The Ravenhood - The Finish Line - Kate Stewart - E-Book
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The Ravenhood - The Finish Line E-Book

Kate Stewart

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Beschreibung

»Die einzige Liebe, die ich je gekannt habe, ist die, die mich krank macht – krank vor Sehnsucht, vor Lust, vor Kummer. Die Art von Liebe, die Narben und gebrochene Herzen hinterlässt.«

*** Aufgrund eines technischen Fehlers entspricht das Motiv des Buchschnitts leider nicht der ursprünglich angekündigten Abbildung. Der wunderschön gestaltete Motivschnitt ist weiterhin nur in limitierter Auflage erhältlich. ***

Trotz der enormen Anziehung steht die Beziehung zwischen Tobias und Cecelia auf unstetem Grund. Tobias tut sich schwer damit Nähe zuzulassen, Cecelia kämpft wiederum damit, Tobias nach allem, was passiert ist, zu vertrauen. Was sie nicht weiß: Tobias hat gute Gründe für sein Verhalten und diese liegen weit in der Vergangenheit verborgen. Gründe, die ihn schließlich zum gnadenlosen Anführer der Raben haben werden lassen. Gründe, die ihn bis heute wie dunkle Albträume verfolgen und ihn alles kosten könnten, was ihm lieb und teuer ist – auch Cecelia …

TikTok made me buy it – der dritte Band der »The Ravenhood«-Trilogie endlich auf Deutsch!

Weitere Bände der Reihe:
Band 1: The Ravenhood – Flock
Band 2: The Ravenhood – Exodus
Band 3: The Ravenhood – The Finish Line

Dieses Buch gibt es in zwei Versionen: mit und ohne Farbschnitt. Es wird je nach Verfügbarkeit geliefert.

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Seitenzahl: 658

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Buch

Trotz der enormen Anziehung steht die Beziehung zwischen Tobias und Cecelia auf unstetem Grund. Tobias tut sich schwer damit, Nähe zuzulassen, Cecelia kämpft wiederum damit, Tobias nach allem, was passiert ist, zu vertrauen. Was sie nicht weiß: Tobias hat gute Gründe für sein Verhalten, und diese liegen weit in der Vergangenheit verborgen. Gründe, die ihn schließlich zum gnadenlosen Anführer der Raben haben werden lassen. Gründe, die ihn bis heute wie dunkle Albträume verfolgen und ihn alles kosten könnten, was ihm lieb und teuer ist – auch Cecelia …

Autorin

Kate Stewart ist mehrfache »USA Today«-Bestsellerautorin, und das nicht ohne Grund: Ihre Romane rauben ihren Fans den Atem! Insbesondere ihre »The Ravenhood«-Trilogie traf mitten in das Herz ihrer Leser*innen und wurde zu einer weltweiten TikTok-Sensation.

Die gebürtige Texanerin lebt mit ihrem Mann inmitten der Blue Ridge Mountains in North Carolina. Wenn sie nicht gerade am Schreibtisch sitzt und knisternde Geschichten zu Papier bringt, vertreibt sie sich gern die Zeit mit Fotografie, dem Hören von und Tanzen zur Musik der 1980er- und 1990er-Jahre oder mit einem Glas gutem Whiskey.

Weitere Informationen unter: www.katestewartwrites.com

Von Kate Stewart bereits erschienen:

The Ravenhood – Flock · The Ravenhood – Exodus

KATE STEWART

THE RAVENHOODTHE FINISH LINE

ROMAN

Deutsch von Bettina Hengesbach

Die Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel »The Finish Line«.

Das Zitat auf S. 15 stammt aus dem Gedicht »Annabel Lee« von Edgar Allan Poe, in: »Edgar Allan Poes Werke«, herausgegeben von Theodor Etzel, übersetzt von Theodor Etzel und Hedwig Lachmann, Propyläen, Berlin, 1921/22.

Die Zitate auf S. 523 und 543 wurden übersetzt von Bettina Hengesbach.

Der Verlag behält sich die Verwertung der urheberrechtlich geschützten Inhalte dieses Werkes für Zwecke des Text- und Data-Minings nach § 44 b UrhG ausdrücklich vor. Jegliche unbefugte Nutzung ist hiermit ausgeschlossen.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Copyright der Originalausgabe © 2021 by Kate Stewart

First published 2021 and subsequently reissued by Pan Books in 2023, an imprint of Pan Macmillan, a division of Macmillan Publisher International Limited.

Copyright der deutschsprachigen Ausgabe © 2023 by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Susann Rehlein

Covergestaltung: www.buerosued.de nach einer Originalvorlage von Pan Macmillan

Coverdesign: Moesha Parirenyatwa

Covermotiv: © Shutterstock

DK · Herstellung: sam

Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München

ISBN 978-3-641-30537-6V002

www.blanvalet.de

Für mon trésor Maïwenn

Und für meine Leser*innen, die diese Reise mit mir gewagt haben. Merci.

PROLOG

TobiasVierundvierzig Jahre altSaint-Jean-de-Luz, Frankreich

»Viens ici, Ezekiel.«Komm her, Ezekiel. Ich gehe zu ihm. In der offenen Hand hält er eine braune, flache Muschel. Als ich danach greifen will, zieht er sie weg.

»Qu’est-ce que c’est?«Was ist das?

»Un clypéastre, un dollar de sable. Lorsque tu en trouveras un, garde-le. Et lorsque tu seras prêt, alors tu le casseras. Mais tu dois le faire bien au milieu pour pouvoir en récupérer son trésor.« Ein Sanddollar. Wenn du so einen findest, musst du ihn behalten. Und du darfst ihn erst aufbrechen, wenn du bereit bist. Aber du musst ihn genau in der Mitte öffnen, um an den Schatz zu gelangen.

»Quand serai-je prêt?« Wann werde ich bereit sein?

Er zerzaust mir das Haar. »Tu le sauras.« Das wirst du spüren.

Ich stehe am Ufer und lasse Steine über die schäumenden Wellen hüpfen, die meine Füße umspülen. Ich konnte mich nie an das gesamte Gespräch erinnern, das ich mit meinem Vater an dem Tag hatte, an dem er mich hierhergebracht hat; nur daran, wie das Meer aussah, der Sand und die Sonne, die gerade aufging, und die sonderbare Muschel auf seiner Handfläche. Bei meinem letzten Besuch in der Klinik hat er in einem seiner seltenen lichten Momente wortgetreu unsere Unterhaltung damals am Strand wiedergegeben und mich nur Minuten später gebeten, seinen Sohn Ezekiel zu suchen.

Ich weiß nicht, ob dies ein Zeichen war, aber ich habe an dem Tag, an dem ich den ersten Spatenstich für das Haus gesetzt habe, einen Sanddollar in perfektem Zustand gefunden. Auch wenn mein Vater erst Jahre später meine Erinnerung an den Tag wecken würde, habe ich damals schon die Muschel aufgehoben, ohne zu wissen, warum.

Es ist ironisch und grausam, wie der menschliche Geist funktioniert, zumindest meiner. Einige Erinnerungen, die ich nur allzu gern vergessen würde, durchlebe ich regelmäßig so lebendig und detailliert, dass es qualvoll ist. Andere Erinnerungen, die mir wichtig sind, entfallen mir. Doch an jenem Tag hat mein Gedächtnis sich geregt, und mein Instinkt hat mir befohlen, die Muschel aufzubewahren. Erst als ich die Bedeutung des Schatzes nachgeschlagen habe, habe ich verstanden, in welcher geistigen Verfassung mein Vater an dem Tag war – in derselben, in der ich mich jetzt befinde.

Wir standen uns nie nahe, denn meine Mutter ist aufgrund seines Temperaments und seiner diagnostizierten Schizophrenie vor ihm geflohen, aber mittlerweile spüre ich eine gewisse Verbindung zu ihm. Doch ich fürchte ihn auch, seit jenem Tag, an dem ich ihn Jahrzehnte später beschmutzt und eingenässt auf der Straße in Paris gefunden habe, wo er hektisch auf Passanten eingeredet hat. Sein Anblick hat die Sorge in mir geweckt, dass ich eines Tages genauso enden könnte – dass alle, die behauptet haben, ich sei ihnen wichtig, mich irgendwann im Stich lassen, weil ich psychisch krank und nicht mehr Herr meiner Sinne bin. Es ist eine Angst, die mich seit Jahren quält und die mich davon abgehalten hat, mich Menschen zu öffnen und ihnen vollständig zu vertrauen.

Für mich war Liebe immer an Bedingungen geknüpft – bis ich sie kennenlernte.

Meine Mutter hat die Ausmaße der Krankheit meines Vaters nie vollständig begriffen. Mittlerweile glaube ich, dass sie angenommen hat, er hätte einfach den Verstand verloren. Auch wenn das in gewisser Weise stimmt, konnte er nichts dafür. Es war nicht so, als hätte er sich irgendwie dafür entschieden. Doch das hat sie vermutlich bis zu ihrem Tod geglaubt. Es war die Krankheit, die ihn fest im Griff hatte, und es ist die Angst vor der Krankheit, die mich nun schon seit Langem quält.

Doch mittlerweile bin ich so alt, dass es unwahrscheinlich ist, dass mich noch das gleiche Schicksal treffen könnte wie ihn.

