Oma Josie auf Hochzeitstour - Josie Schubert - E-Book

Oma Josie auf Hochzeitstour E-Book

Josie Schubert

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Beschreibung

Im dritten Teil der Oma-Josie-Trilogie kommt es in Las Vegas zur spektakulären Hochzeit von Luzi und Bill. Die ganze Stadt befindet sich in Feierlaune. Zuvor muss Luzi jedoch noch ein spannendes Abenteuer bestehen. Luzis Hochzeit ist nicht der einzige Höhepunkt in diesem Buch. Bill überrascht mit einem Flug nach Hawaii. Dort wartet bereits die nächste Sensation auf mich. Kommt es zu einem »Happy End« oder endet das Buch und somit auch die Trilogie mit einer faustdicken Überraschung? »Oma Josie auf Hochzeitstour« ist wieder ein heiterer Reiseroman mit vielen Informationen über Las Vegas und Hawaii. Unter anderem wird ausführlich eine hawaiianische Hochzeit beschrieben und auf die Natur und Geschichte des »Aloha-Staates« eingegangen.

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Seitenzahl: 171

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Was bisher geschah

Am Tag vor Reisebeginn

Auf nach San Francisco

Fahrt nach Las Vegas

Der Tag vor der Hochzeit

Tag der Hochzeit von Luzi und Bill

Hochzeit von Luzi und Bill in Las Vegas

Die Umgebung von Las Vegas erkunden

Relaxen in San Diego

Flug nach Hawaii

Erster Tag auf Hawaii

Meine Hochzeit mit Lothar auf Hawaii

Dritter Tag auf Hawaii- Pearl Harbour

Flug auf andere Insel von Hawaii - Maui

Aufenthalt auf Maui

Besuch im Jurassic Park in Oahu

Abschied von Hawaii

Was bisher geschah

Ich gehe einmal davon aus, dass Sie, liebe Leserinnen und Leser, die ersten beiden Bücher meiner »Oma-Josie-Trilogie« gelesen haben. Zur Erinnerung: Das erste Buch mit der Nummer »1« links oben auf dem Cover heißt »Oma Josie im Wilden Westen« und das zweite mit der Nummer »2« hat den Titel »Oma Josi reist nach Spanien«.

Diese Reisen von denen ich in den beiden Bücher berichte, konnten Luzi und ich noch in aller Ruhe vorbereiten. Bei der folgenden Reise, von der dieses Buch handelt, war alles anders. Sie wurde ausnahmslos von Bill geplant und organisiert.

Wenn Sie nicht wissen, wer Luzi und Bill ist, haben Sie meine ersten beiden Bücher nicht gelesen, oder alles schon wieder vergessen. Das ist aber nicht so schlimm. Mir bleibt dann nichts anderes übrig, als Ihnen eine kurze Zusammenfassung der ersten beiden Bücher zu vermitteln. Alle anderen Leserinnen und Leser können gern dieses Kapitel überspringen. Eine kleine Auffrischung der abenteuerlichen und interessanten Geschehnisse könnte Ihnen sicher auch nicht schaden. Aber der Reihe nach.

Im ersten Teil meiner »Oma-Josie-Trilogie« geht es darum, wie ich mit meiner besten Freundin Luzi, die manchmal etwas verpeilt ist, eine Mietwagenrundreise durch den »Wilden Westen« von Amerika unternehme. Zu dieser Zeit war ich noch 69 Jahre alt und Luzi zählte immerhin auch schon 67 Lenze.

Während unserer Reise, die uns unter anderem nach Las Vegas, Los Angeles, San Francisco und in mehrere Nationalparks, wie Monument Valley, Grand Canyon oder Yosemite Nationalpark führte, erlebten wir jede Menge Abenteuer und setzten uns dabei manchen Gefahren aus. Auf einem Highway in Kalifornien gingen wir zum Beispiel auf Verbrecherjagd und in einem Casino in Las Vegas halfen wir, einen gesuchten Trickbetrüger dingfest zu machen.

