Nueces-Fehde - G.F. Barner - E-Book

Nueces-Fehde E-Book

G. F. Barner

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Beschreibung

Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails. G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität. Das ist San Antonio. Die Stadt liegt in der südlichsten Ecke des Staates Texas. Dort, wo in einer halben Meile Entfernung der Fluß mit dem gleichen Namen seinen Weg in den Golf von Mexico sucht. Einen Vierteltagesritt entfernt die Stadt Floresville. Sie ist unbedeutend, winzig. Und hier fängt diese Geschichte an. Einsam – eine halbe Meile von der Stadt nach San Antonio entfernt – ein zweckgebundener roter Ziegelbau. Ein Schild über dem Eingang mitten in der langen Mauer: ›Staatsprison of Texas‹. Tausend Flüche – ungezählte Seufzer hinter diesen kahlen Mauern. Niemand, der einmal hier gewesen ist, will auch nur erinnert werden. Nun – es ist jetzt dunkel. Und der Mann auf dem großen Pferd seufzt bitter, als er den Schein der vielen Laternen über den Mauern sieht. »Du solltest nicht mehr daran denken, Jesse!« sagt eine tiefe Stimme. Der Mann auf dem Pferd räuspert sich, sagt: »Drei Jahre, Mister, und sie haben an mir gefressen, wie sie nur an einem unschuldigen Mann fressen können. Ich bin jetzt draußen, Emmery. Aber ich werde sie finden, alle – oder auch nur den einen, der mir diesen Spaß eingebrockt hat. Er wird sehr schnell in meine Eisen sehen.« »Ich weiß. Und deshalb bist du nun schon vierzehn Tage in meinem Palast, weil du wie ein Tiger losbrechen wolltest, als ich dich herausholte, Captain.«

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G.F. Barner – 176 –

Nueces-Fehde

G.F. Barner

Das ist San Antonio. Die Stadt liegt in der südlichsten Ecke des Staates Texas. Dort, wo in einer halben Meile Entfernung der Fluß mit dem gleichen Namen seinen Weg in den Golf von Mexico sucht.

Einen Vierteltagesritt entfernt die Stadt Floresville. Sie ist unbedeutend, winzig.

Und hier fängt diese Geschichte an.

Einsam – eine halbe Meile von der Stadt nach San Antonio entfernt – ein zweckgebundener roter Ziegelbau. Ein Schild über dem Eingang mitten in der langen Mauer: ›Staatsprison of Texas‹. Tausend Flüche – ungezählte Seufzer hinter diesen kahlen Mauern. Niemand, der einmal hier gewesen ist, will auch nur erinnert werden.

Nun – es ist jetzt dunkel.

Und der Mann auf dem großen Pferd seufzt bitter, als er den Schein der vielen Laternen über den Mauern sieht.

»Du solltest nicht mehr daran denken, Jesse!« sagt eine tiefe Stimme.

Der Mann auf dem Pferd räuspert sich, sagt: »Drei Jahre, Mister, und sie haben an mir gefressen, wie sie nur an einem unschuldigen Mann fressen können. Ich bin jetzt draußen, Emmery. Aber ich werde sie finden, alle – oder auch nur den einen, der mir diesen Spaß eingebrockt hat. Er wird sehr schnell in meine Eisen sehen.«

»Ich weiß. Und deshalb bist du nun schon vierzehn Tage in meinem Palast, weil du wie ein Tiger losbrechen wolltest, als ich dich herausholte, Captain.«

