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2. Band von Maulwurf Pauli und seinen zum Teil haarsträubenden Abenteuern in den Gärten seines Wühlgebietes und den vielen nachtaktiven Tieren wie Igel, Kröten, Schlangen, Wiesel, Eulen und Fledermäusen. Außerdem der verzweifelte und aberwitzige Kampf der Gartenbesitzer gegen den Maulwurf und seine Maulwurfshügel. Aber Achtung, nicht nachmachen, die beschriebenen Methoden sind nicht immer erlaubt, zumal der Maulwurf unter Naturschutz steht.
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Seitenzahl: 63
Veröffentlichungsjahr: 2020
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Autor: Walter Reichenberg
Illustration: Stephanie Hirsch
Maulwurfsgedicht
Kapitel 1: Das neue Jahr
Kapitel 2: alte Liebe
Kapitel 3: neue Familie, alte Gegner
Kapitel 4: das Böse kommt von oben
Kapitel 5: Wasser marsch
Kapitel 6: Karbid zum zweiten
Kapitel 7: eine Terrasse für Pauli
Kapitel 8: verlockende Bio-Falle
Kapitel 9: der dicke Fang
Kapitel 10: neues Land, neuer König
Kapitel 11: Zeichnungen
Der Pauli schwarz im Fell,
ist ein kleiner Untergrundrebell,
schiebt Erde hoch auf große Haufen,
die Gartenbesitzer sich die Haare raufen.
Vertilgt die Käfer, Schnecken, Maden,
die dem Gemüsegarten schaden,
beschützt durch diese tolle Tat
nicht nur des Gärtners Kopfsalat.
Drum lasst ihn wühlen, buddeln, bauen,
setzt ihm keine wüsten Eisenklauen.
Er ist ein Stückchen unserer Natur,
trotz der unerwünschten Erdstruktur.
Das neue Jahr im Garten von Familie Poradzik begann wie das letzte endete. Es war nass, kalt, windig und nachts wurde es so frostig, dass Boden, Blätter und alle Pflanzenstängel hart gefroren waren. Maulwurf Pauli störte sich nicht daran. Er hatte rechtzeitig Vorsorge getroffen in seinem mit Moos ausgepolsterten Winterbau mit angeschlossener Speisekammer, die immer gut mit schlafenden Würmern gefüllt war. Deren regelmäßig notwendige Kontrolle, ob sie bereits wieder beweglich wurden, brachte allerdings durch das ständige Abknabbern ihrer Körperenden, damit sie wieder ruhig gestellt waren und nicht wegkrabbeln konnten, eine deutliche Verkürzung ihrer ursprünglichen Länge mit sich. Die Anzahl der Würmer hielt er damit zwar stabil, aber die Wurmmenge schrumpfte trotzdem. Doch Hauptsache, sie waren immer frisch, wenn zwischendurch der kleine Hunger kam.
Es wurde Februar. Die Sonne stand bereits ein wenig höher, wärmte den Boden auf, wenn sich die Wolken mal verzogen hatten und der immer noch eisige Ostwind ein wenig Ruhe gab. Die Wurmvorräte waren mittlerweile nicht nur verkürzt sondern praktisch aufgezehrt. Der Magen knurrte bereits wieder, so dass Pauli aus dem warmen Nest getrieben wurde, um die alten Wühlgänge nach frischem Maulwurfs-Essen zu durchsuchen.
Die Sonne war seine Freundin, obwohl er vor ihr geschützt und abgewendet nur in der Erde unterwegs war. Denn sie wärmte den Garten auf, wodurch das vielfältige Bodenleben aktiviert und Paulis Tisch reich gedeckt wurde. Die alten Gänge waren zum großen Teil durch den Regen, Schnee sowie den großen Fußstapfen der oben lebenden Menschen eingesackt. Die konnte Pauli aber locker wieder hochdrücken, zumal er nach jedem neuen Meter seiner Reparaturarbeiten ein leckeres Naschwerk in Form von Käfern, Würmern oder Spinnen vorfand. Nur Schnecken gab es jetzt noch nicht. Für die war es zu kalt.
Einmal, auf dem Rückweg in sein Nest, war eine große Winkelspinne, die in einem Laubhaufen überwintert hatte, in seinen Gang gefallen. Sie war wirklich riesig und die meisten Menschen hätten bei ihrem Anblick angewidert und panisch reiß aus genommen. Die Spinne tastete sich langsam vorwärts, immer ein oder zwei ihrer haarigen Vorderbeine zur vorsichtigen Erkundung der Umgebung in die Höhe haltend, um bei einer Berührung blitzartig entscheiden zu können, ob sie ein potenzielles Opfer angreifen oder selbst flüchten sollte. Pauli kam schnell auf sie zu gekrabbelt und blieb, als eines ihrer acht Beine seine feuchte Stummelnase berührte, vor ihr liegen.
