12,99 €
»Meine Regentage gehören dir, Dominic. Wenn du sie willst.«
Dominic King – düster, gut aussehend und unnahbar – führt ein geheimes Doppelleben. Einerseits ist er der stille Automechaniker, andererseits ist er ein gefürchtetes Mitglied in der kriminellen Bruderschaft der Raben. Niemand weiß, was wirklich hinter Dominics steinernen Fassade steckt – bis Cecelia in sein Leben tritt. Cecelia, die neuste Eroberung seines besten Freundes Sean. Cecelia, die Tochter seines Erzfeindes. Eigentlich sollte sie für Dominic absolut tabu sein und doch geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Aber in der Bruderschaft gibt es keinen Platz für Ablenkungen, und Dominics Feinde schrecken vor nichts zurück …
Heiße Leidenschaft und eiskalte Spielchen – und nun endlich auf Deutsch! Die knisternden Ereignisse aus »The Ravenhood« aus Dominics Sicht erzählt.
Diese Forbidden-Love-Romance mit moralisch grauen Bad Boys und spicy Love Triangle ist nichts für sanfte Gemüter.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 588
Veröffentlichungsjahr: 2024
Dominic King – düster, gut aussehend und unnahbar – führt ein geheimes Doppelleben. Einerseits ist er der stille Automechaniker, andererseits ist er ein gefürchtetes Mitglied in der kriminellen Bruderschaft der Raben. Niemand weiß, was wirklich hinter Dominics steinerner Fassade steckt – bis Cecelia in sein Leben tritt. Cecelia, die neuste Eroberung seines besten Freundes Sean. Cecelia, die Tochter seines Erzfeindes. Eigentlich sollte sie für Dominic absolut tabu sein, und doch geht sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Aber in der Bruderschaft gibt es keinen Platz für Ablenkungen, und Dominics Feinde schrecken vor nichts zurück …
Kate Stewart ist mehrfache USA Today-Bestsellerautorin, und das nicht ohne Grund: Ihre Romane rauben ihren Fans den Atem! Insbesondere ihre The Ravenhood-Trilogie traf mitten in das Herz ihrer Leser*innen und wurde zu einer weltweiten TikTok-Sensation.
Die gebürtige Texanerin lebt mit ihrem Mann inmitten der Blue Ridge Mountains in North Carolina. Wenn sie nicht gerade am Schreibtisch sitzt und knisternde Geschichten zu Papier bringt, vertreibt sie sich gern die Zeit mit Fotografie, dem Hören von und Tanzen zur Musik der 1980er- und 1990er-Jahre oder mit einem Glas gutem Whiskey.
The Ravenhood – Flock · The Ravenhood – Exodus · The Ravenhood – The Finish Line
KATE STEWART
ROMAN
Deutsch von Bettina Hengesbach
RAVENHOOD LEGACY BAND 1
Die Originalausgabe erschien 2023 unter dem Titel One Last Rainy Day: The Legacy of a Prince (Ravenhood Legacy Book 1).
Die Zitate auf den Seiten 136, 150, 212, 244, 256, 284, 294, 320, 382 und 462 stammen aus »Der Kleine Prinz« von Antoine de Saint-Exupéry, übersetzt von Grete und Josef Leitgeb, Karl Rauch Verlag, Düsseldorf, 74. Auflage 2016
Der Verlag behält sich die Verwertung des urheberrechtlich geschützten Inhalts dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.
Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.
Copyright der Originalausgabe © by Kate Stewart 2023.
First published 2023 and subsequently reissued by Pan, in 2024, an imprint of Pan Macmillan, a division of Macmillan Publisher International Limited
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2024 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Daniela Bühl
Umschlaggestaltung: www.buerosued.de nach einer Originalvorlage von QDesign
Umschlagdesign und -motiv: Amy Queau
LR · Herstellung: DiMo
Satz:Vornehm Mediengestaltung GmbH, München
ISBN 978-3-641-32218-2V002
www.blanvalet.de
An die Held*innen, die wir so dringend brauchen.Zeigt euch, wo immer ihr seid.
Meine Intuition funktioniert anders als bei den meisten Menschen – für die sie eine Gabe ist, die nur in bestimmten Momenten zum Vorschein kommt, um ihnen den Weg zu weisen. So war es nie bei mir. Schon mein ganzes Leben hat sie mich täglich angetrieben und mich nie im Stich gelassen.
Nicht ein einziges Mal.
Wie bin ich also hier gelandet?
Wie zur Hölle bin ich hier gelandet?
»Er ist ein Mann mit zu vielen Geheimnissen, die er mit niemandem teilen kann.«
Cecelia, Flock
Das Dröhnen von Seans Motor ertönt, als ich die letzte Schraube festdrehe. Der Klang vermischt sich mit dem knirschenden Kies und hilft mir dabei, mich von dem Geräusch abzulenken, das seit zwölf verdammten Stunden in meinem Kopf nachhallt.
Es sollte mich nicht mehr überraschen, Zeuge von Handlungen abartiger, größenwahnsinniger Männer zu werden, die so viel Macht haben, dass ihnen langweilig wird. Wenn das passiert, testen sie ihre Grenzen, um zu sehen, womit sie durchkommen. Und sie kommen tatsächlich damit durch, ihre kranken Fantasien auszuleben, bei denen es meist darum geht, die Schwachen und Wehrlosen auszubeuten.
Und obwohl es mich nicht überraschen sollte, gelingt es mir nie – sosehr ich mich auch bemühe – , mich emotional davon abzugrenzen. Ich bin kein Mann, der betet, aber in letzter Zeit bete ich jeden verdammten Tag darum, nichts mehr fühlen zu müssen.
Erleichtert darüber, dass Sean hier ist, um mich abzulenken, spähe ich über die Motorhaube des Mazda hinweg, an dem ich herumschraube, seit ich mir eingestanden habe, dass ich nicht schlafen kann, zu ihm rüber.
Er schlendert beneidenswert gelassen und mit einem überheblichen Grinsen in Richtung Arbeitsnische. »Konntest du das Ding zum Laufen bringen?«
Dumme Frage.
»Das ist keine dumme Frage«, witzelt er und wirft seine Zigarette auf den Boden, ehe er sie mit dem Absatz seines Stiefels austritt. »Wenn du das Unmögliche möglich gemacht hast, würde ich so weit gehen, es als Wunder zu bezeichnen.«
Ich löse die Halterung der Motorhaube und lasse sie zufallen, während er sich hinters Steuer setzt, um die Antwort auf seine Frage zu bekommen. In der Zeit gehe ich um das Auto herum zur Fahrertür, wo er auf dem zerfledderten Kunstledersitz Platz genommen hat, einen Stiefel noch immer auf dem Boden der Werkstatt. Ich ziehe einen Lappen aus meinen Jeans und wische mir die Finger ab, als er den Schlüssel im Zündschloss umdreht und das uralte Auto sofort zum Leben erwacht.
Grinsend schaut er zu mir auf. »Du wärst gar kein schlechter Mechaniker, wenn du ein bisschen weniger angsteinflößend und dafür gesprächiger wärst.«
Ich verdrehe die Augen, als er fortfährt.
»Wie viele Sätze habe ich jetzt schon von mir gegeben, ohne eine Antwort zu bekommen – drei, vier?«, scherzt er, stellt den Motor ab, steigt aus und schließt die Tür hinter sich. »Ich gebe auf.« Er sieht mich forschend an. »Wo warst du gestern Abend?«
Ich zucke mit den Schultern. »Bin rumgefahren.«
»Ja? Hast du irgendjemanden gesehen?«
Ich schüttele den Kopf.
»Isolation ist in deinem Fall nicht immer ratsam. Meine Tür ist nur ein paar Meter von deiner entfernt.«
»Mir war nicht nach Reden.«
»Ja, Kleinkindern geht es ähnlich, wenn sie mürrisch sind.« Als er meine abwehrende Körperhaltung sieht, seufzt er. »Du bist heute also wieder einmal schweigsam, hm?« Er schüttelt genervt den Kopf.
Der Grund für diese untypische Spannung zwischen uns ist, dass Sean glaubt, wissen zu wollen, was mir durch den Kopf geht. Er möchte das, was ich ihm offenbare, analysieren, weil er meint, mir damit helfen zu können. Aber weil ich ihn so gut kenne, weiß ich, dass ihn die Geheimnisse, die ich vor ihm habe, niederschmettern und ihn in dem gleichen Zustand zurücklassen würden, in dem ich mich befinde. Bis ich mich an denjenigen rächen kann, die dafür verantwortlich sind, wie ich mich fühle, sitze ich im schrecklichsten Gefängnis fest, das man sich vorstellen kann.
Für den Moment.
Doch bald …
»Was, Mann? Was?«, fragt Sean. Er spürt meinen inneren Kampf gegen die Fesseln, die sich immer mehr festigen, während ich mich Tag für Tag in ihnen winde. Er holt eine Zigarette hervor. »Komm schon, Mann. Gib mir irgendwas.«
Das Klicken seines Zippos beruhigt mich ein wenig. Das vertraute Geräusch erinnert mich daran, dass ich nicht allein bin und es niemals war.
»Du denkst vielleicht, du hättest es gut genug verdrängt, Dom, aber du kannst es nicht mehr lange verbergen. Du machst das hier«, er gestikuliert zwischen uns herum, »schon schwer genug. Wenn du jetzt das von dir schiebst, was wichtig ist, machst du das, was noch kommt, unmöglich.«
Ich mache mir nicht die Mühe, mich zu verteidigen, denn es ist die Situation, die unmöglich ist.
