Nie wieder sprachlos! - Michael Ehlers - E-Book

Nie wieder sprachlos! E-Book

Michael Ehlers

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Beschreibung

Michael Ehlers nimmt sich auf unterhaltsam-erzählerische und sehr praktische Weise unserer »Wortnot« an. In 50 kurzen Kapiteln beschreibt er alltägliche Situationen, in denen uns oft die Worte fehlen und gibt praktische Tipps, wie wir die richtigen finden können. Wie entschuldige ich mich angemessen? Wie verteidige ich mich, wenn ich zu Unrecht angegriffen werde? Wie macht man ein Kompliment? Eine zupackende Mischung aus Knigge und Kommunikationstraining für alle, die gerne ein wenig wortmächtiger sein möchten.

[Hinweis: Vom Autor Karsten Bredemeier ist bereits im Jahr 2005 ein Werk unter dem gleichen Titel „Nie wieder sprachlos“ erschienen und ebenfalls noch lieferbar. Eine Nachauflage des Werkes von Michael Ehlers wird unter einem veränderten Titel erscheinen.]

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Seitenzahl: 304

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Michael Ehlers

Nie wieder sprachlos!

Mit den richtigen Worten besser durchs Leben

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen

Copyright © 2019 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN 978-3-641-25018-8V003

www.gtvh.de

Gewidmet Dr. Rolf H. Ruhleder und Ellis, Liv-Freya und Alesja

INHALT

Eine kurze Einleitung

ALLES GANZ FURCHTBAR!

Wie Sie Gejammer beenden

ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN

Wie Sie interkulturelle Kontakte meistern

BELEIDIGUNGEN

Wie Sie unfaire Attacken auf Ihr Äußeres abwehren

BITTE!

Wie Sie erfolgreich um einen Gefallen bitten

DAS GEHT BESSER!

Wie Sie kritisieren, ohne abzuwerten

DAS IST QUATSCH!

Wie Sie Spinner zum Schweigen bringen

DAS IST QUATSCH!

Wie Sie Stammtischparolen souverän begegnen können

DIESE STILLE!

Wie Sie unbehagliches Schweigen brechen

DIESE STILLE!

Wie Sie gemeinsam schweigen können

EINS ZU VIEL!

Wie Sie den Tag nach der Betriebsfeier überstehen

ES TUT MIR LEID

Wie Sie kondolieren oder wirklich schlechte Nachrichten überbringen

ES TUT MIR LEID

Wie Sie Anteilnahme ausdrücken, ohne Anteil zu nehmen

FRAU DOKTOR, ICH HABE DA WAS

Wie Sie unangenehme Situationen beim Arzt überstehen

GUT SCHAUST DU AUS!

Keine Angst vor Komplimenten

HERR OBER!

Wie Sie einen Restaurantbesuch souverän überstehen

HEY DU!

Die wichtigsten Regeln zum Siezen oder Duzen

HUCH, DAS IST DOCH …

Wenn Sie Ihren Chef in der Freizeit treffen

ICH BEKOMM’ NOCH GELD VON DIR!

Wie Sie Freunde daran erinnern, Schulden zu bezahlen

ICH BIN NICHT IHR KIND

Wie Sie mit Meckertanten und anderen Volkserziehern umgehen

ICH MUSS MAL

Was tun, wenn Sie ein Bedürfnis kalt erwischt?

IN BUS & BAHN

Wie Sie sich (Ihren) Platz verschaffen

IST MIR ZU TEUER

Wenn Sie sich ein Gruppenevent nicht leisten können

JETZT MAL EHRLICH!

Wie Sie Freunden den Spiegel vorhalten können und sie dennoch nicht verlieren

KANNST DU MAL EBEN …?

Wie Sie mit Schnorrern und Freibiergesichtern umgehen

LASS MICH IN RUHE!

Wie Sie unerwünschte Kontaktversuche abweisen und einen Aufdringling loswerden

LASS UNS WIEDER FREUNDE SEIN!

Wie Sie sich erfolgreich versöhnen

MIR STINKT’S!

Wie Sie mit unangenehmen Eigenschaften von Kollegen umgehen

NEIN DANKE

Wie Sie Speisen ablehnen, ohne beleidigend zu sein

NEIN!

Wie Sie lernen, erfolgreich Nein zu sagen

NICHT ANFASSEN!

Wie Sie Ihre persönliche Distanzzone in Alltagssituationen sichern können

NICHT MIT MIR!

Wie Sie im Geschäft souverän reklamieren

NICHTS WIE WEG!

Was tun, wenn der Gesprächspartner nervt?

OHNE MICH

Wie Sie eine Einladung ablehnen, ohne dass man es Ihnen übel nimmt

OHNE MICH!

Wie Sie sich Gruppendruck entziehen

SAG MAL »GUTEN TAG«

Wie Sie richtig grüßen und begrüßen

SCHON GEHÖRT?

Wie Sie Klatschbasen beiderlei Geschlechts zum Schweigen bringen

SCHÖNES WETTER HEUTE, ODER?

Klassischer Smalltalk und wie Sie ihn meistern

SIE HABEN DA WAS

Wie Sie Toilettenfehler diskret ansprechen und mit ihnen entspannt umgehen

SO SORRY!

