Partnersuche Ü40 - Andrea Micus - E-Book

Partnersuche Ü40 E-Book

Andrea Micus

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  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2014
Beschreibung

Wenn der Traumprinz auf sich warten lässt…Singles im „besten Alter“ haben es nicht leicht, nach einer Scheidung oder einer längeren partnerlosen Phase den passenden Partner zu finden. Andrea Micus beschreibt auf amüsante Weise, warum wir uns so schwer damit tun, mit über 40 den Traummann zu finden – aber auch, welche Vorteile Sie jetzt bei der Partnersuche haben. Praktische Tipps, Erfahrungsberichte und Selbst-Tests helfen dabei, die Suche nach dem Richtigen effektiver zu gestalten.

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Seitenzahl: 290

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Andrea Micus

Partnersuche Ü40

Flirten – Verlieben – Glücklich bleiben

Endlich der Richtige!

Ich will nicht mehr allein sein!

Rund 16 Millionen Männer und Frauen wandern auf Solopfaden. Tendenz steigend. 64 Prozent davon geben laut einer Studie des Wissenschaftszentrums Berlin an, glücklich mit ihrem Solo-Leben zu sein. Doch wenn wir genauer hinschauen, sehen wir: Kaum jemand ist freiwillig allein, zumindest nicht über einen längeren Zeitraum hinweg.

Das große Single-Leid

Alle Menschen sehnen sich nach Liebe und Geborgenheit. So hoffen auch die meisten Singles, irgendwann den richtigen Partner fürs Leben zu finden. Bis es soweit ist, versuchen sie, es sich möglichst gut gehen zu lassen und konsumieren kräftig. Deshalb werden Singles von Marketing-Fachleuten und Lifestyle-Experten heftig umworben. In Zeitschriften und Werbeportalen hat man diese Bevölkerungsgruppe als besonders konsumfreudig entdeckt. Seitdem gibt es das Bild des strahlenden, freien und in sich ruhenden Singles. Doch der ist eine Kreation der Werbewelt.

Natürlich, es gibt sie wirklich, die zufriedenen Momente im Single-Leben. Denn Phasen des Alleinseins haben auch ihr Gutes. Man hat viel Zeit für sich, für Hobbys, für etwas, das man schon immer tun wollte. Man kann sich ganz auf eine Aufgabe konzentrieren. Es ist Raum da, etwas zu verarbeiten, was sehr belastet, wieder zu sich selbst zu finden. Auch nach schwierigen und belastenden Trennungen sucht man die Ruhe des Rückzuges. Zum Durchatmen, um wieder Kraft zu sammeln. Da kommt das Alleinsein oft gerade recht.

Aber es gibt einfach Tage und Situationen, die Singles das Gruseln lehren. Da ist schon mal der Sonntag, der von Alleinlebenden am meisten gefürchtete Tag der Woche. Man wacht allein auf und vor einem liegen endlos lange Stunden. Die Freunde pflegen ihr Liebes- oder Familienleben. Man traut sich nicht einmal, sie anzurufen. Denn sie haben sowieso keine Zeit.

Der Sonntag gehört der Familie, basta! Singles haben zwar die große Freiheit, aber die erscheint ihnen gerade jetzt besonders reizlos. Sie können bis mittags im Bett gammeln, sich entspannt um den Haushalt kümmern. Klingt nicht verlockend, zumal man keine Alternative hat. Es bleiben noch das gute Buch und der „Tatort“ am Abend. Besonders schlimm sind die sonnigen Sonntage. Raus in die Natur, schreit die Seele. Aber man fühlt sich im Pulk der Familienradler hoffnungslos verloren. Und ein Biergartenbesuch allein ist auch nicht die wahre Freude. Kino, Theater, ein schönes Abendessen beim Lieblingsitaliener. Allein ein Grauen. Wer den Sonntag trotzdem irgendwie überstanden hat, dem fällt spätestens am Abend endgültig die Decke auf den Kopf und er versinkt in pure Tristesse.

„Ach, der Sonntag, den kriegt man schon herum!“ Stimmt! Es gibt ja nur zweiundfünfzig davon. Und sie sind alle zusammen nichts gegen den Super-Gau in jedem Single-Dasein: das Weihnachtsfest, das Fest der Liebe und der Familie. Was soll das alles, wenn man weder eine Familie hat, noch geliebt wird? Grauenvoll!

Schon ab September kann man sich den Vorboten von Weihnachten nicht entziehen. In Kaufhäusern und Geschäften gibt es stapelweise Spekulatius und Marzipan-Tannenzapfen. Weihnachtsmänner strahlen einen fröhlich an und mit jedem weiteren Tag wird einem wehmütiger zumute. Der Schatten der Einsamkeit holt einen ein, und immer drängender wird die Frage, was man denn im Leben falsch gemacht hat. In den Lokalen bekommt man keinen Platz mehr, weil überall Weihnachtsessen stattfinden. In den Straßen gibt es keine Parkplätze, weil Menschen scharenweise in die Geschäfte strömen, um Geschenke zu kaufen. Wohl dem, der Kinder hat und sich deshalb austoben kann. Aber alle anderen sind arm dran.

In Zeiten von Harmonie-Zwang und Familienverherrlichung haben es Singles extrem schwer. „Ach was, Heiligabend. Was ist das schon? Vierundzwanzig Stunden, und dann ist alles vorbei“, hört man sie gern bewusst entspannt tönen, die Singles, die sich kein Mitleid überstülpen lassen wollen. Beliebt sind auch Sätze wie „Weihnachten, das ist ein Tag wie jeder andere auch. Ich nehme mir etwas Arbeit mit nach Hause.“ Damit vermitteln Singles gern den Eindruck, dass sie sich dem Sog der Pflicht-Liebe ganz bewusst entziehen wollen.

