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Sie will vergessen. Er will frei sein. Doch sie beide fesselt der Verrat. New Yorks berühmtester Pick-Up-Artist ist zurück: Die Zeit im Gefängnis hat Danny Smith nur noch geheimnisvoller, noch heißer und rebellischer gemacht. Doch hat sich die Welt jenseits der Gitterstäbe weitergedreht. Seine Frau Zoe möchte nach vorn schauen, mit Danny zusammen eine kleine Familie gründen. Doch wie ein Kraken streckt die Vergangenheit ihre Arme nach ihnen aus. Alte Feinde tauchen auf und drohen, das junge, zerbrechliche Glück zu zerstören. Wird die Wahrheit Zoe und Danny befreien? Oder ihre Verbindung für immer entzweien? Es handelt sich um einen abgeschlossenen Liebesroman mit expliziten, sinnlichen Szenen. Packend, unterhaltsam, spannend bis zur letzten Seite – der heiß ersehnte Teil 3 der Zoe-Cooper-Trilogie von Lauren S. Klinghammer ist da!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2024
ZOE COOPER-TRILOGIE
BUCH DREI
2. Edition, 2024
© 2022-2024 Alle Rechte vorbehalten.
Lauren S. Klinghammer
c/o AutorenServices.de
Birkenallee 24
36037 Fulda
Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung der Autorin reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Alle in diesem Roman beschriebenen Personen sind fiktiv. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Lektorat: Anne Bräuer
Originalausgabe - 13/06/2024
Foto für Cover: Maksym Tymchyk / Unsplash
PICK UP: Die Geschichte eines Verführers
* * *
Die Zoe-Cooper-Romance-Reihe:
Band 1: NEW YORK BAD BOY
Band 2: NEW YORK BAD GIRL
Band 3: NEW YORK BAD TEAM
Alle Bücher sind unabhängig voneinander lesbar.
* * *
Weitere Informationen findest du auf der Website der Autorin:www.lauren-klinghammer.com.
Liebe Leserin, lieber Leser,
vielen Dank für dein Interesse an meinem Buch! Als kleines Dankeschön möchte ich dir gern einen meiner beliebtesten Romane schenken, den du auf meiner Website kostenlos erhältst.
Er bekommt jede Frau. Aber ist er nur ein Fake Bad Boy?
Sie ist es gewohnt, dass die Kerle ihr nachlaufen. Doch dann muss Studentin Karen sich entscheiden: zwischen dem begehrten Frauenhelden Dirk oder dem liebenswürdigen Max. Aber Dirk verbirgt ein düsteres Geheimnis. Willkommen in der Welt von Pick-up, einem System fürs Aufreißen, auf das Millionen Frauen hereinfallen.
Ein abgeschlossener Liebesroman mit einem Alpha-Helden und einem Vamp im Schafspelz.
Um das Buch zu erhalten, folge einfach diesem Link: https://lauren-klinghammer.com/gratis-buch/.
Ich freue mich auf dich!
Deine Lauren S. Klinghammer
Ich bin unverfroren genug, mich Dank meiner derben Neigungen für glücklicher zu halten als andere, weil ich davon überzeugt bin, dass mich diese Neigungen zu größerem Genuss befähigen.
- Giacomo Girolamo Casanova
Das Gel fühlt sich kalt auf meinem Bauch an. Ich hätte es besser auf meiner Stirn gebrauchen können, um meine rasenden Gedanken ein wenig herunterzufahren.
Doch das ist nicht Dr Jay’s Aufgabe als Frauenärztin. Zwar kann sie mit ihrer warmen Stimme und ihrer freundlichen Art dafür sorgen, dass Frauen sich wohl in ihrer Praxis fühlen. Aber eine ausgebildete Psychologin ist sie deswegen nicht.
Trotzdem würde sie gleich für Klarheit sorgen und damit auch für Klarheit in meinen Gedanken.
»Dann wollen wir mal schauen«, sagt sie und drückt den Kopf des Ultraschall-Untersuchungsgerätes sanft auf meinen Bauch, der daraufhin wie ein Reh im Scheinwerferlicht zusammenzuckt.
Dr Jay lächelt freundlich und lässt den Ultraschallkopf behutsam über meinen Bauch gleiten. Ich beiße mir auf die Lippe und hoffe, dass wir hier schnell zu einem Ergebnis kommen werden.
