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Haben Sie auch das Gefühl, stets irgendetwas zu müssen? Ob Arbeit oder Hausputz, Familie oder Freunde, ob Gassigehen oder Rasenmähen - nahezu alles aus dem täglichen Leben kann zur leidigen Pflicht und damit zur Belastung werden. Erwartungsdruck und Fremdbestimmung sind massive Stressfaktoren und somit unsere Energieräuber Nummer eins! Nicht ohne Grund nehmen die Fälle von Burn-out in alarmierendem Maße zu. Die Folgen von "Sollen" und "Müssen" sind jedoch nicht nur Erschöpfung und Antriebslosigkeit; auch Krankheiten wie Herzbeschwerden, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Diabetes, Depression, Übergewicht und viele Allergien können daraus entstehen. Wie Sie den selbst auferlegten oder gesellschaftlichen Druck ganz einfach wieder loswerden, aus "Müssen" wieder "Wollen" machen und statt Müdigkeit wieder Begeisterung erleben, darum geht es in diesem Ratgeber. Lernen Sie ganz neue Seiten an sich kennen, und lassen Sie Konventionen, Regeln und Zwänge hinter sich - verwirklichen Sie Ihre Entscheidungen aus freiem Willen! Der Tiefenpsychologe und Motivationsexperte Andreas Winter blickt auf dreißig Jahre Coaching-Praxis zurück, in der er erfolgreich die Brücke zwischen Geisteswissenschaft und Medizin, Gedanken und Gefühlen, Erlerntem und Erlebtem geschlagen hat. In seinem Motivationsratgeber zeigt er - leicht verständlich und anhand zahlreicher Fallbeispiele -, wie man durch einfache Ursachenanalyse und moderne Erkenntnisse aus Endokrinologie, Verhaltenspsychologie und Pädagogik seinen Glückshormonhaushalt wieder in Schuss bringt und die Leichtigkeit in sein Leben zurückholt!
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Seitenzahl: 127
Veröffentlichungsjahr: 2018
Andreas Winter
Müssen macht müde –Wollen macht wach!
Der Motivationsratgeber
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Andreas Winter
Müssen macht müde – Wollen macht wach!
Der Motivationsratgeber
E-Book (epub): ISBN 978-3-86374-444-1
(Druckausgabe: ISBN 978-3-86374-442-7, 1. Auflage 2017)
Mankau Verlag GmbH
D-82418 Murnau a. Staffelsee
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Internetforum: www.mankau-verlag.de/forum
Lektorat: Josef K. Pöllath, Dachau
Endkorrektorat: Susanne Langer M. A., Germering
Umschlag: Andrea Barth, Guter Punkt GmbH & Co. KG, München
Gestaltung Innenteil: Mankau Verlag GmbH
eBook-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
Illustration Cover: Kilta Angela Kuchenmüller, Böblingen Illustrationen Innenteil: Can Stock Photo / Lonely11 (8); Can Stock Photo / Choreograph (14/15); Can Stock Photo / ra2studio (36/37); Can Stock Photo / racorn (44/45); Can Stock Photo / EpicStockMedia (54/55); Can Stock Photo / SergeyNivens (66/67); Can Stock Photo / dotshock (76/77); Can Stock Photo / dolgachov (98/99); Colourbox.de (112); Can Stock Photo / aikidoki (116/117)
Energ. Beratung: Gerhard Albustin, Raum & Form, Winhöring
Wichtiger Hinweis des Verlags:Der Autor hat bei der Erstellung dieses Buches Informationen und Ratschläge mit Sorgfalt recherchiert und geprüft, dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr; Verlag und Autor können keinerlei Haftung für etwaige Schäden oder Nachteile übernehmen, die sich aus der praktischen Umsetzung der in diesem Buch dargestellten Inhalte ergeben. Bitte respektieren Sie die Grenzen der Selbstbehandlung, und suchen Sie bei Erkrankungen einen erfahrenen Arzt oder Heilpraktiker auf.
ACHTUNG:DIESES BUCH DIENT NICHTDER UNTERHALTUNG ODERLEICHTEN LEKTÜRE.ES IST EIN RATGEBER,DER IHR LEBEN RADIKALVERÄNDERN KANN!
Inhalt
Vorwort von Dieter Broers
Vorwort des Autors
Das Geheimnis natürlicher Muntermacher
Was programmiert die innere Uhr?