Und dann gibt es diejenigen, die ganz gezielt Sand in die Augen der Mitgefühl verströmenden Freunde streuen. Die das gequälte „Du kannst auch gerne zu uns kommen“ nicht mehr hören wollen. Es sind diejenigen Singles, die von allen geliebt und gemocht werden. Sie sind – angeblich – ständig auf Tour und können sich vor Einladungen kaum retten. „Ich weiß noch gar nicht, wo ich hingehen soll. Katrin hat mich jetzt schon zum fünften Mal eingeladen. Sie wird stinksauer sein, wenn ich dieses Jahr auch wieder ablehne. Aber ich kann Sabine nicht enttäuschen. Es geht ja auch um die Kinder. Die können gar nicht ohne mich. Aber was soll ich tun, ich kann mich doch nicht zerreißen. Na ja, mal sehen, vielleicht teile ich mir das auf. Wenn es passt, kann ich ja auch am zweiten Weihnachtstag abends noch ein Stündchen zu dir kommen. Aber es wird wieder eine Hetzerei. Dabei sehne ich mich nach ein bisschen Ruhe.“

So tönen sie, die viel gefragten, beliebten Singles. Doch wer rücksichtsvoll ist, ruft sie an Weihnachten nicht an und bringt sie nicht in Verlegenheit. Man will doch niemanden bloßstellen, der sich für drei Tage auf ein Rendezvous mit dem Fernseher eingestellt hat und nur via Facebook miterleben kann, wie andere die Feiertage genießen.

Apropos Weihnachtsblues: Für Singles sind auch die schönsten Wochen des Jahres nicht grundsätzlich schön. Der Sommerurlaub in der Türkei mit Tante Käthe war nur furchtbar. Überall sah man Pärchen händchenhaltend auf den Sonnenliegen kichern. Abends gab es Candle-Light-Dinner auf der Hotelterrasse, und man selbst verzichtete dankend, weil Tante Käthe abends keinen Appetit mehr hatte und man auf keinen Fall allein im Hotel-Restaurant aufkreuzen wollte. Der Bummel über die Flaniermeile entwickelte sich auch schnell zum Flop. Allein unter Orientalen galt man als Abschlepp-Objekt. Was blieb, war ein Sandwich auf dem Balkon. Tristesse pur!

Dieses Jahr soll es anders werden. Aber wer hat Lust, mitzureisen? Die Freundin Bea liebt Segeln. Schön für sie, aber was hilft es, wenn man selbst Angst vor Wasser hat? Gut, man könnte bei den Hubers mitreisen. Die haben sich seit Jahren nichts mehr zu sagen und sind immer dankbar, wenn sich ein Puffer in Form eines Familienfreundes bereitstellt, damit die schönsten Wochen des Jahres nicht zu den gefährlichsten werden. Aber das ist auch nicht erstrebenswert. Mittlerweile erzählt die Kollegin im Büro täglich von der großen Griechenland-Tour, die sie dieses Jahr startet. Man möchte doch auch so gern weg. Doch allein? Nie wieder! Mit Tante Käthe? Auf keinen Fall! Also bleibt man zu Hause, legt das sorgfältig angesparte Urlaubsgeld auf die hohe Kante und träumt von besseren Zeiten.

Und dann kommt noch der große Jammer im Alltag, eigentlich dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr. Immer dann, wenn sie mit den Frischverliebten konfrontiert werden, zieht sich bei Singles das Herz zusammen. Auf Partys sieht man sie in der Ecke knuddeln. Auf Familienfeiern werden sie als Glückspaar vorgeführt und täglich twittert irgendeine Freundin von ihren romantischen Urlaubserlebnissen, Bilder inklusive! Klar tröstet man sich in solchen Momenten mit der Gewissheit, dass das vorgeführte Glück nicht von Dauer ist. Jeder Single hat längst verinnerlicht, dass die berühmte Verliebtheitsphase, die alle Hormone tanzen lässt, nachweisbar nur drei Monate hält. Dann sehen die Verliebten sich wieder ohne rosarote Brille und geben sich genauso schnell den Laufpass, wie sie sich gefunden haben. Und die, die zusammenbleiben, sind auch nicht zu beneiden. Man weiß ja, wie die Durchschnittsehe abläuft. Paare leben nicht zwingend glücklicher. Sie schlagen sich mit Eifersüchteleien, Konkurrenzdenken und Dominanzgehabe herum.

Ein Single kann jetzt durchatmen. Er hat sich alles so zurechtgelegt, dass er abends wieder froh ist, allein zu sein. Denn man kann nachts mit einem Buch ins Bett kriechen und muss sich nicht mit Endlos-Aussprachen den Schlaf rauben lassen. Herrlich!

Trotzdem, spätestens beim dritten tätschelnden und vertraut wirkenden Paar pro Tag spürt man dann doch den Kloß im Hals und lässt in Sekundenschnelle die Vergangenheit vorbeiziehen. Merkwürdige Gedanken beherrschen einen Single plötzlich. Hätte man doch nicht die Scheidung einreichen sollen? Vielleicht war es übereilt, nur weil mein Mann diese belanglose Affäre mit dem Au-pair-Mädchen hatte. Man hat beleidigt die Koffer gepackt und diesen Lebensabschnitt für beendet erklärt. Der große Irrtum! Hätte man sich damals nicht so angestellt, könnte man jetzt, auf der Hochzeit der Kollegin, auch mit dem großen Glück prahlen. Aber so: alles verpatzt. Das eigene Leben – desaströs. Man möchte sich verkriechen und dem bohrenden Schmerz hingeben.