Vor Sean habe ich nur selten Geheimnisse, aber ich darf ihm kein einziges Wort verraten, denn sonst gewinnt seine Neugier die Oberhand. Er wird alles wissen wollen. Und wenn das passiert, wird niemand mehr in der Lage sein, die Dinge aufzuhalten.
Sean hat nicht die nötige Selbstbeherrschung, um sich im Zaum zu halten – nicht in dieser Angelegenheit. Und es wird mit jeder Sekunde unerträglicher für mich. Etwas, das ich meinem Bruder noch nie begreiflich machen konnte. Jedes Mal, wenn mich Tobias abweist, lässt er uns im Stich … und sie – uns alle.
Einst habe ich mich damit gebrüstet, alles zu bekommen, was ich wollte. Nun fühlt es sich an wie ein verdammter Fluch – eine Last, die ich nie ablegen kann.
Ich muss nur noch ein bisschen warten. Nur noch ein bisschen länger. Dann kann ich mit dem beginnen, was ich seit Monaten, seitdem ich die Aufgabenliste angelegt habe, für mich behalte.
Eine Liste, die sich in etwas viel Größeres verwandelt hat, sobald ich einen Weg gefunden hatte, hinter die Fassade aus gebleichten Zähnen und verlogenen patriotischen Lebensstilen zu blicken. Lebensstile, die sorgfältig so aufgebaut wurden, dass sie den immer unrealistischer werdenden amerikanischen Traum repräsentieren. Doch ich kenne längst die liebsten Freizeitbeschäftigungen dieser verdammten Unmenschen.
Die Beweise, die ich gegen die Mächtigen zusammentrage, könnten unser zerbrechliches System innerhalb von einem Tag zusammenstürzen lassen. Was mir durch den Kopf geht, hat die Ausmaße von zehn Atombomben, und ich kann kein einziges Wort darüber verraten.
Noch nicht.
»Hunger?«, fragt Sean, denn er weiß, dass er sein Ziel nicht erreichen wird.
Habe ich gegessen? Habe ich Hunger?
»Fuck, Mann. Zwei Worte. Gib mir zwei Worte. Sonst kann ich dich nicht hier zurücklassen.« Er pustet eine Rauchwolke aus. »Du strahlst so eine Feindseligkeit aus.«
Ohne etwas zu erwidern, trete ich von ihm zurück. Im Moment kann ich ohne die Unterstützung meines Bruders keine weiteren Schritte unternehmen.
Sean beendet meinen inneren Kampf, indem er über meine Schulter hinweg zu der Plastikuhr an der Wand schaut. »Scheiße, ich muss los, wenn ich nicht zu spät kommen will.«
Der Plan. Wir haben einen Plan.
Die letzte Phase davon beginnt heute mit seiner Rückkehr zu Horner Tech. Sobald besagter Plan ausgeführt wurde, kann mich nichts und niemand mehr davon abhalten, den sorgfältig polierten Tisch umzuwerfen und den Schmutz darunter bloßzulegen.
Als hätte Sean meine Gedanken gelesen, schwingt er den Schlüssel an seinem Finger herum und drückt sich vom Wagen ab.
Während er sich bereit macht, loszufahren, stelle ich fest, dass ich mir wünsche, er würde bleiben, ausschließlich, um mich abzulenken. Ich bin kein Typ, der Gesellschaft braucht. So war ich noch nie. Aber jetzt brauche ich … irgendetwas. »Orientierungstreffen?«
»Das ist nur ein Wort«, scherzt er, sein Blick ist jedoch wachsam. Er macht sich Sorgen um mich, wenn ich mit meinen Gedanken allein bin, und ich bin mir nicht sicher, ob ich noch länger allein mit meinen Gedanken sein will. »Gib mir noch ein Wort, Dom.«
»Bereit?«
»Spielt das eine Rolle?« Er fährt sich mit einer Hand durch sein Haar. »Es wird Zeit, dass ich meine Rolle spiele. Wir sehen uns in ein paar Stunden zu Hause.«
Die Bässe hämmern im Lautsprecher auf meiner Fensterbank und schallen bis in den Garten hinter unserem neuen Haus, wo sich ungefähr zwanzig von unseren engsten Vertrauten versammelt haben. Ich gebe mein Passwort ein und hoffe, dass ich mich ihnen noch eine weitere Stunde entziehen kann, bevor ich gerufen werde. Meine Stimmung eignet sich überhaupt nicht, um den Gastgeber zu spielen. Mein Wegwerfhandy vibriert, als die Antwort auf eine Nachricht eingeht, die ich vor Stunden aus der Werkstatt abgesendet habe. Mit jedem Tag, der vergeht, lässt er sich mehr Zeit mit seinen Antworten.
Alles gut?
B: Definiere gut.
Seine Nachricht bringt mich zum Grinsen, was sich ungewohnt anfühlt, doch es verschwindet ebenso schnell, wie es gekommen ist.
Ich sag dir Bescheid, wenn ich die Antwort darauf gefunden habe, Big B.
B: Kann’s kaum erwarten.
Wann können wir reden?
B: Bleib, wo du bist.
Übersetzung: Ich halte dich weiterhin an der Leine.
Wie gesagt, wir müssen verdammt noch mal reden. Eine Unterhaltung führen. Es ist wichtig.
B: Geduld.
Die habe ich nicht. Nicht mehr.
B: Die hattest du noch nie. Ich kann gerade nicht weg.
Kannst oder willst nicht?
B: Warte auf mich.
Du weißt nicht, worum du mich da bittest.
B: Es ist keine Bitte.
»Arschloch«, presse ich hervor und werfe das Handy auf meinen Schreibtisch. Obwohl mein Bildschirm blinkt, weil er auf eine Eingabe wartet, beschließe ich, meine Arbeit abzubrechen und nicht noch tiefer in die Sache einzutauchen. Gerade als ich eine weniger komplexe Aufgabe gefunden habe, ruft Tyler meinen Namen und öffnet die Tür zu meinem Zimmer.
»Klar, komm nur rein«, versetze ich und ärgere mich über die Tatsache, dass wir uns für eine gemeinsame Bleibe entschieden haben, da wir in den nächsten Monaten große Pläne haben. Ein Beschluss, den ich bereue, da Sean ständig Leute einlädt und mich beide ständig bei irgendetwas stören.
»Bin mir ziemlich sicher, dass du das hören willst«, sagt Tyler. »Wir haben Besuch.«
»Das hab ich auch schon mitbekommen.« Ich deute mit dem Kinn zum Lautsprecher, aus dem meine Playlist zu hören ist, weil ich damit die Gäste zu übertönen versuche.
»Nicht diese Art von Besuch.« Er lehnt sich gegen den Türrahmen.
Ich rolle auf meinem Schreibtischstuhl zurück, greife nach meiner Vorratskiste und entnehme ein paar Utensilien. »Ach ja?«
Tyler betritt nun mein Zimmer, sodass er vor mir steht. Sein Zögern, als er beginnt, mir die Neuigkeit zu unterbreiten, spricht Bände. »Pass auf, Mann, was auch immer gerade bei dir los ist …«
»Diese Ansprache musste ich mir heute schon mal anhören«, unterbreche ich ihn und greife nach einem Zigarettenblättchen.
»Ich glaube nicht, dass du in der richtigen Verfassung bist, um das ertragen zu können.«
»Warum machst du dir dann die Mühe, anzuklopfen?« In einem Versuch, geduldig zu sein, rolle ich das Papier auf. »Raus damit. Mir geht es gut.«
»Dir geht es verdammt noch mal nicht gut, und wir können dir nicht helfen, wenn du nicht mit der Sprache rausrückst.«
»Ich hab schon Kontakt mit Frankreich aufgenommen«, erwähne ich, um das Verhör zu beenden. Er weiß, dass es nichts ist, wobei er mir helfen kann, wenn ich meinen Bruder kontaktiere.
Und tatsächlich scheint ihn das zu überzeugen. »Sean hat jemanden aus der Fabrik mitgebracht.«
»Schön für ihn.« Ich lege Gras auf das Papier. »Blond oder …«
»Cecelia«, unterbricht er mich und beobachtet mich in den Sekunden, die danach vergehen, eingehend.
Ich bemühe mich um eine neutrale Miene und haue in die Tasten, obwohl mein Adrenalinspiegel in die Höhe schießt.
»Nun gibt es zwei Optionen. Entweder gehe ich, um die Lage einzuschätzen, oder du gehst. Aber so oder so macht es die Sache viel komplizierter.«
Ich habe mich bereits in ihr E-Mail-Postfach eingeloggt und überfliege die letzte Nachricht von Roman von gestern Morgen. Darin hat er von seinem Code am Tor bis hin zu den Dienstzeiten seines Personals alles aufgelistet, um ihr vollen Zugang zu seinem Haus zu verschaffen.
Obwohl sein Anwesen auf einer Privatstraße gelegen ist und sich das einzige Tor an der Vorderseite befindet, ist es gebaut worden wie eine Festung. Die Bäume rund um das Haus herum wurden so weitläufig abgeholzt, dass jeder, der sich nähert, mithilfe des Überwachungssystems entdeckt werden würde. Durch eine seltsame Wendung des Schicksals gehört uns das angrenzende Grundstück, das uns Zugang zum Garten hinter seinem Haus verschafft, aber das Gebäude selbst ist zu weit entfernt, um einzudringen, ohne entdeckt zu werden. Jeder Versuch, das Haus zu verwanzen, würde unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns lenken.
