Starke Füße - Martin, Dr. med. Weiß - E-Book

Starke Füße E-Book

Martin, Dr. med. Weiß

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Beschreibung

Was hilft gegen Fußschmerzen? Haben Sie schmerzhafte Füße und jeder Schritt ist eine Qual? Fühlen Sie sich bereits in Ihren Bewegungen eingeschränkt oder möchten Sie präventiv etwas tun? Füße sind das Gerüst auf dem wir gehen und stehen. Mit zunehmendem Alter leiden viele Menschen an schmerzhaften Füßen. Ob Schmerzen in der Fußsohle, im Fußballen, schmerzende Füße bei Belastung oder auch in Ruhephasen – die Ursachen und Symptome sind vielfältig. Durch Muskelschwund und überstrapazierte Plantarfaszien sinken die Fußgewölbe ein. Viel zu oft bildet sich neben Senk- und Spreizfüßen eine Fehlstellung der Großzehe (Hallux valgus) und sehr häufig sind komplexe Fußblockaden Ursachen hartnäckiger Schmerzen. Dr. Martin Weiß stellt Ihnen zahlreiche Informationen, sowie Übungen zum Erhalt der Fußgesundheit und zur Heilung von Fußkrankheiten zur Verfügung und gibt Ihnen wichtige Tipps zum Tragen von Barfußschuhen. Die Auswirkungen des Barfußgehens sind so tiefgreifend, dass sie sich mit der innovativen Fußdruckanalyse eindrucksvoll nachweisen lassen. "Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, gesunde Füße und geschmeidige Fußgelenke. Erfahren Sie hier, wie Sie und Ihre Kinder die Füße gesund halten können und machen Sie Ihre ganz persönliche Gesundheitsreform! Es lohnt sich."

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Dr. med. Martin Weiß

Starke Füße

Das Programm für kraftvolle, bewegliche und schmerzfreie Füße

© Kamphausen Media GmbH, Bielefeld 2023

[email protected] | www.kamphausen.media

ISBN Printausgabe: 978-3-95883-571-9

ISBN E-Book: 978-3-95883-572-6

1. Auflage 2023

Lektorat: Gisela Bongart, Aachen

Umschlaggestaltung: 99 designs | DezignManiac

Covermotiv: © Adobe Stock | SciePro

Autorenfoto: © Friederike Brandenburg

Gestaltung Innenteil: Kerstin Fiebig, Bielefeld

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen und sonstige Kommunikationsmittel, fotomechanische oder vertonte Wiedergabe sowie des auszugsweisen Nachdrucks vorbehalten.

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https://www.kamphausen.media/starke-fuesse/t-9783958835719

INHALT

Anmerkungen des Autors

Vorwort (Dr. sc. ETH David Aguayo)

Einleitung

Teil I: Form und Funktion verstehen

1. Gesunde Füße: Form und Funktion

Fachbegriffe verstehen • Eine kleine Entwicklungsgeschichte: Von Lucy über Ötzi zum Homo sedans • Die Anatomie der Füße: 33 Gelenke für optimale Beweglichkeit • Das Fußgewölbe – Eine geniale Erfindung der Natur • Die Achsen der Fußgelenke • Pronation – Eine Voraussetzung für belastbare Füße • Die ungestörte Funktion gesunder und belastbarer Füße • Sensomotorik – Die aktive Komponente des Stütz- und Bewegungsapparats

2. Gestörte Form

Angeborene Fußdeformitäten • Primäre und sekundäre Arthrosen • Umknicken – Keine Banalität • Gefordert und oft überfordert: Die große Zehe • Der Mensch ist keine Maschine – Anmerkungen zum »Verschleiß«

3. Gestörte Funktion

Erworbene Fußdeformitäten • Pronation und Überpronation – Wo ist die Grenze? • Kranke Füße als Zivilisationskrankheit • Die Natur macht keine Kompromisse: Use it or lose it • Blockierungen – Eine unbekannte Schmerzursache

4. Pflegenotstand

Klimakrise: Schuhe als feuchtheiße Kammern • Fuß- und Nagelpilz • Eingewachsene Fußnägel neigen zu Entzündungen • Schwielen zeigen, wo es drückt • Risse im Hornpanzer: Gefahr für Infektionen