Der Mann auf dem Pferd sagt hart: »Emmery, ich bin nur ein verdammter Rebell, und du bist Major der Blaujacken gewesen. Aaah, du bist so seltsam in deiner Dankbarkeit. Yeah, damals siegten wir zuerst. Du ranntest einer Kanonenkugel mit deinem Bein in den Weg. Nun – ich fand dich gerade noch rechtzeitig. Aaah – wir waren ziemlich wütend aufeinander. Ihr vom Norden und wir vom Süden. Doch ich konnte dich nicht verbluten lassen. Das war es. Verdammt – jetzt bist du hier in diesem Jail der Oberboß, hast das Kommando über den ganzen Verein. Und dann hast du in den Listen meinen Namen gefunden. Du hast viel Geld ausgegeben, weil du nicht an meine Schuld glauben konntest. – Captain Jesse Stuart ist kein Mörder – was? Nun gut, du hast den Beweis erbringen können, daß ich hier drei Jahre für irgend jemand gesessen habe, der nicht zu finden ist. Gut – ich werde ihn jetzt suchen. Und finden!«

Major Emmery Scott steht auf dem Vorbau seines Hauses, das außerhalb der Mauern liegt. Sein Holzbein knarrt, als er an die Brüstung tritt.

Auch Jesse Stuart treibt seinen Schecken näher an ihn heran. Die Lampe bescheint sein Gesicht. Die Säbelnarbe läuft über den linken Backenknochen bis zu den blaugrauen Augen, zieht sich herunter zu einem dünnlippigen Mund.

Jesse Stuart nimmt langsam den Stetson ab.

»Jesse – damals wurden wir Brüder! Du in deinem sandfarbenen Rock und ich in meinem blauen. Ohne dich wäre ich längst unter den Stiefelhügeln. Halte jetzt deinen Mund, Jesse. Du wirst dir von deiner Haftentschädigung eine kleine Herde kaufen und sie nach Leaky treiben. Nimm dieses Heft. – Zum Teufel, du nimmst es! Das sind Schecks, die du bei jeder Bank präsentieren kannst. Wenn du es nicht anders haben willst, bin ich jetzt dein Partner. Du legst das Geld für uns beide an. Vielleicht komme ich dich dann eines Tages besuchen – Bruder. Dann wirst du ein großer und geachteter Rancher sein!« murmelt Emmery Scott leise.

Er schiebt Jesse das dünne Heft in die Brusttasche.

»Jetzt bist du wieder ein Narr, Emmery. Was ist, wenn ich vorher einer Kugel in den Weg laufe – he? Dann hast du deinen großen und geachteten Rancher nur geträumt! Well – ich nehme dein Geld. Ich werde mir einige Boys in San Antonio suchen – vielleicht auch gleich eine Herde. Auf meinem Land sitzt niemand, hast du gesagt. Nun – diese Pinkertons wissen alles und kennen jeden Trick. Aber den Mörder von Pat Higgins haben sie nicht finden können. Nur einen Mann, der den Mord auf seinen Befehl ausgeführt hat. Vielleicht hätte dieser Hundesohn doch noch etwas länger leben sollen, um den Namen seines Hintermannes zu nennen. Jetzt muß ich ihn suchen. Yeah – irgend etwas ist nicht richtig mit meiner Quelle. Und deshalb habe ich drei verdammte Jahre hier gesessen. Wenn ich nur wüßte, was es ist! Well – ich ­reite jetzt nach San Antonio und werde mir meinen Besitztitel vom Vermessungsbüro holen. Bruder – vielen Dank für das Pferd und die Ausrüstung. Du hast die teuersten und prächtigsten Sachen mit deinem Geld bezahlt. Dieser Schecke hier hat dich ein kleines Vermögen gekostet. Ich kann es sicher nie wieder ausgleichen. Nun – du willst es so haben. Jetzt bist du mein Partner – du sollst es nicht eine Minute bedauern müssen. Ich werde dir bald schreiben. Leb wohl, Emmery!«

Sie reichen sich die Hände. Jesse Stuart zieht seinen Schecken herum.

Hinter ihm sagt Emmery Scott warnend: »Lander Break ist in der Stadt. Schlag ihn nicht gleich tot, wenn du ihn treffen solltest!«

»Dieser Hundesohn von einem Aufseher. Hoffentlich läuft er mir in den Weg, Bruder!« sagt der Mann auf dem Schecken.

