Mythor 8: Der Bestienhelm - Hans Kneifel - E-Book

Mythor 8: Der Bestienhelm E-Book

Hans Kneifel

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Beschreibung

Die Mächte der Finsternis, die einst die Welt beherrschten, bis sie vom Lichtboten zurückgedrängt wurden, sind wieder auf dem Vormarsch. Nachdem der Lichtbote die Welt wieder sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich nach ihrer entscheidenden Niederlage in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, wieder an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner. Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das im Auftrag der dunklen Mächte einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht. Mit den Caer, denen er bereits vor Elvinon begegnete, bekommt Mythor, der junge Streiter für die Sache der Lichtwelt, es nun abermals zu tun. Mit dem legendären Gläsernen Schwert ausgerüstet, kämpfen Mythor und seine Gefährten tapfer und todesmutig gegen die Horden der Caer, die die Stadt Nyrngor berennen. Aber alle Tapferkeit nützt nichts, wenn der Gegner mit Schwarzer Magie operiert und eine magische Waffe gegen die junge Königin von Nyrngor einsetzt. Diese magische Waffe ist DER BESTIENHELM ...

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Nr. 8

Der Bestienhelm

von Hans Kneifel

Die Mächte der Finsternis, die einst die Welt beherrschten, bis sie vom Lichtboten zurückgedrängt wurden, sind wieder auf dem Vormarsch.

Nachdem der Lichtbote die Welt wieder sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich nach ihrer entscheidenden Niederlage in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, wieder an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner.

Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das im Auftrag der dunklen Mächte einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht.

Mit den Caer, denen er bereits vor Elvinon begegnete, bekommt Mythor, der junge Streiter für die Sache der Lichtwelt, es nun abermals zu tun.

Mit dem legendären Gläsernen Schwert ausgerüstet, kämpfen Mythor und seine Gefährten tapfer und todesmutig gegen die Horden der Caer, die die Stadt Nyrngor berennen. Aber alle Tapferkeit nützt nichts, wenn der Gegner mit Schwarzer Magie operiert und eine magische Waffe gegen die junge Königin von Nyrngor einsetzt.

Diese magische Waffe ist DER BESTIENHELM ...

Die Hauptpersonen des Romans

Mythor – Der junge Kämpfer schleicht sich in das Lager des Gegners.

Nottr, Sadagar und Kalathee – Mythors Gefährten.

Elivara – Die Königin von Nyrngor im Bann des Bestienhelms.

Aerinnen – Ein Dämonenpriester wird entführt.

Coerl O'Marn

1.

Der wütende Kampf um Nyrngor, die Hafenstadt der Dandamaren, erreichte in den ersten Nachtstunden seinen ersten Höhepunkt.

Mit scheinbar ungebrochenen Kräften rannten die Caer an allen sechs Toren gegen die Mauern an. Alle Bewohner der schwer geprüften Stadt, die nicht todkrank oder zu schwach waren, unterstützten die Verteidiger. Das Innere von Nyrngor war fast verlassen, nur in Schloss Fordmore und in der Pestburg hielten sich Menschen in größerer Anzahl auf.

Jeder, der eine Waffe halten oder einen Stein schleudern konnte, beteiligte sich an der verzweifelten Verteidigung.

An nicht weniger als vierzehn Stellen brannten einzelne Häuser und ganze Hauszeilen. Fünf Rammen schlugen krachend die Tore zu Splittern. Das dumpfe Dröhnen bildete eine schauerliche Begleitmusik zum Kampf.

Nur wenige Feuer brannten im Lager der Caer.

Noch dunkler war es im Hafen. Einige Fackeln bewegten sich auf den Decks der nachtschwarzen Schiffe. Es schienen alle Caer, selbst die Verwundeten, vor den Mauern zu sein. Die riesigen Feuersäulen drehten sich spiralig. Funkenschauer trieben hoch, Rauchwolken drifteten nach Osten. Überall waren Lärm und Schreie, das Klirren der Waffen und ein chaotisches Durcheinander aus polternden Steinen und krachenden Balken, Kommandos und Schritten.

