Mr. Indestructible - Lisa Torberg - E-Book
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Lisa Torberg

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Beschreibung

Ihre Initialen ergeben das Wort CAVALIER … was sie definitiv sind … abgesehen von atemberaubend sexy und scharf wie Chili. Kurz gesagt: Hot as Hell. Sie sind The Cavaliers. L.I. sind die Initialen des Amerikaners Lance Iverson. Das ist seine Geschichte. Lance Iverson, der Besitzer eines der erfolgreichsten Rennställe der NASCAR, lebt für seine Rennwagen und sein Team. Frauen sind nicht einmal eine Nebensache. Bis ausgerechnet sein schärfster Konkurrent eine Vollblutmechanikerin einstellt, die ihren männlichen Kollegen um nichts nachsteht und Eier in der Hose hat. Beruflich gesehen. Denn abgesehen davon ist sie ein Wahnsinnsweib, das ihn aufs Blut reizt – und ständig abblitzen lässt. In Carmen Underwoods Leben sind keine Männer vorgesehen. Erst recht nicht, als sie endlich aus der Formel 1 in die NASCAR wechselt und ihren Traumjob in ihrer Heimatstadt Daytona Beach antritt. Wäre da nicht dieser Wikingertyp, der ihr mit seinen Flirtversuchen gehörig auf die Nerven geht. Bis ein Rennwagen Lance unter sich begräbt ... Abgeschlossener Liebesroman mit heißen Szenen und Happy End.

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Ihre Initialen ergeben das Wort CAVALIER … was sie definitiv sind … abgesehen von atemberaubend sexy

und scharf wie Chili. Kurz gesagt: Hot as Hell.

Sie sind

L.I. sind die Initialen des Amerikaners Lance Iverson.

Das ist seine Geschichte.

 

Lance Iverson, der Besitzer eines der erfolgreichsten Rennställe der NASCAR, lebt für seine Rennwagen und sein Team. Frauen sind nicht einmal eine Nebensache. Bis ausgerechnet sein schärfster Konkurrent eine Vollblutmechanikerin einstellt, die ihren männlichen Kollegen um nichts nachsteht und Eier in der Hose hat. Beruflich gesehen. Denn abgesehen davon ist sie ein Wahnsinnsweib, das ihn aufs Blut reizt – und ständig abblitzen lässt.

In Carmen Underwoods Leben sind keine Männer vorgesehen. Erst recht nicht, als sie endlich aus der Formel 1 in die NASCAR wechselt und ihren Traumjob in ihrer Heimatstadt Daytona Beach antritt. Wäre da nicht dieser Wikingertyp, der ihr mit seinen Flirtversuchen gehörig auf die Nerven geht. Bis ein Rennwagen Lance unter sich begräbt ...

 

Abgeschlossener Liebesroman mit heißen Szenen und Happy End.

Mr. Indestructible ist der zweite Roman der Reihe

Alle Bücher können ohne Vorkenntnisse gelesen werden.

Inhaltsverzeichnis

Mr. Indestructible

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Epilog

Mr. Breathtaking

Die Autorin

Impressum

An der Schwelle zum Erwachsenwerden sind sie

dem Tod von der Schippe gesprungen.

Seitdem nennen sie sich 4friends4ever.

 

Damals haben sie beschlossen, für den Rest

ihres Lebens jeder Gefahr aus dem Weg zu gehen.

Sie haben auf ihre Traumjobs verzichtet und den

unumstößlichen Vorsatz gefasst, niemals eine

Beziehung einzugehen. Denn nur wer Gefühle

zulässt, setzt sich und andere Risiken aus.

 

Ihre Initialen ergeben das Wort CAVALIER …

was sie definitiv sind … abgesehen von

atemberaubend sexy und scharf wie Chili.

Kurz gesagt: Hot as Hell.

Prolog

Der Wüstenwind blies feine Sandwolken über die Rennstrecke von Sakhir. Im grellen Schein des Fluchtlichts meinte Carmen, jedes einzelne Sandkörnchen sehen zu können, spüren konnte sie sie allenfalls. Zwar bedeckte ihr Helm Kopf, Kinnpartie, Mund und Nase und sie hatte die Schutzbrille heruntergezogen, aber ihr Hals war frei. Dieser verdammte Südwind, der aus der Rub al-Chali, der Großen Arabischen Wüste, über die gesamte Insel des Königreichs von Bahrein wehte, verwandelte den Sand in kaum sichtbare scharfe Projektile. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass die Rennteams in der Boxenstraße besser geschützt waren als das Publikum auf der Tribüne. Sie legte ihre Hände beiderseits an ihren Hals und spreizte die Finger, so gut es die dicken gelben Handschuhe zuließen, um ihre Haut zu schützen.

»Du bist sicher froh, dass du nie wieder hierher zurückmusst.« Der Chefmechaniker zwinkerte ihr zu.

Seine Stimme war unter dem Helm gedämpft, dennoch hörte dank der Funkverkabelung nicht nur sie ihn, sondern jeder einzelne ihrer Kollegen. Wie menschliche Litfaßsäulen sahen sie in ihren dunkelgrauen Overalls aus, deren Oberteile und Ärmel mit Werbung übersät waren. Herausragend war das mittig an der Vorderseite angebrachte gelb-rote Logo mit den beiden kämpfenden Stieren und darunter der Name des Energydrinks, der auch der ihres Rennteams war. Diese Kombination hatte Carmen jetzt mehrfach vor Augen, da sich fast alle Kollegen zu ihr umdrehten.

Sie hasste es, im Mittelpunkt zu stehen, und bis auf die ersten Wochen in diesem Job, in denen sich die Mechaniker hatten daran gewöhnen müssen, dass eine Frau mit ihnen zusammenarbeiten sollte, war sie es zum Glück nie. Warum auch? Die Gleichberechtigung, die es in anderen Berufssparten zumindest auf dem Papier gab, existierte in der Formel 1 nicht. Wer einen Busen, eine schmale Taille und gerundete Hüften hatte, durfte sich diesem testosterongeschwängerten Ambiente nur nähern, wenn er – besser gesagt sie – den Mund zum Lächeln verwendete ... und für andere Dinge, über die zu reden Carmen gar nicht in Versuchung geriet. Sie hatte vor langer Zeit aufgehört, zu zählen, wie oft ihre Kollegen von Blowjobs und Quickies zwischen verhüllten Rennreifen, elektronischen Testgeräten oder im rückwärtigen abgetrennten Lagerbereich der Box mit einem der Boxenhäschen prahlten. Wobei das Geschwafel darüber ohnehin nicht nötig war, denn hier, wo die wenigen Wände aus Gips waren, hörte man jedes Geräusch, solange nicht ein Bolide röhrte.

