Cools Run - Bibi Rend - E-Book

Cools Run E-Book

Bibi Rend

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Beschreibung

Effie wird von dem irischen Notar André Smand zur Testamentseröffnung nach Dublin gebeten. In Hamburg wird sie von Stella Dembski, die sie nach Irland begleiten soll, erwartet. Laut Testament hat Effie ein Stück Land geerbt. Der junge Ethan-Jake bringt Effie und Stella zu dem angeblichen Landsitz, der sich als kleine Hütte entpuppt. In den folgenden Wochen muss Effie viele Geheimnisse und Rätsel lüften, begegnet wundersamen Wesen, um schlussendlich die wahre Schönheit ihres Erbes erkennen zu können, wenn sie eine weise Entscheidung trifft. Wird sie die Richtige treffen und ihr Lebensglück finden?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 248

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Cools Run Das Geheimnis ihrer Väter

Bibi Rend

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Autor:

Bibi Rend

Titel:

Cools Run – Das Geheimnis ihrer Väter

ISBN:

 

Softcover

978-3-347-96928-5

E-Book

978-3-347-96930-8

Lektorat:

R.-L. Linke

Korrektorat:

Lektorat Buchstabenpuzzle

Coverdesign:

Destiny Coverart Diana Zirnstein

Kapitelgrafik:

pixabay.com, Bild 5874473 © ArtRose

Seitenverzierung: Images

pixabay.com, Bild 48945 © Clker-Free-Vector-

Satz & Layout:

Lektorat Buchstabenpuzzle

3. Aufl. 2023, Erstauflage 2015

© Bibi Rend

URL:www.bibi-rend.de

Druck und Distribution im Auftrag :

tredition GmbH, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag , zu erreichen unter:

tredition GmbH, Abteilung „Impressumservice“, An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Cools Run

Das Geheimnis ihrer Väter

Bibi Rend

Über die Autorin

Im Jahr 1974 geboren, wuchs sie in ihrem Geburtsort Fuhrberg auf, wo sie auch heute mit ihrem Mann lebt. Seit mehr als 25 Jahre begleiten sie Katzen und sie ist sehr glücklich, dass es ihrem Mann genauso geht. Kurz nach Püppis Tod haben sie sich ihren geheimen Traum von einer kleinen Katzengruppe erfüllt. Die neuen Lebensbegleiter Gizmo, Damian, Jiha, Angel, Zora und Cassy stellen ihr Leben und das Zuhause ordentlich auf den Kopf. Aber sie können noch soviel Dummfug im Koppe haben, sie lieben ihre Rasselbande. Mehr über die Autorin: Besuch mich doch auf www.bibi-rend.de

Inhaltsverzeichnis

Cover

Halbe Titelseite

Urheberrechte

Titelblatt

Über die Autorin

Mysteriöse Einladung

Eine angenehme Reise

Eine große Familie

Beunruhigender Traum

Das Testament

Das Tagebuch

Der Beginn einer Freundschaft

Eisblaue Augen

Naturgewalten

Das Ungeheuer

Verschwunden

Schuldgefühle

Der starke Baum

Weitere Geheimnisse

Geständnisse

Die Efeuwand

Nah und doch so fern

Verstärkung

Kurz in die Vergangenheit

Der tote Vater lebt

Ein unnützer Fehler

Alleingelassen oder ausgesetzt?

Gween

Standpauken

Entscheidungen

Welcher Koffer?

Ein weiteres Puzzleteil

Freya

Ein Grab?

Der rote Koffer

Slan leat, Halvar

Ignorierte Warnung

Verbotener Weg

Kobold Gerome

Misery Rose

Der Jäger

Freunde

Goldelfe Clara

Der geheime Gang

Schicksalsentscheidung

Abschied

Neue Heimat

Der Fluch bricht

Die weise Entscheidung

Danke …

Cools Run

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Urheberrechte

Titelblatt

Mysteriöse Einladung

Die weise Entscheidung

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Mysteriöse Einladung

Effie konnte es immer noch nicht glauben. Vor zwei Tagen erhielt sie die Nachricht und war bereits auf dem Wege nach Dublin.

