Osteoporose ist heilbar! - Martin, Dr. med. Weiß - E-Book

Osteoporose ist heilbar! E-Book

Martin, Dr. med. Weiß

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Beschreibung

Osteoporose ist eine Volkskrankheit — tatsächlich ist es die häufigste Knochenerkrankung. Allein in Deutschland sind sieben Millionen Menschen davon betroffen. 30 % aller Frauen entwickeln nach der Menopause eine klinisch relevante Osteoporose. Dieser Knochenschwund ist charakterisiert durch eine geringe Knochenmasse und den übermäßig raschen Abbau der Knochensubstanz und -struktur. Dadurch können vermehrt Knochenbrüche auftreten. Aber: Osteoporose ist heilbar! In diesem Buch zeigt Dr. med. Martin Weiß, wie man die Knochenkrankheit besiegt und beschreibt die Wirkung, der für jeden durchführbaren Kräftigungstherapie. Der Erfolg des Kraft- und Muskeltrainings bei Osteoporose ist wissenschaftlich anerkannt und in der Praxis an vielen Menschen bewiesen. Mit einem gezielten Kraft- und Muskeltraining lässt sich die weitverbreitete Krankheit nicht nur vorbeugen, sondern auch heilen.

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Alle Angaben in diesem Buch sind vom Verlag und dem Autor sorgfältig geprüft.Jegliche Haftung für Personen-, Sach- und Vermögensschäden sind ausgeschlossen.

Dr. med. Martin Weiß

Osteoporose ist heilbar!

Die revolutionäre Kräftigungstherapie

© Lüchow in Kamphausen Media GmbH,Bielefeld 2021 · [email protected]

Lektorat: Stephanie Ehrenschwendner

Umschlaggestaltung: ReclameBüro, Margret Russer, Sabine Schiche

Innensatz + Grafik Seite 133: Kerstin Fiebig [ad department]

Illustration „Wirbelsäule“: backbone.png [wikipedia, gemeinfrei]Tabelle und Grafiken: UNDO · Uli Reiter · www.undo.deIllustrationen Seite 25: Geoffrey Cox · Wildlife Artist · Neuseelandwww.gcox-artist.co.nzFoto Seite 23: multimartinator [www.fotolia.de]Fotos Seite 84, 106 & Grafik Seite 109: Kieser Training AG Zürich

www.kamphausen.media

Erweiterte und überarbeitete Neuauflage 2021

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der DeutschenNationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet überhttp://dnb.de abrufbar.

ISBN print 978-3-95883-499-6ISBN eBook 978-3-95883-500-9

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstigeKommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie desauszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

Dr. Martin Weiß

Osteoporose ist heilbar!

Die revolutionäre Kräftigungstherapie

Inhaltsverzeichnis

Vorwort von Prof. Dr. Nicolai Worm

Vorwort von Dr. med. Gabriela Kieser

Einleitung

Teil EinsUnsere Knochen leben – die Grundlagen verstehen

1. Knochen sind eine Dauerbaustelle

Der Knochenstoffwechsel – ein Auf und Ab

Aufbauhelfer

Der Knochen – Architektur im Wandel

Starke Knochen durch Krafttraining

Krafttraining hilft auch Schwerstkranken

2. Was ist Osteoporose?

Die unsichtbare Volkskrankheit

Primäre Osteoporosen

Sekundäre Osteoporosen

Wirbelbrüche und Rundrücken

Osteoporose ist keine „erfundene“ Krankheit

3. Welche Ursachen hat Osteoporose?

Ursachen, auf die wir keinen Einfluss haben

Ursachen, die wir beeinflussen können

Die Kombination von Ursachen erhöht das Risiko

Schwangerschaft und Stillzeit

4. Osteoporose frühzeitig erkennen

Risikocheck – eine Frühdiagnose ist möglich

Testen Sie Ihr Sturzrisiko

Knochenbrüche – ein Hinweis auf Osteoporose

Schmerzen sind kein Frühwarnzeichen

Die Knochendichte lässt sich messen

Diagnostik und Therapie im Alter – lohnt sich das?