»Bahrein wird mir sicher nicht fehlen, nein«, antwortete sie jetzt. »Drei Grand Prix hier reichen für ein ganzes Leben.«

»Aber ein Nachtrennen hier ist doch um einiges besser als das in Abu Dhabi, wo wir in unseren Overalls im Schweiß schwimmen.«

Carmen verbiss es sich, den Chefmechaniker darauf hinzuweisen, dass ihr das Klima in all diesen arabischen Königreichen mit ihren supermodernen Wolkenkratzern und dem rundum zur Schau gestellten Luxus scheißegal war. Sie hasste es, wie Frauen in diesem Land behandelt wurden, und noch mehr, dass sie, obwohl sie Ausländerin war, nicht wie sonst überall auf der Welt die wenige freie Zeit vor und nach einem Rennen weit weg von ihren Kollegen, dem Hotel und der Rennstrecke verbringen konnte. Im Gegenteil. Sie musste froh sein, dass sie für eine Frau überdurchschnittlich groß war und ihre langen Haare unter dem Helm zusammenrollen und ihre Brüste in dem extraengen Sport-BH so sehr zusammenquetschen konnte, dass sie in ihrem Overall als Mann durchging. Schlichtweg, weil keiner dieser Alphatypen, die in dem internationalen Rennzirkus unweit der Boxen eine Konstante waren, in erster Linie jedoch nicht einer dieser Araber auf die Idee kam, dass eine Frau als Mechaniker in der Formel 1 arbeitete. Dafür reichte der Grips dieser Machos aus dem Orient nicht aus. Stattdessen versteckten sie ihre unzulänglichen Körper unter weißen Tuniken, ihre Mundpartien hinter wuchernden Vollbärten und ihre Augen hinter verspiegelten Sonnenbrillen, und behandelten ihre bis zu vier Frauen als Objekte. Daran änderte selbst die Tatsache nichts, dass die Frauen in Bahrein ihre Gesichter zeigen durften, obwohl sie ansonsten von oben bis unten schwarz eingehüllt waren. Oder dass sie seit einigen Jahren sogar berechtigt waren, selbst Auto zu fahren, sofern der Mann, der die Vormundschaft über sie hatte, es ihnen erlaubte. Halleluja!

Carmens Augen klebten an einem der Bildschirme an der Boxeneinfahrt. Alles war wie immer – und doch anders. Sie standen dicht an dicht und beobachteten die beiden Piloten ihres Teams, die mit ihren Boliden die letzten Runden des Bahrein Grand Prix abspulten. Es war, als ob die Rennautos in den Rillen einer Spielzeugrennbahn fahren würden. Die Fahrlinien waren seit dem Start perfekt und bis auf die Boxenstopps für die Reifenwechsel hatte es in ihrem Team nicht den geringsten Zwischenfall gegeben.

»Sie fahren auf einen sicheren zweiten und fünften Platz«, murmelte Pablo, der Neue. Na ja, soweit man jemanden, der seit acht Monaten im Team war, so nennen konnte. Jetzt drehte er leicht den Kopf und bohrte den Blick seiner dunkelbraunen Augen in ihre. »Das wird dir fehlen, Carmen. Gib’s zu.«

Was? Die Formel 1? Die Reisen rund um die Welt? Ihre Teamkollegen, von denen die eine Hälfte verheiratet war und in jeder freien Minute mit Frauen und Kindern skypte, während die andere Sex mit irgendwelchen hirnlosen Schönheiten hat? Oder gar die Tatsache, dass sie, seitdem sie vor drei Jahren in eines der besten Teams der Formel 1 aufgenommen worden war, keinen Sex mehr gehabt hatte?

Carmen lachte auf. »Sicher nicht. Oder denkst du, dass ich es toll finde, in Champagner gebadet zu werden?«

Nein, sie konnte darauf verzichten, sich nach einem Rennen, bei dem einer ihrer Piloten auf dem Siegerpodest landete und der sauteure Alkohol in Strömen floss, davonschleichen zu müssen. Sie konnte ja nach einer Champagner-Dusche schwer ihren Oberkörper aus dem Overall schälen wie die Männer. Die Luft, die dabei auf die erhitzten Körper traf, machte alle Nippel steinhart. Das mochte den Boxenhäschen Spaß machen, die ihre Brüste in den engen Shirts sogar herausdrückten, um sie noch mehr in Szene zu setzen, aber definitiv nicht ihr.

Pablos Kopf steckte ebenso in einem Helm wie alle anderen. Warum wusste sie also, dass er sich über die Lippen leckte? Lag es an dem Blick des feurigen Spaniers, der noch intensiver wurde? Shit! Ihre Klitoris wurde steinhart und begann schamlos zu pochen. Sie presste ihre Oberschenkel zusammen. Pablo war weiß Gott nicht der Erste gewesen, der versucht hatte, sie ins Bett zu bekommen. Wobei Bett ein Euphemismus war, denn ihre Kollegen waren allesamt keine Schmusetiger, sondern unromantische Typen, für die Sex rasch, unkompliziert und – in erster Linie für sie – befriedigend sein musste. Gegen eine Wand oder neben einem der Ständer mit Autoreifen, die in den Boxen den meisten Platz einnahmen. Sie mochten es hart – so wie sie selbst. Doch hatten die anderen einfach nur die Qual der Wahl, mit wem sie es treiben wollten, während Carmen auf ihren Silikondildo angewiesen war. Nicht einmal einen batteriebetriebenen Vibrator konnte sie verwenden.

Sie erinnerte sich ungern an die peinliche Szene, als sie bei ihrer Ankunft vor drei Jahren genau hier am Bahrein International Airport von zwei Zollbeamten aufgefordert wurde, ihren Koffer zu öffnen. Die verdammten Batterien und das metallene Batteriefach des Sexspielzeugs hatten dazu geführt. Natürlich hatten die Männer nicht gedacht, dass ihr Massagestab eine Bombe war, als sie das Gepäckstück durchleuchteten. Das behaupteten sie nämlich mit einem diabolischen Grinsen, als einer von ihnen das Corpus Delicti aus dem Koffer und gleich auch aus seinem ziemlich abgenutzten Etui nahm und so hochhielt, dass alle Umstehenden es sehen konnten. Carmen hatte ihm den Vibrator mit hochrotem Gesicht entrissen und, sobald sie in ihrem Hotel war, die Müllcontainer hinter dem Gebäude gesucht und ihn dort entsorgt. Nie würde sie etwas in sich hinein ... Wie auch immer. Der Zollbeamte mit dem anzüglichen Grinsen hatte ihr Eigentum in der Hand gehabt. Pfui!