Wie Sie angemessen um Entschuldigung bitten

SPÄT GEWORDEN, WAS?

Was Sie tun können, wenn der Besuch nicht nach Hause will

TATSÄCHLICH?

Wie Sie erfolgreich Interesse simulieren

ÜBER GELD SPRICHT MAN NICHT

Und wenn, dann so

WER BEKOMMT BITTE?

Wie Sie mit Vordränglern umgehen

WER WAR DAS?

Wenn Sie den Namen von Bekannten vergessen haben

»WIE BITTE?«

Wie und warum Sie besser noch mal nachfragen sollten

WIE ZWEI ERWACHSENE

Wenn Sie den oder die Ex wiedertreffen

ALLEIN GEGEN ALLE

Wie Sie Ihre Meinung in der Gruppe vertreten

KEINE ZEIT JETZT

Wie Sie Überraschungsbesuch abwimmeln

DER NÄCHSTE BITTE

Wie Sie im Wartezimmer nicht die Nerven verlieren

BERUHIGEN SIE SICH!

Wie Sie mit aggressiven Menschen umgehen

Dank

Stichwortverzeichnis

Eine kurze Einleitung

Hallo, liebe Leserinnen und liebe Leser.

Sie kennen das? Alltagssituationen, die Sie im wahrsten Sinne des Wortes »sprachlos« machen? Sie werden ungerecht behandelt und finden keine Worte, sich zu wehren? Sie möchten etwas ganz anderes, als die, mit denen Sie unterwegs sind, trauen sich aber nicht, das auch zu sagen? Sie haben Streit mit jemandem, wissen aber nicht, mit welchen Worten man wieder aufeinander zugehen kann?

Nun, ich erlebe das alles auch. Als langjähriger Kommunikationstrainer kenne ich aber auch die ein oder andere Methode, wie man seine Sprache wiederfindet. Anhand von 50  – zumeist unterhaltsamen  – Beispielen aus dem echten Leben erschließe ich Ihnen in diesem Buch Strategien, mit denen Sie in vielen kommunikativ schwierigen oder ungewohnten Alltagssituationen immer die richtigen Worte und vor allem Ihre richtigen Worte finden. Bei jeder Geschichte finden Sie konkrete Tipps, Formulierungsvorschläge und sprachliche Anregungen, die Ihnen aus Ihrer »Sprachlos-Situation« heraushelfen.

So bietet Ihnen dieses Buch einen kleinen Werkzeugkoffer für gelingende Kommunikation im Alltag. Ganz nebenbei werden Sie vieles darüber lernen, nach welchen Prinzipien das Miteinanderreden funktioniert, wann es sicher scheitert und welche Grundsätze und psychologischen Phänomene man kennen sollte, wenn es um den sprachlichen Umgang mit sich selbst und anderen geht.

Wenn Sie mit den Instrumenten, die Sie hier kennenlernen, ein bisschen üben, werden Sie hoffentlich bald feststellen: Es ist nicht so schwer, in der Begegnung mit anderen man selbst zu sein und eine eigene Stimme zu haben.

Sehr freuen würde ich mich, wenn Sie mir von Ihren ganz persönlichen »Sprachlos-Situationen« erzählen und mir verraten würden, zu welcher Lösung Sie dieses Buch und seine Geschichten vielleicht inspiriert hat.

Ich höre gerne von Ihnen und wünsche Ihnen viel Freude an diesem Buch.

Ihr Michael Ehlers

[email protected]

ALLES GANZ FURCHTBAR!

Wie Sie Gejammer beenden

Sich ab und zu mal an einer starken Schulter oder breiten Brust »ausjammern« zu können, ist wichtig und tut richtig gut. Zumindest demjenigen, der jammert. Ständige Quengelei dagegen nervt. Wenn Jammerei ausufert, wird sie für alle Beteiligten ungesund, stresst auf der Arbeit und kann im Privatleben zum echten Beziehungskiller werden. Schließlich möchte man für sein Gegenüber mehr sein als ein seelischer Mülleimer. Besser man kennt die richtigen Wege, um mit solchen »Jammerlappen« und »Quengelliesen« umzugehen.

Kathrin war eine von ihnen. Im Grunde war sie sehr nett. Aber wann immer ich die frühere Kollegin traf, fand sie mindestens einen Anlass, sich zu beklagen. Wetter war dabei ihr absolutes Lieblingsthema. Für Kathrin gab es nur schlechtes Wetter. Persönlich kann ich kalten Herbstregen, Schneeregen und feuchte Kälte als »schlechtes Wetter« akzeptieren. Ich bin auch nicht gerade ein Outdoor-Typ und bin mir  – was das angeht  – mit Kathrin einig. Aber Kathrin war es auch gerne mal zu heiß. Viel zu heiß! Unerträgliche Hitze ging für Kathrin bei 22 Grad im Sommer los. Manchmal hatte ich den Eindruck, sie freute sich schon den Winter und das ganze Frühjahr darauf, dass sie endlich wieder klagen kann, wie heiß es bei ihr im Büro wird. Kein Mensch könne doch so arbeiten oder nachts gut schlafen! Wenn die Temperaturen mal für wenige Tage auch für sie stimmen sollten, flogen aber wenigstens die Pollen. Denn natürlich hatte Kathrin auch schrecklich starken Heuschnupfen.