Darüber hinaus besuchten wir in San Francisco das weltbekannte Hippie-Festival, das unter dem Namen Haight-Ashbury-Street-Fair immer am zweiten Sonntag im Juni stattfindet.

Einige Tage zuvor lernten wir in Virginia City Bill kennen, der in San Francisco wohnte. Er und Luzi verliebten sich. Bill begleitete uns bei unserer Reise ein paar Tage mit seinem Wohnmobil. Von San Francisco bis kurz vor Los Angeles, genauer gesagt, bis nach Santa Barbara, reisten wir zu dritt und hatten eine Menge Spaß dabei.

Am Ende unserer Rundreise, quasi in letzter Minute, entschied sich Bill, mit uns nach Deutschland zu fliegen, um einige Wochen mit Luzi durch die alte Heimat seiner Eltern zu reisen. Bill blieb zwei Monate bei Luzi in Deutschland und reiste dann wieder ab nach San Francisco.

Das war im Prinzip eine kurze Zusammenfassung des ersten Buches. Nun gleich zum zweiten Buch.

Wenige Monate nach unserer Rückkehr aus Amerika planten wir bereits unsere nächste Reise, die uns im Jahr 2017 nach Spanien, genauer gesagt nach Granada in die weltberühmte Alhambra, führen sollte. Davon handelt der zweite Teil der Trilogie. Wir wollten uns dort mit Bill treffen und ihn im Anschluss in unserem Mietwagen mit zurück nach Deutschland nehmen.

Wie konnte es auch anders sein, auch diese Reise stand unter keinem guten Stern. Luzi reiste ohne ihr Handy. Es rutschte ihr am Abreisetag unbemerkt aus ihrer Jackentasche. Da auch mir unterwegs mein Handy abhandenkam, es wurde mir in Freiburg gestohlen, waren wir telefonisch quasi nicht erreichbar.

Dramatisch wurde die Reise zusätzlich, weil Bill indes einen Hochzeitstermin mit Luzi in Las Vegas und einen Flug für Luzi und mich dahin gebucht hatte. Das Problem war nur, dass die Hochzeit bereits wenige Tage später stattfinden sollte und wir uns auf dem Weg nach Spanien befanden.

Bill konnte uns nicht erreichen und die Zeit drängte. Kurzerhand rief er bei Jasmin, Luzis Tochter, an und berichtete ihr von seinem Vorpreschen in Sachen Hochzeit. So entschied sich Jasmin, uns hinterherzufahren. Als Begleitperson nahm sie ihre Tochter Marie, also Luzis Enkelin, mit.

Jasmin hoffte, uns während der Reise nach Granada irgendwo anzutreffen. Die ersten Hotels waren ja bekannt. Verkehrsbedingt mussten wir jedoch unseren Plan ändern, sodass uns Jasmin und Marie erst in Granada antrafen. Gerade noch rechtzeitig, sodass ich mit Luzi am übernächsten Tag nach Deutschland fliegen und mich auf ihre Hochzeit mit Bill vorbereiten konnte.

Luzis Enkelin Marie erlebte unterdessen auf dieser Reise ein kleines Liebesabenteuer. Sie lernte einen jungen Mann aus Australien kennen, der als Tourist am Mittelmeer weilte und sich in Marie verliebt hatte.

Auch ahnte Marie nicht, dass sie von Cem, ihrem Freund, verfolgt wurde. Er hatte von Marie gehört, dass es Probleme bei der Rückführung unseres Mietwagens gäbe und wollte unbedingt helfen.

Per Anhalter machte er sich auf den Weg. An der südspanischen Küste, genauer gesagt in Vinaròs, erreichte er Jasmin und Marie.

Nach diesem überraschenden Wiedersehen von Cem mit Jasmin und Marie reisten die Drei gemeinsam weiter.