Ich hole die Muschel aus dem Versteck, in dem sie seit einer Ewigkeit schlummert, und gehe in Richtung der Treppe an den Klippen, die mich zu meiner Finish Line führt. Heute weiß ich, dass ich nie auf das Haus an sich gewartet habe. Ich habe auf heute gewartet, auf die Stunde der Klarheit, wenn mein Kopf und mein Herz nicht mehr gegeneinander kämpfen.

Wenn ich mein Leben, meine Reise, in ein Wort fassen sollte, dann wäre es »heute«. Ich habe alles nur für diesen einen Moment getan. Welche Ironie, dass ich trotz all meiner sorgfältigen Pläne nicht wusste, dass ein Tag wie dieser für mich vorgesehen ist. Das Schicksal hat mir meine Karten ausgeteilt, aber das Karma hat ein übles Spiel mit mir gespielt. Glück habe ich nie in Betracht gezogen, aber habe es dennoch häufig genug erlebt, um zu wissen, dass es mir manchmal widerfahren kann und mich manchmal im Stich lässt.

Alles klar, Glück. Fick dich.

Aber ich muss mein kleines Leben gegen die unkontrollierbaren Mächte schützen, die bestimmen, was an Gutem oder Schlechtem passieren könnte. Ich muss sie alle abwehren und mir etwas anderes suchen, woran ich mein Leben ausrichten kann – eine Kraft, die stärker ist als alle anderen: sie.

Ohne sie würde sich mein Ziel bedeutungslos anfühlen, genauso wie der heutige Tag.

Denn sie hatte recht. Das, was uns verbindet und was wir ineinander gefunden haben, ist alles, was zählt. Der Weg, der mich hierhergeführt hat, wäre bedeutungslos, wenn ich niemanden hätte, mit dem ich mich daran erfreuen kann. Die Augen der Frau, die mich auf meiner Reise begleitet und mir in den schwersten Zeiten geholfen hat, machen mir deutlich, was ich erreicht habe.

Sie ist mein Spiegel, meine Richterin. Sie hat meiner sterbenden Seele wieder Leben eingehaucht, als ich verloren war, und sie führt mich immer wieder auf den richtigen Weg. Sie ist ein Stern, der so hell strahlt, dass er mir den Weg weist.

Viele Jahre glaubte ich, mein Lebenssinn wäre ein vollkommen anderer – bis sie mir die Wahrheit vor Augen geführt hat. Ich habe mich immer als einsamen Reisenden betrachtet, bis sie meinen Weg gekreuzt hat – als Gegnerin, Liebhaberin, Lehrerin, Vertraute und beste Freundin.

Alles, was ich im Leben erreiche, werde ich immer ihr zu verdanken haben.

Wäre es mir gelungen, meinen Lebenssinn zu verleugnen, mich selbst zu sabotieren, hätte ich niemals erfahren, dass diese tiefe Erfüllung möglich ist. Ich hätte niemals Frieden gefunden. Die Panik hätte mich schon vor langer Zeit ergriffen und hätte mich unheilbar krank gemacht.

Ich habe die halbe Strecke bis zur Klippe zurückgelegt, als das Handy in meiner Tasche vibriert.

Die Rabenbraut ist im Nest.

Doch ich habe ihre Nähe längst gespürt. Ich höre, wie sie von oben meinen Namen ruft und durch das Haus eilt; in ihrer Stimme liegen Panik und Freude zugleich. Mit hämmerndem Herzen nehme ich zwei Stufen auf einmal.

»Ich höre dich, mon trésor«, erwidere ich und laufe schneller. Das Geschenk ruht sicher in meiner Hand. Ich werde dich immer hören.

Mit vor Rührung zugeschnürter Kehle nicke ich den beiden Raben zu, die hinter dem Haus Wache stehen, und trete durch die Hintertür ein.

Beau kommt auf mich zugelaufen, und ich kraule ihm kurz die Ohren. Mit der Zeit habe ich mich an ihn gewöhnt, obwohl er immer besitzergreifend ist, was unsere Frau betrifft.

»Bonjour, du gieriger Kerl.«

Von allen Plänen, die ich in meinem Leben hatte, ist mir dieser hier am wichtigsten. Aber wenn Beau da ist, bedeutet das nicht nur, dass sie meine Nachricht erhalten hat, sondern auch, dass sie die Doppelbedeutung verstanden hat.

Triff mich am großen Ziel.

Obwohl ich das Haus noch nie betreten habe und das ohne sie auch gar nicht wollte, schenke ich den Räumen kaum Beachtung, gehe achtlos an der Treppe mit dem Eisengeländer vorbei. Ich weiß genau, wo ich sie finden werde. Diesen Traum habe ich über die Jahre tausendmal geträumt, und sowohl mein Herz als auch mein Kopf wissen, wohin ich gehen muss.

Eine sanfte Brise weist mir den Weg über den langen Flur mit den spanischen Bodenfliesen, vorbei an den karamellfarbenen rauen Wänden. Das Haus hat nicht sehr viele Zimmer, aber dennoch gebührt es einer Königin.

Ich nehme nicht viele Details wahr, weil das, worauf ich mich konzentriere, viel spannender ist. Nichts als Feuer und Sehnsucht sind in meinem Herzen, das genauso schnell schlägt wie beim letzten Mal, als ich mich mit einer Bitte an sie gewandt habe. Damals hatte ich genauso große Angst. Angst davor, dass sie mich nicht wieder zurücknehmen würde. Dass sie meine Lügen geglaubt hatte, die ich ja selbst so lange für wahr gehalten hatte.

Vor zwölf Jahren habe ich sie aus meinem Leben verbannt, und dadurch habe ich mich, mein Ziel, meinen Lebensinhalt und meinen Verstand verloren.

Mehr als die Hälfte dieser Jahre habe ich ohne sie verbracht – aus Furcht, Schuldgefühlen und Selbstverachtung.

Heute begegne ich ihr als ein anderer Mann, wegen der Jahre, die wir verloren haben, und wegen der Jahre, die uns hierhergeführt haben. Sie hat meine Lügen vielleicht nicht geglaubt, aber ich habe stets an ihre Wahrheit geglaubt, an ihre Liebe und daran, dass sich ihr Herz sicher ist.

Denn sie hat mich gerettet.

Sie und ihr Herz für mich zu gewinnen ist meine größte Leistung.

Sie ist ein Schatz, den viele erfolglos an sich zu reißen versucht haben. Dass es ihnen nicht gelungen ist, dafür habe ich gesorgt. Früher hätte ich mich niemals mit diesem Sieg gebrüstet, früher haben mir meine Schuldgefühle unmöglich gemacht, so etwas öffentlich zu verkünden.

Nach vierundvierzig Jahren auf dieser Welt bin ich mir sicher, dass sie die Einzige ist, ohne die ich nicht leben kann.

Und in den nächsten dreiundvierzig Jahren werde ich keine andere lieben.

Mein Egoismus, mein Ehrgeiz, meine Eifersucht und meine Gier haben mich beinahe meine Zukunft und sie gekostet. Seitdem sie mir verziehen hat, habe ich jede Minute unserer gemeinsamen Zeit damit verbracht, Buße zu tun und mich auf diesen Tag zu freuen.

Ich habe meine Strafe verbüßt.

Ich bin offiziell frei.

Und das ist der Grund, warum ich sie finden muss. Und zwar sofort.

Ich eile ihr weiter entgegen, Beau an meiner Seite.

»Hau ab, für den Rest des Abends gehört sie mir.«

Beau ignoriert meinen Befehl und läuft weiter neben mir her. Es hat mehr als einen Monat gedauert, ihn herzubefördern, worauf sechs Wochen Quarantäne folgten, ehe er in dieses Haus durfte. Und nun hat er es offenbar schon in Besitz genommen.

»Verschwinde. Sofort. Sonst brate ich dir nie wieder ein Steak.«

Er richtet die Ohren auf, als hätte er meine Drohung verstanden, und bleibt stehen, als ich es tue, um im Kreis um mich herumzulaufen. Als ich mit den Fingern schnipse, schaut er mich aus großen Augen an, doch entfernt sich dann.

Ich habe mein Ziel erreicht und finde sie auf dem Balkon vor. Der Wind hat ihr das lange Haar vors Gesicht geweht. Ihre Hände ruhen auf der massiven Lehmbrüstung, während sie auf das glitzernde Meer hinausblickt. Sie trägt ein weißes Kleid aus seidigem Stoff mit V-Ausschnitt am Rücken, sodass ihre Wirbelsäule frei liegt. Ihre Haut ist von der Sonne gebräunt. Doch was mich am meisten fesselt, sind die filigranen Flügel auf ihren Schulterblättern. Ich betrachte sie mit einer Mischung aus Begierde und Erleichterung.

Sie hierherzubekommen war der letzte von unzähligen Schritten.

Ich warte darauf, dass sie meine Nähe spürt, und da wendet sie sich auch schon zu mir um, und ihr wilder Blick aus ihren dunkelblauen, mit Tränen gefüllten Augen trifft mich, während ich sie betrachte und sich meine Kehle wieder zuschnürt.

Wir haben so viel zusammen erlebt seit dem Tag auf dem Parkplatz in Virginia, wo ich meine Entschuldigung vorgebracht habe, die niemals genügen würde. Sie hat den Willen in mir geweckt, um sie zu kämpfen, sie für mich zu gewinnen, sie zu behalten und das zurückzufordern, was ich vor vielen Jahren verloren habe.