Meinen Wetter-Höhepunkt mit Kathrin erlebte ich an einem wunderschönen, nahezu windstillen Frühsommertag. Eine sanfte Brise streichelte sanft über die Haut, es herrschten gemäßigte, sehr angenehme Temperaturen. Wir waren verabredet und ich war sicher, dass es auch für sie an diesem Tag nichts zu meckern gab, ja geben konnte! Ich lag falsch. Denn, so die sensible Wetterfee, bei so einem grotesk schönen Ausflugswetter könne man ja keinen Fuß vor die Tür setzen, überall Menschen, jede Parkbank und jeder Café-Stuhl besetzt. Fürchterlich sei das ja wohl!

Das war der Moment, in dem ich meinen Humor verlor. Viel fürchterlicher als die vielen gut gelaunten Menschen um uns herum fand ich, wie Kathrin es geschafft hatte, sich selbst und mir diesen schönen Nachmittag zu verderben. Das sollte mir nicht noch mal passieren. Für das nächste Mal bereitete ich mich vor.

Warum jammern Menschen überhaupt?

Ganz klar, wenn es einem wirklich schlecht geht, dann darf man das auch ausdrücken.Niemanddarf undwird Trauer oder ernste Sorgen als Jammerei abtun. Aber auch hinter dem, was wir oft als nervtötende »grundlose« Jammerei empfinden, stecken für die Jammerer gewichtige Motive. Wer diese erkennt, kann Strategien entwickeln, um den Jammerern dieses »Hobby« abzugewöhnen oder über die wahren Probleme mit ihnen zu sprechen.

Jammern als Hilfeschrei: Wer ständig wegen jeder Kleinigkeit quengelt und mault, sucht möglicherweise Aufmerksamkeit und Zuwendung. Und so klar die Ursache auf der Hand liegt, umso schwieriger ist es, diese zu beheben. Denn es nervt.

Jammern als Selbstschutz:Bewundern Sie mal das schöne große Haus eines Menschen, der zu diesem Typus Jammerei neigt. Sofort wird er Ihnen eine Litanei herunterbeten, wie viel Arbeit das große Grundstück macht, wie hoch die Abgaben sind, und dass man einfach überhaupt keine zuverlässigen Handwerker mehr findet. Jedenfalls nichts als Ärger mit der Bude! Neid und andere negative Reaktionen, die auf den beneideten Hausbesitzer zurückfallen könnten, sollen dadurch vermieden werden.

Jammern für das Wir-Gefühl: Ach, ist das herrlich, sich warm und geborgen zu fühlen in der Gemeinschaft. Blöd nur, wenn wir diese Gemeinschaft darüber herstellen, indem wir über andere herziehen oder uns beklagen. Wir ziehen damit uns und andere in einen negativen Strudel. Wer sich gewohnheitsmäßig über zu viel Arbeit beklagt, senkt nicht nur seine eigene, sondern auch die Produktivität der Kolleginnen und Kollegen.

Drei Strategien gegen Jammerei

Es ist ziemlich herausfordernd, chronische Jammerer zu stoppen. Das liegt vor allem daran, dass sie es sich ganz gemütlich gemacht haben mit ihrer Unzufriedenheit. Schließlich hilft sie ihnen dabei, sich nicht mit den eigentlichen Gründen ihres Unwohlseins auseinandersetzen zu müssen. Aber es gibt Strategien, um das Jammern zu stoppen. Sie helfen auch dabei, sich von den Jammerern nicht mit hinabziehen zu lassen.

Distanzieren: Das meine ich wörtlich. Entschuldigen Sie sich und gehen Sie an einen ruhigen Ort, idealerweise an die frische Luft. Denken Sie an etwas Angenehmes. Nehmen Sie Ihren eigenen Stress ernst. Es reicht, einem Kollegen eine halbe Stunde beim Jammern zuzuhören, um den eigenen Stresslevel stark zu erhöhen. Stress schwächt das Immunsystem und kann zu Schlafstörungen führen. Soll doch der andere alleine in seinen Stress-Hormonen ertrinken.

Verantwortung übertragen: Wenn wieder jemand ohne Punkt und Komma auf Sie einredet, wie schlecht die Welt ist, fragen Sie ihn: »Also, was ist dein Vorschlag. Was würdest du tun?« Das stoppt den Redefluss und sorgt für eine Pause. In den meisten Fällen ist der Jammerer gar nicht an einer Lösung interessiert. Auf der anderen Seite hilft die direkte Aufforderung Ihrem chronisch verärgerten Gegenüber vielleicht sogar dabei, eine konstruktive Lösung für sein reales oder wahrgenommenes Problem zu finden.

Den Spieß umdrehen:Machen Sie mit und übertreiben Sie hemmungslos. Die Kollegin beklagt Ihnen gegenüber zum wiederholten Male das Niveau der anderen Mitarbeiter? Stimmen Sie zu. Ziehen Sie richtig vom Leder! Übertreiben Sie Selbstmitleid und Jammeranlass so über die Maßen, bis beides nicht mehr ernst genommen werden kann und bis die jammernde Person erkennt, dass Sie ihre Jammerei ebenfalls nicht ernst nehmen.

