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Notarzt Dr. Winter ist eine großartige neue Arztserie, in der ganz nebenbei auch das kleinste medizinische Detail seriös recherchiert wurde. In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar. »Wie geht es eigentlich Ihrer Schwester, Adrian?« erkundigte sich Carola Senftleben bei ihrem jungen Nachbarn Dr. Adrian Winter, den sie an diesem Donnerstag, wie so häufig, in ihrer gemütlichen Küche mit einem ausgezeichneten Abendessen verwöhnte. »Esther und Herr Laufenberg sind heute für ein verlängertes Wochenende aufs Land gefahren«, antwortete Adrian und strich sich die widerspenstigen dunkelblonden Haare aus der Stirn. Esther Berger war seine Zwillingsschwester. Sie hatte Medizin studiert wie er, arbeitete jetzt jedoch als Kinderärztin an der Charité, während Adrian die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg leitete. Er war einer der jüngsten Chefärzte dort. Die Notfallmedizin war sein Spezialgebiet, über das er regelmäßig viel beachtete Artikel veröffentlichte. »Siezen Sie Herrn Laufenberg immer noch?« fragte Frau Senftleben verwundert. Sie war eine sehr gepflegte Frau von Ende Sechzig, mit der Adrian sich immer gern unterhielt, da sie vielseitig interessiert und geistig ausgesprochen rege war. »Er wird ja vielleicht einmal Ihr Schwager, Adrian.« »Ich weiß, Esther hat mich neulich auch schon mal danach gefragt, Frau Senftleben«, antwortete er. Während er sprach, wirkte er leicht verlegen, und seine Nachbarin wusste genau, warum das so war. Thomas Laufenberg, Esthers Freund, war nämlich vor nicht allzu langer Zeit der neue Verwaltungsdirektor der Kurfürsten-Klinik geworden. Adrian hatte ihn seinerzeit heftig bekämpft, weil er glaubte, der andere werde sich nicht für das medizinische Personal stark machen, sondern nur weitere Einsparungen vornehmen. Doch Adrian hatte sich geirrt, was er offen zugab, wenn es ihm auch nicht angenehm war. Thomas Laufenberg und ihn verband noch nicht direkt Freundschaft, aber sie kamen mittlerweile bestens miteinander aus.
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»Wie geht es eigentlich Ihrer Schwester, Adrian?« erkundigte sich Carola Senftleben bei ihrem jungen Nachbarn Dr. Adrian Winter, den sie an diesem Donnerstag, wie so häufig, in ihrer gemütlichen Küche mit einem ausgezeichneten Abendessen verwöhnte.
»Esther und Herr Laufenberg sind heute für ein verlängertes Wochenende aufs Land gefahren«, antwortete Adrian und strich sich die widerspenstigen dunkelblonden Haare aus der Stirn. Esther Berger war seine Zwillingsschwester. Sie hatte Medizin studiert wie er, arbeitete jetzt jedoch als Kinderärztin an der Charité, während Adrian die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg leitete. Er war einer der jüngsten Chefärzte dort. Die Notfallmedizin war sein Spezialgebiet, über das er regelmäßig viel beachtete Artikel veröffentlichte.
»Siezen Sie Herrn Laufenberg immer noch?« fragte Frau Senftleben verwundert. Sie war eine sehr gepflegte Frau von Ende Sechzig, mit der Adrian sich immer gern unterhielt, da sie vielseitig interessiert und geistig ausgesprochen rege war. »Er wird ja vielleicht einmal Ihr Schwager, Adrian.«
»Ich weiß, Esther hat mich neulich auch schon mal danach gefragt, Frau Senftleben«, antwortete er.
