Munkel Trogg: Der kleinste Riese der Welt und der fliegende Esel - Janet Foxley - E-Book

Munkel Trogg: Der kleinste Riese der Welt und der fliegende Esel E-Book

Janet Foxley

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Beschreibung

Auch Kleine können Großes vollbringen! Munkel Trogg, der kleinste Riese der Welt, ist besorgt. Die Anzeichen mehren sich, dass der Rumpelberg, die Heimat der Riesen, zu explodieren droht. Aber auf Munkel hört niemand, weil die Riesen zu sehr mit den Vorbereitungen für ihre Siegesfeier beschäftigt sind. Munkels Menschenfreundin Emily bringt ihn auf eine Idee: Wenn die Riesen schon nicht auf ihn hören wollen, dann glauben sie vielleicht dem sagenumwobenen fliegenden Esel … Ein neues spannendes Abenteuer um den kleinsten Riesen der Welt mit dem Herz aus Gold.

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Seitenzahl: 161

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Ähnliche


Janet Foxley

Munkel Trogg

Der kleinste Riese der Welt und der fliegende Esel

Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier

Mit Bildern von Steve Wells

FISCHER E-Books

Inhalt

Munkel Trogg und seine FamilieWidmungVorspann1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. KapitelDank

Für Donald, Rachel und Sebastian voller Liebe und Dankbarkeit

1. Kapitel

»Lass mich nicht fallen, Raubauz!«, kreischte Munkel, der auf den breiten Schultern seines jüngeren Bruders auf und ab hopste.

»’tschuldigung«, prustete Raubauz, »aber Pa ist schon auf dem Kleinlingsbauernhof, und ich will unbedingt sehen, wie er einen Ochsen fängt. Das wird tierisch aufregend.«

Während sie den Berg hinunterstürmten und die Schafe auseinanderstoben, verkrallte sich Munkel fest in Raubauz’ Haaren.

Es war ihr erster Jagdausflug. Bis zur Großen Kleinlingsschlacht – der ersten seit Jahrhunderten – war es lediglich Jägern wie Pa Trogg erlaubt gewesen, den Rumpelberg zu verlassen, und das auch nur bei Nacht. Doch jetzt, da die Riesen die Kleinlinge vertrieben hatten, konnten alle hinausgehen, wann sie wollten, sogar am helllichten Tage.

Bei den Kleinlingsfeldern und -wiesen am Fuße des Rumpelbergs wartete Pa auf seine Söhne. Hinter einem dünnen Metallzaun auf einer Wiese voll dunkelbrauner Pfützen standen ein paar dösige schwarz-weiße Tiere und beobachteten die drei Riesen neugierig.

Raubauz setzte Munkel ab.

»Danke«, sagte Munkel. Endlich einmal war es nützlich, einen jüngeren Bruder zu haben, der der stärkste Siebenjährige in Rumpelberg war. Um auf eigenen Füßen hier hinunterzugelangen, hätte Munkel eine Ewigkeit gebraucht.

»Sind das die Ochsen, Pa?«, flüsterte Raubauz ehrfürchtig.

»Nein, Kühe«, sagte Vater Trogg. »Das Gleiche in Grün, nur ein bisschen kleiner.«

»Aber immer noch sehr viel größer als Schafe«, sagte Munkel.

»Trotzdem nicht so groß wie ich.« Pa warf sich in die Brust. »Und sie sind echt langsam. Da hab ich im Handumdrehen eine gefangen.«

Er sprang über den Metallzaun.

Die Kühe wichen zurück.

»Passt auf, fasst nicht an die Zäune, Jungs« , sagte Pa, während er sein Jagdnetz auslegte. »Die Kleinlinge haben sie verzaubert.«

»Verzaubert?«, sagte Munkel. »Wie kommst du denn darauf?«

»Ich bin mal in einen Zaun reingerannt, und der Zauber ist wie ein Schauder durch mich gelaufen. Du gehst besser durchs Gatter, Munkel, für dich ist der Zaun zu hoch. Raubauz, du kommst mit mir. Und nimm dich in acht vor den Platschern.«

»Den was?« Raubauz trat vorsichtig über den Zaun.

»Den Platschern.« Pa zeigte auf die dunkelbraunen Pfützen. »Das ist der korrekte Name für Kuhfladen. So, Jungs, jetzt zeig ich euch, wie man eine Kuh fängt. Ihr treibt sie vor euch her, werft das Netz über sie und ringt sie zu Boden. Gebt acht, schließlich sollt ihr es lernen.«

Pa rannte hinter den Kühen her.