So etwas hatte er noch nicht erlebt; ein saftiges, knackiges Fressen auf acht Beinen, das mit ihm spielen wollte. Oder war die Winkelspinne größenwahnsinnig? Eine kurze, ruckartige Schwenkbewegung mit dem Kopf und die Spinne wurde in zwei Teile gebissen. Es dauerte ein wenig, bis Pauli den Vorderteil der Spinne so durchgekaut hatte, dass er sie runterschlucken konnte. Die fünf Beine an der ersten Hälfte zappelten und wehrten sich heftig, die hintere Hälfte versuchte sinnloserweise, mit drei Beinen noch zu entkommen. Aber gegen Pauli gab es kein Entrinnen. Diese große, fette, knackige Spinne konnte keine Menschenseele mehr erschrecken. Und ob Spinnen nun hässlich oder furchteinflößend waren, lag immer im Auge des Betrachters. Maulwurfsaugen waren eben nicht so gut, und eklig schmeckten nur einige schleimige Wegschnecken.
Trotzdem konnte Pauli, wenn er es denn wissen und ermessen könnte, froh sein, in der heimischen Erde und nicht im südamerikanischen Dschungel zu leben. Da waren die Jagdverhältnisse zwischen Insekten und Säugetieren teilweise umgekehrt. Es gab im Urwald Vogelspinnen, die waren groß wie Suppenteller und konnten Mäuse, Ratten, kleine Opossums und sicherlich auch Maulwürfe mit ihren Giftklauen fangen, wenn es dort welche geben würde. Pauli sollte es egal sein. Er wusste nichts von Südamerika, er lebte hier und nicht da.
Der März kam wie immer mit viel Wind, Regen, Hagel- und Graupelschauern, was Pauli am Trommeln der kleinen weißen kalten Bällchen erkannte. Plötzlich, die Sonne brach sich durch die dunklen Wolken ihre Bahn, der Wind legte sich flau über die Büsche, war er wieder da. Er, dieser unwiderstehliche Duft, den Pauli schon einmal in der Nase hatte, wie vor einem Jahr. Instinktiv wusste er, Sie, seine Pauline war zurückgekehrt zu ihm und brachte die Freude in sein einsames Herz zurück.
Aufgeregt wühlte er diesem unwiderstehlichen Duft entgegen. Seine Herzensdame, die Mutter seiner Kinder, war wieder da. Es würde wieder so toll wie im letzten Jahr werden, ein Fest für alle Maulwurfssinne. Beschwingt von den Erinnerungen schob Pauli sich weiter, bis er auf einen Gang traf, der nicht von ihm war und auch nicht mit dem lockenden Duft seiner Maulwurfsdame erfüllt war, sondern von dem eines fremden Maulwurfsmännchens. Pauli wurde zornig. Ein fremder Maulwurf in seinem Garten wollte sich an seine Frau heranmachen, wie unverschämt und frech. Er war jetzt im dritten Jahr seiner biologischen Entwicklung und mit 18 Zentimeter Länge sowie einem Kampfgewicht von 150 Gramm ein richtig Großer innerhalb seiner Spezies – was natürlich nur menschliche Biologen beurteilen können.
Der Zorn auf seinen Nebenbuhler, der ihm sein Glück entreißen wollte, machte Pauli zu einem gefährlichen Gegner. Mit jedem Schritt, dem er seinem Konkurrenten näher kam, wurde er nur noch größer, schwerer und angriffslustiger. Wo war er, der Lumpenkerl? Er würde ihn ausgraben und so lange der Sonne aussetzen, bis er vertrocknen oder den Garten verlassen würde.
Der Andere hatte Pauline erreicht und beschnüffelte sie vor Freude strahlend, aber sein Unheil war bereits hinter ihm und schob ihn mit einer großen Wühlhand aus dem Weg. Pauline freute sich, gleich zwei Verehrer zu haben, wobei der erste noch sehr jung und schmal, der zweite aber ein Prachtkerl war. Das war doch!? Den kenn ich doch!! Dachte Pauline und ihre Erinnerung kam zurück. Ja, das war Pauli aus dem letzten Jahr, ihr Held, mit dem sie schon einmal eine Familie gegründet hatte. Ihr wurde ganz warm uns Herz, wusste sie doch instinktiv, dass er auch dieses Mal der richtige für eine neue Familie sein würde. Das dünne Jüngelchen konnte da nicht mithalten.
Der junge Maulwurf wollte aber nicht so einfach aufgeben, er wusste ja nicht, mit wem er sich da angelegt hatte. Er griff Pauli von der Seite an, biss ihm ins Fell und versuchte ihn von der Dame seiner Begierde abzudrängen. Pauli schlug ihm seine linke Schaufelhand auf die Nase, worauf er seine Zähne aus seinem Pelz zog, um einen neuen Angriff zu wagen. Es entstand ein Tumult im Maulwurfsgang. Die Männchen verbissen sich ineinander, drehten und überschlugen sich, dass die Erde oben nur so auf