Wieder zurück am Stammsitz des Rennteams in England hatte sie sich einen Tag freigenommen und war nach London gefahren. Dort hatte sie sich einen transparenten Silikondildo gekauft, den der Verkäufer des einschlägigen Fachgeschäfts als so gut wie nicht erkennbar bezeichnet hatte. Offenbar war sie nicht die Erste, die ein ähnliches Erlebnis beim Durchleuchten ihres Gepäcks gehabt hatte – aber mit Sicherheit die Einzige, der dies umgeben von einem Haufen Mechanikern der Formel 1 passierte, mit denen sie seither nahezu tagtäglich zusammen war. Doch so absurd und unglaublich es schien, im Verlauf der drei Jahre, die sie für das Rennteam arbeitete, war der Vorfall immer wieder durchgekaut worden. Daran hatte auch die Tatsache nichts geändert, dass sie eine Großpackung Kondome Größe XS mit Erdbeergeschmack gekauft und an ihre Kollegen verteilt hatte. Oder als sie ihnen Penisringe des geringsten verfügbaren Durchmessers geschenkt hatte. Entweder hatten sie wirklich alle derart überdimensionierte Sexualorgane, dass sie sich an der offensichtlichen Anspielung nicht störten, oder aber sie wollten nicht zugeben, wie unterdurchschnittlich sie gebaut waren. Obwohl ...

Carmen schaute immer noch in Pablos Augen. Er schien sich aus den letzten Minuten des Rennens ebenso wenig zu machen wie sie. Von der Piste her hörte man das ansteigende und abfallende Brummen der Rennwagen, die parallel zur Boxenstraße ein vorletztes oder letztes Mal vorbeifuhren. Es roch nach Reifengummi und Motoröl und Benzin.

Sie liebte diesen Geruch und konnte nicht ohne ihn leben. Würde sie auch nicht, denn dies war zwar ihr letztes Formel-1-Rennen und ihr letzter Tag in diesem Team, aber bereits in wenigen Tagen würde sie endlich daheim sein und in den Staaten bleiben – und arbeiten. In der Stadt, in der ihre Liebe für Motoren in dem Moment begründet wurde, als sie unweit des Speedways geboren wurde. In Daytona Beach. Dem Gründungsort und Sitz der NASCAR, des berühmtesten US-amerikanischen Motorsportverbandes, der auch der Grund dafür war, dass sie aus ihrer Heimatstadt weggegangen war.

Keiner der Verantwortlichen in einem der NASCAR-Teams hatte ihr eine Chance geben wollen, sich zu beweisen. Nicht einmal als unbezahlte Praktikantin hatten sie sie gewollt!

Aber jetzt hatte sich ihr Schicksal um hundertachtzig Grad gewendet, und sie stand ganz knapp davor, das zu erleben, was sie sich in ihren buntesten Tagträumen als Teenager ausgemalt hatte.

Und dafür hatte sie weder Klinken putzen noch irgendwelche Stiefel lecken müssen. Im Gegenteil. Man hatte den Kontakt zu ihr gesucht!

Aber nicht irgendwer. Alex Snider, der Besitzer eines der drei wichtigsten NASCAR-Teams, hatte sie angerufen und ihr ein Angebot unterbreitet, das sie nicht ausschlagen konnte. Mehr als ein Jahr lag das zurück – und sie hatte es ausgeschlagen!

Ihr Großvater hatte sie damals gewarnt, ihr riskantes Spiel zu übertreiben, aber Carmen hatte es genossen, einen der Top-Vertreter der NASCAR auf den Knien rutschen zu sehen – bildlich gesprochen.

Getroffen hatten sie sich nämlich nur ein einziges Mal, als sie während der Rennpause der Formel 1 über Weihnachten heimgeflogen war. Snider hatte damals sein mittlerweile drittes Angebot finanziell noch weiter erhöht – und Carmen hatte ihn endlich erhört und den Vertrag mit Snider-Racing unterschrieben.

Bald würde sie also genau das tun, was sie schon mit vierzehn als ihren Traumjob bezeichnet hatte. Aber zuvor ...

Rundum brach der Jubel los. Ein Bolide nach dem anderen verließ die Rennstrecke und rollte vor der Box seines Teams aus. Der ihrer beiden Fahrer, der auf den zweiten Platz gefahren war, kam als Letzter rein, nachdem er mit dem Sieger und dem Drittplatzierten die obligatorische Ehrenrunde auf der Strecke gedreht hatte.

Die Motoren gingen aus, Helme wurden abgenommen und flogen durch die Luft. Mechaniker fielen sich gegenseitig und den Fahrern um den Hals, schlugen sich auf die Schultern, strichen einander durch die verschwitzten Haare. Carmen hingegen beachtete niemand außer dem Fünftplatzierten des Rennens.

Der Mexikaner kam mit einem Grinsen auf sie zu. Sergio war eine Handbreit kleiner und genauso alt wie sie. Letzteres war der offensichtliche Grund, weshalb sie einen guten Draht zueinander hatten. Abgesehen davon, dass er bis über beide Ohren in seine Frau verliebt war und sie nicht anmachte.

»Chica, wenn ich nicht verheiratet wäre, würde ich dich jetzt von hier entführen und dir eine heiße Nacht bereiten.«

Carmen schmunzelte. »Kein Sex unter Teamkollegen, Sergio.«

»In ein paar Stunden sind wir keine mehr. Du hast gekündigt, erinnerst du dich?«

Sie ging ein wenig in die Knie, um mit ihm auf Augenhöhe zu sein. »Und wie ich das tue. Ich verschwinde jetzt ins Hotel und gönne mir eine ausgiebige Dusche, bevor der Wagen kommt, der mich zum Flughafen bringt.«

»Wann geht dein Flug?«

»Um Punkt ein Uhr.«

»Ich hasse Nachtflüge.«

»Das lässt sich bei einer Flugzeit von knapp dreißig Stunden nicht vermeiden, wie du weißt. Blöd ist nur, dass ich dreimal umsteigen muss.«

Sergio verdrehte die Augen. »Vielleicht doch eine Runde Sex vorab zur Entspannung?«

Carmen schlug spielerisch mit der Faust gegen seinen Oberarm, bevor sie ihren Mund nah an sein Ohr brachte. »Nicht mit einem verheirateten Mann wie dir, Chico. Aber da du mich so nett darauf hingewiesen hast, dass ich in wenigen Stunden ganz offiziell nicht mehr in diesem Team sein werde, werde ich deine Idee aufgreifen.«

Und genau das tat sie.

