Perfekt kann ich auch, bringt aber nix! - Catherine Wilkins - E-Book
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Perfekt kann ich auch, bringt aber nix! E-Book

Catherine Wilkins

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Beschreibung

Ein lustiger Kinderroman für starke Mädchen ab 10 Jahren
Das neue Kinderbuch der britischen Bestsellerautorin Catherine Wilkins ist der perfekte Lesestoff für angehende Teenager – und für alle, die das Leben nicht immer allzu ernst nehmen!  

  • Starke Erzählstimme: Eine sympathische Heldin in Nöten
  • Humor und Unterhaltung für Teenager: Mit den Themen Schule, Eltern und Freundinnen
  • So macht Lesen Spaß: Kurze Kapitel im Tagebuchstil
  • Lesevergnügen für Kinder ab 10: Lustige Verwicklungen und überraschende Wendungen


Zum Buch:
Ella ist stinksauer. Ihr Vater weigert sich, ihr coole Schuhe für die Schule zu kaufen und dann schickt er sie auch noch um halb zehn ins Bett. Dabei ist sie schon dreizehn! Bisher hat sich Ella immer brav und angepasst verhalten. Und was hat es ihr gebracht? Nichts!
Ella beschließt, ab sofort eine andere zu werden: einfach mal mit den wilden, ungezogenen Kids aus der Klasse abhängen und die Lehrer nerven. Einfach mal NICHT das tun, was die Erwachsenen wollen!
Doch ist es wirklich besser, eine Unruhestifterin zu sein? Oder gibt es noch eine andere Möglichkeit, ihr vermurkstes Leben wieder in Ordnung zu bringen …?

Unterhaltsam, überraschend und zum Schieflachen: „Perfekt kann ich auch, bringt aber nix!“ ist das ideale Geschenk für alle Mädchen, die das Leben mit Humor nehmen – auch wenn’s mal nicht perfekt läuft!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische

Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe

Text © Catherine Wilkins, 2019

Originaltitel: When Good Geeks Go Bad

Die Originalausgabe ist 2019 im Verlag Nosy Crow Ltd, London, erschienen.

© 2020 arsEdition GmbH, Friedrichstraße 9, 80801 München

Alle Rechte vorbehalten

Text: Catherine Wilkins

Übersetzung: Christine Spindler

Lektorat: Doris Attwood

Cover: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von Illustrationen von Tony_with_Pony, Milanares/Shutterstock

Satz: Müjde Puzziferri, MP Medien, München

ISBN eBook 978-3-8458-4039-0

ISBN Printausgabe 978-3-8458-3403-0

www.arsedition.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Für Phoebe und Ernie. C. W.

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Widmung

KAPITEL 1

KAPITEL 2

KAPITEL 3

KAPITEL 4

KAPITEL 5

KAPITEL 6

KAPITEL 7

KAPITEL 8

KAPITEL 9

KAPITEL 10

KAPITEL 11

KAPITEL 12

KAPITEL 13

KAPITEL 14

KAPITEL 15

KAPITEL 16

KAPITEL 17

KAPITEL 18

KAPITEL 19

KAPITEL 20

KAPITEL 21

KAPITEL 22

KAPITEL 23

KAPITEL 24

KAPITEL 25

KAPITEL 26

KAPITEL 27

KAPITEL 28

KAPITEL 29

KAPITEL 30

DANKSAGUNG

KAPITEL1

»Also … dann solltest du sie wohl anprobieren.« Ausdruckslos betrachtet Dad die besten Schuhe der Welt.

Okay. Das lief überraschend gut, was mich nervös macht. Ich brauche tatsächlich neue Schuhe (und das hat nichts damit zu tun, dass Olivia Jones behauptet hat, meine alten Schuhe seien vom Discounter). Sie ist so eine Idiotin. Unser Discounter führt gar keine Schuhe, darum geht ihr Witz total nach hinten los.

Na, jedenfalls ist es trotzdem echt ungewöhnlich, dass Dad an einem Samstagnachmittag mit mir shoppen geht. Ungewöhnlich, aber wahr: Wir stehen tatsächlich in einem Schuhgeschäft. Dumm ist nur, dass er wie immer total kleinlich ist.

»Ich glaube, das sind auf jeden Fall die richtigen, Dad.« Ich versuche, gut gelaunt und dabei lässig zu klingen. »Sie sind so praktisch«, füge ich, einer Eingebung folgend, hinzu. (Manchmal hilft es, ihre Lieblingswörter zu verwenden, und mein Dad mag praktische Sachen unheimlich gern.)

Es fehlt nicht mehr viel und die Schuhe gehören mir. Ich kann es förmlich riechen. Also, nicht wirklich riechen, das wäre eklig. Aber ihr wisst schon, was ich meine.

