New York Bad Girl - Lauren S. Klinghammer - E-Book
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New York Bad Girl E-Book

Lauren S. Klinghammer

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Beschreibung

Dannys und Zoes Glück könnte perfekt sein. Aber dann verlieren sie ALLES! Innerhalb eines Wimpernschlages ist Zoes Leben zum Albtraum geworden: Ihrem frischgebackenen Ehemann und Verführungs-Coach Danny Smith wird ein schlimmes Verbrechen vorgeworfen. Dannys Festnahme am Flughafen von New York ist nur der Anfang einer Reise in die Finsternis, die Zoe antreten muss. Wird es Zoe gelingen, die Wahrheit über ihren Mann ans Licht zu bringen? Und kann sie damit umgehen, falls Danny tatsächlich ein gewissenloser Killer ist? Es handelt sich um einen abgeschlossenen Liebesroman mit expliziten Szenen. Packend, unterhaltsam, spannend bis zur letzten Seite – der heiß ersehnte Teil 2 der Zoe-Cooper-Trilogie von Lauren S. Klinghammer ist da! Dieses Buch ist unabhängig von anderen Büchern der Reihe lesbar, enthält jedoch wiederkehrende Figuren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

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NEW YORK BAD GIRL

ZOE COOPER–REIHE

BUCH ZWEI

LAUREN S. KLINGHAMMER

2. Edition 2024

* * *

Copyright © 2021-2024 by Lauren S. Klinghammer. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Alle in diesem Roman beschriebenen Personen sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Lektorat & Korrektorat: Anne Bräuer, Textbüro Bräuer, Frankfurt am Main

Originalausgabe - 13/06/2024

Impressum

Lauren S. Klinghammer

c/o AutorenServices.de

Birkenallee 24

36037 Fulda

Foto für Cover: Shutterstock / Photo ID: 692587282

BÜCHER VON LAUREN S. KLINGHAMMER

PICK UP: Die Geschichte eines Verführers

* * *

Die Zoe-Cooper-Romance-Reihe:

Band 1: NEW YORK BAD BOY

Band 2: NEW YORK BAD GIRL

Band 3: NEW YORK BAD TEAM

Alle Bücher sind unabhängig voneinander lesbar.

* * *

Weitere Informationen findest du auf der Website der Autorin:www.lauren-klinghammer.com.

EINLADUNG

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank für dein Interesse an meinem Buch! Als kleines Dankeschön möchte ich dir gern einen meiner beliebtesten Romane schenken, den du auf meiner Website kostenlos erhältst.

Er bekommt jede Frau. Aber ist er nur ein Fake Bad Boy?

Sie ist es gewohnt, dass die Kerle ihr nachlaufen. Doch dann muss Studentin Karen sich entscheiden: zwischen dem begehrten Frauenhelden Dirk oder dem liebenswürdigen Max. Aber Dirk verbirgt ein düsteres Geheimnis. Willkommen in der Welt von Pick-up, einem System fürs Aufreißen, auf das Millionen Frauen hereinfallen.

Ein abgeschlossener Liebesroman mit einem Alpha-Helden und einem Vamp im Schafspelz.

Um das Buch zu erhalten, folge einfach diesem Link: https://lauren-klinghammer.com/gratis-buch/.

Ich freue mich auf dich!

Deine Lauren S. Klinghammer

PROLOG

BARBER, MONTANA, HAUS VON JEFFREY UND KIMBERLY TAYLOR

Ich halte mein Ohr fest an die Schlafzimmertür gepresst. Er schnarcht, glaube ich. Aber der Glaube allein reicht nicht. Um mich endgültig zu vergewissern, knie ich mich auf den Boden des Flurs und linse durch den Türspalt.

Drinnen ist es genauso stockfinster wie hier im Flur. Sehr gut, ich habe ihn also nicht geweckt, als ich mich vor wenigen Augenblicken aus unserem Schlafzimmer herausgeschlichen und die Tür hinter mir vorsichtig zugeschlossen habe. Jetzt ist es an der Zeit für die nächste Stufe meines Plans. Ich stehe auf, drehe mich behutsam um und schleiche auf Zehenspitzen zur Treppe des Hauses, die vom Flur hinunter ins Erdgeschoss führt.