 

Trotz der späten Stunde zog Carmen die Blicke anderer Reisender, des Flughafenpersonals, der Flugbegleiter und eines Piloten an, als sie den Bahrein International Airport durchquerte. Vom Check-in ihres Gepäcks bis hin zum Boarding wurde sie beobachtet. »Was für eine schöne Frau«, meinte ein Mann in den Siebzigern zu seiner Ehefrau. »Sie sieht so glücklich aus«, erwiderte diese. Die alte Dame mit dem silbergrauen Haar hatte recht.

Carmen schwebte immer noch einen halben Meter über dem Boden.

Teils lag es daran, dass sie drei Jahre keinen Sex mit einem Mann mehr gehabt hatte – bis heute. Zu einem größeren jedoch an dem spezifischen Vertreter seines Geschlechts, den sie sich dafür ausgesucht hatte, die Dürreperiode zu beenden. Pablo, der Neue, war zwar vier Jahre jünger und ein paar Zentimeter kleiner als sie, doch was ihm an Körpergröße fehlte, machte er mit Länge und Umfang seines ... Unwichtig.

Tatsache war, dass Carmens Dildo, der eine beachtliche Größe aufwies, nicht an das Exemplar aus Fleisch und Blut heranreichte, das ihr innerhalb nur einer Stunde drei unbeschreibliche Orgasmen geschenkt hatte.

Technisch gesehen war Pablo einsame Spitze. Nicht nur in seinem Fachgebiet als Sprit Manager für die Rennwagen, was er seit seinem Eintritt ins Team unübersehbar bewiesen hatte, sondern auch auf sexuellem ... Egal. Das hatte ebenfalls keine Bedeutung.

Das Einzige, was zählte, war, dass sie den besten, befriedigendsten Sex seit Jahren gehabt hatte.

Zu zweit war eben doch etwas anderes als allein – und ein One-Night-Stand nicht so schlecht, wie sie immer gedacht hatte. Sie hatten Spaß gehabt und endlich war sie komplett befriedigt und tiefenentspannt. Interessant, wie gut das funktioniert hatte, obwohl keine Gefühle im Spiel waren. Nur Sympathie, nichts sonst. Er würde sie nicht mit nervigen Nachrichten bombardieren, mit denen er sie um eine Wiederholung bat. Das war großartig. Auch und vor allem, da sie sicher sein konnte, Pablo nie wiederzusehen. Das Rennteam, für das er arbeitete und dem sie nun ganz offiziell nicht mehr angehörte, hatte seinen Sitz in England. Falls der Spanier also irgendwann heimflog, dann blieb er auf demselben Kontinent. Die Möglichkeit, dass sie zufällig ineinanderstolpern könnten, war demnach null, denn Carmen war auf dem Weg nach Hause – und das lag auf der gegenüberliegenden Seite des Atlantischen Ozeans.

Das Leben war perfekt, so wie es war!

Kapitel 1

»Du solltest endlich selbst welche in die Welt setzen, statt unsere mit den Augen zu verschlingen, Brüderchen.«

Es gab zwei Dinge, die Lance wirklich nicht vertrug. Zum einen hasste er es, wenn ihm irgendjemand Ratschläge gab, wie er sein Privatleben gestalten sollte, zum anderen, wenn seine Schwestern ihn Brüderchen nannten. Andererseits liebte er die seltenen Gelegenheiten, bei denen sie alle zusammen einen Tag verbrachten.

»Himmel, Ivy, ich bin vierunddreißig und weiß Gott alt genug, um für mich selbst zu entscheiden.«

»Du bist ein sturer Hund, Lance!« Ivy, drei Jahre älter als er und zweifache Mutter, zuckte bei seinem Blick nicht einmal mit einer Wimper. Sie griff nach der Karaffe mit der Zitronenlimonade. Die Eiswürfel klimperten, als sie ihr Glas voll schenkte, bevor sie sich entspannt zurücklehnte.

Er knurrte und verdrehte die Augen.

»Lass ihn doch, Ivy«, meinte Mum beschwichtigend und legte eine Hand auf seinen Unterarm. »Es ist sein Geburtstag.«

Lance schüttelte den Kopf. »Nur deshalb? Echt jetzt?« Er entzog ihr seinen Arm.

»Du musst zugeben, dass unsere Große nicht unrecht hat, Junior.« Dad näherte sich in seinem Rollstuhl mit dem Surren, das seit zwei Jahrzehnten genauso zu den Iversons gehörte wie die manchmal erdrückende Fürsorge seiner Mutter und die liebevollen Sticheleien seiner Schwestern. Wobei ...

Lance wandte den Kopf zu Liv, die gedankenverloren zum Pool schaute, in dem ihre Zwillinge mit den Cousins spielten und ihnen die Väter am Beckenrand sitzend zusahen.

Liv war wie der Schinken zwischen zwei Toastscheiben, das Sandwichkind, und altersmäßig ziemlich genau jeweils eineinhalb Jahre von Ivy und ihm entfernt. Daher hatte sie von klein auf gelernt, sich nach oben und unten zu wehren. Aus diesem Grund war es eigenartig, aber nicht unangenehm, sie so ruhig zu sehen. Es schien, als ob sie nichts von dem bemerken würde, was auf der Terrasse der ebenerdigen riesigen Villa im Haziendastil in Port Orange gesprochen wurde.

Der Rollstuhl rollte neben ihn, und Lance schreckte auf, als sein Vater ihm eine Hand auf den Unterarm legte. »Alles okay, mein Sohn?«

Lance mochte es, wenn er ihn so nannte. Er liebte seinen Vater abgöttisch und aus unendlich vielen Gründen. In erster Linie jedoch, weil er ihm mit seinem Dickkopf damals das Leben gerettet hatte, obwohl er zu der Zeit immer noch versuchte damit fertig zu werden, dass er nie wieder gehen würde können. Der schreckliche Unfall, bei dem sich Ive Iversons Rennwagen ausgerechnet auf der heimatlichen Piste mehrmals überschlagen hatte, hatte das Leben des Rennfahrers von einem Tag auf den anderen grundlegend verändert.