Dad schaut auf meine Füße und ich erkenne ein verwirrtes Flackern in seinen Augen. »Bist du sicher, dass die mit den Regeln für eure Schuluniform vereinbar sind?«

»Ja, absolut«, erwidere ich. Na, komm schon, Dad, beknie ich ihn in Gedanken. Ich bin DREIZEHN. Höchste Zeit für coole Schuhe.

Ich weiß ja nicht, welche Schuhe an euren Schulen in sind, aber an meiner sind es diese Schuhe. Sie heißen Jay-Shees. Es sind schlichte, flache Schuhe, aber mit einer Besonderheit. Die Sohle erinnert ein bisschen an eine Plateausohle (was ideal für mich ist, da ich in Schuhen mit Absätzen nicht laufen kann). Außerdem haben sie ein winziges rotes Etikett, das hinten an der Seite prangt, damit jeder weiß, dass du Jay-Shees trägst.

»Ich glaube, ich sehe lieber noch mal auf der Liste nach.« Dad holt sein Smartphone heraus, bei dessen Set-up ich ihm geholfen habe. »Nein, hier steht, dass die Schuhe komplett schwarz sein müssen.«

Was muss man für ein MONSTER sein, um sechs Monate lang eine E-Mail mit dem Betreff »Schuluniform: Erinnerung an die Vorschriften« in einem Ordner mit dem Namen seiner Tochter zu speichern? Das ist nun der Dank für meine Hilfsbereitschaft.

»Sie sind in Ordnung«, versichere ich ihm und versuche, dabei nicht verärgert zu klingen.

»Ich mache mir Sorgen wegen diesem roten Ding.« Dad zeigt auf das coole Etikett. »Ich möchte nicht, dass du deswegen Schwierigkeiten bekommst.«

»Aber das ist das Beste daran. Ehrlich, alle anderen haben diese Schuhe auch, Dad, sogar Jas. Und niemand bekommt deswegen irgendwelche Schwierigkeiten. Man bekommt eher Schwierigkeiten, wenn man sie nicht hat.« (Das stimmt, allerdings nicht mit den Lehrern.)

»Also, ich weiß nicht so recht«, murmelt er. »Das Risiko ist mir zu groß. Wir nehmen lieber die schlichten Clarks.« Er nickt der wartenden Schuhverkäuferin zu.

Das hat man davon, wenn man einem alten Menschen moderne Technologie erklärt.

»Ich hasse sie, Jas«, wiederhole ich, als wir am Sonntagmorgen ins Schwimmbad gehen.

Jas und ich gehen sonntagmorgens öfter schwimmen. Der Hinweg dauert zu Fuß eine halbe Stunde, aber wir haben ausgerechnet, dass wir uns Chips kaufen können, wenn wir das Geld für den Bus sparen. (Außerdem passt es meinem Vater gut in den Kram, weil er am Sonntag immer die ganze Wäsche macht.)

»Und wieso trägst du sie dann?«, zieht sie mich auf.

»Um sie einzulaufen, weswegen sonst?«, erwidere ich. Dad hat mich von klein auf eindringlich vor den Gefahren nicht eingelaufener Schuhe gewarnt. Darum habe ich für alle Fälle stets Blasenpflaster dabei.

»Ha! Streberin!«, macht Jas sich weiter über mich lustig.

»Oh, Jaaaaas«, wimmere ich, »ich hasse sie wirklich.«

»Ich weiß.« Jas hört sich an, als würde ihr langsam, aber sicher die Geduld ausgehen. »Das erkenne ich nämlich daran, dass du es ständig wiederholst, ganz zu schweigen von den ganzen Textnachrichten, die du mir gestern geschickt hast.«

Ich habe Jas gestern jede Menge Emojis geschickt: Feuer und wütende Gesichter. Und obwohl Jas findet, dass ich wegen Olivias Discounter-Kommentar überreagiert habe, hat sie mir als Antwort einen Damenschuh, viele weinende Gesichter und ein paar Herzen geschickt. Wir sind uns als beste Freundinnen so nahe, dass wir uns manchmal ohne Worte verstehen. (Obwohl mich die Emojis hin und wieder verwirren und ich dann doch wieder Worte brauche. Aber erzählt das bloß niemandem in meinem Alter weiter.)

»Hey, ich weiß ja, dass das ätzend ist«, sagt Jas und wägt ihre Worte genau ab. »Aber es ist auch nicht das Ende der Welt.«

»Ich weiß«, lenke ich düster ein.

Doch ein verärgerter Teil von mir denkt ungerechterweise, dass sie leicht reden hat – sie hat schließlich schon coole Schuhe.

Meine beste Freundin Jasmine hat die netteste Familie auf der Welt. Sie sind wie eine indische Ausgabe der Waltons. Glaube ich jedenfalls, allerdings habe ich »Die Waltons« nie geguckt. Aber was man so hört, sind sie eine superharmonische, liebenswerte Familie, in der alle füreinander da sind.