In wenigen Sekunden werde ich all das tun, was ich mir vorgenommen habe. Aber ich denke an meine Strafe zurück, als ich auf sie zustürme. In den kurzen Momenten, die es dauert, bis ich sie erreicht habe, durchlebe ich alles noch einmal.

Ich war nie wirklich verrückt, außer in Momenten, wenn mein Herz berührt wurde.

Edgar Allan Poe

KAPITEL EINS

Tobias Achtunddreißig Jahre alt

Verflucht, Tag eins.

Ein plötzliches Gewicht auf meiner Brust weckt mich, und im nächsten Moment trifft heißer, stinkender Atem auf mein Gesicht. Als ich die Augen öffne, glotzt mich ein vierbeiniger Teufel an.

Der Hund steht stolz auf meiner Brust und knurrt, was seinen Speichel auf mein Kinn tropfen lässt. Bellen dringt in meine Ohren.

»Psychopath«, murmele ich. Ich stoße die Französische Bulldogge von mir weg und bekomme wütendes Gebell zur Antwort. Der Hund wiegt nicht viel, aber seine Laute zeugen davon, dass er sich für den Größten hält.

Er knurrt mich schon an, seitdem ich gestern mit Cecelia zur Tür hereingekommen bin, was sie wahnsinnig süß fand.

Ich dagegen nicht.

Ich richte mich auf, taste in der Dunkelheit über das Bett. Beau, den sie unnötigerweise nach meinem Stiefvater benannt hat, sitzt nun mit gefletschten Zähnen dort, wo sie noch vor wenigen Stunden neben mir geschlafen hat. Mit seinem Kläffen sorgt er dafür, dass ich ihn immer mehr verabscheue. Und das, obwohl wir uns erst seit einigen Stunden kennen.

Angespannt, weil sie verschwunden ist, schaue ich aus dem Fenster und stelle fest, dass es immer noch vollkommen dunkel ist.

Beklommen reibe ich mir über das Gesicht.

Ich bin nach acht Monaten einfach aufgetaucht, habe ihr versprochen, ihr die Welt zu Füßen zu legen, mich zu erklären, ihr Frühstück zu machen, und habe ihr geschworen, dass ich mir ihr Vertrauen zurückerkämpfen werde. Stattdessen hat sie mir kurz das Haus gezeigt, dann habe ich geduscht und bin umstandslos eingeschlafen.

Was zur Hölle ist mit dir los, Tobias?

Ich werfe die Decke zurück, ziehe die Kleidung über, in der ich angekommen bin, und steige in meine Stiefel. Dann sehe ich mich auf der Suche nach einer Uhr im Zimmer um und entdecke eine kleine aus Gold und mit winzigen Glöckchen im Bücherregal.

Vier Uhr morgens.

Nun beginnt mein erster Tag in der Hölle. Und ich bin mir sicher, sie ist genauso nervös wie ich.

Merde. Ich habe gehofft, sie würde durchschlafen, aber im Grunde habe ich nichts anderes erwartet. Da ich von meinem sechsunddreißigstündigen Flug einen Jetlag habe, bin ich eingeschlafen, bevor wir uns richtig unterhalten konnten. Ich bin sozusagen ins Koma gefallen, bevor ich ihr auch nur eine Erklärung dazu geben konnte, was mich so lange von ihr ferngehalten hat. Schwach erinnere ich mich daran, dass sie in einen Flanellpyjama geschlüpft ist, während ich mich abgetrocknet habe. Dieses Detail ist mir im Gedächtnis geblieben, fand ich doch amüsant, dass sie so betonen musste, dass sie mich in dieser Nacht nicht mit ihrem Körper für meine Rückkehr belohnen würde. Das hat sie aber nicht davon abgehalten, mich mit ihren Blicken auszuziehen.

Ich bin mir sicher, sie steht für gewöhnlich früh auf, um das Café zu öffnen, aber jetzt ist es noch so früh, dass sie kaum geschlafen haben kann. Ich dagegen habe wie ein Stein geschlafen, so tief wie seit Jahren nicht mehr, weil ich in ihrem Bett gelegen habe. Ich weiß, dass sie aus dem gleichen Grund nicht geschlafen hat. Wegen mir und meiner Rückkehr in ihr Leben.

Ich habe vielleicht einen Fuß in der Tür, aber ihre Hand liegt noch immer auf der Klinke, bereit, sie mir vor der Nase zuzuschlagen, wenn ich mir einen Fehltritt leiste.

Ich ächze frustriert, als Beau mich erneut anknurrt.

Endlich belle ich zurück. »Putain, tais-toi!« Halt deine Fresse!

Beau wird mit einem Mal still, legt den Kopf schief und schaut mich aus seinen schwarzen Knopfaugen überrascht an.

»Couché.« Runter.

Beau gehorcht sofort. Einfache Anweisungen scheint er zu verstehen, auf Französisch.

Nun hüpft er um meine Füße herum, während ich versuche, mich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Obwohl ich unbedingt zu ihr will, wo immer sie auch sein mag, schaue ich mich kurz in ihrem Schlafzimmer um. Es ist ganz anders als das im Haus ihres Vaters, wo ich sie manipuliert, gevögelt und gebrochen habe, bevor ich begonnen habe, sie zu vergöttern und zu lieben.

Sie hat behauptet, ihr Haus sei nicht groß, aber jeder Winkel ist voller Farbe, Inspiration und Gemütlichkeit.

Es wirkt, als habe sie jedes Zimmer sorgfältig so eingerichtet, dass es sowohl Zufluchtsort als auch Beweis für ihre Entwicklung ist. An den Bildern und der Deko erkenne ich all die subtilen Details, die ihren Charakter unterstreichen.

Ich schalte die Tiffany-Lampe mit dem Mosaikschirm auf ihrem Schreibtisch ein und schaue mir ein paar Bücher an, die sie noch nicht ins Regal gestellt hat. Dabei fällt mein Blick auf einen Stapel Rechnungen und eine To-do-Liste.

Thanksgiving-Food-Drive organisieren (im Meggie’s abgeben)Mitgliedschaft in der HandelskammerKochkurs belegen?Hot Yoga?Mädelsabend mit MarissaBuchclub?Mr Superhot einladen?

Ich unterdrücke die in mir aufkeimende Wut und beschließe, unsere erste Unterhaltung am frühen Morgen nicht mit den Worten »Wer zur Hölle ist Mr Superhot?« zu beginnen.

Da ich ihr etwas zu beweisen habe, muss ich meine natürliche Dominanz ausblenden, denn ich will Frieden mit ihr schließen, bevor ich andere Männer abwehre. Und ich habe vor, einen richtigen Kampf auszutragen, damit wir am Ende wieder das sein können, was wir einst waren.

Beunruhigt über das, was ich entdeckt habe, mache ich mich auf den Weg in die Küche, um sie zu suchen. Als ich sie dort nicht finde, wächst meine innere Unruhe, aber dennoch kann ich beim Anblick der French-Press-Kanne auf der Arbeitsplatte ein Grinsen nicht unterdrücken. In diesem Moment beginnt mein Herz zu schmerzen, weil mir bewusst wird, dass meine Situation seltsam verfahren ist.

Ich bin zwar hier bei ihr, aber nicht so, wie ich es will.

Geduld spielt eine entscheidende Rolle, wenn ich sie zurückgewinnen will, ist aber auch meine Schwachstelle.

Es ist viel zu lange her, dass wir richtig zusammen waren. Jahre, seitdem wir einander in Romans Garten unsere Liebe gestanden haben, ehe wir durch die schrecklichsten Umstände auseinandergerissen wurden. Für die ich zum Teil selbst verantwortlich war.

Alles, was ich seitdem durchstehen musste, alle Hürden, die ich bezwingen musste, um hierherzukommen, haben sich gelohnt.

Doch selbst jetzt, trotz der räumlichen Nähe, ist sie nicht bei mir. Noch nicht.

Zweifel schleichen sich in mein Bewusstsein, während ich mich in der Küche nach einer Notiz umsehe, aber nichts finde.

Mein Instinkt sagt mir, dass sie nicht im Haus ist. Als ich die Hintertür für Beau öffne und mir kalter Wind ins Gesicht weht, macht sich langsam Panik in mir breit.

Ist sie fortgegangen?

Schweiß bildet sich auf meiner Stirn, während ich zu dem größenwahnsinnigen Köter hinabschaue, der knurrend gegen einen Blumentopf pinkelt, ohne den Blick von mir abzuwenden.

Könnte ich ihr einen Vorwurf machen, wenn sie tatsächlich gegangen ist?

Gestern war ein großer Schritt, aber als die Überraschung über mein plötzliches Auftauchen abgeklungen war, konnte ich spüren, dass sie sich aus Selbstschutz von mir distanzierte.

Ich beobachte Beau von der Veranda aus und puste in meine Hände. Nun, da der Indian Summer fast vorbei ist, kriecht die Herbstkälte mir in die Knochen. Ich verlasse die Veranda und betrete den Garten. Als ich sie erblicke, durchströmt mich Erleichterung. In Flanellpyjama und schwarzen Ugg Boots steht sie über ihre Beete gebeugt da.

Der Drang, sie zu berühren, sie zu schmecken, zu vögeln, sie zurückzuerobern, vibriert durch mich hindurch – ein unterschwelliges Verlangen, dem ich keine Beachtung schenken will, auch wenn es mir körperliche Schmerzen bereitet und ich weiß, dass sie genauso empfindet.

