My forbidden Boss - Olivia Swan - E-Book

My forbidden Boss E-Book

Olivia Swan

0,0
2,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ex bleibt Ex! Aufgewärmt schmeckt nur Gulasch! Wobei der Begriff Exfreund nicht gerade zutrifft. Wesley ist der beste Freund meines großen Bruders und war schon immer ein deutlich zu gutaussehender Aufreißer. Also gibt es haufenweise Dinge, die gegen ihn sprechen. Außerdem war da nur ein einziger Kuss in der Vergangenheit. Ein atemberaubender Kuss, zugegeben, aber danach ist es nie wieder passiert und ich habe mich damit abgefunden, dass ich nichts Besonderes für ihn war. Jetzt taucht er nach elf Jahren wieder in meinem Leben auf. Als mein Boss. Und nun klingt die Idee, betrunken mit seinem Boss im Bett zu landen, wie die mieseste Idee aller Zeiten? Ja. Könnte so ziemlich hinkommen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Olivia Swan

My forbidden Boss

A Bad Billionaire Story

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Buchbeschreibung:

Ex bleibt Ex! Aufgewärmt schmeckt nur Gulasch!

Wobei der Begriff Exfreund nicht gerade zutrifft. Wesley ist der beste Freund meines großen Bruders und war schon immer ein deutlich zu gutaussehender Aufreißer. Also gibt es haufenweise Dinge, die gegen ihn sprechen.

Außerdem war da nur ein einziger Kuss in der Vergangenheit. Ein atemberaubender Kuss, zugegeben, aber danach ist es nie wieder passiert und ich habe mich damit abgefunden, dass ich nichts Besonderes für ihn war.

Jetzt taucht er nach elf Jahren wieder in meinem Leben auf. Als mein Boss.

Und nun klingt die Idee, betrunken mit seinem Boss im Bett zu landen, wie die mieseste Idee aller Zeiten?

Ja. Könnte so ziemlich hinkommen.

Von Olivia Swan

1. Auflage, 2022

© 2022 Olivia Swan – alle Rechte vorbehalten.

Swan Books – Olivia Swan

c/o Textwerkstatt

Sabrina Cremer

Körfken 80

44227 Dortmund

[email protected]

Korrektorat:

Textwerkstatt, Sabrina Cremer,

www.textwerkstatt.org

Coverdesign:

Einzigartig Buchdesign, Sandra Maier,

www.einzigartig-Buchdesign.de

1

Damals

Brianna

Ich knallte die Kühlschranktür zu und gab ein Seufzen von mir. Ich würde Elliot umbringen. Mit eigenen Händen und so langsam wie möglich.

Hinter der Kellertür, die von der Küche nach unten führte, erklangen Gelächter und laute Musik und ich wurde noch wütender. Kurz wägte ich ab, ob ich mich wirklich in die stinkende Höhle meines Bruders wagen sollte, doch meine Wut war größer.

Ich stapfte durch den Raum, riss die Tür auf und stieg die Treppenstufen nach unten. Unser Dad hatte Elliot den Keller vor etwas mehr als einem Jahr zu seinem sechzehnten Geburtstag ausgebaut. Nicht nur damit er mehr Platz hatte, sondern auch weil sein altes Zimmer genau neben meinem gewesen war. Seine missglückten, mitleiderregenden Versuche als neuer DJ des Landes mitten in der Nacht waren unaushaltbar gewesen. Außerdem der ständige Besuch seines besten Freundes Wesley. Wesley Crush, allein sein Name ließ die Mädchen in unserer Schule verträumt aufseufzen. Alle bis auf mich. Na gut, zumindest nach außen hin. In Wirklichkeit war ich seinen tiefen Blicken aus hellblauen Augen, die einen Kontrast zu seinen pechschwarzen Haaren bildeten, und seiner dunklen Aura genauso verfallen. Sobald man in sein verboten hübsches Gesicht schaute wollte man seine Aufmerksamkeit noch ein wenig länger auf sich ziehen. Doch ich wusste, im Gegensatz zu den anderen Mädchen an unserer Schule, wenigstens, wie ich meine Gefühle vor ihm verstecken konnte. Aber für ihn war ich ohnehin nur die kleine Schwester seines Freundes. Gerade mal fünfzehn, ungeküsst, das hässliche Entlein, das sich niemals zu einem Schwan mausern würde. Ich rückte das Brillengestell auf meiner Nase zurecht und stampfte weiter die Treppen nach unten. Nur weil Wesley ebenfalls da war, würde ich mich nicht abhalten lassen, meinem Bruder einen Einlauf zu verpassen.

