Old Jims Geheimnis - Heidi Ulrich - E-Book + Hörbuch

Old Jims Geheimnis E-Book und Hörbuch

Heidi Ulrich

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Beschreibung

Josch ist überglücklich. Nicht nur, dass er in Weston eine neue Familie gefunden hat, auch sein alter Freund, der Cowboy Old Jim, bleibt im Städtchen. Doch schon bald beginnt Josch sich zu wundern. Was ist nur auf einmal mit Old Jim los? Was verheimlicht er? Ist vielleicht etwas dran an den Gerüchten, die Mrs. Morris Freundin verbreitet hat? Joschs Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt ... Wie Josch in all den turbulenten Ereignissen lernt, seinem himmlischen Vater immer mehr zu vertrauen, ist wunderschön zu lesen und es bleibt spannend bis zur überraschenden Aufklärung von Old Jims Geheimnis. Schöne Zeichnungen, die zur Handlung passen, machen Freude und runden das Bild ab. JM ab 8 Jahre. Die Josch-Triologie von Heidi Ulrich im Überblick: Band 1: Der Junge mit dem Cowboyhut Band 2: Old Jims Geheimnis Band 3: Spuren im Tal der Silberbirken

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Seitenzahl: 241

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Zeit:5 Std. 13 min

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Impressum

© 1. Auflage 2022 der eBook-Auflage byChristliche SchriftenverbreitungAn der Schloßfabrik 3042499 Hückeswagenwww.csv-verlag.de

 

Umschlaggestaltung: Brockhaus Dillenburg

Innenillustration: Astrid Elter

eBook-Erstellung:ceBooks Verlag Alexander RempelIn der Klaus 1852379 Langerwehewww.ceBooks.de

 

ISBN 978-3-89287-982-4(eBook)

ISBN 978-3-89287-892-6 (Buch)

 

Dieses eBook darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, eReader, etc.) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das eBook selbst, im von uns autorisierten eBook-Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

 

Inhalt

Impressum

Aufregende Neuigkeiten

Begegnung am Bahnhof

Abbie kommt auf die Farm

Tubulenter Schulanfang

Gespräche unter Männern

Was ist los mit Old Jim?

Joschs Geburtstag

Rätsel um Spinnen und Scheunen

Das Baseballspiel

Von richtigen Jungen und echten Damen

Mrs. Morris schöpft Verdacht

Der Schneesturm

Ein Bündel Zehn-Dollar-Scheine

Mrs. Morris lässt nicht locker

Ein echter Skandal

Der Täter

Bald ist Weihnachten

Ein Treffen bei Old Jim

Jetzt ist Weihnachten

Teilen macht froh

Band 1

Band 3

Josua Lewis rannte die Hauptstraße entlang, die durch das Städtchen Weston führte. Er musste sich beeilen, wenn er die Arztpraxis seines Vaters erreichen wollte, bevor Mrs. Morris dort angekommen war. Sie konnte unglaublich schnell sein – trotz ihrer Schmerzen im Knie – wenn es darum ging, eben erfahrene Neuigkeiten weiterzusagen. Normalerweise war Josch das ja egal. Aber in diesem Fall musste er einfach schneller sein als sie. Diese Neuigkeit wollte er Pa selber erzählen!

Keuchend kam Josch an dem Holzhaus mit dem weißen Arztschild an – und sah gerade noch Mrs. Morris grünen Rüschenrock in der Eingangstür verschwinden. War sie ihm doch zuvorgekommen! „Von wegen Knieschmerzen“, stieß Josch atemlos hervor und lehnte sich an die Hauswand, um wieder Luft zu bekommen. Bestimmt berichtete Mrs. Morris die Sache jetzt schon im Wartezimmer, und gleich, wenn sie an der Reihe war, würde sie es im Sprechzimmer Pa erzählen. „Nein“, dachte Josch, „das soll sie nicht. Die wird sich wundern!“

Vorsichtig bog er die Zweige der Jasminhecke auseinander, schlüpfte durch die Lücke und schlich an der Hauswand entlang. Er lugte um die Ecke, kletterte dann auf den untersten Zweig des Apfelbaums und klopfte an ein Fenster.

