Neues vom Brunnenplatz - Christine Fehér - E-Book

Neues vom Brunnenplatz E-Book

Christine Fehér

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Beschreibung

Am Brunnenplatz ist immer was los!

Die Brunnenplatz-Bande ist happy: Endlich ist ihre Geheimzentrale im Keller des Hochhauses fertig! Jetzt kann das neue Schuljahr beginnen. Ganz schön aufregend für Olli und seine kleine Schwester Emma, denn nach ihrem Umzug ist ihnen die riesige Schule noch fremd. Aber nicht nur die Schule sorgt für Spannung: Die Freunde kümmern sich um die alte Frau Nitschmann, erleben zusammen mit Kerim und Rima das Zuckerfest und an Halloween gibt’s sogar eine richtig tolle Überraschung ... Mit der Brunnenplatz-Bande wird’s einfach nie langweilig!

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Seitenzahl: 114

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Christine Fehér

Neues vom Brunnenplatz

Mit Illustrationen von Elisabeth Holzhausen

© Isabelle Grubert/Random House

DIE AUTORIN

Christine Fehér wurde 1965 in Berlin geboren. Neben ihrer Arbeit als Lehrerin schreibt sie seit einigen Jahren erfolgreich Kinder- und Jugendbücher. Sie lebt mit ihrer Familie am nördlichen Stadtrand von Berlin.

Von Christine Fehér ist bei cbj erschienen:

»Wir vom Brunnenplatz« (22406)

»Marie und die Neue« (21826)»Marie im Familienchaos« (22062)»Marie im Weihnachtsfieber« (22084)

cbjist der Kinder- und Jugendbuchverlagin der Verlagsgruppe Random House

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Der Verlag weist ausdrücklich darauf hin, dass im Text enthaltene externe Links vom Verlag nur bis zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung eingesehen werden konnten. Auf spätere Veränderungen hat der Verlag keinerlei Einfluss. Eine Haftung des Verlags ist daher ausgeschlossen. 1. AuflageOriginalausgabe Mai 2013Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform© 2013 cbj Verlag, München,in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München.Alle Rechte vorbehalten.Umschlag- und Innenillustrationen: Elisabeth HolzhausenUmschlaggestaltung: Basic-Book-Design, Karl Müller-Bussdorf MI ∙ Herstellung: ReDSatz: Uhl + Massopust, AalenISBN: 978-3-641-06379-5V003

www.cbj-verlag.de

Das Ende der Clubzentrale?

»Steh auf, Olli«, sagte meine Mutter am Sonntagmorgen. »Kerim ist da und will dich zum Spielen abholen.«

Ich war noch so müde, dass ich noch gar nicht aus dem Fenster gesehen hatte. Aber jetzt sah ich es und konnte es kaum glauben. Vom grauen Himmel nieselte ein eintöniger Regen gegen die Fensterscheibe in meinem Zimmer. Dabei war es am Abend zuvor noch so sonnig und warm gewesen, dass wir bis spät abends eine Brunnenplatz-Party gefeiert haben. Wir Kinder aus unserem Hochhaus am Brunnenplatz 10 und unsere Eltern hatten einfach ein kaltes Büffet am Delfinbrunnen aufgebaut und plötzlich kamen immer mehr Leute aus den anderen Hochhäusern dazu und feierten mit. Da habe ich mal wieder gemerkt, wie toll ich es finde, dass wir in den Sommerferien hierher in die Brunnenplatz-Siedlung gezogen sind. Auch wenn manche Erwachsene »Betonwüste« dazu sagen, weil es hier eben viele Hochhäuser gibt und keine Gärten wie in unserer alten Gegend.

Bevor es weitergeht, muss ich natürlich erst mal erzählen, wer alles zu unserer Brunnenplatz-Bande gehört. Kerim hat meine Mutter schon erwähnt – er kommt aus der Türkei, ist genau wie ich zehn Jahre alt und mein bester Kumpel. Er wohnt im zwölften Stock in unserem Haus am Brunnenplatz 10, und das ist das Einzige, was mich manchmal an ihm stört. Nur weil er in der obersten Etage wohnt, glaubt Kerim, er wäre der Chef von uns allen. Nett ist er aber trotzdem, und wenn es hart auf hart kommt, hält Kerim immer zu mir. Meine Schwester Emma spielt am liebsten mit seiner Schwester Rima. Sie sind beide acht Jahre alt und halten auch immer zusammen, egal was passiert.