Ein Notar namens André Smand hatte ihr mitgeteilt, dass sie sich in einer Erbschaftssache innerhalb von sieben Tagen bei ihm persönlich melden musste. Effie rief sofort in der Kanzlei an und bekam den Termin, mit dem Hinweis, die Geburtsurkunden ihrer Eltern und von sich selbst sowie die Sterbeurkunden ihrer Eltern mitzubringen, genannt.

Nur eine Stunde nach dem Erhalt dieses muffig duftenden Schreibens hatte sie alle Unterlagen zusammengesucht und sogar schon mit ihrem Arbeitgeber telefoniert, damit sie Urlaub bekam.

Natürlich war Herr Konstan, ihr Chef, nicht erbaut. »Frau Bayer, wie können Sie denn sicher sein, dass es keine Falle ist? Haben Sie Verwandte in Irland?«

»Nicht das ich wüsste, Herr Konstan, allerdings wurde mir soeben am Telefon bestätigt, dass ich die gesuchte Person bin und dringend dort persönlich erscheinen muss.«

»Mir ist nicht wohl dabei, da kein Name des Verstorbenen genannt wurde. Es wäre mir lieber, wenn Sie die Reise nicht antreten würden, sondern einen Rechtsvertreter beauftragen.«

»Entschuldigen Sie bitte, aber das kann ich mir finanziell nicht leisten. Die Reiseunterlagen sind auf meinen Namen ausgestellt und wurden mit dem Schreiben übersandt. Ich muss persönlich dorthin und ich werde fahren. In zehn Tagen wäre ich zurück.«

»Ungern, Frau Bayer, sehr ungern, aber ich sehe ein, dass Sie die Angelegenheit klären müssen. In zehn Tagen sind Sie aber wieder hier, ansonsten können Sie sich einen anderen Job suchen. Denken Sie dran, wir stehen unter Dampf.«

»Ich verspreche es. Danke, Herr Konstan.«

Sie kannte ihren Chef gut genug, um zu wissen, dass er sie nie entlassen würde, allerdings war sie sich momentan unsicher, ob sie wirklich wieder zurück in diese Firma wollte.

Die neue Kollegin machte ihr bereits seit unzähligen Wochen das Leben schwer und sie war selbst oft genug am Überlegen, ob sie die Stelle nicht wechseln sollte. Als Büroassistentin würde sie jederzeit einen neuen Job finden, denn ihre Zeugnisse waren ausgezeichnet.

Sie kontrollierte noch einmal alle Unterlagen und den Inhalt ihrer kleinen rot-blau-karierten Reisetasche. Auch ihrer Nachbarin gab sie kurz Bescheid, damit die ältere Dame sich keine Sorgen machte und die Post annahm.

»Meine Kleine, pass auf dich auf und nimm dich vor den Patricks in Acht.« Mit einem Augenzwinkern gab sie Effie zu verstehen, dass sie die Finger von den Männern lassen sollte. Als ob sie darauf Lust hätte.

»Aber natürlich, Frau Kölder, sie wissen doch … ich habe keine Zeit für Männergeschichten und die Sache mit Lukas ist auch noch nicht sehr lange her. Ich habe die Schnauze voll von den Herren.«

»Du bist noch jung, zu jung, um dein Leben allein zu verbringen. Irgendwann wird der Richtige deinen Weg kreuzen.«

Zum Abschied nahm die ältere Dame Effie fest in die Arme und drehte sich mit Tränen in den Augen abrupt ab, bevor sie in ihrer Wohnung verschwand. Effie blickte ihr traurig hinterher, denn sie mochte die Dame sehr.

Ihr blieb nicht mehr viel Zeit, um in das über 1000 Kilometer entfernte Dublin zu reisen.

Laut den beiliegenden Reiseunterlagen war bereits ein Taxiunternehmen beauftragt, sie nach Hamburg zum Flughafen zu bringen. Sie brauchte nur anrufen.

Am Flughafen würde sie von einer Dame erwartet, die Stella Dembski hieß und Effie bis nach Dublin begleiten würde.

Mit jeder Minute stieg Effies Aufregung weiter ins Unermessliche. Sie verwählte sich fünf Mal bei dem Versuch, das Taxi zu bestellen. Endlich hatte sie es geschafft, erhielt die Auskunft, dass es in zwanzig Minuten losging.

In Windeseile kleidete sie sich um, kontrollierte die Fenster und schaltete alle Stromsicherungen aus.

Sicher ist sicher, ging ihr noch durch den Kopf, als sie den Hauptwasserhahn im Bad abstellte.