Teil ZweiGesunde Knochen – ein Leben lang

1. Prävention durch Bewegung

Bewegung ist das A und O

Es lohnt sich, aufs „Knochenkonto“ einzuzahlen

Ab 30 geht’s bergab – aber wie schnell?

Krafttraining – was ist das überhaupt?

Die präventive Wirkungsweise von Krafttraining

Das Übungsprogramm

Warum braucht es für ein Osteoporose-Training Maschinen?

Wie oft sollte trainiert werden?

Die Trainingsregeln

Risikomanagement

Erfolgskontrolle und Motivation

2. Was ein Fitness-Studio leisten kann

Sind Fitness-Studios gefährlich?

Fitness und Gesundheit

Anforderung an Ihr Fitness-Studio

3. Kieser Training® ist mehr als Krafttraining

Präventives Krafttraining und Medizinische Kräftigungstherapie

Präventives Krafttraining – so lernen Sie „Kiesern“

Die hohe Schule des präventiven Krafttrainings

Aufwand und Ertrag

Die Medizinische Kräftigungstherapie – bei Osteoporose berät Sie der Arzt

4. Nahrung für die Knochen

Kalzium und andere Mineralstoffe

Vitamin D

Weitere Vitamine für gesunde Knochen

5. „Ich rauche gern“ – den Lebensstil prüfen

6. Osteoporose und Sport

Ein gefährlicher Irrtum

Geeignete Sportarten

Ungeeignete Sportarten

Extremsportler mit Untergewicht sind Osteoporose-Kandidaten

Teil DreiZurück zur Gesundheit – die Behandlung von Osteoporose

1. Die Osteoporose-Sprechstunde

Therapiefreiheit oder Leitlinienmedizin?

Das Bündnis mit dem Arzt

Angst ist eine schlechte Beraterin

Bloß nicht stürzen!

Die Grundversorgung mit Vitaminen und Mineralien

Medikamentös- oder krankheitsbedingte Osteoporose

2. Medizinische Kräftigungstherapie (MKT)

Was ist MKT?

Der Ablauf einer MKT

Anforderungen an Therapiemaschinen

Wann ist bei Osteoporose eine MKT zu empfehlen?

Was unterscheidet die MKT von präventivem Krafttraining?

Risiken und Wirkungsweise

Hochintensives Krafttraining bei schwerer Osteoporose

Erwünschte Nebenwirkungen

3. Medikamente bei Osteoporose – eine Übersicht

Wer profitiert von spezifischen Osteoporose-Medikamenten?

Hormone

Selektive Östrogen-Rezeptor-Modulatoren

Bisphosphonate

Fortschritte in der Therapie von Osteoporose

Teriparatid (Forsteo®)

Denusomab (Prolia®)

Romosozumab (Evenity®)