Während er sprach, wirkte er leicht verlegen, und seine Nachbarin wusste genau, warum das so war. Thomas Laufenberg, Esthers Freund, war nämlich vor nicht allzu langer Zeit der neue Verwaltungsdirektor der Kurfürsten-Klinik geworden. Adrian hatte ihn seinerzeit heftig bekämpft, weil er glaubte, der andere werde sich nicht für das medizinische Personal stark machen, sondern nur weitere Einsparungen vornehmen. Doch Adrian hatte sich geirrt, was er offen zugab, wenn es ihm auch nicht angenehm war. Thomas Laufenberg und ihn verband noch nicht direkt Freundschaft, aber sie kamen mittlerweile bestens miteinander aus. Allerdings, wie Frau Senftleben ganz richtig festgestellt hatte, hielten sie noch immer vorsichtige Distanz zueinander.
»Vielleicht haben Sie recht«, setzte Adrian nun hinzu. »Es fällt mir in diesem Fall allerdings schwer, den ersten Schritt zu tun.«
»Das geht Herrn Laufenberg sicher nicht anders«, vermutete seine Nachbarin. Sie hatte den Verwaltungsdirektor einmal kennengelernt und sofort sympathisch gefunden, was sie Adrian auch umgehend mitgeteilt hatte.
»Ja, da könnten Sie recht haben«, gab Adrian zu. Er hob den Kopf und lächelte sie an. »Ich denke noch einmal darüber nach, Frau Senftleben, ich verspreche es Ihnen.«
Sie nickte nur und beschloss, das Thema zu wechseln. Es war nicht ihre Absicht gewesen, ihn in Verlegenheit zu bringen. Ihre Erfahrung war jedoch, dass es manchmal hilfreich sein konnte, seinen Mitmenschen einen kleinen Schubs zu versetzen, wenn sie einen solchen ganz offensichtlich brauchten. Und was den Verwaltungsdirektor der Kurfürsten-Klinik, der zugleich der Freund seiner Zwillingsschwester war, betraf, da hatte Dr. Adrian Winter schon mehr als einen Schubs gebraucht.
Sie lächelte bei diesem Gedanken, und sofort wollte er wissen: »Worüber freuen Sie sich denn so?«
»Das möchte ich lieber für mich behalten«, antwortete sie. »Erzählen Sie mir lieber endlich, was es Neues in der Klinik gibt. Darüber haben wir heute noch gar nicht gesprochen.«
Das tat Adrian gern und während er weiter mit großem Appetit aß, beschrieb er ihr einige der interessantesten Fälle, die er in den letzten Tagen behandelt hatte.
*
»Na, wie gefällt es dir hier?« fragte Dr. Esther Berger ihren Freund Thomas Laufenberg am Samstag Morgen. »Wir sind ja nun seit Donnerstag hier, jetzt müsstest du doch eigentlich schon einen Eindruck haben.« Sie standen am Rande einer großen Koppel in einem Dorf bei Köpenick. Hier bewirtschaftete die Familie Langhammer, bei der Esther ihre temperamentvolle braune Stute Luna untergestellt hatte, einen Bauernhof.
Esther war eine leidenschaftliche Reiterin, und sie arbeitete, wann immer es ihre Zeit erlaubte, auch mit behinderten Kindern, die sie sehr behutsam an den Umgang mit Pferden gewöhnte. Die großen Erfolge, die sie damit bei vielen erzielte, spornten sie stets von Neuem an.
Mit Thomas war sie zum ersten Mal hier. Er selbst war kein Reiter, bewunderte jedoch Esthers Engagement und freute sich über den Anblick ihrer schönen Stute. »Es ist herrlich, Esther«, antwortete er voll ehrlicher Begeisterung. »Wir sollten uns öfter die Zeit nehmen, am Wochenende hierher zu fahren.«
Sie schlang einen Arm um seine Hüfte. Anders als ihr Zwillingsbruder Adrian Winter war Esther sehr zierlich, Thomas überragte sie um mehr als einen Kopf. Er zog sie noch näher zu sich heran und gab ihr einen Kuss. »Was hältst du davon?«
Sie lachte vergnügt. »Na, ich wäre begeistert. Aber du weißt ja, wie die Realität aussieht. Ich habe öfter Wochenenddienst – und du verbringst ja samstags oder sonntags auch regelmäßig etliche Stunden an deinem Schreibtisch in der Kurfürsten-Klinik, um Dinge zu erledigen, für die dir während der Woche die Zeit fehlt.«
»Auch wieder wahr«, gab er zu.