Cem erklärte sich ohne zu zögern bereit, unseren Mietwagen von Granada nach Deutschland zu fahren. Ein feiner Zug von ihm.

So detailliert kann man die ersten beiden Bücher gar nicht zusammenfassen. Wenn Sie es genauer wissen möchten, wäre es tatsächlich besser, diese Bücher zu lesen.

Oder sie abonnieren einfach meinen neuen YOUTUBE-KANAL

»OMA-JOSIE«.

Unter anderem finden Sie dort Lesungen von meinen drei Büchern.

Unterdessen habe ich mir auch eine Homepage eingerichtet. Sie ist unter

»OMA-JOSIE.DE«

zu erreichen. Ich meine, die Website ist mir alten Dame ganz gut gelungen. Dort gibt es einige Leseproben der drei Bücher und immer die aktuellsten Neuigkeiten.

Die Bücher von mir kann man natürlich auch bei über 1.000 Online-Buchhandlungen bestellen und sie sind natürlich auch als E-Books zu haben.

Wie die Hochzeit von Luzi und Bill verlief, was wir sonst noch erlebten und welche Orte wir außerdem besuchten davon berichte ich in diesem dritten Teil der Trilogie. Darin erlebe ich und Luzi wieder eine Menge Abenteuer und es wartet die eine oder andere Überraschung auf uns.

Viel Spaß beim Lesen!

Am Tag vor Reisebeginn

Mit Amerika-Reisen hatten wir ja bereits genügend Erfahrungen gesammelt. Wir wussten also genau, worauf es dabei hauptsächlich ankam. Auch mit der englischen Sprache kamen wir immer besser zurecht. Zumindest verstanden wir das Meiste und wir konnten uns einigermaßen verständlich ausdrücken. Bisher sind wir damit ganz gut gefahren.

Doch diesmal war die Situation eine andere. Luzi benötigte unbedingt ein Hochzeits-Outfit. Sie wollte jedoch auf gar keinen Fall in einem Brautkleid heiraten. Schließlich war sie schon einmal verheiratet. Ja, bei solchen Dingen ist meine Luzi recht penibel. Folglich suchten Luzi und ich nach einer anderen Lösung.

Am Donnerstag, den 27. Juli, nervte mich Luzi bereits seit meinem zeitigen Frühstück. Ununterbrochen rief sie bei mir an. Jedes Mal ging es um andere Dinge. Am wichtigsten war ihr jedoch Folgendes: »Josie, ich benötige dringend deinen Rat. Hilf‘ mir bitte! Ich weiß nicht, was ich machen soll.«

Ich verdrehte die Augen. Luzi konnte mich ja nicht sehen.

»Was hast du denn schon wieder für ein Problem, meine Gute? So schlimm kann es doch gar nicht sein. Komm, sag‘ es mir!«, reagierte ich dennoch freundlich.

»Was soll ich denn nun zur Hochzeit anziehen?«, fragte sie mich und hörte sich dabei etwas ratlos an. »Die Zeit, um noch etwas Passendes zu kaufen, haben wir nicht mehr. Was soll ich nur machen?«

»Darüber haben wir doch bereits im Flieger gesprochen«, entgegnete ich. »Erinnerst du dich nicht mehr?«

»Ich weiß, Josie. Meinst du das jetzt wirklich ernst mit dem Western-Outfit oder war das nur Spaß?«

Bei dieser Frage war mir nicht klar, ob sie ihr voller Ernst war oder nur ihrer zunehmenden Vergesslichkeit geschuldet.

»Das war mein vollster Ernst, Luzi. Ich bin mir sicher, dass mein Vorschlag die beste Lösung für dein Problem ist. Du kannst natürlich auch etwas anderes anziehen. Im Moment fällt mir nur nichts ein.«

»Mir eben auch nicht. So schlecht finde ich deine Idee gar nicht«, lenkte Luzi plötzlich ein und wirkte wie verändert.

