Operation Waldessturm - Bibi Rend - E-Book

Operation Waldessturm E-Book

Bibi Rend

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Beschreibung

Saschas langjährige Freundin Anke verschwindet beim abendlichen Spaziergang. Er begibt sich auf die Suche. Als er eine mit Blut geschriebene Nachricht im Briefkasten findet, dreht er fast durch und schaltet die Polizei ein. Er steht unter Verdacht. Im Laufe der Ermittlungen werden immer mehr Hinweise auf ein perfides Verbrechen gefunden, das vor sehr langer Zeit begonnen hat. Statt den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen, decken die eingesetzten Polizeibeamten weitere Straftaten auf und der Täterkreis erweitert sich. Freunde und Kollegen werden auf einmal zu Verdächtigen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 168

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Bibi Rend

Operation Waldessturm

© 2023 Bibi Rend

4. Auflage, Erstveröffentlichung 2015

Weitere Informationen unter www.bibi-rend.de

Cover: Bibi Rend

Bildquellen: www.depositphotos.com

Bildnummer 182867966 © [email protected]

Lektorat/Korrektorat: R.-L. Linke

ISBN Softcover: 978-3-347-93566-2

ISBN Hardcover: 978-3-347-93567-9

Druck und Distribution im Auftrag :

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt.

Für die Inhalte ist verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag , zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Operation Waldessturm

Bibi Rend

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Urheberrechte

Titelblatt

1 – Willkommen zu Hause

2 – Alles nur ein böser Traum?

3 – Lebenszeichen aus dem Totenreich?

4 – Gefunden und doch gefangen

5 – Bröckelnde Professionalität

6 – Verbotene Zone

7 – Flucht vor dem Feuer

8 – Die Vergangenheit wird lebendig

9 – Täuschung oder Realität?

10 – Die Tagebücher

11 – Das Gespräch

12 – Tödliche Wahrheit

13 – Die schüchterne Kollegin

14 – Der aufgeräumte Tatort

15 – Eingeredete Schuld

16 – Zusammenführung

17 – Verschwundene Beweise

18 – Mysteriöse Zufälle

19 – Eine neue Spur

20 – Der Täterkreis wird größer

21 – Kerzenschein und Kaminfeuer

22 – Schmutzige Wahrheit

23 – Alte Geschichte

24 – Das letzte Puzzleteil

25 – Ein unerwartetes Ende

26 – Die Vergangenheit vergessen

Über die Autorin

Operation Waldessturm

Cover

Urheberrechte

Titelblatt

1 – Willkommen zu Hause

Über die Autorin

Operation Waldessturm

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1 – Willkommen zu Hause

Während die dreißigjährige Anke im Schatten der hohen Bäume auf ihrer Sonnenliege in ihrem Roman las, dudelten im Radio die Hits des Sommers. Neben ihr schnarchte ihre Hündin Eska. Die Sonne meinte es in diesem Jahr besonders gut. Seit vierzehn Wochen schien sie jeden Tag und ihre Strahlen brachten die daraus resultierende Hitze bis tief in das Erdreich. Der Himmel blendete in einem strahlenden Blau. Die Wolken weigerten sich, den Kampf gegen die Sonne aufzunehmen. Kurzum: Es herrschte eine extreme Hitzewelle. Die Nacht konnte die Sonne nur für wenige Stunden verbannen und das Thermometer sank dabei lediglich um wenige Grad. Die Musik im Radio verstummte und die monotone Stimme des Moderators leierte einen Text herunter.

»Aktuelle Warnmeldung! Die Forstdirektion warnt vor dem Betreten des Waldes. Die Bäume sind wegen der extremen Trockenheit zum Teil brüchig, Äste und Zweige können herabfallen. In Waldgebieten und Parkanlagen des gesamten Sendegebietes gilt Rauchverbot. Offene Feuer sind untersagt. Fahrzeuge dürfen nicht auf Grünflächen abgestellt werden. Die höchste Warnstufe für Waldbrandgefahr wurde ausgerufen. Flugzeuge der Feuerwehr überwachen Forst- und angrenzende Moor-, beziehungsweise Weideflächen. Die Polizei fährt verstärkt Streife in diesen Bereichen. Wir bitten Sie, die Verhaltensregeln zu beachten und auf ungewöhnliche Ereignisse zu achten. Die Polizei ist unter der Rufnummer 110 und die Feuerwehr unter 112 zu erreichen. Das Befüllen von Kinderbecken oder Pools, sowie das Beregnen und Wässern von Pflanzen ist strikt untersagt.«

Anke wäre am liebsten aufgestanden und hätte das Radio ausgestellt, aber bei der drückenden Hitze von knappen 45 Grad im Schatten, ersparte sie sich jede unnötige Bewegung. Alle zehn Minuten kam diese mit der monoton klingenden Stimme gesprochenen Meldung durch die Radiolautsprecher.