Raubauz rannte hinter Pa her.

Die Kühe rannten weg. So langsam waren sie nämlich nicht.

Munkel seufzte. Na, das würde ja dauern.

Als er zum Gatter ging, überlegte er, warum so ein dünner Zaun all die großen Kühe am Weglaufen hindern konnte. Seine Kleinlingsfreundin Emily hatte ihm gesagt, dass es keine Zauberei gebe, doch wenn Pa wirklich einen Kleinlingszauber gespürt hatte … Hm, manchmal wusste Munkel wirklich nicht, was er glauben sollte.

Jetzt rannten die Kühe auf das Gatter zu – Vater und Sohn ihnen dicht auf den Fersen.

Im letzten Moment änderten die Kühe die Richtung.

Raubauz auch.

Pa nicht.

Quaaatsch!, landete er direkt in einem Kuhfladen.

Seine Füße schossen unter ihm weg, auf dem Po rutschte er quer über die Wiese.

»Muuuuh!« Die Kühe liefen schnell auf die andere Seite der Weide. Sie klangen fast, als lachten sie.

»Warum schleichst du dich nicht leise von hinten an sie ran?«, meinte Munkel.

»SCHLEICHEN?«, schrie Pa. »Jäger SCHLEICHEN nicht!«

»Du bist vielleicht der neue Weise Mann, Munkel«, sagte Raubauz, »aber Pa ist derjenige, der weiß, wie man jagt.«

»Genau!«, rief Pa und rappelte sich mühsam wieder auf. Erneut flitzten er und Raubauz hinter der Kuhherde her.

Munkel hatte sich noch nicht daran gewöhnt, der neue Weise Mann zu sein. Er hatte zwar die Riesen gerettet, weil er den dummen Kleinlingen vorgegaukelt hatte, der Rumpelberg sei ein Vulkan – dabei wussten selbst die Riesen, dass Berge nicht explodieren können! –, aber da er gerade erst die Schule beendet hatte, wurde ihm bei dem Gedanken, jetzt schon eine so wichtige Aufgabe zu erfüllen, ganz schön mulmig.

Er fühlte sich nicht weise genug und fand, er musste noch viel Weistum lernen. Vielleicht war die Weide hier kein schlechter Ort, um damit anzufangen.

Er spazierte los und schaute zur Wiese nebenan. Die Tiere dort waren viel kleiner als Kühe, kaum größer als Schafe. Mit ihren kleinen Hörnern und den fusseligen Bärtchen sahen sie so lustig aus, dass Munkel sie einfach anlachen musste.

»Mä-ä-ää!«, lachte eines der Tiere zurück, streckte den Kopf über den Zaun und biss ein Stück von Munkels Kniehosen ab. Da suchte Munkel schnell das Weite. Seine Kleidung war schon zerlumpt genug; er wollte nicht noch mehr Löcher darin haben.

Er schlenderte über den Bauernhof. Wo er hintrat, flatterten mit lautem Gegacker Vögel auf. Sie waren größer und dicker als Tauben, und Munkel überlegte kurz, ob er versuchen sollte, einen zu fangen, aber er war nicht schnell genug.

Über eine Mauer auf der anderen Seite des Hofs lugten noch lustigere Tiere zu ihm hinüber. Sie hatten rosafarbene runde Gesichter, runde, platte Nasen und Schlappohren. Munkel ging vorsichtig zu ihnen, doch diese Tiere hatten kein Interesse, was von ihm abzubeißen. Sie waren zu eifrig dabei, mit den Nasen im Schlamm ihres kleinen Pferchs herumzustochern. Manche waren groß, manche klein, aber alle moppelig, und sie hatten kurze Beine und glatte Haut mit ein paar vereinzelten Borsten, ein bisschen wie Riesenhaut, nur rosa und nicht grau. Munkel hatte solche Tiere noch nie gesehen. Sie dufteten köstlich wie Mas Parfüm.

Plötzlich hörte er Schritte hinter sich, erschrak und drehte sich um. Aber es war nur Pa, die Kleinlinge waren ja weggelaufen. Pa keuchte, seine Kleidung war mit Platschern übersät, und der Schweiß lief ihm übers Gesicht, das jetzt nicht mehr grau, sondern puterrot war. Sein Jagdnetz war leer.