Ähnlich klein, hilflos und grenzenlos gescheitert fühlen sich Singles nach einem Rauswurf im Job, nach der Nachricht, an einer chronischen Krankheit zu leiden, oder wenn sie mit einer heftigen Grippe zu Hause liegen. Keine Hand ist da, die die eigene hält, von einem warmen Tee oder einem aufmunternden Glas Wein ganz zu schweigen. Nicht mal die oft auch nötige Standpauke, die alles wieder geraderückt, bekommt man zu hören.

„Das Schlimmste ist, dass ich mir immer selbst genug sein muss“, klagt deshalb auch Petra. Die einundvierzigjährige Grafikerin ist seit drei Jahren Single. Unfreiwillig. Nach ihrer Scheidung hatte sie nur zwei kurze Beziehungen. Ihr fehlt ein Mensch, dem sie alles sagen kann, auch ihren Frust und Groll. Sie ärgert sich über ihre Freundin und hat ständig Knatsch mit ihrer Mutter. „Ich hätte gern einen Partner, der all diesen Kleinkram in meinen Freundschaften auseinanderdröselt. Ich reagiere bestimmt manchmal über, aber niemand sagt es mir. Allein kann ich mich dann wunderbar in meine Krise hereindrehen. So lange, bis die ganze Welt gegen mich ist. Zumindest in meinem Kopf. Mein Mann hat mir manchmal den Kopf gewaschen und schonungslos gesagt, wo meine Fehler liegen. So zurechtgerüttelt fiel es mir viel leichter, mich auch mal zu entschuldigen. Dieses Korrektiv fehlt mir als Single.“ Petras Fazit: „Wer lange allein lebt, hat keine Selbstkritik mehr.“

Warum bleiben so viele Singles allein?

20 Prozent der Haushalte bestehen aus einer Person. 15,9 Millionen Männer und Frauen wandern auf Solopfaden. Seit 1991 wuchs die Zahl um 4,5 Millionen, Tendenz steigend.

Was macht es denn so schwer, einen geeigneten Partner zu finden? „Ich habe einfach Pech und bin nie da, wo der Richtige auf mich wartet“, glaubt Petra. Sie räumt aber auch ein, dass sie sehr anspruchsvoll ist. „Ich habe einfach eine klare Vorstellung“ sagt sie mit fester Stimme. „Ich bin einmal geschieden und möchte jetzt einen Mann, der wirklich zu mir passt.“

Gefragt, wie sie sich einen potenziellen Partner vorstellt, legt Petra los. Er muss mindestens 1,85 Meter groß sein. Schlank, gut gekleidet, in gehobener beruflicher Position. Dass er auch aus ihrer Heimatstadt Hamburg kommen muss, versteht sich von selbst. Auf keinen Fall darf er dunkelhaarig sein, das mag sie gar nicht. Auch zu viel Körperbehaarung kann sie nicht ertragen und unsportliche Männer sind ihr sowieso ein Gräuel. Petra hat sogar eine klare Vorstellung, in welchem Berufsfeld ihr Traummann tätig sein sollte. „Etwas Seriöses, zum Beispiel ein Jurist, das wäre schon gut.“

Petra hat keine Probleme einen Mann kennenzulernen. Sie sieht gut aus, ist beruflich erfolgreich und kann es sich leisten, häufig auszugehen. Aber sie lässt ihre Verehrer meistens gleich nach dem ersten Date wieder fallen. „Einer kam mit einem ungebügelten Hemd. Da kann ich mir ja gleich vorstellen, wie es bei ihm zu Hause aussieht. Und einer holte mich mit einem Kleinwagen ab. Nee, da bin ich erst gar nicht eingestiegen. Ich habe nicht zehn Jahre hart gearbeitet, um jetzt, mit Mitte Vierzig, wie eine Studentin über die Autobahn zu zuckeln.“

Petra fährt ein schickes Cabriolet. Sie will sich an der Seite eines Mannes nicht verschlechtern. Wenn ihre Partnerschaft nicht mit einem gewissen Aufstieg verbunden ist, dann bleibt sie lieber allein.

Warum finden so viele Singles keinen Partner?
Nach einer Umfrage der Universität Frankfurt sind Pech und zu hohe Ansprüche die häufigsten Gründe dafür, dass Singles alleine bleiben.49 Prozent glauben, dass sie einfach Pech haben.41 Prozent haben zu hohe Erwartungen.36 Prozent geben sich nicht genug Mühe, weil sie keine Zeit haben.17 Prozent sind zu schüchtern, um auf andere zuzugehen.16 Prozent haben wenig Gelegenheit, sie sind meistens zu Hause.13 Prozent empfinden sich als zu forsch und sehen das als Abschreckungsgrund.12 Prozent hängen noch am Ex-Partner.9 Prozent glauben, dass sie niemand will, weil sie kein Geld haben.9 Prozent finden sich nicht ansehnlich genug.8 Prozent sagen, dass sie keinen Partner wollen.

Warum finde ich keinen Mann?

Petra hat für sich die Antwort parat. Sie hält sich für zu anspruchsvoll. Doch viele Singles sind ratlos und enttäuscht. Sie können sich nicht erklären, warum ausgerechnet sie keinen Partner finden. Doch wer Singles bei der Partnersuche beobachtet, entdeckt schnell, warum so viele erfolglos bleiben. Es gibt sechs klassische Single-Hürden.

Die „Perfektionshürde“

Petra ist ein Paradebeispiel für jene Singles, die an dieser Hürde scheitern. Sie lebt seit längerer Zeit allein, hat verlernt, sich auf einen Partner einzustellen und Rücksicht zu nehmen. Sie kann entscheiden, wie der Tag verläuft. Mehr noch, sie plant ihr Leben allein. Und sie hat es geschafft, sich auch solo einen guten Lebensstandard zu erarbeiten. In den 1970er-Jahren haben sich die Frauen die Selbstständigkeit erkämpft. Seitdem ist es für sie selbstverständlich, sich gut ausbilden zu lassen und finanziell auf eigenen Beinen zu stehen. Für sie geht es bei der Partnerwahl längst nicht mehr nur um Versorgung oder Absicherung. Frauen leisten selbst etwas, verlangen sich viel ab, bringen Kinder und Job unter einen Hut. Das packt man nur mit Disziplin und Taktik.