Hinter ihnen rief jemand laut: »Guten Morgen. Wieso sitzen Sie noch nicht auf Luna, Frau Dr. Berger?«
Sie drehten sich um. Ein junges Paar kam auf sie zu, beide dunkelhaarig und schlank, beide sehr attraktiv. Sie hielten einander an den Händen und leuchteten förmlich vor Glück.
Esther hatte Thomas am vergangenen Abend bei ihrer Ankunft erzählt, dass Ramona und Michael Harkenroth erst vor Kurzem geheiratet hatten. »Eine richtige Liebesheirat«, waren ihre Worte gewesen. »Sie haben sich hier beim Reiten kennengelernt, ich war dabei. Liebe auf den ersten Blick, Thomas. Da hat wirklich der Blitz eingeschlagen. Das ist erst ein halbes Jahr her, und jetzt sind sie schon verheiratet.«
Er hatte nur gemurmelt: »Bei uns hat auch der Blitz eingeschlagen, erinnerst du dich?« und sie so leidenschaftlich geküsst, dass sie nicht einmal mehr hatte antworten können.
»Guten Morgen!« sagte Esther jetzt, und Thomas schloss sich an. Esther hatte ihn am Abend zuvor mit den Harkenroths bekannt gemacht.
Das junge Paar stand jetzt vor ihnen. Ramona sah fragend von einem zum andern. »Sie wollen sich uns also bei unserem Ausritt nicht anschließen?«
Thomas fand, dass es an der Zeit war für ein Geständnis. »Ich reite gar nicht«, sagte er verlegen. »Ich habe nur meine Freundin hierher begleitet, weil sie mir immer so viel vorgeschwärmt hat von diesem Dorf, von den Pferden, von den Menschen – und von der schönen Umgebung hier. Und ich muss sagen, sie hat nicht übertrieben.«
Fassungsloses Erstaunen in den Gesichtern ihm gegenüber. »Sie reiten nicht?« wiederholte Michael Harkenroth. »Aber dann müssen Sie es unbedingt lernen, Herr Laufenberg!«
»Ich bin zu alt«, wehrte Thomas ab. »Wenn mich so ein Pferd abwirft, dann breche ich mir garantiert jeden Knochen, weil ich völlig untrainiert bin. Nein, nein, ich sehe Ihnen sehr gern zu, wie Sie elegant über die Felder fliegen, aber ich bleibe lieber fest auf meinen beiden Beinen stehen. So fühle ich mich am wohlsten.«
»Das kann ich gar nicht glauben«, entgegnete Ramona. Sie drehte mit einigen energischen Handgriffen ihre langen Haare zusammen und stopfte sie unter die Reiterkappe, die sie nun aufsetzte. »Sie sollten es wenigstens probieren, Herr Laufenberg, sonst können Sie das doch gar nicht richtig beurteilen.«
»Es ist aussichtslos, Frau Harkenroth«, versicherte Esther. »Ich habe schon versucht, ihn eines Besseren zu belehren, aber er ist fest davon überzeugt, dass es schöner ist, Pferden zuzusehen, als selbst auf einem zu sitzen.«
Lachend und kopfschüttelnd verabschiedete sich das junge Paar. Genau wie Esther hatten die beiden ihre Pferde bei Familie Langhammer untergestellt.
