Mühlenbrock Mörderische Nachbarschaft - Alice Wakenfield - E-Book

Mühlenbrock Mörderische Nachbarschaft E-Book

Alice Wakenfield

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

In dieser kleinen Stadt ist nichts, wie es zu sein scheint. Glückliche Menschen pflegen ihre Vorgärten, das Leben ist ein niemals endender Urlaub. "Es könnte so schön sein", denkt Kommissar Mühlenbrock. Wenn da nicht Alice wäre ... Friedliebend scheint diese Nachbarin zu sein, die gern ein Gläschen Wein mit ihren Freunden trinkt, aber wehe, wenn man ihr zu nahe kommt ... Wer solche Nachbarn hat, der braucht keine Feinde mehr!

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Seitenzahl: 121

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Mühlenbrock

Mörderische Nachbarschaftshilfe

Dirk-Laker-Verlag

Dirk-Laker-Verlag

www.dilav.de

1. Auflage 2019

Originalausgabe als EBook-Ausgabe

Veröffentlicht im Dirk-Laker-Verlag

© Alice Wakenfield

PROLOG

Kommissar Mühlenbrock streckt sich. Seit Monaten wartet er auf den beantragten, lendenwirbelgerechten Drehstuhl für seinen Schreibtisch und sein Rücken schmerzt höllisch. Die Sonne scheint hell durch die dauerblinden Revierfenster und die Zeiger der großen Bürouhr bewegen sich im Zeitlupentempo. Die Verwaltung hat ein neues Programm zur Berichtserstellung auf die Rechner gespielt und seit der Fortbildung vor drei Wochen versucht er sich damit vertraut zu machen. Nicht zum ersten Mal denkt er: „Ich bin zu alt für diesen Scheiß“, wenn die Berichtsmaske vor seinen Augen erscheint, die Felder sich aber standhaft jeder Eingabe widersetzen. Er öffnet die Schublade und liest zum tausendsten Mal die Anleitung, die er dort sicherheitshalber hineingelegt hat.

Taschendiebe, kleine Ladendiebstähle, der eine oder andere Einbruch, ab und an einen Verkehrsunfall. So hatte er sich seine Karriere bei der Polizei nicht vorgestellt. Er träumte von großen Fällen, sah sich in der Hauptrolle eines großen Kriminalfilms Menschenleben retten und böse Verbrecher der gerechten Strafe zuführen.

Stattdessen sitzt er seit Jahren in dieser Kleinstadt fest, hat sein Häuschen abbezahlt, die Kinder sind groß und seine größte Sehnsucht bezieht sich auf einen neuen Bürostuhl und den baldigen Feierabend.

Ein Klopfen an der Tür lässt ihn aufschrecken. Der Pathologe steckt seinen Kopf zur Tür herein und grinst.

„Noch Lust auf ein Bier nach Feierabend? Heute ist hier wirklich nichts los. Manchmal frage ich mich, wozu ich hier gebraucht werde.“

„Meine Rede, Karl, meine Rede. Lass mich den Mist hier nur kurz fertigschreiben, dann können wir los.“

Karl stellt sich hinter ihn und schaut ihm über die Schulter. „Ach, der Tankstelleneinbruch? Habt ihr den Täter schon?“

„War der Tankwart selbst. Ich musste ihn noch nicht einmal verhören. Er gestand, als ich zur Tür hereinkam. Langweilig.“ Er gähnt und fährt den Rechner runter. „Fertig, können wir?“

Alice sitzt zwischen den Umzugskisten und sucht den Dosenöffner. Die große Hündin und der kleine Welpe stehen winselnd neben ihr, stecken ihre Nasen so tief in die Küchenkiste, dass sie nichts mehr erkennen kann. Sie schiebt die Hundeköpfe zur Seite und wühlt ein wenig hin und her, bis ihr der Küchenhelfer in die Finger rutscht.

„Bingo“, ruft sie erfreut und füttert ihre Fellnasen ausnahmsweise vom guten Porzellan. Die Fressnäpfe müssen in einem anderen Karton sein. Dann macht sie sich an das Einräumen der Küche.