Lance wandte den Kopf. »Natürlich, Dad.« Er deutete mit einer Geste rundum. »Es ist rennfreies Wochenende, die ganze Familie ist versammelt, die Sonne scheint und Mum hat eine Geburtstagstorte für mich gebacken. Was könnte ich mir mehr wünschen?«

»Etwas, was dir fehlt?« Dad grinste. Kaum zu glauben, dass er dreiundsiebzig war. Seine Haare waren immer noch so dicht wie Lance’, nur war das Blond irgendwann weiß geworden, und sein braun gebranntes Gesicht von Falten durchzogen.

»Mir fehlt nichts.«

»Doch, eine Frau.« Natürlich musste Mum den Moment kaputtmachen. Dabei war er sicher gewesen, dass sie ihn zumindest an seinem Geburtstag damit verschonen würde.

Sein Vater zwinkerte ihm zu und zuckte mit den Schultern. Lance zog seine Ray-Ban Aviator aus dem Ausschnitt seines Poloshirts und setzte sie auf, bevor er sich Donna Iverson zuwandte, die er nicht weniger liebte als seinen Dad. Was aber nichts daran änderte, dass sie eine schreckliche Nervensäge sein konnte.

»Lass ihn doch, Mum, es ist sein Geburtstag«, wiederholte Liv jetzt genau die Worte, die ihre Mutter vorhin zu Ivy gesagt hatte.

Lance schob die verspiegelte Brille am Steg ein wenig nach unten und zwinkerte seiner Schwester zu, die nun ihren abwesenden Blick verloren hatte und ihn anlächelte.

»Danke«, flüsterte er halblaut.

»Gern geschehen, Brüderchen. Aber das bedeutet nicht, dass ich nicht derselben Meinung bin. Du solltest dir endlich eine richtige Frau suchen.«

Dad lachte schallend auf – und Lance mit ihm. Mum rollte mit den Augen und Ivy, die mittlerweile neben ihrem Mann am Rand des Pools saß, schaute stirnrunzelnd zu ihnen.

Er schüttelte den Kopf und dankte dem Sponsor, der seinem Rennstall LI-RACING verspiegelte Brillen zur Verfügung stellte. »Kannst du das bitte definieren, Liv? Ich wusste gar nicht, dass es unrichtige Frauen gibt.«

»Du weißt genau, was ich meine.«

»Ehrlich gesagt nein.«

»Stell dich nicht dümmer, als du bist, Lance Iverson. All diese Frauen, die um deine Fahrer und dich herumschwirren wie Bienen um besonders wohlduftende Blüten und sich von euch fi...«

»Liv MacDonnell!« Mum schrie so laut, dass sogar die Kinder im Pool erstarrten und es plötzlich unnatürlich ruhig wurde.

»Was denn?«, zischte seine Schwester. »Ich sag doch nur die Wahrheit!«

»Nein, du wiederholst lediglich das, was die Regenbogenpresse behauptet. Diese Skandalreporter, die schon damals hinter deinem Vater und all den anderen Piloten der NASCAR her waren, stellten immer schon derart abstruse Behauptungen auf.«

Lance presste fest die Lippen aufeinander, um sich das Lachen zu verbeißen. Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird, hieß es, aber in den Siebzigerjahren, als Dad innerhalb kürzester Zeit zum erfolgreichsten Piloten der NASCAR-Series aufstieg und zum umjubelten Idol Hunderttausender Fans wurde, hatte er im wahrsten Sinn des Wortes nichts anbrennen lassen. Das wusste Mum besser als er und seine Schwestern, denn sie waren ja damals noch nicht geboren. Nur besaß Donna Iverson diese unwahrscheinliche Gabe, alles, was im Leben ihres Mannes passiert war, bevor sie sich Hals über Kopf ineinander verliebten, komplett zu ignorieren. Das lag teils vielleicht daran, dass sie zwölf Jahre jünger und somit noch ein Kind war, als er berühmt wurde. Außerdem hatte sie sich, wie die meisten Mädchen, nicht für Autorennen interessiert, doch dann ... Nein, diese Vogel-Strauß-Taktik wandte sie nach außen hin an, in Wahrheit jedoch wusste sie alles über ihn.

»Abstrus in Bezug auf Dad, nachdem er sich in dich verliebte und ihr beide das NASCAR-Traumpaar schlechthin wurdet, Mum. Aber wir wissen alle, was er bis dahin ...«

»Liv MacDonnell! Wenn du nicht fünfunddreißig, verheiratet und zweifache Mutter wärst, würde ich dich jetzt übers Knie legen!«

Normalerweise reichte es, dass Donna Iverson ohne die Stimme zu erheben sprach und nicht nur ihr Mann und ihre Kinder, sondern auch die Schwiegersöhne und Enkel spurten. Deshalb war es wirklich eine Rarität, sie schreien zu hören. Aber zweimal hintereinander war seltener als Schneefall in Florida. Kein Wunder, dass alle zu ihr starrten – bis auf Liv, die den Blick senkte und »sorry« murmelte.

Seine Schwester tat ihm irgendwie leid, aber innerlich frohlockte Lance. Diese unangenehme, konsequente Ausfragerei, wann er endlich selbst eine Familie gründen würde, war der einzige negative Punkt bei jedem Beisammensein. Zum Glück lebten Ivy und Liv mit ihren Männern und Kindern in Orlando, und rund um die Rennwochenenden war er mehr als nur beschäftigt, und so kam es bestenfalls einmal im Monat zu einem Familientreffen.

Doch wenn er bis vor zehn Wochen immer häufiger kurz davor stand, seinen Eltern und Schwestern zu sagen, weshalb er nie eine feste Beziehung eingehen, nie heiraten und schon gar keine Kinder in die Welt setzen würde, hatte sich das schlagartig geändert.

Zuerst war dieses Wahnsinnsweib ausgerechnet im Rennstall seines größten Konkurrenten aufgetaucht – und geblieben. Damned! Nicht nur, dass sie ihm schon allein mit ihrem Blick aus diesen verdammt tiefgründigen Augen, die wie Kohlestücke funkelten, und den langen schwarzen Haaren den Atem raubte. Nein, sie trug außerdem diese neongrünen Outfits und während der Rennen die engen Overalls, die sich derart an ihre allzu perfekten Kurven schmiegten, dass er bei ihrem Anblick zwischen Schnappatmung und seinem Schwanz, der jedes Mal Habtachtstellung einnahm, alle Hände voll zu tun hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er musste endlich lernen, auch mit der Linken zu masturbieren, sonst würde es aufgrund der Schwielen seiner rechten Hand bald kein Geheimnis mehr sein, warum er so oft urplötzlich in seinem Büro verschwand und die Tür zuknallte.

