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Der Kuschelbär Teddy und seine geliebte Lotta sind zusammen aufgewachsen, unzertrennlich und lieben sich heiß und innig. Doch eines Tages werden sie auf einer Zugreise voneinander getrennt und Teddy bleibt alleine zurück. Durch den Rat eines alten Freundes beschließt Teddy, sein Glück selbst in die Hand zu nehmen und sich auf die Suche nach seiner Lotta zu machen. Doch je näher er sich seinem ersehnten Ziel glaubt, desto weiter entfernt er sich von ihm, denn das Schicksal treibt den kleinen Bären in die große, weite Welt hinaus. Aber wo er auch ist, überall wird ihm Freundschaft, Liebe und Zuneigung zuteil und Teddy erkennt, dass sein wahrer Reichtum seine Freunde sind, die ihm so manche Hilfe bieten, wieder den Weg nach Hause zu finden.
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Seitenzahl: 122
Veröffentlichungsjahr: 2019
Dieses Buch ist für meinen verlorenen Teddy.
Lieber Teddy, wenn du dieses Buch liest, dann
möchte ich, dass du weißt, dass ich immer
noch an dich denke und dass ich immer noch
auf dich warte. Wenn du noch lebst, dann
komme bitte zu mir zurück. Du findest mich
jeden Abend um acht Uhr an dem alten Baum
am Fluss, auf dem wir im Sommer immer
gesessen haben.
Ich habe dich lieb, für immer!
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Teddy öffnete seine Augen.
Wo war er?
Er schaute sich um.
Er lag auf einem Tisch in einer großen, lauten Halle. An der Decke sah er viele Lichter. Helle Lampen, die ihn blendeten. Über ihn saß ein Mensch gebeugt, der ihn mit einer Nadel in sein Bein stach.
“Was machst du denn da?”, fragte Teddy den Menschen. Doch der Mann reagierte nicht, er schien ihn gar nicht zu hören. Ob das wohl an den lauten Geräuschen lag?
Teddy versuchte zu erkennen, was der Mann wohl mit der Nadel an seinem Bein machte.
Sein Bein bestand aus flauschigem Stoff und weicher brauner Watte, die noch aus seinem Bein herausschaute.
Diese Watte stopfte der Herr mit der Nadel und seinem Finger in Teddys Bein und nähte den Stoff weiter zu.
Nach ein paar weiteren Stichen legte der Mann die Nadel zur Seite.
Teddy war fertig!
Der Mensch legte ihn auf ein Fließband.
Teddy richtete sich auf.
Das war toll! Er fuhr auf dem Band durch die ganze Halle. Überall saßen Leute an Tischen und nähten an Teddybären. Jedes Mal, wenn ein Teddy fertig genäht war, wurde er auf das Band gelegt und durfte mit dem Band durch die Halle fahren. Genau wie Teddy. Und alle Teddys schauten sich verwundert um, denn das war das Erste, was sie in ihrem Leben sahen. So wie Teddy.
Neben ihm auf dem Band saßen auch Teddys, die genauso aussahen, wie er selbst. Braun, flauschig, mit zwei Armen und zwei Beinen, einem Bäuchlein und einem großen Kopf mit einer Nase, einem Mund, zwei Knopfaugen und zwei runden, schönen Ohren.
“Hallo”, sagte er zu seinen Nachbarn auf dem Band. “Ich bin Teddy! Wie heißt du?”
“Ich heiße auch Teddy!”, sagte sein Nachbar auf der rechten Seite.
“Ich heiße auch Teddy!”, sagte auch sein Nachbar auf der linken Seite.
“Dann heißen wir wohl alle Teddy!”, stellte Teddy fest.
Bald waren sie schon am Ende der Halle angekommen. Als das Band endete, wurden sie von ein paar Frauen schnell ergriffen und in einen großen Karton gesteckt.
“Gute Reise!”, sagte eine der Frauen zu ihnen, als sie den Karton zuklappte.
Dann war es dunkel. Zusammen mit den anderen Teddys konnte Teddy spüren, wie der Karton bewegt wurde, wie sie in einen Lastwagen verladen wurden, wie sie lange gefahren und schließlich wieder ausgeladen wurden.
Wo sie waren? Das wusste Teddy nicht, er konnte in dem dunklen Karton nichts sehen. Aber er konnte gut hören. Und so merkte er, wie er mit seinen anderen Teddyfreunden in eine Halle gebracht und dort abgestellt wurde.
Dann passierte einige Zeit nichts. Er und die anderen Teddys fragten sich schon, ob sie nun für immer hier in diesem Karton stehen bleiben mussten, als ihr Karton wieder ergriffen und erneut verladen wurde.