Der Unterschied zwischen Ruhe und Erholung
Kurzschlaf-Techniken
Das schlaflose Gehirn
Lernen müssen macht müde
Lernen und Fühlen im Mutterleib
Reize: Grundvoraussetzung fürs Denken
Der Unterschied zwischen Gedanken und Gefühlen
Der Unterschied zwischen Müssen und Wollen
Arbeiten wie im Urlaub
Die Einstellung macht’s
Die Lebensqualität steigern
Sonne, Vitamin D3 und der Wunsch nach Freiheit
Der perfekte Wecker für Morgenmuffel
Der Algorithmus der Psyche
Formel für den Sinn des Lebens
Wenn Sie wüssten …!
Warum müssen wir müssen?
Verantwortung statt Schuld
Emotionale Störungen
Der Einfluss der Religionen
Müssen – Blasendruck ist stressbedingt
Müssen macht impotent
Der Geistesblitz auf dem Klo
So stellen Sie Ihr Gehirn auf Erreichen ein!
Das Wunder des (unter-)bewussten Erfolgs
Die Geldformel
Sie sind bereits Millionär
Schlusswort
Anhang
Niemals arbeiten müssen
Danke
Anmerkungen
Ausbildung zum Gesundheitsberater
Zum Autor
Weitere Bücher von Andreas Winter
Audio-CDs von Andreas Winter
DVDs von Andreas Winter
Stichwortregister
Vorwort vonDieter Broers
Ich begegnete Andreas Winter zum ersten Mal im Oktober 2017 in Regen. Regen ist ein kleiner Ort in Niederbayern, in dem sich einige Hundert Freidenker mehrmals im Jahr treffen. Zu diesen sogenannten Regentreffs hat mich Oliver Gerschitz, der Veranstalter und Inhaber des OSIRIS Verlags schon mehrfach eingeladen, und ich freue mich immer, dabei alte Freunde zu treffen. Ich wusste nicht, wer Andreas Winter ist, als er auf die Bühne trat. Er war sichtlich aufgeregt, als er zu sprechen begann, aber es nahm ihm nichts von seiner Überzeugungskraft. Er sprach frei, ohne Manuskript und Power-Point-Präsentation, und zog das Publikum in den Bann. Schlüssiger und unterhaltsamer hatte ich schon lange keinen Redner mehr erlebt. Andreas Winters Gedanken und Schlussfolgerungen waren zwingend, und am Ende war das Publikum bereichert und motiviert.
Dabei hat Andreas Winter einfach nur von Dingen gesprochen, die auf der Hand liegen, die aber niemand so ernst nimmt, wie man sie nehmen sollte. Es sind die Dinge, die wir bisher immer alle einfach hingenommen haben, ohne sie zu hinterfragen. Und so geht es auch in diesem Buch um ein Thema, das uns alle angeht und zu dem wir uns verhalten müssen.
Die Veränderungen, die gegenwärtig auf dieser Welt vor unser aller Augen stattfinden, sind von einer überwältigenden Dimension. Schon sehr bald wird so vieles so gewaltig anders sein, als es bisher war, dass viele nicht mehr mitkommen werden. Was wir bei dieser Entwicklung nicht vergessen dürfen, ist, dass wir es selbst waren bzw. sind, die diese Veränderungen wollten, weil wir alle nicht mehr Müssen wollen.
Ich lege Ihnen das vorliegende Buch von Andreas Winter daher ans Herz. Er wird Sie davon überzeugen, dass es in Ihrer Macht liegt, Ihr Leben in die Hand zu nehmen und selbst zu gestalten, welches Stück auf der Bühne Ihres Daseins als Nächstes auf dem Spielplan steht.
Dabei wünsche ich Ihnen gutes Gelingen und Andreas Winter den Erfolg, den er verdient!
Unterlembach, im Dezember 2017
Dieter Broers
Vorwort desAutors
„Du musst nur wollen!“ – Diesen zynischen Rat hören viele, die sich mit den alltäglichen Pflichten, unliebsamen Aufgaben oder großen, unvermeidlichen Herausforderungen herumplagen. Aber wie soll man etwas wollen, das einen förmlich nach unten zieht? Ist der Spruch nicht eine glatte Verhöhnung derjenigen, die unter dem steigenden Druck von Arbeit, Haushaltspflichten und Alltagserwartungen leiden? Motivationsbücher gibt es wie Sand am Meer, und die Branche der „Tschakka-Gurus“ boomt.