Und so gehen sie auch an die Partnersuche. Mit hohen Ansprüchen und Forderungen, einem ausgeprägten Charakter und selbstbewusst. Sie sind erwachsene Frauen mit einer Lebensleistung. Das alles erwarten sie auch von ihrem künftigen Partner. Doch die Luft dort oben ist eng. Die „Perfektionshürde“ bricht vielen Frauen bei der Partnersuche das Genick.

Die „Zeithürde“

Bei Vera, einer erfolgreichen Kauffrau mit einem gut gehenden Schreibwarengeschäft, ist es dagegen ganz anders. Sie ist Opfer der „Zeithürde“. Die Mittvierzigerin hat zwei halbwüchsige Kinder und sehnt sich nach etwas Liebe und Geborgenheit. Status hat sie selbst. Aber was ihr fehlt, ist Zeit. Zwischen der anstrengenden Selbstständigkeit, der Verantwortung für zwei Mitarbeiter, Schularbeiten und Fahrdienst für die Kinder, dazu einer kränkelnden Mutter, einem großen Garten und drei Schwestern hat sie nur noch nachts kurz vor dem Einschlafen Zeit, sich über die Partnersuche Gedanken zu machen. Woher soll er kommen, der Mann, den sie sich erhofft?

Bevor sie wegnickt nimmt Vera sich fest vor, am Wochenende mal mit einer Freundin um die Häuser zu ziehen. Sofern Ben bei seinem Freund schläft, sie die Buchführung für das Finanzamt fertig hat und ihre Mutter sie nicht zu der albernen Feier bei Pfarrer Leineweber mitnehmen will. Aber jetzt schließt sie erst einmal die Augen. Sie ist hundemüde. An einen Partner kann sie nicht mal mehr denken.

Die „Gelegenheitshürde“

Ina steht dagegen bereits seit Jahren vor der „Gelegenheitshürde“. Ihre beiden Kinder sind aus dem Haus, sie ist Mitte Fünfzig und als Hausfrau in ihrem alten Freundeskreis geblieben. Und der besteht nun mal fast ausschließlich aus Ehepaaren. Bevor ihr Mann sie wegen einer „Kurliebe“ verlassen hat, hatte die Familie viel zusammen unternommen. Man traf sich auf Familienpartys, wenn die Kinder Fußball spielten oder bei Schulfesten.

Ihr Mann ist ausgezogen, die Kinder studieren, Ina hält die Stellung in dem tagsüber nahezu menschenleeren Vorort. Ihre einzigen männlichen Gesprächspartner sind der Postbote und der nette Fleischverkäufer im Supermarkt. Da beide als Partner nicht infrage kommen, sieht es schlecht aus mit Ina. Auch bei den Einladungen zum Grillen bei den Nachbarn weiß sie schon genau, wer neben ihr auf der Gartenbank sitzen wird. Zumindest niemand, den sie sich in ihrem neuen, ach so spannenden Lebensabschnitt vorstellen könnte.

Die „Umzugshürde“

Viele Frauen ab dreißig sind Opfer der „Umzugshürde“. Das Leben ist bislang bunt verlaufen. Wechselnde Partner, wechselnde Jobs. Mit jedem Umzug lässt man auch Freunde hinter sich. Die sozialen Kontakte verschwinden oder sind räumlich nur noch schwer zu erreichen. Was nützt die beste Freundin, wenn sie 300 Kilometer entfernt lebt? Im neuen Umfeld hat man noch keine Freunde gefunden, mit denen man spontan etwas unternehmen könnte.

So passiert es, dass gerade in den Großstädten die Singles zunehmend vereinsamen. Die Anonymität ist groß. Man kennt kaum den Menschen, der nebenan wohnt. Ausgehen, Leute treffen, sich Freundeskreise erschließen, das muss immer wieder neu versucht werden. Und manchmal ist man einfach zu müde dazu, immer wieder von vorn anzufangen. Zumal man mit zunehmendem Alter bei neuen Kontakten wählerischer wird.

Die „Bildungshürde“

Wobei wir bei der „Bildungshürde“ wären. Eine Frau sucht sich immer einen Mann, der mindestens auf Augenhöhe mit ihr ist. Der Mediziner mit der Arzthelferin ist bis heute ein gängiges Beziehungskonzept. Doch umgekehrt klappt das nicht. Eine Akademikerin sucht sich fast immer einen Partner mit einem ähnlichen Bildungsniveau. Frauen gehen nur sehr selten eine Beziehung mit einem Mann ein, der ihnen bildungsmäßig unterlegen ist. Für Männer ist das weniger ein Thema. Also kann man rein rechnerisch sagen, dass die Luft dünner wird, je besser Frauen in der Schule aufgepasst haben. Und es leben nun mal weniger Juristen in Hamburg als Einzelhandelskaufmänner.

Die „Vergleichshürde“

Mit zunehmendem Alter wird es auch immer schwieriger, die „Vergleichshürde“ zu nehmen. Sabine, eine zweiundvierzigjährige Sekretärin, hatte ihren Vorgesetzten geheiratet, den Juniorchef eines Autohauses. Gemeinsam haben sie in zwei Jahrzehnten ein großes Unternehmen aufgebaut. Wohlstand, Ansehen, gemeinsame Interessen. Alles war da. Bis sich Sabines Mann in eine Angestellte des Unternehmens verliebte und seine Frau einfach gegen die neue, jüngere austauschte. Sabine trauert den guten alten Zeiten fünf Jahre nach der Trennung immer noch nach. „Mit Mike war ich immer …“ ist einer ihrer Lieblingssätze. Sie hat Mühe, sich von diesen Erfahrungen zu verabschieden und möchte keine Abstriche im Lebenswandel machen. Sie wird noch lange vergeblich nach dem „Richtigen“ suchen.