So sind wir eben.

Wir haben viele Definitionen von Liebe. Verlangen, Streit, Sex und selbst die Ängste, mit denen wir gerade zu kämpfen haben, sind Liebe.

Eine Tatsache, die sie mir vor Augen geführt hat und die ich akzeptiere. »Zwischen uns war etwas, und das ist auch jetzt noch so. Du hast mein Herz gestohlen, und du hast zugelassen, dass ich dich liebe. Und du hast sichergestellt, dass ich wusste, wo mein Herz zu Hause ist.«

Daran muss ich glauben. Ihre Worte sind mein Antrieb. Die acht Monate seither haben sich für mich angefühlt wie eine Ewigkeit.

Alles, was zwischen uns vorgefallen ist, ist unserer Liebe geschuldet, sodass mir am Ende nichts anderes übrig blieb, als mich der Wahrheit zu stellen. Und die Wahrheit ist, dass ich sie so leidenschaftlich liebe, dass ich es kaum ertragen kann, auch nur einen weiteren Tag – ja, eine weitere Stunde – zu warten. Doch genau das werde ich tun. Für sie kann ich die nötige Geduld aufbringen.

Auf der Heimfahrt hat sie mich angeschaut wie einen Fremden, ihre Haltung wachsam. Es war die gleiche Haltung, die sie jetzt eingenommen hat, als sie die kleine Schaufel in die Erde rammt. Sie wirkt entschlossen.

Wohl wissend, dass sie meine Nähe gleich spüren wird, gehe ich auf sie zu. Wir konnten die Anwesenheit des anderen schon immer erahnen.

Beau, der anhängliche Köter, erreicht sie vor mir.

»Hi, mein Süßer«, murmelt sie heiser und zieht einen Gartenhandschuh aus, um ihm den Rücken zu streicheln. Sie macht sich nicht die Mühe, mich anzusehen, als sie spricht. »Hat er dich geweckt?«

»Schon in Ordnung. Es ist kalt hier draußen, ich hole dir eine Jacke.«

»Nicht nötig.« Sie zieht ihren Handschuh wieder an und widmet sich ihrer Arbeit. Mit der Schaufel wirft sie ein wenig Erde zur Seite und greift nach einem Topf mit Chrysanthemen.

»Hast du wieder geträumt?«, frage ich, denn ich weiß, dass ihre Träume sie quälen.

»Tue ich das nicht immer?«, erwidert sie bissig.

Ich knie mich neben sie. »Brauchst du Hilfe?«

»Nein, ich komme allein zurecht.«

»Rede mit mir«, dränge ich und studiere ihr Profil.

Sie gräbt und schaufelt schweigend weiter. Sie ist nervös oder verletzt oder beides, auch wenn es das Letzte ist, was ich will.

Tag eins, Tobias.

»Rede mit mir, Cecelia.«

»Vielleicht will ich aber nicht.« Ihre Antwort ist so leise, dass ich mir nicht sicher bin, ob sie mir gilt.

Aber ich mache mir nicht die Mühe zu widersprechen, denn sie hat schon gewonnen. Heute ist kein guter Tag für einen Kampf. Heute muss ich mich geschlagen geben. Ich habe sie so sehr vermisst. Über die Jahre und die Monate, die ohne sie vergangen sind, habe ich mich manchmal gefragt, ob ich mir mein Verlangen und meine Gefühle für sie nur eingebildet habe. Diese Theorie wurde in dem Moment widerlegt, in dem ich sie nach Jahren im Meetingraum wiedergesehen habe. Liebe zu leugnen ist sinnlos. Sie schert sich nicht um deine Gründe, ganz egal, ob diese richtig oder falsch sind. Die Liebe kümmert sich nicht um die Umstände, und es ist ihr egal, in welchem Zustand sie dich zurücklässt. Sie ist gnadenlos und unbeugsam und wird niemals zulassen, dass man sich selbst belügt.

Immer noch starre ich ihr Profil an in der Hoffnung, dass sie mir einen Blick aus ihren meerblauen Augen schenkt. Ich verlagere mein Gewicht auf die Absätze meiner Stiefel und mache mich auf den ersten Kampf von vielen bereit.

»Warum jetzt?«, fragt sie, nimmt eine Chrysantheme aus dem Behälter und platziert sie in der Erde. »Musstest du erst warten, bis ich mich in meinem neuen Leben eingefunden hatte? Einem Leben, in dem du übrigens nicht vorkommst?«

»Ich musste …« Ich stoße erschöpft den Atem aus, als sie mir einen Seitenblick zuwirft. »Ganz egal, was ich dir jetzt antworte, es wird klingen wie eine Ausrede, aber ich habe gute Gründe, viele sogar. Und ich werde sie dir alle nennen.«

Sie ist gerade dabei, die Erde um die Pflanze herum mit den Fingern festzudrücken, aber hält nun inne. »Ich höre.«

»Tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin. Ich habe einen Jetlag.«

Sie fragt nicht, wo ich gewesen bin, denn sie hat sich längst daran gewöhnt, nicht eingeweiht zu werden. Oder, noch schlimmer, es ist ihr egal.

»Ich war in Dubai und hab mich um Exodus-Geschäfte gekümmert. Wir haben gerade eine Firma aufgekauft. Es war meine letzte Aufgabe als CEO, bevor Shelly die Führung übernimmt. Ich habe seit Tagen nicht geschlafen. Nachdem alles abgewickelt war, bin ich sofort zu dir gekommen und …«

»Sofort zu mir gekommen?« Sie schnaubt. »Weißt du was? Du hast recht, Tobias, alles, was du jetzt sagst, wird klingen wie eine Ausrede. Du solltest wahrscheinlich wieder schlafen gehen.«

»Lass es mich erklären.«

»Ich bin mir nicht sicher, ob ich im Moment Lust auf deine Erklärungen habe.«

»Nun, du verdienst sie aber, und es ist verdammt kalt hier draußen. Lass uns reingehen und reden.«

Sie widmet sich wieder ihrer Aufgabe, als hätte sie mich nicht gehört.

»Ich werde nicht fortgehen«, flüstere ich leise, denn ich weiß, dass ich gerade keine Fortschritte bei ihr mache. Sie will mir im Moment nicht zuhören. Ich erhebe mich, gehe ins Haus und zurück in ihr Schlafzimmer. Dort nehme ich einen Hoodie aus ihrer Kommode und gehe wieder nach draußen, wo sie gerade eine weitere Blume in die Erde steckt.

Sie sieht mich an, als ich den dicken Pullover hochhalte.

»Den brauche ich nicht.«

»Cecelia, es ist eiskalt.«

Sie steht auf, zieht ihre Handschuhe aus und reißt mir den Hoodie aus der Hand, um ihn überzuziehen.

Das Uni-Logo erinnert mich daran, dass ich ihre vier College-Jahre, ihre Semesterferien in Frankreich und die darauffolgenden Jahre verpasst habe. Mir wird schmerzhaft bewusst, dass sie viele Erfahrungen ohne mich gesammelt hat. Trotz täglicher Berichterstattung über ihr Wohlbefinden und ihr Privatleben kenne ich die intimsten Details nicht. Ich hätte es nicht ertragen, sie zu erfahren.

Nun steht sie mit misstrauischer Miene vor mir, und allein wegen ihrer Nähe schießen Blitze durch meine Adern.

Unsere Anziehungskraft ist mit Händen greifbar, eine konstante Schwingung, die zwischen uns vibriert, seitdem wir uns zum ersten Mal begegnet sind. Selbst in dem trüben morgendlichen Licht kann ich die leichten Sommersprossen auf ihrer Nase sehen. Ihr Gesicht ist perfekt symmetrisch, von der Form ihrer Züge bis hin zu der kleinen Vertiefung an ihrem Kinn.

Als ich im Begriff bin, sie zu berühren, weicht sie zurück.

Ich stecke meine Hände in die Jeanstaschen und schiebe einen Stein, der das Blumenbeet begrenzt, mit meinem Stiefel wieder zurück an seinen Platz. »Wovon handelte der Traum?«

Sie beißt sich auf die Lippe und hebt nachdenklich den Blick. »Er lässt sich wahrscheinlich so interpretieren, dass ich dich nicht wirklich kenne.« Sie kniet sich wieder hin. »Ich weiß nicht, welche Zahnpasta du benutzt.«

»Das lässt sich leicht ändern. Was ist sonst noch im Traum passiert?«

»Ich erinnere mich nicht.«

»Du lügst. Ich wette, du bist wegen des Traumes nach draußen gekommen. Weil ich dich kenne.«

Sie stößt angestrengt den Atem aus. »Ich muss hier fertig werden.«

»Schon mal was von Multitasking gehört?« Ich hole mir eine kleine Schaufel aus der altmodischen Werkzeugkiste, die auf dem Steinweg hinter uns steht, und knie mich neben sie.

»Es ist früh, du bist müde, und ich brauche deine Hilfe nicht.«

»Wir werden viel Zeit zusammen verbringen. Heute, morgen und übermorgen, Cecelia.«

»Lass … mich einfach in Ruhe, Tobias.« Das Zittern in ihrer Stimme verrät mir alles, was ich wissen muss. Sie erhebt sich und geht zu dem großen Sack mit Blumenerde, den sie nun in meine Richtung zieht.