Die Mauern waren rund um die Stadt besetzt. Frauen schleppten Waffen auf die Zinnen, Steine flogen hinüber und herüber, ununterbrochen krallten sich die Sturmleitern in die Quader der Zinnen.

Panik und Angst beherrschten die Stadt.

Gerüchte pflanzten sich schneller als der Widerschein der Flammen fort. An dem einen Ende hieß es, die Caer wären auf der entgegengesetzten Seite durchgebrochen. Reiter galoppierten, Fackeln über den Köpfen schwingend, hin und her und versuchten, aus den Hilfeschreien herauszuhören, wie schlimm es wirklich stand.

Mythor schmetterte mit einem letzten, wütenden Hieb einen Caer zwischen zwei Zinnen hindurch zurück über die Mauer, senkte das Schwert und starrte unter dem Helmrand auf Dhorkan.

»Es sieht böse aus«, knurrte er. »Ich glaube, dass die Caer in dieser Nacht das Schicksal Nyrngors auf ihre Weise beenden.«

»Das glaube ich auch. Meine Erfahrung sagt mir, dass die Stadt fallen wird. Deswegen solltest du die Königin schützen.«

Nottr und Sadagar waren bei ihr in Fordmore. Aber Mythor wusste, dass dieser Schutz zu gering war. Er nickte nachdrücklich.

»Ich reite nach Fordmore«, sagte er schließlich. Während sie miteinander sprachen, ließen sie kein Auge von dem Abschnitt der Mauer, der im Licht einiger Fackeln, Glutkörbe und Feuer lag, die unter den Ölkesseln brannten.

»Gut. Irgendwo dort unten ist mein Pferd. Nimm es.«

»Und du?«, fragte Mythor. »Du weißt, dass Königin Elivara von Sklutur dem Beinernen und dem Boot mit dem Einhornsegel gesprochen hat?«

»Ich war dabei.«

Wieder kletterten Caer an mehreren Stellen auf die Mauer, wandten sich nach links und rechts und griffen die Verteidiger an. Mythor riss sein Gläsernes Schwert hoch, hob den Schild bis unter die Augen und sprang mitten unter die Krieger. Dhorkan und Mythor kämpften Rücken an Rücken und drangen langsam vor. Ihre wilden Schläge trieben die Caer zurück.

Die beiden Männer kämpften, bis der Mauerabschnitt frei war von angreifenden Caer. Noch hielten die Torflügel stand, und die Verteidiger hatten hinter den splitternden Balken so viele Steine und Mauerstücke angehäuft, dass sich das Tor nicht nach innen öffnen ließ.

Mythor rief:

»Ich reite zum Schloss. Viel Glück, Dhorkan!«

Dhorkan schlug mit seinem Schwert gegen den Schild und hob den Arm. Mythor tastete sich die Stufen abwärts, fand ein herrenloses Pferd und schwang sich in den Sattel. Einem Jungen nahm er die Fackel aus der Hand und schwang sie, um sie neu anzufachen. Dann ritt er in scharfem Galopp nach Fordmore.

Ein Boot war abseits des Hafens versteckt worden, hatte Elivara ihm gesagt. Es handelte sich um ein kleines Schiff der königlichen Familie, das von den Matrosen beim Auftauchen der ersten Caer aus dem Hafen hinausgebracht worden war. Ein Einmaster mit der Silhouette eines Einhorns im Sonnenzeichen des Segels.

Nur mit diesem Schiff konnten sie Sklutur und den Mammutfriedhof erreichen, um den Beinernen zum Einlösen seines Vertragsteils zu bringen. Was war klüger? Die Stadt weiter zu verteidigen oder von außen Hilfe zu holen?

Mythor riss sein Pferd herum, als vor ihm ein Schatten auftauchte. Mythor hob den Schild, dann erkannte er im Fackellicht Nottr, der das Krummschwert schlagbereit in der Hand hielt.

»Ich habe dich gesucht«, rief Nottr, der ihn im gleichen Augenblick erkannte. »Du bist auf dem Weg nach Fordmore?«

Er schob das Schwert in die Scheide und hielt sich am Steigbügel Mythors fest.