Wenn Sie das »Lieblings«-Thema der Person kennen, können Sie sich schon im Vorfeld die passenden Geschichten ausdenken. Das macht Spaß und Sie verbinden am Ende mit dem unangenehmen Thema noch etwas Positives.

Mit dieser Strategie habe ich übrigens meine Wetterfee Kathrin nicht nur zum Schweigen, sondern auch zu der Erkenntnis gebracht, dass das Problem eher bei ihr und nicht am Wetter lag. »Dieser fürchterliche zarte Frühlingswind, der in unangenehmer Körpertemperatur über meine Haut fegt, und diese unanständige Sonne, die sich heute einfach nicht richtig entscheiden kann, ob sie nun scheinen möchte oder hinter der leichten Wolke verschwindet. Ätzendes Wetter …« Ihr Gesicht an diesem Tag: Unvergessen …

ANDERE LÄNDER, ANDERE SITTEN

Wie Sie interkulturelle Kontakte meistern

Russen gelten, wenn man ihnen im Urlaub begegnet, gemeinhin als etwas anstrengend. Sie laden sich am Büfett mehr auf den Teller, als sie essen können, sie trinken oftmals mehr, als ihnen guttut, haben dabei aber ziemlich gute Laune, mit der sie weniger betrunkene Anwesende gerne anstecken möchten. Die Süddeutsche Zeitung schrieb einst gar von »Stalingrad-Situationen zum Frühstück, wenn russische Gäste das Büfett im Sturm verwüsten.«* Das kommt bei vielen westeuropäischen Touristen gar nicht gut an. »Russen können sich nicht benehmen«, lautet der Schluss, der sich in vielen Hotelbewertungen niederschlägt.

Ein Familienurlaub ohne russische Begleitung käme für mich dennoch nie in Frage. Ich bin nämlich mit einer Russin verheiratet, was mich, Michael aus Norddeutschland und Wahl-Franke, zu einem Experten für interkulturelle Zusammentreffen dieser Art macht. Von meiner Frau habe ich gelernt, dass sich hinter dem, was nach dem Empfinden vieler Westeuropäer als ungehobeltes Benehmen gilt, in Wahrheit etwas ganz Anderes verbirgt.

Wir waren bei einer Schulfreundin meiner Frau eingeladen. Und eine russische Einladung ist immer eine Essenseinladung. Sogar dann, wenn Sie eigentlich nur auf einen Tee vorbeikommen sollen. Bei dieser Einladung gab es Lamm, was ich nicht gerne esse. Aus Höflichkeit aß ich mein Lammkotelett trotzdem auf. Und bekam den Teller sofort wieder vollgeladen. Dieses Spiel zwischen mir und den Gastgebern hätte wohl endlos weitergehen können, wenn mein Körper bei der dritten Portion nicht gestreikt hätte. Ich habe die Portion halb aufgegessen auf dem Teller liegen lassen müssen, es ging beim besten Willen nichts mehr. Ich schämte mich ein bisschen, schließlich hatte ich ja gelernt, dass man als höflicher Gast nichts auf dem Teller lässt. Meine Frau lachte mich am nächsten Morgen dafür aus: »Michael, wenn du aufisst, ist das für einen russischen Gastgeber das Zeichen, dass du mehr möchtest!« Ich hatte unwissentlich alles richtig gemacht, denn meine Frau erklärte mir, dass es ein Zeichen der Wertschätzung gegenüber dem Gastgeber sei, wenn man als Gast etwas auf dem Teller liegen lässt. Und natürlich wird diese Kultur auch mit in den Urlaub und mit ans Frühstücksbüfett genommen.

Das Beispiel zeigt, dass es immer mehrere Betrachtungsweisen für ein Verhalten gibt. Und das Bewusstsein dafür ist bei interkulturellen Treffen das Wichtigste überhaupt! Ihre gewohnte Weise, die Dinge zu sehen, ist nur eine mögliche von vielen anderen. In wohlwollendem interkulturellem Kontakt müssen beide Seiten versuchen, ihren »Ethnozentrismus« zu überwinden. Der Begriff beschreibt die Überzeugung, dass die eigenen erlernten und verinnerlichten Verhaltensmuster natürlich, gut und richtig sind. Dabei ist es tatsächlich so, dass es bei Unterschieden zwischen Kulturen kaum möglich ist, richtig oder falsch, besser oder schlechter zu definieren.