»Also, Ms Smith, ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht«, sagt sie, den Blick auf den flimmernden Bildschirm des Ultraschallgerätes gerichtet.
»Was, Sie haben eine schlechte Nachricht?«, frage ich entsetzt und spüre meinen Puls in Mount-Everest-Höhe nach oben schnellen.
Jetzt fangen auch meine Hände an, zu schwitzen, was ein untrügliches Zeichen dafür ist, dass mein Stresslevel in Sekundenbruchteilen hinaufgeschossen ist.
»Na ja, wie man es nimmt, Ms Smith«, sagt Dr Jay in gewohnt freundlichem Tonfall und lächelt verschmitzt. »Ihre morgendliche Übelkeit können Sie jedenfalls nicht auf das Antibiotikum schieben, das ich Ihnen neulich verschrieben habe.«
Mein Gott.
Also habe ich mit meinem Verdacht richtig gelegen.
Vor ein paar Wochen hatte Dr Jay mir ein Antibiotikum für eine Blasenentzündung verschrieben, die kurze Zeit später abgeklungen war.
»Wollen Sie damit sagen, dass ...«
»Ganz recht, Ms Smith. Sehen Sie hier.«
Dr Jay deutet auf den Bildschirm, doch ich erkenne nicht mehr als ein Wirrwarr an schwarzen und weißen Streifen. »Man kann noch nicht viel erkennen, aber genug, um eine seriöse Aussage treffen zu können.«
»Sind Sie sicher? Und geht es dem Kind gut?«, frage ich ungläubig und bemerke einen anhaltend hohen Puls, diesmal aber vor aufkeimender Freude.
»Ja, keine Sorge, das Antibiotikum, das ich Ihnen verschrieben habe, dürfen auch schwangere Frauen einnehmen. Und ja, zwei Wochen nach der Befruchtung kann ich bereits eine Schwangerschaft feststellen«, sagt sie bedächtig nickend.
»Und die Morgenübelkeit? Ich habe gelesen, dass die frühestens ab der fünften Schwangerschaftswoche auftritt.«
»Das kann man nicht pauschalisieren, Ms Smith«, sagt Dr Jay und lächelt jetzt noch wärmer. »Jede Frau reagiert anders auf die Schwangerschaft. Ihr Körper stellt sich eben besonders sensibel darauf ein.«
Mein von Hormonen und Freude überflutetes Gehirn versucht, einen klaren Gedanken zu fassen und im Kopf durchzurechnen, wann ich das letzte Mal Sex mit Danny gehabt hatte.
Doch wird der Versuch des Kopfrechnens prompt von meinem Magen vereitelt.
Mir wird schlecht, aber anders als bei der seit einiger Zeit auftretenden Morgenübelkeit. Diese Übelkeit jetzt ist stressbedingt, sie duldet keinen Aufschub.
»Tut mir leid, Dr Jay«, sage ich, schlage ihren Arm weg und springe von der Liege auf, um ins Bad zu eilen.
»Muss es nicht, ich habe vollstes Verständnis dafür. Und herzlichen Glückwunsch, Ms Smith, Sie werden Mutter!«
Das ist das Letzte, was ich von Dr Jay höre, während ich den Klositz in ihre Praxistoilette hochklappe und zu würgen beginne.
Mein alter Freund und Anwalt meines Vertrauens wirft mir einen ernsten Blick zu.
Als würde er mir gleich verkünden müssen, dass Zombies die Welt überrennen oder ein gigantischer Komet auf die Erde zurast, während wir beide in seiner noblen Anwaltskanzlei und damit in trügerischer Sicherheit sitzen.
»Komm schon Doc, warum schaust du mich in dieser Weltuntergangsstimmung an?«, frage ich ihn.
Ich nenne ihn meistens Doc, wahrscheinlich, weil ich ihn wie einen Arzt in Rechtsbelangen sehe. Doch eigentlich heißt er Samuel Goldbaum und ist einer der gefragtesten Strafverteidiger New Yorks.
Sam runzelt die Stirn und starrt mich nun noch eindringlicher an.
Hatte er inzwischen ein paar mehr graue Haare bekommen?
Die Zeit mochte für mich langsam vorüber gegangen sein, während ich im Gefängnis gesessen habe. Doch für die Leute in Freiheit war sie wie eh und je davongerast.