Ich hege keinerlei Zweifel daran, dass Roman es bewusst so geplant hat.
Aber den Plan, ihn dort abzuhören, haben wir ohnehin über Bord geworfen, sobald das Haus errichtet war, denn Roman schläft so gut wie nie dort. Er lebt in seiner Wohnung in Charlotte, die wir dagegen erfolgreich verwanzt haben, ebenso wie die Hauptbüroräume von Horner Tech. Dies hat sich mittlerweile zwar als sinnlos erwiesen, doch immerhin kennen wir seinen Terminplan und wissen, wo er sich aufhält, was den Raben, die darauf angesetzt sind, ihn ständig zu überwachen, die Arbeit erleichtert. Einer unserer Männer ist derzeit Mitglied des Firmenvorstands.
»Ich dachte, wir hätten ein paar Raben auf sie angesetzt«, sagt Tyler.
»Einen Tag, nachdem ich nach Hause gekommen bin, habe ich ihre Beschattung übernommen, weil wir unseren Plan mit Roman bald in die Tat umsetzen wollen. Deshalb hat uns der frühere Rabe, der auf sie angesetzt war, nicht informiert, als sie gestern gepackt hat und hierhergefahren ist. Fuck.«
»Wusste Frankreich davon?«
»Dass ich den Posten übernommen habe?« Ich schaue zu ihm auf. »Warum? Glaubst du, er hätte was dagegen gehabt?«
»Nur wenn du die Kontrolle verloren hättest, was eindeutig der Fall ist«, erwidert er gedehnt und verschränkt die Arme. »Wie dem auch sei, dir entgeht normalerweise nichts, also wer oder was hat dich abgelenkt?«
Die Monster. Der Lärm. Die Tiefen, in die ich eingedrungen bin und die mich nun jede wache Minute verfolgen.
»Sie war acht verdammte Jahre lang nicht hier, und er wohnt nicht mal in Triple Falls.« Es ist eine lahme Ausrede. »Ich hätte nicht gedacht, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte. Und wann hast du sie überhaupt das letzte Mal auf dem Schirm gehabt, du Idiot?«
»Na schön. Lass uns mit den Schuldzuweisungen aufhören und uns Gedanken über die achtzehnjährige tickende Zeitbombe machen, die in unserem Garten feiert.« Er sieht mich eingehend an. »Oder soll ich mir besser Sorgen über die Zeitbombe machen, die vor mir sitzt?«
Ohne auf seine Frage einzugehen, nehme ich Romans E-Mail an seine verloren geglaubte Tochter eingehender unter die Lupe. Ich lehne mich zurück und drehe meinen Joint weiter, während meine Gedanken rasen und Tyler mit seinen Fragen beginnt.
»Warum ist sie hier?«
»Er wird ihre Collegegebühren zahlen und ihr Geld vererben, wenn sie in der Fabrik arbeitet … für ein verdammtes Jahr.«
»Gott, Dom. Du musst noch mal Kontakt mit Frankreich aufnehmen.«
Wütend über mein eigenes Versagen, mache ich eine abwehrende Kopfbewegung. »Er hat gerade keinen Kopf für so was.«
»Ich glaube, in diesem Fall wäre es ihm lieber, wenn du hartnäckig bist. Das verändert alles.«
»Es verändert nichts«, versetze ich. »Alles wird nach Plan verlaufen.« Denn wenn nicht, werde ich nicht mehr in der Lage sein, das, was in mir brodelt, zu kontrollieren. »Nichts verändert sich«, beharre ich. Mir fällt mein veränderter Tonfall auf, der jetzt klingt wie ein Befehl – etwas, auf das Tyler sensibel reagiert, nachdem er mir in den letzten Jahren schon so oft gehorchen musste.
Seine Haltung wirkt nun drohend, auch wenn er die Geduld aufbringt, noch einmal nachzubohren, was zu meiner Resignation geführt hat.
»Dom …«
»Weißt du noch, als du von deinem einzigen Einsatz nach Übersee zurückgekommen bist und nicht darüber reden wolltest?« Ich drehe den Joint dünner und versiegele ihn, ohne aufzuschauen. »Es ist das gleiche Szenario.«
»So schlimm?«
»Schlimmer.« Ich schlucke und wische meinen Schreibtisch mit der Hand sauber. »Das hier sind keine Kriegsverbrechen.«
»Verdammt, Alter, das hab ich kapiert. Aber in diesem Fall können wir nicht …«
»Wir müssen. Kein Wort zu irgendeinem von beiden, Tyler. Sean kommt damit nicht klar, und mein Bruder ist zu tief in das Spiel verwickelt, das er in Frankreich spielt. Wenn wir ihm davon erzählen, wird er an uns denken, und er darf seinen Fokus nicht verlieren. Nicht jetzt.« Ich lasse meine Warnung einen Moment wirken. »Es liegt an uns. Vertrau mir in dieser Sache.«
Tyler denkt eine volle Minute darüber nach, aber nickt schließlich. »Einverstanden. Für den Moment.«
Ich sehe ihn prüfend an.
»Nicht nötig«, sagt er. »Du musst mein Versprechen nicht hinterfragen.«
»Dann sorge dafür, dass du es nicht brichst.«
»Hab ich das jemals getan?«, versetzt er und lässt die Arme an seine Seiten fallen. »Wir sollten uns auf die aktuelle Situation konzentrieren. Ich denke, du solltest sie besser nicht kennenlernen, aber ich wette, du wirst diesen Ratschlag nicht befolgen.«
»Wie ist sie so?«
»Soweit ich das nach zwei Sekunden beurteilen kann, neugierig, unschuldig, aufmerksam und, um ehrlich zu sein, viel zu hübsch.«
Leise Wut keimt in mir auf, während ich mir unterschiedliche Gründe dafür überlege, warum Sean auf die Idee gekommen sein könnte, unsere Geschäfte mit Vergnügen zu vermischen.
»Was den letzten Punkt betrifft, bin ich nicht derjenige, den du warnen musst.«
»Verdammt, Sean«, ächzt Tyler. »Ich weiß, dass das alles unerwartet kommt, aber wir haben keinen Notfallplan für dieses Szenario … Gott. Nun gut.« Er atmet hörbar aus. »Ich werde zusätzliche Recherchen zu Roman anstellen, um herauszufinden, warum er seine Tochter bestochen hat, um wieder in sein Leben zurückzukehren. Er will vermutlich einen letzten Versuch unternehmen, eine Beziehung zu ihr aufzubauen, eine andere Erklärung habe ich nicht dafür, du etwa?«
»Sie hat gerade ihren Highschoolabschluss gemacht«, sinniere ich laut. »Und Roman war dort.«
»Bei ihrer Abschlussfeier?«
»Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, aber vielleicht war das ein Fehler«, gebe ich zu.
»Das stand nicht im Newsletter«, erwidert er sarkastisch. »Dom, du hättest …«
»Du musst mich nicht daran erinnern, was meine Aufgaben sind«, presse ich hervor. »Ich bin mir bewusst, was mein Fehler nach sich ziehen wird. Aber wir können die Sache geradebiegen. Dafür werde ich sorgen.«
»Und das hier?«
»Ich werde darüber nachdenken.«
»Sicher, dass du deinen Bruder nicht anrufen willst?«
Und sein Leben aufs Spiel setzen, während er eine Runde tödliches Roulette mit einem französischen Gangster mit Gottkomplex spielt?
Auf keinen Fall. Ich habe mir die Position, die ich innehabe, hart erarbeitet und verdient. Es ist meine Entscheidung, und das wissen wir beide. Er deutet mein Schweigen richtig.
»Das ist deine Entscheidung. Ich gehe runter und unterhalte mich mit ihr.«
Ich nicke ihm knapp zu, ehe er verschwindet. Das laute Zuschlagen meiner Tür verrät mir, dass dies nicht unsere letzte Auseinandersetzung war.
Ich erhebe mich und zünde meinen Joint an, bevor ich mich den Jalousien nähere. Als ich eine anhebe, sehe ich sie. Sie steht am Zaun, den Rücken mir zugewandt, ihre Silhouette betont von der untergehenden Sonne. Während ich am Joint ziehe, beobachte ich, wie sie in die Ferne schaut, den Bergkamm betrachtet, als Tyler sich ihr nähert. Als sie sich ihm zuwendet, lasse ich die Jalousie fallen, statt einen ersten Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen.
Es bringt nichts. Ich kann und werde die Schönheit einer Person, die unsere Pläne durchkreuzen könnte, nicht würdigen. Wir haben zu hart gearbeitet und zu lange auf die kommenden Tage, Wochen und Monate gewartet. Unser Vorhaben wird sich wegen nichts und niemandem ändern, und ganz bestimmt nicht wegen Roman Horners Tochter.
Entgegen der allgemeinen Annahme werden nicht alle Vögel von glänzenden Objekten angelockt.
Nachdem ich den Joint zu Ende geraucht habe, um mich zu beruhigen, kann ich mich meinem Versagen stellen und einen Lagebericht unter dem Namen des Raben verfassen, der jahrelang auf Cecelia angesetzt war – für den Fall, dass Tobias Informationen haben will. Indem ich mir in Erinnerung rufe, dass dies der einzige Weg ist, meinen Bruder nicht abzulenken, schüttele ich das aufkeimende ungute Gefühl ab. Dann drücke ich mich vom Schreibtisch ab und marschiere die Treppe hinunter, wo ich auf halbem Weg Jeremy begegne, der mit einem seiner üblichen Mädchen nach oben geht.