Darauf hörte Teddy Möwengeschrei und das Nebelhorn eines großen Schiffes. Er hörte Wellen plätschern und durch die Ritzen des Kartons konnte er salzige Meeresluft riechen. Offensichtlich waren sie am Meer und wurden auf ein großes Schiff geladen.
Und so war es auch. Tagelang konnte Teddy das Schaukeln des Schiffes spüren und den kalten, feuchten Wind, der durch die Ritzen des Kartons drang, in seinem weichen Fell fühlen.
Und dann, auf einmal, war ihre Reise auf dem Meer wieder zu Ende.
Sie wurden wieder von dem Schiff geholt und in einen Lastwagen verladen. Und so ging ihre lange Fahrt in der dunklen Behausung weiter.
Nachdem sie noch ein paar Mal verladen worden waren, blieb es ruhig. Teddy und die Teddys warteten darauf, was nun wohl passieren würde, doch lange Zeit passierte nichts.
So warteten sie einige Tage, bis…
...ja, bis der Karton endlich wieder geöffnet wurde.
Licht kam durch den Deckel hinein und erhellte das Innere. Eine Hand ergriff Teddy und zog ihn heraus. Es war eine Frau, die ihn an seinem Arm festhielt und ihn anschaute.
“Hallo!”, sagte Teddy. “Ich heiße Teddy, wer bist du?”
Er lächelte die Frau an. Doch auch sie schien ihn nicht zu hören.
“Das ist aber ein schöner Teddy, nicht wahr, Marianne?”, sagte sie und gab ihn an eine andere Frau, die wohl Marianne heißen musste.
“Ja, allerdings, das ist ein schöner Teddy! Den stellen wir ins Schaufenster, der wird bestimmt schnell verkauft!”, antwortete Marianne und nahm in mit.
Teddy blickte sich um. Er befand sich in einem Spielwarengeschäft. Um ihn herum waren die Regale prall gefüllt mit allem, was Kinderherzen höher schlagen ließ: Spiele, Bauklötze, kleine Autos, Puppen, Tretroller, Puzzles und ganz viele Stofftiere!
“Die sind ja alle wie ich!”, freute sich Teddy. “Ich bin auch ein Stofftier!”
“Hallo!”, rief Teddy ihnen zu und winkte freundlich.
“Hallo Teddy!”, riefen ihm die anderen Stofftiere zu und winkten zurück. Die anderen Stofftiere konnten ihn also wohl hören!
Marianne brachte Teddy zum Schaufenster und platzierte ihn zwischen einem Igel und einem Stoffhasen.
Staunend schaute er durch das große Fenster nach draußen. Dort liefen viele Menschen entlang und immer wieder einmal blieb ein Kind stehen und drückte sich seine Nase an der Schaufensterscheibe platt. Teddy winkte den Kindern zu und lächelte. Die Kinder lächelten und winkten zurück. Dann wurden sie von ihren Eltern wieder von der Scheibe weggezogen.
“Die Kinder können mich sehen, sie haben zurückgewunken!”, freute sich Teddy.
“Ja, das sind ja auch Kinder!”, sagte der Stoffigel, der neben ihm saß. “Kinder verstehen uns Stofftiere, sie reden mit uns und kuscheln mit uns. Doch wenn sie irgendwann erwachsen sind und groß, dann verlieren sie diese Fähigkeit. Dann sind wir nur noch Stofftiere für sie. Dann können wir mit ihnen reden, doch sie verstehen und hören uns nicht mehr! Ich bin übrigens Igel!” sagte der Igel und gab Teddy die Hand. “Du bist noch neu hier, nicht wahr?”
Teddy nickte. “Ich bin Teddy!”
“Schön, dich kennenzulernen, Teddy!”
“Und auf was warten wir hier im Schaufenster?”, fragte Teddy.
“Darauf, dass sich ein Kind in uns verliebt und uns kauft!”, antwortete Igel. “Dann dürfen wir mit ihm nach Hause gehen, mit ihm in einem Bett schlafen, mit ihm spielen und überall mit ihm hingehen. Dafür wurden wir gemacht!”
“Das ist schön!”, sagte Teddy und freute sich.
“Hoffentlich bekommen wir ein liebes Kind, das sich gut um uns kümmert.”
“Das hoffen wir alle!”, sagte Igel.
In den kommenden Tagen wurden Igel und Teddy gute Freunde. Teddy lernte viel von Igel, sie lachten und spielten zusammen und nachts, wenn das Geschäft geschlossen war, saßen sie mit den anderen Stofftieren zusammen in einem Kreis auf dem Boden und Igel erzählte schöne und schaurige Geschichten. Igel konnte ohnehin gut erzählen. Er saß schon länger hier im Geschäft und konnte so spannend erzählen, was er schon alles erlebt hatte.