Drinnen sah Miss Molly überrascht von der Arbeit auf. „Nanu“, dachte sie, „wer klopft denn hier hinten ans Fenster? Der Eingang ist doch vorne!“ Dann erkannte sie Josch. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie stand auf und öffnete das Fenster. „Du bist es, Josch“, sagte sie. „Was gibt es denn?“ „Ich muss Pa etwas ganz Dringendes sagen“, flüsterte Josch. „Sind viele Leute im Wartezimmer?“ Miss Molly überlegte. „Im Moment ist nur Mrs. Walters da“, antwortete sie. „Und dann ist gerade noch Mrs. Morris gekommen.“

„Deshalb ist es ja so dringend“, erklärte Josch. „Ich will Pa etwas erzählen, bevor Mrs. Morris es tut. Sie hat es nämlich auch schon gehört, bloß weil sie immer zu Old Jim und mir rüber gelauscht hat, obwohl sie sich eigentlich mit Mrs. Watson unterhalten hat. Und dann, plötzlich, ist sie losgelaufen, weil sie einen Arzttermin hat, sagte sie. Und jetzt plaudert sie bestimmt gleich alles aus!“

„Davon kannst du ausgehen“, bestätigte Miss Molly. „Ich weiß zwar nicht, worum es geht, aber ich sehe ein, dass du vor Mrs. Morris mit deinem Pa reden musst. Komm erst mal rein, Junge.“ Josch kletterte so leise wie möglich über das Fensterbrett in den Raum. Ein Tisch und ein Stuhl standen darin, ein Regal mit kleinen Dosen und Flaschen und in der Ecke eine Waschschüssel. Außerdem gab es zwei Türen. Eine führte ins Wartezimmer und eine in den Behandlungsraum von Dr. Lewis.

Miss Molly winkte Josch näher heran. „Mr. Baker verabschiedet sich gerade“, flüsterte sie. „Dann kannst du schnell dazwischenhuschen!“ Sie lächelte Josch verschwörerisch zu. „Dringende Fälle gehen immer vor, sagt dein Pa.“ Josch grinste zurück. Miss Molly war einfach prima!

„So, jetzt ist er draußen.“ Miss Molly klopfte kurz an die Tür zum Sprechzimmer und öffnete sie dann. „Entschuldigen Sie, Doktor, aber ich habe hier noch einen dringenden Fall“, sagte sie. Josch schob sich an ihr vorbei. Der Arzt stand mit dem Rücken zu ihnen am Schreibtisch. „So? Wer ist es denn, Miss Molly?“ Er drehte sich um – und stutzte. „Josch“, sagte er verblüfft, „was machst du denn hier?“

„Ich muss dir was ganz Dringendes sagen, Pa“, sprudelte es aus Josch heraus. „Und ich wollte es dir erzählen, bevor Mrs. Morris es tut. Die kommt nämlich auch gleich zu dir.“ Der Doktor unterdrückte einen Seufzer. „Ah ja“, meinte er und sah Josch auffordernd an. „Dann rück mal raus mit deiner Neuigkeit!“

„Pa“, platzte Josch heraus, „stell dir vor, Old Jim bleibt hier! Hier bei uns in Weston, hat er gesagt. Er hat Arbeit bekommen bei Mr. Saddler im Mietstall und er hat auch zwei Zimmer, wo er wohnen kann.

Und Old Jim sagt, dass er für immer hierbleiben will!“

Dr. Lewis hatte gespannt zugehört, genauso wie Miss Molly, die in der halb offenen Tür stehen geblieben war. „Na, das ist aber wirklich eine gute Nachricht“, antwortete er. „Ich hatte, ehrlich gesagt, auch schon ein bisschen Angst, dass es Old Jim wieder zurück in den Westen zieht.“ Er legte Josch eine Hand auf die Schulter. „Ich freue mich darüber, mein Junge.“ Josch strahlte über das ganze Gesicht. „Ich freu mich auch ganz schrecklich doll. Und ich musste es dir unbedingt sofort sagen.“ Plötzlich sah er unsicher aus. „War das schlimm?“, fragte er. „Ich mein, weil ich mich dazwischengedrängelt habe.“

Dr. Lewis fuhr Josch mit der Hand durch das braune, zerzauste Haar. „Nein, das war nicht schlimm“, sagte er. „Ich weiß doch, wie sehr du Old Jim magst.“ Und mit einem Seitenblick auf Miss Molly fügte er hinzu: „Dringende Fälle gehen eben immer vor! – So, jetzt muss ich aber wieder an die Arbeit!“ „Mach’s gut, Pa!“, Josch drehte sich um und schlüpfte aus der Tür.

 

„Old Jim bleibt hier, Old Jim bleibt hier“, sang Josch vor sich hin, als er kurze Zeit später die Landstraße entlanglief. Zu Hause musste er seine Neuigkeit auch unbedingt loswerden. Ma und die Mädchen würden sich riesig freuen, dass der alte Cowboy Jim hier bei ihnen bleiben würde.

„He, was ist denn mit dir los? Wir rufen ständig hinter dir her und du hörst überhaupt nichts!“ Joschs Cousin Ben und sein Freund Luke Walters erreichten ihn atemlos. Josch grinste die beiden an. „Ich hab euch wirklich nicht gehört“, antwortete er, „bestimmt, weil ich immer an Old Jim denken muss!“ „An Old Jim? Wieso das denn?“ Ben schaute ihn verwundert an. „Weil er für immer hierbleibt! Er hat es mir vorhin gesagt. Er kann bei Mr. Saddler im Mietstall arbeiten, und er geht nicht zurück in den Westen! Gut, was?“ Triumphierend sah Josch die beiden Jungen an.