Schnell warf sie noch einen Blick in den Spiegel, kurz darauf war sie mitsamt ihrer Reisetasche und der dazu passenden Handtasche im Treppenhaus. Als sie durch die Haustür schritt, stand bereits das Taxi davor und wartete auf sie.

Effie wurde nur knapp angebunden nach ihrem Namen gefragt, da startete die Fahrt schon. Erst jetzt realisierte sie, wohin sie reiste – nach Irland! Sie in Irland, wo sie doch schon in Deutschland mit ihren geringen Englischkenntnissen kaum zurecht kam. Und was sie in Irland erwartete, wollte sie in diesem Moment nicht wissen. Sie hatte null Ahnung von Irland und den irischen Gepflogenheiten. Es würde eine Reise in eine ungewisse Zukunft werden.

Eine angenehme Reise

Am Flughafen wartete Stella Dembski auf die 22-jährige Effie Bayer, die sehnsüchtig in Dublin von Stellas Chef André Smand erwartet wurde. Stella wusste nur, dass es sich um eine dringende Erbschaftsangelegenheit von nicht geringer Masse handelte.

Von dem Taxiunternehmen erfuhr die 50-jährige Stella, wann ungefähr der Fahrer mit Effie eintreffen würde und mittlerweile lief sie unruhig auf und ab. Bereits zwanzig Minuten war es über die abgesprochene Zeit.

Endlich fuhr ein Wagen vor, hielt und der Fahrer hechtete regelrecht aus dem Fahrzeug.

»Stella Dembski?«, rief er laut.

»Ja, hier.« Stella ging die wenigen Schritte auf den Fahrer zu, der bereits die Tür geöffnet hatte. Effie stieg aus und Stella wurde ihres Atems beraubt.

Ein wunderhübsches Gesicht, umrahmt von langen blonden Haaren lächelte sie an. Nur der Körper war etwas unförmig.

»Effie Bayer, ich freue mich, Sie begrüßen zu dürfen. Mein Name ist Stella Dembski und ich werde Sie den Flug über begleiten«, begrüßte Stella in akzentfreiem Deutsch die verblüffte Effie.

Sie reichten sich die Hände und lächelten sich freundlich an.

»Kommen Sie, Effie. Wir müssen uns beeilen, sonst hebt das Flugzeug ohne uns ab.« Stella hatte eine besondere Art auf Menschen zuzugehen, deswegen wurde sie öfter von ihrem Chef beauftragt, im Außendienst tätig zu werden und dieser Auftrag war etwas ganz Besonderes, auch für Stella.

Ohne viele Worte liefen die beiden zu dem Schalter, an dem ihre Tickets eingelesen wurden. Es ging alles so schnell, dass Effie es kaum registrieren konnte.

Nur zehn Minuten später saßen sie auf den gebuchten Plätzen.

Stella redete beruhigend auf die junge Frau ein, weil sie bemerkte, wie Effie unruhig ihre Hände knetete und ein leichter Schweißfilm auf ihrem Gesicht schimmerte.

Effie war noch nie in ihrem Leben geflogen. Ein leichtes Unbehagen breitete sich in der Magengegend immer mehr aus.

Als dann auch noch die Stewardess an ihre Sitze herantrat und sie aufforderte, sich anzuschnallen, steigerte sich Effies Angst. Ihre Bewegungen wurden hölzern und sie fand die Schnalle nicht.

»Ruhig Effie, ich helfe Ihnen.« Stella griff behutsam, aber doch mit der nötigen Portion Selbstbewusstsein zu und half der jungen Frau, wo sie nur konnte. Auch plauderte Stella über die Schönheit Irlands und versuchte damit Effies Aufmerksamkeit zu gewinnen. Und sie hatte wieder Erfolg. Effie beruhigte sich langsam.

Als ein leichtes Dröhnen durch die Sitzreihen ging, gab Stella ihr Tipps.

»Schließen Sie die Augen, atmen Sie ruhig und gleichmäßig. Stellen Sie sich etwas Schönes vor.«

Effie war ihr dankbar und tat, wie ihr geheißen wurde.