»Ich schlage vor, du rufst Bill an und fragst ihn, was er anziehen wird«, riet ich Luzi in einem eindringlichen Ton. »Wenn er es auch nicht weiß, kannst du ihm ja vorschlagen, als Western-Paar zu gehen. Schließlich habt Ihr Euch ja in Virginia City beim Line-Dance kennengelernt.«

»Das ist eine gute Idee von dir, Josie. Ich werde ihn gleich anrufen.«

Luzi rief umgehend Bill an und, wie Männer nun mal sind, hatte er sich noch keine Gedanken über sein Hochzeits-Outfit gemacht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er einfach nur ein weißes Hemd und eine Jeans angezogen. Damit war Luzi ganz und gar nicht einverstanden.

Letztendlich ging Bill auf Luzis extravaganten Vorschlag ein und sie einigten sich in Westernklamotten zu heiraten. Bill war es ganz recht, denn diese Art von Kleidung hatte er zur Genüge in seinem Kleiderschrank.

Ich fand meine Idee, in jenen Sachen zu heiraten, die einen Bezug zum Kennenlernen haben, eigentlich in Ordnung. Na gut, es gibt vielleicht Momente, wo dieser Grundsatz nicht so ganz passen würde. Nehmen wir nur mal an, Luzi und Bill hätten sich am FKK-Strand kennengelernt. Nur mal angenommen. In diesem Fall hätten sie ja nicht nackt vor dem Traualtar erscheinen können. Nein, das geht gar nicht, selbst in dem verrückten Las Vegas, der Stadt der Sünde, nicht.

Das klingt jetzt vielleicht bösartig, aber hätten die Beiden sich tatsächlich am FKK-Strand kennengelernt, wäre es sicher nicht zu einer Hochzeit gekommen. (Ich muss mir nochmal überlegen, ob ich das wirklich so schreiben werde. Schließlich wird Luzi das Buch auch lesen, nehme ich mal an.)

Mit dieser recht pragmatischen Entscheidung über Luzis Hochzeits-Outfit hatten wir ein großes Problem gelöst und wir konnten endlich beginnen, unsere Koffer zu packen. Unsere am Vorabend gewaschenen Sachen waren über Nacht vollständig getrocknet, sodass wir sie nur noch zusammenlegen und im Koffer verstauen brauchten.

Ich musste mich sehr konzentrieren, um in dieser kurzen Zeit an alles zu denken, das ES-TA-Formular, die Ladegeräte, die Adapter, meine Medikamente usw. Am späten Nachmittag war dann alles erledigt und unsere große Reise konnte beginnen.

Mit meinem Auto fuhr ich zu Luzi und schaute, ob auch sie auch nichts vergessen hatte. Bei dieser alten Frau weiß man ja nie. Gerade erst, bei unserer Spanien-Reise hatten wir es erlebt, was ein fehlendes Handy alles anrichten kann. Aber Marie war ja auch noch da und half ihrer Oma bei den wichtigsten Dingen, sodass auch Luzi startklar und zudem ziemlich aufgeregt war.

»Luzi, du brauchst nicht aufgeregt zu sein. Ich bin doch bei dir«, versuchte ich Luzi zu beruhigen. »Gemeinsam werden wir das alles schaffen. Und wenn wir erst einmal in San Francisco sind, wird Bill dich in den Arm nehmen und sich bestimmt rührend um seine zukünftige Frau kümmern.«

»Ich bin überhaupt nicht aufgeregt. Ich habe nur Angst, dass Bill nicht JA sagen wird.«

»Jetzt spinnst du aber wieder mal«, herrschte ich Luzi an. »Bill legt sich ins Zeug, damit alles wie am Schnürchen klappt und du machst dir solche abwegigen Gedanken. Sei bitte etwas optimistischer. Oder wirst du es vielleicht am Ende sein, die den Schwanz einziehen wird?«

»Ach was.«

Dieses Mal brauchten wir uns nur von Marie verabschieden. Jasmin war noch mit Cem auf dem Heimweg. Da unser Flug nicht von Frankfurt, sondern von Berlin ging, mussten wir uns auch nicht einen Tag eher auf die Reise begeben. Wir fuhren bequem und umweltfreundlich mit der Deutschen Bahn.