»Schlage ihn nur nicht tot, Jesse«, warnt Major Emmery Scott.

Er ist aufrichtig besorgt, denn er kennt den Zorn Jesse Stuarts. Yeah, er kann nicht anders als rauh und hart kämpfen. Und das hat Jesse getan. Dort, wo der Nueces entspringt, besitzt Jesse Stuart, der Captain der Südstaatenarmee, ein Stück Land, auf dem er viertausend Hufe weiden lassen kann. Um dieses Land hat er gekämpft, bis man ihm den Mord an Pat Higgins anhängte. Er wurde zu sieben Jahren Jail verurteilt, von denen er drei hier verbrachte. Jetzt ist er frei. Und nun sucht er den Mann, der ihm den Spaß eingebrockt hat.

Jesse Stuart atmet tief die Luft ein. Er reitet und seine Gedanken sind voller Unrast, je weiter er sich Floresville nähert.

Der Weg ist voller Staub und Wagenspuren vor der Einfahrt in die Mainstreet.

Diese Stadt ist der Landeplatz für die kleinen und großen Schiffe, die auf dem San Antonio in die Bay von Refugio wollen.

Jetzt ist die Zeit drei Stunden vor Mitternacht. Die Menge strömt auf den­ Gehsteigen entlang – schiebt und drängt sich durch die Schwingtüren in die Hotels hinein und heraus.

Das ist ein Bild, das weit zurück in der Erinnerung Jesse Stuarts liegt. Sein Blick wandert beinahe gleichgültig über die Leute hinweg.

So kommt er die Straße entlang und sucht unter den vielen Bars sich den prächtigsten Bau aus.

Er steigt aus dem Sattel, geht die Treppe langsam empor.

Er stößt die Schwingtür zurück und geht langsam mitten durch die quirlende Menge zum Tresen.

Jesse bestellt seinen Whisky.

Das Glas rutscht schlitternd aus der Hand des Keepers – bleibt genau vor seinem Platz stehen.

Jetzt trinkt er schnell und hastig. Er schluckt – zwinkert mit den Augen, denn es brennt wie Feuer in seinem Hals.

Er wischt sich die Tränen aus den Augen – sieht dabei in den Spiegel über dem Flaschenregal.

Und jetzt hat er seinen Verdruß.

Mitten im Raum steht Lander Break. Er hat mehr getrunken, als ein Mann vertragen kann, wenn er eine bestimmte Sache anfangen will.

Er kämpft gegen die Nebel in seinem Gehirn an. Und er ist halbwegs wieder nüchtern, als er in die Bar kommt.

»Hey, Frazer, seit wann gehört es sich in deinem Bau, daß ein verdammter Mörder Whisky ausgeschenkt bekommt?«

Links und rechts neben Jesse sehen sich die Männer an.

In weniger als einer halben Minute steht Jesse allein an der Bar.

Lander Break ist fast so groß wie Jesse Stuart. Er trägt einen achtunddreißiger Colt am Gurt. Und seine Hand nähert sich dem Kolben.

»Stuart, du Bastard, ich rede mit dir. Im Jail konnte ich dir nicht zeigen, was du für ein verdammter Wolf in meinen Augen bist. Darum werde ich es jetzt tun. Dreh dich nur um – Hundesohn!« gurgelt Lander Break wild.

»Keine Schießerei in meinem Palast, Break. Mister – fangen Sie nichts an, was mich den Marshall dieser Stadt rufen lassen müßte!« sagt der Keeper überstürzt und warnend.

»Ich bin nicht wild auf eine Schießerei, Freund. Aber niemand läßt sich gern einen verdammten Mörder nennen. Ich kam nur herein, um einen Whisky zu trinken. Mehr wollte ich nicht. Sagen Sie es diesem Mister dort, Freund.«

»Du Halbaffe, du bist von derselben Art wie Emmery Scott. Weiß der Teufel, warum er dich aus den Gittern gelassen hat. Vielleicht ist er auch so ein verdammter Mörder wie du!« heult Break voller Gift ihn an.