»Hast du keine erwischt?«, fragte Munkel.

»Ich … äh … hab’s mir anders überlegt«, sagte Pa achselzuckend. »Und so gut schmecken sie auch gar nicht, glaube ich.«

»Warum nicht?«

»Hab so ein Gefühl. Jägerinstinkt. Ah, du hast die Schweine gefunden.«

»Das sind Schweine? Du hast Prinzessin Rotzmops erzählt, Schweine sähen aus wie Kleinlinge.«

»Na, tun sie doch auch. Sie sind glatt und rosa.«

Raubauz kam über den Hof gehumpelt. Sein Gesicht war noch puterroter als Pas. Er schaute in den Schweinekoben. »Also, von denen hier müssten wir doch nun wirklich eins fangen können, Pa«, sagte er. »Sie können ja nicht wegrennen.«

»Eine Kuh zu fangen wäre genauso leicht gewesen, Raubauz«, wies Pa ihn zurecht. »Ich habe mich nur dagegen entschieden. Aber wollte die Prinzessin nicht ein Schwein als Haustier?«

»Sie wollte kein Tier«, sagte Munkel. »Sie wollte einen Kleinling, wie Emily.«

»Emily?«, sagte Raubauz mit schuldbewusster Miene. »Meinst du, den Kleinling, den ich gefa… Meinst du den Kleinling, den Titan dem König als Geburtstagsessen geschenkt hat?«

Munkel überlief es kalt, als er daran dachte, wie Raubauz und Titan Strotz, der übelste Schläger in Rumpelberg, seine Kleinlingsfreundin Emily gefangen hatten und der König sie fast gebraten hätte. Munkel hatte ihr zur Flucht verholfen, aber das wusste niemand, und dabei musste es auch bleiben.

»Schweine sind vielleicht Tiere«, sagte Pa, »aber meine Güte, was riechen sie gut. Fast so gut wie Platscher. Erinnert mich an eure Ma.«

Munkel betrachtete das kleinste Schwein. Was sah es hübsch aus mit seinem niedlichen Ringelschwänzchen und den Äuglein, die schüchtern unter seinen Schlappöhrchen hervorlugten. Vielleicht mochte Rotzmops es ja doch, auch wenn sie mit einem Kleinling rechnete. Und wenn sie ein Schweinchen hatte, vergaß sie vielleicht, dass sie davor Munkel als Haustier hatte haben wollen.

Munkel kletterte über die Mauer, hob ein Schweinchen auf und gab es Pa. Es quiekte und strampelte, als Pa es fest in sein Jagdnetz wickelte.

»Können wir noch eins zum Abendessen mitnehmen?«, fragte Raubauz, während er Munkel zurück über die Mauer half.

»Nein!«, sagte Munkel. »Nein, Haustiere essen wir nicht. Das wäre ja, als wenn wir Drachen äßen.«

»Was kriegen wir denn dann zum Abendbrot? Wir sollten was jagen, aber wir haben noch nichts gefangen.«

»Schaut doch, eure Ma ist schon dabei, das Abendessen zuzubereiten«, sagte Pa und zeigte auf den fernen Gipfel des Rumpelbergs, von dem Rauchfahnen in die Luft stiegen. »Überhaupt haben alle schon die Kochfeuer angezündet. Es ist später, als ich dachte. Wir gehen besser zurück. Willst du Munkel oder das Schwein tragen, Raubauz?«

»Lieber das Schwein«, erwiderte Raubauz, riss Pa das Tierchen aus der Hand und düste los. Zum Essen kam er nie zu spät!

Pa nahm Munkel auf die Schultern und lief hinter Raubauz den Berg hinauf. Auf Pas Schultern zu reiten war sehr unbequem, denn er sprang gern über Felsbrocken, und das war so hopsig, dass Munkel, obwohl er sich gut an Pas Ohren festklammerte, immer schlecht wurde.

Sie verließen die Wiesen und Weiden und begannen den Aufstieg zum Rumpelberg. Munkel schaute hoch. Auf dem Gipfel saß eine dicke graue Wolke. Er spürte, wie es ihm wieder kalt den Rücken herunterlief, was komisch war, denn der Tag war ziemlich heiß.

»Pa«, fragte er, »hängt da oben immer so viel Rauch wie jetzt?«

»Die Leute kochen nicht nur das Abendessen, sondern backen wahrscheinlich auch für das Siegesfest«, schnaubte Pa.