So langsam müsste doch jeder noch so große Döspaddel wissen, wie er sich zu verhalten hat. Bei der herrschenden Hitze kamen ihr die blödesten Gedanken.

Eska schien die Hitze nicht zu stören. Anke hatte das Fell der Hündin vor zehn Wochen einfach kurz geschoren und die sonst langhaarige Landseerdame verunstaltet. Nur noch der Kopf war mit dickem, langem Fell bedeckt, der restliche Körper von gerade einmal einem Zentimeter.

Plötzlich sprang die vierjährige Hündin auf und lief bellend zur Gartenpforte. An dem Klang des Gebells konnte Anke erkennen, dass ein, in Eskas Hundeaugen, guter Mensch vor der Tür stand.

Ächzend erhob sie sich von ihrer Liege und zog eilig ihr dünnes Sommerkleid über, als auch schon eine bekannte Stimme an ihr Ohr drang.

»Eska, Süße, hör auf. Eska, aus!« Ein freudiges Winseln, gemischt mit einem menschlichen Lachen, folgte auf den Befehl.

»Wie siehst du denn bloß aus? Na, Hauptsache dir geht es gut dabei. Los, komm mit.«

Zwischen der Hecke aus Bäumen und Büschen trat eine hochgewachsene Gestalt, gefolgt von Eska, die immer wieder hochsprang.

»Sascha, mein Freund, wo kommst du denn her?« Mit geröteten Wangen lief Anke auf den Mann zu, um direkt in seine Arme zu fliegen und umarmt zu werden. Ihre Augen strahlten, ihr Lachen war herzlich und voller Freude.

»Direkt aus der Hölle.« Ausgelassen drehte Sascha sich mit Anke in den Armen im Kreis und gab ihr einen laut schmatzenden Kuss auf die Wange. Eska sprang an den beiden hoch und kläffte freudig, als ob sie den Ankömmling lautstark ankündigen müsste.

Nach etlichen Minuten der Begrüßung stellte Sascha die junge Frau wieder auf die Beine und begutachtete sie von oben bis unten.

»Gut siehst du aus. Bist ja richtig braun geworden. Was macht deine Arbeit?«

»Eigentlich müsste ich dich fragen, wie es dir ergangen ist und was deine Arbeit macht. Aber das besprechen wir bei einem schönen kalten Glas Apfelschorle. Komm mit in den Schatten, da ist es erträglicher.«

Arm in Arm gingen die beiden zur Terrasse unter den Bäumen und setzen sich.

Während sie die Gläser mit Schorle langsam leerten, scherzten sie über Erlebnisse aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit. Anke und Sascha waren wie Geschwister in dem kleinen Achthundert-Seelen-Ort aufgewachsen. Kein Baum war ihnen zu hoch, keine Pfütze zu tief. Der Tag nicht lang genug und keine Nacht zu kurz. Bis vor drei Jahren hatten sie nur die glückliche Seite des Lebens mit allen Rechten und Pflichten kennengelernt. Bis zu diesem einen Tag …

Es war Neujahr. Anke und Sascha waren zusammen auf einer Silvesterfeier in der nahegelegenen Stadt, während die Eltern der beiden auf einer privaten Feier in der nächsten Ortschaft weilten. Gegen drei Uhr morgens bekam Sascha einen Anruf auf seinem Handy. Innerhalb von fünf Sekunden wurde er kreidebleich und zitterte am ganzen Körper, während ihm Tränen über die Wangen liefen. Anke stand neben ihm und versuchte, in seinem Gesicht zu lesen. Was sie dort sah, ließ sie Schlimmes erahnen.

Die Eltern waren auf dem Nachhauseweg. Ein anderer Wagen kam ihnen auf ihrer Spur entgegen und prallte frontal auf den Wagen von Saschas Vater. Noch während der Rettungsmaßnahmen stellte sich heraus, dass der Unfallverursacher stark alkoholisiert war. Ankes und Saschas Eltern waren strikte Gegner des Alkohols. Alle Personen aus dem Wagen konnten nur noch tot geborgen werden.

Ein Freund hatte Sascha die schlimme Nachricht per Handy überbracht und anschließend von der Feier abgeholt.

Seit diesem schrecklichen Tag waren die beiden noch unzertrennlicher. Fast zweieinhalb Jahre lang waren sie, Eska immer dabei, Tag und Nacht zusammen. Getrennt wurden sie nur für die Zeit, in der sie arbeiten waren. Bis zu dem Tag, an dem Sascha von seinem Dienstherren versetzt wurde.