»Seans Zimmer, du Wichser«, warne ich, als er mir ein erfreutes Lächeln schenkt und seine Eroberung an mir vorbeizieht. Als sie mich passiert, ignoriere ich ihren langen Blick, ebenso wie die anderen Blicke, die mich treffen, als ich durch das Wohnzimmer gehe und die Glasschiebetür ansteuere.
Im nächsten Moment werde ich von Bässen und Rauch eingehüllt, der über die mir einst vertraute Menge hinwegzieht – Menschen, mit denen ich aufgewachsen bin, die mir nun aber fremd sind. Ihre Begrüßungen bleiben ihnen im Hals stecken, als sie meine Miene sehen, und dafür bin ich dankbar. Es sollte mich stören, dass ich diese Art von Widerwillen in ihnen auslöse, aber in Wahrheit ist es mir nur recht.
Als ich vom MIT zurückkehrte, musste ich mir meinen Platz unter den anderen Raben zurückerobern, da ich vier Jahre lang fort gewesen war, obwohl ich jeden Sommer zu Hause verbracht hatte. Doch das dauerte nur wenige Tage, weil ich dafür sorgte. Es hatte nichts mit Kräftemessen zu tun, sondern nur damit, dass ich ein Hindernis aus dem Weg räumen musste, das mich nicht dorthin kommen ließ, wo ich hinwollte. Das bringt mich zurück zu meinem aktuellen Hindernis.
Zwischen den sich bewegenden Köpfen im Garten kann ich den Eindringling neben Sean sehen. Sie sind einander so nahe, dass es intim wirkt.
Als würde sie meine Anwesenheit spüren, dreht sie den Kopf in meine Richtung, und unsere Blicke treffen sich. In dem Moment schlängelt sich eine Vorahnung durch meinen Körper. Ich verdränge das Gefühl, marschiere auf sie zu und dringe in ihren persönlichen Raum ein, da ich keine Lust habe, meine Intention mit sinnlosen Worten zu verdeutlichen. Seans Versuch, sich dazwischenzudrängen, scheitert, und bevor ich auch nur ein Wort gesagt habe, weiß sie schon, woran sie bei mir ist.
Unser Kampf beginnt und endet mit einem kurzen Wortwechsel, mit dem ich sie absichtlich bloßstelle. Erst als ich ihr deutlich zu verstehen gebe, dass sie niemand eingeladen hat und sie hier unerwünscht ist, murmelt sie angetrunken: »Schon gut, ich gehe.«
Als ich mich umdrehe, um wieder reinzugehen, packt sie mich am Unterarm, um mich aufzuhalten. Ihre ungebetene Berührung fühlt sich an wie ein Brennen, doch ich widerstehe dem Drang, mich ihr zu entziehen, und drehe mich abrupt zu ihr um. Trotzige dunkelblaue Augen – die denen meines Feindes so ähnlich sind – begegnen meinen, während sie den Rest ihres Cider trinkt und mir die Flasche vor die Füße wirft. »Ups.«
Als wir einander wütend anfunkeln, verstärkt sich mein Entschluss, an meiner Mission festzuhalten. Merkwürdigerweise fühle ich mich leicht schuldig, weil sie sich der Bedrohung, die sie darstellt, nicht bewusst ist.
Tyler hatte zwar im Ansatz recht, was ihr Aussehen betrifft, aber hat einen entscheidenden Punkt ausgelassen.
Ihre Schönheit ist verdammt noch mal tragisch.
Wenn ihre Anwesenheit unseren Plan in den nächsten Monaten auch im Entferntesten gefährden sollte, habe ich kein Problem damit, sie aus dem Weg zu räumen.
Gerade als ich den Gedankengang beendet habe, beendet sie ihre Tirade. Offenbar will sie unbedingt das letzte Wort haben. »Weißt du, du könntest auch sagen, es war schön, dich kennenzulernen. Immerhin schmeißt du mich raus. Das wäre nur höflich.«
»Höflichkeit hat mir noch niemand vorgeworfen.«
»Das ist kein Vorwurf. Sondern eine Frage des Anstands, du Arschloch.«
Das Gefühl ihrer Finger, die sich auf meinen Unterarm legen, raubt mir die letzte Geduld.
Sean deutet meine Wut richtig und flucht, bevor er sie über seine Schulter wirft. Sein Blick ruht schwer auf meinem Profil, als würde er darauf warten, dass ich einlenke, aber ich schaue Romans Tochter weiterhin fest in die Augen.
»Und was für ein gut aussehendes Arschloch du bist«, lallt sie.
Um uns herum bricht Gelächter aus und lockert die angespannte Stimmung auf.
Ich kann mich nicht dagegen wehren, dass meine Mundwinkel sich leicht heben.
Bis sie einen letzten Satz von sich gibt. »Ich bin gefährlich, nur damit du’s weißt. Frag deinen Bruder.«
Sie hängt über Seans Schulter und richtet ihren Blick weiterhin auf mich, während er sie durch die Schiebetür trägt, um sie vor meinem Ausbruch zu bewahren.
Als sie außer Sichtweite ist, tritt Tyler neben mich und stellt die Frage, deren Antwort wir beide bereits kennen. »Was hat er sich nur dabei gedacht?«
»Dass er sie flachlegen und uns gleichzeitig davon überzeugen kann, dass er uns einen Gefallen tut«, presse ich hervor und starre immer noch in die Richtung, in die Sean mit ihr verschwunden ist.
»Und niemand hat ihm verraten, dass sein Plan nicht funktionieren wird?«
»Doch, haben wir, aber er hat nicht zugehört.«
Ich denke an eine lange zurückliegende Unterhaltung mit ihm am Lagerfeuer, als wir noch Teenager waren. Ein Gespräch, an das wir uns vermutlich alle noch genau erinnern, denn das war die Nacht, in der es richtig begann.
»Wir müssen uns eine einfache Strategie überlegen«, sagt Tobias und starrt nachdenklich in die Flammen.
»Und die wäre?«, fragt Tyler.
»Wir müssen durchdacht handeln. Der einzige Weg, einen Mann wie Roman zu besiegen, ist, schlafender Riese zu spielen«, verkündet mein Bruder in einem Tonfall, bei dem wir alle aufhorchen.
»Denkt an Helena von Troja«, erwidere ich, denn ich glaube zu wissen, was er sich vorstellt. Wir alle kennen uns dank Mrs. Greens Geschichtsstunden in der achten Klasse in griechischer Mythologie aus.
In der Sage wird Helena, die Gemahlin von König Menelaos von Sparta, von Paris, dem Prinzen von Troja, verführt und verschleppt, was einen zehnjährigen Krieg auslöst. Dies bringe ich nicht wegen der Liebesgeschichte zur Sprache, sondern wegen der Taktik mit dem trojanischen Pferd. Griechische Soldaten konnten sich nach einer zehnjährigen ergebnislosen Belagerung Einlass in die Stadt verschaffen und Troja erobern, indem sie sich in einem riesigen Pferd versteckten, getarnt als angebliche Opfergabe für die Göttin Athena. Mit einer ähnlichen Taktik könnten wir methodische, behutsame Schritte unternehmen, um zu Roman zu gelangen.
Anstatt das Ganze noch einmal zu erklären, erzähle ich lieber von meiner weniger komplizierten Lösung. »Doch das ist ganz schön aufwendig, wenn man bedenkt, dass wir das Problem einfach eliminieren können.«
Die vorhersehbare Reaktion meines Bruders kommt umgehend. In seinen Augen liegt eine seltene Angst, während er über meine Worte nachdenkt und mich eingehend mustert. Da ich es nun laut ausgesprochen habe, ist er gezwungen, die Seite von mir anzuerkennen, in die er schon kurze Einblicke bekommen hat, vor der er sich jedoch aus väterlicher Sorge fürchtet. Eine Seite, die mich eines Tages in die Schusslinie bringen wird, wo ich auch tatsächlich sein will.
Schon im nächsten Moment spricht er seine Sorge aus. »Du willst doch nicht etwa vorschlagen, dass wir den Mann einfach um …«
»Auge um Auge.« Ich zucke mit den Schultern. »Unsere Eltern sind bei einem Feuer gestorben. Findest du nicht, das rechtfertigt diese Art von Rache? Du hast doch selbst zu Delphine gesagt, dass du das ganze Gerede leid bist. Die Treffen sind ein Witz, dort sitzen doch nur Pussys, die meckern, während sie ihre Kaffeetassen auffüllen. Die könnten genauso gut einen Buchclub gründen, so wenig, wie die reißen.«
Ich gehe einen Schritt weiter, indem ich meinen vereinfachten Plan darlege. »Wenn wir genügend Tabak kochen und die richtige Menge von dem Konzentrat auf seinen Autotürgriff streichen, muss es nur ein paar Minuten in seine Haut einziehen, dann ist er erledigt. Im Autopsiebericht wird Herzinfarkt stehen. Es ist im Körper nicht nachweisbar.«
Obwohl wir im Schatten des Waldes sitzen, erhellt das Licht des Lagerfeuers sein Gesicht gut genug, um erkennen zu können, dass er bleich wird. Als er wieder spricht, klingt seine Stimme alarmiert und warnend zugleich. »Er raucht aber nicht, das wäre schon der erste Fallstrick. Und außerdem ist das nicht unsere Art«, presst er hervor. »Und so werden wir auch nie werden, Dom. Das hätten Maman und Papa nicht gewollt. Es gibt eine bessere, diplomatischere Art, es zu regeln. Eine weniger gnädigere Option als den Tod.« Er schüttelt entschlossen den Kopf. »Nein, wir werden die Dinge langfristig verbessern. Wenn wir Roman zu Fall bringen, gibt es hundert Männer wie ihn, die an seine Stelle treten könnten. Sie beuten Leute wie meine Eltern aus und sortieren sie aus, wenn sie ihnen zur Last werden.« Er schaut bedeutsam zwischen uns hin und her. »Was machen wir mit denen?«
»Nicht unser Problem«, erwidert Sean, der in seinem Footballtrikot und mit einem Bier in der Hand auf seinem Campingstuhl herumwippt. Er ist noch immer aufgekratzt vom Trainingscamp.