Wenn diese Frau wenigstens, anstatt ihn mit einem Augenaufschlag und einem knappen »Nein« immer wieder abzuweisen, eine seiner unzähligen Einladungen auf einen Drink angenommen hätte, wäre alles längst vorbei. Aber diese verflixte, fast ein Meter achtzig große superheiße Vollblutmechanikerin, hatte Eier in der Hose und ein Mundwerk, mit dem sie mit ihren männlichen Kollegen nicht nur gleichzog, sondern jeden Einzelnen von ihnen in ihre Tasche steckte. Und ihn gleich dazu.

Verdammt! Er wollte doch einzig und allein Sex mit ihr, um sie sich aus dem Hirn zu ficken!

Aber offenbar war Miss Unnahbar nicht nur höllisch heiß, sie war auch überdurchschnittlich intelligent. Sie hatte weder den IQ der durchschnittlichen Boxenhäschen, die selbst mit den Praktikanten der Rennteams in die Kiste hüpften, um dann sagen zu können, dass sie mit einem Typen eines NASCAR-Teams etwas gehabt hatten.

Carmen hingegen, sein ganz persönlicher fleischgewordener Albtraum, kapitulierte jedoch nicht einmal vor einem der verschiedenen Piloten, die es mit ihr probiert hatten. Denn ja, die Gerüchteküche brodelte, und mittlerweile liefen unzählige Wetten mit hohen Einsätzen, wer sie als Erster flachlegen würde.

Lance’ Urinstinkt raunte ihm immer wieder zu, dass dieser jemand natürlich er sein musste, aber mit jedem Tag, der verging, übertönte eine andere Stimme die des Neandertalers in ihm.

Sein verdammtes Cavalier-Gen hatte längst das Ruder übernommen und beschlossen, dass er sie beschützen musste – und das war das absolute Weltuntergangsszenario. Armageddon pur. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn seitdem sich dieser ach so romantische Wunsch in seinem Hirn festgesetzt hatte, als ob es das lauschigste Plätzchen der Welt wäre, trieb das Worst-Case-Szenario Blüten. Tagsüber, wenn er sie in der Boxenstraße sah, vor allem jedoch nachts.

Er konnte nicht einschlafen, ohne an Carmen zu denken und sich dabei vorzustellen, wie ihre Lippen sich um seinen Schwanz legten und sie ihm den besten Blowjob aller Zeiten verpasste. Denn eines wusste er, obwohl es nicht im Entferntesten einen Grund dafür gab. Diese Frau würde ihm im Bett – und nicht nur dort – den Himmel auf Erden bereiten. Er wollte sie ganz und gar und nur für sich allein, was grenzenloser Irrsinn war. Denn wenn er eines wusste, dann, dass eine Beziehung für ihn absolut undenkbar war.

Zumindest hatte er das bis vor nicht einmal drei Wochen gedacht, als der Schwur, den Clive, Ethan, Vincent und er vor bald sechzehn Jahren abgelegt hatten, noch in Stein gemeißelt war. Bis Clive Atkinson in ihrem gemeinsamen Chat 4friends4ever seine Notfallnachricht abgeschickt hatte. Ohne auf seine Mutter und Liv zu achten, die sich weiterhin anfunkelten, zog er sein Handy hervor und drückte auf das grüne Symbol.

 

CA: Armageddon. Wir müssen uns treffen. Wann und wo?

ER: Shit. Gilt auch für mich. A., meine ich.

LI: Dito, leider. Ich kann am Wochenende überallhin kommen.

VA: Und ich dachte, ich bin der Einzige. Merde. Was haltet ihr von London?

CA: Ok für mich. Muss in ein Meeting. Legt die Details fest, ich werde da sein.

 

Himmel, er musste verrückt gewesen sein, als er »dito« geantwortet hatte. Allerdings nicht weniger als seine Freunde, mit denen er im Alter von siebzehn Jahren dasselbe Schicksal geteilt hatte und dem Tod im letzten Moment von der Schippe gesprungen war. ALL, akute lymphatische Leukämie. Doch was für so viele andere ein sicheres Todesurteil war, hatte sie nicht nur in der englischen Klinik etwas außerhalb von London zusammengebracht, sondern seither jede einzelne Minute ihrer Existenz bestimmt. Professor Habergam hatte ihnen mit der von ihm entwickelten innovativen Therapie das Leben gerettet – und der gemeinsame Kampf gegen den Krebs hatte sie für immer zusammengeschweißt. Sie hatten Regeln aufgestellt und sich an alle gehalten. Aber jetzt ...

Vor zwei Wochen hatten sie sich aufgrund von Clives Hilferuf in London bei Ethan getroffen. Clive und Vincent hatten den englischen Freund in die Stallungen begleitet, wo das erste Hengstfohlen seiner jüngst begründeten Zucht, dem zweiten Standbein seines Rennstalls, das Licht der Welt erblickt hatte, dem sie später gemeinsam den Namen Mr. Darcy verpasst hatten. Und ja, auch Ethan Reed besaß einen Rennstall, nur begnügte er sich mit jeweils einer Pferdestärke auf vier Beinen, während Lance’ Rennautos mehrere hundert PS unter der Haube hatten.

Lance hatte sich in der Zwischenzeit mit Gemüse jeder Art und mit scharf geschliffenen Messern in der Küche der luxuriösen Villa in Wimbledon ausgetobt, um über das, was ihnen allen im Kopf herumspukte, nachzudenken und auf seinen vorbestimmten Weg zurückzukehren.

Gelungen war es ihm nicht. Seine Freunde hatten gemeint, dass sie den Schwur vergessen sollten. Dass sie nach all den Jahren, in denen sie krebsfrei waren und gesund lebten, davon ausgehen konnten, dass die Leukämie nicht wiederkehren würde. Dass auch sie das Recht auf Liebe hatten. Wahre Liebe im Sinne einer Beziehung, einer Frau, mit der sie nicht nur einen One-Night-Stand haben, sondern ein langes, erfülltes, glückliches Leben verbringen würden. »Wir haben dem Schicksal ein Schnippchen geschlagen und es davon überzeugt, dass nicht wir die idealen Todeskandidaten sind«, hat Clive schließlich gemeint – und war innerhalb weniger Tage mit seinem mehrmaligen One-Night-Stand zusammengekommen.

So richtig, wobei allein die Tatsache, dass er öfter One-Night-Stands mit derselben Frau gehabt hatte ... Wie auch immer.