Überprüfen Sie Ihre innere Haltung

Letztlich sehnen sich Petra und Vera, Ina und Sabine alle nach einem Pendant, mit dem sie durchs Leben gehen können: 88 Prozent aller Single-Frauen geben es als größtes Glück an, einen Partner zu finden. Sie sehen das Single-Dasein nur als einen vorübergehenden Zustand an, eine Phase, die nicht ewig dauert. Denn sie suchen ein Gegenüber, an dem sie sich messen können, zum Reiben und Vergleichen, zum Lieben und Geliebtwerden.

Aber wer in den Armen eines geliebten Menschen einschlafen will, muss auch bereit sein, etwas dafür zu tun. Es reicht nicht, die Augen offen zu halten oder aktiv auf Partnersuche zu gehen. Wer erfolgreich sein will, muss zuvor seine Ansprüche auf den Prüfstand stellen und einen Blick auf die eigene Sichtweise werfen.

Test: Bin ich zu anspruchsvoll?

Sie haben viel zu bieten. Erwarten Sie das auch von Ihrem Partner?

Natürlich. Ich brauche einen gleichwertigen Mann an meiner Seite.

3 P

Jeder Mensch hat seine Qualitäten. Ich muss erleben, dass wir uns ergänzen.

4 P

In der Theorie ja. Aber wenn man sich verliebt, ist vieles, was man sich immer vorgenommen hat, plötzlich unwichtig.

2 P

Ein Mann muss mir etwas bieten können. Sonst bleibe ich lieber allein.

1 P

Sie sind mit einem Mann zum Essen verabredet und haben sich schick gemacht.

Er kommt in Jeans und T-Shirt. Wie fühlen Sie sich?

Ich habe schon keine Lust mehr, mich mit ihm zu unterhalten. Ich mag keine stillosen Männer.

2 P

Ich schäme mich ein bisschen, denke mir aber, er wird seine Gründe dafür haben, sich so anzuziehen.

3 P

Mir ist egal, was andere von ihm halten. Hauptsache, wir haben eine nette Zeit zusammen.

4 P

Von einem Mann, der sich mit mir verabredet, erwarte ich, dass er sich anpasst.

2 P

Sie lernen beim Spazierengehen einen sympathischen Mann kennen, der Ihnen gefällt. Er lädt Sie zu einem Kaffee ein und Sie erfahren im Gespräch, dass er arbeitslos ist. Wie verhalten Sie sich?

In der heutigen Zeit kann man schnell seinen Job verlieren. Ich erkundige mich, was er unternimmt, um wieder eine Arbeit zu finden.

4 P

Auf Männer mit Problemen habe ich keine Lust. Ich habe selbst genug davon. Ich halte das Gespräch kurz und denke mir eine Ausrede aus, um das Treffen zu beenden.

0 P

Ich bin enttäuscht. Es hätte so schön werden können.

2 P

Ich frage genau nach, warum er den Job verloren hat, und erkundige mich auch nach seiner Gehaltsstufe.

3 P

Sie sollen aufschreiben, wie Sie sich Ihren Partner wünschen. Können Sie das genau?

Es gibt Dinge, die mir absolut wichtig sind.

4 P

Das hängt von meiner Verfassung ab.

1 P

Ich habe ganz konkrete Vorstellungen.

2 P

Ich finde es schöner, offen zu sein.

3 P

In einer Partnerschaft muss jeder nachgeben. Wo bleiben Sie hart?

Wenn ich meinen Hund abgeben sollte.

4 P

Bei meinen Freunden, die lasse ich mir von keinem Mann ausreden.

3 P

Wenn ich seine Hobbys teilen soll.

2 P

Ich bin nicht mehr bereit, Dinge zu tun, die mir nicht gefallen.

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Auswertung:

Weniger als 9 Punkte: Die Perfekte

Sie erwarten viel von sich und auch von Ihrem Partner. Wer das nicht erfüllen kann, hat in Ihren Augen keine Chance. Aber mit Ihrem Anspruchsdenken überziehen Sie oft. Niemand ist perfekt. Vergessen Sie nicht, dass auch Sie Ihre Fehler haben. Seien Sie etwas großzügiger mit den Menschen und zeigen Sie Bereitschaft, Kompromisse einzugehen. Das vergrößert Ihre Chancen, den Mann fürs Leben zu finden.

9 bis 14 Punkte: Die Verständnisvolle

Sie haben ein großes Herz und sind sehr einfühlsam. Bei einem Menschen bemühen Sie sich, zuerst das Positive zu sehen, Fehler entschuldigen Sie sofort. In der Partnersuche haben Sie es mit diesem Verhalten leicht. Männer fühlen sich bei Ihnen wohl, sie können endlich auch mal Schwäche zeigen und müssen nicht immer Helden sein.

Mehr als 14 Punkte: Die Offene

Sie suchen einen Mann, mit dem Sie gleichberechtigt leben können. Das heißt, Sie sind auch bereit, Ihren „Mann“ zu stehen. Auf Sie ist Verlass, Sie können kämpfen. Starke Männer nehmen die Herausforderung an, schwache fühlen sich an Ihrer Seite unterlegen. In den Höhen, in denen Sie sich bewegen, ist die Luft allerdings dünn. Sie brauchen Geduld bei der Suche nach dem Richtigen.