Während ich Stufe um Stufe hinuntertapse, fährt mir ein wohliger Schauer über den Rücken. Ich weiß, dass es draußen bitterkalt sein wird, und schon jetzt beginne ich zu zittern, was nicht nur der Kälte, sondern auch meiner Erregung geschuldet ist.

Wie gern hätte ich mir noch meinen Lieblingspullover angezogen, den aus dicker Merinowolle und mit dem kuscheligen Rollkragen, aber unser Kleiderschrank befindet sich im Schlafzimmer und sicherlich hätte ich Jeff aufgeweckt, wenn ich die Türen des Schranks geöffnet hätte. Und den Pulli kurz vor dem Schlafengehen herauszuholen, wäre ihm wohl ziemlich merkwürdig vorgekommen.

Jetzt laufe ich also nur im Nachthemd bekleidet die Treppe hinunter und erreiche die Garderobe. Lange wirst du nicht frieren müssen, denke ich. Gleich wird es warm werden. Sehr warm.

Ich schleiche zum Schuhregal und schlüpfe in meine kniehohen Winterstiefel. Dann streife ich mir die Daunenjacke über, die an einem Haken hing, jetzt sind die Handschuhe dran. Ich halte die Luft an und drehe mich vorsichtig um, ganz langsam, und riskiere einen Blick in Richtung Treppe, die wie der Windfang, in dem ich stehe, vom einfallenden Mondschein schwach erhellt ist.

Manchmal sucht Jeff im Haus nach mir, wenn er merkt, dass ich nicht neben ihm liege. Wenn er mich beim Schlafen in den Arm nehmen will und ins Leere greift. Diesmal aber ist es nicht so, ich bin umgeben von Stille. Ich schleiche zur Haustür, umschließe mit meiner zitternden Hand die kalte Klinke, drücke sie so behutsam ich kann herunter und öffne die massive Tür. Nicht ohne ein leises Fluchen, weil die verdammten Scharniere quietschen, obwohl ich sie heute Mittag erst heimlich geölt hatte.

Draußen empfängt mich die klirrende Kälte Montanas und Wolfsheulen, das bedrohlich aus dem nahegelegenen Wald ertönt. Im fahlen Mondlicht sehe ich den funkelnden Schnee vor mir, der sich gleichmäßig wie eine Decke über das Gras unseres Gartens gelegt hat. Ich lasse meinen Blick schweifen und entdecke Eiszapfen, die an den Ästen der hochwachsenden Kiefern kleben.

Ich atme tief durch, presse meine Arme fest an meinen Körper und stapfe hinaus, durchbreche dabei mit meinen Stiefeln die unberührte Winterdecke.

Zitternd stakse ich durch den kniehohen Schnee zum Schuppen. Auf dem Weg dorthin werfe ich Blicke zurück zum Haus, das mich wie ein schwarzer Monolith zu beobachten scheint, mit seinen Fenstern, die wie die rechteckigen Augen eines Ungeheuers wirken.

Endlich erreiche ich die Tür des Schuppens, die ich in weiser Voraussicht am Nachmittag aufgeschlossen und angelehnt gelassen hatte. Behutsam öffne ich die Holztür und greife blind in die Finsternis vor mir. Ich muss ein paar Sekunden tasten und mir ein Fluchen verkneifen, weil ich den Kanister nicht auf Anhieb finde. Ich bekomme die alte Öllampe zu fassen, dann den Griff eines Werkzeugkoffers. Wo ist nur dieser verdammte ... endlich! Mit meinen durchgefrorenen Fingern umschließe ich fest den Griff des Kanisters, den ich zentimeterweise vom Regal zu mir hinunterziehe.

Ich halte den Kanister jetzt in beiden Händen und betrachte ihn staunend im silbrigen Mondlicht, als wäre er ein Weihnachtsgeschenk, das es auszupacken gilt. Etwa vier Gallonen Benzin sind drin. Das sollte reichen.

Ich schraube den Deckel ab und sofort steigt mir der stechende Geruch von Grillanzünder in die Nase. Sofort denke ich an unser Barbecue mit den Nachbarn, schmecke Rindfleischpatties und Tequilabier auf der Zunge. In die Hälse der Bierflaschen stecke ich gern kleine Limettenspalten, das gibt einen extra Frischekick.