Als ich auf dem unteren Absatz angekommen war, flog ein Turnschuh in meine Richtung und ich lehnte mich ein Stück zurück. »Elliot!«, keifte ich.

Mein Bruder und Wesley lümmelten auf der Couch und spielten irgendein Spiel auf Elliots Playstation. Die Musik dröhnte ohrenbetäubend laut und ich stapfte zur Anlage neben dem Fernseher und stellte sie aus.

»Gehts noch?«, fragte mein Bruder und warf mir einen wütenden Blick zu. Ich verschränkte die Arme vor der Brust.

»Mom und Dad haben ausdrücklich gesagt, das Essen ist für uns beide, bis sie morgen wieder zurückkommen!« Mein Blick fiel über den Haufen an dreckigem Geschirr und ich rümpfte die Nase, bis ich den Teller auf dem Boden entdeckte, auf dem meine Lasagne für heute Abend gelegen hatte. Ich schaute nach oben und direkt in Wesleys Augen. Sofort breitete sich in mir eine kribbelnde Unruhe aus, die ich kaum unterdrücken konnte. Sein Gesicht blieb reglos. Generell sah man ihn in den seltensten Momenten wirklich lachen. Oder überhaupt nur grinsen. Vielleicht war es das, was die meisten Mädchen anzog. Sie wollten den traurigen, hübschen Jungen heilen. Was in den meisten Fällen nur in Filmen funktionierte. Es gab einen Grund, weshalb Wesley ständig bei uns abhing und ich nahm nicht an, dass es nur an meinem nervtötenden Bruder lag. Da war noch etwas anderes.

»Du denkst nur an Essen, oder?«, fragte Elliot und grinste mich breit an, während er durch seine zotteligen dunkelbraunen Haare fuhr. »Tut dir gut, heute Abend mal eine Fastenkur einzulegen.«

Ich zeigte ihm den Mittelfinger. »Und dir würde ein Haarschnitt guttun, Chubaka.« Auch wenn es der Tatsache entsprach, dass ich nicht gerade eine Zero trug, hatte ich ganz und gar kein Problem mit meinen Kurven. Und was mein Bruder sagte, war sowieso in den meisten Fällen hirnloser Mist. »Und wow, echt, die Gewichtsschiene, sehr einfallsreich. Fällt dir auch noch etwas anderes ein, Stinker? Du solltest dich mal lieber duschen gehen und hier durchlüften.« Ich rümpfte die Nase. Und tatsächlich hörte ich ein leises Lachen aus Wesleys Ecke. Als ich zu ihm schaute, war seine Miene jedoch so versteinert wie immer, also musste ich mir das eingebildet haben.

»Verzieh dich!« Mein Bruder warf eines seiner schmutzigen Shirts nach mir und ich konnte gerade noch ausweichen. »Jetzt, sofort! Niemand legt auf deine Anwesenheit hier Wert, Schwesterchen.«

Ohne noch etwas zu erwidern, weil es ohnehin nichts bringen würde, lief ich aus Elliots Zimmer und schmetterte die Tür zu, als ich die Küche erreicht hatte. Dann würde ich mir eben ein Sandwich machen, auch wenn ich mich schon den ganzen Tag auf die Lasagne meines Dads gefreut hatte. Mit seinen italienischen Wurzeln hatte er das Kochen in die Wiege gelegt bekommen und nicht nur seine Lasagne war die beste, sondern auch seine Pizza. Leider hatte Elliot mir diese ebenfalls weggefressen wie ein ausgehungertes Tier.

Die Musik dröhnte erneut los und ich verdrehte die Augen, während ich mir eine Tomate in Scheiben schnitt und Toastbrot auf einen Teller legte. Ich grummelte leise Schimpfwörter vor mich hin und wartete sehnsüchtig auf den Tag, an dem Elliot aufs College gehen würde und ich zumindest zwei Jahre die Ruhe unseres Elternhauses genießen konnte. Die Musik wurde für einen kurzen Moment lauter und ich nahm an, dass mein Bruder mich entweder weiter nerven oder mal auf das Klo gehen wollte, deshalb drehte ich mich auch nicht zu ihm um.