»Es sieht nicht gut für dich aus, Danny.«
»Erzähl mir mal was neues«, spotte ich, bin zugleich aber auch beunruhigt. So ernst habe ich Sam das letzte Mal erlebt, als ich wegen Mordverdacht in Untersuchungshaft gewandert war und mich durch eine zentimeterdicke Glasscheibe mit ihm unterhalten musste.
Später war Goldbaum im Gerichtssaal aufgetreten, hatte flammende Plädoyers gehalten und so einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, mich aus dieser schrecklichen Lage zu befreien.
»Ich meine es ernst«, sagt Sam und schenkt sich einen Whisky aus der edlen Kristallkaraffe ein. »Willst du auch einen?«, fragt er.
»Nein, danke.«
Ich muss nüchtern bleiben, die Dinge klar sehen. Nach der furchtbaren Zeit im Untersuchungsgefängnis habe ich nur ein Ziel: ein gemeinsames Leben mit meiner Frau Zoe aufbauen. Und dafür muss ich meine Angelegenheiten so schnell wie möglich geregelt bekommen.
»Ich bin raus, Sam. Mr Danny Smith ist in Freiheit, und das habe ich dir, Zoe und den Geschworenen zu verdanken, die erkannt haben, dass ich unschuldig bin.«
»Es geht mir nicht um deinen Ruf, Danny. Der war ja schon immer zweifelhaft als New Yorks bekanntester Bad Boy, wenn wir ehrlich sind.«
Goldbaum seufzt und setzt sich mir an seinem edlen Nussbaumschreibtisch gegenüber. Mit hochgezogenen Augenbrauen rückt er sich seine kleine, goldumrandete Brille auf der Nase zurecht und schaut kurz aus dem Fenster, auf die Straßenschluchten New Yorks, in denen der Verkehr mit lautem Hupen und Polizeisirenen tobt. Der ganz normale, alltägliche Wahnsinn im Big Apple eben.
»Und als erfolgreichster Pick-up-Artist«, füge ich hinzu.
»Das ist der springende Punkt«, sagt Sam, setzt das Whiskyglas an und leert es in einem Zug.
Anscheinend muss er sich irgendwie beruhigen.
»Ich finde, du solltest an diese alten Zeiten wieder anknüpfen. Starte deine Pick-up-Programme, führe Seminare und Coachings durch, bring den Männern Amerikas wieder bei, wie sie Frauen aufreißen.«
»Es geht schon um etwas mehr als ums Aufreißen«, sage ich verärgert. »Und außerdem waren meine Pick-up-Programme weltweit bekannt. Allein mit den Online-Kursen habe ich Millionen verdient.«
Ich weiß, dass Sam nicht viel von Pick-up hält, aber muss er deshalb meine Verführungskunst schlechtreden? Als renommierter Strafverteidiger hat er gewiss auch nicht nur Engel auf der Anklagebank zu sitzen, wofür ich ihn jedoch nie verurteilt habe. Mörder, Vergewaltiger und Diebe haben auch ein Recht auf eine faire Verteidigung, weshalb ich niemals schlecht über Sam gedacht habe.
Er hingegen scheint zu Pick-up eine ganz klare Meinung zu haben, die er mir jetzt aufs Butterbrot schmiert.
»Das ist dein Ding, Danny«, sagt Sam mit einer Spur Anerkennung, aber auch etwas Skepsis schwingt mit. »Ich bin vielleicht auch ein bisschen neidisch angesichts deines Talents, Frauen zu verführen, da bin ich ganz offen.«
Ich kann mich tatsächlich nicht daran erinnern, wann Sam mir zuletzt eine Frau vorgestellt hatte, die er kennengelernt hatte. Er war ein Mann, der mit seiner Arbeit verheiratet war, wie die Aktenstapel und sein prall gefüllter Terminkalender auf seinem Schreibtisch verrieten.
»Wann gehst du endlich mit der Zeit, Doc?«, frage ich und deute auf den Kalender, den Sam, seitdem ich ihn kenne, handschriftlich befüllt.