Janet hieß sie, diese internationale Journalistin, die ihm den Kopf verdreht hatte. Mittlerweile waren sie gemeinsam in Syrien gewesen, hatten ihre Jobs im europäischen Headquarter der Vereinten Nationen in Genf gekündigt und waren nun in Washington, wo sie beide für das Lobbying-Unternehmen von Clives Vater arbeiten würden. Lance war neugierig auf diese Frau, die seinen Freund von einem reservierten und in Diplomatie geschulten, nach außen hin kühlen Mann in einen vor Liebe sabbernden Trottel verwandelt hatte – und er war neidisch.

»Wenn du ständig deine Stirn in Falten legst, Lance, schaust du bald älter aus als Dad.« Ivy ließ sich auf den Stuhl neben ihm fallen und zwickte ihn in den Oberarm.

»Au.« Er warf ihr einen bösen Blick zu.

»Nimm die Brille runter, wenn du willst, dass ich dein Augenfunkeln sehe, Brüderchen.«

»Du kannst mich mal«, grummelte er.

Ivy lehnte sich grinsend näher. »Dafür musst du dir schon eine andere Frau suchen, ich bin deine Schwester. Inzest geht gar nicht.«

»Kann mir jemand helfen?« Lance beugte sich vor und griff nach seinem Glas.

»Wobei?« Sein Schwager John, Ivys Mann, grinste ihn an. »Meine Frau lässt sich nichts von mir sagen.«

»Meine von mir auch nicht.« Jake wiederholte die Worte seines Bruders und beugte sich zu Liv, um sie auf die Wange zu küssen.

Lance schüttelte den Kopf. Seine beiden Schwager ähnelten einander wirklich wie ein Ei dem anderen, und er konnte sie nach all den Jahren weiterhin nur aufgrund der Tatsache unterscheiden, wer von ihnen welche seiner Schwestern küsste. Dass die vier auch noch am selben Tag geheiratet, Häuser unmittelbar nebeneinander gekauft und beide Paare im Abstand von nur wenigen Wochen jeweils Zwillinge bekommen hatten, setzte diesem Doppelwahnsinn die Krone auf.

»Ihr seid alle komplett verrückt«, murmelte er.

Liv zwinkerte ihm zu. »Wir würden dich ja gern in unseren Klub aufnehmen, aber ...«

»... dazu musst du dir endlich eine Freundin zulegen«, beendete Ivy den Satz ihrer Schwester.

»Ich weiß nicht«, meinte Dad schmunzelnd. »Ich habe ehrlich gesagt das Gefühl, dass Lance irgendwie anders gepolt ist als wir alle.«

Mum riss ihre Augen weit auf. »Du meinst, unser Sohn ist schwul?«

Lance prustete und spuckte die Zitronenlimonade aus, wobei er beinah das Glas fallen ließ, bevor seine Mutter es aus seiner Hand rettete. Er schnappte sich zwei Papierservietten, wischte über den Tisch, nahm seine Sonnenbrille ab und warf einen Blick in die Runde.

»Das ist ja wohl der größte Quatsch, den ich je gehört habe. Unmittelbar nach der irrigen Annahme, dass ich jede Frau, die nicht bei drei auf einem Baum ist, fi...«

»Lance Iverson!« Und wieder schrie Donna Iverson – und noch lauter als zuvor.

Er winkte mit einer unwirschen Geste ab. »Wenn ihr es genau wissen wollt, habe ich schon seit Monaten keinen Sex gehabt.«

»Wollen wir das?« Ivy grinste ihn an.

»Ehrlich gesagt ist mir verdammt noch einmal egal, was ihr wollt oder denkt.« Er machte eine lange Pause, bevor er weitersprach. Leiser, fast nuschelnd, mit halb gesenkten Lidern. »Es gibt da jemanden ...«

Liv kreischte auf. »Eine Frau?«

»Und was für eine!«, stieß er mit einem tiefen Seufzer aus.

»Und? Wann stellst du sie uns vor?«

»Sobald sie damit aufhört, mir einen Korb nach dem anderen zu geben.«

Lance hatte das Gelächter seiner Familie noch in den Ohren, als er Stunden später auf der Strandterrasse seines Hauses in Ormond Beach saß und darüber nachdachte, wie er Carmen dazu bringen konnte, mit ihm zu reden, anstatt ihm nur ein paar schnippische Wörter in der Boxenstraße entgegenzuschleudern. Bevor sie mit ihrem unnachahmlichen Hüftschwung davonging und er hinter ihr her sabberte, bis sie verschwand.

Kapitel 2

Die Menschenmenge unter dem Flugdach vor dem Eingang des berühmtesten Restaurants von Daytona Beach war weiß Gott keine Seltenheit. Heute jedoch schien sie doppelt so lang wie an anderen Abenden. Es war unglaublich, dass viele immer noch nicht begriffen hatten, dass man besser beraten war, einen Tisch im Seminole Steakhouse zu reservieren, als auf gut Glück herzukommen.

Das schwere Motorrad mit dem ganz in schwarzes Leder gekleideten Fahrer fuhr langsam vorbei auf das sich öffnende automatische Tor zu, das in den rückwärtigen privaten Innenhof des riesigen Gebäudes führte.

Carmen musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass viele der Wartenden ihr nachsahen. In den ersten Wochen nach ihrer Rückkehr hätte das niemand getan. Mittlerweile hatte es sich jedoch herumgesprochen, dass die Enkelin von Pierce Underwood wieder in der Heimat war. Sie stellte den Motor der Honda Fireblade ab und warf einen Blick auf die beiden sich schließenden Torflügel, bis sie hörbar einrasteten, bevor sie das dunkle Visier hochklappte und den Helm abnahm, abstieg und kopfüber ihre Haare ausschüttelte.

Die ganze Familie lachte darüber, dass das Restaurant seit ihrer Rückkehr bis zu einem Monat im Voraus komplett ausgebucht war, nur weil alle einen Blick auf die ehemalige Seminole Princess werfen wollten. Hätte sie mit achtzehn nur geahnt, welchem Irrsinn sie dreizehn Jahre später ausgesetzt wäre! Aber Cloud, ihre Mutter, hatte mit nervenaufreibender Ausdauer auf sie eingeredet, dass sie doch bitte an der Misswahl ihres Volkes teilnehmen sollte, weil das eine fantastische kostenlose Werbemöglichkeit für das Restaurant der Familie war. So ein Quatsch! Carmen hätte ihr Hirn einschalten, anstatt sich geschlagen geben sollen, um die Leier nicht mehr zu hören. Das Seminole Steakhouse brauchte keine Werbung. Seitdem ihr Großvater Pierce Underwood es vor über fünfzig Jahren gegründet hatte, lief der Laden derart gut, dass sämtliche Versuche der Konkurrenz, das Restaurant von seinem ersten Platz in sämtlichen Restaurantführern zu schubsen, in Misserfolgen endeten.