Ich helfe ihr nicht, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass sie mit ihrer kleinen Schaufel auf mich einstechen wird, wenn ich versuche, mich ihr zu nähern.

Zwar habe ich damit gerechnet, dass sie wütend sein würde, aber es trifft mich trotzdem. Gestern habe ich mich ihr aufgedrängt, genauso wie damals, als wir zusammengekommen sind, aber das will ich nicht mehr, selbst wenn meine Sehnsucht nach ihr noch so groß ist.

Sie lässt den Kopf hängen, als würde sie meinen inneren Konflikt spüren. »Ich will nicht streiten, Tobias.«

»Seit wann fürchtest du dich vor Konflikten?«

»Das tue ich gar nicht.« Sie reißt den Plastiksack auf. »Ich habe dir nur gerade nichts zu sagen.«

»Wie viele Lügen willst du mir gleich zu Beginn auftischen?«

Ihre meerblauen Augen wirken mit einem Mal kalt. »Ich habe mir hier ein Leben aufgebaut. Wenn es auch nur vorübergehend sein mag, werde ich es bestimmt nicht für dich aufgeben. Nicht schon wieder.«

»Na, das überrascht mich nicht – dein Leben hier klingt ziemlich aufregend. Hot Yoga? Handelskammer?« Ich balle meine Hände zu Fäusten. Der nächste Punkt ihrer Liste ist ein Thema für einen anderen Tag.

»Natürlich hast du rumgeschnüffelt. Es ist so typisch für dich, nach all den Jahren einfach in mein Leben zu spazieren und in meine Privatsphäre einzudringen.«

»Du weißt, auf wen du dich eingelassen hast.«

»Das heißt nicht, dass es richtig war.«

»Die Zeit, die wir getrennt voneinander verbracht haben, spielt keine Rolle, Cecelia. Das lässt sich nun nicht mehr leugnen.«

»Doch. Sie spielt eine Rolle. Zumindest für mich. Ich weiß, dass ich mich bereit erklärt habe, es zu versuchen, aber was genau hast du dir denn vorgestellt? Dass ich einfach dort weitermache, wo wir aufgehört haben, ohne Fragen zu stellen? Dass ich die Beine für dich breitmache und dir mein Herz öffne? So bin ich nicht mehr, Tobias.«

»Wir reden hier immer noch von dir, also weiß ich es besser. Wenn du nicht mehr in der Lage wärst, die Frau von damals zu sein, die so verzeiht und so liebt, wie nur du es kannst, hätte ich gestern Abend nicht in deinem Bett geschlafen. Was als Nächstes geschieht, weiß ich nicht, denn wir haben uns noch nicht ausführlich darüber unterhalten und noch keine Pläne zusammen geschmiedet. Momentan verhandeln wir noch. Wovon hast du denn nun geträumt?«

»Was glaubst du?«

»Ich verlasse dich nicht. Nicht heute, nicht morgen und auch nicht übermorgen. Eher esse ich einen Big Mac.«

Das hätte ich nicht sagen dürfen.

»Findest du das witzig?« Sie funkelt mich wütend an.

»Ich finde, eine Portion Humor könnte uns die Sache erleichtern, aber deinem Gesicht nach zu urteilen bist du anderer Meinung.«

»Du hast mit ihr zusammengewohnt.« Ihre Stimme ist nur noch ein Flüstern.

»Du hast von Alicia geträumt?«

»Sie kannte dich. Du hast zugelassen, dass sie dich kennenlernt. Sie wusste, welche Zahnpasta du benutzt. Sie hat dir wahrscheinlich morgens die verdammte Krawatte rausgelegt. Und du hast es zugelassen.«

»Hör auf.« Ich schüttele den Kopf, denn mir gefällt nicht, welche Richtung unser Gespräch nimmt. »Das bringt doch nichts.«

»Du hast mich verstoßen, aber mit ihr hast du zusammengelebt. Ich wusste nicht mal, wo du wohnst.«

»Doch. Du hast den einzigen Ort gesehen, den ich jemals als Zuhause betrachtet habe. Das runtergekommene Haus meiner Tante am Stadtrand. Das war mein einziges Zuhause in Triple Falls. Alles andere waren nur Orte, an denen ich mich zwischen meinen Business-Trips ausruhen konnte. Ich hatte kein richtiges Zuhause mehr, seitdem meine Eltern gestorben sind. Außerdem habe ich nicht mit ihr zusammengelebt.«

»Das hat sich aus ihrem Mund aber so angehört.«

»Und ich habe es nicht widerlegt.«

»Natürlich nicht.« Sie stößt ein resigniertes Lachen aus.

»Fass dir an deine eigene Nase, Cecelia«, sage ich bitter. »Muss ich dich daran erinnern, dass du einen verfluchten Zweikaräter am Finger hattest, als du in Triple Falls aufgetaucht bist, nachdem du deinen Verlobten verlassen hattest? Mit dem du tatsächlich zusammengewohnt hast. Oder zählt das etwa nicht?«

Ruhig bleiben, Tobias.

Ich schließe die Augen, denn ich fürchte mich davor, zu sehen, wie sehr meine Bemerkung sie verletzt haben muss.

»Wie kannst du es wagen?«, stößt sie hervor. »Dann ist es also meine Schuld? Ich musste nach vorn schauen. Du hast mir schließlich keine andere Wahl gelassen.«

»Ich weiß.« Ich schlucke. »Tut mir leid. Die Eifersucht hat aus mir gesprochen. Frag mich alles, was du willst.«

Sie schaut weg, und ihr Schweigen macht meinen Schmerz schier unerträglich.

»Wir müssen darüber sprechen. Wir haben viel Zeit verschwendet.«

»Wir?«

»Na schön, ich. Merde!« Ich balle erneut die Hände zu Fäusten. »Wenn du unbedingt jemanden beschuldigen willst, dann nehme ich die gesamte Schuld auf mich, okay? Und was die Wohnmöglichkeiten betrifft: Ich … wir haben eine Wohnung in Charlotte, ein Haus in Paris, ein Apartment in Spanien und einen Rückzugsort in Deutschland.«

»Du und Alicia?«

»Willst du mich verarschen? Ich meine dich und mich. Mit ihr habe ich nie eine gemeinsame Zukunft geplant, Cecelia.«

Sie scheint darüber nachzudenken. »Und dein großes Ziel, die Finish Line?«

Ich nicke. »Die gibt es noch. Ich habe das Haus noch nie betreten. Und übrigens haben wir beide in Romans Haus so gut wie zusammengewohnt.«

»Das ist nicht das Gleiche. Außerdem war das alles nur eine Illusion, oder etwa nicht?«

»Nein, war es nicht. Aber das von heute Nacht hast du geträumt. Ich weiß, dass es sich für dich real angefühlt hat, aber es war nur ein Traum.«

»Oder ein Warnsignal, dem ich Beachtung schenken sollte.«

Den Hieb spüre ich im ganzen Körper. Aber ich werde sie diesen Kampf, und wenn es sein muss, noch tausend weitere, gewinnen lassen.

»Wir waren nicht lange zusammen«, versuche ich sie zu beschwichtigen und verziehe das Gesicht, als ich erkenne, dass es mir nicht gelungen ist.

»Das waren wir beide auch nicht, wenn wir die Beziehungen schon miteinander vergleichen wollen und wenn man es überhaupt Dating nennen kann.«

»Was wir hatten, war kein Dating – spiel das nicht herunter. Wir haben uns verliebt, und das hat uns und alle um uns herum zerstört. Aber nun sind wir hier und lieben uns immer noch – sogar noch mehr, weil wir jetzt wissen, was wir verloren haben. Mir ist klar, dass du nicht innerhalb von einem Tag über die Dinge hinwegkommen wirst, die ich gesagt und getan habe. Aber ich stehe dazu, so wie du es von mir erwartest, so wie ich es tun muss. Und das Einzige, worauf ich hoffe, ist, dass du mir sagst, was du brauchst, damit ich deine Erwartungen erfüllen kann und wir nicht noch mehr Zeit verlieren.«

Sie verlagert ihr Gewicht auf die Fersen und senkt den Blick. »In Ordnung. Dann beginne mit dem, was du mir versprochen hast – mit der Wahrheit. Warum bist du ausgerechnet jetzt zurückgekommen?«

»Das hat eine Menge mit Plänen zu tun, die ich vor mehr als zwanzig Jahren ins Rollen gebracht habe, besonders, was Tylers Position im Weißen Haus betrifft. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so verdammt lange dauern würde. Und je mehr Zeit vergangen ist, desto sicherer wurde ich, dass ich erst alles erledigen muss, um das hier richtig zu machen. Ich musste die wenigen, denen ich zugetraut habe, Seans Position zu übernehmen, eingehend überprüfen, damit du und ich …« Ich ächze frustriert. »Das Letzte, was ich wollte, war, zu dir zurückzukehren und sofort wieder wegzumüssen, weil die Bruderschaft der Raben sich noch organisieren muss und mich braucht …« Wut über das, was ich durchgemacht habe, nachdem sie fortgegangen ist, überkommt mich. »Und du warst sieben verdammte Wochen verschwunden, ehe ich dich gefunden habe.«

»Ich hatte gute Gründe.«

»Sieben Wochen lang bin ich vollkommen durchgedreht, weil du keine Spuren hinterlassen hast.« Ich balle meine Fäuste auf meinen Oberschenkeln in einem Versuch, meinen Zorn zu zügeln.

