Nordkorea Undercover - Sharela Koch - E-Book

Nordkorea Undercover E-Book

Sharela Koch

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Beschreibung

Was passiert, wenn das Schicksal einen Typ wie dich und mich zum Spion macht? In einem der gefährlichsten Regime unserer Welt.   Als Tom seine Arbeit bei ProjMos - einer streng geheimen Nichtregierungsorganisation - begann, ließ er sein altes Leben zurück: seine Freunde, seine Familie, sein altes Ich. Mit neuer Identität ist er als Analyst tätig, bevor ihn seine erste Mission als Spion in den totalitärsten Staat unserer Zeit führt: nach Nordkorea. Dabei ahnt er nicht, dass er auf dieser Reise nicht der einzige mit einem brisanten Geheimnis ist.   Das Buch ist Teil 2 der Reihe "ProjMos-Abenteuer". Es ist in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden.

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Sharela Koch

Nordkorea Undercover

Ein ProjMos-Abenteuer

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Titel

Nordkorea Undercover

 

Ein ProjMos-Abenteuer

 

Autor: Sharela Koch

 

Version: 1.0

Klappentext

Was passiert, wenn das Schicksal einen Typ wie dich und mich zum Spion macht? In einem der gefährlichsten Regime unserer Welt.

 

Als Tom seine Arbeit bei ProjMos - einer streng geheimen Nichtregierungsorganisation - begann, ließ er sein altes Leben zurück: seine Freunde, seine Familie, sein altes Ich. Mit neuer Identität ist er als Analyst tätig, bevor ihn seine erste Mission als Spion in den totalitärsten Staat unserer Zeit führt: nach Nordkorea. Dabei ahnt er nicht, dass er auf dieser Reise nicht der einzige mit einem brisanten Geheimnis ist.

 

Das Buch ist Teil 2 der Reihe "ProjMos-Abenteuer". Es ist in sich abgeschlossen und kann eigenständig gelesen werden.

 

 

1

Ausgerechnet jetzt. Feierabendverkehr. Warum hieß es überhaupt Feierabend-VERKEHR? Im Stop and Go schlich er durch die Stadt. Er stand viel mehr als dass er fuhr. Eine Schande für seine 180 Pferde unter der Haube. Nervös schaute er auf die leuchtende Digitaluhr auf seinem Armaturenbrett. In orangenen Ziffern leuchtete es „18:55“. Noch fünf Minuten bis Gottesdienstbeginn. Er wollte nicht zu spät kommen. Er hasste Unpünktlichkeit generell. Besonders bei sich selbst. Ich habe nur noch zwei Monate, um alles vorzubereiten, dachte er. Zwei Monate klangen nach einer Ewigkeit. Doch er wusste, dass er keinen Spielraum für Trödeleien hatte. Er konnte sich keine Fehler erlauben. Alles musste bis ins kleinste Detail geplant werden. Spielraum für Patzer gab es keinen. Die wären tödlich. Deshalb besuchte er mittlerweile auch werktags die Kirche. Nicht nur am Wochenende. Ein bisschen extra Hilfe von oben kann bei dem riskanten Plan nicht schaden.

„Noch grüner wird’s nicht. Gib endlich Gas!“, schimpfte Tom aufgebracht und trommelte mit den Fingern auf sein Lenkrad. Endlich hatte das Muttchen vier Autos vor ihm den richtigen Gang eingelegt und fuhr ruckelnd an. Tom hoffte, es dieses Mal noch über die Kreuzung zu schaffen.  Er schnaufte tief ein und setzte den Blinker. Nervös sah er, die Ampel über sich auf orange springen. Das geht schon noch, dachte er und drückte seinen rechten Fuß aufs Gaspedal während er den Lenker einschlug.

Krawumm. In den Augenwinkeln sah er ein grünes Knäul hart gegen seine Beifahrerscheibe klatschen. Dann schepperte es. Entsetzt stieg Tom in die Eisen. Heute war nicht sein Tag. Scheiß Radfahrer. Er riss schwungvoll die Tür auf. Tom hatte die Radlerin im toten Winkel nicht gesehen. Oder hatte er vergessen, sich umzublicken? Passanten drehten sich nach der gestürzten Person um. Er hechtete aus seinem Audi und kam der Fremden zu Hilfe.

„Das tut mir wahnsinnig leid. Ich hatte Sie wirklich nicht gesehen. Alles ok bei Ihnen?“

Den Gottesdienst konnte er für heute vergessen. Warum war er auch so spät losgefahren.  Wankend erhob sich die Frau mit dem olivgrünen Fahrradhelm und zog eine Grimasse.

„Heute ist wohl nicht mein Tag!“, sagte sie achselzuckend und streifte sich den Staub von ihrer Hose. Dann zwang sie sich zu einem Grinsen: „Geht schon wieder. Bin noch ganz.“

Sie wollte sich nach ihrem Fahrrad bücken, doch Tom beeilte sich und kam ihr zuvor. Er schaute auf ihre Finger. Sie zitterten vor Schreck.