Die Nase über den offenen Kanister gebeugt, nehme ich einen tiefen, betörenden Atemzug vom Benzin. Mir wird schwindelig, gleichzeitig muss ich ein erregtes Stöhnen unterdrücken. Ich schließe die Tür des Schuppens, drehe mich um und laufe mit dem Kanister in der Hand zurück zum Haus.

Jetzt beginnt der eigentliche Spaß.

An der ersten Häuserwand angelangt, hieve ich den Kanister mit aller Kraft nach vorn. Unter metallischem Gluckern entlädt sich ein Schwall Benzin und regnet auf die Wand, fließt von dort aus die Holzlamellen in feinen Rinnsalen hinunter.

Ich mache weiter und verteile die Flüssigkeit gleichmäßig an den Häuserwänden und den schon etwas morsch anmutenden Stützpfeilern, immer darum bemüht, möglichst leise zu sein. Den letzten Rest Benzin kippe ich schwungvoll auf die Veranda, sofort bildet sich eine dunkel glänzende Pfütze. In ihr spiegelt sich der Vollmond, die Schönheit dieses Anblicks lässt mich ein weiteres Mal staunen.

»Was für eine wundervolle Nacht«, flüstere ich und ziehe mir die Handschuhe von den zitternden Händen. Ich hätte sie gern angelassen, aber das geht nicht, denn für das Highlight brauche ich Feingefühl.

Aus der Tasche meiner Daunenjacke hole ich ein kleines Fläschchen mit einem Wattestäbchen darin hervor. Ich ziehe das Wattestäbchen aus dem Fläschchen und betupfe damit vorsichtig das edle Messinggeländer, das den Weg zum Hauseingang säumt. Das Geländer muss unversehrt bleiben, das ist wichtig.

Als ich fertig bin, entferne ich mich ein Stück weit vom Haus, stecke das Fläschchen zusammen mit dem Wattestäbchen in meine Jackentasche und ziehe vorsichtig ein Zündholzbriefchen aus der anderen Tasche hervor. Es fühlt sich taub zwischen meinen auskühlenden Fingerspitzen an. Ich halte das Zündholzbriefchen in die Höhe, um es besser betrachten zu können.

Koonies Steakhouse. Nur die saftigsten Filetstücke in Premiumqualität.

Der goldene Schriftzug schimmert im Mondlicht. Die Steaks von Koonies sind wirklich fantastisch. Ich beschließe, mich morgen mit einem Besuch dort zu belohnen. Das Restaurant ist nicht weit entfernt, mit dem Auto sind es vielleicht zwei oder drei Meilen. Dann gönne ich mir dort ein schönes Rib-Eye-Steak und ein Glas Cabernet dazu. Oder zwei, schließlich gibt es dann etwas zu feiern.

Aber erst einmal habe ich hier noch einiges zu erledigen. Ich breche ein Streichholz aus dem Briefchen heraus, setze den roten Zündkopf an der schmalen Reibefläche an und ziehe das Hölzchen mit einem kräftigen Ruck von links nach rechts.

Eine kleine Flamme flackert auf und das damit verbundene Zischen klingt so, als hätte ich gerade einen Mini-Drachen zum Leben erweckt. Wie gebannt schaue ich auf die Flamme, die sich in dieser windstillen Nacht gierig durch das Hölzchen zu meinen Fingern entlang frisst.

Ich muss ein Stöhnen unterdrücken, während ich eine Nässe zwischen meinen Beinen spüre.

Dann werfe ich das Hölzchen in die Pfütze auf der Veranda und schaue mit rasendem Herzen zu, wie sich das Feuer dieses Haus einverleibt. Mit allem, was darin ist.

Aus der Nähe höre ich plötzlich ein Hupen, wie es schwere Trucks von sich geben. Noch bevor die Scheinwerfer des Wagens in meine Richtung blitzen, lasse ich mich zufrieden in den Schnee sinken.

KAPITEL1

NEW JERSEY, LAKEHURST, HAUS DER COOPERS

»Möchtest du gar nichts von deinem Brokkoli, Schatz?«

Mom fragt mich mit dieser warmen, liebevollen Stimme, mit der sie mich immer gesundpflegte, wenn ich krank im Bett lag oder mein Herz gebrochen wurde.

Du hast Fieber, mein Schatz, bleib lieber noch einen Tag zu Hause.

Dieser Junge ist es nicht wert, dass du ihm nachtrauerst.