Wenn sie im Schaufenster einschliefen, legten sie ihre Köpfe aneinander und hielten sich an der Hand, bis sie beide eingeschlafen waren.
So ging Tag für Tag ins Land und Igel und Teddy wurden unzertrennlich.
Doch dann kam der Tag, an dem eine Kinderhand Igel ergriff und ihn so schnell aus dem Schaufenster zog, dass Teddy nicht einmal Zeit hatte, etwas zu sagen oder zu rufen.
“Schau mal, Mama!”, hörte er das Kind rufen.
“Den Igel will ich haben!”
Teddy sackte das Herz in seinen weichen Bauch. Dieses Kind wollte ihm seinen besten Freund wegnehmen und er hatte nicht einmal Zeit, ihm Lebewohl zu sagen.
Er wusste ja, dass der Zeitpunkt irgendwann kommen würde, dass ein Kind ihn oder den Igel mitnehmen würde. Ob sie sich dann jemals wiedersehen würden, wer wusste das schon?
Doch irgendwie hatte er den Gedanken daran verdrängt, denn die Zeit mit seinem Freund Igel war so schön, dass er sich nicht vorstellen konnte, dass sie jemals endet.
Teddy schossen die Tränen in die Augen, als er merkte, dass die vergangene Nacht die letzte Nacht gewesen sein könnte, in der er Kopf an Kopf, Hand in Hand mit Igel hatte schlafen können. Womöglich hatte er gestern die allerletzte Geschichte von seinem besten Freund erzählt bekommen.
“Mach dir nicht so viel draus!”, sagte der Stoffhase. “So ist das Leben. Auch Freunde müssen manchmal gehen. Igel wird jetzt vielleicht zu einem kleinen Kind kommen und ihm viel Freude bereiten. Genauso, wie es auch mit uns eines Tages geschehen wird!”
“Ich will aber nicht, dass Igel geht! Er ist doch mein bester Freund!” schluchzte Teddy.
Doch dann, auf einmal, wurde Igel zurück ins Schaufenster gesetzt.
“Igel!” rief Teddy. “Ich dachte schon, das Kind hätte dich mitgenommen. Ich konnte dir nicht einmal Lebewohl sagen!”
“Das Kind hat sich doch für eine Puppe entschieden!”, sagte der Igel. “Ich hätte auch nicht gehen wollen, ohne dir Tschüss zu sagen!”
Am Abend kuschelte sich Teddy noch dichter an seinen Freund Igel.
“Ich bin froh, dass du noch da bist!”, sagte Teddy.
“Ich freue mich auch, dass ich noch bei dir bleiben kann”, sagte Igel. “Aber wir müssen der Realität ins Auge sehen, irgendwann ist es soweit, dass sich unsere Wege trennen werden, auch wenn wir das nicht wollen. Und für den Fall, dass mir dann die Zeit nicht dafür bleibt, möchte ich, dass du weißt: Ich bin froh, dich hier bei mir gehabt zu haben. Du bist mein bester Freund, und das wirst du auch für alle Zeiten bleiben!”
“Und du meiner!”, sagte Teddy und drückte seinen geliebten Igel an sich.
Am nächsten Tag dann war es bereits soweit, wovor sich beide so lange gefürchtet hatten. Ein kleiner Junge mit feuerroten Haaren und einem Gesicht voller Sommersprossen betrat mit seiner Mutter den Laden und stöberte durch die Reihen. Er suchte hier und dort und entdeckte dann letztendlich den Igel im Schaufenster. “Schau mal Mama”, rief der Junge. “Der Igel dort sieht so süß aus, den möchte ich gerne haben!” Er lief auf das Schaufenster zu.
Teddy erschrak. Igel drückte ihn ganz fest und sagte: “Liebster Teddy, ich glaube unsere gemeinsame Zeit hier endet jetzt. Denke immer daran, ich bin und bleibe dein bester Freund. Und wenn die Zeit es möchte, werden wir uns irgendwann wieder sehen. Und dann werden wir uns wieder umarmen und zusammen kuscheln!”
Da wurde Igel schon ergriffen.
Diesmal kam er nicht wieder zurück.
Teddy war sehr traurig. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er, wie es war, wenn man jemanden gehen lassen musste, den man doch über alles liebte.