»Du denkst nicht –?«, sagte Munkel, weil ihm einfiel, was Emily über Berge erzählt hatte, die in Wirklichkeit Vulkane waren.

Pa gluckste. »Nein, ich denke nichts, Weiser Mann Munkel. Du bist hier derjenige, der das Denken zu besorgen hat.«

2. Kapitel

»Ihr wart aber lange weg«, sagte Ma, als sie nach Hause kamen. Sie rührte in ihrem Kochtopf, es duftete nach Kaninchen-Krähen-Eintopf. Pumpel schlief schon in ihrer Wiege. »Was ist denn mit deiner Kniehose, Munkel? Und was zum Kladderabumm habt ihr da mitgebracht? Wie ich das kochen soll, weiß ich ja nun gar nicht.«

»Es ist nicht zum Essen«, sagte Munkel schnell. In dem warmen Raum zog er sein Wams aus. »Es ist ein Schwein für Prinzessin Rotzmops, ein neues Haustier, damit sie nicht mit mir spielen will.« Bei der Erinnerung an Rotzmops’ raue Spiele schauderte ihn. Noch schlimmer waren allerdings ihre Sabberküsse.

Aus einem Stück von Pas Jagdseil machte er für das Schweinchen schnell Halsband und Leine und befestigte das Ende der Leine an einem Haken in der Wand. Das Schwein quiekte. Pumpel wachte auf und quiekte mit.

»Was für ein Radau!«, sagte Ma und steckte Pumpel einen Giftpilzschnuller in den Mund. »Hoffentlich bleibt das Schweinchen nicht lange.« Dann überlegte sie kurz und steckte ihm auch einen Giftpilzschnuller ins Schnäuzchen. Das Schweinchen schlang ihn gleich herunter und wurde merklich ruhiger. »So, besser. Aber was um alles in der Welt habt ihr mir denn nun zum Kochen mitgebracht?«

Ein peinliches Schweigen entstand. Pa und Raubauz traten von einem Fuß auf den anderen.

»Nichts«, sagte Munkel, denn seinem Vater und Bruder hatte es offensichtlich die Sprache verschlagen.

»Nichts?«

»Jagen ist echt schwer, Ma«, sagte Raubauz. »Wenn du versuchst, die Tiere zu fangen, laufen sie einfach weg.«

Ma schaute Pa erstaunt an. »Aber du hast doch immer wilde Tiere gefangen«, sagte sie. »Da sollten zahme doch viel leichter zu erwischen sein.«

Sie schnalzte enttäuscht mit der Zunge, löffelte Eintopf in drei große Näpfe und in einen kleinen für Munkel und warf in jeden ein Eichelmehlbrötchen. Platsch! Alle nahmen am Steintisch Platz, Munkel wie üblich auf seinem Adlerfarnkissen, weil er sonst nicht an den Tisch gekommen wäre.

»Vielleicht war es doch keine gute Idee, am Tage zu jagen«, sagte er und leckte die Eintopfsoße von seinem Brötchen. »Die Tiere sehen dich kommen. Nachts, wenn sie schlafen, ist es bestimmt leichter.«

Pa seufzte. »Das ist nicht das Problem, Munkel. Ich bin überzeugt, die Kleinlinge haben die Tiere verzaubert, bevor sie geflüchtet sind.«

Raubauz hatte seinen Eintopf schon verschlungen. »Kann ich noch was haben?«, fragte er.

»Ja, Eichelmehlbrötchen«, sagte Ma. »Aber weich sie erst im Wassertopf ein, sie sind ein bisschen altbacken.«

Raubauz ging mit zwei Brötchen zu dem riesigen Topf, in dem Ma ihren Wasservorrat aufbewahrte.

»Da passt nichts mehr rein«, sagte er. »Der Topf ist schon voll von irgendwas.« Er zog etwas aus klatschnassem Stoff heraus. »Sieht aus wie die Kleinlingsklamotten, die Munkel aus dem Museum geborgt hat.«

»Was?« Munkel schoss von seinem Kissen hoch.

»Ich dachte, ich wasch den Dreck mal besser raus, bevor sie wieder ins Museum kommen«, sagte Ma. »Aber vom Wäschewaschen habe ich eigentlich keine Ahnung. Habe ich was falsch gemacht?«

»Schnickschnax! Hol sie raus, Raubauz, schnell!«

Erschreckt ließ Raubauz die triefenden Kleidungsstücke zu Boden fallen.