»Wir machen es zu unserem Problem. Darum geht es ja bei der gesamten Sache. Nicht nur um unsere Familie oder diesen Ort. Jedenfalls nicht mehr.« Er schiebt seine Hände in die Taschen und schaut zum frisch errichteten Rohbau von Romans Haus hinüber – nur die Länge eines Footballfeldes von uns entfernt. Er klingt gedankenverloren, als er fortfährt. »Wir machen es auf eine Art, die sie ehrt.«
Sean öffnet eine neue Bierflasche und gibt seinen Senf dazu. »Nimmst du dir da nicht ein bisschen viel vor? Ich meine, schau mal, wo wir sind. Am Arsch der Welt.«
»Darum geht es doch.«
Seans Blick fliegt zu mir, weil ich so entschlossen klinge. Er schwebt noch immer zwischen zwei Welten – in der, die bereits existiert, und der, die Tobias erschaffen will. Trotz meiner Warnungen, dass Tobias uns nicht ernst nehmen wird, wenn wir nicht bald etwas unternehmen, glaubt Sean, dass wir unseren Platz in der Bruderschaft längst gesichert haben, weil wir ihm so nahestehen. Er hat keine Ahnung, wie sehr er sich damit täuscht.
»Willst du etwa als Koch im Restaurant deines Vaters enden?«, frage ich. »Was passiert, wenn die Bank den Kredit einfordert?«
Seans Augen blitzen auf, aber er schweigt und knibbelt das Etikett von seiner Bierflasche.
Ich wende mich an Tyler, dessen Lage genauso aussichtslos ist. »Und du willst Berufssoldat werden?«
Tyler funkelt mich grimmig an, denn seine größte Angst ist es, genauso zu enden wie sein Vater.
In Wahrheit will keiner von uns in die Fußstapfen seiner Eltern treten oder das Gleiche durchmachen müssen wie sie.
Tobias und ich haben viel Leid erfahren, aber unseren Brüdern ist es nicht viel besser ergangen. Tyler hat erlebt, wie sein Vater Amerika verlassen hat und als ein vollkommen anderer Mensch zurückgekehrt ist.
Sean bekommt gerade mit, wie seine Eltern darum kämpfen, ihr Restaurant nicht schließen zu müssen und den Kopf über Wasser zu halten.
Tylers und Seans Angst, dass es ihnen ähnlich ergehen wird wie ihrer Familie, ist einer der Hauptgründe, warum Tobias unsere Aufmerksamkeit hat – doch er hat uns auch noch viele andere geliefert. Er war der Erste, der über den Tellerrand hinausgeschaut und die Kleinstadt verlassen hat. Zu erleben, wie stark er sich jedes Mal, wenn er zurückkam, verändert hatte, hat immer wieder ihre Neugier geweckt. Meine eigene Neugier habe ich gestillt, indem ich Nachforschungen darüber angestellt habe, warum die entspannte Haltung meines Bruders innerhalb kürzester Zeit verschwand.
Deshalb habe ich jegliche Teenagerflausen aufgegeben und beschlossen, ein Mann zu werden, noch bevor dies von mir erwartet wurde. Auch wenn ich keine andere Wahl hatte und er es nicht mal bemerkt hat.
»Das ist genau der Grund, aus dem wir hier sind«, stellt Tobias fest. »Um Prioritäten zu setzen.«
»Ich hab ohnehin die richtigen Prioritäten.« Sean hebt die Hände und beginnt, an den Fingern aufzuzählen. »Sex, Sex, Sex, Sex und …«, er überlegt kurz, »ja, ich glaube, Sex.«
Obwohl mich Sean nervt, muss ich lachen, doch Tobias’ Augen blitzen warnend auf. »Das ist ein weiterer Grund dafür, dass ich das Treffen angesetzt habe. Du willst eine Freundin? Dann such dir eine, aber Beziehungen und dieser Club werden sich nie miteinander vereinbaren lassen. Was die anderen Raben tun, geht mich nichts an, aber wenn ihr mich fragt, haben Frauen an diesem Feuer keinen Platz. Zumindest noch nicht. Und generell auch nur dann, wenn ich sie sorgfältig unter die Lupe genommen habe.«
»Ich dachte, du hättest behauptet, Frauen seien ein Zufluchtsort«, wirft Sean ein, ehe er einen Schluck von seinem Bier trinkt. Er will Tobias offenbar auf die Probe stellen.
»Das sind sie«, erwidert Tobias barsch, »solange man sie aus dem Geschäftlichen raushält. Enge Bindungen sind eine große Verantwortung. Und wer es vermasselt, wird die Konsequenzen dafür tragen.« Wieder schaut er jeden von uns an, um seinen Punkt zu untermauern, bevor er fortfährt. »Da mache ich keine Ausnahme.«
Im weiteren Verlauf der Unterhaltung versuche ich immer wieder, die Spannungen zu schlichten, die zwischen uns entstehen. Die Wut darüber, dass Tobias so lange fort war, führt dazu, dass er doppelt so viele bissige Bemerkungen einstecken muss, wie er austeilt. Auch ich kann meinen Groll kaum verbergen, besonders, als die Alkoholprobleme meiner Tante zur Sprache kommen.
»Wenn ich das also richtig verstehe«, wechselt Tyler das Thema, seine Haltung kerzengerade, »brauchen wir ein Holzpferd, eine Armee, die sich darin versteckt, und die Gelegenheit, ins feindliche Revier zu gelangen.«
Tobias senkt bestätigend das Kinn.
»Ich werde Marinesoldat in dritter Generation sein«, verkündet Tyler, was wir ohnehin schon wissen. »Und wenn es eines gibt, was ich weiß, dann, wie man eine Armee aufbaut.«
Als Nächstes meldet sich Sean zu Wort, diesmal mit dem nötigen Ernst. »Dom und ich werden in der Werkstatt arbeiten, und wenn wir erst mal alles geregelt haben, werde ich mir überlegen, wie wir durchs Tor gelangen.« Er zerzaust meine Haare, doch ich schlage seine Hand weg, als er fortfährt. »Und wir wissen alle, dass dieser Arsch nach Harvard oder Yale gehen wird.«
»Dann bist du wohl das Holzpferd«, sage ich zu meinem Bruder.
»Nein, kleiner Bruder«, erwidert er. Wir schauen einander an, können die Spannung aufgrund unseres vorherigen Streits nur schwer ignorieren. Hauptsächlich weil er sich weigert, mich zu ihm nach Frankreich kommen zu lassen, und glaubt, ich würde nicht mitbekommen, was er dort begonnen hat. In welchen Kreisen er verkehrt und in welche Gefahr er sich begibt.
»Du bist das Pferd«, verkündet er. Dann schaut er bedeutungsvoll zwischen uns hin und her. »Und ab diesem Moment existiere ich offiziell nicht mehr.«
Nachdem wir unsere Strategie genauer besprochen haben, gehe ich zu meinem Bruder, der nun am Feuer steht.
»Was ist mit Helena?«, frage ich.
Als er mich ansieht, liegt unverhohlene Überraschung in seinen Augen.
Bis vor wenigen Minuten war ich sein talentierter kleiner Bruder, nur ein Teenager, der ihn in brenzligen Situationen retten konnte und für ihn recherchiert hat, wenn er mehr Informationen brauchte. In seinen Augen muss ich mich mit den Häppchen zufriedengeben, die er mir vereinzelt hinwirft, um mich bei Laune zu halten und mich vor seinen Geschäften im Ausland zu schützen. Doch mittlerweile habe ich meine eigenen Geheimnisse und entscheide selbst, wann und wie ich sie offenlege.
Mein Informationshäppchen über Cecelia ist winzig im Vergleich zu dem, was ich mir durch meine eigenen Nachforschungen an Wissen angeeignet habe. Genau wie Tobias habe ich sie heute gesehen, ein unschuldiges junges Mädchen, das mit rebellischem Blick ein Buch hat mitgehen lassen, um Roman zu verärgern. Die Verachtung stand Roman ins Gesicht geschrieben, als er sich in der Bibliothek umgeschaut hat.