Teil II: Gesundheit erhalten – Vorbeugen ist besser als heilen

1. Hygiene

Luft und Licht

2. Schuheinlagen

Stützende Einlagen • Funktionelle Schuheinlagen

3. Fitness für die Füße

Übliche Fußgymnastik: Eine magere Bilanz • Spiraldynamik® – Der Goldstandard • Die Treppe als Trainingsparcours • Es geht noch einfacher

4. Minimalschuhe – Hype oder Chance?

Aus eigener Erfahrung • Barfuß laufen – Fußdruckanalysen im Vergleich • Naturvölker • Barfuß in der zivilisierten Welt • Sport mit Barfußschuhen

5. Kieser Training – Nicht nur für die Füße

Werner Kieser – Pionier, Unternehmer, Erfinder, Philosoph • Kieser für die Füße • Für jede Bewegungsrichtung eine Übung • Haltung und aufrechter Gang • Stabilität der Beinachsen • Vom Training zur Therapie – Ein fließender Übergang

Teil III: Zurück zur Gesundheit

1. Die Füße in der Praxis

Zeigt her eure Füße: Auspacken und pflegen! • Einlagen – Kein Allheilmittel! • Schmerzen – Nur auf Nachfrage • Physiotherapie • Warten auf die Operation?

2. Vom Befund zur Diagnose

So steht und geht der Mensch • Das Becken – Schief oder gerade? • Die variable Beinlängendifferenz • Eine Blockierung kommt selten allein • Orientierende manuelle Diagnostik • Differenzierte manuelle Diagnostik • Technische Befunde

3. Gang- und Bewegungsanalyse von Dr. Jan-Nikolas Rieken

Der Gangzyklus • Instrumentelle Bewegungsanalyse • Perspektive Fußabdruck • Perspektive Gelenkbewegung (Gelenkkinematik) • Perspektive Gangzyklus • Perspektive der in den Gelenken wirkenden Kräfte (Kinetik) • Perspektive Muskelfunktion • Resümee

4. Meine Werkzeuge

Mit den Händen heilen • Manuelle Therapie – Chirotherapie • Die Rückfallprophylaxe • Bewegliche Füße • Starke Füße • Lebendige Füße • Begleitende Therapien (Infiltrationen, Tape-Verbände)

5. Häufige Krankheiten und ihre Behandlung

Blockierung der Kreuz-Darmbein-Gelenke

Wadenbeinköpfchen-Blockaden

Sprunggelenkblockaden

Fußwurzelblockaden

Komplexe Fußblockaden

Blockierungen der Großzehengrundgelenke

Arthrose im Großzehengrundgelenk und Hallux rigidus

Senk-, Platt-, Knick- und Spreizfüße

Hallux valgus

Fußsohlenschmerz

Fersensporn

Die »Achillesferse«

Sehnenansatzreizungen

Knöchelverletzungen

Instabilität nach Knöchelverletzungen

Sprunggelenk- und Fußwurzelarthrosen

Das Morton-Neurom

Polyneuropathie

Fuß- und Nagelpilz

Nagelbettentzündungen

Eingewachsene Fußnägel

Schwielen und Hornhautrisse

Der diabetische Fuß

Prävention – Vorbeugen ist besser als heilen

Minimalschuhe bei Diabetes?

Gute Reise – Ein Schlusswort

Glossar – Erklärung wichtiger Begriffe

Widmung

Dieses Buch ist René Somers gewidmet,dem holländischen Fußtherapeuten, der meinen KollegenDr. Hans-Jörg Hauser und mich gelehrt hat, den menschlichenGang sowie Form und Funktion der Füße besser zu verstehenund den Weg vom Befund zur erfolgreichen Therapieimmer öfter zu finden.

Anmerkungen des Autors

Es ist guter Brauch bei Autoren, ihre Leserinnen und Leser auf Interessenkonflikte hinzuweisen. Das will ich tun – nur geht es dabei nicht um einen Konflikt: Seit vielen Jahren empfehle ich meinen Patienten »Minimalschuhe« mit dünnen, flexiblen Sohlen ohne Absatz. Wenn diese Schuhe häufig getragen werden, werden die Füße kräftig und geschmeidig. Fußschmerzen vergehen so oft ohne weiteres Zutun. Durch eine Verkettung von Zufällen habe ich zusammen mit meiner Frau Dr. Juliane Weiß – sie ist ebenfalls Ärztin – in Rosenheim einen Laden für Barfußschuhe gegründet. Wir tragen selbst seit über 10 Jahren fast nur noch Barfußschuhe, und ich gestehe, dass ich Sie »verführen« will, es uns gleichzutun.