»Bargeld. Damit kann man lange auskommen, wie du weißt. Deshalb gehören das Haus und der Diner streng genommen auch meiner Mutter.« Sie hört auf, in der Erde zu graben. »Vielleicht wollte ich ja nicht gefunden werden.«

»Ich bin fast wahnsinnig geworden vor Sorge.«

»Dabei zählte ich schon gar nicht mehr zu den Menschen, um die du dir Sorgen machen musst. Und das war deine Entscheidung.«

»Ich habe mich immer um dich gesorgt. Ich habe dich im Blick, seit du elf warst, Cecelia. Vielleicht habe ich es ja verdient, in den Wochen, in denen ich nicht wusste, wo du warst, durch die Hölle zu gehen, aber ab jetzt wirst du immer unter meinem Schutz stehen. Ich habe dich einmal enttäuscht, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, damit das nicht noch einmal passiert. Glaube mir, als du gestern angekommen bist, hatte ich längst dafür gesorgt, dass sich dir niemand außer mir nähert.«

KAPITEL ZWEI

Tobias

Ihr weicht jegliche Farbe aus dem Gesicht. »Was soll das heißen?«

»Genau das, was du denkst. Noch ein Grund, warum es so lange gedauert hat, zu dir zu kommen. Ich musste nicht nur eine Reihe von Plänen in die Tat umsetzen, sondern ich musste auch Feinde unter die Erde bringen.« Dabei war mein einziger Fokus Romans alter Geschäftspartner, der Wichser, der uns die Miami-Crew auf den Hals gehetzt hatte und damit den Tod meines Bruders zu verantworten hat.

Ihre Lippen öffnen sich, und ihre Augen werden groß. »Jerry? Du hattest es auf Jerry abgesehen?«

Als ich nicke, zuckt sie leicht zusammen.

»Tobias, was hast du getan?«

»Ich habe dafür gesorgt, dass er dir nie wieder gefährlich werden kann.«

Sie sieht mich forschend an. »Was meinst du damit?«

Noch nicht. So weit seid ihr noch nicht, Tobias. Eins nach dem anderen.

»Er hat alles gestanden, bevor ich ihn begraben habe. Er war derjenige, der die Miami-Crew beauftragt hatte. Willst du die Einzelheiten wissen?«

Sie schluckt und wendet den Blick ab. »Nein.« Ihr Blick wirkt abwesend, doch schließlich sieht sie mich wieder an, und ich kann in ihren Augen erkennen, wie sehr mein Geständnis sie mitnimmt.

Ich bemühe mich, mit ruhiger Stimme zu sprechen, denn ich will, dass sie mich trotz ihrer Aufgewühltheit hört. Sie soll wissen, wozu ich bereit bin. »Ich werde jeden töten, der dich bedroht. Jeden. Ohne mit der Wimper zu zucken und ohne schlechtes Gewissen.«

Sie beißt sich auf die Lippe und lässt den Blick über meinen Körper wandern, dann zwingt sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Blumenbeet.

Ich streiche ihr die Haare aus dem Gesicht.

»Macht dir das Angst?«

»Nein.«

»Weil du sehr wohl weißt, wer ich bin. Wir sind keine Fremden füreinander, Cecelia. Ganz im Gegenteil.«

Sie widerspricht mir nicht. »Trotzdem solltest du mittlerweile wissen, dass ich mir nicht gern etwas sagen lasse.«

»In diesem Fall interessiert mich das nicht. Bestrafe mich meinetwegen, aber nicht, indem du vor meinem Schutz davonläufst. Eines Tages werde ich dir dieses Versprechen abnehmen, und zwar lieber früher als später. Ich kann nicht das Risiko eingehen, dass …« Ich widerstehe dem Drang, sie hochzureißen, sie zu schütteln und mir auf der Stelle schwören zu lassen, dass sie nicht wieder verschwindet. Sie wird sich ohnehin nie zähmen lassen. Das ist einer der Gründe, warum ich mich zu ihr hingezogen fühle, auch wenn es mir riesige Angst macht.

Ein Moment der Stille vergeht. »Wie hast du mich letztendlich gefunden?«

»Sean. Er wusste die ganze Zeit, wo du warst. Nachdem jede Quelle ausgeschöpft war, habe ich ihn um Hilfe gebeten. Er hatte mich schon erwartet.«

Ich sehe, dass es in ihrem Kopf klick macht.

»Der Camaro hat ein Ortungsgerät.«

»Das hat er eingebaut, bevor er ihn dir geschenkt hat. Er hat dafür gesorgt, dass man dir folgt, und hat dich dauerhaft von zwei Raben bewachen lassen, sobald du hier eingetroffen bist. Als ich ihn um Hilfe gebeten und ihn in meinen Plan eingeweiht habe, hat der selbstgefällige Wichser meinem Leiden mit einem Lächeln ein Ende gesetzt.«

»Und was war dein Plan?«

»Du.«

Sie fröstelt in ihrem Hoodie.

»Lass uns drinnen weiterreden. Deine Lippen werden schon blau.«

»Mir geht es gut.« Sie schnaubt und klopft sich die Erde von den Handschuhen. »Ihr Wichser. Obwohl ich getan habe, was ihr verlangt habt, und eure Geheimnisse gewahrt habe, habt ihr nie geglaubt, dass ich auf mich selbst aufpassen könnte.«

»Er hat dir den Wagen gern geschenkt, Cecelia. Dom hätte gewollt, dass du ihn bekommst. Aber ganz egal, was zwischen uns passiert, wir werden dich immer beschützen. Immer. Darüber gibt es keine Diskussionen.«

»Ach ja? Und wer beschützt mich dann vor dir?«

Das war ein gut gezielter Schlag in die Magengrube.

Ich schlucke. »Das ist nicht nötig. Ich bin dir wohlgesonnen.«

»Und wie lange?«

Neben ihr hockend lege ich ihr einen Daumen unter das Kinn und drehe ihr Gesicht zu mir. »Ich meine es ernst, Cecelia. Ich würde alles dafür geben, die Dinge ungeschehen zu machen, die ich getan habe. Wie gern würde ich der Mann sein, den du brauchst, aber mich meinen Gefühlen zu dir einfach hinzugeben hat nie gereicht. Und jetzt ist es nicht unbedingt einfacher geworden. Nach allem, was passiert ist, nach allem, was du durchgemacht hast, musste ich dir die Chance auf ein normales Leben geben.« Ihr Stirnrunzeln wird stärker. »Und du hast ein neues Leben begonnen. Du hast dich von uns ferngehalten. Selbst als dein Vater gestorben ist, was die perfekte Entschuldigung gewesen wäre, bist du nicht nach Triple Falls zurückgekehrt. Du hast das College besucht, deinen Abschluss gemacht und hast dich mit einem anderen Mann verlobt. Als du hierher zurückgekehrt bist, hast du die Firma verkauft. Du hast alle Brücken, die dich mit Triple Falls und mir verbanden, niedergebrannt. Und diese Entscheidung musste ich akzeptieren. Du warst erfolgreich und glücklich. Zumindest habe ich das am Anfang angenommen.«

»Und dann?«

»Das habe ich dir doch erklärt. Es gab eine Reihe von Gründen, einen im Speziellen. Und ich werde dir alles erklären, aber …« Ich schüttele den Kopf. »Dafür brauche ich Zeit. Nicht viel, das schwöre ich.«

»Glaubst du, ich komme mit der Wahrheit nicht zurecht?«

»Ich glaube, du kommst mit allem zurecht«, erwidere ich aufrichtig. »Aber du hast nicht geschlafen. Wahrscheinlich hast du auch nichts gegessen.«

Sie erhebt sich und streicht sich die Erde von ihrem Pyjama. Als ich mich auch erhebe und einen Schritt auf sie zugehe, tritt sie einen zurück und schüttelt den Kopf. »Nein.«

»Warum? Weil du genau weißt, wie es endet, wenn du eine Berührung von mir zulässt?«

»Liebe und Sex sind keine Lösung, deine Worte, weißt du noch?«

Ich fahre mir ratlos mit der Hand durchs Haar.

Cecelia verschränkt die Arme vor der Brust, und in ihren Augen zeichnet sich Genugtuung ab. »Gibst du schon auf?«

»Genug jetzt«, versetze ich. »Es war nur ein Traum. Hast du alles, was ich dir gestern gestanden habe, schon wieder vergessen?«

»Nein, aber …«, sie reibt sich mit einer Hand ihre rote Nase, »du gehörst einfach nicht hierher.«

»Wo gehöre ich denn hin?«

»Du hast nicht mal einen verdammten Koffer dabei!« Sie stemmt ihre Fäuste in die Hüften. »Wo wohnst du momentan? Wo sind deine Sachen, Tobias?«

»In einem Truck. Der Fahrer wartet auf Anweisungen. Mehr als die Hälfte meiner Outfits besteht aus Anzügen, die ich nicht allzu bald wieder tragen werde. Ich wohne hier. Dort, wo du bist, ist auch mein Zuhause. Das habe ich gestern deutlich gemacht. Ich weiß, dass wir nicht einfach so weitermachen können, als wäre nichts geschehen …« Wieder gehe ich einen Schritt auf sie zu, und sie weicht zurück wie ein verwundetes Tier.