Die Grundprinzipien

Es gibt unendlich viele verschiedene Situationen, die interkulturelle Kontakte beinhalten, sodass es unmöglich ist, jede einzelne speziell zu behandeln. Wenn Sie ins Ausland reisen, machen Sie sich möglichst mit den Gepflogenheiten des Gastlands vertraut. Immer noch gilt: »When in Rome, do as the Romans do.« Darüber hinaus empfehle ich Ihnen neben einer grundsätzlichen Offenheit und Neugierde noch drei wichtige Grundprinzipien:

Falsche Annahmen vermeiden

Menschen können das Verhalten und die Motive des anderen schnell falsch interpretieren. Es kann sein, dass Sie Informationen über ein Thema austauschen wollen, aber Ihr Gegenüber glaubt, dass Sie eine Verhaltensänderung anstreben. Sie sagen: »In Deutschland trennen wir Müll. Altpapier gehört in die blaue Tonne. Wenn jeder die Kartons vorher zusammenfaltet, passt mehr in die Tonne.« Ihr Gegenüber hört: »Ich erkläre dir mal, wie das hier läuft, weil du als Amerikaner eh keine Ahnung hast. Und falte beim nächsten Mal gefälligst deine alten Kartons zusammen!«

Zusätzlich zur Sprachbarriere kommt oft ein Unterschied in der nonverbalen Kommunikation  – also in Gestik, Mimik, Körperhaltung etc.  – sowie in der paraverbalen Kommunikation hinzu. Diese umfasst Elemente wie Sprechgeschwindigkeit, Tonfall und Lautstärke. Eine gesittete Diskussion unter Arabern können Westeuropäer deshalb schnell als Streit fehldeuten. Dabei sprechen sie nur grundsätzlich lauter als der durchschnittliche Deutsche oder Österreicher.

Um Missverständnisse und falsche Annahmen zu vermeiden, können Sie in vielen Fällen vorher abklären, wozu das Gespräch oder das Treffen dient. Empfehlenswert ist auch zu fragen, ob eventuelle Erklärungen überhaupt gewünscht sind. Verwenden Sie Formulierungen, die Ihrem Gegenüber Handlungsspielraum lassen.

»Wenn Sie möchten und kurz Zeit haben, kann ich versuchen, Ihnen das deutsche System der Mülltrennung zu erklären.« »Wir treffen uns regelmäßig zum gemeinsamen Grillen. Es besteht keine Anwesenheitspflicht, aber jeder aus der Hausgemeinschaft ist herzlich eingeladen.« Keinen Slang nutzen und Dialekt vermeiden

Kaum jemand wird Sie verstehen, wenn Sie einem Gast anbieten, ihm mit dem »Kneipsche ein Schnibbelsche von der Gummer« schneiden zu wollen. Auch ich musste den Satz googeln. Wenn Sie deutsch sprechen und Ihr Gegenüber nur wenig, halten Sie Ihre Sätze einfach und sprechen Sie langsam und möglichst hochdeutsch. Tonfall und Mimik sollten zum Inhalt passen. Hören Sie genau zu und bitten Sie im Zweifelsfall um eine Bestätigung des Verständnisses.

»Sie müssen diesen Brief schnell beantworten. Haben Sie verstanden, was Sie tun müssen?« »Wir treffen uns um 21 Uhr. Ich hole dich vor deinem Haus ab, okay?«Hüten Sie sich vor Stereotypen und Klischees

In manchen Dingen sind Sie vielleicht der typische Deutsche, in manchen anderen weniger. Genauso ist Ihr Gegenüber nicht in allem »der Franzose« oder »der Syrer«. Jede Kommunikation ist einzigartig und kontextabhängig. Nur weil Sie eine Brasilianerin kennen, die Sie zur Begrüßung viermal auf beide Wangen küsst, muss das nicht heißen, dass ein vierfacher Wangenkuss die offizielle brasilianische Begrüßung ist. Fragen Sie sich in jeder Situation: »Wen habe ich da vor mir?« Sehen Sie Ihr Gegenüber als Individuum und nicht als »typisch italienisch« etc.

Bei all diesen Fallstricken und Möglichkeiten, sich zu vertun und Dinge falsch zu machen, stellt sich die Frage, ob sich Menschen ohne gemeinsame Sprache überhaupt verständigen können? Tatsächlich gelingt das Menschen sogar sehr gut. Als ich meine Frau kennenlernte, haben wir uns gegenseitig sofort sehr anziehend gefunden. Sie sprach kaum ein Wort deutsch oder englisch und ich sprach kein Wort russisch. Wir haben dennoch hervorragend kommuniziert. Eben basierend auf gegenseitiger Wertschätzung haben wir mit Wortfetzen und Körpersprache funktioniert. Inzwischen sind wir 20 Jahre verheiratet und haben zwei wunderbare Töchter. Also nur Mut fremden Kulturen mit großer Wertschätzung und Offenheit für deren Rituale zu begegnen …

*https://www.sueddeutsche.de/reise/russen-im-urlaub-die-sind-einfach-so-1.62514

BELEIDIGUNGEN

Wie Sie unfaire Attacken auf Ihr Äußeres abwehren

Wir können ihnen nicht entkommen! Auf den Werbeplakaten in der Innenstadt, an Bushaltestellen, in Zeitschriften, auf Instagram und Facebook: Überall lesen wir vom idealen Body-Mass-Index, von angesagten Modetrends, von Möglichkeiten der sanften Haarentfernung, von Diät-Camps und Cremes, die eine faltenfreie Haut zaubern. Makellose Frauen und toptrainierte Männer versprechen uns: Auch du kannst deine äußerlichen Makel ausbessern und so schön sein wie wir!