»Ich mag diese digitalen Kalender nicht«, schnaubt er zurück. »Ständig erzählen mir Mandanten oder Gutachter, dass die sich nicht vernünftig synchronisieren und deshalb Termine bei mir verpassen.«
»Vielleicht sind das aber auch einfach nur unzuverlässige Gestalten, mit denen du es zu tun hast?«, sage ich und grinse.
»Das sowieso«, bestätigt Doc und lächelt verschmitzt.
»Nochmal zurück zum Frauenthema, Doc: Komm morgen Abend einfach bei uns vorbei und ich gebe dir ein privates Coaching. Da bleiben wir dran, jede Woche treffen wir uns zweimal. Als guter Freund ist das kein Thema, da helfe ich dir gern in einem Eins-zu-Eins-Coaching weiter, aber mit dem kommerziellen Pick-up habe ich abgeschlossen«, sage ich voller Überzeugung.
»Ich denke wirklich, dass du dir das nochmal gut überlegen solltest«, seufzt Sam und spielt an seinem Glas herum. »Schau mal hier.«
Seine Hände wandern jetzt zum Computerbildschirm auf seinem Nussbaumschreibtisch. Er schiebt den Bildschirm in die Mitte, sodass wir beide einen klaren Blick darauf haben. Was ich sehe, gefällt mir gar nicht.
Zu sehen ist ein Diagramm mit einer Kurve, die rapide nach unten abstürzt.
»Du hast mich ja gebeten, dein Vermögen zu verwalten, während der Gerichtsprozess läuft«, sagt Sam ernst und holt einen edlen Kugelschreiber aus seinem Jackett. Mit der goldenen Spitze des Kugelschreibers deutet er auf den Graphen, der wie ein gnadenlos abstürzender Aktienkurs an einem schwarzen Börsentag aussieht.
»Das war dein Vermögen zu Beginn der Flitterwochen.«
»Du meinst die Flitterwochen, die niemals stattgefunden haben?«
Ich balle die Fäuste unter Goldbaums Schreibtisch.
Dass die New Yorker Polizei mich vor aller Augen, vor den Augen meiner Frau, verhaftet hat, lässt heute noch die Wut in mir hochkochen. Wie einem Schwerverbrecher hatten sie mir Handschellen angelegt und mich abgeführt. Doch gibt es auch einen Teil in mir, der die Polizisten von damals versteht.
Mir wurde zu dieser Zeit ein Mord vorgeworfen, tatsächlich also ein Schwerverbrechen. Sie mussten mich auf diese Weise verhaften, um eine mögliche Flucht zu verhindern.
Dennoch war das eine schreckliche Erfahrung gewesen, die Zoe und mich bis heute begleitet und immer wieder in meinen Träumen auftaucht.
Um mich schweißgebadet und schreiend aus dem Schlaf zu reißen.
»Genau. Du hattest zum Zeitpunkt deiner Verhaftung 150 Millionen Dollar auf dem Konto. Und ein paar Zerquetschte, genauer gesagt, 150.543.444 Dollar und 93 Cent.«
Goldbaum war ein äußerst präziser und sorgfältiger Mensch, weshalb diese Zahl bei ihm wie aus der Pistole geschossen kam.
»Hatte«, wiederhole ich bitter, was Sam ignoriert.
»Als deine Verhaftung bekannt wurde, haben sich deine wichtigsten Businesspartner von dir distanziert.«
»Das ist mir leider nicht entgangen«, sage ich zähneknirschend.
»Man kann also sagen, dass deine Einnahmen vom Tag der Verhaftung an Schritt für Schritt versiegten«, sagt Sam, senkt die Augenbrauen und holt tief Luft.
Es fällt ihm sichtlich schwer, mir, einem seiner besten Freunde, schlechte Nachrichten zu überbringen.
»In der Zeit im Gefängnis konntest du nicht aktiv Geld verdienen, durch Coachings oder Seminare. Hinzu kamen die Prozesskosten, ich habe dir ja schon einen Freundschaftspreis für meine anwaltlichen Leistungen gemacht, aber oben drauf kamen ja noch der Gutachter, Fahrtkosten und ...«
»Raus mit der Sprache, Sam. Wie stehe ich wirtschaftlich da?«
»Du bist ungefähr so liquide wie ein trockengelegter Sumpf«, rückt Sam schonungslos ehrlich mit den Tatsachen heraus.
»Fuck«, sage ich.