Stattdessen schob sich Wesley neben mich und lehnte sich lässig an der Küchenanrichte an. Ich hoffte, er hörte nicht, wie mein Herz überrascht an Geschwindigkeit zulegte. »Tut mir leid, dass ich dein Essen gegessen habe.« Seine Stimme war rau und tief. Vorsichtig wagte ich einen Blick und bereute es sofort. Nicht nur dass Wesleys Ausstrahlung einen anzog, ohne dass man sich auch nur annähernd wehren konnte, sein Körper war groß und breit. Stark genug, dass er mich mit Leichtigkeit hochheben könnte. Großer Gott, wieso dachte ich über solche Dinge nach? Er stand auf schlanke blonde Cheerleader, nicht auf Mädchen aus dem Debattierclub.

»Schon okay«, presste ich hervor. »Wie du siehst, werde ich nicht verhungern«, sagte ich und deutete auf das halb fertige Sandwich. Wesleys Mundwinkel hob sich für einen winzigen Moment, er hatte die breiten Arme vor der Brust verschränkt und war mir so nahe, dass ich seinen Duft nach Duschgel riechen konnte. Er war ganz sicher nicht der Auslöser, weshalb es in Elliots Zimmer so müffelte.

»Elliot ist mein bester Freund«, sagte er und senkte die Stimme. »Aber manchmal ist er ein Idiot.« Ich starrte ihn sprachlos an, es könnte sogar sein, dass mein Mund in dem Moment aufklappte. Wesley war nicht nur körperlich deutlich weiter als die Jungs an unserer Schule, sondern vielleicht auch im Kopf? »Hätte er mir gesagt, dass das Essen dir gehört, hätte ich es nicht gegessen.«

Ich legte das Messer zur Seite und wandte mich ihm zu. »Wesley«, sagte ich seinen Namen zum ersten Mal und plötzlich änderte sich etwas an seinem Gesichtsausdruck. Ich konnte ihn nicht deuten, aber er schickte mir einen sinnlichen Schauer über die Haut. »Ist das eine Wette mit Elliot oder so etwas? Ob du die kleine, pummlige Schwester rumkriegst und nachher lacht ihr euch kaputt darüber?«

Er runzelte die Stirn und seine Brauen zogen sich dicht zusammen, als wäre er sogar so etwas wie wütend. »Denkst du das von mir? Dass ich so etwas tun würde?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung. Du bist der Freund meines Bruders, aber außer Hallo und Tschüss haben wir nicht wirklich tiefgründige Gespräche geführt, das musst du zugeben.«

Diesmal lachte er wirklich und rückte noch ein Stückchen näher zu mir. Sanft nahm er eine Strähne meines dunkelbraunen Haares in die Hand, die über meiner Schulter hing. »Willst du das?«, fragte er rau und ich musste schlucken. »Willst du tiefgründige Gespräche mit mir führen?«

Er ließ mich los, aber vergrößerte den Abstand zwischen uns nicht. Im Gegenteil, er kam noch näher, oder war ich es, die ihm entgegenkam? Verdammt. Wäre das wirklich eine Wette, wäre ich am Arsch und voll drauf reingefallen. Wahrscheinlich sprang Elliot gleich lachend und grölend aus dem Keller. »Ich ... ich weiß es nicht«, stotterte ich. »Willst du das denn?«

Er nickte langsam. »Du hast etwas, das mich fasziniert, Bri.« Seine Hand legte sich an meine Wange, sein Daumen strich rau über meine Lippen. Verdammt, mein Herz raste in meiner Brust und ich wusste nicht mehr, wie man auch nur atmete. »Und ich kann nicht abstreiten, dass ich hin und wieder an dich denken muss.«

»An mich?«, kam nur als quietschende Frage aus meinem Mund. Sehr wortgewandt, Brianna, absolut großartig. Der Typ, auf den alle stehen, sagt dir, dass er an dich denkt, und was tust du? Bist genau das tollpatschige, kleine Mädchen, das du nicht sein möchtest.

Wieder zuckte sein Mundwinkel, seine Hand fuhr weiter über meine Wange bis zu meinen Haaren. Meine Finger wurden feucht und in mir zog sich alles zusammen. Das hatte ich noch nie zuvor gespürt, es war völlig verrückt, machte mich unruhig und gleichzeitig wollte ich nur eines: dass er mich endlich küsste. Zum ersten Mal wollte ich von jemandem geküsst werden.