»Mister, du bist betrunken, sonst würdest du nicht Emmery Scott mit deinem verfaulten Atem beleidigen. Break – du verdienst nur eine Kugel. Mehr bist du nicht wert. Es kann sein, daß du es so haben willst. Aber du bist einfach zu klein für mich. Hau ab – ich kann deinen Anblick nicht ertragen!«

Fluchend greift er nach der Whiskyflasche auf dem Tisch.

»Du feiger Hund – hier hast du es!« schrillt Break und schleudert die Flasche aus der Hüfte heraus.

Blitzschnell duckt sich Jesse herunter. Klirrend zerbricht der große Spiegel hinter ihm.

Jetzt ist er richtig wild auf den gro­ßen Mann. Kreischend stürzt er vorwärts.

Doch der große Mann ist schneller. Seine Faust schießt an den Kopf Lander Breaks. Dann kracht die Handkante Jesses dem Aufseher in das Genick.

Break fällt wie ein gefällter Baum auf die Dielen.

Die Zuschauer starren Jesse ungläubig an.

Stuart steigt über Lander hinweg, geht ruhig zum Tresen.

»Noch einen Whisky – Mister!« sagt er eiskalt.

Der Keeper beeilt sich höllisch, das Glas über die Platte zu schieben.

»Partner – ich sah noch nie einen Mann mit zwei Schlägen einen Kampf beenden. Zum Teufel – in den Fäusten dieses Misters steckt eine ganze Ladung Dynamit!« keucht einer der Cowboys.

»Stranger – Sie gefallen mir. Wenn Sie einen Job suchen, Sie können ihn bei mir bekommen!« sagt ein mittelgroßer Mann.

Jesse sieht ihn an, schüttelt langsam den Kopf. Dieser Mann gefällt ihm nicht. Er sieht aus, als wenn er mit Coyoten und Hyänen zusammen aufgezogen worden ist.

»Tut mir leid, Mister, ich bin nur auf der Durchreise. Trotzdem vielen Dank!« sagt er leicht.

»Mein Name ist Ben Haley, vielleicht überlegen Sie es sich noch?« murmelt der Mann.

»Vielleicht, Haley, vielleicht!« sagt der große Mann ruhig. Und dabei fragt er sich, warum dieser Mister ihn so voller Mißtrauen ansieht.

Lässig wirft er einen Zehndollarschein auf die Platte. »Die Old Hen­nessyflasche dort, Freund. In diesem Palast werde ich sicher nicht mehr ruhig meinen Whisky trinken können!« sagt er. Dann dreht er sich um und geht durch die Menge zur Tür. Sie sehen ihm alle nach. Doch dann verstummen ihre Reden. Mitten in der Schwingtür steht breitbeinig der Nachtmarshal dieser Stadt.

Er sieht Jesse kühl und wachsam an.

»Mister, waren Sie das? Zum Teufel, Lander Break wird einige Wochen in seinem Bett liegen müssen. War es nötig, daß Sie ihn so verprügelten?« sagt er grollend.

Jesse mustert ihn lange. Er sieht kein Erkennen in den Augen des Mannes. Und trotzdem ist dieser Mister mit ihm in der Texasbrigade gewesen.

Das ist Spencer Talbot.

»Spencer, du verschwendest nur deine Zeit, wenn du diesen Hundesohn bedauerst. Nun – wenn du es genau wissen willst, frage den Keeper dort. Ich will keinen Krach. Das ist alles.«

Der Marshall zuckt beim Klang von Jesses Stimme zusammen.

Dann sagt er grinsend: »Captain, he, du bist doch nicht etwa dieser Mister, der drei Jahre unschuldig in Major Scotts Gitterkäfig saß? Sag nur nicht, daß du es wirklich bist, denn dann verprügele ich Break noch ein wenig mehr!«

Jesse nickt müde.

