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Sieben bezaubernde Geschichten um die Schmetterlinge Paul und Paulinchen sowie viele andere Tiere in Wald und Garten. Da fällt ein Hirschkäferkind auf den Rücken und braucht Hilfe, eine Katze kümmert sich rührend um einen blinden Hund, Paul und Paulinchen werden erst Freunde und dann ein Paar, ein kleiner Wassertropfen erlebt die große Reise von der Quelle bis in die Wolken und schließlich helfen die Tiere des Waldes gemeinsam ihrer Lieblingstanne, die unter der Schneelast leidet. Die Geschichten sind farbig illustriert und eignen sich zum Vorlesen sowie Leseanfänger.
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Seitenzahl: 37
Veröffentlichungsjahr: 2017
Hildegard Giegerich
Copyright: © 2017 Hildegard GiegerichUmschlag & Satz: Erik KintingIllustrationen: Renate Werber
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Es gab für Willi, den kleinen Hirschkäfer, nichts Schöneres, als am Wegesrand im Wald spazieren zu gehen. Er hörte die Menschen erzählen und sah, wie die Jogger rannten. Vor allem aber liebte er es, wenn Fahrräder vorbeifuhren. Das war für Willi sehr abenteuerlich. Er fühlte nur ein Beben und Vibrieren der Erde und schon war das Fahrrad vorbei.
Doch eines Tages kamen mehrere Fahrräder auf einmal. Die wirbelten Sand und Staub auf, sodass Willi einen Hustenanfall bekam. Dabei verlor er das Gleichgewicht, stürzte in einen Graben und blieb auf dem Rücken liegen.
Das Kitzeln im Hals ließ langsam nach, doch was war das? Zum ersten Mal sah Willi den Himmel und die Sonne. Bisher hatte er nur gefühlt, wie warm die Sonne war, wenn sie schien. Den Himmel kannte er gar nicht und dieser wahr an diesem Tag wunderbar blau:
»Wie wunderschön!«, rief Willi.
Dann wurde es ihm langsam ungemütlich. Er fing an zu strampeln und versuchte, einen Grashalm zu erreichen. Trotz aller Bemühungen schaffte er es nicht.
Er begann zu rufen: »Hilfe, kann mir jemand helfen?«
Er wollte nicht zu laut sein, denn wenn seine Mutter ihn hören würde, gäbe es ein Donnerwetter, denn die Vögel liebten junge Käfer; außerdem brauchten sie Futter für ihre Jungen. Im Wald waren auch immer viele Leute zu Fuß unterwegs. Für so einen kleinen Käfer sahen schon Kinderschuhe aus wie eine große Walze! Deshalb sollte sich Willi immer unter Sträuchern und Ästen aufhalten, denn dort war er sicher.
Aber alles half nichts, er musste wieder auf seine Füße kommen. Willi fing an, lauter zu rufen.
Da hörte er ein leises Flügelschlagen. Schon sah er einen kleinen gelben Schmetterling über sich fliegen:
»Hallo«, sagte der kleine gelbe Schmetterling,
»wie kann ich dir helfen?«
»Bitte hilf mir auf, damit ich wieder laufen kann!«
Der kleine Gelbe streckte ihm seine zarten Beinchen entgegen, aber die waren für den kleinen Käfer zu schwach.
»Oh«, sagte Willi zum Schmetterling: »Du hast zu wenig Kraft. Ich möchte dir nicht die Beine ausreißen. Lieber bleibe ich so liegen!«
Willi fing an zu weinen, denn es wurde langsam dunkel. Nun rief er doch nach seiner Mutter:
»Mama, hilf mir!«
Die Käfermama vermisste ihren Willi schon und suchte nach ihm. Da begegnete sie dem kleinen gelben Schmetterling. Sie fragte ihn: »Hast du einen kleinen Hirschkäfer gesehen, der sich verirrt hat?«
»Ja«, sagte der Schmetterling. Er berichtete der Käfermama von seiner Begegnung mit Willi.
Da spreizte die Mutter ihre Flügel aus und flog so schnell es ging zu ihrem Sohn.
Willi lag immer noch auf dem Rücken, weinte und strampelte.
»Ist ja gut, nun bin ich bei dir!«
Die Käfermama versuchte, ihrem Sohn wieder auf die Füße zu helfen, aber es ging nicht, denn das Gras und die Blätter waren so glatt, dass sie keinen Halt finden konnte. Es war Nacht geworden und somit war keine Hilfe mehr zu erwarten. Im Wald wurde es still. Die Käfermama war ganz aufgeregt und wusste selbst nicht mehr, was sie tun sollte.
Leises Rascheln im Laub ließ beide aufhorchen.
»Ist da jemand?«, fragte Willis Mama:
»Ja«, kam es leise zurück. »Ich bin Rivi, ein Baumelf. Kann ich euch helfen?«
Rivi erkannte sofort was los war. Leise pfiff er und es kamen noch drei andere Baumelfen: Emi, Uli und Mole. Die vier holten einen kleinen Ast, legten ihn Willi zwischen seine kleinen zarten Beinchen und Rivi sagte: »Jetzt schling deine Beinchen ganz fest um den Ast! Ich zähle bis drei, dann drehen wir dich mit einem Schwung um!«
Gesagt, getan: »Eins, zwei, drei!« Und schon stand Willi wieder auf seinen kleinen Käferfüßchen.
Etwas benommen sagte er: »Danke!«
Die Käfermama war überglücklich, dass die kleinen Baumelfen ihrem Willi geholfen hatten.
»Für uns«, sagten Rivi, Emi, Uli und Mole, »ist es selbstverständlich, dass wir helfen. Denn wer hilft, dem wird auch geholfen.«
»Ja, so ist es!«, sagte die Käfermama.