»Siehst du noch jemand anderen außer uns hier?«, fragte er. Ich schüttelte den Kopf, ohne etwas darauf erwidern zu können. »Na siehst du«, wisperte er und schaute auf meine Lippen. »Darf ich dich küssen, Bri?«, raunte er. Ja, ja, bitte küss mich! Flehte ich leise in meinem Innern. Ich will es, es ist mir egal, ob es eine Wette oder ein Test ist, ich will nur diesen Kuss! »Nur ein einziges Mal«, flüsterte er und ich nahm nichts mehr wahr, außer ihn. Mit neu gewonnenem Mut legte ich meine Hände an seine Schultern und rutschte noch ein wenig näher an ihn heran. Ich konnte nicht sprechen, aber er las meine Antwort aus meinen Augen. Langsam senkte er sich herab, berührte flüchtig meinen Mundwinkel mit seinen weichen Lippen. Ich inhalierte seinen Duft, wartete auf den Moment, in dem er mich richtig küsste, so wie ich es mir schon oft ausgemalt hatte. Er küsste sich auf die andere Seite, knabberte leicht an meiner Unterlippe, bis ich wimmerte, weil ich es kaum noch aushalten konnte. Und plötzlich war es, als würde uns nichts mehr davon abhalten, uns völlig einander hinzugeben. Er küsste mich, hart, bis ich den Mund für ihn öffnete und er mit seiner Zunge eindrang, mich kostete und nahm, bis ich nur noch aus einem flehenden Keuchen bestand. Leise knurrend drückte er mich gegen die Küchenanrichte und ich kam ihm entgegen, wollte mehr von diesem berauschenden Gefühl, das er mir schenkte, wollte mehr von ihm. Mehr. Mehr noch. Alles.

»Bri«, flüsterte er heiser und küsste mich erneut, als gäbe es nichts, das er dringender wollte als mich in diesem Augenblick. Seine Hände fuhren zu meinem Rücken, ein Stück hinab, legten sich auf die Stelle knapp über meinem Po und drückten mich an ihn, während sich seine Lippen bewegten, als ginge es um alles für ihn. Ich hatte mit vielem gerechnet, wenn ich darüber nachgedacht hatte, wie Wesley Crush küsste, aber nicht damit, dass es mit so viel Leidenschaft und seiner gesamten Seele passieren würde. Oder lag es nur an mir? An uns? Ich wollte mir einreden, dass er nur mich so küsste, nur mich so wollte und für einen winzigen Moment fühlte sich der Gedanke daran bittersüß und unglaublich perfekt an.

Lautes Gepolter erklang auf der Treppe und Wesley löste sich von mir, als hätte er sich verbrannt. Meine Lippen pulsierten heiß und geschwollen, während wir uns immer noch schwer atmend anschauten. Doch nun hatte Wesley so viel Abstand zu mir eingenommen, wie es in der Küche möglich war.

Elliot riss die Tür auf. »Alter, wo bist du? Ich hab keinen Bock mehr auf spielen, lass uns zu Julie fahren, sie macht eine Party.« Er kam näher und glücklicherweise war mein Bruder so sehr auf sich selbst fixiert, dass er nicht merkte, wie aufgewühlt Wesley und ich waren. Oder zumindest ich. Wesley setzte seine harte Maske auf und wirkte, als wäre rein gar nichts geschehen, während ich an Ort und Stelle zerfloss. Elliot schlug ihm leicht auf den Rücken. »Eine Abschiedsparty.« Er zwinkerte Wesley zu. »Ich glaube, da geht heute noch was für dich bei Julie, Wes.«

Mein Innerstes krampfte sich zusammen. »Abschiedsparty?«, fragte ich leise und im gleichen Moment wirkte Wesley schuldbewusst.

»Wes zieht morgen nach Louisiana, aber was geht es dich an?«, sagte Elliot und verdrehte die Augen. Erneut setzte mein Herz zu einem schmerzhaften Schlag an. Ich starrte Wesley an und er mich, jedoch nur kurz, ehe er den Blick auf den Boden senkte und Elliot aus der Küche folgte. Ohne ein Goodbye. Ohne eine Erklärung.