»Nette Leute«, meinte Thomas. »Wenn sie nur nicht ständig versuchen würden, mich zum Reiten zu bekehren.«
Esther kicherte. »Hast du ihre Gesichter gesehen, als du gesagt hast, dass du nicht reitest? Das geht, glaube ich, überhaupt nicht in ihre Köpfe.«
»Den Eindruck hatte ich auch«, brummte er. »Was machen die eigentlich beruflich?«
»Irgendwas mit Computern«, meinte Esther. »Alle beide. Die kommen die ganze Woche nicht an die Luft, deshalb sind sie so gern hier. Sie machen das öfter, dass sie ein Wochenende verlängern. Anders als wir. Viel vernünftiger.«
Er lachte. »Und was machen wir jetzt?«
»Wir laufen ein bisschen«, schlug sie vor. »Und wenn du dich danach ausruhst, bewege ich Luna.«
»Ich hätte aber lieber, dass du dich mit mir ausruhst«, meinte er. »Allein ist ausruhen schrecklich langweilig.«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen Kuss. »Mal sehen, was ich für dich tun kann«, sagte sie. Dann nahm sie seine Hand und zog ihn mit sich fort. Sie hatten den Feldweg, der hinter dem Bauernhof direkt in den Wald führte, gerade erreicht, als sie vor sich Ramona und Michael Harkenroth in leichtem Trab im Wald verschwinden sahen.
*
Klaus Bühring bog von der Hauptstraße ab und hielt auf einem kleinen Seitenweg an. Dann stellte er den Motor aus und zog den Straßenatlas zurate. Er war lange nicht in Berlin und Umgebung gewesen. Sein Beruf als Entwicklungshelfer hatte ihn ins Ausland geführt, seiner Heimatstadt hatte er nur gelegentlich kurze Besuche abgestattet. Aber nun war er für zwei Wochen bei seinen Eltern in Kreuzberg und hatte sich vorgenommen, die Stätten seiner Jugend wieder aufzusuchen.
Hier irgendwo musste doch dieses Dorf gewesen sein, in dem er damals mit seiner ersten großen Liebe reiten gelernt hatte! Ihm fiel der Name des Orts nicht mehr ein, aber er wusste ganz genau, dass es in der Nähe von Köpenick gewesen war. Und er sah Ramona vor sich, wie sie elegant über die Felder geflogen war auf einem wunderschönen schwarzen Hengst. Sie war die viel bessere Reiterin gewesen als er – er hatte insgeheim viel zu großen Respekt vor Pferden, man hätte fast Angst sagen können. Zwar hatte er reiten gelernt, aber Ramonas Begeisterung dafür hatte er nicht aufbringen können. Natürlich hatte er das nicht zugegeben, er wollte ihr ja imponieren, wollte, dass sie ihn bewunderte. Und so war er ihr mit zusammengebissenen Zähnen gefolgt.
Er musste lachen bei dieser Erinnerung. Das würde ihm heute nicht mehr passieren! Sein Selbstbewusstsein war groß genug, um sich von Dingen fernzuhalten, die ihm nicht lagen. Er fand Pferde schön, aber er musste nicht unbedingt reiten.
»Da ist es!« rief er, als ihm plötzlich der Name des Dorfs ins Auge sprang. »Das kann doch gar nicht weit von hier sein!«
Er sah sich um, weil er nicht genau wusste, wie der Ort hieß, in dem er sich gerade befand und als er das Schild entdeckt hatte, beugte er sich wieder über die Karte. Höchstens vierzig Kilometer! Spontan entschloss er sich, einen Abstecher zu machen.
»Eine kleine Reise in die Vergangenheit«, murmelte er, als er den Wagen wieder anließ. »Mal sehen, ob ich etwas wieder erkenne. Aber vielleicht ist das Dorf gar kein Dorf mehr, sondern eine pulsierende Kleinstadt mit lauter Touristen aus Berlin-Mitte.« Er grinste über diese Idee und fuhr los. Eigentlich schade, dass er Ramona völlig aus den Augen verloren hatte. Sie war ein sehr nettes Mädchen gewesen, und er hätte gern gewusst, was aus ihr geworden war. Er beschloss, in Berlin im Telefonbuch nachzusehen – vielleicht fand er sie ja, und sie hatte Lust, mit ihm einen Kaffee zu trinken und ein wenig über die alten Zeiten zu plaudern.
Beschwingt von dieser Vorstellung begann er leise vor sich hin zu pfeifen. Ein schöner, etwas klarer Tag war das. Wie geschaffen für einen Ausflug in die Vergangenheit.