„Mensch, prima!“ Ben boxte seinen Cousin in die Seite. „Deshalb hast du also nichts mitgekriegt eben.“ Dann fügte er hinzu: „Es wär schlimm für dich gewesen, wenn er weggegangen wär, oder?“ Josch nickte. „Ja“, sagte er. „Sehr. Deshalb bin ich ja auch so schrecklich froh, dass er bleibt.“

„Woher kennst du Old Jim eigentlich?“, schaltete Luke sich ein. „Ich kenn ihn von der Ranch weiter im Westen, wo ich früher gewohnt habe“, erklärte Josch. „Er hat dort als Cowboy gearbeitet, wie mein Pa, mein richtiger Vater, weißt du?“ Luke nickte. Er hatte schon gehört, dass Dr. Lewis und seine Frau eigentlich Onkel und Tante von Josch waren. Aber weil seine Eltern nicht mehr lebten, hatten sie ihn in ihre Familie aufgenommen und Josch sagte jetzt auch „Pa und Ma“ zu ihnen.

„Ma ist schon gestorben, als ich noch ganz klein war“, erzählte Josch weiter. „Und Pa hatte einen Unfall, als ich sieben war. Und da habe ich dann bei Old Jim gewohnt, bis ich hierhin, nach Weston, gekommen bin.“

„Und jetzt bleibt er auch hier“, ergänzte Ben. „Das ist echt prima, Josch.“ „Meinst du“, kam es dann zögernd von ihm, „meinst du, wir dürfen mal reiten, wenn Old Jim im Mietstall arbeitet?“

Ben war beinahe genauso ein Pferdenarr wie Josch. Aber zu Hause auf der Farm gab es nur die beiden Arbeitspferde und das Reitpferd seines Vaters. Darauf durfte Ben nur ganz selten reiten. Josch nickte mit glänzenden Augen. „Bestimmt dürfen wir das. Old Jim schafft es sicher, dass Mr. Saddler es erlaubt. Aber ich muss jetzt weiter. Ma und die Mädchen wissen nämlich noch gar nichts von der Sache. Macht’s gut!“ Er rannte davon.

 

Mrs. Morris war inzwischen in das Behandlungszimmer von Dr. Lewis gebeten worden. Sie hatte sich längst überlegt, wie sie dem Arzt ihre Neuigkeit so dramatisch wie möglich schildern könnte. Ihn interessierte es sicher brennend. Schließlich war seine Familie mit dem Cowboy Jim Harris befreundet. Was für ein Glück, dass sie mitbekommen hatte, wie Old Jim Josch von seinen Zukunftsplänen berichtet hatte!

„Guten Tag, Herr Doktor“, flötete Mrs. Morris und rauschte an ihm vorbei in das Sprechzimmer. Sie sagte immer „Herr Doktor“, obwohl die meisten ihn einfach „Doc“ nannten. Nun, Mrs Morris war eben eine gebildete Frau und wollte, dass das auch möglichst viele Leute bemerkten.

„Guten Tag, Mrs. Morris“, antwortete Dr. Lewis. „Wie geht es Ihnen?“

„Ach, das Übliche, Sie wissen ja, mein Knie, mein Knie!“ Sie seufzte und setzte eine leidende Miene auf. Dann nahm sie auf dem Stuhl Platz, der dem Schreibtisch des Arztes gegenüberstand. Dr. Lewis setzte sich ebenfalls.

„Aber wissen Sie“, fuhr Mrs. Morris dann in vertraulichem Ton fort, „es passieren ja glücklicherweise immer wieder Dinge, die einen alle Schmerzen vergessen lassen!“

Dr. Lewis unterdrückte ein Schmunzeln. „Soso“, sagte er.

Mrs. Morris rutschte auf die vorderste Kante ihres Stuhles und beugte sich etwas über den Schreibtisch. „Sie ahnen ja nicht, was ich erfahren habe, Herr Doktor! Soeben hörte ich aus sicherer Quelle, dass wir hier in Weston bald einen neuen Mitbürger bekommen. Und es handelt sich dabei … nun, es handelt sich dabei um – Mrs. Morris machte eine effektvolle Pause – „Ach, Sie meinen Old Jim“, fiel ihr der Doktor ins Wort. „Mr. Harris, wollte ich sagen“, verbesserte er sich. „Ich habe bereits gehört, dass er hierbleibt.“

Mrs. Morris Mund klappte ein paarmal auf und zu. Ungläubig starrte sie den Arzt an. „Sie … Sie wissen es bereits?“, brachte sie endlich hervor. „Hat er es Ihnen etwa schon gestern erzählt?“ „Nein, ich habe es eben erst vor einigen Minuten erfahren.“ Dr. Lewis lächelte liebenswürdig, obwohl er am liebsten laut herausgelacht hätte. Die gute Dame sah aus wie ein lebendig gewordenes Fragezeichen!