»Du bist einsam hier, Cecelia. Und das ist meine Schuld. Ich habe dich schon wieder einsam gemacht. Meinst du, das weiß ich nicht? Du hast dein Leben für mich aufgegeben, und jetzt tue ich das Gleiche für dich. Ich tue das Einzige, was mir übrig bleibt, indem ich mit nichts als der Kleidung, die ich trage, bei dir auftauche.«

Sie beißt sich auf die Unterlippe und schaut mich von oben bis unten an.

»Ich habe das Leben aufgegeben, das ich zwanzig Jahre lang geführt habe, um herzukommen und wieder mit dir zusammen zu sein.«

»Du hast deine Klamotten aufgegeben.«

»Ich habe die Kontrolle aufgegeben«, kontere ich. »Was für einen Mann wie mich schwer ist.« Ich trete vor, und diesmal weicht sie nicht zurück. Als ich ihr Gesicht umfasse, stelle ich fest, dass ihre Wangen eiskalt sind. »Weil ich dich will – mehr als alles andere auf der Welt. Ich will das alles hier, dich, uns.«

»Aber …« Sie umfasst meine Handgelenke, um meine Arme runterzuziehen. »Geh wieder ins Bett. Ich muss nachdenken.«

»Nein.«

»Tobias.«

»Nein. Ich werde dir keine Chance geben, dir weitere Gründe dafür zu überlegen, warum du wütend auf mich sein solltest.« Ich beuge mich vor. »Was dich verletzt, verletzt auch mich. Wir haben noch eine Menge zu besprechen.«

»Aber nicht heute.« Sie senkt den Blick und schüttelt den Kopf, drängt sich dann an mir vorbei und geht auf das Haus zu.

Nun kann ich mich nicht mehr länger zurückhalten. Ich laufe ihr hinterher und hebe sie hoch.

»Lass mich runter.«

»Nein«, murmele ich an ihrem Hals und atme ihren vertrauten Duft ein, doch sie verspannt sich in meinen Armen.

Als ich mich runterbeuge, um sie zu küssen, wendet sie das Gesicht ab.

»Schau mich an, bitte.«

»Ich hasse dich so sehr«, flüstert sie.

»Ich weiß.«

Sie schaut mir erst in die Augen und betrachtet dann meine Lippen.

»Plus rien ne nous séparera. Jamais.« Nichts wird uns trennen. Niemals.

Erschöpft legt sie den Kopf auf meine Schulter und lässt sich von mir ins Haus tragen.

Beau ist mir dicht auf den Fersen, doch schließlich betrete ich vor ihm das Schlafzimmer und knalle ihm die Tür vor der Nase zu.

»Lass deine Wut nicht an meinem Hund aus«, ermahnt sie mich, als ich sie ins Badezimmer trage und sie vorsichtig vor der Dusche absetze.

»Hast du überhaupt geschlafen?«, frage ich und drehe das warme Wasser auf.

Sie steht reglos da, antwortet nicht.

»Tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe.« Langsam ziehe ich ihr den Hoodie zusammen mit dem Pyjama-Oberteil über den Kopf und ziehe ihr sanft das Haargummi vom Zopf. Als ihr das Haar offen über die Schultern fällt, werde ich hart.

Sie ist übermüdet, bis ins Mark erschüttert und wirkt resigniert, was mir überhaupt nicht gefällt. Ich will, dass sie kämpft, aber dazu fehlt ihr die Energie. Und das ist meine Schuld.

»Ich wollte nicht unvorbereitet zu dir zurückkommen, Cecelia. Ich musste so lange warten. Zu viele Leute verlassen sich auf mich. Ich hatte zu viele Dinge in Gang gesetzt, deshalb musste ich meinen Ausstieg sorgfältig planen und alles in Ordnung bringen. Ich verspreche dir, dass du es bald verstehen wirst.«

»Das bezweifele ich.«

»Die Lügen, die ich dir erzählt habe, als du so hart gekämpft hast, waren meine letzten.« Ich drücke ihr einen Kuss auf die Schläfe und öffne ihren BH. Nun kann ich mich nicht mehr länger zusammenreißen, also beuge ich mich hinunter und sauge an ihrem Nippel.

Sofort vergräbt sie ihre Finger in meinem Haar, stößt angespannt die Luft aus und versucht, meinen Kopf wegzuziehen.

Doch ich widme mich ihrem anderen Nippel, sauge daran und lasse meine Zunge über ihre seidige Haut gleiten, schaue zu ihr auf.

Wütend sieht sie mir ins Gesicht, doch ihre Brust hebt und senkt sich verräterisch schnell.

»Ich brauche dich«, flüstere ich und sauge ihre Brust in meinen Mund, was ihr ein Stöhnen entlockt. Als ich mich von ihr löse, ist ihr Körper so schlaff, dass ich sie festhalten muss. »Ich brauche dich, Cecelia. Ich will, dass du unter meinen Berührungen kommst. Ich will spüren, wie du dich um meinen Schwanz herum dehnst, ich will, dass du meinen Namen schreist. Aber vor allem brauche ich dich.«

Ich knie mich hin und ziehe ihr die Pyjamahose herunter. Dann streife ich ihr auch den Slip ab und lasse ihn auf den Boden fallen. Nun bin ich auf Augenhöhe mit ihrer Pussy. Ich presse meine Lippen auf ihren Venushügel und atme ihren Duft ein, wobei mein Schwanz pocht und darum bettelt, befreit zu werden.

Da ich sie unbedingt schmecken will, lasse ich meine Zunge an ihrer Spalte entlanggleiten.

Sie gräbt ihre Nägel in meine Kopfhaut und stöhnt heiser auf.

Ich genieße den Schmerz, den sie mir zufügt, weil sie kämpft, wenn auch nicht genug. Als ich mich zurückziehe, um zu ihr aufzuschauen, brennt ein Feuer in ihren blauen Augen.

Keiner von uns beiden kann der Anziehungskraft widerstehen, das konnten wir noch nie, ganz egal, worüber wir uns gestritten hatten. Aber ich brauche mehr als ihre körperliche Hingabe.

Ich erhebe mich und fahre mit dem Daumen ihre Kieferlinie nach, bevor ich ihr einen schnellen Kuss gebe.

Cecelia bebt vor Verlangen. Ihr Blick wirkt flehend, aber sie will nicht um das bitten, was sie braucht.

Es kostet mich große Mühe, mich von ihr zu lösen. »Dusch jetzt. Ich mache Frühstück, und dann unterhalten wir uns weiter.«

Sie nickt, und ihr Blick wird trüb. Mit Sicherheit denkt sie an damals zurück – an eine Zeit, als ich sie verletzt habe, denn das habe ich andauernd getan.

»Glaub mir, ich hasse mich selbst für das, was ich dir angetan habe«, sage ich, bevor ich mich vollkommen von ihr löse und sie in dem Raum voller Wasserdampf zurücklasse.

***

Sie funktioniert auf Autopilot, seit sie aus der Dusche gekommen ist. Gedankenverloren trinkt sie ihren Kaffee und füttert Beau mit Bacon.

Wir sitzen in ihrer kleinen Küche mit den vier Stühlen. Es ist nicht das Frühstück, das ich mir ausgemalt habe, aber ich hatte wahrscheinlich zu hohe Erwartungen.

»Frag mich, und ich werde ehrlich antworten.«

Sie beißt in ihren French Toast und leert ihren Kaffee, ehe ich den ersten Bissen genommen habe.

Unsere Blicke treffen sich, und in dem Moment verschlucke ich mich, was ihr ein kleines Schmunzeln entlockt.

»Putain.« Fuck. Ich nehme unsere Teller und bringe sie zur Spüle, wo ich weiter huste.

Hinter mir höre ich ihre belustigte Stimme. »Du hast es zumindest versucht.«

»Ich habe noch nie mit Zimt gekocht.« Ich entsorge das knusprige Brot im Mülleimer.

Als ich höre, wie sie ihren Stuhl zurückschiebt, weiß ich, dass nun das kommt, was ich befürchtet habe. Ich drehe mich um und lehne mich an die Arbeitsplatte. »Du kannst dir heute nicht freinehmen?«

Sie schüttelt den Kopf, und ich akzeptiere ihre Lüge.

»Na schön, gib mir fünf Minuten.«

»Wozu?« Sie runzelt die Stirn und verzieht den Mund, was sich anfühlt, als würde sie mir ein Messer in die Brust rammen.

»Ich komme mit.«

»In mein Café?«

»Ich muss mir nachher den Camaro leihen.«

»Wo willst du hin?«

»Muss ein paar Dinge besorgen.«

Sie deutet mit dem Kopf zu dem Schlüssel auf der Arbeitsplatte und greift nach ihrer Handtasche. »Ich warte draußen. Vergiss nicht abzuschließen.«

Als sie sich runterbeugt, um Beau zu streicheln und ihm einen übertriebenen Kuss zu geben, werde ich sofort eifersüchtig.

KAPITEL DREI

Tobias Elf Jahre alt

Ich schaue auf die Uhr, als die Haustür ins Schloss fällt, und in der nächsten Sekunde stellt Delphine die Musik aus. Das Klirren von Gläsern und Flaschen in der Küche verrät mir, dass sie uns nicht in ein paar Stunden zur Schule fahren wird und es an mir ist, dafür zu sorgen, dass wir es rechtzeitig dorthin schaffen. Wenn wir den Unterricht schwänzen, wird man der Sache nachgehen, und wir dürfen nicht riskieren, dass das Jugendamt bei uns vor der Tür steht, solange sich das Haus in diesem Zustand befindet. Wieder einmal bleibt es mir überlassen, zu putzen und aufzuräumen.