Ein leichtes Rumpeln zeigte, dass das Flugzeug rollte und immer schneller wurde. Plötzlich hatte sie das Gefühl zu schweben. Neugierig öffnete sie ihre Augen. Erst eines und dann das andere. Himmlische Bilder von der untergehenden Sonne tanzten vor ihren Augen und ein wohliger Seufzer kam über ihre Lippen.

»Na, war doch gar nicht so schlimm, oder?«

»Nein, Stella, ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. In den Filmen sieht das immer so gefährlich und unruhig aus.«

»Solche Katastrophenfilme brauchen ja auch Spannung, aber die Realität sieht anders aus. Die ist nämlich viel angenehmer. Möchten Sie einen Kaffee trinken, Effie?« Stella lachte bei den Worten leise auf.

»Gerne, sehr gerne sogar. Ich fühle mich ein klein wenig überrumpelt, Stella. Können Sie mir sagen, was mich erwartet?« Mit einem unsicheren Blick sah Effie ihre ältere Begleitung an.

»Ich weiß auch nur, dass es sich um eine Erbschaftssache handelt und ich Sie begleiten soll. Mehr werden wir in Dublin erfahren, meine Liebe.« Mit der rechten Hand tätschelte Stella Effies linke Hand.

Eine wohlige Wärme ging von Stella aus. Beruhigend und nah zugleich.

Während des Fluges unterhielten sich die beiden über alles Mögliche, wobei Effie ihre Englischkenntnisse einzusetzen probierte, Stella half ihr aus, wenn sie nicht mehr weiter wusste. Effie war doch überrascht, wie gut ihr die englische Sprache über die Lippen kam. Stella hingegen sprach fast durchgängig deutsch und nur die korrigierten Worte oder Sätze auf englisch. Kurz vor der Landung beschlossen sie, sich auch auf Deutsch zu duzen.

Das Flugzeug landete planmäßig und vor dem Flughafen wurden sie von einer schwarzen Limousine erwartet, die sie in eine Wohnung bringen sollte.

Beide wussten nicht, welche Abenteuer sie noch gemeinsam bestehen würden.

Eine große Familie

André Smand lief schon ungeduldig in seinem Büro auf und ab. Es sollte sein letzter Akt in der Kanzlei Smand & Söhne werden. Immer wieder griff er zu seiner ohnehin schon locker sitzenden dunkelgrünen Krawatte und fummelte am Knoten herum.

Mit knapp 75 Jahren sollte man nicht mehr arbeiten, allerdings hatte er seinem Freund ein Versprechen gegeben. Er würde erst in den Ruhestand gehen, wenn das Testament seines Freundes eröffnet werden konnte. Und nun war es so weit. André war aufgeregt und extrem nervös. Seine Anspannung, endlich die Nichte seines verstorbenen Freundes kennenzulernen, wuchs immer weiter. Obwohl die junge Frau nur auf dem Papier die Nichte war. Die Realität war wesentlich komplizierter und André fragte sich, ob er dieser ganzen Sache auch wirklich gewachsen war oder ob er diese Angelegenheit lieber seinen Söhnen hätte überlassen sollen.

Nein, das kannst du Harry nicht antun. Es ist sein letzter Wille.

Endlich bekam er die Nachricht, dass seine Angestellte mit Effie wohlbehalten in der Wohnung eingetroffen war. Nun konnte er für heute seinen verdienten Feierabend antreten. Allein in seiner Wohnung, bei einem Glas Whisky und dem knisternden Kaminfeuer.

So hatte er sich seinen Ruhestand auch nicht vorgestellt, aber das Leben verlief nicht immer nach Plan. Seine geliebte Frau ist vor vier Jahren einem plötzlichen Herztod erlegen. Einfach nicht mehr aus dem Schlaf erwacht, während er mal wieder über einen Fall gebrütet und die Nacht zum Tage gemacht hatte.

Seitdem er seine Frau tot im Bett vorfand, war er nie mehr abends im Büro. Pünktlich um siebzehn Uhr schloss er seine Tür und ging nach Hause.

Nur heute machte er eine große Ausnahme, aber dafür hätte seine Sue Verständnis gehabt, denn auch sie pflegte ein freundschaftliches Verhältnis zu Harry, und hätte ihm seinen letzten Wunsch erfüllt.

Er packte seine Tasche, achtete darauf, dass die wichtigen Unterlagen seines Freundes gut im Tresor verwahrt wurden, und ging der allabendlichen Einsamkeit entgegen.

