen noch immer unangetasteten Umzugskartons durch den kleinen Raum und lasse mich erschöpft aufs Sofa fallen.

Offensichtlich hatte ich damit, an meinem ersten Arbeitstag einen Sitzplatz in der U-Bahn ergattert zu haben, tatsächlich unbeschreibliches Glück. Glück, das mir seitdem kein weiteres Mal vergönnt war. In den vergangenen vier Tagen ist es mir nur mit Mühe und Not, und unter zunehmendem Einsatz der Ellenbogen, gelungen, gerade noch den letzten Platz im Abteil zu bekommen. Den direkt an der Tür, wo lediglich die fest aneinandergepressten Körper einem genug Halt geben, um nicht umzufallen. Und wo man jederzeit Gefahr läuft, totgetrampelt zu werden, sobald sich die Türen öffnen.

Dieses tägliche Desaster ist jedoch nichts im Vergleich zu meiner derzeitigen Wohnsituation. Es ist nicht so, dass ich mich nicht dazu motivieren kann, meine Habseligkeiten endlich auszupacken. Ich habe schlicht und ergreifend keinen Platz, um den Inhalt der Kartons in diesem winzigen Appartement unterzubringen. Dabei bin ich nicht einmal eine dieser Frauen, die schränkeweise Schuhe oder andere Kleidung besitzen. Ich lebe weiß Gott nicht im Überfluss. Doch es fehlt mir sogar der Platz, um die noch gefüllten Kartons ordentlich in einer Ecke des Raumes abzustellen. Denn diese sind mit den nötigsten Möbeln vollgestellt. Das hier übertrifft wirklich alles, womit ich bisher klarkommen musste – inklusive meines winzigen Zimmers im Studentenwohnheim. Noch dazu scheinen die Wände aus Pappe zu sein und mein Nachbar ist offensichtlich der Meinung, mitten in der Nacht Ravepartys veranstalten zu müssen. Natürlich erst, nachdem das Ehepaar von oben seinen allabendlichen Streit beigelegt hat, bei dem sie sich so laut anschreien, dass man jedes verdammte Wort davon versteht. Ihre anschließende Versöhnung bekommt man leider genauso laut mit.

---ENDE DER LESEPROBE---