Ich selbst bin eigentlich nicht prädestiniert dafür, auf so plumpe Werbeversprechen hereinzufallen. Ich bin ein paar Zentimeter zu klein für meine Leibesfülle. Auch wenn ich zeitweise ein begeisterter Fußballer bin  – kann sich leider diese Begeisterung nie langfristig gegen meine Liebe zu gutem Essen und noch besseren Getränken durchsetzen. Ich weiß das. Und dennoch bin auch ich in die Falle getappt.

Vor einigen Jahren sah ich im Urlaub in einer Boutique eine Badehose. Lila, glänzend, eher italienisch-eng geschnitten, eigentlich nichts für einen Vater im heimischen Freibad. An der athletisch modellierten Schaufensterpuppe sah sie richtig gut aus. Ein paarmal schlich ich um den Laden herum, bis meine Frau sagte, ich solle endlich hineingehen, das Stück kaufen und dem Elend ein Ende machen. Ich tat wie mir geheißen wurde und zahlte einen hohen Preis.

Und als ich meine Errungenschaft das erste Mal ausführte, zahlte ich den Preis gleich noch mal. Verstehen Sie mich nicht falsch, ich habe mir gefallen, sogar so sehr, dass ich diese Badehose so lange getragen habe, bis es wirklich nicht mehr ging. Aber die Blicke der anderen am Strand oder im Freibad, die nur halbgeflüsterten Bemerkungen aus grinsenden Gesichtern sagten mir immer wieder einmal: Badehosen wie diese sind für Menschen wie dich eher nicht vorgesehen! Was mich eher trotzig werden ließ, kann andere Menschen tief beschämen. Und was ich erlebte, war Shaming in Reinkultur!

Der Begriff »Bodyshaming« meint das Beleidigen oder Diskriminieren einer Person aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung. Der Begriff ist ziemlich neu, das dahinterstehende Phänomen aber uralt und ganz sicher auch schon vielen von Ihnen begegnet. Es kann jeden treffen: Nase zu groß, Bauch zu dick, Haare zu rot. Bodyshaming funktioniert, weil wir Adjektive, die unsere Körper neutral beschreiben sollen, mit negativen Eigenschaften assoziieren. Klassischerweise wird auf »den Dicken« rumgehackt. Die sind wahlweise faul, ungepflegt, haben keine Disziplin und dürfen  – wie in meinem Fall  – keinesfalls knappe lila Badeshorts tragen. Andersherum geht es natürlich auch. Jemand ist sehr schlank? Sicher magersüchtig und psychisch instabil. Attraktiv und blond? Muss doof sein. Und so weiter und so fort und so billig. Das Schlimme daran: Bodyshaming ist extrem verletzend und kann sogar traumatisieren.

Und beim Körper ist ja noch lange nicht Schluss. Es gibt alle möglichen Arten des »Shamings«, des Verächtlichmachens. Angriffsfläche kann nahezu jede Eigenschaft oder Eigenart eines Menschen bieten. Beliebt sind nicht nur das Aussehen, sondern auch Alter, Hautfarbe, Herkunft oder völlige Banalitäten wie ein bestimmter Name.

Warum machen Menschen so etwas? Hinter Bodyshaming und Shaming allgemein stecken komplexe psychologische Vorgänge und tief verinnerlichte soziale und körperliche Normen, die uns von Medien und Werbung täglich neu eingetrichtert werden. Die dahinterstehenden Prozesse verlaufen unbewusst. Indem wir andere schlechtmachen, fühlen wir selbst uns besser. In der Psychologie nennt man ein solches Verhalten Entwertung. Ein Schutzmechanismus, der zur Stabilisierung des eigenen Selbstwertgefühles eingesetzt wird und gleichzeitig zur Abwehr von Neidgefühlen oder beispielsweise Verlust- und Abhängigkeitsängsten dient.

Fünf Tipps gegen Bodyshaming:

Die erste und wichtigste Maßnahme gegen Bodyshaming ist, selber nicht mehr mitzumachen. Machen Sie sich klar, dass es Sie absolut nichts angeht, welchen Rock die Kollegin trägt und ob sie im Urlaub zwei Pfund zu- oder abgenommen hat. Das gilt erst recht für Personen, die wir gar nicht kennen und die wir trotzdem bewusst oder unbewusst ständig bewerten.Wie können wir reagieren, wenn wir selbst angegangen werden? Unter dem Hashtag #shereplied sammeln Frauen auf Twitter, was sie in Situationen, in denen andere sich verächtlich über sie geäußert haben, geantwortet haben  – oder gerne geantwortet hätten. Hier gibt es in Sachen Schlagfertigkeit und »Revolverfresse« viel Inspiration. Aber: Schlagfertigkeitstechniken bergen die Gefahr, dass nach dem verbalen Gegenschlag nicht Ruhe ist, sondern die Kommunikation erst recht eskaliert. Lassen Sie sich darauf also nur ein, wenn Sie die Kraft zum Streit wirklich haben, und versuchen Sie auf jeden Fall, gefasst zu bleiben und nicht emotional zu reagieren.Machen Sie sich immer wieder klar, dass das Problem nicht bei Ihnen liegt  – im Gegenteil. Überlegen Sie, worauf die Person, die Sie beschämen will, neidisch sein könnte, warum sie Angst vor Ihnen hat oder sich von Ihnen bedroht oder verunsichert fühlen könnte. Es kann hilfreich sein, diese Fragen unter vier Augen zur Sprache zu bringen – gerade im Kollegen, Freundes- oder Bekanntenkreis. Wenn Sie Zeuge werden, wie andere abgewertet werden, greifen Sie ein! Es wird dem Gegenüber den Wind aus den Segeln nehmen, wenn Sie ganz nebenbei fragen, wo denn das Problem liegt und ob Sie helfen können.Verwenden Sie in Gesprächen mit Ihrem Angreifer klare Ich-Botschaften und erklären Sie, welche Gefühle die Bemerkungen in Ihnen auslösen, à la »Wenn du hier in der Runde ständig Witze über mein Äußeres machst, verletzt mich das« oder »Ich möchte mit euch einen schönen Abend haben und mich nicht über dich ärgern müssen«.