In den Büros seiner beiden Söhne brannte noch Licht. André ging zu ihnen.

»Jungs, macht nicht mehr zu lange, denkt daran, eure Familien warten auf euch. Die Zeit ist viel zu kurz, um das Leben nur mit Arbeit zu füllen.«

»Alles klar, Dad. Möchtest du noch mit zu uns kommen?« Joel, sein Jüngster, fragte ihn jeden Abend, ob er mitkommen möchte, während Nick es vermied, seinen Vater einzuladen. Nick hatte schon immer leichte Unstimmigkeiten mit seiner Frau, obwohl sie sich wirklich liebten. Sie lebten nach dem Grundsatz Gegensätze ziehen sich an und fast täglich prasselten die beiden Eheleute aneinander. Zumindest hatte er durch diese ungleichen Persönlichkeiten zwölf Enkelkinder und bereits sage und schreibe vierundzwanzig Urenkel. Sein erstes Ururenkelkind sollte demnächst auf die Welt kommen. Auf diesen Tag freute er sich besonders, da er dann bereits im Ruhestand war und sich um den kleinen Erdenbürger kümmern durfte. Ein kleiner André-Nick sollte ihm den Lebensabend verschönern.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht erinnerte er sich an die Abende, als seine Söhne mit ihren Freundinnen beichteten, dass er Großvater werden sollte. Er selbst war mit 18 und 20 Vater geworden und er fühlte sich zu jung, aber seine Jungs hatten es dann doch eiliger. Nick war 17 als seine erste Tochter geboren wurde, danach kamen im Abstand von anderthalb Jahren weitere drei Töchter. Joel und seine Frau mussten es mit ihren 15 Jahren übertreiben und bekamen Drillinge, drei Jungen, nur ein Jahr später kam ein Zwillingspärchen und weitere zwei Jahre später kamen noch einmal Drillinge, diesmal nur Mädchen. Und seine Enkelkinder wollten auch früh Eltern werden, angeblich, um noch etwas von ihrem Leben zu haben, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Ja und nun würde bald seine älteste Urenkelin mit nur 16 Jahren auch einen kleinen Jungen bekommen – nur fehlte ein offizieller Vater zu dem Kind. Joel war über die Tatsache alles andere als begeistert. Aber da würde er als Ururopa schon einspringen und auf den Zwerg aufpassen. Außerdem musste er doch seinen Enkeln bei ihren Studien helfen, denn alle wollten in seine Fußstapfen treten.

Beunruhigender Traum

Effie und Stella hatten ihr Abendmahl bereits eingenommen und saßen noch bei einem Glas Wein zusammen. Die Aufregung des Tages ließ beide nicht schlafen.

Die junge Frau war total fasziniert von der Wohnung, die sich im typischen irischen Edellook präsentierte. Das Geschirr war mit keltischen Mustern verziert, die Wände zeigten sich in einem sanften Grünton mit warmen braunen Absetzern. Decken aus Merinowolle lagen auf jedem Stuhl und auf dem Sofa und schon beim Betreten der Räumlichkeiten dudelte irische Folklore angenehm leise im Hintergrund. Es schien, als wäre sie in einem Schloss, da sie ja auch wie eine Prinzessin behandelt wurde. Jeder Wunsch wurde ihr von den Augen abgelesen, jede Frage im Voraus beantwortet, nur eine nicht, die nach dem Warum bin ich hier? »Stella, irgendwie bin ich beunruhigt. Was erwartet mich hier? Wie wird meine Zukunft aussehen?« Eine einzelne Träne lief über Effies Wange. Mittlerweile deutete sich die innere Anspannung auch in den schönen Gesichtszügen der jungen Frau ab.

»Ich weiß es nicht, Effie. Wir können nur abwarten, denn auch meine Zukunft hängt davon ab.« Stella kniete neben Effies Sessel und tröstete diese mit Streicheleinheiten. Sie selbst war sich unsicher, welche Abenteuer noch zu bewältigen wären. Stella mochte die junge Dame sehr und hatte Angst, dass Effie etwas erfahren könnte, das sie nicht verkraften würde.

»Morgen früh werden wir gemeinsam in das Büro meines Chefs fahren und dann hoffentlich erfahren, was dich erwarten wird. Ich bin genauso gespannt.«

Die beiden Frauen lagen sich plötzlich in den Armen und weinten gemeinsam diese innere Unsicherheit heraus. Danach waren sie so müde, dass sie nur noch schlafen wollten.