Testosteron

Anabolika

Die medikamentöse Therapie: Nutzen, Risiken und Kosten

Die Beipackzettelkrankheit

4. Die operative Therapie bei Osteoporose-Frakturen

Ein Beitrag von Prof. Dr. Gerd Regel

Eine erschreckende „Knochenstatistik“

Das Operationsrisiko bei Wirbelbrüchen

Möglichkeiten der operativen Behandlung

Die Versorgung osteoporotischer Oberschenkelfrakturen

5. Physiotherapie und Rehabilitationsmaßnahmen

Eine kritische Anmerkung

Isometrische Übungen

Gleichgewichtstraining

Ergotherapie

Vibrationstraining

Ein kritischer Appell

Anhang

Spezielle Grunderkrankungen, die Osteoporose verursachen können

Spezielle medikamentöse Therapien, die Osteoporose verursachen können

Quellenverzeichnis

Weitere Publikationen des Autors

Vorwort zur ersten Auflage

Unsere Gesundheit stützt sich auf vier Säulen: ausreichend Schlaf, gezielte Muskelaktivität, physiologische Ernährung und genügend Sonnenlicht. Unsere hochindustrialisierte Gesellschaft hat systematisch alle vier Stütz-pfeiler untergraben. Das gesamte Gebäude ist instabil und steht kurz vor dem Zusammenbruch. Diesen Zustand nennt man auch „Zivilisationskrankheiten“. Osteoporose ist eine davon, die besonders viele Menschen betrifft und deshalb zu recht als „Volkskrankheit“ bezeichnet wird. Lange Zeit nahm man quasi Schulter zuckend hin, dass es in einer immer älter werdenden Gesellschaft immer mehr gebrechliche Menschen geben muss. Das ist zwar im Prinzip richtig, aber die Vorstellung, es ab dem Rentenalter endlich „verdient“ zu haben, sich nicht mehr körperlich anzustrengen, ist absurd. Der Körper benötigt, so lange er lebt, Umweltreize, um sich daran anpassen zu können und damit leistungsfähig zu bleiben. Nur durch die ständige Konfrontation mit Widerständen aus der Umwelt können wir uns fit machen und es auch bleiben. Wer sein Hirn nicht benutzt, büßt an kognitiver Leistungsfähigkeit ein. Wer seine Muskeln nicht anspannt, verliert sie. Wer sein Knochengerüst nicht entgegen der Schwerkraft trägt, wird es abbauen. Wer sich nie der Sonne aussetzt, baut keinen Schutz gegen die schädigenden Effekte der UV-Strahlen auf. Wer nur noch steril lebt, schwächt sein Immunsystem.

Das vorliegende Buch von Dr. med. Martin Weiß greift einen immer noch allzu vernachlässigten Aspekt der Gesundheit auf: Krafttraining, das nach wie vor unter dem Image leidet, dass es vor allem Menschen mit großem Bizeps und kleinem Hirn betrieben. Dabei ist das längst passé. Viele Fitness-Studios haben sich umorientiert und der Prävention und gezielten Therapie geöffnet. Es gehört kein Mut mehr dazu, als 60jähriger einen Kraftraum zu betreten, weil sich die jungen Muskelprotze möglicherweise über den „Alten“ lustig machen könnten. Das ist nicht mehr so. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Man fällt gar nicht mehr auf.

Bei „gesunderhaltender körperlicher Aktivität“ denken die meisten immer noch an Herz-Kreislauf-Training und damit an Ausdauersport. Das hat sicherlich seine Berechtigung, aber man kann dennoch nicht oft genug betonen: Für den Erhalt vieler wichtiger Körperfunktionen steht Krafttraining an erster Stelle – und zwar bis ins hohe Alter.

Im Jahr 1994 wurde eine bahnbrechende Studie von Prof. Maria Fiatarone veröffentlicht. Sie machte Krafttraining mit Patienten eines Pflegeheims. Mitmachen durften alle Bewohner, die noch mindestens sechs Meter weit ohne fremde Hilfe gehen konnten. Das durchschnittliche Alter der 100 Teilnehmer lag bei 87 Jahren. Die Hälfte von ihnen lotste man in eine Gruppe mit Krafttraining, die andere Hälfte in eine Gruppe mit "Placebo-Aktivitäten" wie Bewegungsübungen im Sitzen. In der Krafttrainingsgruppe trainierten die Probanden über einen Zeitraum von zehn Wochen dreimal pro Woche jene Muskeln, die das Hüft- und Kniegelenk strecken, also Pobacken und Oberschenkel. Immerhin beendeten 94 % der Teilnehmer die Studie. In der „Placebo“-Gruppe veränderte sich wie erwartet nichts. In der Krafttrainings-Gruppe hingegen nahm die Muskelkraft im Vergleich zu den Ausgangswerten um über 100 Prozent zu – und das mit 87 Jahren! Das ist der Beweis: In jedem Alter kann man Muskeln aufbauen. Man muss sie nur entsprechend fordern.