»Ja, das ist die angemessene Wortwahl. Wenn ich pingelig wäre und meine üblichen Preise aufrufen würde, müsste ich dich darauf hinweisen, dass du selbst unser jetziges Beratungsgespräch nicht mehr bezahlen kannst.«
»So schlimm?«
»Immerhin hast du keine Schulden«, sagt Sam mit bitterem Unterton und nimmt einen kräftigen Schluck vom Whisky. »Noch nicht.«
»Die Hypothek«, keuche ich. »Wie soll ich denn unser Haus abbezahlen? Und was ist mit Brody? Er kommt irgendwann in den Kindergarten, dann in die Schule, er braucht einen Schulrucksack, Stifte, Malzeug. Ganz zu schweigen von den monatlichen Beiträgen für die Privatschule.«
Ich hatte gehofft, wenigstens noch ein paar Millionen übrig zu haben.
Doch war das anscheinend naiv gewesen.
Wenn ich nicht aufpasse, bin ich in wenigen Wochen ein hoch verschuldeter, mittelloser Penner ohne Einkommen. Als ehemaliger Pick-up-Star, dessen Stern nun gefallen ist – das wäre ein gefundenes Fressen für die Presse.
So weit darf es auf keinen Fall kommen.
»Es gibt wie gesagt einen Ausweg aus dem Schlamassel«, sagt Sam und holte ein weiteres Mal tief Luft.
»Nein, Sam, das geht nicht, ich habe es Zoe versprochen. Wir hatten so viel Stress deswegen, Pick-up hätte uns fast unsere Beziehung ruiniert.«
»Es ist deine Entscheidung, Danny. Aber ich sage es mal ganz frei von der Leber weg: Wenn du nicht schleunigst eine lukrative Einnahmequelle findest, dann ist mehr als nur eure Ehe ruiniert. Dann seid ihr ruiniert, und zwar als Privatpersonen, die sich womöglich nie wieder von diesem Tief erholen.«
»Ich finde immer einen Weg raus, Sam«, höre ich mich selbst mit weit weniger Überzeugung in der Stimme sagen, als mir lieb gewesen wäre. »Ich habe ein Unternehmen aus dem Nichts aufgebaut und es durch harte Arbeit zum Erfolg gebracht. Das schaffe ich wieder.«
»Daran habe ich keinen Zweifel«, sagt Sam. »Aber denk an den Druck. Dein neues Unternehmen müsste vom ersten Tag an schwarze Zahlen schreiben. Ich bin ja nun wahrlich kein Unternehmer, aber ganz ehrlich: Ich kenne so gut wie keine Firma, der das gelungen ist.«
Ich überlege einen Moment, ob Sam zu pessimistisch ist.
Ist er nicht.
Verdammt.
»Wenn ich wieder mit dem Pick-up-Business anfange, werden die Medien das ausschlachten.«
»Wie du vorhin schon richtig bemerkt hast«, sagt Sam und zieht ein weiteres Mal die Augenbrauen hoch, was er immer tut, wenn er nachdenklich wird. »Du wirst auch dann in den Medien auftauchen, wenn du nichts tust. So wie ich das sehe, hast du bei deinem Bekanntheitsgrad nicht die Wahl, ob du in den Medien auftauchst, sondern wie: als Pleitegeier oder als erfolgreicher, wenn auch polarisierender Pick-up-König, der wie Phönix aus der Asche aufgestiegen ist. Zweiteres klingt irgendwie besser, wenn du mich fragst.«
Ich nicke, beeindruckt von Sams rhetorischen Überzeugungskünsten, die ich vor Kurzem bereits im Gerichtssaal bestaunen durfte.
»Also gut. Ich werde mit meiner Frau darüber sprechen. Und ich werde ihr klar machen, dass wir nur eine Chance haben, um aus dem Schlamassel herauszukommen.«
Zum ersten Mal sehe ich so etwas wie ein dünnes, zuversichtliches Lächeln in Sams Gesicht.
»So kenne ich den Macher Danny Smith.«
»Danke, Doc. Die Wahrheit tut zwar manchmal weh, aber ist auch sehr heilsam. Und ich habe einen Weg, den ich einschlagen kann.«
»Wie pflegte meine Großmutter immer zu sagen? So lange du Möglichkeiten hast, ist alles gut.«
Begleitet von Sams Weisheit stehe ich auf, schüttle ihm die Hand und verlasse seine Kanzlei.