Nachdem wir uns von Marie gegen 19 Uhr verabschiedet hatten, suchten wir noch eine Gaststätte auf, um vorerst ein letztes Mal in Deutschland etwas Deftiges zu essen. Noch einmal die deutsche Hausmannskost genießen, bevor es wieder nach Amerika ging, darauf freuten wir uns. Man kann es auch salopp Junggesellinnenabschied nennen, auch wenn es nicht ganz stimmte. Luzi war bekanntermaßen ja schon einmal verheiratet.

Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass man in den Staaten nicht gut essen kann, nein ganz und gar nicht. Aber man hat ja so seine Gewohnheiten, auf die man nicht so gern verzichten möchte. Zum Beispiel auf leckere Bäcker-Brötchen zum Frühstück, ein schönes Stück Sahnetorte oder ab und zu einen Sauerbraten oder Rouladen zum Mittagessen. Damit war jetzt erst einmal Schluss. Ich konnte mich jedoch damit trösten, dass wir ja in etwa drei Wochen wieder nach Deutschland zurückkehrten.

Ansonsten verlief unser Abschied aus Deutschland still und leise. Über Luzis Hochzeit in Las Vegas machten wir kein Aufsehen in unserer näheren Umgebung. Gott sei Dank waren wir bei uns zuhause nicht so bekannt, wie in Amerika.

Auf nach San Francisco

Am Morgen des 28. Juli, einem Freitag, ließen wir uns frühmorgens von einem Taxi zum Bahnhof bringen. Der ICE beförderte uns einigermaßen pünktlich nach Berlin zum Hauptbahnhof. Von dort fuhren wir mit der S-Bahn zum Flughafen Tegel.

Dieser Flughafen wurde ja inzwischen, nach sehr kurzer Bauzeit, durch den Flughafen BER in Brandenburg abgelöst. Das haben Sie ja sicher gehört. Ich vermeide an dieser Stelle absichtlich Witze über den neuen Flughafenbau zu machen. Davon gibt es schließlich genügend. Außerdem ist er ja nun endlich fertig.

Der fast elfstündige Flug nach San Francisco verlief, bis auf ein paar kleine Turbulenzen, im Großen und Ganzen ohne Probleme. Nur etwas kühl war es im Flieger. Aber darauf hatten wir uns mit dicken Jacken und Pullovern ganz gut vorbereitet.

Nach der Landung begrüßte uns eine nette Flughafenangestellte und lotste uns ohne formale Einreisekontrolle durch das, wie ein Irrgarten wirkende, Flughafengebäude. Stets an den langen Schlangen der auf Einreise wartenden Fluggäste vorbei. Im Nu waren wir an einem Ort, wo uns Bill mit großer Freude empfing. Wie sollte es auch anders sein, er trug ein weißes Westernhemd, Jeans und einen braunen, schon etwas in die Jahre gekommenen, Cowboyhut.

»Hi Luzi, hi Josie, schön, dass Ihr da seid. Ich bin ja so froh, dass alles noch so gut geklappt hat«, freute er sich mit großen, leuchtenden Augen. Die gute Laune war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. »Ich hatte mir schon große Sorgen gemacht. Bei Euch weiß man ja nie. Da muss man immer auf eine Überraschung vorbereitet sein.«

»Ach was«, winkte Luzi ab und drückte Bill ganz fest. »Das bildest du dir sicher nur ein. Auf uns kann man sich immer verlassen. Stimmt’s Josie?«

Ich ignorierte Luzis Frage, verdrehte wiedermal stattdessen nur die Augen und wendete mich Bill zu.