Ein weiterer wichtiger aber völlig vernachlässigter Aspekt der Gesundheit wird im vorliegenden Buch ebenfalls angesprochen: Das Sonnenlicht bzw. das Vitamin D, ein zentraler Faktor für den Aufbau und Erhalt der Knochenstruktur und -festigkeit.

Die wenigsten wissen, dass unser Körper bei unserem modernen Lebensstil nur mangelhaft und in den lichtarmen Wintermonaten gar nicht mit Vitamin D, das durch Sonnenstrahlung in unserer Haut synthetisiert wird, versorgt wird. Im Winter reicht in unseren Breiten die Kraft der Sonne auch nach stundenlanger Bestrahlung nicht aus, um Vitamin D zu synthetisieren. Auch dieses Wissen ist bis jetzt kaum in der Ärzteschaft geschweige denn in der Bevölkerung verbreitet. Auch nicht, dass unsere Nahrung wenig nennenswerte Vitamin-D-Mengen enthält, und die Dosis in den üblichen, frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmitteln viel zu niedrig ist, um den Sonnenmangel auszugleichen. Das heißt, hier herrscht dringender Handlungsbedarf.

Wir wissen heute sehr genau, dass es kein Medikament gibt, das so zuverlässig vor Krankheiten schützt, wie die Erhaltung des Normalgewichts und die regelmäßige Muskelaktivität unter freiem Himmel und bei Tageslicht. Dies wird in Bezug auf Osteoporose in dem Ratgeber von Martin Weiß in hervorragender Weise allgemein verständlich thematisiert. Es ist zu hoffen, dass sein Buch viele Menschen erreicht und motiviert, ihren Lebensstil dauerhaft zu ändern.

Prof. Dr. Nicolai Worm

München, im Sommer 2010

Vorwort zur überarbeiteten Neuauflage

Osteoporose ist ein weitverbreitetes Problem, das viel Schmerz und Leid verursacht. Sie jedoch nur als ein isoliertes Problem zu betrachten, wäre zu kurz gedacht. Zusammen mit den anderen Zivilisationskrankheiten hat die Osteoporose eine gemeinsame Ursache haben: nämlich zu wenig Widerstand. Was heißt das?

Im Laufe der Kindheit und Pubertät entwickeln sich Muskulatur, Knochen, Bänder und Sehnen. Der Höhepunkt dieses Prozesses ist zwischen dem 25. und 30. Lebensalter erreicht – danach bilden sich die Strukturen bereits wieder zurück. Diese Rückbildung der Muskulatur begleitet ein Rückgang des Stoffwechsels. Gleichzeitig essen wir mehr Kalorien, als wir verbrauchen. Wir werden schwerer und schwerer. Das Kraft-Last-Verhältnis verschlechtert sich. Das lässt sich mit dem Wechsel von einem schnittigen Sportauto zu einem Lieferwagen mit einem zu schwachen Motor vergleichen. Für uns wird körperliche Tätigkeit mühsamer, wir weichen ihr aus. Mit zunehmender Passivität reduziert sich die Muskelmasse weiter. Mit dieser Abwärtsspirale verbunden sind chronische Beschwerden am Bewegungsapparat, etwa Rücken- und Knieschmerzen. Die Knochen bilden sich zurück. Die Gehunsicherheit nimmt zu. Die Altersschwäche zeigt sich mehr und mehr. Stürzt man, brechen die Knochen an typischer Stelle. Das ist dann trotz ausgezeichneter medizinscher Versorgung oft der erste Schritt in die Unselbständigkeit – und letztendlich zum Tod.

Die Skelettmuskulatur ist unser größtes Stoffwechselorgan. Bildet sich die Muskelmasse zurück, wird auch der Stoffwechsel reduziert. Das ist eine der häufigsten Ursachen für das metabolische Syndrom, das aus den vier weit verbreiteten Krankheiten Bluthochdruck, Inaktivitätszucker, Übergewicht und zu hohe Blutfette besteht. Die inneren Organe sind liefern den Muskeln Kraft. Werden die Muskeln nicht adäquat genutzt, sind die Lieferanten nicht gefordert und verkümmern. Das ist das typische Schicksal eines Menschen in unserer sogenannten Zivilisation.