Ohne den Blick von mir zu lösen, spricht Tobias Warnung und Befehl zugleich aus. Und so wie ich meinen Bruder kenne, meint er es ernst. »Helena lassen wir aus dem Spiel.«
Fast zehn Jahre später steht Tyler nun nachdenklich neben mir, während die Party um uns herum in vollem Gange ist. Unseren Blick haben wir in die Richtung gewandt, in die Sean mit Cecelia geflüchtet ist, doch nun schaue ich ihn wieder an. Innerhalb von Sekunden habe ich die Erkenntnis: Seine Erinnerung ist genauso lebendig wie meine. Sein Gehör ist fast übernatürlich und ein Talent, das er oft zum Einsatz bringt. Das stellt er unter Beweis, als er spricht. In seiner Stimme schwingt Angst mit, als er eine Warnung ausspricht, die beinahe ironisch klingt. »Nimm dich in Acht vor Griechen, die Geschenke bringen.« Er reibt sich den Kiefer und schaut mich an. »Gottverdammt. Helena ist gerade in Triple Falls eingetroffen.«
Und darin liegt die Tragödie.
Helenas Geschichte hat kein gutes Ende für sie genommen, genauso wie für alle anderen auch.
Tobias’ Warnung hallt zum ersten Mal seit jener Unterhaltung laut in mir nach, denn ich spürte meine innere Unruhe bereits, als ich Cecelia zum ersten Mal in die Augen sah … und ich spüre sie immer noch. Da ich weiß, warum Sean sie mitgebracht hat, ohne zu versuchen, sich dafür zu rechtfertigen, werde ich einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen – und auch nirgendwo anders hin – , denn ich weiß ohne Zweifel, dass die Geschichte, solange Cecelia darin vorkommt, für keinen von uns gut enden wird.
»Wie lautet dein Befehl?«, fragt Tyler.
»Versammele alle in zwanzig Minuten in der Werkstatt.«
Nun steckt sie in der Sache drin, Bruder.
»Menschenmassen zwängen sich durch die endlosen Reihen aus Verkaufsständen. Die meisten Leute lächeln und wissen nichts von dem Krieg, der tobt. Ahnen nicht, dass hinter den Bäumen ihrer Nationalparks eine Gruppe Männer für sie kämpft, damit die lokale Wirtschaft floriert und die Wilderer ihnen nicht alles nehmen.«
Cecelia, Exodus
Noch mehr Sonne dringt durch meine geschlossenen Rollos, während ich an meinem frischen Kaffee nippe und meinen müden Blick auf den Bildschirm richte, auf dem unterschiedliche Bilder von Überwachungskameras zu sehen sind – zwei zeigen Romans Garten, da ich mich in seinen Sicherheitsserver gehackt habe. Das zweite Bild zeigt – dank der Kamera, die an dem Truck unseres weiblichen Raben befestigt ist – den Blick auf die Straße, die zu der neu entdeckten Lagerhalle führt. Das letzte Bild bietet einen Ausblick vom Dach der Lagerhalle. Die Lagerhalle des Mannes, auf den wir es aktuell abgesehen haben – Anthony Spencer. Einer von Romans Feinden, die wir uns als Erstes vornehmen. Feinde, die ihre eigenen Imperien haben, die wir bestehlen und entmachten wollen, bevor wir sie ausschalten.
Indem wir unsere Konkurrenz aus dem Weg räumen, sorgen wir dafür, dass wir diejenigen sind, die Roman rächen und dabei noch abkassieren. Bisher haben wir Roman noch nichts davon erzählt. Bald wird er ohnehin Verdacht schöpfen, wenn ein paar der Männer, mit denen er schon lange zerstritten ist, einer nach dem anderen verschwinden, sodass sie keine Chance mehr haben, zu ihm zu gelangen, bevor wir es tun.
Er wird noch früh genug herausfinden, dass irgendjemand auch hinter ihm her ist.
Offen gestanden kann ich es kaum erwarten, bis er versucht, in Erfahrung zu bringen, wer es sein könnte.
Zeit. Alles ist eine Frage der Zeit.
Ich habe diese Taktik mit meinem Bruder ausgehandelt, da er sich geweigert hat, Roman sofort auszuschalten. Meine Argumentation? Das Mindeste, was wir tun können, ist, ihm mental zuzusetzen und sicherzustellen, dass wir diejenigen sind, die ihn bezahlen lassen. Tobias war am Anfang nicht einverstanden, aber dann hat seine nachtragende Seite die Oberhand gewonnen.
Jeremys Van von Fleet Heating and Air wird sichtbar, als er über den Schotterparkplatz rast und neben Tylers Wagen zum Stehen kommt. Er springt raus und hält nach der Kamera Ausschau, die er sofort entdeckt. Dann schaltet er sein Headset ein und sagt »Test. Test.«. Bei jedem Wort zeigt er mir den Mittelfinger.
»Idiot«, murmele ich, kann mir aber ein Grinsen nicht verkneifen.
»Schönen guten Tag, Prinzessin«, säuselt er und schaut in die Kamera. »Wie fühlt sich der gepolsterte Stuhl unter Eurem Arsch an?«
»Er hält meine Eier schön kühl, Alter«, scherze ich, als Russell auf der Beifahrerseite aussteigt. »Wenn du deine Hausaufgaben ausnahmsweise mal gemacht hättest, wärst du vielleicht nicht der Mann, dessen Hände nur aus einem einzigen Grund schwielig sind.«
»Hör auf mit den Witzen, Dom. Was wir hier planen, ist ernst. Aber verrate mir eins, und bitte sei ehrlich.« Er dreht sich um und hält sein Gesäß in die Kamera. »Macht diese Arbeitsuniform meinen Hintern fett?«
Russell schüttelt lachend den Kopf, während er die Lagerhalle betrachtet. »Wer hat die eigentlich entdeckt?«
Jeremy hat die Antwort parat. »Tyler. Das Arschloch hat sie selbst nicht als Firmenbesitz gelistet, aber er hat die Adresse versteckt in Spencers uralten Unterlagen gefunden.«
»Wir können dich übrigens hören, du Wichser«, meldet sich Tyler, der bereits die Lagerhalle betreten hat. »Hört auf mit eurem Geschwätz. Es geht los.«
»Wie ist die Lage?«, frage ich Tyler und betrachte die Uhrzeit auf meinem Bildschirm.
»Schon an der Tür«, ächzt Tyler. »Wie ich bereits vermutet habe, ist es eine Bodenverriegelung ohne Vorhängeschloss; wenn wir also nichts mitgehen lassen, wird er nie erfahren, dass wir hier waren. Das Schloss ist aber höllisch schwer zu öffnen. Gib mir eine Minute.«
»Viel mehr hast du auch nicht«, warne ich ihn.
Russell zieht seine Handschuhe an, bevor er zwei Brechstangen hervorholt und eine davon Jeremy gibt, der das abgelegene Gebäude mitten im Nirgendwo misstrauisch beäugt. Es liegt noch knapp innerhalb der Grenze unseres Verwaltungsbezirks. Es ist die Lage der Halle, die unsere Aufmerksamkeit geweckt hat. Und die Tatsache, dass wir nach unserer Recherche rausgefunden haben, dass Roman das Grundstück und die Lagerhalle an Spencer verkauft hat, als er sich vor Jahren wertloser Immobilien entledigt hat und die beiden Männer noch Geschäfte miteinander gemacht haben. Die Frage ist, warum Spencer die Lagerhalle behalten und sie als Privatvermögen gemeldet hat.
Jeremy spricht meine Gedanken aus. »Und was wird hier gelagert?«
»Das sollst du ja rausfinden, du Idiot«, presse ich hervor.
Jeremy dreht sich zu Russell um. »Er ist in letzter Zeit immer so bitchy.«
Russell starrt Jeremy an, so wie er es immer tut – als wäre er ein Laborexperiment, das schiefgegangen ist.
»Ich versteh’s ja, Dom«, fährt Jeremy fort. »Wir könnten alle einen Tag Urlaub gebrauchen. Genau genommen«, er schaut sich um, »vermissen wir heute einen Raben. Ich wette, Sean ist momentan beschäftigt … Ooh, vielleicht ist Cecelia im Bett ja ’ne richtig heiße Nummer … Es sind immer die Stillen.«
Noch während Jeremy spricht, erhalte ich eine Nachricht von Sean auf meinem Wegwerfhandy.
S: In fünf Minuten da. Hab den Code fürs Tor.
Ich brauch keinen Live-Kommentar, und den haben wir außerdem längst. Liefer mir was Nützliches, und warte auf mein Signal.
»Ich muss zugeben, dass sie verdammt heiß ist«, fügt Russell hinzu, als Cecelia über die Poolkamera in einem Bikini zu sehen ist und in der Sonne mit ihrem langen kastanienbraunen Haar, das ihr um das makellose Gesicht weht, und ihrer perfekten Figur absolut perfekt aussieht.
Allein ihr Anblick, wie sie nachdenklich die Wasseroberfläche betrachtet, quält mich.
»Auch wenn sie absolut tabu ist«, bemerkt Jeremy. »Von ihr würde ich mich sogar fesseln lassen und ihr ziemlich abgefahrenen Scheiß erlauben … Federn, Öl … vielleicht sogar Leder.«
Jeremy lehnt sich langsam zu Russell herüber, um seinen Punkt zu untermauern, doch der stößt ihn weg. »Verpiss dich, du Freak.«
»Hört auf mit euren Witzen«, belle ich und wende meinen Blick von Cecelia ab. Schon jetzt weiß ich, dass Sean nicht mehr in der Lage sein wird, uns irgendetwas Nützliches zu liefern, sobald er sie gesehen hat. Obwohl er gestern Abend versucht hat, Tyler zu versichern, dass wir uns keine Sorgen machen müssen.