Jetzt, ein Jahr später, trafen sie sich das erste Mal persönlich wieder, kurze, tägliche Telefonate hatten ihnen die Wartezeit erleichtert. Dementsprechend groß war der Informationsaustausch, ohne den Blick vom Anderen zu nehmen. Eska lag mittendrin und wusste nicht, wen sie zuerst beobachten sollte, also legte sie sich wohl oder übel in die Sonne, um beide im Blick zu haben. Allerdings wurde sie nach wenigen Minuten von Anke zu sich gerufen, legte sich neben ihr Frauchen und beobachtete aufmerksam den jungen Mann.

»Los, jetzt erzähl, Anke. Wie bist du denn nun zu deiner jetzigen Arbeit gekommen?« Sascha legte sich, den Kopf auf den angewinkelten Arm gestützt, einfach auf den Boden neben Anke und Eska, den anderen legte er leicht auf die Hündin. Ein Bild voller Harmonie.

»Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll. Die Langeweile überkam mich, nur hier herumsitzen und nichts zwischen den Fingern zu haben, hat mich fast wahnsinnig gemacht. Du weißt doch selbst, wie schwierig es heutzutage ist, einen Job im Büro zu bekommen. Da kommt man mit einem Hauptschulabschluss nicht weit, selbst wenn du ein Spitzenzeugnis hast. Also habe ich einiges ausprobiert, angefangen beim Garten und aufgehört beim Stricken. Ich habe wirklich alles Mögliche gemacht. Eines Abends schrieb ich wieder in mein Tagebuch, allerdings entstand eine kurze zusammenhängende Geschichte. Mehrere Tage las ich mir die Zeilen immer wieder durch und sie gefielen mir immer besser, also habe ich mit einem Buch begonnen. Ich war so in die Geschichte vertieft, dass ich einfach nicht aufhören konnte und als ich endlich zum Ende kam, waren zehn Tage vergangen und knappe vierhundert Seiten lagen vor mir. Eska war froh, dass wir bei dem Wetter nicht so oft einen großen Spaziergang machten. Das Ganze ist drei Monate her und seit sechs Wochen ist mein Buch auf dem Markt. Die ersten Verkaufszahlen versprechen Gutes. Innerhalb der ersten drei Wochen habe ich schon über eintausend Bücher verkauft. Ab der vierten Woche ist es noch höher gegangen, jetzt bin ich bei tausend Büchern pro Woche. Mehrere Verlage haben bereits angefragt, aber ich möchte unabhängig bleiben. Nächste Woche kommt die gedruckte Version auf den Markt.«

Anke hatte die ganze Zeit nur auf ihre Hände geblickt, als ob sie sich schämen und gleichzeitig freuen würde und deswegen nicht mitbekommen, dass Sascha einfach eingeschlafen war. Sein Kopf lag nun auf Eskas Flanke und die beiden schnarchten leise vor sich hin. Sie warf einen liebevollen Blick auf die Zwei und begab sich leise ins Haus, um das Abendessen vorzubereiten.

2 – Alles nur ein böser Traum?

Ungefähr drei Stunden später wachte Sascha auf. Ächzend streckte er seine steifen Glieder durch und schaute sich um – Anke und Eska waren nicht mehr da. Verwundert blickte er zur Uhr und stellte erschrocken fest, dass er gefühlt eine halbe Ewigkeit geschlafen hatte. Sascha beeilte sich, ins Haus zu kommen, um seine Freundin zu suchen. Er ging durch jeden Raum, aber weder Anke noch Eska waren zu finden. Allerdings fiel ihm auf, dass das Laufgeschirr von Eska nicht an der Flurgarderobe hing.

Dann sind sie wohl spazieren. Langsam beruhigte er sich und ging zurück auf die Terrasse, dort zündete er die Kerzen auf dem Tisch an.

Zwei Stunden später war von den beiden noch immer nichts zu sehen oder zu hören und Sascha wurde allmählich unruhig. Mittlerweile war es kurz nach Mitternacht. Er war sich sicher, dass Anke um diese Zeit normalerweise nicht mehr im Wald herumlief.

Unruhig lief er im Garten umher. Plötzlich hörte er ein bekanntes Winseln und atmete erleichtert auf. Eska stand vor der geschlossenen Gartenpforte und wollte herein, was Sascha ihr nur zu gern ermöglichte. Nach einer kurzen, sehr herzlichen Begrüßung wunderte er sich allerdings, dass Anke nicht auftauchte. Gemeinsam mit Eska ging er zur Sitzecke. Auf dem Weg dorthin löste er den Bewegungsmelder aus und das Flutlicht strahlte Hund und Mann an. Sein Blick fiel auf Eska und sein ungutes Gefühl kam plötzlich verstärkt zurück.