In Wahrheit hatte Cloud, die bereits mit achtzehn Mutter geworden war, nur ihre eigenen Wünsche auf ihre Tochter übertragen, da sie selbst nicht an der Misswahl hatte teilnehmen können. Die sie gewonnen hätte – ohne Frage. Sie war eine Schönheit, auch noch heute, obwohl sie auf die fünfzig zuging. Carmen hatte ihr monatelang die Stirn geboten, da sie um nichts in der Welt bei einem derartigen Zirkus mitmachen wollte, doch es war irgendwann einfacher gewesen, ihr nachzugeben, als sich weiter gegen sie aufzulehnen. Cloud Underwood hatte die Sturheit ihrer Vorfahren geerbt – und nicht nur die. Sie war eine würdige Nachfolgerin der Native Americans aus dem Stamm der Creeks, die vor dreihundert Jahren auf der Suche nach besseren Anbaugebieten für Mais, Bohnen und Getreide nach Florida kamen und blieben. Damals nannte man sie die Wilden, die Ausreißer und gab ihnen den Namen Seminolen. Das war bis heute so – und ihr Großvater, laut Geburtsurkunde Pierce, war immer schon im wahrsten Sinne des Wortes der Felsen seiner Leute, denn sein Name bedeutete Rock, der Felsen. Und so nannten sie ihn alle – auch Carmen.

»Ich dachte, du kämst später.«

Ein Strahlen überzog ihr Gesicht, als er auf sie zukam, ihre Hand vom Schieber des Reißverschlusses nahm und den Zip ihrer Lederjacke öffnete. Gott, sie liebte ihn mehr als irgendeinen anderen Menschen. Er war ihr Zufluchtsort. Ihr Gewissen. Ihr Ein und Alles. Jeden Tag, seitdem sie zurückgekehrt war, fragte sie sich, wie sie es all die Jahre ohne ihn ausgehalten hatte.

»Ich habe viel zu lang auf dich verzichten müssen, Rock.«

»Es war notwendig, Carmen.« Er legte zwei seiner schlanken Finger unter ihr Kinn und hob es an. »Du wärst beruflich heute nicht, wo du bist, wenn du nicht ins Ausland gegangen wärst.«

Carmen schluckte. In seinem Blick lag all die kompromisslose Liebe, die er ihr immer entgegengebracht hatte. Sie liebte alles an ihm. Sein von der Sonne gebräuntes Gesicht. Die lederne Haut mit den tiefen Falten, die seine Autorität im Laufe der Jahrzehnte zunehmend verstärkt hatte. Seine schulterlangen, mittlerweile schneeweißen Haare. Die steile Furche zwischen den buschigen Augenbrauen, die direkt in seine Adlernase überging, die seinen breiten Mund mit den nahezu geraden Lippen in den Schatten stellte. Vor allem aber seine kohlenschwarzen Augen, in denen sich ihre identischen widerspiegelten. Pierce Underwood sah niemanden so an wie sie. Carmen seufzte tief, hob ihre Arme, schlang sie um seinen Nacken und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.

»Ich liebe dich, Grandpa.«

Er versteifte sich kurz, bevor er sie fest umarmte und ihr einen Kuss auf den Kopf drückte. »Und ich dich, mein Kleines, aber nenn mich nicht so. Was sollen denn ...«

»... die Leute denken«, vervollständigte sie seinen Satz mit einem Lachen und machte einen Schritt zurück. »Das gilt übrigens auch für dich, Rock. Ich bin schon lang nicht mehr klein.«

Er antwortete ihr mit einem Schmunzeln. »Nur, weil du fast so groß bist wie ich, bedeutet das nicht, dass du nicht immer mein kleines Mädchen bleiben wirst.«

»Dad, hör bitte auf, mit deiner Enkelin zu schmusen, wir brauchen dich drinnen!«

Sie verdrehten beide die Augen, bevor sie schmunzelnd zu Tommy schauten, der seine Hände an den Hosen seines schwarzen Outfits mit dem Restaurantlogo auf Brusthöhe des Poloshirts abwischte. Carmens Onkel war nicht größer als sie selbst und, wie seine Schwester Cloud, das Ebenbild ihrer Mutter. Was zwar bedeutete, dass die beiden Geschwister unübersehbar Seminolen waren, jedoch von einer femininen Schönheit. Und da Tommy nie eine feste Beziehung gehabt oder gar geheiratet hatte – und noch weniger ein Weiberheld war, obwohl sich ihm die Frauen reihenweise an den Hals schmissen –, kursierten Gerüchte, zu denen er sich nie geäußert hatte. Diese hielten sich seit der Gründung des Seminole Clubs im selben Jahr, in dem Carmen zur Seminole Princess gewählt worden war, hartnäckig.

»Ist deine Schwester nicht an ihrem Platz?«

Tommys Mundwinkel zuckten amüsiert. »Meinst du nicht, dass du deine Mutter endlich Mum nennen könntest?«

Carmen lachte auf. »Jetzt, mit einunddreißig?«

Ihr erstes Wort war Rock gewesen, was in ihrer Kleinkindsprache wie »Ock« geklungen hatte, der zweite Name – viele Wochen später – Cloud. Bis sie eingeschult wurde, hatte sie nicht begriffen, dass Cloud ihre Mutter war – und es fühlte sich immer noch nicht so an.

»Also, wo ist sie?«, hakte Carmen nach.

Tommy hob beide Arme und zog mit geübtem Griff das Haargummi von seinen langen, immer noch schwarzen Haaren, fasste den Pferdeschwanz neu zusammen. Dann schüttelte er den Kopf. »Sie ist sicher drüben im Club, in einer halben Stunde wird geöffnet.«

Carmen seufzte tief. »Manchmal kommt es mir vor, als ob ich die Mutter wäre und sie die Tochter.«

»Manchmal?« Tommy schnaubte. »Du warst schon mit drei Jahren erwachsener als sie, Carmen.«

Sie verdrehte die Augen. »Du hast den Club damals gegründet. Du wolltest dir etwas Eigenes aufbauen. Sie sollte nichts anderes tun, als an ihrem Platz bleiben, um das Steakhouse irgendwann allein zu führen.«

Ihr Großvater suchte ihren Blick. »Du weißt doch, dass sie das nicht einmal nach Großmutters Tod gemacht hat. Sie hat das Restaurant nie gemocht.

---ENDE DER LESEPROBE---