Olymp 5: Die Prospektorin - Michael Marcus Thurner - E-Book + Hörbuch

Olymp 5: Die Prospektorin E-Book und Hörbuch

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Das Jahr 1550 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Seit über 3000 Jahren reisen die Menschen zu den Sternen. Sie haben zahlreiche Planeten besiedelt und sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet. Sie haben Freunde ebenso wie Gegner gefunden, streben nach Verständigung und Kooperation. Besonders Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All geleitet hat, steht im Zentrum dieser Bemühungen. Mit der Gründung der Liga Freier Galaktiker tragen diese Bestrebungen inzwischen Früchte. Eine neue Ära des Friedens bricht an. Aber nicht alle Gruppierungen in der Milchstraße sind mit den aktuellen Verhältnissen zufrieden – sie hegen eigene Pläne. Rhodan wird in diese Aktivitäten verwickelt, als er zur Museumswelt Shoraz reist. Während Sichu Dorksteiger bei Olymp Angriffe der Tefroder abwehren muss, sitzt Perry Rhodan in Gefangenschaft. Von einer Mitgefangenen erfährt er Hintergründe des Geschehens. Sie berichtet aus erster Hand – denn sie ist DIE PROSPEKTORIN ...

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Zeit:3 Std. 56 min

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 5

Die Prospektorin

Ein Psychoduell im All – während eine interstellare Krise droht

Michael Marcus Thurner

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Der Direktor

2. Perry Rhodan

3. Onara Gholad

4. Perry Rhodan

5. Piri Harper

6. Mahé Elesa

7. Sichu Dorksteiger: Vor dem Gespräch

8. Mahé Elesa

9. Sichu Dorksteiger: Das Gespräch

10. Mahé Elesa

11. Onara Gholad: Das Gespräch

12. Mahé Elesa

13. Sichu Dorksteiger: Das Gespräch

14. Piri Harper

15. Perry Rhodan

16. Onara Gholad: Das Gespräch

17. Mahé Elesa

18. Der Direktor

Lesermagazin

Impressum

Das Jahr 1550 Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Seit über 3000 Jahren reisen die Menschen zu den Sternen. Sie haben zahlreiche Planeten besiedelt und sind faszinierenden Fremdvölkern begegnet. Sie haben Freunde ebenso wie Gegner gefunden, streben nach Verständigung und Kooperation.

Besonders Perry Rhodan, der die Menschheit von Beginn an ins All geleitet hat, steht im Zentrum dieser Bemühungen. Mit der Gründung der Liga Freier Galaktiker tragen diese Bestrebungen inzwischen Früchte. Eine neue Ära des Friedens bricht an.

Aber nicht alle Gruppierungen in der Milchstraße sind mit den aktuellen Verhältnissen zufrieden – sie hegen eigene Pläne. Rhodan wird in diese Aktivitäten verwickelt, als er zur Museumswelt Shoraz reist.

Während Sichu Dorksteiger bei Olymp Angriffe der Tefroder abwehren muss, sitzt Perry Rhodan in Gefangenschaft. Von einer Mitgefangenen erfährt er Hintergründe des Geschehens. Sie berichtet aus erster Hand – denn sie ist DIE PROSPEKTORIN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner nutzt seine Gefangenschaft, um Informationen zu erhalten.

Mahé Elesa – Die Prospektorin berichtet aus ihrer Vergangenheit.

Sichu Dorksteiger – Die Ator liefert sich ein Psychoduell mit Gholad.

Onara Gholad

1.

Der Direktor

»Dieses Problem kann warten!«, ließ Kostin Shalaufdag seinen Untergebenen über Funk wissen. »Ich bin beschäftigt.«

Die Störungen aus den Eingeweiden des Planeten kosteten ihn noch den letzten Nerv. Vor einigen Wochen war einer seiner Bäume während des künstlichen Herbstes eingegangen. Weil er sich in den entscheidenden Stunden mit den unverschämten Forderungen des Wächterkorps nach mehr Freizeit hatte auseinandersetzen müssen. Dieses dekadente Gesindel meinte, mehr als vier freie Tage pro Monat zu benötigen!