Meine Eltern, Emma und ich wohnen im zehnten Stock und sonst wohnt kein Kind mehr zwischen uns. Deshalb holt Kerim mich immer zuerst ab, wenn er draußen spielen will. Auf dem Weg nach unten klingeln wir auch noch alle anderen Kinder raus: Im siebten Stock wohnt die etwas pummelige Celina, die neun Jahre alt ist und fast immer ein bisschen stänkert, und ihre Bulldogge Hammer, die viel böser aussieht, als sie ist. Meistens nimmt Celina Hammer mit raus, wenn wir uns alle treffen.

Genau unter ihr wohnt Hung aus Vietnam. Hung ist neun Jahre alt und so klug wie ein Professor. Er hat immer seine Hosentaschen voller wichtiger Sachen, die uns schon oft nützlich waren. Celina und Hung sind beide Einzelkinder.

Im vierten Stock wohnt Violetta aus Polen. Sie ist mit elf Jahren die Älteste von uns, aber das jüngste Kind in ihrer Familie, denn ihre älteren Geschwister sind alle schon erwachsen und wohnen woanders. Violetta ist für mich das schönste Mädchen der Welt – ich muss immer aufpassen, dass keiner von den anderen merkt, dass ich sie heimlich liebe. Violetta ist nämlich nicht nur schön, sondern auch richtig nett. Wenn es Streit gibt, will sie immer schlichten und gibt nicht an, nur weil sie älter und größer ist als wir anderen. Ob sie mich auch liebt, weiß ich nicht. Ich glaube nicht. Aber manchmal lächelt sie mich an.

Tür an Tür mit Violetta wohnt der kleine Benni. Er wird bald sechs Jahre alt und kommt jetzt in die Schule. Violetta passt oft auf ihn auf, weil seine Mutter so viel arbeiten muss. Seinen Vater kennt Benni gar nicht.

»Vielleicht ist er deshalb manchmal so wild«, sagt meine Mutter, und ich glaube, da hat sie recht. Benni kann stundenlang das ruhigste Kind der Welt sein, aber dann dreht er plötzlich auf und macht verrückte Sachen, mit denen er uns schon manchmal in echte Schwierigkeiten gebracht hat. Wenn wir ihn mitnehmen, sind wir ja für ihn verantwortlich. Und den Ärger kriegen meistens auch wir, wenn er was angestellt hat. Das wollen wir aber so, damit nicht Violetta alles alleine ausbaden muss.

So laufen wir also wie ein immer länger werdender Tausendfüßler die Treppen hinunter. Erst wenn wir unten am Delfinbrunnen angekommen sind, überlegen wir alle zusammen, was wir machen wollen.

Habe ich schon gesagt, was der Delfinbrunnen ist? Er ist ein Springbrunnen, der genau in der Mitte vom Brunnenplatz steht, und die Hochhäuser stehen alle drum herum. In dem Brunnen sind fünf Delfine aus Stein, die so aussehen, als ob sie im Wasser spielen und dabei ihre Fontänen in die Luft sprühen. Einen schöneren Treffpunkt für unsere »Brunnenplatz-Bande« kann ich mir überhaupt nicht vorstellen. Am liebsten würden wir an heißen Sommertagen im Delfinbrunnen baden, aber das ist leider verboten. Das wissen wir, seit wir es einmal gemacht haben und von der Meckerliese verjagt wurden, einer komischen Frau aus dem Hochhaus Nummer 14, die fast immer schimpft, egal was wir tun.

»Heute würdest du dir dabei sowieso eine Grippe einfangen, Olli«, sagte Celina, als wir ganz unten angekommen waren. »Bei dem Wetter.«

Es war aber der letzte Tag in den Sommerferien. Morgen fing die Schule wieder an. Da wollte ich mir von dem bisschen Regen nicht die Laune verderben lassen und meine Freunde wollten das auch nicht. Also gingen wir alle zusammen raus.

»Ist doch gut, dass es regnet«, meinte Kerims Schwester Rima. Sie muss manchmal auf ihre kleine Schwester Gül aufpassen, die noch ein Baby ist, aber an diesem letzten Feriensonntag durfte sie spielen gehen. »Dann ist es nicht so schlimm, wenn wir wieder in die Schule müssen. Besser als bei dreißig Grad im Schatten.«

Wir überlegten, was wir machen konnten. Ich wollte vor allem Freddie abholen, meinen afrikanischen Freund aus unserer alten Gegend. Ihn hatten wir abends bei der Party getroffen, weil er mit seiner Familie auch an den Brunnenplatz gezogen war. Der Schuft hat mir nichts davon verraten! Ich habe vielleicht Augen gemacht, als er plötzlich vor mir stand! Deshalb konnte ich es gar nicht erwarten, endlich wieder mit ihm zu spielen.