So wird die Partnersuche erfolgreich

Bevor Sie aktiv werden und nach dem richtigen Mann fürs Leben Ausschau halten, müssen Sie erst noch ein paar Schularbeiten erledigen. Arbeiten Sie an sich! Mit Ihrer bisherigen Einstellung hat es nicht funktioniert, also müssen Sie etwas ändern. Was das ist, entscheiden Sie selbst, hier bekommen Sie jedoch ein paar Anregungen.

Es gibt fünf Vorsätze, denen Sie treu bleiben sollten. Sie sollten sie wie ein unsichtbares Gesetzbuch unterm Arm auf dem Weg zum richtigen Partner immer dabeihaben. Diese Vorsätze lauten:

Das Leben ist schön!Offen sein für andereSo bleiben, wie man istEhrlich sein Auf die Intuition vertrauen

Das Leben ist schön!

„Das Leben ist bezaubernd, man muss es nur durch die richtige Brille sehen.“ Diesen Satz von Alexandre Dumas sollten Sie sich neben den Badezimmerspiegel hängen. Entscheiden Sie sich morgens, ob Sie die richtige Brille aufsetzen und den Tag genießen möchten. Sie können aufstehen und sich Sorgen darüber machen, was alles an Katastrophen auf Sie zukommen kann. Oder Sie öffnen die Fenster, schauen in den Himmel und sagen: „Das Leben ist schön. Ich werde jede Minute genießen!“

Gut, niemand ist gern allein und wir haben gelesen, wie schnell die Single-Trübsal-Falle zuschnappen kann. Aber Sie müssen sich diesen Gefühlen nicht ausliefern, sondern können etwas dagegen tun. Natürlich gibt es nach einer Trennung eine Zeit, in der Selbstmotivation nicht viel hilft. Eine tiefe Trauerphase ist normal und muss auch durchlebt werden. Aber anschließend können Sie sich bemühen, nach und nach immer mehr positive Seiten am Leben zu sehen.

Also weg mit dem Selbstmitleid. Schieben Sie trübe Gedanken nach dem Motto „Ach, war das schön damals mit Peter“ einfach beiseite. Malen Sie sich nicht mehr aus, was alles hätte sein können, wenn Sie noch mit Ihrem Ex-Partner zusammen wären oder sich damals bei der Begegnung mit Traummann X nicht so dumm angestellt hätten. Vorbei ist vorbei! Basta! Das ist Geschichte. Es geht nach vorn, in eine wunderbare Zukunft.

Im Moment sind Sie Single, aber bitte ein Happy-Single. Malen Sie sich aus, welche Vorteile es hat, allein zu leben. Sie können jeden Tag auf Ihre eigenen Bedürfnisse abstimmen. Sie können unternehmen, was Sie sich schon immer vorgenommen haben. Sie können Ihre Wohnung so gestalten, wie Sie es mögen. Und das Wichtigste: Sie können tolle, interessante Leute kennenlernen. Es gibt keinen Mann, der Ihnen die lustige Nachbarin madig macht. Kein muffeliges Gesicht, wenn Sie mit der neuen Kollegin in ein mongolisches Restaurant gehen möchten. Niemand ist da, der beleidigt ist, weil Sie am Samstagmorgen in der Fußgängerzone zehn Minuten mit dem rassigen Straßenmusikanten aus Rio geplaudert haben.

Entdecken Sie die Schokoladenseiten des Single-Lebens. Buchen Sie einen Segeltörn in der Karibik! Kaufen Sie sich ein quietschgelbes Sofa oder laden Sie Ihre schrillste Jugendfreundin zu einem Abendessen ein. Weinen Sie sich bei einem Nicolas-Sparks-Buch die Augen rot und lackieren Sie sich die Fußnägel um Mitternacht. Es gibt keinen Mann, der Ihnen reinreden kann. Denn Sie sind frei, alles zu machen, was Sie sich wünschen. Klingt doch ganz gut, nicht wahr? Also, Kopf hoch, lächeln und sich fragen: Was habe ich mir schon immer gewünscht? Jetzt haben Sie die Gelegenheit, sich diese Wünsche zu erfüllen. Denn die Uhr tickt und die Zeit der großen Freiheit ist bald wieder vorbei. Genießen Sie sie!

Ein Happy-Single sollte aber nicht allein durchs Leben gehen. Deshalb sind Freunde und Bekannte jetzt besonders wichtig. Weil die Zeit mit ihnen einfach schöner ist, aber auch, weil man es leichter hat, wenn man sich auf jemanden verlassen kann. Gerade Menschen, die allein leben, brauchen ein funktionierendes soziales Netz.

Besonders für alleinerziehende Mütter, die noch kleine Kinder haben, ist es schwierig, aus dem Haus zu kommen. Die zweiundvierzigjährige Sigrun hat zwei schulpflichtige Jungen, Zwillinge. Sie sind noch zu klein, um abends allein in der Wohnung zu bleiben. Doch für einen Babysitter fehlt ihr das Geld. Zwei Jahre nach dem Auszug ihres Ex-Mannes fällt der lebensfrohen Lehrerin die Decke auf den Kopf. „Ich hatte so Lust, abends etwas zu unternehmen. Doch meine gebundenen Freundinnen hatten am Wochenende immer schon etwas vor. Und meinen Single-Freundinnen ging es schnell auf die Nerven, dass ich immer meine Kinder im Schlepptau hatte. Also igelte ich mich ein und unternahm nur noch etwas mit meinen Kids. Doch wie sollte ich so einen Mann kennenlernen?“

Sigruns Nachbarin weiß Rat. Sie schlägt ihr vor, künftig an jedem zweiten Samstag Sigruns Zwillinge zu hüten, wenn sie dafür im Gegenzug auf ihre Kinder aufpassen würde. „Tolle Idee. Ich habe meine freien Abende total genossen und bin durch die Abwechslung wieder richtig fröhlich und lebensfroh geworden.“