»Machs gut, Nervensäge!«, rief Elliot, doch ich hörte seine Worte kaum. Ich konnte nur daran denken, dass es wahrscheinlich der einzige und letzte Moment gewesen war, in dem ich Wesley Crush jemals nähergekommen war. Und dieser Kuss veränderte einfach alles. Zumindest für mich.

2

Heute

Wesley

New York hatte sich kaum verändert, seitdem ich das letzte Mal hiergewesen war. Ich musste zugeben, ich mochte die Stadt immer noch. Jede Straßenecke platzte vor Erinnerungen, gute Erinnerungen, seitdem ich vor elf Jahren mit siebzehn mit meiner Mom in ein winziges Kaff in der Nähe von New Orleans gezogen war. Mein Blick wanderte durch die hohen Fensterscheiben der Hotelbar nach draußen. Es war bereits spät am Abend und trotzdem waren die Straßen noch überfüllt. Ich mochte diese hitzige, niemals endende Rastlosigkeit, denn das war das, was auch mich antrieb. Immer nach vorne, immer weiter. Nur das hatte mich so erfolgreich werden lassen und uns raus aus dem Viertel und dem Hamsterrad geholt, in dem ich mit meiner Mutter gewesen war. Zumindest anfänglich.

Außerdem mochte ich den Augenaufschlag der heißen Blondine, die neben mir an der Bar saß und an ihrem Cosmopolitan nippte. »Noch einen für die Lady«, sagte ich an den Barkeeper gewandt, er nickte mit einem wissenden Grinsen und machte sich an die Zubereitung. Als er ihr das Getränk vor die Nase stellte, nahm ich meinen Scotch, stand auf und ging auf sie zu. Ihre Wangen glühten rosa vor Aufregung und auf ihren roten Mund stahl sich ein Lächeln. Sie hatte schöne Lippen, perfekt für diese Nacht.

»Dürfte ich Ihnen vielleicht diesen Drink spendieren?«, fragte ich und nickte zu dem neuen Glas.

Ihr Lächeln wurde größer und sie deutete auf den freien Barhocker neben ihrem. »Sehr gerne. Setzen Sie sich doch.«

Ich streckte meine Hand aus und nahm ihre entgegen. »Wesley Crush, ist mir eine Freude.«

Sie kicherte leise und ein wenig empfand ich es als zu einfach. Ein gut sitzender Anzug, eine teure Uhr am Handgelenk und ein paar charmante Worte und die Türen standen einem Mann offen. Nicht nur bei Frauen, sondern man wurde generell ganz anders behandelt, wenn man in einer zerrissenen alten Jeans oder einer Anzughose irgendwo auftauchte. Ich sprach da definitiv aus Erfahrung und konnte nicht abstreiten, dass mir die Vorzüge meines hart verdienten Geldes gefielen. »Joyce«, sagte sie lediglich ihren Vornamen und das Klimpern ihrer Wimpern zeigte eindeutig, auf was sie heute Abend aus war.

»Wartest du auf jemanden, Joyce?«, fragte ich sie und trank ebenfalls einen Schluck.

»Nur darauf, bis ich müde genug für mein Zimmer in diesem Hotel bin.« Oder du nicht alleine hochgehen musst, dachte ich mir als Ergänzung zu ihrer eindeutigen Aussage. Ja, ich kannte dieses Gefühl, in einer anderen Stadt nicht allein sein zu wollen, tatsächlich ebenfalls. Durch meinen Job war ich selten länger als ein Jahr irgendwo. Mein Telefon vibrierte in meiner Hosentasche, aber ich ignorierte es. Wahrscheinlich war es ohnehin etwas Geschäftliches, das für eine Stunde warten konnte. Nachdem meine alte Assistentin gekündigt hatte, war es nicht gerade einfach, jemand Neuen zu finden.

»Dann auf einen gelungenen Abend ...«, sagte ich und hob mein Glas, doch ehe ich mit Joyce anstoßen konnte, klatschte eine Pranke auf meinen Rücken. Langsam wandte ich mich um und schaute direkt in Elliots breit grinsendes Gesicht. Wir hatten uns mittlerweile Jahre nicht mehr gesehen, auch wenn wir via Nachrichten und E-Mails im ständigen Kontakt standen. Mein früherer bester Freund breitete die Arme aus. Ich stand auf und wir schenkten uns eine Männerumarmung.

»Wow, du bist ja ein richtiger Mann geworden«, sagte ich und erntete ein dunkles Lachen.