Es ist erst ein paar Monate her, dass unsere Eltern gestorben sind, und es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Dom geht es immer noch nicht besser. Von dem glücklichen Kind, das er einst war, ist nichts mehr übrig, weil meine Tante gleichgültig und grausam ist. Sie ist kein bisschen fürsorglich und macht uns jeden Tag klar, dass wir für sie eine Belastung sind.

Aber wenn auch nur der leiseste Verdacht aufkommt, dass sie nicht geeignet ist, uns großzuziehen – was sie wirklich nicht ist – , wird man uns von hier wegholen, und das will ich nicht. Ich muss verhindern, dass ich von meinem Bruder getrennt werde.

Ich stelle meinen Wecker in der Hoffnung, dass die Batterie lange genug halten wird, und beschließe, noch ein wenig zu schlafen. Als ich mich wieder hinlege, höre ich das gedämpfte Schluchzen meines Bruders am anderen Ende des Flures. Ich werfe meine dünne, kratzige Decke zurück, gehe in Dominics Zimmer und sehe, dass er auf dem Bauch liegt, den Kopf ins Kissen gedrückt, damit sein Weinen nicht zu hören ist, und seine Schultern beben.

Ich schalte seine Plastiklampe ein und setze mich neben ihn auf das Bett, woraufhin er erstarrt und ängstlich aufblickt.

»Alles gut, Dom. Sie sind weg. Die Party ist vorbei. Schlaf weiter.« Ich berühre seine Schulter und spüre, dass seine Haut unter dem Pyjama glüht. Als ich ihn umdrehe und sein Oberteil hochschiebe, sehe ich, dass er mit roten Punkten übersät ist.

Er betrachtet ängstlich seine Brust und seinen Bauch. »Ich habe nichts getan.«

»Es ist nicht deine Schuld. Du hast Windpocken.«

»Werde ich sterben, so wie Mama und Papa?«

Ich beiße die Zähne zusammen und versuche, den Schmerz in meiner Brust zu verdrängen. »Nein. Es wird eine Weile jucken, aber du bekommst sie nur einmal.«

»Hattest du sie auch?«

»Ja, und es hat mich stärker gemacht. Morgen früh hole ich dir Medizin gegen den Juckreiz.«

Plötzlich wird die Tür geöffnet, und Delphine schaut uns an.

»Warum seid ihr wach?«

Ich verdrehe die Augen. »Wie soll man bei dem Lärm schlafen?«

»Das geht euch nichts an. Schlaft weiter.«

»Er hat Fieber und Windpocken.«

Sie beäugt Dominic misstrauisch, als ich sein Oberteil hochschiebe, damit sie es sehen kann.

»Er kann nicht zur Schule. Sie würden ihn wieder nach Hause schicken.«

»Ich kann mir aber nicht freinehmen.« Sie schnaubt. »Das können wir uns nicht leisten.«

»Dann bleibe ich zu Hause. Krank lasse ich ihn nicht allein.«

»Du musst in die Schule.«

»Ich lasse ihn nicht hier. Ende der Diskussion.« Das hat Papa immer gesagt, wenn er etwas ernst meinte, und ich hoffe, dass die Worte auch jetzt Wirkung zeigen.

Einen Moment lang funkelt sie uns wütend an, doch dann dreht sie sich um und knallt die Tür zu.

»Ich hasse sie«, flüstert Dominic.

»Wir werden nicht für immer hier wohnen.«

»Sie hat meine Autos weggeworfen, weil sie auf eins getreten ist.«

»Ich hab dir gesagt, du musst sie wegräumen. Ich besorge dir neue.«

»Du hast kein Geld.«

»Lass das meine Sorge sein.« Ich werde noch einmal zwanzig Dollar aus ihrer Handtasche stehlen. In der Regel hat sie keinen Überblick, wie viel Geld sie in ihrem Portemonnaie hat, und ist zu betrunken, um zu merken, dass etwas fehlt. Ich lege meine Hand an seinen Hals und erhebe mich. Er glüht förmlich.

»Wohin gehst du?«

»Ich hole Medizin gegen Fieber.«

»Kommst du wieder?«

»Ja, sofort.«

Als ich den Flur durchquere, höre ich an Delphines Zimmer ein vertrautes Schniefen und bleibe im Türrahmen stehen, um hineinzuspähen.

Sie sitzt mit geröteten Augen auf dem Bett, wo sie Bilder von sich und ihrem Mann ausgebreitet hat, der sie ein paar Monate vor Mamas und Papas Tod verlassen hat. Sie fährt mit den Fingern darüber, doch als sie meine Anwesenheit spürt, schaut sie feindselig zu mir auf. »Ich will keine Mutter sein.«

»Das musst du auch nicht. Ich werde ihm Essen geben, ihn baden, ihn zu Fuß zur Schule bringen. Und du fasst ihn nicht an und schreist ihn nicht an.«

»Du bist selbst noch ein Kind.«

»Plus adulte que toi.« Ich bin erwachsener als du.

»Surveille ton langage, petit con.« Hüte deine Zunge, du kleiner Bastard.

Da ich sie nicht verärgern darf, wechsele ich das Thema. »Ich brauche Tylenol gegen sein Fieber.«

Sie öffnet die Schublade ihres Nachttisches und holt eines der Pulverpäckchen heraus, die sie jeden Morgen gegen ihren Kater einnimmt.

Ich betrachte es misstrauisch. »Was ist das?«

»Das Gleiche wie Tylenol. Wirkt aber schneller. Löse es in Saft auf.«

»Wir haben keinen Saft.«

Sie seufzt und sammelt die Bilder von ihrer Matratze auf, legt sie sorgsam in eine alte Zigarrenkiste auf ihrem Nachttisch.

Ich gehe zu ihrer Kommode, nehme das Portemonnaie aus ihrer Handtasche und hole einen Zwanzigdollarschein heraus.

»Was zur Hölle soll das?«

»Ich hole die Medizin, die er braucht, und ein neues Auto, mit dem er spielen kann, solange er krank ist.« Mein Tonfall klingt herausfordernd.

Sie öffnet den Mund, um etwas zu erwidern, lässt sich dann aber auf ihre Matratze sinken. »Na schön.«

»Wir wollen dich auch nicht als Mutter.« Ich zerknittere den Geldschein in meiner Hand und lasse das Portemonnaie zurück in die Handtasche fallen. »Halt dich einfach von ihm fern. Ich kümmere mich um ihn.«

»Tu, was du willst, Kind, aber mach die Tür zu.« Sie verdreht die Augen und schaltet die Lampe aus, sodass wir von vollkommener Dunkelheit umgeben sind.

Innerhalb von wenigen Sekunden wird sie eingeschlafen sein.

Ich taste mich an der Wand entlang zur Küche. Dort schütte ich die Hälfte der Packung, die sie mir gegeben hat, in das Glas und rühre um, wobei ich den Vollmond durch das Fenster betrachte. Eine Kakerlake kriecht über die Scheibe. Mit der Medizin gehe ich zurück zu Dominic, der sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen hat und sich wild an den Armen kratzt.

»Zieh dich wieder an, damit du nicht kratzen kannst.«

»Ich muss mich kratzen.«

»Das darfst du nicht. So machst du es nur noch schlimmer, und du bekommst Narben davon.«

Er hält inne und zieht ächzend seinen Pyjama wieder an, der ihm mittlerweile zu klein ist. Ich kann mich noch an den Tag erinnern, an dem ich ihn zusammen mit Mama gekauft habe. Ich habe ihn ausgesucht. Vor nicht allzu langer Zeit waren meine Eltern noch hier und am Leben.

Dominic betrachtet stirnrunzelnd das Glas. »Es wird mich stärker machen?«

»Ja. Jedes Mal, wenn du krank bist, findet dein Körper einen Weg, stärker zu werden, damit du nicht wieder krank wirst. Er kämpft gegen das Virus an und bildet Antikörper.«

»Was ist ein Virus?«

»Etwas, das dich krank macht.«

»Was sind Antikörper?«

»Sie sind in dir und schließen sich zu einer Armee zusammen, um Krankheiten zu bekämpfen.«

»Woher weißt du das?«, fragt er und legt den Kopf auf die gleiche Art schief, wie es Papa getan hat.

»Aus Büchern. Bücher machen dich schlau.«

»Dann werde ich auch Bücher lesen«, verkündet er. »Viele. Und ich werde stärker werden. Und schlau, und dann kann nie wieder jemand gemein zu mir sein.«

»Super. Und jetzt trink.«

Er nimmt einen großen Schluck und verzieht das Gesicht. »Das schmeckt nicht.«

»Es ist Medizin. Du brauchst sie.«

»Bäh.«

»Trink, Dom. Morgen kaufe ich dir Medizin, die besser schmeckt.«

Als er das Glas geleert hat, schläft er ein, und auch ich schlafe neben ihm ein, nachdem ich mich vergewissert habe, dass seine Temperatur ein wenig gesunken ist.

Als ein paar Stunden später die Haustür ins Schloss fällt, setze ich mich neben Dom auf und schüttele ihn sanft, um ihn zu wecken.

»Ich gehe jetzt einkaufen. Steh nicht auf, bis ich zurückkomme.«

»Ich schlafe«, jammert er.