»Hallo Bill, so schnell kann es gehen mit einem Wiedersehen. Das hat ja heute nicht mal zehn Minuten gedauert, bis wir nach der Landung bei dir waren«, spielte ich auf die bevorzugte Abfertigung bei unserer Einreise an. Auch ich umarmte Bill zur Begrüßung.

»Hi Josie, es kommt nur darauf an, die richtigen Leute zu kennen. Über Eure Koffer braucht Ihr Euch nicht zu kümmern. Die werden noch heute zu mir nach Hause gebracht.«

»Wahnsinn!«, staunte Luzi. »Das nenne ich mal Service.«

Bill nahm uns das Bordgepäck ab und geleitete uns in das Parkhaus des Flughafens zu seinem Auto.

»Steigt bitte ein und sucht Euch einen Platz aus. Aber bitte nicht hinter dem Lenkrad, das ist mein Platz. Die Fahrt wird nicht lange dauern. Ihr seid bestimmt schon sehr gespannt auf mein bescheidenes Heim.«

Luzi lachte: »Das kannst du aber wissen. Wenn wir da mal nicht in einem Schloss landen«, scherzte sie.

Die Fahrt mit Bills SUV dauerte etwa eine halbe Stunde. Bill besaß zwar kein Schloss, dafür aber ein sehr schönes Haus am Stadtrand von San Francisco. Das zugehörige Grundstück hatte schätzungsweise eine Größe von etwa 1.000 Quadratmetern. Das Haus wurde sogar aus richtigen Ziegelsteinen errichtet und nicht etwa größtenteils aus Holz, wie es in Amerika vielerorts üblich ist. Außen war es hellblau angestrichen und machte einen sauberen, freundlichen und schmucken Eindruck.

»Kommt rein«, forderte Bill uns auf, »und macht es euch gemütlich!«

Wir betraten das Haus und fingen sofort an zu staunen. Solch eine moderne Einrichtung hätten wir Bill gar nicht zugetraut. Sämtliche Möbel waren in einem hellen, ja fast weißen shabby-chic-Farbton, gehalten. Der Fußboden bestand aus mediterranen Fliesen und an sämtlichen Wänden hingen selbstgeschossene Fotos in unterschiedlichen Größen, die Bills unzählige Reisen dokumentieren sollten.

»Wow, dein bescheidenes Heim finde ich ja cool«, begeisterte sich Luzi. »Und das willst du alles aufgeben, um zu mir nach Deutschland zu ziehen?«

»Ja, Luzi, so ist es. Ich habe kaum Kontakt zu meinen Nachbarn. Es sind meist jüngere Leute, die im Silicon Valley arbeiten und erst spät abends nach Hause kommen. Einige von ihnen kenne ich noch aus meiner aktiven Zeit dort.

So richtige Freundschaften sind bisher noch nicht entstanden. Als Nachbarn grüßt man sich, wünscht sich einen schönen Tag und geht seiner Wege. So ist das eben hier in Amerika. In Deutschland wird es sicher nicht viel anders sein.«

»Leider ist es mittlerweile bei uns auch schon so«, bestätigte ich Bills Vermutung.

»Das wird bestimmt eine große Umstellung für dich werden, auf all das gewohnte Umfeld hier in San Francisco zu verzichten«, gab Luzi zu Bedenken.

»Das glaube ich nicht. Bei meinem Aufenthalt in Deutschland habe ich festgestellt, dass ich mich dort sicher sehr schnell heimisch fühlen werde.«

»Das hast du schön gesagt, Bill«, freute sich Luzi.

»Findest du? Ich mache uns erst einmal einen starken, deutschen Kaffee. Die Muffins, die auf dem Glastisch stehen, habe ich nach dem Rezept eines amerikanischen Freundes selbst gebacken. Hoffentlich schmecken sie Euch.