Shalaufdag betrachtete einen der Mikrobonsai unter der Lupe. Seine neueste Errungenschaft stammte von einem terranischen Züchter aus dem Damartonebel und war über Umwege in Shalaufdags Besitz geraten, über die der tefrodische Zoll besser nichts wissen sollte.

Sein Herz schlug schneller, als er die zarten Triebe der Maronenblattkiefer begutachtete. Ast für Ast, Zweig für Zweig verfolgte er die ausgezeichnete Arbeit seines Lieferanten. Die Verzweigungen waren exzellent, die Dichte ebenso, das Gesamtbild harmonisch. Schon war der traditionelle Luftschlangen-Aufbau zu erkennen.

Shalaufdag hatte einige Ideen, wie er dieser Schönheit weitere außergewöhnliche Elemente hinzufügen konnte. In den nächsten Wochen und Monaten würde er sich mit der sorgfältigen Entrindung und der Drahtung beschäftigen.

»Altec?«, fragte er leise.

Ein Mikroroboter, nicht mal einen Millimeter lang, gab sich mit einem roten Leuchten zu erkennen. Shalaufdags wichtigster Mitarbeiter klebte am Stamm der Maronenblattkiefer.

»Was hältst du davon? Bist du genauso begeistert wie ich, alter Freund?«

Der käferähnliche Roboter glühte grün auf und drehte sich mehrmals im Kreis.

»Was meinst du: Schaffen wir es damit zur Kokufu-Ten-Ausstellung? – Ich weiß, was du sagen möchtest: Natürlich schaffen wir es.«

Shalaufdag richtete sich ruckartig auf und schnaubte. Ärger und Wut brannten in ihm, während er eine unruhige Wanderung durch sein kleines Reich aufnahm. Vorbei an all den wunderbaren Bäumchen, keins größer als vier Zentimeter, die von Pflegerobotern umwuselt und sorgfältig gepflegt wurden, vorbei an Terrarien, in denen genetisch angepasste Kröten, Fische und Echsen darauf warteten, in die entstehende Feuchtlandschaft im Zentrum seiner Freizeitanlage gesetzt zu werden. Auch sie waren winzig.

»Ich komme einfach nicht weg von hier!«, lamentierte Shalaufdag. »Ich bin genauso ein Gefangener wie die Wächter und unsere ... Patienten. Adarem, dieser verfluchte Drecksklumpen! Warum habe ich mich bloß dazu hinreißen lassen, einem mehrjährigen Kontrakt als Leiter dieser Anstalt zuzustimmen?«

Shalaufdag kannte die Antwort auf diese Frage nur zu gut. Seine reiche und einflussreiche Familie hatte ihn gedrängt, endlich einer geregelten Arbeit nachzugehen. Darüber hinaus war es nach dem ersten Blick in Onara Gholads granatfarbene Augen um ihn geschehen gewesen.

Nein, sie hatte ihm niemals Versprechungen gemacht. Hatte nie mit ihm geflirtet und auch keine anrüchigen Andeutungen fallen lassen. Dennoch hatte er ohne Zögern der Aufforderung zugestimmt, als ihre Vertrauensperson auf Adarem zu wirken.

Ihre herrische Art, ihr Befehlston, ihre sparsamen und doch so deutlichen Worte ... Gholad sprach ihn auf eine Weise an, die er selbst nicht richtig verstand, die aber ganz gewiss eine sexuelle Komponente enthielt.

Wenn er sich recht erinnerte, hatte er mit einem gestotterten »Blebelleplepp« zugesagt, hatte seine sieben Sachen sowie die Bonsais zusammengepackt und war an Bord eines Raumschiffs gegangen. Um einige Wochen später auf diesem Stein- und Lehmklumpen zu landen, der nichts, aber auch rein gar nichts zu bieten hatte.

Dieses verfluchte Weibsstück! Was hatte es bloß mit ihm angestellt?

Shalaufdag hielt in seiner Wanderschaft inne und streichelte zärtlich über einen Kraut-Ahorn, dessen Äste dringend gekürzt und eingebunden gehörten.