Doch jetzt kann ihre liebevolle Stimme nicht dazu beitragen, dass es mir besser geht.

»Deine Mutter hat sich viel Mühe gegeben, dir den Brokkoli schmackhaft zu machen«, sagt Dad und lächelt verschmitzt. Er und Mom wissen, dass ich Brokkoli nicht leiden kann, um es vorsichtig auszudrücken. Aber sie wissen auch, dass das Cupcake-Gemüse-Verhältnis ihrer Tochter in schwerer Schieflage ist. Und so pfeffern und salzen sie den Brokkoli für ihre Tochter, als wenn es kein Morgen mehr gäbe, um ihn einigermaßen schmackhaft zu würzen. Ketchup gibt es auch noch oben drauf, jedenfalls stellen sie ihn extra für mich bereit, Mom und Dad essen selbst keinen.

»Was ist los, Schatz?«, fragt Mom mit einem herzerwärmenden offenen Lächeln, dass ich darum kämpfen muss, die Tränen zurückzuhalten.

Sie kennt die Antwort, wir alle hier am Tisch kennen sie, Mom, Dad und ich. Mein Mann, mit dem ich auf dem Weg zu der romantischsten Reise meines Lebens war, wurde am John F. Kennedy Flughafen verhaftet und sitzt jetzt im Gefängnis, zusammen mit den Schwerverbrechern dieser Stadt.

»Es tut mir leid, Mom«, höre ich mich wie in Trance sagen. Ich bekomme zur Zeit einfach nichts runter, das liegt auch gar nicht am Brokkoli, der wirklich lecker duftet.«

Okay, ein bisschen Lüge ist dabei, aber das spielt jetzt keine Rolle. Meine Eltern haben selbst genug mit sich und ihrem Leben zu tun, ich will sie nicht auch noch mit meinem belasten.

»Du weißt, dass wir immer für dich da sind, Schatz«, sagt Mom und hält meine Hand, woraufhin der innere Damm in mir bricht, der zuvor noch die Tränen zurückhalten konnte. Jetzt fließen sie mir die Wangen herunter und ich fühle mich erleichtert.

»So ist es«, pflichtet Dad ihr bei. »Kannst dich immer auf uns verlassen.«

»Danke«, sage ich und unterdrücke ein Schluchzen.

»Wenn es schon nicht dieser Hallodri tut.«

»Dad!«

Typisch Dad. Ich hatte mich schon gewundert, wo sein schnippischer Kommentar zu Danny bleibt, ohne den normalerweise nie ein Abendessen auskommt, wenn ich zu Besuch bin.

»John, er ist doch nicht ins Gefängnis gegangen, weil es ihm dort so gut gefällt«, sagt Mom.

»Eben«, bekräftige ich trotzig. »Er ist unschuldig, man hat ihm übel mitgespielt.«

»Du meinst, so wie er Frauen übel mitgespielt hat?«, fragt Dad und schielte zu mir herüber, während er seine rechte Augenbraue hochzieht. Das tut er, seitdem ich denken kann. Es ist die typische Geste eines Dads, der sich Sorgen um seine Tochter macht. So wie Millionen andere Dads da draußen auch. Aber das hier ist mein Dad und ich finde es süß, dass er sich Sorgen machte. Nur nicht jetzt, denn anders als sonst habe ich keinen Plan, was jetzt zu tun ist.

»Dannys Pick-Up-Zeiten sind vorbei, Dad. Er hat sich für mich entschieden und er bringt Männern auch nicht mehr seine Tricks bei, wie sie Frauen verführen.«

»Einmal Hallodri, immer Hallodri, sage ich da nur.«

»Dad, ich weiß nicht, auf welchem Planeten du lebst, aber hast du mitbekommen, dass der Mann, den ich über alles liebe, im Gefängnis sitzt?«

»Rede nicht so mit deinem Vater«, sagt Mom streng. Doch Dad schmunzelt nur und sagt: »Und dein alter Vater hatte gedacht, er wäre dieser Mann.«

»Ach Dad«, sage ich und wische mir die Tränen aus dem Gesicht. Hat er es doch tatsächlich geschafft, mir ein Lächeln abzuluchsen. »Du bist albern.«

»Bin ich gern, wenn ich meine Tochter dadurch zum Lächeln bringen kann.«

»Machst du ja gar nicht«, sage ich und beiße mir auf die Lippe, um mein stärker werdendes Schmunzeln zu verbergen. Irgendwie schafft Dad es immer, mich mit seinen Späßchen aufzuheitern. Ich tue so, als würde mich das nerven, aber eigentlich liebe ich ihn umso mehr dafür.