Im Schlaf wurde Effie von unbekannten Bildern heimgesucht. Sie stand mitten in einem Wald, nur die Vögel zwitscherten. Es war dunkel, weil die Sonne den Weg durch den Blätterhimmel nicht fand. Keine Menschenseele war weit und breit zu sehen. Ein leichter Windhauch streifte Effies Wange, obwohl die Blätter sich nicht bewegten. Die junge Frau drehte sich im Kreis, nahm alles mit den Augen auf, konnte dennoch nichts erkennen.

Schweißgebadet wachte sie auf, ihr Herz pochte unregelmäßig. Die Erinnerung an den Traum löste ein warmes Gefühl aus, allerdings hatte sie auch Angst. Was hat das zu bedeuten? Wieso stehe ich alleine im Wald?

Sie stand auf, obwohl sie gerade einmal zwei Stunden geschlafen hatte.

Leise betrat sie die Küche und kochte Kaffee. Es dauerte keine fünf Minuten und Stella stand hinter ihr.

»Effie? Was ist los?« Stella bemerkte sofort, dass ihre junge Mitbewohnerin durcheinander war, sogar die Angst konnte sie fast greifen.

»Es ist gerade einmal vier Uhr morgens und du stehst hier und kochst Kaffee. Also, was ist los? Irgendetwas hast du doch.«

»Ich war im Wald … alleine.« Effie platzte regelrecht damit heraus, bevor sie in Tränen ausbrach. Sofort war Stella bei ihr, legte die Arme um die junge Frau und führte diese ins Wohnzimmer. Es dauerte eine ganze Zeit, bis Effie sich beruhigte und sie von ihrem Traum erzählte.

Stella war dankbar für das Vertrauen, konnte sich jedoch auch keinen Reim darauf machen, warum Effie diesen Traum hatte.

Die beiden Frauen beschlossen kurzerhand, einen Spaziergang durch Dublin zu machen. In der Nähe war ein schöner Park, der auch noch nachts beleuchtet war. Schweigend gingen sie nebeneinander her, jede hing ihren eigenen Gedanken nach, ohne zu wissen, dass die Andere dieselben Gedanken hatte.

Die ersten Gestalten hetzten gegen fünf Uhr durch den Park, der Tag begann zu leben.

»Der Arbeitstag beginnt für viele sehr früh hier«, riss Stella Effie aus ihren Gedanken.

»In Deutschland auch, nur das die meisten dann mit dem Auto unterwegs sind und nicht zu Fuß.« Effie staunte über die immer größer werdende Menschenmenge, die durch den Park hastete.

»Wann musst du denn immer anfangen?«

»Meist fange ich gegen neun Uhr an, Stella und vor achtzehn Uhr ist kein Feierabend. Das ich gestern schon mittags Schluss gemacht habe, lag daran, dass ich einen Arzttermin hatte.«

»Du bist doch hoffentlich gesund?« Stella blickte ihre junge Begleitung sorgenvoll an.

»Ja, ich bin gesund … sehr gesund sogar.« Ein geheimnisvolles Lächeln stahl sich auf Effies Gesicht.

»Jetzt machst du mich neugierig. Was hat dieses merkwürdige Lächeln zu bedeuten? Los jetzt.«

Effie blickte sie aus großen, leuchtenden Augen an. »Vor zwei Monaten habe ich mich von meinem Freund getrennt. Damals dachte ich, ich könnte nie wieder glücklich sein. Jedoch habe ich gestern ein ganz wunderbares Ergebnis von meinem Arzt bekommen.«

»Nein! Du bist schwanger? Effie, ich freue mich für dich.« Voller Freude riss Stella sie an ihre Brust und drückte sie herzlich. Sie hatte schon immer ein Gespür dafür, die Fragen auf den Punkt zu bringen.