Munkel nahm die Kniehosen und nestelte panisch vor Angst an der Gesäßtasche. Dann fasste er noch panischer in die Seitentaschen. Voller Verzweiflung probierte er es schließlich an den Westentaschen.

»Es muss herausgefallen sein«, sagte er mit bang erstickter Stimme. »Kommst du bis auf den Boden des Topfs, Raubauz?«

»Ja, aber da ist sonst nichts mehr drin«, sagte Raubauz. »Nur Wasser.«

Da warf sich Munkel der Länge nach hin und vergrub den Kopf in den Händen.

»Was ist denn?«, fragte Ma und kniete sich neben ihn. »Was suchst du?«

»Es gehört dem König!«, jammerte Munkel. »Ich sollte es mit dem allergrößten Respekt behandeln! Das verzeiht mir Biblos nie! Ich verliere meine Stelle!«

»Verlierst deine Stelle?«, brummelte Pa. »Warum?«

»Wenn der König hört, dass ich das Buch verloren habe, überlegt er es sich bestimmt anders und ernennt mich nicht zum Weisen Mann!«

»Das Buch?«, stieß Ma hervor.

»Das Buch?«, schrie Pa.

»Das was?«, fragte Raubauz.

»Das Buch ist das kostbarste Stück im Museum«, erklärte Ma. »Da sind alle Kleinlingszauberverse drin.«

»Auch dafür, wie man Mörderstöcke macht?«, fragte Raubauz ganz aufgeregt.

»Das glaubt Biblos«, sagte Munkel. »Aber Emily hat gesagt, es sind lediglich Kleinlingsessensrezepte drin. Sie hat gesagt, die Kleinlinge können nicht zaubern.«

Das beruhigte Ma keineswegs, doch Pa und Raubauz brüllten vor Lachen. Sogar Pumpel stimmte mit ein.

»Können nicht zaubern?«, sagte Pa. »Jeder weiß, dass die Kleinlinge die Riesen nur besiegen können, weil sie Zauberkünste besitzen. Wieso hattest du das Buch überhaupt?«

»Biblos hat es in der Tasche dieser Kniehosen aufbewahrt, weil es vor vielen Jahren dort gefunden wurde.«

»Vielleicht brauchst du Biblos ja gar nichts davon zu erzählen«, sagte Ma. Dann wrang sie die Kleider aus und hängte sie neben die Pflanzen, die sie für ihre Medizin trocknete. Medizin machen konnte Ma nämlich tausendmal besser als Wäsche waschen.

»Ich will ihn nicht belügen«, sagte Munkel. »Er war so nett. Nur Biblos konnte den König davon überzeugen, dass er mich zum Weisen Mann ernennen sollte.«

»Wahrscheinlich ist das Buch aus deiner Tasche gefallen, als Raubauz dich im Krater mit dem Kopf nach unten gehalten hat«, sagte Pa und schaute Raubauz sehr böse an. »Da siehst du, was du schon wieder angerichtet hast.«

»Tut mir leid, Munkel«, sagte Raubauz und klang, als meinte er es ehrlich.

 

Am nächsten Morgen gab es noch mehr schlechte Nachrichten.

»Was ist los?«, fragte Munkel erschreckt, als er Mas Miene sah.

»Die Kleinlingskleider«, sagte Ma und hielt ein paar winzige graue Lumpen hoch. »Sie sind zwar nicht mehr so schmutzig wie vorher, aber auch nicht mehr so groß.«

Ma wirkte so schuldbewusst, dass Munkel nur mit Mühe die richtigen Worte fand. »Mach dir keine Sorgen«, sagte er und versuchte, nicht total schockiert auszusehen. Seiner Einschätzung nach war das weiße Hemd nun höchstens noch groß genug für eine Elfe.

»Kriegst du Ärger?«, fragte Raubauz, der sich mit Ärgerkriegen natürlich bestens auskannte.

Ma sah noch bestürzter aus.

Munkel setzte sich wieder hin und rührte in seinem Pilzschleim. »Nicht mehr Ärger als der, den ich sowieso schon habe«, sagte er. »Das Buch ist wichtiger als die Kleider.«

»Kann Biblos dich denn jetzt noch ausmeckern, wo du der Weise Mann bist und er nicht mehr?«, fragte Raubauz. »Was willst du ihm erzählen?«

»Ich weiß es nicht«, seufzte Munkel. Schweigend aß er seinen Pilzschleim auf und versuchte, das Buch aus seinen Gedanken zu verbannen.