Auf ihrem rechten Oberschenkel prangte ein großer, roter Fleck, der sich bei näherer Betrachtung als Blut herausstellte. Er untersuchte die Hündin sehr genau, konnte jedoch keine Verletzung finden, Angst stieg in ihm auf.

Auch wenn es in diesem Moment verständlich und angebracht gewesen wäre, verbot ihm sein jahrelanges Training panische Kurzschlusshandlungen. Er arbeitete als Ausbilder für Rettungsassistenten und wurde deutschlandweit in Ausbildungszentren eingesetzt, sprach jedoch nicht gern darüber.

Während Sascha versuchte, seine Gedanken zu sortieren und einen kühlen Kopf zu bewahren, sprang Eska auf und lief ins Haus, da das Telefon klingelte. So schnell es ihm möglich war, hastete er ins Wohnzimmer und riss den Hörer von dem uralten Telefon.

»Bei Millner.« Ein merkwürdiges Knacken war zu vernehmen, bevor eine krächzende Stimme zu hören war.

»Die Frau, die Sie vermissen, ist im Wald.« Direkt darauf wurde aufgelegt. Verschreckt blickte Sascha auf den Hörer, den er kurz darauf zurück auf das Telefon knallte. Mit schnellen Schritten suchte er sich die Taschenlampe und Ersatzbatterien aus dem Schrank im Flur, dankbar dafür, dass Anke ihren Ordnungssinn beibehalten hatte.

Danach ging er ins Badezimmer und besorgte sich mehrere Wattestäbchen und eine Schere, im Anschluss holte er aus der Küche noch einen Gefrierbeutel.

»Eska, bei Fuß!« Wie es sich für einen wohlerzogenen Hund gehörte, kam die Hündin direkt angetrabt und setzte sich unaufgefordert neben ihm hin. Sascha zückte die Schere, schnitt einen Teil des blutverschmierten Fells ab und nahm mit den Wattestäbchen das zum Teil noch feuchte Blut auf, bevor er alles in den Gefrierbeutel steckte und im Kühlschrank verstaute.

Im Gästezimmer zog er sich schnell waldtaugliche Kleidung an. Lange Hose, langärmeliges Hemd mit eng anliegendem, hohem Kragen. Socken über die Hosenbeine gezogen, Hemdbündchen mit Klebeband an den Armen abgedichtet.

Hoffentlich sind die Zecken dies Jahr und bei der Hitze nicht sehr aktiv. In Gedanken ging er kurz alles noch einmal durch, ob er etwas vergessen hatte.

»Eska komm, wir suchen Anke.« Das ließ sich die Hundedame nicht zweimal sagen und lief schon los, obwohl Sascha noch die Tür verschloss und sich den Rucksack mit der Erste-Hilfe-Ausrüstung auf den Rücken warf.

Er hegte die Hoffnung, dass die Hündin ihn zu dem Platz führen würde, an dem sie zuletzt mit Anke zusammen war, denn sonst konnte es noch zu einer groß angelegten Suchaktion ausarten. Im Umkreis von fünfzehn Kilometern um den Ort herum gab es nur Wald. Ein paar Hütten, die irgendwann zu Kriegszeiten als Unterschlupf dienten, waren überall verteilt, aber kaum einer hatte eine Ahnung, wo genau eine bestimmte stand. Dazu kamen noch die ganzen neu gebauten Lagerhütten der Förster, von denen er nur einen Bruchteil kannte.

Im Dauerlauf jagte er hinter Eska her. Keine zehn Minuten später kamen sie am Waldrand an. Sascha schaltete die Taschenlampe ein, da ab hier keine Straßenbeleuchtung mehr vorhanden und die Nacht stockdunkel war. Weder der Mond noch die Sterne waren zu sehen. Einfach nur ein tiefes Schwarz.

Es dauerte ungefähr zwanzig Minuten, bis Eska endlich stehen blieb. Sascha war ihr durch Dornengebüsch, Gräben und dichten Wald gefolgt.

»Könnt ihr denn nicht einmal einen Weg benutzen, wie es jeder andere Hundebesitzer auch tut?«

Er kniete sich neben die Hündin, die immer wieder leise winselte und auf den Boden blickte. Der Schein der Taschenlampe bestätigte seine Vermutung. Eine nicht geringe Menge Blut bedeckte den Waldboden. Dank seiner mitgenommenen Ausrüstung konnte er eine Blutprobe sichern. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals.