»Ihr seid mein Trost, mein Halt«, sagte er leise. »Ohne euch würde ich auf Adarem verkümmern.«

»Herr, wir benötigen bitte deine Anweisungen!«, quäkte es aus einem Kommunikationsfeld, das zu seinem Leidwesen im Bonsaizimmer installiert worden war. »Wir können nicht länger warten!«

Begriffen diese Ignoranten denn nicht, wie sensibel seine Lieblinge waren? Ein einziges zu lautes Wort oder eine falsche Tonlage mochten unübersehbare Konsequenzen für die Gesundheit der Bäume und Sträucher haben.

Shalaufdag winkte das Sprachfeld herbei. »Was gibt es so Dringendes?«, fragte er flüsternd. »Sagte ich nicht, dass ich Ruhe benötige? Ich bin mit wichtigen Angelegenheiten beschäftigt.«

»Ich weiß, Herr. Aber es geht um diese besonderen Gefangenen. Sie machen Probleme.«

»Schon wieder? Habt ihr Ratte im Labyrinth mit ihnen gespielt? Sie durch die Gänge, Hallen und Horte gejagt? – Nein, nein, komm mir bloß nicht mit Ausflüchten! Ich weiß ganz genau, was ihr mit ihnen anstellt, wenn euch langweilig ist.«

»Ich schwöre bei den Heiligen, dass wir nichts getan haben, Herr. Die besondere Frau ist auf einen der beiden Männer losgegangen, hat ihm kräftig eine reingehauen und ist ins Labyrinth geflüchtet. Die beiden Gefangenen sind hinterher und ...«

»Ich will das Bildmaterial sehen«, unterbrach Shalaufdag den Wächter. »Jetzt gleich!«

»Gewiss, Herr.«

Eine Holoprojektion entstand im Raum. Shalaufdag regelte hastig ihre Leuchtstärke herunter und verkleinerte sie. Manche seiner Mikrobonsai vertrugen kein allzu grelles Licht.

In der Aufzeichnung war vage zu erkennen, dass sich die drei Gefangenen in einem Abstellraum unterhielten. Was sie sagten, war einerlei. Die Positronik kümmerte sich selbsttätig um die Auswertung des Gesprächs. Interessant war einzig und allein, mit welcher Vehemenz Mahé Elesa auf einen der Mitgefangenen eindrosch. Sie streckte ihn mit einem einzigen Fausthieb zu Boden. Um anschließend die Kammer zu verlassen und mit schneller werdenden Schritten davonzueilen.

Sonderbar. Da rührte sich erneut dieses wohlig-warme Gefühl in ihm, während Shalaufdag die Aufzeichnung immer wieder ansah.

Er mochte Mahé Elesa. Sie war eine starke Frau, die in ihrer Impulsivität vor nichts zurückschreckte. Sie hatte mehr als einmal ihre physische Robustheit bewiesen und sich im Labyrinth gegen schlauere, brutalere, gemeinere Gefangene durchgesetzt.

Er seufzte. Sexuelle Kontakte mit den Gefangenen waren ihm und allen Wächtern ausdrücklich untersagt. Er würde diese Anweisung ganz gewiss nicht brechen. Shalaufdag wusste, wie das Oberkommando mit Leuten umging, die Befehle missachteten.

»Macht das Übliche mit ihnen«, sagte er zum Wächter über Funk. »Und teilt sie einer neuen Abteilung zu.«

»Jawohl, Herr. Sollen wir sie voneinander isolieren?«

»Nein. Ich mag diese ... diese Gruppendynamik. Sie amüsiert mich.«

»Jawohl, Herr. Danke, Herr.«

Shalaufdag desaktivierte das Hologramm und die Komverbindung. Er glaubte, einige seiner Lieblinge erleichtert aufseufzen zu hören.

»Ich bin ja schon wieder bei euch«, sagte er zärtlich und wandte sich der Obstplantage rechts von ihm zu.

Die Ernte stand unmittelbar bevor. Heerscharen von Mikrorobotern machten sich bereit, winzige Früchte aus dem Geäst zu holen. Sie mussten dabei mit allergrößter Präzision vorgehen, um keine Schäden anzurichten.

Einige gelb leuchtende Roboter umkreisten die langen Reihen der Topfelbäume. Wenn Shalaufdag die Augen zusammenkniff, erkannte er rot-grüne Früchte, unter deren Gewicht sich die Äste weit nach unten bogen. Prall und saftig waren sie, beinahe einen Millimeter im Durchmesser. Ihr süßlich-bitterer Geruch kitzelte seine Nase.