Während ein Espresso durch unsere teure Kaffeemaschine röchelt, denke ich an das Gespräch mit Sam. Als Danny Smith hatte ich mir über Jahre eine wertvolle Personenmarke aufgebaut. So gut wie jeder Amerikaner hatte von mir im Zusammenhang mit Pick-up gehört. Ich beherrschte die Kunst der Verführung meisterlich und das hatte sich in Form ungeheuerlichen Reichtums bezahlt gemacht. Doch dann waren die Dinge aus dem Ruder gelaufen? War es nun, wie Goldbaum vorgeschlagen hatte, an der Zeit, an den alten Erfolgen anzuknüpfen?
»Keine Ahnung«, sage ich gedankenversunken und vergesse dabei, die Espressomaschine rechtzeitig zu stoppen, bevor der Espresso über die Tasse hinüberläuft.
Wir haben noch nicht die richtige Einstellung herausgefunden, wie man aus diesem Ding die richtige Portion Espresso herauskitzelt. Oder der Automat hat eine Macke, dann wäre er in unserem Haushalt in bester Gesellschaft.
Während ich damit beschäftigt bin, mir einen Lappen zu schnappen, um den überquellenden Espresso aufzusaugen, höre ich das Schloss der Wohnungstür aufschnappen.
Zoe kommt nach Hause.
Meine Frau.
Die sich auf mich verlässt.
Auf mein Versprechen, das ich ihr gegeben habe. Dass alles gut wird, nach dieser schweren Zeit, in der meine einzigen Wege von der Zelle zum Gerichtssaal und wieder zurück verliefen.
Es kann alles wieder gut werden.
Wenn ich mit Pick-up anfange, einer Sache, der ich meiner Frau zuliebe für immer abgeschworen habe.
Ich schnappe mir den Espresso und leere ihn in einem Zug. Normalerweise hätte ich etwas Zucker dazugegeben, aber dafür ist jetzt keine Zeit.
»Huhu, jemand zu Hause?«
Zoes typische Frage, die sie auch dann stellt, wenn sie die Antwort bereits kennt.
Es ist ihre Art, liebevoll Hallo zu sagen.
Und ich antworte immer auf dieselbe Weise, was sich inzwischen zu so einer Art Ritual bei uns entwickelt hat.
»Na ich«, sage ich und komme die Treppe herunter. Dabei ringe ich mir ein Lächeln ab. Kompliziert wird unser Gespräch noch früh genug werden.
Ich nehme mir einen Moment Zeit, um meine Frau zu betrachten. Sie hat keine Modelmaße, keine langen Beine, keine Sanduhrfigur. Wohl aber das Girl-Next-Door-Lächeln, die Rundungen an genau den richtigen Stellen und ein warmes, liebevolles und offenes Wesen. Und das finde ich attraktiver als alles andere. Selbst ihr kleines Bäuchlein liebe ich, was sie mir bis heute nicht glaubt, aber es ist die Wahrheit.
»Hey Schatz. Ist irgendwas?«, fragt sie mich, während sie ihre Handtasche von der Schulter streift.
Natürlich ist etwas.
Wenn ich will, kann ich allen Frauen New Yorks etwas vormachen.
Aber meiner eigenen Frau nicht.
Sie sieht durch die knallharte Schale hindurch, die ich wie einen Schutzpanzer um mich herum aufgebaut habe. Diese Härte ist der Grund, weshalb ich es im Business bis ganz nach oben geschafft habe.
Weshalb ich den Knast überstanden und immer darauf bestanden habe, dass ich unschuldig bin.
Doch ist die harte Schale kein undurchlässiger Panzer, wie ich jetzt wieder aufs Neue lerne. Sie ist ein Schutzschild, durch den einige, wenige Personen wie Zoe und Doc hindurchsehen können.
»Na ja, es geht so«, sage ich und ringe mir ein weiteres Lächeln ab.
»Schatz, ich muss dir was erzählen«, sagt sie und lächelt breit, als hätte sie die All Winning Numbers im New York Lotto gezogen.
Sie weiß, dass es keinen Sinn hat, weiter bei mir nachzubohren. Nicht jetzt, nicht hier, wenn ich dichtmache. Also entscheidet sie sich für einen positiven Shift unseres Gespräches, wofür ich dankbar bin.