Auch Kieser Training wird in diesem Buch erwähnt, und auch das ist kein Zufall: Seit über 25 Jahren betreiben wir in Rosenheim ein Kieser Training Studio. In erster Linie dient es der Prävention von Rücken- und Gelenkleiden. Aber auch für die Füße hat Kieser Training viel zu bieten: Mit vier Übungen (B3, B4, J1 und B8) deckt es alle Bewegungsrichtungen ab, also Beugen und Strecken sowie Pronation und Supination, und hilft auch unseren Füßen auf dem Weg zurück zur Gesundheit. Für Kieser Training und unseren Laden gilt: Überzeugung treibt uns an. Ohne Konflikte.

Konflikte habe ich allerdings mit der verständlichen Forderung nach einer geschlechtsneutralen Sprache. Ich möchte durch meine Sprache Diskriminierung vermeiden – finde aber bislang keinen Weg, ohne zugleich die Sprache zu ruinieren. Deshalb bleibe ich vorerst bei dem generischen Maskulinum und bitte alle, die sich dadurch verletzt fühlen, um Entschuldigung.

Vorwort

von Dr. sc. ETH David Aguayo

Der menschliche Fuß hat sich unter denen der Primaten einzigartig entwickelt. Er ist ein komplexes Gelenksystem mit mehreren Freiheitsgraden, die bei körperlichen Aktivitäten wie Gehen oder Springen, aber auch bei der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts eine wichtige Rolle spielen. Die Nachgiebigkeit des Fußes ist bemerkenswert, und seine federähnlichen Eigenschaften – im medialen Längsgewölbe – ermöglichen es, bei jedem Schritt mechanische Energie zu speichern und zurückzugeben.1

Wie frühere Untersuchungen gezeigt haben, wird dieser Federmechanismus von den elastischen Komponenten der Plantarfaszie2 bereitgestellt. Dies kann 8–17 Prozent der für einen Schritt erforderlichen mechanischen Energie ausmachen3 und erhöht die Steifigkeit. Jüngste Studien haben jedoch ergeben, dass diese Feder nicht einfach passiv sein kann, sondern eine wesentliche Unterstützung durch die Muskelarbeit erfährt.

Die Bedeutung der Fußmuskeln bei der Unterstützung der mechanischen Leistung des menschlichen Fußes ist höchst faszinierend. Aus epidemiologischer Sicht haben mehrere Autoren die Folgen einer Funktionsstörung oder Schwäche dieser Muskeln bereits in der Vergangenheit angesprochen und darauf hingewiesen, dass eine ineffiziente, aktive Unterstützung des medialen Längsgewölbes zu Verletzungen wie Plantarfasziitis oder dem medialen tibialen Stresssyndrom durch eine verminderte Fähigkeit zur Kontrolle der Fußpronation beitragen kann.4 Die funktionale Integrität des Fußes hängt somit von den Fußmuskeln ab.

Dieses aktive Teilsystem besteht aus den Muskeln und Sehnen, die am Fuß ansetzen. Die lokalen Stabilisatoren des Fußes sind die intrinsischen Muskeln, die am Fuß ihren Ansatz und ihren Ursprung haben, während die globalen Beweger die extrinsischen Muskeln sind, die im Unterschenkel entspringen, den Knöchel kreuzen und am Fuß ansetzen. Das passive Teilsystem besteht aus den Knochen, Bändern und Gelenkkapseln, die das Fußgewölbe kontrollieren. Das dritte Teilsystem des Fußes ist das neurale Teilsystem, das aus den sensorischen Rezeptoren in der Plantarfaszie, den Gelenkkapseln, den Bändern, Muskeln und Sehnen besteht, die an den aktiven und passiven Teilsystemen beteiligt sind. Erst die Wechselwirkung zwischen diesen drei Subsystemen erlaubt eine zielgerichtete Bewegung.