Ingrid, eine sechsundfünfzigjährige Finanzbeamtin, hat keine häuslichen Verpflichtungen, aber ihr macht es zu schaffen, dass sie in ihrem Freundeskreis nur Pärchen hat. „Ich kam mir immer so überflüssig vor. Ich fühlte mich nie mehr vollständig, sondern immer nur noch wie ein halbes Paar. Erst als ich begann, mir einen neuen Freundeskreis mit alleinstehenden Frauen aufzubauen, ging es mir besser. Ich konnte es viel mehr genießen, ins Theater oder zu Konzerten zu gehen. Mir fehlte kein Mann mehr an der Seite, denn mit den Frauen war es auch schön und entspannt.“

Treffen Sie sich weiter mit den Paaren, nur sagen Sie offen, dass Sie an Singlefreunden interessiert sind und bitten Sie darum, Kontakte herzustellen. Am Arbeitsplatz sollten Sie sich trauen, die sympathische Kollegin anzusprechen. „Wie wär’s mit einem Abendessen beim Italiener?“ Oder: „Der Biergarten um die Ecke ist so einladend. Wollen wir nicht mal nach Büroschluss dort etwas trinken?“

Neue Freunde können auch neue Interessen wecken. Vielleicht macht es Ihnen ja Spaß, mal das Tennisspielen auszuprobieren, wenn die neue Bekannte so eine leidenschaftliche Spielerin ist und viel Zeit im Tennisclub verbringt. Auch die super Hobby-Köchin kann Sie für das Kochen begeistern, und künftig finden bei Ihnen zu Hause flotte Single-Abende statt, bei denen Sie diverse Köstlichkeiten zaubern. Wer sich einen neuen Freundeskreis aufbauen will, schafft es auch. Oft ist man nach ein paar Monaten schon so gefragt, dass man einen Terminkalender führen muss, um sich nicht zu verzetteln. Sie glauben das nicht? Versuchen Sie es. Sie werden sehen, es klappt.

Wer so auf Partnersuche geht, versprüht Esprit und Lebensfreude. Das zieht andere an. Miesepeter und Jammerlappen sind nicht gern gesehen. Gut, eine Zeitlang hört man den Trauerklößen zu und versucht, zu helfen. Doch auf die Dauer geht man ihnen lieber aus dem Weg. Legen Sie also Ihre Leidensmiene ab und ersetzen Sie sie durch ein fröhliches Strahlen, dann werden Ihnen die Herzen zufliegen. Und eines könnte dem Richtigen gehören …

Nehmen Sie Ihr Leben so an, wie es ist, und werden Sie nicht ärgerlich, weil es nicht so ist, wie Sie es sich wünschen. Denn wenn Sie mit Ihrem Schicksal hadern, kommen Sie nicht weiter. Also Kopf hoch, Augen auf und voller Tatkraft hinein in jeden neuen Morgen. Reißen Sie gleich morgen früh die Fenster auf, atmen Sie die frische Luft und rufen Sie mehr oder weniger laut: „Das Leben ist schön!“

Offen sein für andere

Viele Menschen haben genaue Vorstellungen davon, wie ihre Freunde sein sollen. Renate: „Ich wünsche mir eine Freundin, die einmal in der Woche mit mir einen Italienisch-Kurs an der Volkshochschule besucht. Anschließend möchte ich mit ihr etwas essen gehen und von meiner nächsten Toskana-Reise träumen.“

Aber irgendwie findet die Zweiundvierzigjährige nie eine Gleichgesinnte. Mal ist ihr die Frau zu oberflächlich, mal zu wenig kunstinteressiert. Meist hat sie schon nach einem Abendessen genug und auch künftig keine Zeit mehr für die Frau. Auch in anderen Bereichen geht es nicht lange gut. „Ich liebe anspruchsvolle Konversation. Das oberflächliche Geplapper der meisten Frauen geht mir auf die Nerven“, meint Renate. Allerdings geht es ihr mit Männern nicht anders. Ihr trauriges Fazit: „Ich habe keine Freunde, an denen mir wirklich etwas liegt.“

Renate muss in sich gehen. Auch sie wird nicht perfekt sein, sondern Macken haben, wie alle anderen Menschen auch. Wer nicht einsam sein will, muss tolerant sein und Menschen so akzeptieren, wie sie sind. Wer andere Menschen immer nur kritisiert und nach seinen Vorstellungen formen möchte, stößt auf wenig Gegenliebe. Es ist viel sinnvoller, mit offenem Herzen auf andere zuzugehen und in jedem erst einmal das Positive zu sehen.

Dazu ein Tipp: Zwingen Sie anderen nicht Ihre Themen auf, sondern lassen Sie sie erzählen. Sie werden sehen, es kommen bunte Charaktere zum Vorschein, die es allemal wert sind, sich mit ihnen zu beschäftigen. Gut, es kann einem nicht jeder liegen und manche Kontakte funktionieren einfach nicht, diese können und sollten Sie natürlich wieder aufgeben. Aber geben Sie Ihrem Gegenüber eine Chance: Menschen mit unterschiedlichen Lebensplanungen und gänzlich anderen Abläufen bringen mehr Spannung in den eigenen Alltag.

Zuhören, Interesse zeigen und offen sein für Neues und Unbekanntes. Nicht verurteilen, was man nicht kennt. Nicht abwerten, was man noch nie gehört hat, sondern einfach hingehen, zusehen und sich in den anderen hineinfühlen: So baut man sich einen bunten, spannenden Freundeskreis auf. Warum muss eine Freundin sich denn so kleiden, wie es Ihnen gefällt? Warum darf ein Freund nicht ein Hobby haben, das Sie verabscheuen? Sie sind nicht der Nabel der Welt. Ihre kleine Welt ist nicht die einzig richtige. Es gibt zahllose Parallelwelten. Tauchen Sie darin ein, lassen Sie sich inspirieren und sehen Sie, welche Schnittmengen Sie mit anderen Menschen finden.