Danach zeige ich meinen beiden Gästen aus Germany, wo sie heute Nacht schlafen werden. Ich hoffe, Ihr vertragt Euch in einem Zimmer. Es ist ja nur für eine Nacht. Oder wollt Ihr lieber getrennt schlafen?«

»Ach was«, winkte Luzi ab. »Wir sind doch schon wie zwei alte Eheleute. Auf unseren gemeinsamen Reisen schlafen wir auch immer in Ehebetten.«

»Da bin ich ja beruhigt«, freute sich Bill und ging in die Küche, um Kaffee aufzubrühen.

Nachdem er mit einer Kanne frischem und duftendem Kaffee zurückkam und jedem eine Tasse eingeschenkt hatte, fragte ich ihn ganz direkt: »Hast du viele Freunde hier in San Francisco, die du später vermissen wirst?«

»Leider werden es immer weniger«, beklagte sich Bill. »Einige Freunde sind bereits verstorben, andere krank. Ja, so ist das, wenn man älter wird.

Ich habe hier in Amerika genug gesehen und erlebt. Ein Neuanfang mit Luzi in Deutschland wird mir sicher gut tun und mir neuen Lebensmut verschaffen. Reiseziele gibt es in Deutschland und in ganz Europa genügend. Die meisten habe ich noch nicht selbst kennengelernt. Da werde ich mit dir, Luzi, für den Rest unseres Lebens noch viel reisen können.«

»Und was machst du mit dem Haus?«, fragte Luzi neugierig.

»Das Haus werde ich vermieten. Die Mieten steigen in San Francisco, dank Silicon Valley, zurzeit auf astronomische Höhen. Das ist zwar gut für die Vermieter, aber immer mehr Menschen landen hier auf der Straße. Die Zahl der Obdachlosen ist in San Francisco genauso schnell in die Höhe geschossen, wie die Mieten. Und es ist kein Ende in Sicht.

Aus der ehemaligen Stadt der Alternativen und Hippies ist in den zurückliegenden Jahren eine Stadt der Wohlhabenden und Besserverdienenden geworden. Die Gentrifizierung hat viele ärmere Menschen aus ihren angestammten Wohngebieten vertrieben. Das ist sehr schade.

Die Touristen sollen davon nur wenig mitbekommen. Die Obdachlosen werden von ihnen, so gut es geht, ferngehalten. Mittlerweile gibt es jedoch so viele von ihnen, dass dies praktisch nicht mehr möglich ist.

Es ist übrigens streng verboten, den Obdachlosen Almosen zu geben. Nur mal so als gut gemeinter Tipp. Damit sollen Anreize, sich in die Touristenhochburgen zu begeben, wegfallen. Ich glaube aber kaum, dass dieser Plan der Regierenden aufgeht.«

»Schade um diese schöne Stadt. Hat denn deine Tochter kein Interesse an deinem Haus? Sie wird es ja irgendwann sowieso erben«, fragte ich Bill.

»Nein, sie bewohnt mit ihrem Mann in Carson City selbst ein schönes Haus. Mal sehen, vielleicht verkaufe ich mein Anwesen eines Tages.

So und jetzt kostet bitte meinen frischen Kaffee, bevor er kalt wird; und die Muffins.

Wenn Ihr dann Eure Zimmer in Beschlag genommen habt, zeige ich Euch unser überschaubares Wohngebiet.«

In diesem Moment klingelte an der Tür. Der Flughafenservice brachte unsere Koffer.

»Das hat ja wieder mal toll geklappt. Hoffentlich klappt es in den nächsten Tagen auf unserer Reise auch so gut«, sagte Bill.

»Das wollen wir doch hoffen. Wir gehen mal davor aus, dass du schon dafür sorgen wirst«, entgegnete ich.

»Leider steht nicht alles in meiner Macht. Bei einigen Dingen muss man sich eben auch auf andere Menschen verlassen.«