Mrs. Morris überlegte fieberhaft. Im Wartezimmer war doch nur Mrs. Walters gewesen, und der hatte sie wohlweislich nichts von der Neuigkeit erzählt, so schwer ihr das auch gefallen war. Wer konnte es dann, schneller als sie, in der Praxis berichtet haben?“

„Nun“, fuhr Dr. Lewis fort, „wir freuen uns natürlich sehr, dass Mr. Harris hierbleibt, aber kommen wir doch jetzt zu Ihnen, Ma’am. Was haben Sie für Beschwerden an Ihrem Knie?“ Mrs. Morris schluckte einmal, dann schaffte sie es zu sagen: „Nun ja, es schmerzt halt wieder.“ Mit ihren Gedanken war sie allerdings nicht bei der Sache. Nur eins war jetzt wichtig: Wer war schneller gewesen als sie? So etwas konnte es doch einfach nicht geben! Es ärgerte sie furchtbar, dass ihr dieser Triumph so verdorben worden war. Aber, sie würde es schon noch herausfinden!

 

„Jetzt hat sie wenigstens den ganzen Tag etwas zum Grübeln“, sagte Dr. Lewis später zu Miss Molly, „und denkt nicht ständig an ihr Knie.“ Immer noch vor sich hin schmunzelnd ging er zurück in sein Sprechzimmer.

 

Zwei Tage später gab es noch eine Neuigkeit, die für die Familie Lewis sehr interessant war. Joschs Cousine Priscilla kam nachmittags zum Haus des Doktors gerannt. „Ich weiß was!“, rief sie schon am Gartentor, „was ganz Tolles!“ Sara und Debbie kamen angelaufen, dicht gefolgt von Josch. „Was denn?“, wollten sie wissen. „Es kommt noch jemand nach Weston, zwar nicht für immer, wie Old Jim, aber trotzdem für längere Zeit.“ Priscilla musste erstmal Luft holen, bevor sie weitersprechen konnte. „Es kommt ein Mädchen zu uns, sie heißt Abbie und sie ist die Tochter von Mas früherer Schulfreundin. Sie wohnt ziemlich weit weg von hier in einer richtig großen Stadt, und sie ist ganz oft krank gewesen in diesem Jahr. Und da hat der Arzt gesagt, dass sie eine Luftveränderung braucht“, erzählte Prissy weiter. „Aber nicht nur kurz, sondern für längere Zeit. Und da hat Mas Freundin gefragt, ob Abbie zu uns kommen kann, weil die Luft hier auf dem Land viel besser ist als bei ihnen in der Stadt. Ma und Pa haben ‚Ja‘ gesagt, und jetzt kommt sie her. Sie bleibt den ganzen Winter über hier bis zum Frühling. Hach, ich freu mich ganz schrecklich!“ Prissys Augen strahlten. „Hoffentlich wird sie meine Freundin“, fügte sie hinzu. „Das wünsch ich mir ganz doll!“

Josch grinste. „Was sagt denn Ben dazu?“, fragte er. „Ach der“, antwortete Priscilla. „Er hat gesagt: ‚O nein, nicht noch ein Mädchen!‘ Aber er hat ja auch keine Ahnung!“

„Wie alt ist denn diese Abbie?“, wollte Sara wissen. „Elf, genau wie ich. Deshalb freu ich mich ja auch so! Aber ich muss es unbedingt noch Mary und Ruthie erzählen. Macht’s gut!“ Priscilla rannte weiter.

 

Abends erfuhren sie dann noch Genaueres über die Sache. Die komplette Familie von der Farm kam anspaziert: Onkel James, Tante Betty, Ben, Prissy, Timothy, Becky und Klein-Davie. „Wir hatten Lust auf einen Ausflug“, erklärte Tante Betty und lachte. „Wir haben unser Abendessen eingepackt und uns einfach auf den Weg gemacht!“ „Eine gute Idee!“ Ma umarmte ihre Schwägerin und begrüßte dann den Rest der Familie. „Kommt alle rein. Andy ist zwar noch nicht da, aber lange kann es eigentlich nicht mehr dauern.“

Tante Bettys Auflauf wurde zusammen mit Mas in den Ofen geschoben und eine halbe Stunde später saßen sie um den großen Küchentisch. „Ein bisschen eng, aber dafür gemütlich“, sagte Ma. Debbie schob die Gardine zur Seite und schaute durch das Fenster. „Da kommt Pa!“, rief sie.