»Eska, such Anke.« Die Hündin blieb einfach sitzen und schaute ihn aus großen Augen verständnislos an. Er hatte das Tier in jungen Jahren mit ausgebildet und wusste genau, dass es den Befehl kannte, anscheinend jedoch keine Spur finden konnte. Ihm blieb nur noch den Waldboden mit der Taschenlampe abzuleuchten. Stück für Stück suchte er die Umgebung ab, konnte aber nirgends auch nur die kleinste Spur finden. Sascha bekam es nun doch mit der Angst zu tun, die langsam panikartig immer mehr in ihm aufwallte. Er musste überlegen, in welcher Richtung die nächste Hütte lag, während er sich gleichzeitig zur inneren Ruhe zwang. Als es ihm einfiel, ging er auf direktem Wege dorthin, um festzustellen, dass diese inzwischen so verfallen war, dass ein Betreten für einen normaldenkenden Menschen nicht in Frage kam. Da er in einer Ausnahmesituation war, störte er sich nicht an der heruntergekommenen Bausubstanz und durchsuchte die Hütte. Nichts! Kein Anzeichen, dass in den letzten Jahren auch nur eine Seele hier war. Enttäuscht seufzte er gedanklich auf, gleichzeitig stolperte er über die morschen Bretter aus der Hütte. Eska saß davor und erwartete ihn. Gemeinsam schlugen sie den Weg zur nächsten Hütte ein. Dort angekommen zeigte sich ein ähnliches Bild. Total verfallen und heruntergekommen stand die Holzhütte vor ihm. Ein Betreten war nicht möglich, weil der Stützbalken direkt im Türrahmen lag. Sascha leuchtete mit der Taschenlampe durch die ehemalige Tür und Fenster, konnte jedoch außer dem Verfall nichts erkennen. Ein lauter Schrei bahnte sich den Weg aus seiner Kehle, in dem seine Angst und sein Schmerz deutlich zu hören waren. Er durfte nicht auch noch sie verlieren. Eska versteckte sich sofort und blickte vorsichtig umher. Die sonst so mutige und tapfere Hündin spürte, dass es ihm nicht gut ging und sie ihm nicht helfen konnte. Seine Angst wollte zwischendurch die Überhand gewinnen, jedoch drängte er sie immer wieder zurück. Immer wieder rief er nach Anke, wartete aber vergebens auf eine Antwort von ihr, während langsam die Dämmerung einsetzte. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits halb fünf morgens war und er so langsam weitere Hilfe rufen sollte.

Resigniert trat er, mit Eska im Schlepptau, den Heimweg an. Immer wieder rief er nach seiner Freundin, horchte auf jedes Geräusch, achtete auf jedes Blatt und auf jeden Ast, fand aber keinen Hinweis. Ein Gefühl, das ihm seit drei Jahren nicht mehr bekannt war, schlich sich durch seinen Körper. Todesangst! Panik! Angst um einen geliebten Menschen!

Hastig stolperte er über den unebenen Waldboden, stürzte mehrfach. Eska kam jedes Mal direkt zu ihm und stupste ihn aufmunternd an. Immer wieder rappelte er sich hoch und eilte weiter, bis zum nächsten Fall.

Endlich war er an der Gartenpforte angekommen. Mit fliegenden Händen öffnete er diese und stürmte zum Haus. Als er die Tür aufschließen wollte, fiel sein Blick auf ein Blatt Papier, welches an dem Türklopfer aus Messing befestigt war.

Dein Weib wirst du nicht finden! Versuche es erst gar nicht.

Bei genauerer Betrachtung erkannte er, dass die krakeligen Buchstaben mit Blut geschrieben wurden. Bevor er das Blatt von dem Messinggriff entfernte, zog er sich Handschuhe über. Trotz seiner Panik und seines bis zum Halse klopfenden Herzens behielt seine Vernunft die Oberhand. Sich die Teile aus Nitril über die feuchte Haut zu ziehen, erwies sich aufgrund seiner Aufregung als nicht einfach, obwohl er mehrfach täglich und routiniert Handschuhe an- und ausziehen musste.

Ein Donnern brachte die Welt zum Zittern. Anscheinend zog ein Gewitter auf. Diese Tatsache beruhigte Sascha keinesfalls, eher das Gegenteil trat ein. In panischer Hast wählte er die Rufnummer der Polizei. Nach einer kurzen Schilderung wurde ihm zugesichert, dass in wenigen Minuten Beamte bei ihm eintreffen würden.

3 – Lebenszeichen aus dem Totenreich?