»Was hast du mit dem Schwein gemacht, Ma«, sagte er. »Es krakeelt ja gar nicht mehr herum.«

Pumpel und das Schnüffelschweinchen wälzten sich fröhlich zusammen auf dem Fußboden.

»Ich habe ihm ein bisschen Pilzschleim gegeben«, sagte Ma. »Bestimmt haben die Kleinlinge ihm kein Essen dagelassen, als sie weggelaufen sind.«

»Tut mir leid, Pumpel«, sagte Munkel und versuchte das Schweinchen aufzuheben. »Ich muss es zu Prinzessin Rotzmops bringen.«

Pumpel fing an zu jammern und hielt ihren neuen Spielkameraden fest umklammert. Für ihr Alter war sie sehr stark.

»Ich hätte dir auch eins mitgebracht, wenn ich gewusst hätte, dass du es so magst. Vielleicht können wir zurückgehen und noch eins holen.«

»Nein! Für noch eins hätte ich nicht genug zu essen!«, sagte Ma, leckte die benutzten Frühstücksnäpfe einmal rasch mit ihrer purpurfarbenen Zunge sauber und stellte sie auf das Regal. »Dieses hier hat heute Morgen ja schon mehr Pilzschleim gefuttert als du in einer ganzen Woche.«

»Es hat sogar meinen Nachschlag gefressen«, beschwerte sich Raubauz.

Munkel hielt Pumpel ihre Flasche mit dem Pilzschleim hin. Prompt ließ Pumpel das Schweinchen los und schnappte sich die Flasche. Woraufhin Munkel die Flasche losließ und sich das Schweinchen schnappte.

»Hoffentlich mag die Prinzessin es genauso gut leiden wie Pumpel«, sagte er sorgenvoll. »Ich wünschte nur, es sähe mehr wie ein Kleinling aus.«

»Kleinlinge tragen Kleider«, sagte Raubauz mit vollem Mund. Er hatte ein altbackenes Brötchen gefunden, dass Ma dem Schweinchen nicht gegeben hatte.

»Ich habe ein paar Babysachen, aus denen Pumpel rausgewachsen ist«, sagte Ma.

»Dann würde es aber wie ein Riese aussehen«, sagte Munkel. »Ich habe eine bessere Idee.«

Er klemmte sich das Schweinchen unter den Arm, nahm das eingelaufene Kleinlingshemd und zog es dem Tier über den Kopf. Alle vier Beine mit den stumpfen Füßen verschwanden darin, und man konnte nicht mehr sehen, dass es weder Finger noch Zehen besaß. Und damit es sich nicht mehr so hin- und herwinden konnte, wickelte Munkel die Ärmel um es herum und knotete sie auf seinem Kopf so zusammen, dass eine Art Mütze entstand und die Schweineschlappöhrchen darunter verschwanden. Das Schnüffelschnäuzchen sah zwar immer noch mehr wie eine Drachen- als wie eine Kleinlingsschnauze aus, aber daran konnte er jetzt auch nichts ändern.

»Solltest du das Hemd nicht zurück ins Museum bringen?«, sagte Ma.

Munkel seufzte auf. »So eingelaufen kann ich es nicht zurückbringen. Ich bringe zuerst das Schwein in den Palast. Vielleicht habe ich mir bis dahin etwas ausgedacht, was ich Biblos zu dem Buch und der Kleidung erzähle.«

»Ich komme mit dir«, sagte Raubauz, »damit du nicht schikaniert wirst.« Seine Augen funkelten. »Aah, ich könnte der Leibwächter des Weisen Mannes werden.«

»Nein, kannst du nicht«, sagte Pa. »Du musst zur Schule gehen. Und sowieso wird deinem Bruder niemand was zuleide tun, wenn er die Kette des Weisen Mannes trägt. Bring sie her, Munkel, und ich kürze sie auf die richtige Größe für dich. Sie ist viel zu lang.«

Von all den wertvollen Dingen, die Biblos Munkel anvertraut hatte, war die Kette des Weisen Mannes aus reinstem Drachengold das wertvollste. Wenn Munkel diese Kette trug, konnte er jedem Riesen in Rumpelberg Befehle erteilen.