Seit sie heute Morgen mit dem Umzugswagen angekommen ist, sucht sie. Sie kann sich noch dunkel daran erinnern, dass sie sich etwas dabei gedacht hat, was in welchen Karton kommen soll. Leider hat sie diese Gedankengänge inzwischen vergessen. Dass Chaos ihr zweiter Vorname ist, weiß sie längst. Im Allgemeinen kann sie gut damit leben, hat ihr eigenes System entwickelt. Nur Umzüge sind ihr Waterloo.

Sie schließt die letzte Schranktür. Das soll für heute reichen, beschließt sie. Der Korkenzieher ist aufgetaucht, ebenso ihre Zigaretten. Bevor sie den Tag mit einem Glas Wein ausklingen lässt, ruft sie die Hunde noch zu einem Abendspaziergang heran.

Vor der Tür trifft sie zwei Männer in ihrem Alter, die sich offensichtlich nicht ganz einig sind, ob sie bei ihr klingeln sollen oder lieber nicht. Sie stellen sich als Gerd und Olav vor und wohnen mit ihren Frauen ein paar Häuser weiter.

„Kommt doch mit auf eine Runde“, lädt sie sie ein und sie zeigen ihr gerne ein paar schöne Spazierwege.

„Das ist ein ganz ruhiges Städtchen, indem du hier gelandet bist“, erzählt Gerd.

Alice lächelt.

„Wenn hier nur mal was passieren würde“, jammert Mühlenbrock nach dem dritten Bier und stößt mit Karl an.

UNKRAUT

Sie öffnet das Fenster und atmet tief durch. Der Frühling ist einem heißen Sommer gewichen. In spätestens einer Stunde wird sie das Haus verrammeln müssen, die Rollläden herunterlassen und versuchen, das Hausinnere einigermaßen kühl zu halten. Sie schlüpft in ihre Flip-Flops und nimmt die Hunde mit in den Garten. Bevor es zu heiß ist, muss sie noch die Gemüsepflanzen gießen. In den letzten Jahren war Regen ihr größtes Problem gewesen. Die Tomaten waren am Strauch verfault und die Kürbisse blieben klein und reiften nicht richtig aus. Auch dieses Jahr ist Regen ihr Problem. Es gibt keinen. Der Brunnen auf ihrem Grundstück ist fast versiegt, die Erde im Garten so staubtrocken, dass sie eine sandige Spur hinter sich herzieht, als sie den Gartenschlauch packt, das Wasser aufdreht und die widerspenstige Gummischlange hinter sich her schleift.

Noch sehen die Pflanzen gut aus. Sie gießt morgens und abends, einmal die Woche düngt sie mit Brennesseljauche, das Unkraut wird ausgerupft und als Mulchschicht zwischen die Reihen des Hochbeets gelegt.

Am Zaun ranken ihre Gurken. Sie hat es riskiert, Schlangengurken anzubauen. Als besonders kälteempfindliches Gemüse hatte sie sich in einem deutschen Sommer nicht viel davon versprochen. Aber sie gedeihen prächtig. Um sie kümmert sie sich beim Gießen zuletzt, dann kann sie direkt ein paar kleine ernten und sich mittags einen leichten Snack daraus zubereiten. Summend zieht sie den Gartenschlauch um die letzte Ecke und stockt.

Da, wo gestern noch grüne Ranken den Zaun fast unsichtbar machten, wo Blüte sich an Blüte reihte, sieht sie nur braunes Gestrüpp. Alle Pflanzen sind tot, die jungen Gurken hängen braun und schrumpelig zwischen den dürren Blättern. Sie kann es nicht fassen. Am Wasser kann es nicht liegen. Sie nimmt sich für diesen Bereich des Gartens immer besonders viel Zeit. Doch als sie durch den Zaun blickt, wird ihr einiges klar. Das Unkraut auf der anderen Seite, das ihr lieber Nachbar dort seit Jahren sprießen lässt, sieht genauso aus, wie ihre Gurken. Alles ist vertrocknet und es hängt ein eigentümlicher chemischer Geruch in der Luft.