Sie muss mir nichts weiter erklären, als sie mit dem Zeigefinger auf ihren hübschen Bauch deutet und aufgeregt kichert.
»Nein!«, stoße ich aufgeregt hervor.
»Freust du dich nicht?«, fragt Zoe und schaut mich dabei entsetzt an.
Natürlich freue ich mich.
Doch ist da noch ein anderes Gefühl.
Die nackte Panik, meine Frau und das ungeborene Kind nicht versorgen zu können.
»Wir schaffen das«, sage ich, doch Zoe scheint die Unsicherheit aus meiner Stimme herauszuhören.
»Wie meinst du das, wir schaffen das?«, fragt sie nervös. »Schatz, mal im Ernst, ist irgendwas los?«
»Na ja«, druckse ich herum.
Normalerweise bin ich ein Mann, der die Dinge gerade heraus sagt. Doch diesmal fällt es mir schwer, weil ich weiß, was die Wahrheit in diesem Fall zu bedeuten hat. Leicht würde es nicht werden, Zoe das Folgende beizubringen. Aber es musste sein.
»Zoe, ich ... ich sage es frei heraus: Ich muss wieder mit Pick-up anfangen.«
Ihrem fassungslosen, entsetzen Gesichtsausdruck kann ich entnehmen, dass Zoe nicht glauben kann, was sie soeben gehört hat.
»Danny, nein, wir haben darüber gesprochen. Du hast mir versprochen, dass du für immer damit aufhörst.«
»Und ich fände es schön, wenn du damit aufhören könntest, mir andauernd zu sagen, wie ich mich verhalten soll.«
Natürlich war es unfair, Zoe diesen Vorwurf an den Kopf zu schleudern.
Wir beide hatten miteinander besprochen, dass ich Pick-up den Rücken kehren würde, und zwar für immer. Wir haben in letzter Zeit zu viel durchgemacht, als dass wir so weitermachen können wie zuvor.
Eine andere Frau hatte mich eines schweren Verbrechens bezichtigt und obwohl ich freigesprochen wurde, hat die Presse mich bis heute auf dem Kieker.
Weiteren Medienrummel und aus der Luft gegriffene Skandale können Zoe und ich uns beide nicht leisten, weder emotional noch finanziell.
»Du machst doch sowieso, was du willst. Es wäre nur schön, wenn du dich an das halten könntest, was du versprochen hast«, sagt sie und stemmt dabei empört beide Arme in die Hüfte, was eine gewisse Niedlichkeit hat, aber ich werde mich hüten, ihr das in dieser angespannten Situation zu sagen.
Als wäre der Streit nicht schon schlimm genug, sehe ich meine Frau nun auch noch weinen. Feine Tränen rinnen ihre Wangen herab, es ist ein Anblick, der mir das Herz zerreißt.
»Komm her«, sage ich und nehme Zoe in den Arm, was in ein paar Monaten, bei ihrem immer kugeliger werdenden Bauch, leichter gesagt als getan sein wird.
Während ich Zoe an meine kräftige Schulter drücke, spüre ich, wie sich ihre warmen Tränen ihren Weg durch den Stoff meines Hemdes hin zu meiner Brust bahnen.
»Alles wird gut«, sage ich und streichle ihre nach frischem Rosenshampoo duftenden Haare.
Wenn ich mir diese Lüge nur selbst abkaufen könnte. Aber vielleicht ist es gar keine Lüge.
Es muss und es wird mir gelingen, uns beide aus diesem Elend zu holen, in das ich uns hereingebracht habe.
Früher habe ich für mich selbst und meinen Erfolg gekämpft.
Jetzt kämpfe ich für meine kleine Familie.
Ich bin zu Gast in der Talkshow Jennys Hot Topics. Mein erster Medienauftritt seit vielen Jahren, zu dem Zoe und Doc mir gleichermaßen geraten haben.
Als Chance, meinen Namen in der Öffentlichkeit reinzuwaschen.
Jenny Straightmound, blondes Model und die Moderatorin dieser Talkshow, ist bekannt dafür, ihren Gästen auf den Zahn zu fühlen. Doch wenn die sich gut schlagen, kann sich die Show zu ihren Gunsten entwickeln.