Wenn Sie ein bisschen geübt haben, werden Sie übrigens irgendwann auch feststellen, dass Sie sich Ihrer selbst sicherer werden. Und dann bleibt eine lila Badehose einfach ein prachtvolles Kleidungsstück, selbst wenn alle anderen sie lächerlich finden!

BITTE!

Wie Sie erfolgreich um einen Gefallen bitten

Natürlich gibt es Dinge, die Sie nicht alleine erledigen können oder wollen. Beispielsweise weil Sie körperlich nicht dazu in der Lage sind, Ihnen die Kompetenzen oder die Zeit fehlen. Gott sei Dank, gibt es aber meistens jemanden in unserer Nähe, der über die entsprechenden Fähigkeiten oder zeitlichen Ressourcen verfügt. Und diese Person können Sie in so einem Fall um Hilfe bitten. Wenn Sie dabei ein paar Regeln beachten, müssen Sie den neuen Schrank nicht alleine in den zweiten Stock wuchten oder beispielsweise ein altes Schlagzeug durch die Gegend fahren  – denn das mache dann ich für Sie.

Meine Frau schaute mich ziemlich ungläubig an. »Was machst du heute?« Ich sagte: »Ich fahre nach Treppendorf und hole ein Schlagzeug ab.« Treppendorf hat geschätzte 124 Einwohner und liegt 45 Minuten Fahrt von uns weg. »Bei uns spielt niemand Schlagzeug und Platz haben wir auch nicht«, erwiderte meine Frau, schaute mit fragend an und zwang mich, etwas weiter auszuholen: »Ich hole das Schlagzeug ja nur für jemanden ab, den ich über Facebook kenne. Er hat es bei Ebay ersteigert und jetzt muss es abgeholt werden. Er müsste aus München zweieinhalb Stunden fahren, hat aber gerade weder Auto noch Zeit.« »Und da hat er einfach mal dich gefragt und du hast zugesagt?!« Tatsächlich konnte ich es jetzt, wo ich die Geschichte erzählte, selbst kaum glauben. Aber so war es. Er hat mich ganz einfach gefragt und ich hatte zugesagt. Und zwar nicht nur, dass ich das Schlagzeug abhole und transportiere, sondern auch, dass ich es so lange bei uns im Keller aufbewahre, bis er es holen kommt. Dazu hat er gar keine magische Formel oder einen geheimen Trick angewandt. Alles was er gemacht hatte, war mich anzuschreiben: »Servus Michael, sag mal, du bist doch aus Bamberg? Könntest du mir bitte einen Gefallen tun? Ich habe für meinen Sohn ein Schlagzeug ersteigert und stecke jetzt in der Klemme. Das Schlagzeug steht bei dir in der Nähe und müsste diese Woche abgeholt werden. Ich habe gerade weder Zeit noch das passende Auto. Hast du die Möglichkeit, es für mich abzuholen und bei dir einzulagern, bis ich es abholen kann?«

Meine Internetbekanntschaft kannte wohl die folgenden Regeln und hat mit seiner kurzen Anfrage alles richtig gemacht. Das Schlagzeug habe ich jedenfalls für ihn abgeholt.

1. Kommen Sie auf den Punkt

Wenn Sie um einen Gefallen bitten, müssen Sie

a) auf den Punkt kommen,

b) wissen, wann Sie aufhören sollten zu reden (oder zu schreiben),

c) ein Nein akzeptieren können.

Im Englischen gibt es die Redewendung: »Ask first, compliment later«  – zuerst fragen, dann loben. Und dieser Grundsatz gilt immer. Egal worum es geht. Wenn Sie um einen Gefallen bitten, fragen Sie geradeheraus.

Sie wollen vielleicht nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und glauben, mit einer schmeichelhaften Einleitung erhöhen Sie Ihre Chancen. Aber das ist falsch. Stellen Sie sich vor, wie Sie sich fühlen, wenn jemand ganz plötzlich großes Interesse an Ihrem Leben zeigt und Sie mit Komplimenten überhäuft. Und dann macht die Person die ganze Wertschätzung dadurch zunichte, dass sich all das Lob nur als Einleitung für eine Bitte um einen Gefallen entpuppt. Was anfangs echt erschien, wirkt durch die Enthüllung des Hintergedankens plötzlich unaufrichtig und manipulativ.