»Wetten, ich kann dich richtig zum Lachen bringen?«

»John«, versucht Mom halbherzig zu intervenieren, doch vergebens. Dad ist schon im Elefantenmodus, wie er es nennt.

»Törööö!«, ruft er, fasst sich mit der einen Hand an die Nase und formt seine andere am ausgestreckten Arm, den er durch die Beuge schiebt, zu einer Rüsselspitze.

»Dad, echt jetzt, hör auf«, sage ich, doch da ist es schon zu spät, ich kugle mich vor Lachen und während Dad trötet und dabei fast die Sauciere umhaut, woraufhin Mom mit den Augen rollt, fühle ich mich einen Augenblick lang frei von allen Sorgen und Ängsten. Ich bin für einen Moment wieder die kleine Zoe Cooper, die sich um nichts auf der weiten Welt Gedanken machen muss, weil da ein großes starker Dad ist und eine Mom mit einem mindestens genauso großen Herzen, und beide das Mädchen aus Jersey beschützen und lieben.

Doch dann holt mich die Realität wieder ein, wie eine Flutwelle rauschen die Erinnerungen am Flughafen JFK durch meinen Kopf, spülen die Sorglosigkeit hinfort und lassen mich wieder den Tränen nahe sein.

»Schatz, geh ins Bett. Du brauchst etwas Schlaf«, sagt Mom, die mir das natürlich sofort anmerkt.

»Aber ich habe doch noch gar nicht deinen Apple Crumble probiert«, protestiere ich halbherzig und spüre, wie mir bereits die Augen zufallen, als würde Blei an meinen Augenlidern hängen.

»Dafür ist auch morgen früh noch Zeit«, sagt Mom und drückt meine Hand, fester als zuvor. »Dein Bett ist frisch bezogen und wir haben dir sogar Netflix eingerichtet.«

»Echt?«, sage ich in einer Mischung aus Überraschung und Freude.

»Na klar, wir streamen jetzt auch. Oder hast du gedacht, dass deine ollen Eltern zu alt dafür sind?«

»Nein, ich ...«

»Schon gut, Kind, wir nehmen dich doch nur auf den Arm«, sagt Dad und ich fühle mich sofort wieder geborgen.

»Dann gehe ich jetzt mal auf mein Zimmer«, sage ich und komme mir vor wie der Teenager, als der ich hier vor einigen Jahren noch gewohnt habe.

»Mach das, mein Schatz. Und wenn du Glück hast, bringe ich dir vielleicht sogar noch etwas Apple Crumble aufs Zimmer.«

»Danke Mom«, sage ich, dann stehe ich auf, umarme sie fest und küsse sie.

»Danke Dad.« Ich herze ihn auf dieselbe Weise wie Mom zuvor.

Als ich mich die Treppe zu meinem Zimmer hinaufschleppe, höre ich Dads tiefe Stimme, während er mit Mom spricht. Jedes seiner Worte ist wie kleiner Stich in mein Herz: »Unsere Tochter hätte sich nie mit diesem Aufreißer einlassen dürfen.«

Was mich am meisten schmerzt, ist nicht, was Dad gerade gesagt hat. Sondern dass ich mich bei der Frage ertappe, ob er nicht sogar recht damit hat.

KAPITEL2

NEW YORK, GEFÄNGNIS SING SING

Als Strafverteidiger in New York habe ich es mit vielen charismatischen Mandanten zu tun. Die wenigsten von denen haben jedoch eine weiße Weste, einige sind richtig üble Kerle, denen man nicht im Dunkeln auf einem einsamen Parkplatz über den Weg laufen will.

Doch niemand, der mir je begegnet ist, hatte eine solch einnehmende Ausstrahlung wie Danny Smith. Der Blick seiner stahlblauen Augen scheint mich förmlich zu durchbohren, ungeachtet der zentimeterdicken Glasscheibe, die uns beide voneinander trennt. Selbst hier drinnen, eingesperrt und einer ungewissen Zukunft ins Auge sehend, hat dieser Mann nichts von seiner Wirkung auf mich eingebüßt.