»Doch, das bin ich, Partner. Dieser Hundesohn wollte es nicht anders haben. Ich würde gern mit dir ein Glas zusammen schwenken, Spencer. Aber ich brauche viel frische Luft. Das verstehst du doch, was?«

»Sicher, ich halte dich nicht auf, Captain.«

Jesse verläßt die Bar.

Er zieht seinen Schecken aus der Reihe der Pferde – schwingt sich in den Sattel. Dann reitet er schnell die Straße herunter aus der kleinen Stadt.

Die alte Verwegenheit des Reiters packt ihn, als er den Weg am San Antonio erreicht. Er gibt dem Schecken die Hacken zu spüren – bringt ihn in einen schnellen und raumgreifenden Galopp.

Auf einer Lichtung, die nur einen Steinwurf von San Antonio entfernt ist, steigt er aus dem Sattel. Dann hat er den Schecken an einem Busch angebunden, streift sich das Hemd über den Kopf.

Nun – er weiß es nicht genau, wann er zum letzten Mal in einem Fluß gebadet hat. Jetzt nutzt er es aus und planscht eine Weile im Wasser herum. Die Strömung ist hier mächtig stark und er ist ein ganzes Stück von seinem Lagerplatz entfernt, als er wieder ans Ufer steigt.

Dann bleibt er ruckartig stehen.

Gar nicht weit von ihm entfernt hört er das Krachen vieler Revolverschüsse.

Und dann merkt er, daß sich der Kampf immer näher an seinen Platz heranschiebt.

Jetzt rennt er auf seinen Schecken zu. Fluchend steigt er in seine Hosen – zieht das Hemd an.

Die Eisen liegen gerade um seine Hüften, als er das Zirpen einiger Kugeln über sich hört.

Er weiß nicht, wer da kommt. Aber in diesem Land fragt man nicht, wenn jemand schießt.

Mit hastigen Fingern löst er die Eisen aus den Schlingen, nimmt die Mündungen hoch.

Hufschlag. Rücksichtslos treibt ein Reiter seinen Broncho den Weg entlang.

Er hängt schief im Sattel. Aber in seiner rechten Faust schimmert ein Revolver.

Jetzt sieht er plötzlich den großen Mann und die beiden Eisen, die auf seine Brust zeigen.

Er denkt nicht daran, seinen Colt zu gebrauchen.

»Mister, wer du immer auch bist, laß mich vorbei. Verdammt, sie kommen keine Minute hinter mir. Und sie wollen meinen Skalp. Stranger – ich muß nach San Antonio. Meine Partner warten auf mich!« seufzt er stöhnend.

Er rutscht aus dem Sattel, lehnt sich keuchend gegen die Flanke des Bronchos. Dann rafft er sich auf, als der Hufschlag mehrerer Reiter sich nähert.

Sein Pferd läuft von einem Schlag auf die Hinterhand angetrieben zu dem Schecken hinüber.

»Warum sind sie hinter dir her, Fremder?« murmelt Jesse hastig.

»Sie gehören zu einem wilden Rudel Rustler. Und sie wollen mir das Geld meines Ranchers abjagen. Mister, jetzt ist es zu spät – ich habe keine Chance mehr. Verdammt, meine Partner werden denken, daß ich ein räudiger Skunk bin!«

Er blickt auf seine linke Schulter herunter, auf der sich der blutige Fleck langsam vergrößert. Dann tritt er einige Schritte zur Seite, weil er Jesse nicht in seinen Verdruß hineinziehen will.

Sie kommen den Weg zum Fluß entlang.

Der Cowboy hebt den Colt, richtet ihn den Reitern entgegen.

Sie halten an. Dann sehen sie auch Jesse.