Doch Hand aufs Herz: Gehen Sie zu einer Massenveranstaltung, bei der ein hoch bezahlter Turnschuh im grauen Anzug auf einer Bühne herumspringt, nur weil Sie sich einfach nicht dazu aufraffen können, endlich einmal Ihre Garage aufzuräumen? In welchem Buch steht denn, wie Sie es schaffen, ohne Protest-Zigarette den Abwasch zu erledigen oder mit dem Hund rauszugehen? Was ist, wenn Ihre Partnerin seit Monaten darauf drängt, dass Sie den Rasen mähen oder den tropfenden Wasserhahn reparieren? Oder Sie nach der Arbeit einfach wie erschlagen auf dem Sofa landen? Was ist, wenn die Stunden der Nachtruhe einfach nicht ausreichen, um frisch und erholt ans Tagewerk zu gehen? Wenn Sie ohne eine Flasche Wein oder eine Handvoll Schlaftabletten nicht einschlafen und ohne einen Pott schwarzen Kaffee, mit dem man die Straße teeren könnte, nicht aufwachen können? Vielleicht halten Sie sich für faul und undiszipliniert, schämen sich dafür, dass Sie nicht belastbar sind, und spielen ernsthaft mit dem Gedanken, nach Timbuktu oder Kiribati auszuwandern? Dann stimmt doch mit Ihnen eigentlich etwas nicht, oder?
Doch liegt der Fehler wirklich immer bei Ihnen, oder kann es sein, dass noch ganz andere Einflüsse in Ihrem Nervenkostüm am Werk sind? Schließlich sind Sie sicher nicht der Einzige, der darunter leidet, etwas zu müssen, zu sollen und nicht zu dürfen oder zu wollen. Das Gefühl von Pflicht, Zwang, Erwartungen, Disziplin und Anpassung kennt ja wohl so gut wie jeder. Das Gefühl, dass die Müdigkeit einen im Alltag sabotiert, haben die meisten schon hautnah kennengelernt. Ist nicht unsere gesamte Gesellschaft gestresst und überfordert? Wir werden wohl um ein paar systemkritische Töne nicht herumkommen, denn schließlich reden wir von einer ernsten Sache: Ihrer Motivation, sprich: Ihrer Lebensenergie, Ihrer Begeisterung, Ihrem Sinn des Wirkens und Handelns.
Mit diesem Buch möchte ich Ihnen zeigen, was der verborgene und sehr intelligente, aber ernste Hintergrund dieser Motivationsflaute ist – und Ihnen helfen, diese wieder zu überwinden. Dass dies geht, habe ich selbst erlebt – wie es geht, bringe ich täglich Menschen bei. Ich denke, Sie haben gute Chancen, im täglichen Leben wieder gut gelaunt und dabei hellwach zu sein! Haben Sie Lust drauf? Dann geht’s los!
Das GeheimnisnatürlicherMuntermacher
Es war zwei Minuten nach neun am Montagmorgen, als auf dem Schreibtisch das Telefon klingelte, das sich irgendwo zwischen Stapeln von Papier und Akten verbarg. Für gewöhnlich meldete sich Hauptkommissar Thomas Grundmann1 knapp mit seinem Namen, seiner Abteilung und einem auffordernden Anheben der Stimme. Um diese Uhrzeit wollten die meisten Anrufer eine Anzeige erstatten oder für die Schadensmeldung ihrer Versicherung das Aktenzeichen eines Falls erfragen. Manchmal waren es aber auch Kollegen, die für die Bearbeitung eines Falles eine Adresse, die Tatzeit oder weitere Angaben zur Person benötigten. Seltener kam es vor, dass ein Vorgesetzter anrief, um den Fortschritt eines Vorgangs, wie es im Behördendeutsch heißt, zu erfragen – und wenn, dann meist, weil die örtliche Presse Interesse daran zeigte. Das allerdings häufte sich in der letzten Zeit mehr und mehr.