Doktor Lewis sah erstaunt auf die große Runde am Tisch. „Das ist ja vielleicht eine Überraschung“, meinte er. „Schön, dass ihr da seid!“ Er gab seiner Frau einen Kuss auf die Wange. „Tut mir leid, dass ich so spät dran bin“, entschuldigte er sich. „Wartet ihr schon lange?“ Er ging zu dem Becken an der Wand, um sich die Hände zu waschen.

„Wir sind kurz vor dem Verhungern, Bruderherz“, sagte Onkel James und rieb sich den Magen. „Wenn du dich also bitte beeilen würdest …“ Er grinste. „Glaub ihm kein Wort“, schaltete sich Tante Betty ein. „Das Essen ist gerade erst fertig und wir sitzen höchstens eine Minute am Tisch.“ Onkel James zwinkerte Josch zu, der ihm gegenüber saß und Josch grinste zurück. Onkel James machte immer irgendwelche Späße.

Es wurde ein vergnügtes Abendessen. Die Unterhaltung drehte sich natürlich hauptsächlich um Abbie, das Mädchen, das bald auf die Farm kommen sollte. „Es wird schon mehr Arbeit geben“, sagte Tante Betty, „aber wir haben mit den Kindern geredet und sie haben versprochen, mitzuhelfen. Ich konnte meiner Freundin den Wunsch einfach nicht abschlagen.“ Ma nickte. „Das kann ich verstehen“, antwortete sie.

„Ich würde gern ihre Freundin sein“, sagte Priscilla. „Hoffentlich mag sie mich.“ „Bestimmt wird sie dich mögen“, antwortete Ma. „Weißt du, sie wird deine Freundschaft brauchen können, wenn sie so weit von ihrer Familie getrennt ist. Bestimmt ist sie am Anfang traurig. Freunde können da wie Sterne sein, die das Dunkle heller machen.“

Nach dem Essen las Pa noch etwas aus der Bibel vor. Von Jonathan las er, der Davids bester Freund war, und der zu ihm hielt, auch als es schwer wurde. Prissy kannte die Geschichte. Von dem Volk Israel handelte sie, von dem großen König Saul, der den Hirtenjungen David plötzlich hasste, weil der im Kampf erfolgreicher gewesen war als er selbst. Saul wollte David töten, aber Jonathan, sein Sohn, verhinderte das. Er hielt zu David, seinem Freund, weil er wusste, dass sein Vater Saul im Unrecht war. Und später, als David auf der Flucht war, da kam Jonathan zu ihm und machte ihm Mut.1 „Ich will’s versuchen“, nahm Prissy sich vor, „ich will versuchen, ’ne richtig gute Freundin für Abbie zu sein!“

 

Ben stieß Josch unter dem Tisch an. „Hoffentlich ist diese Abbie nicht so ’ne verwöhnte Stadtpuppe“, flüsterte er. Josch grinste. „Und wenn doch, dann wird uns schon was einfallen!“ Ben nickte. „Allerdings“, gab er zurück. „Da fällt uns bestimmt ’ne Menge ein!“

1Die Bibel, 1. Samuel Kapitel 20 und Kapitel 23,15-18

Eine Woche später war es dann so weit. „Ma, Becky und ich fahren gleich mit der Kutsche nach Roseville zum Bahnhof“, erklärte Prissy ihrer Cousine Debbie. „Wir holen Abbie und ihre Mama ab. Deshalb können wir heute nicht mit dir spielen.“ Debbie nickte. „Dann geh ich zu Timothy“, sagte sie. „Vielleicht spielt er mit mir.“ Sie lief über den Hof und verschwand in der Scheune. Timothy verbrachte beinahe jede freie Minute auf dem Heuboden, denn dort wohnte Miss Amelia, die kleine Katze. Jeder andere würde sie für eine ganz normale Scheunenkatze gehalten haben, aber für Timothy war sie etwas Besonderes. Miss Amelia war seine Katze, sie gehörte ihm ganz allein, und das war für ihn so ziemlich das Schönste, das er sich vorstellen konnte. „Bist du da oben, Tim? Darf ich raufkommen?“ Timothy zögerte einen Moment. Normalerweise spielte er am liebsten allein mit Miss Amelia, aber Debbie war auch ganz vernarrt in Katzen. Und sie besaß keine eigene, die sie streicheln konnte, wann immer sie wollte. „Ja!“, rief er zurück, „komm rauf!“.

Debbie kletterte die Leiter hinauf und bahnte sich einen Weg durch das Heu. „Hallo Tim!“, sagte sie. „Guten Tag, Miss Amelia!“ Sie hockte sich neben ihren Cousin und streichelte das schnurrende Kätzchen. „Sie hat heute schon zwei Mäuse gefangen“, berichtete Timothy stolz. „Und guck mal, was ich für sie gemacht hab!“ Er zeigte auf eine kleine Kiste, die mit Heu und einer Decke ausgepolstert war. „Darin kann sie schlafen“, erklärte er.