Etwa zweihundert von ihnen passten auf einen kleinen Löffel. Der Saft von zehntausend Topfeln, einem sorgfältigen Gärungsprozess ausgesetzt, füllte ein Trinkglas.

Spaßeshalber hatte er einmal ausgerechnet, wie teuer ihn dieses eine Glas Topfelwein kam. Etwa fünfzig der Wächter müssten ein Jahr lang auf Adarem Dienst tun, um den Gegenwert eines solchen Glases zu verdienen.

2.

Perry Rhodan

Er rappelte sich auf und schüttelte benommen den Kopf. Mahé Elesa hatte ihm einen Kinnhaken verpasst, wie er ihn schon seit Jahren nicht mehr bekommen hatte.

Und das bloß, weil er ihr auf den Kopf zugesagt hatte, dass sie vor fünfzig Jahren die Entdeckerin der Ruinen von Shoraz gewesen war.

Perry Rhodan sah sich nach Ypheris Bogyr um. Er war nirgends zu sehen, war offenbar Elesa gefolgt.

Das an- und abschwellende Tönen eines Alarms machte es ihm nicht leichter, einen klaren Gedanken zu fassen. Er taumelte aus ihrem Versteck und wählte den Weg nach links. Er glaubte, während der kurzen Lärmpausen Fußgetrappel zu hören. Das von zwei Menschen, die davonrannten.

Rhodan trabte los. Langsam erst, dann allmählich schneller. Die sattsam bekannten Gänge ihres Gefängnisses entlang, Wege mit stahlgrauen Wandverschalungen und schwachem Licht, das nur trübe Schatten warf.

Rhodan wusste, dass überall Überwachungsdrohnen und Bewegungsmelder hingen. Sie waren oftmals zu klein, um sie mit bloßem Auge wahrzunehmen. Doch sie waren da – und sie lösten Alarm aus, sobald sich ein Gefangener zu schnell bewegte.

»Bleibt stehen, verdammt noch mal!«, rief er, als er glaubte, einen Blick auf Bogyr erhascht zu haben. »Wir müssen reden!«

Keine Reaktion.

Rhodans Kiefer schmerzte nach wie vor, doch eine Prellung war nichts im Vergleich zu dem Ärger, den er wegen des Verhaltens seiner Mitgefangenen verspürte.

Er brauchte weitere Informationen. Über das Gefängnis, über die Wächter, über Fluchtmöglichkeiten.

Mahé Elesa war davongelaufen wie von der Tarantel gestochen. Er hatte sie als vital und einfallsreich kennengelernt. Als eine Frau, deren Lebenswille trotz ihres langen Aufenthalts auf Adarem ungebrochen wirkte.

Warum handelte sie nun derart irrational? Was hatte er mit seinen Worten in ihr ausgelöst? Was war ihr Geheimnis?

Rhodan holte mit seinem ruhigen und gleichmäßigen Laufschritt allmählich auf. Nur noch wenige Meter, bis er Bogyr erreicht hatte ...

Beinahe wäre er in den sehnigen Mann hineingelaufen. Rhodan kam knapp hinter ihm zu stehen. Unmittelbar vor ihnen war ein Schott herabgefahren. Es trennte sie von Elesa.

Der Torbogen war metallen, der Korpus transparent. Die Wächter legten aus Sicherheitsgründen Wert darauf, jederzeit sehen zu können, wer auf der anderen Seite eines Gangschotts auf sie wartete.

Elesa stand neben dem Verschlussmechanismus und blockierte ihn mit einem Händedruck. Sie lächelte und wirkte zufrieden.

Bogyr aktivierte kurzerhand eine Sprechverbindung. »Lass den Unsinn!«, sagte er zu Elesa. »Du weißt genau, dass die Wächter jeden Augenblick hier sein können. Lass uns durch zu dir ...«

»Gar nichts werden sie tun, diese Lahmärsche.« Elesas Stimme hörte sich blechern an. Sie beugte sich zu ihrem Sprechfeld vor, atmete gut hörbar durch und sagte: »Für diese Jungs sind wir Laborratten, die sie nach Lust und Laune durchs Labyrinth jagen dürfen. Und sie haben ihren Spaß dabei. Aber glaubt mir: Mehr als ein, zwei Hände hacken sie einem nicht ab.«

»Wie bitte?«

»Meine Güte, du solltest dich mal sehen, Griff! Dir quellen die Augen zentimeterweit aus den Höhlen.« Elesa gluckste amüsiert.