„Im Ernst. Es tut mir wahnsinnig leid.“

„Ich glaube, das Rad ist noch ganz. Und ich auch. Da hatten wir beide einen Schutzengel.“

Tom fiel ein Stein vom Herzen.

„Lassen Sie es mich wieder gut machen. Darf ich Sie als Entschuldigung auf einen Kaffee einladen?“, fragte er aus Höflichkeit. Insgeheim hoffte er, sie würde ablehnen. Hinter ihm begannen die ersten Autos zu hupen. Die Frau starrte nach unten. Auf ihre Hände und die Beine. Sie fühlten sich wie Pudding an. „Eine kleine Pause zur Beruhigung kann nicht schaden.“, sagte sie und nickte. Dann zeigte sie auf das beliebte Café zwei Häuser weiter. „Gleich dort?“

„Ich parke nur schnell mein Auto.“, sagte Tom.

Er schwang sich in den Audi und machte dem nachkommenden Verkehr Platz. Das hatte er nun von seiner blöden Hetzerei. Er hatte ein Saudusel, dass nicht mehr passiert war. Das wusste er genau. Plötzlich hatte er es gar nicht mehr eilig. Jetzt war der Abend sowieso schon gelaufen. Zerknirscht betrat er das Café, in dem die Fremde bereits Platz genommen hatte.

„Ich heiße Tom.“, stellte er sich vor und setzte sich. „Bestellen Sie, was Sie möchten. Ich lade Sie ein.“, sagte er zerknirscht und zwang sich zu einem Lächeln.

„Ich bin Lisa“, stellte sich die Radlerin vor und langte nach der Karte.

Man konnte ihr den Schreck deutlich ansehen. Sie hatte ihre Hand noch nicht unter Kontrolle. Die Blätter der Speisekarte wackelten hin und her. Liebend gerne wäre sie aufgesprungen und so schnell wie möglich nach Hause geradelt. Eine warme Badewanne hätte sie weitaus mehr entspannt als der erzwungene Kaffeegenuss. Doch in den Augen ihres Gegenübers erkannte sie ernsthafte Reue. Hübsche Augen waren das. Wache Augen, hinter denen viel Tiefgang lauerte. Deshalb wollte sie ihm die Einladung als Wiedergutmachung nicht abschlagen. Bestimmt hatte dieser Kerl sich den Freitagabend auch anders vorgestellt. Und was verpasste sie schon daheim? Die warme Badewanne und das Sofa in ihrer 1-Zimmer-Wohnung liefen ihr nicht davon. Sie seufzte und zwang sich zu einem Lächeln. Lisa musterte den Mann neugierig. Seine breiten Schultern ließen erkennen, dass er regelmäßig Sport trieb. Während sie einen Milchkaffee bestellte, dachte sie:

Nicht so wie ich normalerweise. Wäre ich nur heute auch auf der Couch liegen geblieben, wie sonst. Unter normalen Umständen hätte der Typ mich bestimmt mit dem Arsch nicht angeschaut.

Sie zog ihren Bauch ein und setzte sich aufrecht hin. Dann überlegte sie:

Ist doch egal, warum er mit mir einen Kaffee trinkt. Fakt ist, DASS er mit mir hier und jetzt einen Kaffee trinkt. Der Kerl ist wirklich eine glatte 10. Wenn mich meine Freundinnen hier mit ihm sehen würden... Vielleicht habe ich doch Glück im Unglück?“

„Also Tom. Was treibst du sonst so, wenn du nicht gerade Mädels vom Fahrrad runterfährst?“, fragte sie.

Schalk funkelte in ihren Augen.  Tom dachte:

Wenn sie schon so frech sein kann, kann es ihr nicht so schlecht gehen.

Er stellte es halb erleichtert, halb beleidigt fest. Ob ihre Frage auf seinen Job oder seine Freizeit abzielte? Er entschied sich, den offenen und leutseligen Tom zu mimen. Das hatte er in den vergangenen zwei Jahren schon oft geübt.

„Ich bin Lektor und arbeite für den Beck-Verlag. Und du?“

Richtig so. Spiel den Ball immer schön zurück. Dann brauchst du weniger von dir sprechen.

„Echt? Du arbeitest für einen Verlag? Das ist ja total spannend. Ich lese auch mega gerne.“

Ihre Augen leuchteten. Seine Antwort schien ihr zu gefallen. Er sah keinen Grund, ihr zu erläutern, dass es sich dabei um ätzend langweilige Gesetzestexte statt interessante Schmöker handelte. Schon kurz nach Jobantritt hatte Tom festgestellt, dass es Leute stutzig machte, wenn sie ihn als Langweiler wahrnahmen - und ihm das nichts ausmachte. Deshalb war er dazu übergegangen, seinen Lektorenjob nicht mehr ganz so fad zu beschreiben. Dann fragte kaum einer weiter nach. Er brauchte dann nicht auszuführen, dass Lektoren nur in Teilzeit arbeiteten - sein Verlag wollte das so, um die Fehlerquote gering zu halten - und was er die restliche Zeit so trieb. Oder wie er sich mit einem Teilzeitjob das schnuckelige Haus am Ortsrand und den schicken Audi leisten konnte.