„Das sieht ja gemütlich aus“, meinte Debbie. „Ein richtiges kleines Katzenbett.“

Timothy stellte die Kiste zurück an ihren Platz. „Ich muss gehen“, sagte er. „Ich soll Ben noch im Stall helfen.“ Er stand auf und klopfte sich ein paar Heuhalme von der Hose. „Du … du kannst ja noch hierbleiben, wenn du magst“, sagte er zögernd. „Dann ist Miss Amelia nicht so lange allein.“ Er kletterte die Leiter hinunter. „Danke, Tim!“, rief Debbie ihm nach.

 

Priscilla, Becky und ihre Mutter waren inzwischen unterwegs zum Bahnhof. Die Stadt Roseville lag fünf Meilen von Weston entfernt und es gab dort zwei Kirchen, zwei Gemischtwarenläden und noch ein paar andere Geschäfte. Das Wichtigste aber war der Bahnhof. Auch wenn dort nur dreimal in der Woche ein Zug hielt, gab er den Leuten in Roseville doch das Gefühl, nicht allzusehr von der großen weiten Welt abgeschnitten zu sein.

„Was meinst du, Ma, wie Abbie aussieht?“, fragte Prissy.

„Ich weiß es nicht, Kind.“

„Meinst du, sie ist größer als ich? Und – ob sie wohl blond ist? Vielleicht hat sie ja Locken.“ Es klang sehnsüchtig. Prissy hätte für ihr Leben gern Locken gehabt, aber ihr Haar war braun und glatt und lockte sich nicht das allerkleinste Bisschen. „Ist ja auch egal“, meinte sie schließlich. „Hauptsache, sie ist nett.“

„Das glaube ich bestimmt“, machte Tante Betty ihr Mut, „Abbies Mutter ist auf jeden Fall sehr nett.“

„Aber nicht alle Kinder sind nett, bloß weil ihre Mamas es sind“, warf Becky ein. „Mrs. Walters find ich nämlich nett, aber Tony nicht. Er ärgert mich immer. Und dabei ist er doch ihr Sohn!“

„Er ist ja auch ein Junge“, erklärte Prissy. „Nettigkeit geht eben meistens auf Mädchen über!“

Sie hatten keine Zeit mehr, dieses Thema weiter zu erörtern, weil sie plötzlich vor dem Bahnhof angekommen waren. Sie kletterten vom Kutschbock, und Tante Betty band die Pferde an einer Stange fest.

„So, Mädchen“, sagte sie, „dann kommt. Hoffentlich ist der Zug pünktlich.“

Prissys Herz pochte laut, als sie auf dem Bahnsteig ankamen. Nicht mehr lange und sie würde Abbie kennenlernen!

Der Zug war noch nicht da. Zwei Männer in Anzügen standen neben ihren Koffern und dann war da noch eine Frau, die wohl auch verreisen wollte. Drei Kinder wuselten um sie herum und sie hatte eine Menge Taschen bei sich. Dann waren noch ein paar Leute ohne Gepäck da, die wahrscheinlich auch jemand abholen wollten.

Becky war zum allerersten Mal in Roseville. Sie staunte einfach alles an: das Bahnhofsgebäude, die Leute und die vielen Pferdekutschen, die ständig über die Straße fuhren. So viel Betrieb war in Weston nicht!

„Ma, was machen wir eigentlich, wenn sie gar nicht in dem Zug sind?“, wollte Priscilla wissen.

„Dann werden wir bei ihnen zu Hause anrufen“, beruhigte Tante Betty sie. „Bei Bakers im Laden gibt es nämlich ein Telefon, weißt du? Und die Familie von Abbie hat auch eins. Das hat mir ihre Mutter geschrieben.“

Prissy nickte. Sie hatte einmal beobachtet, wie jemand in ein Telefon gesprochen hatte. Man hielt sich einfach so ein schwarzes Ding ans Ohr und dann konnte man Leute reden hören, die meilenweit weg wohnten. Man konnte auch selber etwas sagen und man brauchte dabei nicht einmal zu schreien. Man wurde am anderen Ende verstanden, auch wenn man ganz normal laut sprach.

„Neumodischer Kram“, hatte Miss Molly dazu gemeint. Aber Pa hatte schon ein paarmal geseufzt: „Ich wünschte, wir hätten auch eins!“ Prissy stellte sich das Telefonieren sehr lustig vor.