»Ja. Ich reite zu Königin Elivara.«

»Sie warten alle auf dich. Elivara will die Stadt verlassen. Sie brauchen dich.«

»Ich verstehe.«

In langsamem Trab ritt Mythor auf das Schloss zu, Nottr ließ sich mitziehen und rannte neben ihm her. Die Hufe klapperten durch das Tor. Als Mythor den Hof erreichte, sah er ihn hell erleuchtet von zahlreichen Fackeln. Mägde und ein paar Jungen waren dabei, Pferde zu satteln und auszurüsten. Die Rappen von Elivaras Gespann bissen aufgeregt auf den Trensen und konnten nur noch mühsam gehalten werden.

Sogar bis in diesen Schlosshof, von Mauern und Gebäuden umgeben, drang noch das chaotische Geräusch der Kämpfe hinein.

Nottr löste sich von Mythors Sattel und lief auf Kalathee zu, die neben einem der Pferde stand.

»Wo ist die Königin?«, rief Mythor und sprang aus dem Sattel.

Eine Dienerin deutete zur Treppe und antwortete:

»In ihren Räumen.«

Mythor dankte mit einem Kopfnicken und stürmte die Treppe hinauf. Er hatte plötzlich das starke Gefühl, dass sich eine Entwicklung anbahnte, die ihm angst machte. Das Gläserne Schwert in seiner Hand leuchtete schwach. Schloss Fordmore hatte sich auf beängstigende Weise geleert; es befanden sich nur noch Menschen darin, die nicht oder nur ungenügend zur Verteidigung der Stadt beitragen konnten. Mit einigen Ausnahmen. Inzwischen kannte Mythor die Hallen und Korridore, und er rannte zielstrebig auf die Gemächer neben der großen Halle zu. Als er die schwere, dunkle Tür mit den Schnitzereien vor sich sah, hörte er einen furchtbaren Schrei.

Eine Frau war es, die geschrien hatte und noch immer schrie. Entsetzen und tödliche Angst klangen in diesem Laut, der Mythor zusammenzucken ließ. Er hob das Schwert, drehte seinen Körper und rammte die Tür, die mit einem krachenden Geräusch aufsprang und gegen die Wand schlug. In einer Wolke aus Staub und Holzsplittern stand Mythor in dem Türrahmen. Was er in dem Raum sah, ließ ihm das Blut in den Adern gerinnen.

*

In der Dunkelheit waren große Truppenteile der Caer in einem weiten Bogen nördlich der Stadtmauern durch die Felder und das leere Land gezogen, vorbei an leeren Bauernhöfen, vorbei an Quellen, Waldstücken und über kleine Brücken.

Die Caer trugen alles bei sich, was sie dazu brauchten, um durch eines der kleinen Tore in Nordosten, Osten oder Südosten durchzubrechen. Die Hufe der Pferde waren mit Lumpen und Fellen umwunden gewesen, als sie das Lager verlassen hatten. Die Achsen der Wagen troffen vor Fett.

Waffen, Rammböcke, ballistische Geschütze und Verpflegung für die Krieger, Werkzeuge, Sturmleitern und Seile befanden sich auf den Karren. Im Schutz der Finsternis formierten sich drei Stoßkeile, deren Ziel die drei Tore waren.

Auf seinem schweren Pferd galoppierte Coerl O'Marn entlang der nördlichen Streitmacht. Er saß trotz der Schwere seiner Rüstung locker im Sattel. Seine Augen und auch die des braunen Hengstes Chelm schienen die Dunkelheit durchdringen zu können, denn die Caer trugen keine brennenden Fackeln. Sie erkannten die größten Hindernisse auf ihrem Weg nur im Widerschein der Fackeln, die sich wie ein Lichterkranz entlang der Mauerkrone, der Zinnen der Türme und der Torbefestigung hinzogen.

Coerl O'Marn erreichte die Spitze des ersten Zuges und beugte sich aus dem Sattel. Er brauchte weder die magischen Kräfte Drudins noch die beiden Priester Aerinnen und Feithearn, um seine Aufgaben richtig durchzuführen.