*
»Willkommen zu unserem Wochenende in der Notaufnahme«, sagte die Internistin Dr. Julia Martensen, als sie gemeinsam mit Dr. Adrian Winter am Samstag die Kurfürsten-Klinik betrat. Julia war fast fünfzehn Jahre älter als er, was man ihr jedoch nicht ansah. Sie war eine schlanke, sehr hübsche Frau, mit modisch kurz geschnittenen brünetten Haaren.
»Oh, hallo, Julia, ich hab’ dich gar nicht gesehen.«
»Und worüber hast du nachgedacht?« erkundigte sie sich.
»Über Thomas Laufenberg«, gestand er.
Sie sah ihn verwundert an. »Wieso das denn? Ihr habt doch jetzt gar keine Probleme mehr miteinander, oder haben sich etwa neue ergeben?« Julia war fast von Anfang an ganz begeistert vom neuen Verwaltungsdirektor gewesen, und deshalb hatte sie seinerzeit öfter versucht, Adrian davon zu überzeugen, dass er sich in dessen Beurteilung täuschte.
»Nein, nein«, wehrte er fast erschrocken ab. »Im Gegenteil, ich schätze ihn jetzt wirklich sehr, und ich glaube zu wissen, das beruht auch auf Gegenseitigkeit. Aber wir siezen uns immer noch, und es gibt Leute, die das komisch finden.«
»Ich zum Beispiel«, sagte sie prompt. »Und deine Schwester vermutlich auch«, setzte sie nach einer kurzen Pause lächelnd hinzu, denn natürlich wusste sie, dass Esther und Thomas Laufenberg seit einiger Zeit ein Liebespaar waren. Julias Verhältnis zu Adrian war fast freundschaftlich, sie sprachen gelegentlich über private Dinge.
»Nicht nur Esther, auch Frau Senftleben. Aber ich weiß einfach nicht, wie ich die Kurve kriegen soll, Julia. Ich bin ja auch ein bisschen jünger als er. Muss nicht immer der Ältere dem Jüngern das ›Du‹ anbieten?«
Sie blieb stehen und lachte herzlich. »Ja«, antwortete sie schließlich, »normalerweise ist das wohl so. Aber du bist doch sonst kein Mensch, der es mit solchen Förmlichkeiten so genau nimmt. Warum verhältst du dich nicht einfach so, wie dir zumute ist? Würdest du ihn gern duzen oder nicht?«
»Das ist es ja gerade. Eigentlich ist es mir so, wie es im Augenblick ist, ganz angenehm. Und ich glaube, ihm geht es genauso. Aber wenn andere das komisch finden, verunsichert mich das.«
»Quatsch!« sagte seine resolute Kollegin. »Kümmere dich nicht darum. Wenn du dich wohlfühlst, ist alles in Ordnung. Es kann dir doch gleichgültig sein, ob ich das zum Beispiel merkwürdig finde. Der richtige Zeitpunkt für eure Verbrüderung wird schon kommen.«
Sie hatten die Notaufnahme erreicht, wo ihr Kollege, der Assistenzarzt Bernd Schäfer, sie bereits erwartete. Er hatte Julias letzte Worte aufgeschnappt. »Mit wem willst du dich verbrüdern, Adrian?« wollte er wissen.
»Mit niemandem«, antwortete Adrian wahrheitsgemäß und wurde einer weiteren Diskussion enthoben, da Oberschwester Walli rief. »Wir erwarten ein Unfallopfer mit schweren Schädelverletzungen!«
Julia und Adrian beeilten sich mit dem Umziehen und standen ebenso bereit wie Bernd, als die Sanitäter wenige Minuten später den angekündigten Patienten im Laufschritt hereintrugen.
*
»Ach, das war ein wunderschöner Ritt, Micha«, sagte Ramona, als sie in gemächlichem Schritt nebeneinander aus dem Wald zurück zum Langhammerschen Bauernhof ritten.