„Und was arbeitest du?“, fragte er aus Höflichkeit zurück.

Er fühlte sich auf Anhieb wohl in der Gegenwart dieser Fremden. Das merkte er. Doch in seinem Leben war kein Platz für eine Frau. Und in seinem Herzen? Energisch versuchte er den Gedanken an Amina zu verdrängen. Amina. Sie wäre die perfekte Frau für ihn gewesen. Er schluckte. Dann zwang er sich dazu, seiner Gesprächspartnerin zuzuhören. Als Lisa im Gespräch auflachte, musste er unweigerlich grinsen. Sie hatte ein ansteckendes, unbefangenes Lachen. So ein Lachen, so unbekümmert, hatte er schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gehört. Er dachte an das Zitat von Don Bosco:

Der Teufel hat Angst vor fröhlichen Menschen.

Was sprach also gegen  einen netten Abend in Gesellschaft? Die harte Realität würde ihm morgen sowieso wieder unerbittert ins Gesicht schlagen.

2

Sein Handy war auf laut eingestellt. Wie jede Nacht. Er musste erreichbar sein. Nicht für den Verlag. Sondern für seinen anderen Job. Als es vibrierte, schreckte er deshalb aus dem Schlaf hoch und saß sofort senkrecht im Bett. Er öffnete die Tastensperre seines Smartphones. Als er auf das Display schaute, stellte er halb erleichtert, halb genervt fest, dass es sich um eine Nachricht von Lisa handelte.

Lisa. Das nette Fräulein von gestern Abend.

Wie hatte sie ihn nur so aus der Reserve gelockt, dass er seine Handynummer preisgegeben hatte? Er spürte ein wohliges Gefühl in der Magengrube, als er an sie dachte. Es war zweifelsohne ein schöner Abend gewesen. Er öffnete die Nachricht und las:

„War toll gestern. Hast du Lust auf eine Fortsetzung? Heute Abend in der Cocktailbar C1?“

Tom seufzte. Er hätte ihr seine Nummer nicht geben sollen.

Das mit Amina ist zwei Jahre her. Warum lässt du nicht wieder eine andere Frau an dich ran?, fragte eine zarte Stimme in seinem Herzen.

Doch sein Verstand ermahnte ihn:

Eine Frau passt nicht in dein Leben. Das wäre viel zu kompliziert. Kompliziert und gefährlich. Es würde kein gutes Ende nehmen.

Tom zögerte. Er schaute auf die Uhr. Die LEDs seines Weckers leuchteten ihm 09:30 Uhr entgegen. So spät war er schon lange nicht mehr aufgestanden. Andererseits hatte ihn sein schlechtes Gewissen gestern noch zu einer Nachtschicht motiviert. Er war erst um vier Uhr früh todmüde ins Bett gefallen. Sein Schädel brummte. Es fühlte sich an, als wenn ein Vierzigtonner darin Achterbahn fuhr.

Erst mal duschen und frühstücken, dann sehen wir weiter.

Ohne Frühstück ging bei ihm gar nichts. Während er aß, checkte er seine Terminübersicht im Kalender. Dem, in Papierform. Da war er altmodisch. Gerade, weil er genau wusste, wozu die Technik fähig war. Sein Soll im Lektorendienst war für diese Woche erfüllt. Das bedeutete jedoch keinesfalls ein ruhiges Wochenende. Für heute standen zwei kleine Punkte im Kalender. Doch der Zeitaufwand dahinter war nicht zu unterschätzen. Punkt eins war das tägliche Fitnessprogramm. Er musste in Form bleiben. Und der Sport half ihm, den Stress zu ertragen und nicht durchzudrehen. Unter Punkt zwei standen nur zwei Buchstaben: P. M. Als wie wenn er das hätte vergessen können. Seit über einem Jahr war das sein Lebensinhalt. ‚Projekt Moses’, kurz ProjMos, war das Codewort für seinen Hauptjob. Er hatte zwar weder etwas mit Pharaonen, noch mit Pyramiden im alten Ägypten zu tun, doch die Arbeit war mindestens genauso riskant. Es gefiel nicht jedem, wenn man als edler Held Schwachen zu Hilfe kam. Doch er wusste genau, was es bedeutete, wenn diese Hilfe ausblieb...

3

Wenn ich jetzt gleich zwei Stunden trainiere, und danach sechs Stunden für ProjMos hinhänge, kann ich mir guten Gewissens eine Belohnung erlauben. Dann bekäme ich das Treffen noch unter. Oder?

Tom wusste genau, dass sechs Stunden für diese Arbeit nicht reichen würden. Aber ohne Sport würde er durchdrehen. Er brauchte den Ausgleich. Schweren Herzens nahm er sein Handy zur Hand und schrieb:

„Hallo Lisa, es war gestern ein schöner Abend. Leider bin ich beruflich ziemlich eingespannt und kann dich deshalb nicht treffen.“