Als Sean nach Hause gekommen ist, nachdem er Cecelia heimgefahren hatte, hat Tyler ihn auf der Treppe abgefangen, woraufhin sie direkt vor meiner Zimmertür diskutiert haben. Ich habe mir nicht die Mühe gemacht, meinen Senf dazuzugeben oder mich in den Streit einzumischen. Nachdem ich denjenigen, die unser Geheimnis kennen, versichert habe, dass alles so weitergehen würde wie bisher, habe ich Frieden mit der Tatsache geschlossen, dass Cecelia nichts als ein Hindernis ist, das wir umschiffen müssen. Sean beäugte mich misstrauisch, kurz bevor ich den beiden Streithähnen meine Tür vor der Nase zugeschlagen und mich wieder an die Arbeit gemacht habe.
Als Sean heute Morgen an der Kaffeemaschine vorsichtig neben mich getreten ist, habe ich klargestellt, dass ich kein Interesse habe, obwohl er versucht hat, mir den gleichen Vortrag darüber zu halten, welche Vorteile Cecelia uns verschaffen kann, den er gestern Abend auch schon Tyler gehalten hatte.
Ich verdränge meine langsam stärker werdende Wut auf Sean, wende den Blick ein zweites Mal von Cecelia ab und konzentriere mich auf den Raben, dessen Schicksal derzeit in meinen Händen liegt.
»Noch dreizehn Minuten, bis Deputy Arschgesicht kommt«, erinnere ich alle, die mich hören können, während ich den Eingang zur Lagerhalle fixiere. »Van drei, wo zur Hölle bist du?«
Peter meldet sich. »Gleich da, Mann. Denny und ich steckten hinter einem verfickten Traktor fest.«
Als ich die Kamera checke, die an Laylas F150 befestigt ist, sehe ich, dass sie an ihrer geöffneten Heckklappe lehnt, provokant gekleidet wie erbeten – für den Fall, dass wir sie in letzter Minute brauchen, um den Security-Mann abzulenken, der die Lagerhalle regelmäßig überprüft.
»Wie läuft’s, Ladybird?«, frage ich Layla, die in die Richtung schaut, aus der sich der Wachmann nähern sollte.
»Die Luft ist rein«, antwortet sie knapp, damit der Kanal schnell wieder frei ist, besonders weil auch ihr Verlobter zu unserer Truppe gehört.
Im nächsten Moment sehe ich, wie der dritte Van auf der entgegengesetzten Seite von Laylas Posten in die Einfahrt rast. Als er neben den ersten beiden Vans zum Stehen gekommen ist, springen Denny und Peter heraus und öffnen die Hintertüren, ehe sie sich Handschuhe anziehen.
»Verstanden«, sagt Tyler und öffnet die Tür. Innerhalb von Sekunden verschwinden sie im Inneren.
Eine ganze Minute lang höre ich nichts als zischendes Flüstern. »Es ist scheißdunkel hier drin«, meckert Jeremy, als ein leiser Knall ertönt. »Wir hätten Taschenlampen mitnehmen sollen.«
»Falls ihr Schwachköpfe das vergessen habt«, versetze ich, »es gibt im Inneren keine Kameras. Ich sehe also nichts.«
Denny antwortet als Erster. »Wir haben ein Dutzend gestapelter Kisten und ein paar Kartons. Wir brauchen Schubkarren, wenn wir sie wegschaffen wollen.«
»Mach eine auf, und schau nach, was drin ist«, schlägt Jeremy vor. »Am Ende ist es noch Spencers alte Comicheft-Sammlung.«
»Er wird garantiert keine Security einsetzen, die alle vierzig Minuten das Gebäude überprüft, wenn er hier Comics aufbewahren würde, du Spinner«, erwidert Tyler. »Öffne die obersten Kisten … vorsichtig.«
»Zwölf Minuten«, warne ich.
»Wir brauchen mehr Brechstangen«, bellt Tyler. »Russell, hinten in meinem Van.«
»Alles klar.« Russell ist nun auf meinem Bildschirm zu sehen. Er holt eine schwarze Tasche aus dem Wagen und verschwindet wieder in der Lagerhalle.
In dem Moment meldet sich Jeremy zu Wort. »Ich hab die erste Kiste geöffnet … Was zur Hölle. Tyler, hier drüben.«
»Elf Minuten. Tyler, rede mit mir.«
Ich höre ein Schaben, und dann klingt es, als hätten sie eine weitere Kiste geöffnet, als Sean auf meinem Bildschirm am Pool auftaucht. Cecelia hat gerade ihre Bahnen beendet.
»Mach noch eine auf … Fuck, die können nicht echt sein.«
Tylers Reaktion lässt mich nervös werden. »Gott. Das ist Militärbedarf und definitiv kein Spielzeug.«
Russell klingt ebenso erschüttert. »Seid ihr euch sicher, dass das Spencers Lagerhalle ist?«
Mein Geduldsfaden reißt. »Acht Minuten. Sprecht mit mir.«
Tylers Stimme klingt angespannt, so als könnte er seine Wut kaum zügeln. »Wir haben hier sechs Kisten mit M9- und M16-Waffen, Mann. Dazu kugelsichere Westen und genügend Munition, um zehn gottverdammte Häuserblocks auszuschalten. An solche Waffen könnte der CEO eines Frachtunternehmens ohne die richtigen Verbindungen niemals kommen.«
Tyler kommt extra raus und tritt vor die Tür, damit ich ihn sehen kann. »Und wenn ich Verbindungen sage, meine ich Leute wie mich. Das ist im Moment mehr, als wir stemmen können. Und falls das alles Spencer gehört, hätte er mehr Sicherheitspersonal anheuern sollen, denn wem immer die Sachen gehören wird nicht ruhen, bevor er rausgefunden hat, wer ihn bestohlen hat. Was meinst du?«
Meine Gedanken rasen. Bereits tippend, wappne ich mich für eine ausgiebige Recherche. »Nehmt die Waffen mit, und sendet mir alle Einzelheiten dazu. Ich werde versuchen rauszufinden, wer am Kauf interessiert sein könnte und wer sie zum Kauf anbietet.«
Tyler springt hinten in seinen Van und beginnt, sechs große Säcke auszuleeren, ehe er Befehle in die Lagerhalle brüllt. »Kommt her, verdammt noch mal!«
»Fünf Minuten«, belle ich und logge mich in meinen zweiten Bildschirm ein.
Dort sehe ich, wie sich Jeremy, Russell, Peter und Denny auf Tyler zubewegen, der ihnen die geleerten Säcke reicht und ihnen weiterhin Befehle zuruft. »Nur die Waffen. Lasst die Kisten stehen, die wir noch nicht geöffnet haben, und stellt die unteren nach oben, sodass alles unberührt aussieht. Keine einzige verdammte Kiste darf auch nur einen Zentimeter verrückt sein. Ich räume hinter euch auf, los!«
Jeremy und Denny sind die Ersten, die mit gefüllten Säcken auftauchen, die sie in ihre Vans verfrachten. Dann erscheinen Tyler, Russell und Peter, um die anderen Vans zu beladen.
Als ich zur Kamera auf der Hauptstraße wechsele, entdecke ich den Wagen des Wachmanns eine halbe Meile entfernt. »Er rückt an, Ladybird. Mach dich bereit«, sage ich zu Layla.
»Bin bereit«, erwidert sie und öffnet die Heckklappe, um ihren Ersatzreifen rauszuholen.
»Die Zeit ist rum«, versetze ich, als Tyler die Tür der Lagerhalle zuschiebt und sie abschließt, so wie wir sie vorgefunden haben. Innerhalb von Sekunden erscheint er wieder vor der Kamera und springt in seinen Van. Alle drei Wagen rasen nun in Richtung Tor – ein Tor, das fünfzehn Sekunden braucht, um sich zu öffnen und wieder zu schließen. Wertvolle Zeit, die wir unter Umständen nicht haben.
»Ladybird«, sage ich, als das Auto nur noch eine Viertelmeile entfernt ist. »Wenn du langsam vor ihm herfahren könntest, um uns ein paar weitere Sekunden zu verschaffen, wäre das super.«
»Schon dabei«, sagt sie.
»Sobald ihr aus dem Tor raus seid, gebt Gas«, weise ich die anderen an. »Ich will, dass ihr eine halbe Meile Abstand zu dem verdammten Kaufhaus-Cop gewinnt. Layla, jetzt.«
Ein lautes Hupen erklingt, als Layla dem Wachmann den Weg abschneidet.
Sie spielt ihre Rolle gut und setzt ihren besten Südstaatenakzent auf. »Es tut mir ja so leid. Ich fahre zum ersten Mal mit diesem großen Truck!«
»Aus dem Weg, Lady!«
Als sich das Tor weit genug geöffnet hat, rasen alle drei Vans vom Parkplatz und fahren in die entgegengesetzte Richtung.
»Gute Arbeit, Ladybird.« Ich sehe zu, wie sich das Tor quälend langsam wieder schließt. Adrenalin rauscht mir durch die Adern, und mein Herz rast wie wild.
»Für meine Jungs würde ich doch alles tun«, säuselt Layla.
»Wenn du das wörtlich meinst«, erwidert Jeremy. Eine Sekunde später ächzt er. »Autsch. Verdammt, Denny, ich fahre. Sei doch nicht so eifersüchtig.«
Jeremy ärgert Denny weiter, während ich meine Hände zu Fäusten balle und tief durchatme. »Ich wollte doch nur um einen kleinen Gefallen bitten! Fuck! Layla, du weißt, dass du mit einem Neandertaler verlobt bist, oder?«
Layla lacht. »Ich zähle schon die Tage. Wir sehen uns zu Hause, Baby«, sagt sie zu Denny und verschwindet aus der Leitung.