Ich erinnere mich, als wäre es gestern gewesen, als er in meine Kanzlei kam, ohne Termin, latschte einfach an meiner Sekretärin Dorothee vorbei in mein Büro, während ich mit Richter Waters sprach, aber das hatte ihn überhaupt nicht gejuckt. Frech hatte dieser Kerl sich mir gegenüber gesetzt und abgewartet, während Dorothee am Zetern war. Als ich das Gespräch mit Waters abgewürgt hatte, um dem Burschen die Leviten zu lesen, sagte er einen Satz, den ich mein Lebtag nicht mehr vergessen werde: »Ich habe gehört, Sie sind der Beste.«

Ehe ich etwas sagen konnte, kam der richtige Hammer, mit dem der Kerl mich völlig aus der Bahn warf: »Beweisen Sie es.«

»Wie?«, hatte ich nur gefragt, staunend darüber, wie einnehmend dieser gutaussehende Kerl sein konnte, der offensichtlich mehr als nur seine Muskeln zu bieten hatte. Noch bevor er mir sein Business als Pick-Up-Artist erklärt hatte, war klar, dass ich es mit einem Kerl zu tun hatte, dem die Frauen zu Füßen lagen.

»Nicht jetzt und nicht hier«, hatte er damals nur trocken auf meine Frage geantwortet. »Aber angesichts der Risiken meines Jobs wird womöglich der Tag kommen, an dem ich den besten Strafverteidiger New Yorks brauchen werde. Sind Sie dieser Mann?«

Damals hatte ich sein Auftreten für Theatralik gehalten, für bedeutungsschwangeres Gebaren eines Millionärs, der gern den Ton angab. Doch jetzt, während ich ihm im Besucherraum des New Yorker Gefängnisses Sing Sing durch eine Panzerglasscheibe in seine klaren blauen Augen schaue, bin ich mir dessen nicht mehr so ganz sicher. Vielmehr glaube ich jetzt, dass dieser Mann neben ausgeprägten Verführungskünsten und einem siebten Sinn für Geschäfte so etwas wie Gespür für das Schicksal hat. Bei dem Gedanken daran schaudert mir.

»Also, Doc, wie ist die Lage?«

»Mr Smith, ich habe Ihnen doch schon Hundert Mal gesagt, dass Sie mich nicht Doc ...«

»Wie stehen meine Chancen, hier rauszukommen?«, fragt Danny mich, eben ganz der Pragmatiker. Irgendwann hatte er angefangen, mich Doc zu nennen, ich glaube, weil er in mir sowas wie einen Arzt des Rechts sieht. Zumindest hatte er sowas mal bei einem gemeinsamen Whisky in freundschaftlicher Atmosphäre anklingen lassen.

»Nun, offen gestanden sollten wir zunächst kleine Brötchen backen. Kleine Pizzabrötchen, wenn Sie mich verstehen.«

Doch Smith verzieht keine Miene. Offensichtlich kam mein Witz nicht besonders gut an.

»Mr Goldbaum«, sagt er ernst und faltet seine Hände, was die Handschellen an seinen Gelenken zum Klirren bringt. »Alles, was ich im Augenblick verstehe, ist, dass irgendetwas Übles über mich hereinbricht, das ich nicht verstehe.«

»Ich weiß, wie Ihnen zumute ist«, sage ich.

»Bei allem Respekt, Mr Goldbaum, das glaube ich nicht.«

Ich spare mir, Smith von meiner Geschichte zu erzählen, die seiner ziemlich ähnlich ist. Denn auch ich war nicht immer erfolgreich und hatte mein Leben im Griff, so wie jetzt. Wie übel die Justiz einem mitspielen kann, musste ich früh und schmerzlich am eigenen Leib erfahren. Doch war das zugleich der Weckruf für mich, mein Leben der Verteidigung von Mandanten wie Danny Smith zu widmen, um Ungerechtigkeit und Justizwillkür zu bekämpfen. Aber meine Geschichte werde ich Mr Smith ein anderes Mal erzählen, jetzt geht es darum, schnell herauszufinden, was hier eigentlich los ist.