Fragen Sie deshalb geradeheraus und bleiben Sie konkret. Begründen Sie Ihre Bitte kurz. Danach können Sie immer noch aus Ihrem aufregenden Leben erzählen. Dieses Prinzip hat vor allem im Berufsleben ganz praktische Gründe. Wenn Sie im Betrieb jemanden um einen beruflichen Gefallen bitten, sollten Sie bedenken, dass Sie allein dadurch bereits seine Zeit in Anspruch nehmen und ihn von seiner eigentlichen Arbeit abhalten. Sich kurz und bündig zu halten, ist deshalb keinesfalls unhöflich, sondern zeigt ganz im Gegenteil, dass Ihnen die Zeit des Anderen wichtig ist. Stellen Sie also Ihre Frage. Wenn die Antwort positiv ausfällt, bedanken Sie sich. Wenn Sie merken, hier ist heute nichts zu machen, sparen Sie sich weitere Ausführungen.

Damit kommen wir zu c): ein »Nein« zu akzeptieren. Tatsächlich wird eine Bitte um einen Gefallen normalerweise nicht einfach so abgeschlagen. Jeder weiß, dass man nicht leichtfertig um einen Gefallen bittet und deshalb schlägt man eine Bitte auch nicht leichtfertig aus. Passieren kann es aber immer. Und das sollten Sie ohne nachzukarten akzeptieren. Besonders wenn Sie vorhaben, auch in Zukunft um den einen oder anderen Gefallen zu bitten, denn wenn Sie auch einmal ein »Nein« akzeptieren, ebnen Sie sich den Weg für ein »Ja« in der Zukunft.

Formulierungen, die Sie nutzen können:

Halten Sie sich an die Reihenfolge: Frage oder Bitte, kurze Begründung. Verzichten Sie unbedingt auf emotionale Erpressung (»Wenn du mich wirklich mögen würdest … Ich bin mir zwar sicher, du sagst Nein, aber … Ich weiß sonst nicht mehr, was ich tun soll«). Sagen Sie beispielsweise:

»Kannst du mir bitte nächsten Freitag helfen, mein Bad neu zu fliesen? Du bist in solchen Sachen im Gegensatz zu mir sehr geschickt.« »Bitte hilf mir bei der Buchung der neuen Lieferung, du kennst dich damit am besten aus und ich möchte das zukünftig auch alleine können.«

Generelle Tipps für erfolgreiche Bitten:

Eine abschlägige Antwort ist viel seltener, als Sie vielleicht befürchten. Und die Frage nach einem Gefallen hat sogar Vorteile: Die psychologische Wirkung, wonach uns der Hilfeempfänger sympathischer wird, sobald wir ihm einen Gefallen tun, ist sogar wissenschaftlich bewiesen. Dennoch sollten Sie bei Ihrer Bitte die folgenden Rahmenbedingungen beachten:

2. Halten Sie Maß

Die meisten Menschen schlagen einen Gefallen tatsächlich nur ungern aus. Es darf aber nicht der Eindruck entstehen, Sie würden andere ausnutzen. Achten Sie auf das Verhältnis zwischen Geben und Nehmen. Sparen Sie sich die Bitte nach einer Gefälligkeit für Situationen auf, in denen Sie diese wirklich benötigen.

3. Bleiben Sie mit Ihrer Bitte in einem angemessenen Rahmen

Bitten Sie nie um etwas, das Ihr Gegenüber in Schwierigkeiten oder eine unangenehme Lage bringen würde. Fragen Sie sich, ob Ihre Bitte angemessen ist. Es macht einen großen Unterschied, ob Sie um einen Praktikumsplatz für Ihre eigene Tochter anfragen, oder für die Freundin der Schwester des Ex-Freunds Ihrer Tochter. Der einfachste Test, wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Ihre Bitte angemessen ist: fragen Sie sich, ob Sie selbst wohlwollend reagieren würden, wenn man Sie darum bitten würde.

Profi-Tipps:

Wir hören mit dem rechten Ohr besser. Vor allem die Bitten unserer Mitmenschen. Kaum zu glauben, aber belegt. Wenn Sie um einen Gefallen bitten, sprechen Sie der Person unbedingt ins rechte Ohr. Das verbessert Ihre Chancen enorm. Und auch wenn Sie der eigentlichen Bitte eine kleinere Bitte vorwegschicken (»Entschuldigung, darf ich dich kurz stören?«) steigt die Wahrscheinlichkeit einer positiven Antwort.

DAS GEHT BESSER!

Wie Sie kritisieren, ohne abzuwerten

Eigentlich ist die Frage, wie ich Kritik so formuliere, dass sie bei meinem Gegenüber ankommt, anspornt und nicht verletzend ist, ja ein richtiges »Business-Thema«  – und das auch zu Recht. Als Ehemann und Familienmensch, der noch dazu mit einem großen Bekanntenkreis ausgestattet ist, weiß ich aber auch, dass kaum irgendwo so viel  – und so schnell  – kritisiert wird wie in den privaten sozialen Beziehungen. Und nirgends geben Mann und Frau sich weniger Mühe, ihre Kritik so anzubringen, dass sie die oben genannten Merkmale erfüllt, als in Familien.