Sekunden später erscheint der Wagen des Wachmanns und wartet, bis sich das uralte Tor geöffnet hat. Dann fährt er auf den Parkplatz der Lagerhalle.
»Alles in Ordnung«, verkünde ich allen Kanälen.
»Verdammte Scheiße. Das war zu knapp«, stößt Tyler hervor.
»Ich schwöre, es fühlt sich an, als wären meine Eier gerade geschrumpft«, meldet sich Jeremy zu Wort. »Oder vielleicht sind sie auch größer geworden. Denny, sieh mal nach.«
»Jeremy«, warnt Denny. »Wenn du deine Hose runterlässt, sterben wir heute beide.«
Grinsend schüttele ich den Kopf und versuche, die Belustigung aus meiner Stimme fernzuhalten. »Denny, versteck die Waffen gut.«
»Wird gemacht.«
Ich lasse erleichtert die Schultern sinken und werfe mein Headset weg, als die Nachrichten wie programmiert auf einem meiner Bildschirme erscheinen. Ich lese die Nachricht, die Tyler mir gerade zu den entwendeten Waffen gesendet hat, und hoffe, ich habe die richtige Entscheidung getroffen, während ich mich gleichzeitig darauf vorbereite, Nachforschungen darüber anzustellen, was zur Hölle Spencer vorhat. Dabei bin ich froh, nicht in Tylers Nähe zu sein. In diesem Moment dürfte ihm das Ausmaß dessen, was wir gerade entdeckt haben, bewusst werden. Die Tatsache, dass jemand beim Militär krumme Geschäfte macht – was ihn immer auf die Palme bringt – , lässt mich ein Stoßgebet für all diejenigen zum Himmel schicken, die sich gerade in seiner Nähe aufhalten.
Als ich wieder den Bildschirm betrachte, auf dem Romans Pool und ein großer Teil seines Gartens zu sehen sind, entdecke ich Sean, der mit einer Zigarette in der Hand im niedrigen Teil des Beckens steht und sich mit Cecelia unterhält.
Cecelia selbst schwimmt am anderen Ende auf der Stelle und sieht Sean misstrauisch an. Ihr Gespräch kann ich nicht verfolgen, da Roman seine Überwachungskameras nicht auf den neuesten Stand gebracht hat.
Während Sean sie mit seinem Charme um den Finger wickelt, nickt er mir unauffällig zu, um mich wissen zu lassen, dass er weiß, dass ich zuschaue.
Daraufhin lasse ich das rote Licht der Kamera zweimal aufblitzen, doch bin mir nicht sicher, ob er es sieht.
Ich greife nach meinem Wegwerfhandy und schicke eine Nachricht an den Raben, der sich in der Nähe aufhält und Sean abholen soll. Obwohl ich weiß, dass ich mich auf etwas anderes konzentrieren sollte, beobachte ich ihre Körpersprache noch ein paar Sekunden. Mein Verdacht bestätigt sich. Sean verbringt auf keinen Fall Zeit mit ihr, um uns Vorteile zu verschaffen, sondern nur sich selbst.
Aber Fakten sind Fakten. Dank Sean sind wir einen Schritt näher dran, uns Zugang zum Haus zu verschaffen.
Ich habe schon oft vermutet, dass Roman das Anwesen hat bauen lassen, um es als überteuerten Safe zu nutzen. Seine Geheimnisse sind irgendwo hinter diesen Wänden versteckt, und genau das ist vermutlich der Grund, warum er sich so gut wie nie dort aufhält.
Die Zeit wird es offenbaren.
Als sich Sean aus dem Becken stemmt, da unser Rabe vorgefahren ist, und davonschlendert, schaut Cecelia ihm hinterher, bis sie ihn nicht mehr sehen kann. In dem Moment beschleicht mich eine erste Vorahnung.
Es könnte tatsächlich funktionieren.
Erschöpft von unserem Einbruch in die Lagerhalle, von meiner Recherche zu den Waffen und meiner anschließenden Schicht in der Werkstatt, funkele ich das Arschloch, das vor mir steht, an. Indem er das Mädel eingeladen hat, das nun hinter ihm auf der Couch schläft, hat er meine Geduld gehörig auf die Probe gestellt. »Ich fahre sie nach Hause«, stoße ich hervor. »Und lass dir was einfallen. Ich muss das Haus durchsuchen.«
»Gib mir ein wenig Zeit.«
»Du warst heute in ihrem Pool und hast nichts aus ihr rausbekommen. Du hast in den letzten zwei Tagen alle Möglichkeiten bei ihr ausgeschöpft und sie dabei direkt vor meinen Augen platziert.«
»Ich mache es nicht, um dich zu ärgern«, erwidert er.
»Du hast mich längst verärgert. Ich schwöre dir, Sean, wenn es dir nur darum geht, sie flachzulegen …«
»Nein«, versetzt er und schüttelt wütend den Kopf. »So ist es nicht.« Er schaut sich über die Schulter zu Cecelia um, die immer noch schlafend auf der Couch unserer Werkstatt liegt, weil sie vorhin ein paar Züge von meinem Joint genommen hat.
»Es ist nur …« Er dreht sich wieder zu mir um. »Sie hinterfragt alles seit der ersten Minute. Klar, sie ist noch jung, aber sie hat was im Kopf. Soweit ich verstanden habe, hat sie genauso wenig für Roman übrig wie wir. Ich glaube, du siehst das Potenzial nicht, weil du zu angepisst bist, um dir einen Moment Zeit dafür zu nehmen.«
Als er mir Rauch ins Gesicht pustet, schlage ich ihm die Zigarette aus der Hand.
Schnell klopft er sich die heruntergefallene Glut von seinem Arm und seinen Jeans. »Was soll das, Mann? Wer zur Hölle bist du?«
»Ich bin der Typ, den du gerade abfuckst, weil du sie flachlegen willst.«
»Ja, und ich erkenne dich kaum wieder. Bist du dir sicher, dass ich derjenige bin, der unsere Pläne durchkreuzt?« Er macht sich nicht die Mühe, seine Zweifel zu verbergen, als er fortfährt. »Ich verstehe, warum du angepisst bist, aber der Bruder, den ich kenne, würde niemals jemanden, der so impulsiv ist wie du im Moment, in ihre Nähe lassen. Also sag mir, soll ich darauf vertrauen, dass du die Sache für uns alle regelst? Denn eurer ersten Begegnung nach zu urteilen, machst du ihr jetzt schon Angst.«
Sie wirkt durchaus reif für ihr Alter. Zu jung, um den kompletten Durchblick zu haben, aber mutig genug, um Grenzen zu überschreiten und ihre Lektionen zu lernen. Sie hat während unseres Wortwechsels vorhin sogar zugegeben, dass sie uns ausnutzt, um ihren Vater zum Spaß zu verärgern oder um sich selbst zu testen. Vermutlich beides.
Denn seine Feinde zu kennen, ist die wichtigste Regel. Im Gegensatz zu Sean habe ich mir Zeit genommen, um ihr Verhaltensmuster zu analysieren. Mit ein paar tätowierten Mechanikern in einer Werkstatt rumzuhängen und sich zu bekiffen, ist normalerweise nicht ihre Art. Sie hat sich sogar getraut, mich Frenchman zu nennen, was bedeutet, dass sie bereits jemand gewarnt hat, der meinen Bruder allerdings nicht mal bei einer Gegenüberstellung erkennen würde.
Selbst als ich sie gewarnt habe, dass es keine gute Idee sei, herzukommen, hat sie die Werkstatt betreten, ohne zu zögern.
Also selbst wenn sie die richtigen Fragen stellt, um Antworten zu finden, auf die sie niemals allein kommen würde, wirkt sie auf mich eher wie ein nettes Mädchen, das rebellieren will oder zumindest ein paar falsche Entscheidungen getroffen hat.
Hier komme ich ins Spiel.
Ich mache ihr keine Angst. Ich mache sie neugierig.
Mein unverhohlener Zorn darüber, dass sie in mein Leben und mein Haus eingedrungen ist, weckt nur ihre Neugier, und die werde ich mir zunutze machen, sobald ich ihren neuen Bodyguard verscheucht habe.
Ich lenke meinen Fokus wieder auf Sean und blicke hinter die Fassade seiner fadenscheinigen Begründungen – die Erinnerung daran, wie er vorhin besitzergreifend den Arm um sie gelegt hat, ist noch frisch. »Muss ich es dir wirklich erklären?«
Ein paar Sekunden lang erhalte ich keine Antwort, sondern höre nur das Klicken seines Zippos, bis er voller Abscheu seinen Blick hebt. »Ja, Dom, vielleicht wäre das besser.«
»Bist du bereit, uns allen nur für sie einen Strich durch die Rechnung zu machen?«
»Ja, ich bin verliebt«, entgegnet er trocken.
»Irgendwas ist auf jeden Fall mit dir los.«
»Ja, vielleicht. Denn sie hat ein Herz, scheint keine versteckten Absichten zu haben und hat verdammt noch mal was im Kopf. Wir beide wissen, dass sie keine Schuld an der Sache trägt. Macht es mich etwa zu einem Unmenschen, dass ich daran denke?«
»Ich fahre sie nach Hause. Lass dir was einfallen. Und das ist keine Bitte.«