Die dreiundvierzigjährige Gudrun ist eine superschicke Unternehmensberaterin. Sie kleidet sich klassisch, ist sehr gepflegt und liebt erstklassige Restaurants. Ihre beste Freundin Berta lebt in Südafrika und hat dort eine angesehene Filmproduktionsfirma. Sie liebt es äußerlich sehr lässig. Sie trägt nur Jeans und T-Shirt, dazu Lederjacken und Chucks. Wer die beiden sieht, kann kaum glauben, dass sie sich seit ihrer Schulzeit kennen, seither die besten Freundinnen sind. Warum das klappt? „Ich mag Bertas herzliche, liebevolle Art. Sie hat ein wunderbar großes Herz und ist eine zuverlässige Freundin. Was geht es mich an, wie sie sich anzieht.“ Berta antwortet ähnlich: „Gudrun ist immer da, wenn ich sie brauche. Im Laufe der Jahre ist sie zu einer Dame geworden. Ich schmunzele oft darüber, wie sie sich kleidet, und oft ziehe ich sie damit auf. Aber das ist nur Spaß. Unsere Freundschaft hat damit nichts zu tun.“

Berta und Gudrun profitieren von ihren unterschiedlichen Lebenskonzepten. Hier die Künstlerin mit dem Gespür für Farben und Situationen, dort die strategische Planerin, die nichts dem Zufall überlässt. Oft konnten sich die beiden Frauen schon gegenseitig helfen, weil sie Ereignisse von einem unterschiedlichen Blickwinkel aus betrachteten. „Meine Firmengründung wäre ohne Gudrun garantiert nicht so reibungslos abgelaufen“, sagt Berta. Und Gudrun meint: „Ich habe oft vergessen, auf meinen Bauch zu hören. Berta hat mich Intuition gelehrt.“

So bleiben, wie man ist

Wenn sich Tina mit ihrer siebzehnjährigen Patentochter trifft, spricht sie nach ein paar Minuten genauso wie das junge Mädchen. Sie findet alles „cool“, „geil“ und „scharf“ und ertappt sich selbst dabei, dass sie alle fünf Minuten ihren Facebook-Status checkt – dabei achtet die fünfzigjährige Chefsekretärin normalerweise sehr auf perfekte Umgangsformen. Wenn sie sich mit ihrer Tochter, einer leidenschaftlichen Motorradfahrerin, verabredet, tauscht sie ihr Kostüm bereitwillig gegen Jeans und Lederjacke. Anschließend bestellt sie sich im Lokal statt des üblichen trockenen Rieslings ein kaltes Pils. „Ich passe mich eben an“, sagt sie leise. „Das ist doch nicht schlimm!“

Nein, schlimm ist das nicht. Aber einfach nicht nötig. Wer sich in einem abwechslungsreichen Freundeskreis bewegt, muss sich nicht immer umstellen und genauso auftreten wie sein Gegenüber. Es ist viel besser, sich so zu zeigen, wie man auch ist. Und das am besten immer.

Bleiben Sie sich selbst treu und stehen Sie zu Ihren Eigenarten und Vorlieben. Sonst erscheinen Sie als eine konturlose Masse Mensch und werden dadurch alles andere als interessant. Wenn Sie sich in einem roten Kostüm lieben, dann stehen Sie dazu und tragen es, wann immer Sie mögen. Genauso offen zeigen Sie Ihr ungewöhnliches Auto oder die abgewetzten Schuhe, wenn sie Ihnen denn so am Herzen liegen. Und wenn Ihre Wohnung nicht aufgeräumt ist, na und? Sagen Sie offen, dass es Sie nicht stört. Stehen Sie dazu, dass Sie nicht gern kochen und nie richtig schwimmen gelernt haben.

Zu seinen Schwächen und Stärken zu stehen ist ein Zeichen von Reife und Selbstbewusstsein. Nur unsichere Menschen vertreten nie eine Meinung und verändern ihr Auftreten wie ein Chamäleon.

Denken Sie doch mal zurück: An welche Menschen aus Ihrem Bekanntenkreis erinnern Sie sich auch noch nach zehn Jahren? Richtig – an die mit den Ecken und Kanten. Nichts ist belangloser als eine Person, die ihre Grundsätze nicht vertritt. Einen Menschen, der wie ein Palmwedel hin und her weht, vergisst man schnell. Was soll man sich denn auch merken? Es gibt ja nichts Fassbares.

Der eigene Stil, die eigene Meinung, das Einmalige, Unverfälschte, das macht Menschen unverwechselbar und attraktiv.

Wer auf der Suche nach einem festen Partner ist, sollte schnell damit anfangen, sich nicht mehr verbiegen zu lassen. Denn die Liebe macht sowieso empfänglich für ungewollte Veränderungen und nie geahnte Anpassung. Doch wenn man eine Beziehung mit völliger Anpassung beginnt, ist sie schon zu Ende, bevor sie angefangen hat. Irgendwann muss man sein wahres Gesicht zeigen und dann geht sowieso alles in die Brüche. Denn der Partner hat sich ja in eine ganz andere Person verliebt.

Versuchen Sie, sich so zu lieben, wie Sie sind. Seien Sie nachgiebig mit Ihren Schwächen und beurteilen Sie Ihr Aussehen nicht nach den Maßstäben einer Modelagentur. Laut einer Umfrage einer großen Frauenzeitschrift finden sich 74 Prozent aller Frauen zu dick, 64 Prozent sind mit ihrer Frisur und 49 Prozent mit ihrer Kleidung unzufrieden. Sie sind also in guter Gesellschaft mit Ihren Zweifeln und Ihrer Unzufriedenheit. Hören Sie trotzdem auf damit!

Ehrlich sein