Kommissar Grundmann beachtete das Telefon kaum. Sein Blick ging ins Leere. Obwohl seine Trommelfelle den unerbittlichen Signalton vernahmen, blendete sein Geist das Läuten einfach aus. Wie lange ist es her, seit er mit seiner Frau Gabi ein entspanntes Wochenende verbracht hatte? Sie liebte es, mit ihm ausgedehnte Spaziergänge an der Talsperre zu machen. Aber sie konnte es auch genießen, einfach einmal einen ganzen Sonntag mit ihm im Bett zu bleiben und nichts zu tun. Es ist lange her. Zu lange. Die Arbeit wurde einfach immer mehr. Auch am Wochenende. Der Druck in der Behörde stieg gewaltig. Bald waren die gemeinsam verbrachten freien Tage nur noch Erinnerungen, die langsam verblassten. Wie lange ist es her, seit sie ihn verlassen hatte? Noch nicht einmal für einen anderen Mann, sagte sie. Nein, sie ging, weil sie ohnehin immer einsam gewesen war. Da könne sie besser gleich ganz alleine sein, dann vermisse sie ihn wenigstens nicht. Das waren ihre schmerzlichen Worte, die in seinem leeren Kopf widerhallten. Das Telefon schrillte weiter. Die Papierstapel, die Aktenordner und die unzähligen Notizzettel begannen vor den Augen des Kommissars zu tanzen und leicht zu verschwimmen. Der eins achtzig große Mann war im 23. Dienstjahr. Nun saß er da und spürte, wie er anfing zu zittern und zu schluchzen, bis er schließlich hemmungslos weinte wie ein Kind. Statt zum Telefon zu greifen, das noch immer schrillte, griff Grundmann in die Schublade, wo neben der Dienstpistole eine leere und eine volle Flasche Schnaps lagen. Dann wurde es ruhig.
Der Arzt sprach davon, dass Grundmann zunächst einmal zwei Wochen Pause brauche. Das sei bei einem Burn-out-Syndrom der übliche Zeitraum, um „erst mal wieder auf den Teppich zu kommen“, wie er es nannte. „Morgens zwei und abends eine“, sollte Grundmann von den Pillen nehmen, die er bekam. „Aber mit viel Wasser“, ermahnte der Mediziner. Er wolle kein Nierenversagen riskieren. Das Medikament, ein Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, greift in den Hirnstoffwechsel ein und soll beim Patienten eine Stimmungsaufhellung bewirken. Serotonin, ein Botenstoff, von dem Grundmann offenbar zu wenig hatte, wird durch den Erwartungsdruck, der auf einem lastet, verbraucht. Stresshormone hindern die Hirnanhangsdrüse zudem an der Produktion dieses kostbaren Neurotransmitters, der für das Wachbewusstsein gebraucht wird. Das Absinken von Serotonin macht sich durch Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen bemerkbar, etwa im Schulunterricht, wenn der Stoff langweilig erscheint, oder auch beim Ausüben unliebsamer Pflichten. Ein chronisches Defizit dieses und weiterer Botenstoffe führt zur Depression – „männertauglich“ auch Burn-out-Syndrom genannt.
Serotonin ist entwicklungsgeschichtlich ein Klassiker. Das in der Tier- und Pflanzenwelt seit Urzeiten weitverbreitete Hormon kann durch serotoninhaltige Nahrungsmittel wie etwa Kakao, Nüsse und Bananen aufgenommen werden. Es heißt, Kakao oder Schokolade mache angeblich glücklich. Jedoch durchdringt die nutrigene Form von Serotonin gar nicht die Blut-Hirn-Schranke und bleibt somit für unser Gehirn unerreichbar. Im Magen-Darm-Trakt reguliert das Hormon lediglich die zur Verdauung notwendige Darmbewegung. Die wohlbekannte stimmungsaufhellende Wirkung von Schokolade liegt sicher nicht am Serotonin, sondern daran, dass wir gelernt haben, Schoki wäre eine Belohnung und ein Liebesbeweis. Depressionen können allerdings und folgerichtig zu Störungen im Verdauungssystem führen, weil auch im Bauch ohne den kostbaren Stoff nichts funktioniert. Ernährungsumstellungen können zwar einen leicht positiven Einfluss haben, entscheidend für die psychische Belastbarkeit ist jedoch das Serotonin im Gehirn. Daher der pharmakologische Versuch, die Aufnahme des Hormons in den Nervenzellen zu verzögern, um dessen Wirkung länger zur Verfügung zu haben. Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer sind allerdings nicht ungefährlich. In einer Studie des Nordic Cochrane Centre in Dänemark untersuchten Forscher die Auswirkungen von Antidepressiva. Sie konnten belegen, dass in den Industrieländern im Zeitraum der letzten zehn Jahre rund fünf Millionen Menschen durch psychiatrische Medikamente zu Tode gekommen sind.
Erzeugt werden Endorphine, die sogenannten Glückshormone, zu denen Serotonin gehört, durch Spaß und Begeisterung, also durch die sinnhafte Identifikation mit dem Erlebten.
Es ist also das Müssen, das müde und letztlich krank macht; Wollen hingegen macht wach!
Für Grundmann waren die Aktenberge auf seinem Schreibtisch nur noch mit Schnaps zu ertragen, obwohl diese im Vergleich zu echten Bergen in der Landschaft, die für Menschen zu einer Lebensgefahr werden können, doch eigentlich – nüchtern betrachtet – völlig harmlos sind.