In der folgenden Nacht fühlte er sich sehr einsam. Immer wieder wachte er auf und suchte den Igel neben sich, doch er konnte ihn nicht finden. Dann wurde ihm wieder bewusst, dass sein bester Freund nicht mehr da war. Er dachte darüber nach, wie es Igel nun wohl ergehen würde und fragte sich, ob er es bei dem Jungen gut hatte oder ob er sich jetzt genauso alleine fühlte, wie er selbst. So schön die Zeit auch war, die er hier im Schaufenster des Spielwarengeschäfts verbracht hatte, nun wollte er nur noch hier fort. Alles erinnerte ihn hier an Igel.
Obwohl am nächsten Morgen die Sonne durch das Schaufenster strahlte, konnte das Teddy kaum aufheitern, und auch die übrigen Stofftiere im Laden konnten ihn nicht wirklich fröhlicher stimmen.
Doch es schien, als ob sein Wunsch in der Nacht erhört worden wäre.
Gegen Mittag betrat eine blonde Frau das Geschäft. Sie hatte ein freundliches Gesicht, aber kein Kind dabei. Trotzdem wollte sie ein Stofftier kaufen.
"An was haben Sie denn gedacht?", fragte Verkäuferin Marianne.
"Ein schönes Stofftier für meine Nichte! Vielleicht einen Teddybären", sagte die blonde Dame.
"Meine Schwester hat eine kleine Tochter bekommen. Für sie soll er sein!"
"Dann schauen Sie doch mal dort im Schaufenster", sagte Marianne. "Dort habe ich vor ein paar Tagen einen sehr schönen Teddybären hingestellt. Vielleicht wäre das ja das Richtige für Ihre kleine Nichte!"
Einen Moment später wurde Teddy aus dem Schaufenster genommen.
"Der ist ja wunderschön!", sagte die Dame. "Der wird meiner kleinen Nichte bestimmt gefallen!"
Teddy wurde auf die Ladentheke gesetzt.
Jetzt war es also auch für ihn soweit. Er wurde verkauft und würde bald ein Kind glücklich machen können. "Dafür wurden wir gemacht!", hatte Igel gesagt.
"Soll ich ihn gleich als Geschenk einpacken?", fragte die Verkäuferin.
"Das wäre sehr nett", antwortete die blonde Dame. Ein großer Bogen Geschenkpapier wurde ausgerollt, Teddy darauf gesetzt und das Papier zusammengeschlagen. Nun war es wieder dunkel für Teddy. Genauso dunkel, wie er die lange Reise in dem dunklen Karton angetreten hatte.
Er hörte noch die Kasse klingeln und merkte dann, wie er aus dem Geschäft getragen wurde.
Doch diese Reise dauerte nicht so lange.
Eine Nacht musste Teddy warten, dann wurde er wieder gefahren und getragen. Plötzlich hörte er Stimmen und das Schreien eines kleinen Babys. Ob das wohl sein Kind sein würde?
Nachdem er seinen Freund Igel an ein anderes Kind verloren hatte, wünschte er sich nichts sehnlicher, als endlich bei seinem eigenen Kind die Zuneigung zu finden, die er schon bei Igel verspürt hatte. Er mochte nicht mehr länger alleine sein!
Es wurde an dem Geschenkpapier geraschelt und gezogen, dann sah Teddy wieder Licht.
Er schaute sich um und fand sich in einem Krankenhauszimmer wieder. Die blonde Frau, die ihn gestern gekauft hatte, stand über ein Babybettchen gebeugt. Neben dem Babybettchen lag eine junge Frau im Bett, das musste wohl die Mutter sein. Neben ihm stand ein junger Mann, der das Geschenkpapier noch in seinen Händen hielt und sich Teddy anschaute.
“Das ist dann bestimmt der Papa”, dachte Teddy.
“Mein Papa!”
“Der ist ja wunderschön!”, sagte der junge Mann.
“Lieben Dank, Franziska!”
Er umarmte die blonde Frau.
Dann nahm er Teddy und ging mit ihm zu dem kleinen Babybett.
“Schau mal kleine Lotta”, sagte der Papa. “Das ist der kleine Teddybär von der Tante Franzi. Der darf jetzt jede Nacht bei dir schlafen, damit du nie alleine bist!”
Er legte Teddy neben das kleine Baby. Das Baby streckte seine kleinen Ärmchen nach ihm aus, ergriff ihn, zog ihn dicht an sich heran und ließ ihn nicht mehr los.
“Hallo liebe kleine Lotta!”, sagte Teddy. “Ich bin dein Teddy. Ab jetzt kuscheln wir immer zusammen”
Er drückte sich an das kleine Baby, das ihn fest umklammerte.
Die kleine Lotta war nicht größer als Teddy selbst, mit nur ein paar wenigen Haaren auf dem kleinen