»Ist ja auch ne Weile her, dass wir uns gesehen haben, Bro.« Er tat so, als müsste er überlegen. »Elf Jahre, richtig? Du bist überall auf der Welt rumgekommen, nur nicht hier in New York, schon irgendwie seltsam, oder?« Vielleicht hatte er recht mit seiner Annahme, dass dies tatsächlich kein Zufall gewesen war. Unter Umständen wollte ich jemandem aus dem Weg gehen, jemand Bestimmten mit einer großen Brille vor wolkengrauen Augen, die schon immer bis tief in meine dunkle Seele schauen konnten.

»Mein Geschäft verhindert es mir nun, dass ich mich weiter fernhalten kann«, erwiderte ich stattdessen grinsend. »Ab sofort wirst du mich so oft sehen, bis du wünschst, ich würde wieder abreisen.« Plötzlich schob sich Joyce zwischen uns und drückte mir eine Serviette in die Hand.

»Ich möchte dieses Treffen ungern stören, falls es spät wird, habe ich damit kein Problem«, sagte sie leise an mich gewandt. Sie lächelte Elliot zu und ging mit wogenden Schritten aus der Bar. Ich schaute auf die Serviette und erkannte ihre Zimmernummer. Elliot grinste mich breit an.

»Immer noch der Alte, was?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Wieso ändern, wenn alles perfekt so ist, wie es ist?«

»Das ist eine gute Frage. Komm, erzähl mir alles.«

Ich nickte dem Barkeeper zu und der verstand und brachte uns zwei weitere Scotch, als wir uns in einer abgegrenzten Sitzecke niederließen.

Elliot legte die Arme auf der Rückenlehne ab. »Und das ist also dein Schuppen, ja?«

Ich musste grinsen. »Wenn du es so ausdrücken willst, ja. Das ist eines meiner Hotels.«

»Ganz schön nobler Laden im Vergleich zu meinem alten Kinderzimmer.« Elliot lachte gequält. Ich stützte mich auf dem Tisch ab und lehnte mich ein Stück nach vorne.

»Was meinst du?« Durch unseren Mailkontakt wusste ich, dass Elliot mit Lara, einer hübschen Inhaberin eines Blumengeschäftes, eine feste Freundin gefunden hatte und die beiden vor zwei Jahren zusammengezogen waren. »Was ist mit Lara?«

Elliot seufzte schwer und auf einmal war von dem selbstsicheren Mann nichts mehr übrig. Er sackte zusammen. »Sie hat mich verlassen. Musste zurück zu meinen Eltern ziehen.«

»O fuck, das tut mir leid, Elli.«

Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin selbst schuld, ich hab sie für zu selbstverständlich gehalten. Ich hätte mir mehr Mühe geben müssen.«

»Das wird bestimmt wieder, oder? Du musst dich einfach nur ins Zeug legen.«

»Keine Ahnung, ich bin mir nicht sicher.« Er herrschte für einen Moment Stille zwischen uns, die Bar füllte sich weiter, während der Abend einfach weiterlief. »Nach der Sache mit der Mannschaft ...«

»Was ist mit der Mannschaft?«, fragte ich. Elliot war professioneller Footballspieler bei den New York Giants und schon damals auf der Highschool war der Sport alles für ihn gewesen.

»Ich habe keine Lust, über mein jämmerliches Leben zu sprechen, wenn wir auch über deins sprechen können.« Mein Smartphone vibrierte erneut, ich zog es aus meiner Hosentasche und legte es auf den Tisch. »Hast du keine Assistentin mehr, die sich um so was kümmert?«, fragte Elliot und nickte zu meinem Handy. Ich verkniff mir ein Seufzen und er verstand sofort. »Mal wieder eine? Vielleicht würden sie weniger vor dir flüchten, wenn du nicht so ein unausstehlicher Chef wärst.« Elliots Grinsen wurde größer.

»So schlimm bin ich nicht«, erwiderte ich und trank einen Schluck. Der Scotch schmeckte wirklich fantastisch. Ich legte Wert darauf, dass auch die Bars in meinen Hotels nur mit dem Besten der Besten ausgestattet war. Vielleicht hatte Elliot recht, perfekt war für mich das Mindestmaß, auch bei meinen Mitarbeitern.