„Todeszeitpunkt?“ Kommissar Mühlenbrock zückt sein Notizbuch und blickt erwartungsvoll in Richtung Pathologe, der nachdenklich ein Thermometer betrachtet.

„Schwer zu sagen, die Außentemperatur entspricht fast Körpertemperatur. Aber wenn ich mir die Fliegen anschaue…“

„Hör mir mit der amerikanischen Scheiße auf, Karl“, wettert Mühlenbrock. „Heute? Gestern? Letzte Woche?“

„Gestern würde ich sagen, wenn ich mir die Fl…“ Er stockt. „Mehr, wenn ich ihn auf dem Tisch hatte.“ Er nickt seinen Mitarbeitern zu, die sich mit einem schwarzen Plastiksack nähern, steht auf und klopft sich den Staub von seinem weißen Overall.

„Todesursache?“, wettert der Kommissar weiter.

„Wenn ich ihn…“, setzt Karl an, besinnt sich dann aber unter dem strengen Blick eines Besseren. „Wahrscheinlich ist er ohnmächtig geworden und hat sich den Kopf an seinem gemauerten Grill angeschlagen. Der Schädel besteht nur noch aus Brei, da wo einst Atmung und Herzschlag gesteuert wurden. Warum er umgefallen ist, keine Ahnung.“

„Fremdverschulden?“

Es ist heiß, sehr heiß. Alle wollen schnell wieder in ihr klimatisiertes Büro. In der Hitze scheuert die Dienstmütze am Kopf. Alles fühlt sich aufgequollen an. Mühlenbrock ist gereizt.

„Kann ich nicht ausschließen, sieht aber erstmal nach einem Unfall aus.“ Karl schält sich aus seinem Overall, der an seiner feuchten Haut klebt. „Gib mir etwas Zeit für die toxikologische Untersuchung. Ich tippe eher auf Kreislaufversagen. Er war nicht mehr der Jüngste, auch wenn er es so scheinen lassen wollte. Man sagt, er hätte zwei Freundinnen. Vielleicht hat er auch einen Verstärker eingeschmissen, wer weiß?“

Mühlenbrock guckt verdutzt. „Verstärker?“

Karl dreht die Augen zur imaginären Decke und macht eine eindeutige Bewegung mit dem Becken.

Der Kommissar wird noch roter, guckt verschämt zur Seite und brummt: „Sachen gibt’s.“

Er gibt seinem Team ein Handzeichen, alles zusammen zu räumen. Er will nur noch raus aus der Hitze. Ein Beamter der Spurensicherung macht noch ein paar Fotos, dann sammeln sie die gelben Schilder ein und flüchten in ihre klimatisierten Kleinbusse.

Sie steht hinter den fast geschlossenen Rollläden und schaut sich das Schauspiel an. Ihre rechte Hand ist tief im Fell ihres Schäferhundes vergraben.  Sie empfindet keine Trauer. Sie ist froh, dass er endlich weg ist, der Gurkenmörder. Sie hockt sich auf den Boden und lässt zu, dass der Welpe auf ihren Schoß krabbelt. Gedankenverloren zündet sie sich eine Zigarette an und schließt ihre Augen.

Im Revier stellt Mühlenbrock sich vor die Klimaanlage. Er schließt die Tür hinter sich und zieht alles aus, was noch einigermaßen moralisch vertretbar ist. Die Akte Depenbrock liegt hinter seinem Rücken auf dem Schreibtisch. Er positioniert den Ventilator, den er selbst gekauft hat, strategisch günstig auf seinem Schreibtisch und setzt sich an seinen vorläufigen Bericht. Sein Hirn arbeitet in der Hitze langsamer als sonst. Er liest die Aufstellung der Spurensicherung, betrachtet gelangweilt die Fotografien und tippt die ersten Zeilen in das Formular ein.

Sein Telefon klingelt.