Krafttraining wird insbesondere zur Prävention von Verletzungen eingesetzt, meist mit dem Ziel, die Gelenkstabilität zu verbessern. Die Erhöhung der mechanischen Gelenksteifigkeit hängt unter anderem davon ab, inwieweit das Volumen der stabilisierenden Muskulatur vergrößert werden kann.5 Ein wesentliches Ziel des präventiven Krafttrainings ist daher die Muskelhypertrophie, das heißt der Muskelaufbau.

Da die Fußmuskeln in der Regel bei der Beurteilung und Behandlung von körperlichen Funktionsstörungen, aber auch bei der Beurteilung der körperlichen Leistungsfähigkeit vernachlässigt werden, wird eine Schlüsselkomponente der Fußkernstabilität nicht berücksichtigt. Um das Muskelwachstum zu erzeugen und so die Kraft zu erhöhen, die für eine stärkere Unterstützung des Fußkomplexes unerlässlich ist, müssen die Zielmuskeln oberhalb einer individuellen Reizschwelle belastet werden. Daher freut es mich insbesondere, dass der Autor sich diesem Thema sowohl theoretisch als auch praktisch widmet und auf Methoden und Techniken eingehen wird, die Kliniker und Praktiker dazu befähigen, die Kräftigung der Fußmuskeln zu verstehen und entsprechende Methoden anzuwenden.

1Ker et al., 1987.

2Die Plantarfaszie (Aponeurosis plantaris) ist eine Sehnenplatte (Aponeurosis) an der Fußsohle, die am Fersenbein (Calcaneus) ihren Ursprung hat.

3Ker et al., 1987; Stearne et al., 2016; Kelly, L. A., Girard, O., Racinais, S.: „Impact of Orthoses on Changes in Neuromuscular Control and Aerobic Cost of a 1-H Run“, in: Med Sci Sports Exerc. 2011.

4Headlee, D. L., Leonard, J. L., Hart, J. M., Ingersoll, C. D., Hertel, J.: „Fatigue of the plantar intrinsic foot muscles increases navicular drop“, in: J Electromyogr Kinesiol. 2008;18(3):420–425; Wearing, S. C., Smeathers, J. E., Urry, S. R., Hennig, E. M., Hills, A. P.: „The pathomechanics of plantar fasciitis“, in: Sports Med. 2006;36(7): 585–611; Moen, M.H., Bongers, T., Bakker, E. W., Zimmermann, W. O., Weir, A., Tol, J. L., et al.: „Risk factors and prognostic indicators for medial tibial stress syndrome“, in: Scand J Med Sci Sports. 2012;22(1):34–39.

5Shultz, S. J., Pye, M. L., Montgomery, M. M., Schmitz, R. J.: „Associations between lower extremity muscle mass and multiplanar knee laxity and stiffness: a potential explanation for sex differences in frontal and transverse plane knee laxity“, in: Am J Sports Med 2012; 40(12): 2836–2844.

Einleitung

Es liegt vor allem an Ihnen, ob ihre Füße gesund und leistungsfähig sind: Ihr persönlicher Lebensstil entscheidet auch über das Wohlbefinden Ihrer Füße. Zu viele Menschen aller Altersgruppen leiden an Fußschmerzen, was zu einer eingeschränkten Belastbarkeit führt. In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie und Ihre Kinder die Füße gesund halten können.

Es liegt nicht nur an Ihnen: Wenn ihre Füße schon wehtun, nützt Ihnen der Ruf nach wirksamer Vorbeugung nichts. Dann brauchen Sie Ärzte und Therapeuten, die zur rechten Zeit das Nötige tun und Überflüssiges oder Schädliches unterlassen. Hier gibt es keine absoluten Wahrheiten. Jeder Arzt, jeder Therapeut schaut durch seine Brille, ist geformt durch seine »medizinische Schule« und geprägt durch persönliche Erfahrungen. Ich werde Sie durch meine Brille schauen lassen, wenn es darum geht, die Ursachen von Fußbeschwerden zu erkennen und die richtigen Schlüsse zu ziehen für Vorbeugung und Behandlung dieser quälenden und oft unnötigen Leiden.