Während die Zuschauermenge klatscht und johlt, wird das Scheinwerferlicht auf mich gerichtet. Ich gebe mir die größte Mühe, die Augen nicht zusammenzukneifen und sie stattdessen offen zu halten, um einen freundlichen Eindruck zu erwecken, was mir mehr schlecht als recht gelingt.
»Kann die Regie bitte mal das Licht dimmen? Mr Smith kann ja überhaupt nichts sehen«, sagt Jenny, die mich soeben namentlich als Gast vorgestellt hatte.
»Alle Achtung«, sagt sie, nachdem die Menge endlich verstummt. »So einen tosenden Applaus bekommt nicht jeder Gast. Aber angesichts deiner bewegten Geschichte sei es dir absolut gegönnt.«
Ich lächle, auch wenn ich überlege, was genau sie damit meint.
Meinen landesweiten Erfolg als Pick-up-Artist?
Oder die Anschuldigungen, ich sei ein Frauenmörder, was mich fast für immer hinter Gitter gebracht hätte?
Ehe ich dazu komme, weiter darüber nachzugrübeln, löst Jenny die Frage mit ihrer Anmoderation auf: »Mit Büchern, Seminaren, Coachings und Online-Kursen zum Thema Pick-up wurdest du Multimillionär. Du hast Männern beigebracht, Frauen zu verführen, das war ein erfolgreiches Geschäftsmodell, das dich in den USA und weit über die Grenzen unseres schönen Landes hinaus bekannt gemacht hat. Doch dann kam der Tiefschlag.«
Jenny liest von ihren Karteikarten ab, anscheinend hat sie sich akribisch auf die heutige Sendung vorbereitet und will keinen Fehler bei diesem heiklen Thema machen.
Ich nicke, um das Gesagte von Jenny zu unterstützen.
»Auf dem Weg in die Flitterwochen mit deiner Frau wurdest du am Flughafen JFK verhaftet. Du wurdest von einer anderen Frau des Mordes beschuldigt und bist anschließend in Untersuchungshaft gelandet. Es folgte ein spektakulärer Prozess, der landesweit im Fernsehen begleitet wurde. Heute wissen wir, dass die Vorwürfe gegen dich haltlos waren und du unschuldig bist. Nun beginnt für dich ein Kampf zurück in das normale Leben. Ich freue mich, meinen Gast ein weiteres Mal mit einem großen Applaus begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen, Danny Smith!«
Ein noch lauterer Applaus ertönt, der in meinen Ohren dröhnt.
»Danke, vielen Dank«, sage ich, woraufhin der Applaus immer stärker zu werden scheint, begleitet von so etwas wie Jubel.
»Du hast wirklich viele Fans«, sagt Jenny und lächelt.
»Du kannst dir nicht vorstellen, wie dankbar ich für sie bin«, sage ich. »Das ist nicht selbstverständlich, insbesondere nicht nach der Zeit, die ich durchgemacht habe.«
»Auf mich wirkt das auch wie ein kleines Wunder«, sagt Jenny und zieht dabei die Augenbrauen hoch, was mich irritiert. Ihre Worte klangen zwar nett, aber wie sie diese Worte sagte, hörte sich gar nicht nett an. Der Jubel der Menge verstummt, die Leute, die zum Klatschen aufgestanden waren, setzen sich zurück auf ihre Plätze.
»Wie geht es jetzt für dich weiter?«, fragt Jenny mich, die Augenbrauen unverändert hochgezogen.
Auf diese Frage habe ich mich zum Glück vorbereitet. Ich hole tief Luft und sage: »Weißt du Jenny, diese schlimme Zeit hatte auch etwas Gutes: Ich bin dazu gekommen, wurde vom Schicksal geradezu dazu gezwungen, mich selbst zu reflektieren. Die Zeit im Gefängnis, dieser Prozess ... All das hat mir gezeigt, wer wirklich zu mir hält, allen voran meine wunderbare Frau und mein guter Freund und Anwalt Samuel Goldbaum.«
»Das heißt, es ist ein für alle Mal Schluss mit Pick-up? Schluss damit, Männern beizubringen, wie man Frauen aufreißt?«
»Nein, so ist Pick-up nicht, es geht vielmehr um ...«, versuche ich, zu erklären.
Doch es ist zwecklos.