»Verdammt, da ist noch so ein verdammter Kuhtreiber! Nun, Coulder, gib den Haufen Greenbacks heraus. Du kannst ohne sie zu deinen Partnern reiten!« sagt einer aus dem Rudel. Und der große Mann erkennt ihn an der Stimme. Das ist Ben Haley, der ihn in seinen Verein aufnehmen wollte. Jetzt antwortet der Cowboy neben Jesse.

»Ich weiß, wie du bist, Haley! Ein Wolf, der sich das nimmt, was ihm am meisten gefällt. Und ich hätte nicht die Spur einer kümmerlichen Chance, wenn du erst die Greenbacks in deiner Tasche hättest. No, Mister, ihr seid drei Mann. Aaah, als ihr vorhin Dustan Bride aus dem Sattel fegtet, fandest du das Geld nicht bei ihm. So war es doch, was? Aber du wußtest gleich, daß nur ich es haben konnte. Verdammt – den Boß habt ihr erwischt und ich weiß, daß er tot ist.

Du Hundesohn – nun – dann hole es dir, wenn du es nicht anders haben willst. Aber du wirst den Weg über die Mündung meines Colts machen müssen!« sagt der Flüchtling keuchend.

Coulder schwankt, er ist verwundet und hat eine Menge Blut verloren. Darum wird er hier nicht mehr kämpfen können. Doch im Schatten eines Busches steht Jesse Stuart.

Ben Haley hat noch vor einer knappen Stunde mit ihm gesprochen. Doch jetzt erkennt er ihn nicht, weil es zu dunkel ist auf der Lichtung.

»Coulder, einem kann die Weide in diesem Land nur gehören. Und ich bin der Mann, der sie sich erobert hat. Dabei wurde eure Mannschaft in alle Himmelsrichtungen gejagt. Well, dein Boß ist über den Jordan, denn er war einfach zu schwach, gegen meine Crew zu kämpfen, Mister, er hat mich noch vor seinem Tod geschlagen.

Zum Teufel – er hat die Box Irving an die Bank verkauft. Das war sein letzter Streich. Aber er hat nicht mehr viel von ihm gehabt. Und du hast das Geld, Freund. Zweitausend Dollar. Warte, jetzt hole ich sie mir!«

Jesse hebt sein Eisen und sagt gedehnt: »Haley, du bekommst ihn nicht und auch nicht sein Geld. Mister, ich bin auch noch da!«

Jetzt erkennt der Raubrancher ihn an der Stimme, und er sagt wild: »Dieser langbeinige Captain, was? Halten Sie sich heraus – oder Sie bekommen dasselbe wie Jeff Coulder.«

»Langsam, immer ruhig! Wenden Sie Ihren Gaul und verschwinden Sie mit Ihren drei Boys von diesem Platz. Ich sage es nicht noch einmal! Los – reiten Sie!« sagt der große Mann eisig.

Er hebt die Mündungen seiner Eisen noch um einige Zoll weiter. Der Raub­rancher flucht grollend. Dann wendet er seinen Gaul.

Und jetzt wirft sich der große Mann mit einem riesigen Satz seitwärts in die Büsche.

Ben Haley dreht seinen Gaul. Aber als er fast herum ist, schießt er auf Jesse.

Klatschend fegt die Kugel in den Boden. Keinen Yard von dem Platz entfernt, an dem Jesse vor einem Atemzug gestanden hat.

Jeff Coulder läßt sich vornüberfallen. Und feuert auf den äußersten Reiter neben Haley. Jetzt schießt Jesse Stuart. Ben Haley bekommt das Blei einen Fuß unter der Schulter in die Seite. Er stürzt ohne einen Laut vom Pferd. Und sein Colt brüllt noch, als er schon fast tot ist.

Jeff Coulder spürt den Einschlag der Kugel dicht vor seinem Gesicht. Er flucht, schießt in die Richtung auf seine Verfolger weiter.

Dann ist es mit einem Schlag still.