»Hören Sie Mr Smith, ich will offen mit Ihnen sprechen, alles andere wäre Augenwischerei.«

»Gut«, sagt er und blickt mich entschlossen an, was mich beeindruckt.

»Es sieht nicht gut aus, eine Frau bezichtigt Sie des Mordes.«

»Was?«, fragt Smith, nun mit einer Spur Entsetzen in den Augen. Auch der steinharte Bad Boy bekommt jetzt Angst, so würde es sicherlich jedem in solch einer Situation gehen.

»Denken Sie nach, Mr Smith. Gibt es eine Frau, die irgendeinen Groll auf Sie hegt?«

»Sie veralbern mich, oder?«, fragt Smith und ich muss mir daraufhin ein Schmunzeln verkneifen.

»Tut mir leid«, sage ich. »Für einen Moment hatte ich vergessen, dass Sie jahrelang als Herzensbrecher unterwegs waren.«

»Ich habe den Frauen nie etwas vorgemacht, Mr Goldbaum. Ich habe mit vielen Frauen geschlafen und es ging dabei auch rau zur Sache, weil ich die tiefsten Sehnsüchte der Damen kannte und sie befriedigt habe wie kein anderer. Und irgendwann habe ich ein Geschäftsmodell aus meinem Erfahrungsschatz entwickelt, um anderen Männern zu zeigen, wie sie Erfolg bei Frauen haben.«

»Ihr Ruf eilt Ihnen voraus, das steht fest.«

»Ja«, sagt Smith ernst, »als bester Pick-Up-Artist der Stadt. Aber ich habe damit aufgehört, aus Liebe zu meiner Frau.«

»Stimmt, Sie sind kein Pick-Up-Artist mehr, sondern Ehemann«, sage ich ernst. »Aber wenn wir hier, in diesem Schlamassel, nicht unser Bestes geben, dann sind Sie ein verurteilter Mörder.«

Danny Smith nickt. Der Wärter hinter ihm wiegt unruhig hin und her. Gleich wird er ihn auffordern, das Gespräch zu beenden. Wir haben nicht mehr viel Zeit und ich denke, dass auch Smith das weiß.

»Mr Goldbaum, erinnern Sie sich noch an unsere erste Begegnung? In Ihrer Kanzlei?«

»Natürlich«, sage ich und schlucke. »Sie sagten, ich solle beweisen, dass ich der Beste sei. Der beste Strafverteidiger in ganz New York.«

»So ist es«, pflichtet Smith bei und nickt. »Die Zeit für diesen Beweis ist gekommen, Doc.«

»Danny, ich versuche mein Bestes, wirklich, aber Ihnen wird vorgeworfen, ein Haus bis auf die Grundmauern abgefackelt zu haben, wobei ein Mann bei lebendigem Leib verbrannte. Ihre DNA wurde am Tatort gefunden, Herrgott.«

»Nur Verlierer versuchen. Finden Sie eine Lösung, und zwar schnell, oder ich ...«

»Die Zeit ist um, Smith«, tönt der Sicherheitsbeamte und marschiert auf Danny zu.

»Finden Sie heraus, was hier gespielt wird, Doc, Geld spielt keine Rolle. Sie bekommen alle notwendigen Maßnahmen für die Aufklärung von mir bezahlt, das ist selbstverständlich.«

»Danny, das ist keine Frage des Geldes, ich ...«

»Keine Ausreden!«, ruft Danny, während der Sicherheitsbeamte ihn von der Scheibe wegzieht. »Geben Sie alles. Mein Leben hängt davon ab!«

Dann verschwindet Danny Smith zusammen mit dem Wärter hinter einer massiven Stahltür.

KAPITEL3

NEW YORK QUEENS, APARTMENT VON ZOE

»Bist du noch dran, Süße?«

»Was? Ja, tschuldige.«

Der besten Freundin kann man eben nichts vormachen, auch nicht am Telefon. Und so merkt auch Sarah, dass ich mit den Gedanken woanders bin. Dort, wo ich zur Zeit fast immer bin, auch in dieser Nacht, weshalb ich nicht schlafen konnte und Sarah aus dem Bett geklingelt habe.

»Du bekommst Danny nicht dadurch aus dem Gefängnis, indem du dir das Hirn zermarterst«, ermahnt Sarah mich. Sie darf das, sie ist mehr eine Schwester für mich als eine Freundin. Wir kennen uns seit dem Sandkasten und wenn jemand mir in den Allerwertesten treten darf und manchmal auch muss, dann ist sie es.