Dieses Buch handelt nicht nur von den Füßen. Gelenke und Muskeln sind keine Solisten. Gelenke funktionieren in Gelenkketten, so wie Muskeln mit ihren Faszien in Muskel-Faszien-Schlingen arbeiten. Der Zustand Ihrer Füße hat Einfluss auf Ihren Gang und Ihre Haltung und damit auch auf die Beanspruchung der Hüft- und Kniegelenke und der Wirbelsäule, deshalb gilt es bei einem Buch über gesunde Füße, den Blick über den »Tellerrand« hinaus zu weiten.

Und es geht um die Freiheit Ihrer Füße: Viel zu lange und viel zu oft sperren Sie Ihre Füße in zu enge Schuhe, die Ihren Zehen keinen Platz lassen. Mit steifen »Lauflernschuhen« beginnt die Freiheitsberaubung. Und weil Kinderfüße zügig wachsen, trägt etwa ein Drittel der Kinder zu kleine Schuhe. In dieser drückenden Enge haben Kinderfüße keine Chance, eine kräftige Muskulatur und damit eine funktionell günstige Fußform mit Längs- und Quergewölbe auszubilden. Ebenso schädlich sind steife Schuhsohlen: Sie schränken die Bewegung in den 33 Fußgelenken ein und rauben den Fußsohlen den Kontakt zum Boden, und damit fehlen wichtige Informationen für die sichere und effiziente Fortbewegung.

Lebensqualität, Selbstständigkeit im Alter und Lebenserwartung: Diese großen Fragen spielen in der Jugend bis hinein ins Erwachsenenalter kaum eine Rolle. In späteren Lebensphasen werden sie relevanter. Zu den wichtigsten Anliegen älterer Menschen gehört es, ihre Selbstständigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten und auch die letzte Lebensphase bei guter Gesundheit zu verbringen. Wir wissen heute nicht nur, dass regelmäßige Alltagsbewegung, ergänzt durch Krafttraining und Sport, den Gesundheitszustand der Menschen verbessert. Wir wissen heute auch, warum das so ist: Bewegungsmangel ist nach heutigem Wissensstand genauso gefährlich wie Rauchen, Bluthochdruck oder die Zuckerkrankheit. Mehr als 8 Stunden sitzen ohne sportlichen Ausgleich erhöht das Risiko für bedrohliche Herz-Kreislauf-Vorfälle um etwa 80 Prozent. Um dieses Risiko auszugleichen, bedarf es nach einer wissenschaftlichen Studie6 5 Stunden körperlicher Bewegung pro Woche.

Was hat das mit Ihren Füßen zu tun? Selbst bei guter Motivation fällt die Entscheidung, statt Aufzug die Treppe zu nutzen, zu Fuß zum Bäcker zu gehen oder eine längere Wanderung zu unternehmen, schwer, wenn die Füße schmerzen. So banal kann das entscheidende Hindernis sein, das mit Abstand beste »Medikament« für eine gute Gesundheit bis ins Alter zu nutzen.

Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich kräftige Füße und geschmeidige Fußgelenke von der Jugend bis ins Alter. Führen Sie Ihre persönliche Gesundheitsreform durch!

6Stamatakis, E., et al.: „Sitting Time, Physical Activity and Risk of Mortality in Adults“, Journal of the American College of Cardiology, 2019,73:2062–2072.

Teil I:Form und Funktion verstehen

1. Gesunde Füße: Form und Funktion

Fachbegriffe verstehen

Um das Zusammenwirken von »Form« und »Funktion« verstehen zu können, brauchen wir Klarheit über wichtige Begriffe. Medizinische Fachausdrücke werden im Text allenfalls neben den deutschen Bezeichnungen verwendet. An dieser Stelle möchte ich Ihnen deutlich machen, was ich bei Fußleiden unter einer Störung der »Form« beziehungsweise der »Funktion« verstehe.

Ein Beispiel: Wenn an Ihrem Fahrrad die Kette durch jahrelangen Gebrauch und mangelnde Pflege abgenutzt und rostig ist, kann das Rad trotzdem noch problemlos funktionieren. Der sichtbare Verschleiß gibt keine Auskunft darüber, ob das Rad funktioniert. Umgekehrt wird trotz bester Ausstattung jede Tour zur Qual, wenn die Schaltung verstellt ist.