Effie hatte Mühe noch Luft zu bekommen, konnte Stella jedoch sehr gut verstehen. »Danke. Du bist übrigens die Einzige, die davon weiß und es soll vorläufig so bleiben.«

»Das solltest du nicht verheimlichen, dazu ist es ein zu wunderbares Geschenk.«

»Ich will es ja nicht ewig verheimlichen, werde es vermutlich auch nicht können, aber vorläufig soll es noch keiner wissen.«

»Okay, aber du musst dich schonen. Ab sofort keinen Alkohol mehr … verstanden? Und Kaffee muss auch nicht sein, hier in Irland wird meist Tee getrunken.«

»Ja, Mama Stella, ich werde auf meine Gesundheit achten und jedes Gift von meinem Körper fernhalten. Aber den Kaffee, den wirst auch du mir nicht verbieten können.« Übermütig lachte Effie auf, warf die Arme in die Luft und drehte sich einmal um sich selbst.

»Lass uns wieder zurückgehen, damit wir noch frühstücken können. Notar Smand hat den Termin sehr früh angesetzt, bereits um acht Uhr.«

»Aber nur, wenn wir Brötchen besorgen.«

»Da weiß ich etwas viel Besseres, mein Kind. Brown Bread oder Soda Far’s. Du wirst begeistert sein.«

»Was ist das denn?«

»Brown Bread ist ein Vollkorn-Soda-Brot und Soda Far’s ist helles Brot. Beides ist im Shop direkt neben unserem Quartier erhältlich. Wird dort täglich frisch gebacken.«

»Mir läuft allein bei deinen Worten das Wasser im Munde zusammen. Beeil dich, ich habe jetzt Hunger.« Lachend zog Effie an Stellas Hand wie ein kleines Mädchen.

»Ich alte Frau kann nicht so schnell, außerdem öffnet der Shop erst in zwanzig Minuten. Somit haben wir genug Zeit, unseren Spaziergang gemütlich zu beenden.«

Während sie langsam wieder zurückgingen, unterhielten sich die beiden weiter. Dem Lachen nach, nur über lustige Themen.

Das Testament

Pünktlich um acht Uhr saßen Effie und Stella bereits in dem Büro von dem Notar. Er kam kurze Zeit später, entschuldigte sich für die leichte Verspätung und stellte sich vor. »Nach dem wir uns nun alle vorgestellt haben, verkünde ich den letzten Willen des Verstorbenen.«

André Smand räusperte sich kurz, bevor er den versiegelten Umschlag öffnete. Kleine rote Splitter vom Siegelwachs landeten auf dem Tisch. Effie wurde blass und ihre zusammengefalteten Hände feucht. Die Knöchel waren weiß. Man konnte ihre Anspannung nicht nur sehen, sondern auch spüren. Stella legte ihre Hand auf Effies Hände und zwinkerte ihr aufmunternd zu.

Erneut war ein Räuspern des Notars zu hören.

»Mein letzter Wille, verfasst am 29. April 1987 im Beisein meines Vertrauten Notar André Smand, der gleichzeitig als Testamentsvollstrecker fungieren soll im Falle meines Ablebens.

Meine liebe Elfriede,

ich bin ein Freund von förmlichen Schreiben, daher wähle ich diese Art, Dich zu meiner rechtskräftigen und alleinigen Erbin zu erklären.

Du wirst nichts von mir wissen, so wie ich meinen Bruder kenne. Er wird mir nie verziehen haben, was ich getan habe. Ich habe keine Straftat in dem Sinne begangen, eher eine moralische Untat.

Die ganze Geschichte wirst Du in dem roten Buch, welches André für Dich verwahrt hat, nachlesen können.

Bitte verurteile mich nicht, mein Kind, ich habe nur versucht, eine Familie glücklich zu machen.

Mit dem heutigen Tage werden Dir die Ländereien Cools Run in Irland gehören.

Bewahre es als Andenken und kümmere Dich um das Land, wie ich es einst getan habe. Du wirst dort Dein Glück finden, in welcher Form, entscheidest du ganz alleine.

Mein Freund und Vertrauter André Smand wird Dir mit Rat und Tat beiseite stehen.

Eine Aufstellung über die Finanzen wird Dir ausgehändigt werden.

Der heilige Patrick wird über Dich wachen. Vor den unheiligen Patricks nehme Dich in acht.

Mein Kind, ich habe Dich seit dem Tage deiner Geburt geliebt und werde Dich auch jetzt im Reich der Toten immer lieben.

In Liebe

Dein Harry Bay, geborener Harald Bayer.«

Ein Schweigen erfüllte den Raum. Tränen liefen Effie über die Wangen, ohne das sie sich rühren konnte oder ein Ton über ihre Lippen kam. Zu tief saß der Schock, dass sie einen Onkel gehabt hatte.