»Er wohnt aber nicht in unserem Haus«, zickte Celina mich an. »In unserer Clubzentrale hat er dann schon mal gar nichts zu suchen.«

Ich wollte protestieren, aber Kerim zwinkerte mir zu, nahm mich kurz beiseite und flüsterte, wir würden das später schon klären. Also unternahm ich erst mal nichts weiter, aber Celina behandelte ich ein paar Minuten lang wie Luft.

Da wo Emma und ich gewohnt haben, bevor wir zum Brunnenplatz gezogen sind, haben wir bei Regenwetter immer unsere Gummistiefel angezogen und sind durch alle Pfützen gesprungen, dass es nur so spritzte. Aber als ich das jetzt den anderen vorschlug, stellte sich heraus, dass nur Benni, der Kleinste von uns, Gummistiefel besaß. Auch einen richtigen wasserdichten Regenmantel hatte nur er.

»Im Kindergarten mussten wir so was haben«, sagte er. »Da waren wir ganz oft im Regen draußen. Am besten fand ich es, wenn die Autos so richtig durch die Pfützen gerast sind und uns nass gespritzt haben. Einmal war hinterher mein ganzes Gesicht schwarz.«

»Iiiih«, meinte Violetta und sah aus, als ob sie Bennis Gesicht am liebsten gleich säubern wollte. Dabei war er gar nicht jetzt nass und dreckig, sondern hatte nur davon erzählt.

Aber auch die Stoffjacken von Kerim und Hung hatten sich schon nach ein paar Minuten vollgesogen wie der Tafelschwamm im Wassereimer in der Schule. Dicht aneinandergedrängt standen wir unter dem Regendach unserer Haustür.

»Wenn wir nicht nass werden wollen, müssen wir immer ganz dicht an den Häuserwänden langgehen«, meinte Emma. Schon fingen sie und Rima an, sich an die Wand gedrückt im Krebsgang fortzubewegen.

»Von hier bis zur Toreinfahrt«, bestimmte Kerim. »Wer am wenigsten nass geworden ist, hat gewonnen!«

Der Vergleich war gar nicht so einfach. Violettas lange Haare hatten an den Spitzen ziemlich viel Regen abbekommen, Benni trug nicht seine Gummistiefel, sondern Sandalen, und seine Socken waren vorne schon nass. Ich wäre einmal beinahe gestolpert und hatte mich dabei einen halben Meter zu weit vom Haus entfernt – prompt bekam ich einen nassen Rücken. Celina wollte zuerst nicht mitgehen und war in unserem Hauseingang stehen geblieben, rannte dann aber doch hinter uns her und wurde am nassesten von uns allen. Blieb nur noch Hung.

»Ich hab nicht einen Tropfen abgekriegt«, sagte er und ließ uns alle seinen Anorak abtasten. So ganz stimmte das aber auch nicht. Von seinen Schuhen waren ein paar Spritzer bis zu den Hosenbeinen gelangt. Auch wenn er meinte, das wären schon ältere Flecken. Emma und Rima, die ganz vorsichtig mit Trippelschrittchen gegangen waren, sagten, sie wären trockener als Hung. Celina wollte gerade prüfen, ob die schmuddeligen Spritzer an Hungs Jeans wirklich schon älter waren oder noch feucht, da fing Benni auf einmal an, auf und ab zu hüpfen wie ein Flummi.

»Guckt mal da!«, rief er und deutete zu dem offenen Garagentor. »Alles voller Sperrmüll! Wollen wir mal gucken gehen, ob wir was davon gebrauchen können?«

Sofort ließen Kerim und Celina von Hungs Hosenbeinen ab und wir stürmten los. »Da ist bestimmt was für unsere Zentrale dabei!«, schrie Kerim. Unter wildem Gejohle stürmten wir in die offen stehende Garage und begutachteten die Schätze. Es war ein richtiges Möbellager. Damit würden wir den Kellerraum, den wir uns vor Kurzem heimlich als Clubzentrale erobert hatten, wie eine richtige Wohnung einrichten können.