»O doch, du kannst ein eiskalter Arsch sein und das weißt du auch. Das warst du schon früher, ich erinnere dich nur an Julie Summers, die du nach deiner Abschiedsparty heulend zurückgelassen hast.«

»Ich habe nicht erwartet, dass sie eine Party für mich schmeißt.«

»Aber sie hat erwartet, dass du sie dafür wenigstens einmal anschaust an dem Abend.«

Dieser Abend. Dieser Kuss. Doch nicht mit Julie Summers, sondern mit Bri. Elliots kleiner Schwester. Fuck, es hatte mich völlig umgehauen und damit hatte ich nicht gerechnet. Bri hatte schon immer eine gewisse Anziehung auf mich ausgeübt, aber dieser Kuss war alles andere als geplant gewesen. Und es war nicht geplant gewesen, dass ich wochenlang nur an sie hatte denken können. Dass ich mehr als einmal kurz davor war, sie aus Louisiana anzurufen und ihr zu sagen, was ich wirklich bei diesem Kuss gefühlt hatte. Mehr als jemals zuvor.

Doch mittlerweile waren so viele Jahre vergangen, Bri hatte ihr Leben weitergeführt und mich wahrscheinlich vergessen, vielleicht einen netten Partner und einen guten Job. Ich hatte es vermieden, Elliot nach ihr zu fragen, denn ich wusste, egal was er mir sagte, es würde mir nicht gefallen.

Doch jetzt, wo ich wieder in der Stadt war und Kontakt mit ihm hatte, würde es vielleicht unweigerlich zu einem Treffen kommen. In elf Jahren konnte viel passieren, wir waren nicht mehr die unreifen Teenager, die wir früher gewesen waren. Wahrscheinlich war diese Anziehung, die sie auf mich ausgeübt hatte, ohnehin verflogen. Oder ich entsprach nicht ihren Vorstellungen, wer wusste, ob ich mich in eine Richtung verändert hatte, die ihr gefiel?

»Das alles ist so lange her, Elliot«, sagte ich.

»Wenn du auf dem Klassentreffen vor einem Jahr gewesen wärst, hättest du es bestimmt bei Julie gutmachen können.«

»Lass uns über andere Dinge sprechen. Was hast du am Wochenende vor? Mag Lara Musicals? Ich könnte Karten für den Broadway für euch zwei besorgen.«

»Das würdest du tun?«

»Selbstverständlich.« Als Elliot darüber zu träumen begann, ob er so vielleicht Laras Herz zurückgewinnen konnte, lehnte ich mich zurück, zerknüllte die Serviette, auf der Joyce’ Zimmernummer stand, und versuchte, mich vollständig auf meinen alten Freund zu konzentrieren. Denn das war das Einzige, das mich davon abhielt, weiter über Bri, ihr vorlautes Mundwerk und ihre gewittergrauen Augen nachzudenken.

3

Brianna

Die ganze Abteilung stürmte an mir vorbei in Richtung Konferenzräume wie eine Gnuherde, die von einem Löwen gejagt wurde. Ich tippte die letzten Zeilen meiner E-Mail und ließ mich nicht davon beeinflussen, wie verrückt alle seit Wochen spielten.

Seitdem wir vor einem Monat die Information erhalten hatten, dass unser alter Chef Mr. Simmons, dem ich als Assistentin zuarbeitete, in seine verdiente Rente gehen würde und einen Großteil seiner Hotels verkauft hatte, drehten ohnehin alle durch. Nicht nur weil es ein absolutes Geheimnis war, wer Mr. Simmons Nachfolger werden würde, sondern natürlich auch, weil alle um ihre Jobs bangten, auch wenn Mr. Simmons allen gesagt hatte, dass sie nichts zu befürchten hatten. Ich glaubte ihm, er war ein ehrlicher, guter Chef, der mich niemals enttäuscht oder schlecht behandelt hatte. Im Gegenteil, seine Hotels und seine Mitarbeiter lagen ihm sehr am Herzen und er hätte an niemanden verkauft, der dies nicht zu schätzen wusste, da war ich mir sicher.

»Los, komm endlich! Oder interessiert dich nicht, wen Simmons uns vorstellt?« Meine Freundin und Kollegin Isabelle schob sich auf meinen Schreibtisch und setzte sich auf die Hälfte meiner Unterlagen. Ich warf ihr einen bösen Blick zu, aber sie wusste, dass ich ihr niemals wirklich sauer sein könnte.

---ENDE DER LESEPROBE---