Griff. Ja, damit war er gemeint. Aus einer Laune heraus hatte sich Rhodan Griff Malone genannt. Er wusste aus leidvoller Erfahrung, dass nicht jedermann in der Milchstraße gut auf den Mann namens Perry Rhodan zu sprechen war, die Wächter eines tefrodischen Gefängnisses erst recht nicht.

»War bloß ein Witz«, beschwichtigte Elesa. »Die Wächter sind ganz in Ordnung. Sie tun ihre Arbeit und leiden wie wir darunter, dass sie auf Adarem festsitzen.«

»Soll ich etwa Mitleid mit ihnen haben?«

»Nein. Aber du musst die Umstände hier verstehen lernen, du junger Schnösel.«

»Zuerst möchte ich verstehen, warum du mir eine verpasst hast und anschließend weggelaufen bist.«

»Das war bloß eine kleine, nun ja, Streicheleinheit. Wer konnte denn ahnen, dass du wie ein Sack Ertrusermehl zu Boden gehst? Hältst wohl nicht viel aus, Jüngelchen.«

»Ich bin älter, als ich aussehe. Ich mag es übrigens ganz und gar nicht, von oben herab behandelt zu werden. Auch nicht im Spaß, Mahé. Jetzt öffne das Schott, damit wir uns normal unterhalten können.«

Elesa senkte den Blick. »Verzeih«, sagte sie leise. »Ich habe zuweilen ein kleines Problem mit meinem Temperament.« Ihre Stimme wurde härter, fester. »Aber ich werde auf keinen Fall das Schott öffnen. Ich habe keine Lust mehr auf euch. Seht euch nach einem anderen Gesprächspartner um.«

»Dann wirst du wohl hier stehen bleiben und das Tor weiter blockieren müssen«, mischte sich Bogyr in die Unterhaltung ein. »Sobald du dich auch nur einen Schritt entfernst, öffne ich es.«

»Wir werden sehen, wer den längeren Atem hat!«, entgegnete Elesa mit einer gehörigen Portion Trotz in der Stimme. »Ich pinkle mir eher in die Hose, als euch zu öffnen.«

Rhodan bemerkte Schwankungen im Alarmton, die vor wenigen Sekunden noch nicht vorhanden gewesen waren. Beunruhigt sah er sich um. Was hatte diese Änderung zu bedeuten?

Abrupt kehrte Stille ein. Nur noch Bogyrs und sein Atmen war zu hören.

Und ein Zischen. Ein sattsam bekanntes Geräusch, das in Rhodan einen Fluchtreflex auslöste. Er hielt den Atem an und versuchte, das Schwindelgefühl zu ignorieren, das ihn überkam.

Der Gang wurde mit einem Gas geflutet. Es kam aus der Decke, aus den Seitenwänden, aus feinsten Düsen im Boden. Dünne Nebelschwaden umwaberten ihn und Bogyr, aber auch Elesa, die auf der anderen Seite des Schotts einfach nur dastand, apathisch und mit hängenden Schultern.

Sie kippte vornüber und prallte mit der Stirn gegen das Panzerglas, rutschte an der glatten Fläche entlang zu Boden.

Rhodan hielt weiter den Atem an, bewegte sich rückwärts. Weg von hier. Die Gefängniswärter konnten unmöglich den Gang in seiner gesamten Länge mit Lähmgas geflutet haben.

»Wir ... müssen ... müssen ...«, hörte er Bogyr mit müder Stimme sagen.

Rhodan entfernte sich torkelnd, desorientiert. Hinter ihm plumpste etwas schwer zu Boden. Was das wohl gewesen sein mochte? Was tat er hier eigentlich? Warum bewegte er sich, warum blieb er nicht einfach stehen?

Wer war er?

Er sackte vornüber und hatte gerade noch die Kraft, seinen Sturz mit den Händen abzufedern, bevor er auf dem kahlen Boden aufschlug. Seine Glieder fühlten sich wie Teigmasse an, während er dalag und ... ja, was ...?