»Hast ja recht«, sage ich widerwillig.

»Ich weiß, dass ich recht habe«, entgegnet sie schnippisch und wir beide kichern.«

»Aber Eiscreme hilft, die Situation besser zu ertragen, oder?«

»Eiscreme hilft dabei, alles besser zu ertragen. Bis auf den Blick in den Spiegel, wenn du zu viel davon isst.«

»Ach, damit kann ich leben«, lüge ich. Tatsächlich machen mir schon jetzt die Pölsterchen an der Hüfte und das Bäuchlein zu schaffen. Irgendwann fange ich wieder mit dem Bouldern an, wenn mein Leben etwas normaler geworden ist. Zoe Smith wird nicht einfach so aus dem Leim gehen, oh nein.

»Es gibt jetzt auch dieses neue vegane Cruncheis, kennst du das? Mit dieser genialen Schokolade mit dem hohen Kakaoanteil und den Karamellsplittern und ...«

»Na toll, du willst wohl, dass ich schnurstrack zum nächsten 7-Eleven marschiere und mich dort mit Eis eindecke, um mich durch den Rest der Nacht zu futtern.«

»Nein, sicherlich nicht«, sagt Sarah und lacht. Es tut so gut, ihr vertrautes Lachen zu hören. »Was ich wirklich für dich möchte, ist, dass du etwas Ruhe findest.«

»Das wird wohl erst klappen, wenn mein Mann frei kommt«, sage ich mit belegter Stimme.

»So lange können wir nicht warten, Zoe.«

»Und was empfiehlst du stattdessen?«

»Dass du bei dir bleibst. Du hilfst deinem Mann nicht, wenn du dich selbst verrückt machst. Die Situation ist, wie sie ist.«

»Das klingt vernünftig«, sage ich und ein Funken Hoffnung glimmt in mir auf. »Er will das ganz bestimmt auch nicht.«

»Kann ich mir auch nicht vorstellen«, sagt Sarah.

Ich seufze erleichtert auf. Zum ersten Mal seit dem Schreck am Flughafen habe ich das Gefühl, etwas zur Ruhe zu kommen. Mom und Dad konnten mich schon etwas runterbringen, aber Sarah hat die ultimativ beruhigende Wirkung auf mich.

»Du tust das Meiste für Danny, wenn du dir selbst Gutes tust.«

»Hast du irgendein Buch, wo du diese Kalendersprüche sammelst?«, frage ich Sarah.

»Nein«, sagt sie trocken. »Die Sprüche sind schon meine eigenen.«

»Na schön«, sage ich und seufze zufrieden. Für einen Moment hat Sarah mir etwas Kraft geschenkt. Ich werde jedes Quäntchen davon brauchen, um diesen Alptraum durchzustehen, mit Danny zusammen. Aber recht hat sie, ich muss mich erst einmal um mich selbst kümmern, wenn ich für meinen Mann da sein will. Und das werde ich.

KAPITEL4

MONTANA, POLIZEIREVIER HELENA, BÜRO VON DETECTIVE RICK GLANTON

ane nennt mich hin und wieder eine Spürnase, auch wenn ich denke, dass das zu viel des Lobes ist. Und dass sie zu viele Polizeifilme aus den 80ern schaut, in denen solche Begriffe wie Spürnase für talentierte Detectives verwendet werden.

Unbestreitbar ist jedoch, dass ich mit Mitte 30 ein Detective bin, den die meisten Kollegen ernst nehmen, Jane sowieso, mit der ich jahrelang in Montana auf Streife war. Vielleicht liegt es daran, dass ich jeden Fall gründlich angehe, der auf meinem Tisch landet. Oder daran, dass ich tatsächlich so etwas wie einen Spürsinn habe, der im richtigen Moment anschlägt. Während ich darüber nachdenke, würge ich einen Schluck vom lauwarmen Automatenkaffee herunter. Immerhin hilft das Zeug dabei, wach zu bleiben, geht es mir durch den Kopf. Ich halte mein Gesicht in die Sonne, die durch die geöffneten Lamellen des Rollos in mein Büro hereindringt.

Plötzlich klopft es an der Tür.

---ENDE DER LESEPROBE---