»Seht mal, das Sofa hier!«, rief Violetta begeistert aus. »Das brauchen wir unbedingt!« Mit einem eleganten Sprung warf sie sich auf ein großes Sofa, das ganz mit weinrotem Samt bezogen und so weich war, dass sie richtig darin versank. Benni stürzte sich ebenfalls gleich darauf und sprang herum wie auf einem Trampolin.

»Viel zu groß«, erwiderte Hung. »Der Raum ist, wenn es hoch kommt, eineinhalb Meter breit und drei Meter lang. Wenn dieses Ungetüm darinsteht, hat fast nichts anderes mehr Platz.«

»Aber es ist so gemütlich!«, jammerte Violetta.

»Und so elegant«, fand Rima und strich geradezu andächtig über eine der breiten Armlehnen. »Es sieht aus wie aus einem Märchenschloss.«

»Trotzdem zu groß«, sagte Kerim und winkte uns alle zu sich heran. »Nehmen wir lieber diese Stehlampe hier! Die können wir wirklich gebrauchen, dann sparen wir die Batterien für unsere Taschenlampen.«

Dagegen konnte keiner etwas sagen. Kerim versuchte bereits, sie zwischen zwei Kartons, in dem lauter leere Büroordner lagen, hervorzuzerren. Hung hatte ein altes Kofferradio gefunden und drehte am Einschaltknopf. Es knackte und knirschte darin, während er versuchte, einen Sender einzustellen, und plötzlich ertönte einer unserer Lieblings-Sommerhits. Ich begann, so abgehackte Tanzbewegungen dazu zu machen, die ich mir mal bei Kerim abgeschaut hatte, stolperte aber, weil ich immer noch neben ihm zwischen dem Deckenfluter und den Pappkartons stand. Schon kippte ich vornüber zum Sofa hin und landete genau auf Violettas Schoß.

»Wow, Olli!«, rief Celina. »Du gehst ja ganz schön ran!«

Ich spürte, wie heißes Blut in meinen Kopf schoss, und hoffte, dass niemand mitbekam, wie rot ich wurde. Plötzlich jedoch spürte ich eine Hand in meinem Nacken und wurde nach oben gezogen. Als ich aufsah, blickte ich geradewegs in die schmalen, dunklen Augen unseres Hausmeisters. Er schnaubte. Sein Atem stank nach Zigaretten.

»Ihr schon wieder«, brummte er und schob sein Kinn vor, sodass er fast aussah wie Celinas Bulldogge Hammer. »Was soll dieses Geschrei? Hat man denn nicht mal am Sonntag Ruhe vor euch? Was habt ihr hier zu suchen?«

Hung stellte schnell das Radio ab. Benni sprang vom Sofa und baute sich vor dem Hausmeister auf.

»Wir wollen Sachen für unsere Clubzentrale holen«, sagte er. »Du brauchst sie ja nicht mehr.«

»Pscht«, machte Hung und presste seine Hand auf Bennis Mund. Aber es war zu spät.

»So, so, eure Clubzentrale«, wiederholte der Hausmeister. »Sicher meinst du den Kellerraum, der schon aussieht wie ein halbes Kinderzimmer, wie?«

Benni und wir anderen nickten. Mir schwante nichts Gutes.

»Den könnt ihr vergessen. Im elften Stock ziehen morgen neue Mieter ein, zu ihrer Wohnung gehört der Raum. Auf geht’s, ab in den Keller mit euch. In einer halben Stunde ist der Raum ratzeputze leer.«

Es blieb uns nichts anderes übrig, als hinter ihm her zu trotten. Mit lahmen Bewegungen führten wir seinen Befehl aus. Emma und Rima fingen fast an zu heulen, als wir alles draußen hatten und der Hausmeister ein Vorhängeschloss anbrachte.

»Toller letzter Feriensonntag«, murmelte Celina.

»Da hätte ich gleich am Computer bleiben können«, meinte auch Hung.

»Wir essen sowieso bald«, maulte Rima. Tatsächlich zog aus mehreren Wohnungstüren schon Essensgeruch durchs Treppenhaus. Stumm nahmen wir unsere Sachen aus der Zentrale und stapften nach oben, ohne uns für den Nachmittag zu verabreden. Uns war die Lust aufs Spielen vergangen.

Bei uns gab es zum Mittagessen Gulasch mit Nudeln und das ist eigentlich eines unserer Leibgerichte. Jedenfalls wenn am Fleisch keine Fettstückchen sind.