Es gilt, diese Abwärtsspirale zu durchbrechen. Ein gesundheitsorientiertes Krafttraining ist das Mittel der Wahl. Denn nur durch ein hochintensives Widerstandstraining der gesamten Muskulatur können die Muskeln erhalten bzw. aufgebaut werden. Vergrößert sich die Muskelmasse, erhöht sich der Stoffwechsel und verbessert sich das Kraft-Last-Verhältnis. Körperliche Aktivitäten fallen leichter und werden nicht mehr vermieden. Chronische Beschwerden bilden sich zurück. Knochen, die während eines Krafttrainings indirekt ebenfalls Belastungen ausgesetzt sind, werden kräftiger. Die Gehsicherheit nimmt zu und das metabolische Syndrom verbessert sich.

Lange war man in der Sportmedizin der Ansicht, dass Menschen ab 40 Jahren keine Kraft entwickeln und keine Muskelmasse mehr aufbauen können. Unzählige Studien haben zwischenzeitlich das Gegenteil bewiesen. Eine der Pionierinnen war die Wissenschaftlerin Maria Fiatarone, die Anfang der neunziger Jahre in ein Alten- und Pflegeheim ging und dort eine Gruppe von 86- bis 96-jährigen Pflegeheiminsassen einem Maximalkrafttraining unterzog. Sie trainierte mit diesen alten Menschen dreimal pro Woche zwölf Wochen lang den Kniestrecker und die Wadenmuskulatur. Durchschnittlich erzielten die Trainierenden nach zwölf Wochen eine Kraftsteigerung von 117 % und eine Muskelmassezunahme von 9 % (gemessen mit einem CT). Die Geschwindigkeit als Maß der Gehsicherheit nahm um fast 50 % zu. Die Alten legten ihre Gehhilfe auf die Seite. Eine derartig große Kraftsteigerung war nur möglich, weil diese alten Menschen schwach waren. Je schwächer ein Muskel ist, desto rascher gelingt der Kraftaufbau auf ein normales Niveau. Fazit: Wir schonen unsere Alten zu Tode!

Drei Monate nach Abschluss der Studie maß die Wissenschaftlerin noch einmal die Kraft der Probanden, die das Krafttraining nicht weitergeführt hatten: Alles Erreichte hat sich zurückgebildet. Je älter wir sind, desto stärker beschleunigen sich die Abbauprozesse.

Nur dank unserer Muskeln können wir aufrecht stehen, können wir uns bewegen und Arbeit leisten. Heute verfügen wir (noch) über den perfekten Körper eines Steinzeitmenschen, der sich über Jahrmillionen genau an diese Lebensumstände angepasst hat: Hochintensive Belastungen und Hunger im Wechsel mit Zeiten von Ruhe und ausreichender Nahrung ist kein Problem für uns. Sie sind wahrscheinlich sogar eine wichtige Voraussetzung für unsere Gesundheit. Heute nutzen wir unseren Körper jedoch nicht mehr so, wie das eigentlich notwendig wäre. Was aber nicht benützt wird, bildet sich zurück und verkümmert. Das ist die Ökonomie der Natur.

Es braucht wenig Vorstellungskraft, um eine beängstigende Zunahme der Zivilisationskrankheiten zu antizipieren. Wir versitzen unser Leben vor Bildschirmen. Das beginnt bereits in der Kindheit, die eigentlich eine wichtige Lebensphase für die Entwicklung eines gesunden und kräftigen Bewegungsapparats sein sollte. Das ist eine fatale Entwicklung, nicht nur für unser Gesundheitswesen, sondern für jeden einzelnen von uns.