»Hör zu, Mann«, sagte er, »du wirst keine Männer willkürlich opfern! Berennt das Tor, versucht einzudringen und legt Brände. Aber wir brauchen kein falsches Heldentum in dieser Nacht.«

»In ein paar Tagen fällt Nyrngor!«, versicherte der Anführer grimmig und voller Zuversicht. »Auch Aerinnen sagte es.«

»Ich sage es auch, und ich bin nicht Aerinnen«, gab O'Marn zurück. »Aber der Hauptangriff wird am Hafentor geführt. Es ist unsere Aufgabe, Verteidiger von dort abzuziehen und hier zu binden. Verstanden?«

»Wir gehorchen deinen Befehlen, Ritter!«, sagte der Anführer. »Werden auch die anderen wissen, was zu tun ist?«

»Ich sorge dafür«, grollte Coerl und schob das Visier wieder in die Stirn.

Er hob den Arm, gab Chelm die Sporen und überholte die Spitze des Zuges, wandte sich nach Süden und galoppierte quer über die Felder auf den Anfang des zweiten Stoßkeils zu. Riesige Brocken schwarzer, kalter Erde und Brocken von Gras und Gewächsen wurden von den Hufen Chelms in die Luft geschleudert.

Vor O'Marn tauchte der lange Zug auf. Er bestand aus Männern, Pferden und den unförmigen Haufen der Ausrüstung. Ob die Verteidiger die Gefahr sahen, die fast lautlos auf sie zukroch, wusste der Ritter nicht. Die Männer auf den Mauern, rechts über ihm, zeigten keine Reaktion. Sie kümmerten sich um die halbherzigen Angriffe der Caer, die an den Toren kämpften – Zurückgebliebene und Überlebende des letzten Versuchs, die Stadt zu erobern.

In wenigen Stunden, wusste der Nachfahre der Albtraumritter, würden sich die Stellen um die Tore in Zonen wütender Kämpfe und Brände verwandeln, deren die Verteidiger nicht mehr Herr werden konnten.

*

Alton, das Gläserne Schwert, zuckte in die Höhe. Aber in diesem Zimmer gab es nichts, was durch einen Schwerthieb besiegt werden konnte.

Der erste Blick Mythors galt Königin Elivara. Sie kauerte halb in der Ecke und hielt die Hände in der Höhe des Gesichts. Die Finger waren gespreizt, und sie starrte ihre Handflächen an. Ihr Gesicht drückte namenloses Entsetzen aus. Ihr Schrei war abgebrochen, als Mythor ins Zimmer gesprungen war.

Auf dem Kopf der Königin befand sich ein scheußliches Tier. Auf den zweiten Blick erkannte Mythor einen monströsen Schlangenkopf mit Drachenzähnen und langen Nackenstacheln. Der Kopf lief in einen mehrere Ellen langen Körper, reptilartig und schuppig, mit dornenähnlichen Stacheln aus. Der Schlangenleib ringelte sich in mehreren Windungen um den Körper der jungen Frau. Aber das Tier bewegte sich nicht. Seine Augen, langgezogene, mandelförmige Öffnungen, schienen blind zu sein, ohne Iris und in seltsamer Farbe.

Ein langgezogenes Stöhnen kam von rechts, unter einem umgestürzten Tisch hervor. Mythor wirbelte herum und sah den zuckenden Körper von Fürst-Richter Carbell. Carbells Beine krümmten sich zusammen, der Oberkörper hob sich, und das weiße Gesicht wandte sich Mythor zu, als erwarte Carbell Hilfe.

Schaum trat auf Carbells Lippen, als er stockend hervorstieß:

»Ich wollte es nicht!«

Mythors Blick ging hin und her. Dann warf er Schild und Schwert zu Boden und sprang zu Carbell hin. Er wusste, dass das Leben des Fürst-Richters in wenigen Augenblicken zu Ende sein würde. Noch verstand Mythor nicht, was hier vorgefallen war, aber er sah, dass es eine unvorstellbar grausige Gefahr sein musste. Als er sich neben den zitternden Körper niederkauerte, hörte er die nächsten Worte des Sterbenden.