„Mühlenbrock? Ach du bist es, Karl. Und? Was gefunden? Ach? Soso. Den Verstärker also? Haha. Ein Unfall? Sicher? Okay, dann wäre das erledigt.“

Er schiebt die Fotos zusammen, irgendein Bild irritiert ihn, aber er verdrängt die Gedanken. Es ist viel zu heiß zum Denken.

„Fall abgeschlossen“, denkt er und freut sich auf den Freibadbesuch mit seinen Enkeln.

Der Pathologe näht Depenbrock nachlässig zu. „So ein Chauvi“, denkt er, „das hat er jetzt davon. Zwei Freundinnen in seinem Alter. Das konnte nicht gut gehen.“ Fast tut ihm der schlaffe Körper auf seinem Tisch leid, aber es ist viel zu heiß für Gefühle. Er wird gleich nach Hause in sein ruhiges Appartement gehen.

Sie öffnet Gerd die Tür. „Alles gut?“, fragt sie nach einem aufmerksamen Blick in sein Gesicht.

Gerd grinst. „Erwartest du jetzt Mitgefühl? Erst meine Katze, dann deine Gurken. Der Unkrautvernichter war noch fast zu gut für ihn.“

LIEBER TEE…

„Hast du noch Tee?“ Gabi hält ihr den leeren Teepott unter die Nase. Seit einer halben Stunde muss sie aufs Klo – dringend. Ihre Blase fühlt sich an, als würden mindestens zehn Liter Pfefferminztee auf das stille Örtchen warten. Aber sie kommt nicht weg.

„Hab ich dir schon erzählt, wo wir im Urlaub waren?“, setzt der Besuch zu einer neuen Attacke an. Sie gießt den Rest Tee in die Tasse und setzt neues Wasser auf.

„Nein, du, warte…“

Weiter kommt sie nicht. Gabi überschüttet sie schwallartig mit den Details ihrer Schwedenrundreise. Gottergeben kramt sie ein paar frische Teebeutel aus dem Schrank und beobachtet das Wasser beim Erwärmen. Ihr Welpe kommt ins Zimmer gewackelt und springt den Besuch an. Rasch greift sie sich das Häufchen Hund und will es gerade nach draußen bringen, da setzt Gabi zur nächsten Attacke an.

„Lass ihn. Ich bekomme das schon hin. Er muss kapieren, dass ich der Boss bin. Sieh mal, einfach ignorieren…“

Sie wünscht sich, sie könnte Gabi so einfach ignorieren. Seit zwei Stunden belagert sie ihre Küche und trinkt einen Tee nach dem anderen. Sie hält tapfer mit und versucht zwischenzeitlich immer mal wieder auf Durchzug zu schalten. Und sich aufs Klo zu verziehen. Wo steckte Gabi das hin? Verdunstet es bei ihr einfach?

„Ich geh rasch aufs Klo“, wirft sie ein und macht sich aus dem Staub. Gabi zieht einen Flunsch „Ich wollte dich nicht langweilen. Aber du musst den Kleinen einfach konsequenter erziehen. Ich habe…“

Den Rest hört sie nicht mehr. Die Klotür schließt sich hinter ihr. Ausnahmsweise schließt sie ab. Man weiß ja nie. Das Händewaschen zieht sich.

Tief durchatmend öffnet sie die Küchentür und setzt sich zu Gabi.

„Letztens habe ich ein gutes Buch gelesen, das musst du dir mit deinen Problemen unbedingt kaufen. Es handelt von…“

Dass sie ihr das Buch vor drei Wochen empfohlen hatte und sie es als Schwachsinn abgetan hatte, war offensichtlich ihrem Gedächtnis entfallen. Wie so manches, was sie versucht hatte ihr zu erzählen. Gabi kommt nicht, um sich zu unterhalten. Gabi will erzählen. Und sie weiß alles. Mindestens. In den letzten drei Wochen hat sie sie fünf Mal überfallen. Jedes Mal war danach ihre Blase übervoll und ihr Kopf leer. So viel Schwachsinn ist schwer zu verarbeiten.

„Können wir uns nächste Woche treffen? Ich bin dann alleine. Olav ist mit den Jungs unterwegs und mir fällt sonst die Decke auf den Kopf.“

Der Tee ist mittlerweile durchgezogen.