Perry Rhodan atmete Schwärze ein und gab ihr erleichtert nach.

*

Er erwachte mit dem sattsam bekannten Brummschädel und richtete sich zögernd auf. Das Licht schmerzte in seinen Augen, so wie immer. Es roch nach Angebranntem, so wie immer.

Perry Rhodan war bereits zum wiederholten Mal von diesem verdammten Betäubungsgas ausgeschaltet worden. Was versprachen sich die Wächter davon, ihn und andere Gefangene immer wieder in die Bewusstlosigkeit zu schicken?

Zu seiner Überraschung entdeckte Rhodan einen Wasserspender. Er ging mit wackligen Beinen darauf zu und trank.

Der Zellaktivator in seiner linken Schulter sandte beruhigende Impulse an seinen Körper. Schon bald würden der Kopfschmerz und das Gefühl der Taubheit in den Händen vergessen sein.

Rhodan blickte sich um und entdeckte nichts, was er nicht schon kannte. Die Zelle war klein und bescheiden eingerichtet. Sie ähnelte allen anderen, die er auf Adarem bislang kennengelernt hatte. Gewiss wurde er beobachtet, die Wächter würden auf jede seiner Reaktionen achten.

Halt! Da war eine zweite, etwas kleinere und schmalere Tür. Etwa ein zusätzlicher Ausgang? Wollte man ihn erneut durch das Gefängnislabyrinth schicken?

Die Tür hatte einen altmodischen Griff, der leise quietschend nachgab. Rhodan trat ins Halbdunkel eines weiteren Raums, der das Spiegelbild seines eigenen darstellte.

Ypheris Bogyr lag dort auf der Pritsche, die Beine angezogen und leise vor sich hin stöhnend.

»Was soll dieses böse Spiel?«, fragte sich Rhodan, nicht das erste Mal seit dem Beginn seiner Gefangenschaft.

Die einfache Antwort war, dass jene, die ihn überwachten, einen ausgeprägten Sinn für Sadismus hatten. Sie fanden Spaß daran, Bogyr und Rhodan stets dann mit Gas zu betäuben, wenn die zwei Häftlinge auf ihrer Suche nach dem Warum ihres Gefängnisaufenthalts einen Schritt weitergekommen waren.

Doch diese Antwort war Rhodan zu einfach, zu billig.

Er rüttelte an Bogyrs Schulter. Der Terraner murrte und zog die dünne Decke, die jemand achtlos über ihn geworfen hatte, enger um seinen Körper.

Rhodan schätzte, dass Bogyr erst in einer halben Stunde zu sich kommen würde. Also ließ er ihn schlafen und kehrte in seine eigene Zelle zurück. Das Kopfweh konnte er dem vermeintlichen Agenten der Liga Freier Galaktiker nicht ersparen, ein wenig zusätzliche Ruhe schadete Bogyrs vom Nervengift malträtiertem Geist nichts.

Rhodan trank nochmals einen Schluck Wasser, setzte sich auf seine Pritsche und dachte nach.

Wer auch immer Rhodan nach Adarem verschleppt hatte, wusste offenbar nichts über seinen Charakter. Der Unbekannte glaubte, ihn unter Bergen von Gestein begraben und stumm halten zu können.

Er oder sie hätte mich schon töten müssen, um dieses Ziel zu erreichen, dachte Rhodan und schüttelte die letzten Reste eines Muskelkaters ab. Solange ich lebe, werde ich alles tun, um von hier wegzukommen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Er betastete sein Kinn. Elesas Hieb war ihm nach wie vor lebhaft in Erinnerung. Die Frau verstand ihr Handwerk. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es war gewiss nicht das erste Mal, dass sie zugeschlagen hatte.

Aus dem Nebenraum drang lautes Stöhnen, danach ein würgendes Geräusch. Bogyr kam zu sich, überraschend schnell.

Rhodan stand auf und ging zu seinem Schicksalsgefährten. Der hockte wie belämmert auf der schmalen Pritsche und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den Nacken.

»Wie ich mich freue, gleich nach dem Erwachen dein Gesicht zu sehen«, krächzte Bogyr. »Mahé wäre mir lieber gewesen.«