Ärzten empfehlen Bewegung als Problemlösung. Natürlich ist jede Muskelkontraktion besser als keine. Aber Bewegung allein reicht nicht für den Muskelaufbau. Zielführend ist ein qualitativ hochstehendes gesundheitsorientiertes Krafttraining.

Die qualitativen Anforderungen an ein gesundheitsorientiertes Krafttraining für ältere Menschen mit Beschwerden oder Osteoporose können nicht hoch genug gestellt sein. Die Trainingstechnologie muss auf dem neusten Stand sein. Ein Training an Maschinen mit geführten Bewegungen und sich anpassendem Widerstand ist zu bevorzugen. Die Bewegungsausführung und der Trainingsaufbau müssen an die Möglichkeiten des Trainierenden angepasst werden. Langsame Bewegungen ohne Beschleunigungen sind wichtig.

Kieser Training als der Pionier für gesundheitsorientiertes Krafttraining hat sein Konzept genau auf diese Problemstellung angepasst:

• Die Kunden werden sorgfältig ins Training eingeführt. Die Trainingsqualität wird regelmäßig kontrolliert.

• Jeder Kunde erhält eine medizinische Trainingsberatung durch einen Arzt oder Physiotherapeuten, der auf die medizinische Trainingstherapie geschult ist.

• Eine umfassende Auswahl von qualitativ hochstehenden Trainingsmaschinen steht zur Verfügung. Diese Maschinen haben über den ganzen Gelenksektor einen variablen Widerstand, der fein dosiert und individuell auf den einzelnen Kunden angepasst werden kann.

• Kieser Training ist effektiv und effizient: Zweimal dreißig Minuten pro Woche genügen.

Martin Weiß ist ein erfahrener Arzt, der sich auf die medizinische Kräftigungstherapie und Manual Medizin spezialisiert hat. Er arbeitet seit Jahren eng mit Kieser Training zusammen und hat massgeblich zur medizinischen Ausrichtung von Kieser Training beigetragen.

Ich wünsche diesem Buch eine große Leserschaft und Martin Weiß weiterhin viel Erfolg in seiner engagierten Arbeit.

Dr. med. Gabriela Kieser

Zürich, im November 2020

Einleitung

Braucht es tatsächlich ein Buch über Osteoporose, in dem „Bewegung“ zur Vorbeugung und Therapie der Krankheit im Mittelpunkt steht? Ja, es braucht dieses Buch, denn wissenschaftlich ist der große Nutzen intensiver Bewegungstherapie mittlerweile erwiesen. Der Stand der Forschung wird in der Leitlinie „Physiotherapie und Bewegungstherapie bei Osteoporose1“ beschrieben. In der täglichen Praxis ignorieren Ärzte und Physiotherapeuten diese Leitlinie jedoch häufig. Eingefahrene Konzepte bestimmen das Handeln und die bahnbrechenden Erkenntnisse, vor allem der Krafttrainingsforschung, finden keine Beachtung – zum Schaden der Betroffenen und der gesamten Gesellschaft, denn Osteoporose zählt zu den teuersten Volkskrankheiten.

Osteoporose ist eine unsichtbare Stoffwechselkrankheit. Sie kommt auf leisen Sohlen daher, nagt über viele Jahre an der Knochensubstanz und untergräbt damit die Belastbarkeit des Knochengerüsts. Wenn Sie das „Osteoporose-Gen“ nicht geerbt haben, wenn Sie sich gesund ernähren, intensiv bewegen und über eine kräftige Muskulatur verfügen, gehören Sie zum glücklicheren Teil der Bevölkerung. Sie laufen kaum Gefahr, bereits bei geringer äußerer Krafteinwirkung – beispielsweise durch einen Sturz aus dem Stand oder aus geringer Höhe – einen Knochenbruch zu erleiden.