Rost und Verschleiß stehen hier für Arthrose und andere mit technischen Mitteln darstellbare krankhafte Befunde. Die falsch eingestellte Schaltung entspricht der gestörten Funktion, zum Beispiel einer Blockierung der Fußgelenke. Unübersichtlicher wird es, wenn Form und Funktion Beschwerden verursachen. Aber auch dann findet der Arzt – oder Fahrradmechaniker – Mittel und Wege, wie das Problem zu lösen ist, sofern er über genügend Kenntnisse, Erfahrung und Fingerspitzengefühl verfügt. Vom Mechaniker erwarten Sie, dass er Ihr Rad nicht nur anschaut, sondern Ihr Gefährt »untersucht« und herausfindet, welches Teil defekt ist (Arthrose) oder was nicht funktioniert (Blockade). In der Medizin hat ein anderes Vorgehen Einzug gehalten: Hier wird mit immer aufwändiger werdenden Mitteln »geschaut«. Computer- und Kernspintomografie liefern ein immer genaueres Abbild der Form mit ihren krankhaften Abweichungen (Pathomorphologie). Die körperliche Untersuchung, mit der allein die »regelrechte« Funktion der 33 Fußgelenke zu ergründen ist, wird zu oft für entbehrlich gehalten. Doch solange uns Apparate nur über die Form unterrichten, nicht aber über die Funktion, ist die körperliche Untersuchung durch den Arzt ebenso unersetzbar wie die Untersuchung des Fahrrads durch den Mechaniker.

Ein weiteres für das Verständnis wichtiges Begriffspaar ist »Bewegung« und »Belastung«. »Sie sollten sich mehr bewegen!« reicht als Empfehlung nicht, wenn Sie vorbeugende oder therapeutische Ziele verfolgen. Bewegung bekommt erst durch die mit ihr verknüpften Belastungen eine Wirkung auf Muskeln, Sehnen, Knochen, Knorpel und das Herz-Kreislauf-System. Die Art der Belastung und ihr Ausmaß, die »Dosierung«, bestimmen über die Effektivität der Bewegung.

Auch hier hilft ein Beispiel, diese Unterscheidung zu verstehen: Gehen Sie flotten Schrittes bergab und bergauf, so unterscheidet sich die Bewegung nur geringfügig. Die Unterschiede in der Gelenkbelastung und in der Trainingswirksamkeit sind dagegen enorm: Bergauf werden einzelne Muskeln, Herz und Kreislauf stark beansprucht und effektiv trainiert. Die Gelenkbelastung ist gering. Bergab leisten die Muskeln überwiegend Bremsarbeit, die Gelenke werden stark belastet, Herz und Kreislauf profitieren kaum.

Eine kleine Entwicklungsgeschichte:Von Lucy über Ötzi zum Homo sedans

Lucy hat es zu großer Berühmtheit gebracht. Sie gehörte zur Spezies Australopithecus afarensis, die vor 3,9 – 3 Millionen Jahren lebte. Die Entdeckung von 3,8 Millionen Jahre alten Fußspuren aufrecht gehender Vormenschen erbrachte den Beweis für die Entwicklung des aufrechten Gangs der frühen Menschen. Das geschah, lange bevor vor etwa 1,4 Millionen Jahren die Größenzunahme des Gehirns einsetzte. Diese Abfolge kann man so deuten, dass die Entwicklung der Füße eine Voraussetzung für die Hirnentwicklung und damit für die Menschwerdung ist.

Ein bedeutender Grund für die Entwicklung zum aufrechten Gang liegt aus Sicht der Evolutionsbiologen in der Veränderung der Vegetation in weiten Teilen Afrikas. Sinkende Temperaturen und zunehmende Trockenheit ließen die vorher dichten Wälder mit reichlichem Nahrungsangebot zurücktreten zugunsten offener Graslandschaften, in denen es viel schwieriger war, ausreichend Nahrung zu finden. Aufrecht gehende Menschenaffen und unsere Urahnen hatten einen doppelten Vorteil: Sie konnten die weiten Savannen besser überblicken und hatten die Hände frei für den Umgang mit Werkzeugen oder Nahrung. Und daraus resultierten Vorteile fürs Überleben und für die Reproduktion – das definierte Ziel jeder evolutionären Entwicklung.