Der deutsche Profibergsteiger Thomas Huber ist – genauso wie sein jüngerer Bruder Alexander Huber – als Extremkletterer bekannt. Nicht nur das Besteigen großer Höhen ohne Hilfsmittel, sondern vor allem das Speedklettern gehört zu seinem Markenzeichen; mehrere Rekorde hat er dabei erzielt. So schnell wie möglich einen hohen, steilen Berg zu erklimmen – fällt man nicht schon allein beim Gedanken daran ins Koma? Die „Huaberbuam“ jedenfalls sind beim Klettern kaum zu bremsen. Nur kurze Zeit nach einer schweren Unfallverletzung durch einen Absturz bei Dreharbeiten im Juli 2016 bezwang Thomas Huber den Berg Latok in Pakistan, einen Siebentausender. Von Müdigkeit keine Spur. Das Bezwingen von Bergen scheint Alpinisten eher zu beflügeln. Da sollte ein bisschen Papier auf dem Schreibtisch doch eigentlich für niemanden ein ernstes Hindernis sein, oder etwa doch? Kommissar Grundmann jedenfalls war für rund drei Monate außer Gefecht, bis er schließlich zu mir in die Praxis kam. Bei ihm zog eine Katastrophe die nächste nach sich: Müdigkeit, Gereiztheit, Partnerschaftsverlust, Burnout, Alkoholismus. Ein fataler Dominoeffekt. Wir konnten diesen erfreulicherweise in kurzer Zeit stoppen, was für den Polizisten eine enorme Erleichterung bedeutete.
Doch Dominoeffekte sind bei Menschen nicht zwangsläufig unerwünscht, wie der Niederländer Robin Paul Weijers zeigt. Dieser hat sogar eine Vorliebe für Kettenreaktionen. Weijers organisierte bis 2014 den sogenannten Domino Day, eine Veranstaltung, bei der es galt, möglichst viele Rekorde mit umfallenden Dominosteinen aufzustellen. Um beispielsweise 500.000 Dominos in wenigen Sekunden zum Umfallen zu bringen, benötigt man eine Aufbauzeit von vielen Wochen – und wehe, es kippt zwischendurch ein Stein um, dann beginnt die Fleißarbeit von vorne. Monatelang Dominos aufstellen, die in Sekunden umfallen – das könnte glatt eine moderne Version des Fegefeuers für Kapitalverbrecher sein. Ist es aber nicht, denn Robin Paul Weijers liebt sein Hobby. Bis tief in die Nacht, oft bis in den frühen Morgen, dauern die Aufbauten der kunstvollen Dominobilder. Von Müssen kann da keine Rede sein. Vielmehr wird auch hier deutlich: Wollen heißt das Geheimnis eines jeden Muntermachers! Das Sichabgeschlagen-und-ausgebrannt-Fühlen hat also nichts mit der Tätigkeit und dem Energieverbrauch zu tun, sondern mit der inneren Einstellung.
Und darin liegt die Lösung! Selbst die zu erwartenden Rückenschmerzen beim Aufstellen Zigtausender Dominosteine scheinen einen Menschen nicht daran zu hindern, hellwach und fokussiert Höchstleistungen zu vollbringen. Das zeigt auch das Beispiel des Ex-Waldshuter Bandscheibenvorfall-Patienten Rolf Heck. Der damals 47-Jährige stellte im März 1990 einen Weltrekord auf, als er 31.250 Liegestützen innerhalb von 24 Stunden absolvierte. Eigentlich hatte er durch Liegestützen nur seine Bandscheibenschmerzen lindern wollen; aber in der Folge wurde sein Ehrgeiz geweckt, ins Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen zu werden. Bei dieser hohen Anzahl sportlicher Bewegungen keinen Komplettzusammenbruch zu bekommen, geht nur durch die effektivste Droge der Welt: Begeisterung! Und diese scheint keine Grenzen zu kennen: Den atemberaubenden Rekord von Rolf Heck brach der Amerikaner Charles Servizio 1993 mit 46.001 Push-ups an einem Tag! Das geht sicher nicht, wenn man das muss!
Und Sie lesen dieses Buch, obwohl Sie wahrscheinlich weder sieben Kilometer hohe Berge besteigen noch Hunderttausende von Dominosteinen aufstellen oder Tausende von Liegestützen machen, sondern bei einer ganz normalen täglichen Arbeit auf die Uhr schauen und den Feierabend herbeisehnen.