Die Anwesenden gaben ihr die Zeit, die sie benötigte, um das soeben Gehörte zu verarbeiten.

»Sie wussten die ganze Zeit, worum es ging?« Mit einem vorwurfsvollen Blick starrte sie den Notar an.

Dieser konnte nur nicken, denn er kannte die ganze Wahrheit und befürchtete, dass Effie diese nicht wahrhaben wollte und das Erbe ablehnen könnte. Dann wäre alles verloren, die Ländereien, sowie das Vermögen würden in dem Fall in die Hände der Regierung fallen und das musste unter allen Umständen verhindert werden.

»Mrs. Bayer, ich konnte Ihnen am Telefon nicht sagen, um welche Ausmaße es ging. Ich kann Ihnen jetzt nur sagen, dass es für Sie keine leichte Zeit werden wird und Sie einige Tatsachen erfahren, die vermutlich schockierend für Sie sein werden. Wann immer Sie Hilfe benötigen, werde ich für Sie da sein. Stella, meine rechte Hand, wird Sie begleiten und die erste Zeit an Ihrer Seite weilen.«

Man konnte André ansehen, wie er sich fühlte. Ihm war es mehr als unangenehm. Effies Blick wurde weicher.

»Mr. Smand, ich weiß, dass Ihnen diese schwere Aufgabe nur übertragen wurde und ich danke Ihnen vielmals für Ihre Hilfe, die ich sehr gern in Anspruch nehmen werde. Bevor ich überhaupt von dem Vermögen und den Ländereien Kenntnis bekomme, interessieren mich mehr die persönlichen Unterlagen. Ich möchte erst ein wenig meinen Onkel und seine Beweggründe kennenlernen, bevor ich eine Entscheidung treffen kann und will.«

Effie hatte ihre Fassung wiedergewonnen und zeigte deutlich, das Geld für sie nicht wichtig war.

Mit leuchtenden Augen und einem stolz erhobenen Kopf überreichte der Notar ihr ein Buch in rotem Ledereinband. Der Name ihres Onkels war eingebrannt und schimmerte goldbraun.

Als sie das Buch in die Hände nahm, schoss eine ungewohnte Wärme durch ihr Herz. Solch ein Gefühl kannte sie nicht, allerdings sprach ihr Herz eine eindeutige Sprache und ihre Wissbegierde forderte Befriedigung.

»Ich danke Ihnen vielmals und möchte mich entschuldigen. Das Buch soll sein Geheimnis bekannt geben.«

Mit einem freundlichen Kopfnicken bestätigte der Notar ihren Wunsch und verabschiedete sich.

Stella legte einen Arm um Effies Schultern. »Lass uns zurückgehen, dann kannst du ganz in Ruhe das Buch lesen. Heute Nachmittag werden wir dann dem Notar deine Entscheidung überbringen.«

Effie stimmte mit einem Lidschlag zu, rutschte aus dem Lesersessel und ging mit zittrigen Knien auf die Tür zu.

Ihr Gefühl sagte ihr, dass große Geheimnisse gelüftet werden, wodurch ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt werden sollte.

Das Tagebuch

Effie hatte sich in ihr Schlafzimmer zurückgezogen und Stella kümmerte sich um das Mittagessen. Sie wollte für Effie ein bekömmliches und gesundes Essen zaubern.

Das rote Buch lag noch verschlossen vor Effie. Die junge Frau konnte regelrecht die Stimme aus dem Buch hören, die ihr sagte, dass sie doch endlich lesen sollte. Mit einem tiefen Seufzen hob sie den Buchdeckel und schlug ihn um. Als Erstes fiel ihr Blick auf ein Babyfoto … ihrem Foto. Das Bild stand bei ihren Eltern im Schrank, daher kannte sie es sehr genau und wunderte sich, es jetzt hier in diesem Buch zu finden. Vorsichtig blätterte sie die Seite um und erschrak. In großen Buchstaben stand dort geschrieben: Für meine geliebte Elfriede.

Unzählige Gedanken schossen der jungen Frau durch den Kopf. Wenn sie die offenen Fragen beantwortet haben wollte, musste sie weiterlesen, allerdings fürchtete sie sich vor weiteren Schrecken.