»Ich musste ihr den Bestienhelm bringen. Aerinnen und Feithearn haben meinen Willen in ihren Händen gehabt. Ich bin frei. Aber ich sterbe.

Die schrecklichste Waffe von Aerinnen! Du bist Mythor, nicht wahr? In einigen Tagen wird die Königin sterben müssen, dann treibt sie der Bestienhelm in den Wahnsinn.«

Er schien unvorstellbare Schmerzen zu erleiden. Seine Augen traten weit hervor und verdrehten sich. Aus seinen Mundwinkeln liefen dünne Blutfäden, seine Zunge schien unförmig geschwollen. Er stöhnte und wimmerte, und seine nächsten Worte waren kaum zu verstehen.

»Wenn man den Helm mit Gewalt entfernen will, muss die Königin sterben. Ich bin verdammt, ich habe es nicht freiwillig getan. Auch nicht alles andere – ich war in der Gewalt der verfluchten Krieger-Priester.«

Sein Gesicht war gelb, und das Zittern seines Körpers wurde stärker. Mythor schob, in einer Stimmung aus Mitleid und Abscheu, die Hand unter den Kopf des Richters.

»Du bist frei. Das bedeutet, dass du unter dem magischen Einfluss des Priesters Aerinnen standest?«, fragte er langsam und eindringlich.

»Sie haben mich benützt. Wie ein Werkzeug«, stammelte röchelnd der Sterbende.

»Aerinnen war es?«

»Er gab mir den Bestienhelm. Ich wusste nicht, was ich tat. Bis jetzt. Aber jetzt ist es zu Ende ...«

Er stieß einen Schrei aus, der nichts Menschliches mehr hatte. Dann verkrampfte sich sein Körper wieder, schnellte sich aufwärts und zuckte zusammen, als habe die Spitze eines Dolches seine Wirbelsäule getroffen. Carbells letzter Atemzug war keuchend und gurgelnd, ein Sturzbach aus Blut ergoss sich aus seinem Mund. Mythor sprang auf die Füße und war mit zwei Schritten bei Elivara.

Als er Elivara fast erreicht hatte, sah er in der offenen Tür Nottr stehen. Der Lorvaner war von dem, was er sah, nicht weniger überrascht. Aber er erkannte den Bestienhelm um Kopf und Körper der Königin als eine reale Gefahr, die mit dem Krummschwert zu besiegen war. Mit einem heiseren Schrei stürzte er sich vorwärts. Mythor breitete die Arme aus und warf sich zwischen ihn und die Königin.

»Halt. Hör erst einmal zu, Nottr!«, schrie er.

Erst jetzt konnte er Elivara im Licht der vielen Öllampen genauer ansehen, und auch den Bestienhelm erkannte er in seinem ganzen, grässlichen Ausmaß. Hinter ihm murmelte Nottr:

»Ich habe dich rennen gesehen. Ich dachte, ich müsste dir helfen.«

»Später, Nottr!«, keuchte Mythor. Die Augen der Bestie waren gelb und glatt und schienen ihn trotzdem warnend anzustarren.

Elivara war vor Schrecken und Entsetzen halb gelähmt und völlig sprachlos. Mythor streckte die Hand aus und berührte ihre Wange. Der Schlangenkopf, der ihren gesamten Schädel umfasste und nur das Gesicht frei ließ, bewegte sich nicht und lag, einem Helm nicht unähnlich, um ihre Schläfen, den Nacken und über die Schultern. Mythor sagte leise:

»Still, Elivara – ganz ruhig bleiben. Uns fällt die Rettung bald ein.«

Seine Stimme hatte auf sie eindeutig eine positive Wirkung. Sie senkte die Hände und ballte sie zu Fäusten. Dann schüttelte sie vorsichtig den Kopf. Der Bestienhelm bewegte sich mit, aber die Fänge des schlangenähnlichen Fabelwesens bissen nicht zu, der Schlangenkörper zog seine Umklammerung auch nicht zusammen.

»Wir ... müssen ... die Stadt verlassen«, flüsterte Elivara.