„Du, Prissy, guck mal, wer da ist! Da hinten!“, rief Becky plötzlich aufgeregt. Priscilla sah sich um. „Das ist ja Old Jim!“, wunderte sie sich. „Dürfen wir zu ihm laufen, Ma? Bitte, ja?“ Aber Tante Betty schüttelte den Kopf. „Nein Prissy, hier sind jetzt zu viele Leute auf dem Bahnhof. Hinterher verliere ich euch noch. Wir halten lieber nach Abbie Ausschau!“

„Aber der Zug ist ja noch gar nicht da. Nur ganz kurz, Ma!“, bettelte Priscilla.

„Ich habe ‚Nein‘ gesagt, Prissy!“, erinnerte Tante Betty sie.

Seufzend stellte Prissy sich neben ihre Schwester. Von dem Zug war wirklich noch gar nichts zu sehen. Wieder schaute sie zu Old Jim herüber. Was machte er bloß hier am Bahnhof? Er würde doch nicht heimlich abreisen wollen? Aber nein, er hatte doch letzte Woche erst gesagt, dass er für immer in Weston bleiben wollte. Old Jim musste etwas anderes vorhaben. „Aber wen könnte er denn schon vom Zug abholen?“, fragte Prissy sich.

Doch Old Jim wartete überhaupt nicht auf irgendjemand. Er ging zügig auf das Bahnhofsgebäude zu und kam einige Zeit später mit einer Kiste bepackt wieder heraus. Er hievte sie auf seinen Wagen. Dann kletterte er auf den Kutschbock. Er wollte gerade losfahren, als ein Mann hinter ihm her auf die Straße stürzte.

„Sie da!“, rief er und winkte dem Cowboy zu, „Sie haben noch etwas vergessen. Da steht noch eine Kiste, die Ihnen gehört!“

Prissy verfolgte die Sache gespannt. Bestimmt hatte Old Jim sich sein restliches Gepäck aus dem Westen schicken lassen und holte es jetzt ab.

Aber warum sah er beinahe ärgerlich aus, als der Mann ihn jetzt zurückholte? Er kletterte noch einmal vom Kutschbock herunter und folgte dem Mann. Als Old Jim dann wieder zum Vorschein kam, trug er eine kleinere Kiste auf der Schulter. Er ging ziemlich nah an Prissy, Becky und ihrer Mutter vorbei. Sah er sie wirklich nicht? Oder … wollte er sie nicht sehen? „Old Jim!“, rief Becky plötzlich. „Hallo, Old Jim!“

Der Cowboy zuckte zusammen. Er blieb stehen und kam dann auf sie zu.

„Oh, ihr seid es“, sagte er. „Tag, Prissy, Tag, Becky. Guten Tag, Ma’am.“ Er lüftete kurz seinen Hut.

„Wir warten auf Abbie und ihre Mama“, erklärte Becky ihm. „Sie kommen mit der Eisenbahn. Und was machst du hier?“

„Becky“, mahnte Ma.

„Ich? Ich hol mein Gepäck hier ab. Hab es mir nachschicken lassen“, antwortete Old Jim. „Aber – ich muss mich ein bisschen beeilen. Wiedersehen die Damen.“

Der Cowboy nickte ihnen kurz zu und ging weiter. Irgendwie wirkte er nervös, fand Prissy. Er schaute sich noch einmal kurz zu ihnen um, bevor er die Kiste auf den Wagen lud. Dann kletterte er hastig auf den Kutschbock und fuhr davon.

 

Priscilla hatte keine Zeit mehr, sich über Old Jim zu wundern, denn plötzlich hörte man etwas Zischen und Schnaufen: Die Eisenbahn kam!

Becky starrte das schwarze, prustende Ungetüm an, das jetzt im Bahnhof hielt. Irgendetwas quietschte furchtbar laut, Dampf quoll aus der Eisenbahn, die Türen öffneten sich und dann stiegen die Leute aus. Prissys Hände waren ganz kalt vor Aufregung. Da kam ein Mann, da noch einer, da war ein Mädchen … „Ma, ist sie das?“ Tante Betty schüttelte den Kopf. „Das glaube ich nicht. Sie kommt doch zusammen mit ihrer Mutter!“

Prissy suchte weiter. Da war eine Dame mit einer riesigen lilafarbenen Feder am Hut. Bei jedem Schritt wippte sie auf und ab. Lustig sah das aus. Dann kamen noch zwei Frauen. Sie unterhielten sich so eifrig, dass sie beinahe in einen Mann mit einem dicken Bauch hineingelaufen wären. Priscilla kicherte.

Becky zupfte ihre Mutter am Ärmel. „Das sind sie bestimmt, Ma!“ Sie zeigte auf eine Dame in einem blass grünen Kleid. Neben ihr stand ein Mädchen mit blondem Haar. Die beiden sahen sich suchend um.

„Ja, das sind sie!“ Ma winkte der Dame zu und ging ihr entgegen. „Caroline!“, rief sie.