Etwa 7 Millionen Menschen in Deutschland sind von Osteoporose betroffen. Davon haben rund 3 Millionen bereits Wirbelkörperbrüche. Ein Drittel aller Frauen ab 50 Jahren erleidet einen Wirbelbruch. Zusätzlich brechen bei rund 15 % dieser Frauen weitere Knochen, besonders häufig die des Oberschenkels und des Unterarms. Damit verbunden sind eine dramatisch eingeschränkte Lebensqualität und eine verminderte Lebenserwartung. Ein Schenkelhalsbruch beispielsweise gehört zu den häufigsten Gründen für die Einweisung ins Pflegeheim – auch bei bis dahin guter Gesundheit. Fast die Hälfte der Erkrankten kennt ihre Diagnose nicht. Diese gewaltige Diagnose-Lücke kann man nicht genug betonen, denn Erkenntnis ist der erste Schritt zur Genesung. Ohne Diagnose gibt es auch bei Osteoporose keine Hilfe.

Osteoporose ist keine Schicksalskrankheit und heute so unnötig wie der sprichwörtliche Kropf, den wir durch die Zufuhr von genügend Jod fast ausgerottet haben. Gäbe es ein Medikament, das Ähnliches bei Knochenschwund leistete, wäre Osteoporose längst besiegt. Die forschende Arzneimittelindustrie würde sich voller Stolz auf die Brust schlagen und mächtige Gewinne einstreichen. Trotz großer Fortschritte in der medikamentösen Behandlung der fortgeschrittenen Osteoporose verfügen wir noch nicht über ein effektives Medikament, um beginnenden Knochenschwund zu verhindern. Dabei gibt es ein solches „Mittel“ - aber es lässt sich nicht verschreiben und ebenso wenig einnehmen. Dieses Mittel erfordert Selbstverantwortung, mehr noch, eine Änderung des Lebensstils und es wirkt von der Jugend bis ins hohe Alter.

Um in Kindheit und Jugend starke Knochen aufzubauen, braucht es genügend Zufuhr von Kalzium über die Nahrung und viel Bewegung, am besten in der freien Natur, weil auch das Tageslicht für den Knochenstoffwechsel notwendig ist. Das Sonnenlicht aktiviert in der Haut Vitamin D, ein Knochenvitamin, das für die Einlagerung von Kalzium und anderen Mineralstoffen in die Knochen sorgt. Weil das ohne intensive Bewegung nicht funktioniert, sollten Eltern den natürlichen Bewegungsdrang ihrer Kinder fördern, der besonders im Vorschulalter stark ausgeprägt ist. Bis zur Pubertät, in der die Bewegungslust oft ganz erlischt, ist der Knochenstoffwechsel viermal aktiver als in jeder anderen Lebensphase. In diesen Jahren des Aufbaus sollten Eltern mit ihren Kindern ein sportlich aktives Leben führen und für gesunde Ernährung sorgen. Den Schulen kommt eine besondere Verantwortung zu. Mit zwei bis drei Sportstunden pro Woche kommt der Körper entschieden zu kurz. Die Forderung nach der täglichen Sportstunde ist durch wissenschaftliche Untersuchungen2 gut begründet und kostet langfristig weniger als die Behandlung unnötiger Krankheiten. Gezielte Bewegung fördert die geistige, körperliche und seelische Entwicklung und sorgt nicht zuletzt für den Aufbau stabiler Knochen.

Mit etwa 25 Jahren ist das „Knochenkonto“ aufgefüllt. So wie Sie anfangs auf dieses Konto einzahlen und dadurch in die Stabilität Ihrer Knochen investieren, können Sie den Knochenabbau auch beeinflussen, der um das 30. Lebensjahr beginnt. Selbst intensive sportliche Ausdauerbelastungen reichen dann nicht mehr, um die Knochen ein Leben lang stabil zu halten. Der Abbau lässt sich am besten mit gezieltem Krafttraining verhindern. In welchem Ausmaß das in welchem Alter möglich ist, zeigt Ihnen das folgende Beispiel einer meiner Patientinnen.

Bei Maria Ohnesorg3