„Komm Gabi, gib mir deine Tasse. Ich hole dir noch einen Schluck Tee.“

„Todesursache?“ Kommissar Mühlenbrock kratzt sich den Nacken.

Karl schaut ihn irritiert an: „Verkehrsunfall? Schädel-Hirn-Trauma, diverse gebrochene Rippen und Prellungen, eventuell ein Milzriss. Der Bulli hat sie gut erwischt.“

„Nunja, am helllichten Tag einfach auf die Weseler Straße zu rennen ohne zu gucken, das ist schon ziemlich doof.“

Karl schaut ihn grinsend an. „Was erwartest du? Sie ist blond.“ Dann bricht er in sein albernes, wieherndes Gelächter aus.

Mühlenbrock schüttelt den Kopf und denkt zum wiederholten Mal darüber nach, wer denn wohl die Leiche eines Pathologen obduzieren würde. „Sag mir Bescheid, falls noch was bei der Untersuchung rauskommt.“

Wieder kratzt er seinen Nacken. Er spürt Quaddeln unter seinen Fingern aufplatzen. Das ist nicht gut. Das letzte Mal, dass er sowas erlebt hatte, war seine Enkelin Reiten gewesen. Der Hautarzt hatte was von Pferdehaaren gemurmelt.

Er setzt sich in seinen Wagen und fährt zum Witwer. Der nimmt es überraschend gefasst auf. Fast beschleicht Mühlenbrock ein Verdacht. Aber Olav hat ein Alibi.

Auf dem Revier zieht er als Erstes seine Uniformjacke aus. Der Spiegel enthüllt das gesamte Desaster. Sein Gesicht, sein Hals und auch seine Arme sind von Quaddeln übersäht. Er muss zum Arzt.

Das Telefon klingelt.

“Mühlenbrock? Ach, ja Karl. Was gibt’s? Soso, toxikologisch nix nachweisbar? Mmmmh … ein Unfall also? Okay.“

Er legt auf und kratzt sich sein Kinn. Mein Gott, juckt das. Er muss sofort zu einem Hautarzt. Der niedergelassene Allergologe ist im Sommerurlaub. Die Urlaubsvertretung übernimmt die Praxis in…. Der Kommissar flucht. Ausgerechnet jetzt ist mal wieder keiner da, ihm zu helfen. Dann muss er halt gleich zur Apotheke. Aber erst der Bericht.

Er setzt sich an den Schreibtisch und öffnet das Formular. Mühsam tippt er die Daten im Zweifingersuchsystem ein. Zwischen den einzelnen Eingaben wandern die Finger immer wieder in seinen Nacken, der mittlerweile blutig gekratzt ist.

Die Apotheke macht in einer halben Stunde zu. Irgendwas in seinem Hinterkopf verbindet Pferde und ein Medikament, das die Unfallgefahr heraufsetzt. Aber er will nur noch raus hier. Er beendet den Bericht, speichert ab und macht Feierabend.

Es klingelt. Sie öffnet die Tür und lässt Olav hinein.

„Sei ganz unbesorgt. Wenn sie nicht danach suchen, werden sie das Ketamin niemals finden.“

Sie lächelt und setzt Teewasser auf.

SONNTAGSKRIMI

Sie deckt liebevoll den Tisch. Heute soll es mal ruhig zugehen, Gerd und Olav kommen zum Sonntagskaffee vorbei. Der Applecrumble duftet verführerisch im Ofen, Schlagsahne und frischer Kaffee stehen bereit. Sie tritt einen Schritt zurück und betrachtet ihr Werk; perfekt. Vielleicht wäre eine Karriere in der Gastronomie doch eine Alternative gewesen.

Noch 20 Minuten. Zeit genug, um kurz zu duschen. Sie lässt die Hunde in den Garten und sucht sich auf dem Weg nach oben frische Wäsche aus dem Korb neben der Kellertür.

Was ist das für ein Geruch? Sie schnuppert und öffnet die Kellertür einen Spalt.