„Betty!“ Die beiden Frauen fielen sich in die Arme. „Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen! Ich habe mich so auf euch gefreut!“ „Und ich erst.“

Abbies Mutter nahm ihre Freundin erneut in die Arme. Dann rückte sie ihren Hut zurecht und drehte sich zu ihrer Tochter um. „Abbie, dies ist meine Freundin Elisabeth Lewis. Und dies ist meine Tochter Abbie.“ Das Mädchen gab Mrs. Lewis die Hand.

„Guten Tag, Ma’am.“ Es klang schüchtern.

„Guten Tag und herzlich willkommen, Abbie“, sagte Prissys Mutter. Sie lächelte Abbie an. „Wenn du magst, bin ich ‚Tante Betty‘ für dich.“ Dann deutete sie auf ihre beiden Töchter. „Hier sind Priscilla und Rebecca. Sie konnten es kaum erwarten, euch kennenzulernen.“

Prissy und Becky begrüßten erst Mrs. Hopkins, dann gaben sie Abbie die Hand. „So“, meinte Ma, „dann fahren wir am besten nach Hause. Ihr seid sicher müde von der Reise.“ Sie winkte einen Gepäckträger heran und ging voraus zu ihrem Gespann. Becky kletterte zu ihrer Mutter auf den Kutschbock, die anderen fanden im Wagen Platz. „Hüh“, sagte Tante Betty, und die Pferde trotteten los.

Auf dem Heimweg redeten sie nicht sehr viel. Mrs. Hopkins stellte Prissy ein paar Fragen, aber Abbie sagte kein Wort. Ihre Hand umklammerte den Griff einer kleinen, braunen Tasche, aus der eine rote Schleife hervorlugte. Prissy hätte gerne gewusst, wozu die Schleife gehörte, traute sich aber nicht, danach zu fragen. „Sie sieht nett aus“, dachte sie. „Nur schrecklich still ist sie. Aber wahrscheinlich fühlt sie sich auch nicht besonders gut, wo sie doch weiß, dass ihre Mama übermorgen wieder nach Hause fährt und sie hierbleiben soll.“ Prissy stellte sich vor, wie es ihr wohl gehen würde, wenn sie an Abbies Stelle wäre. „Ich würde ganz schrecklich dolles Heimweh bekommen“, überlegte sie. „Es muss schlimm sein, so lange von seinen Eltern und Geschwistern fort zu sein.“ Prissy beschloss, sehr, sehr nett zu Abbie zu sein.

„Du hast eine schöne Tasche“, sagte sie. „Ich habe eine, die sieht ähnlich aus, nur, dass sie aus schwarzem Leder ist.“ Abbie lächelte kurz. „Ich habe sie zum Geburtstag bekommen“, antwortete sie.

Abbies Kleid war auch hübsch, stellte Prissy fest. Es war blau, genau wie ihre Augen, und es stand ihr gut zu ihren langen blonden Haaren. Sie fielen ihr offen über den Rücken, nur oben am Kopf wurden sie von einer Schleife zusammengehalten. Die Schleife war auch blau. Prissys Blick wanderte nach unten. Abbie trug Knopfstiefel aus weichem, braunen Leder. Sie sahen noch neu aus.

Prissy sah ihre eigenen, schwarzen Knopfstiefel an. Sie sahen kein bisschen neu aus, vorne waren sie abgestoßen, daran konnte auch keine Schuhcreme mehr etwas ändern. So feine wie Abbie müsste man haben … Prissy seufzte. Vielleicht besaß Abbie lauter so schöne, neue Sachen. Das Kleid von ihrer Mutter wirkte auch sehr elegant. Und dabei war doch heute bloß Dienstag, nicht Sonntag, oder so. „Wahrscheinlich sind sie sehr reich“, dachte Prissy und seufzte noch einmal. Ihre Familie war nicht reich.

Endlich fuhren sie in das Städtchen Weston ein. Prissy winkte den Walters-Zwillingen zu, die über die Straße liefen. Mary und Ruthie waren beinahe so gespannt auf Abbie, wie sie es selbst gewesen war. „Die beiden Mädchen da gehen in unsere Schule“, erklärte sie Abbie. „Sie heißen Mary und Ruthie. Und dann haben sie noch zwei Brüder. Sie heißen Luke und Tony.“

Ma nickte vom Kutschbock aus Mrs. Morris zu. Natürlich hatte sie gleich bemerkt, dass eine fremde Dame und ein Mädchen bei ihnen im Wagen saßen. Prissy konnte sehen, wie Mrs. Morris sich beinahe den Hals verrenkte und dann schnell auf den Gemischtwarenladen zustürzte. Bestimmt wollte sie dort Näheres über die Gäste der Familie Lewis erfahren!