Meine Eltern lassen sich gerade scheiden und meine Mum hat mich komplett im Stich gelassen. Ja, okay, sie ist nur in eine Wohnung auf der anderen Seite der Stadt gezogen (weil Dad näher an meiner Schule wohnt und weil ich Stabilität und Kontinuität brauche, bla, bla, bla. Und weil Mum sich selbst finden und wieder auf die Beine kommen muss, während sie sich beruflich neu definiert oder was auch immer). Das Ende vom Lied ist jedenfalls, dass sie verschwunden ist und ich anscheinend nicht zu ihrem neuen Lebensstil passe. Ich habe sie seit Monaten nicht gesehen.

Egal. Ich will jetzt nicht davon anfangen. Ich gehe schließlich schwimmen.

Obwohl die Chandrasekhars in mancher Hinsicht recht streng sind und von Jas und ihren Brüdern gute Schulnoten erwarten, sind sie auch sehr großzügig und haben kein Problem damit, wenn sich ihre Kinder etwas nur zum Spaß kaufen. Ich finde, das ist kein schlechter Deal.

Mein Dad erwartet von mir auch gute Schulnoten, nur ohne mir Geld, Vergnügungen oder coole Sachen als geringsten Anreiz in Aussicht zu stellen. (Außer hin und wieder einem Schoko-Milchshake in Betty-Anne’s Tea Shop.) Ich mag Schoko-Milchshakes zwar, aber ich bin jetzt immerhin dreizehn und mein Dad müsste mal eine Schippe drauflegen.

Das Blöde ist, dass es niemanden gibt, der meinem Vater widerspricht. Er war immer schon der strengere, langweiligere Elternteil, aber jetzt ist Mum nicht mehr da, um ihm zu sagen, dass er mal ein bisschen lockerer werden soll. Sie hat überhaupt keinen Einfluss mehr. Sie wollte sich schon dreimal nach der Schule mit mir treffen und hat jedes Mal abgesagt.

Na ja, aber wenn Mum Dad früher dazu bringen wollte, ein bisschen lockerer zu sein, ging das sowieso jedes Mal mit nächtlichem Geschrei einher, weil sie dachten, ich würde schon schlafen. Ihre Technik war also nicht besonders effektiv.

Aber trotzdem. Ich kann nicht einmal mehr mit so dramatischen Sätzen um mich werfen wie: »Aber Mum erlaubt es!«, weil zwischen meinen Eltern ja kein Wettbewerb mehr stattfindet. Das ist reine Energieverschwendung, wenn man seine Eltern nicht mehr gegeneinander ausspielen kann.

Versteht mich nicht falsch. Ich wollte nie ein Scheidungskind sein. Aber wenn meine Eltern sich sowieso scheiden lassen, dann möchte ich wenigstens, dass sie um meine Zuneigung wetteifern, indem sie mir tolle Geschenke machen. Also, auf die ganz billige Tour, die unserer gar nicht würdig ist. Ist das denn zu viel verlangt?

Ich meine, das will ich natürlich nicht wirklich. Eigentlich will ich eine Familie wie die von Jas. Ich finde, sie sollten mich adoptieren. Obwohl sie alle ungefähr vier Sprachen sprechen und ich nicht weiß, ob ich intellektuell mit ihnen mithalten kann. Aber wenn ich das schon nicht haben kann, will ich wenigstens tolle Geschenke.

Also, um das noch mal klarzustellen. Erste Wahl: Meine Eltern sind glücklich verheiratet und behandeln mich total lieb. Zweite Wahl: Die Familie von Jas adoptiert mich, auch wenn ich dann Tamilisch und Hindi lernen muss. Dritte Wahl: Meine Eltern lassen sich scheiden und sind sich für nichts zu schade, um mich auf ihre jeweilige Seite zu ziehen, was sehr entwürdigend und unreif ist. So einfach ist das.

Ach, ich wollte doch gar nicht davon anfangen. Egal, wir gehen schwimmen. Wenn man schwimmt, vergisst man alle Sorgen.

»Pass doch auf«, fährt Olivia mich an, als die Tür des Umkleideraums zuschwingt und ich fast in sie hineinlaufe.

Unhöflich. Erstens hat sie auch nicht richtig aufgepasst und zweitens ist die Tür eine Fehlkonstruktion. Was kann ich denn dafür, dass Schwingtüren ein Albtraum sind?

»Tut mir leid«, sage ich automatisch. Dann machen wir beide einen Schritt zur Seite in dieselbe Richtung und stehen uns schon wieder im Weg.

Olivia seufzt unüberhörbar und hält betont zuvorkommend die Tür für uns auf. Jetzt müssten Jas und ich uns dankbar durch den verengten Zugang in den Umkleideraum quetschen, während Olivias Freundinnen über uns spotten.

»Äh, danke«, sage ich unterwürfig.

Es ärgert mich, dass Olivia Jones mich manchmal dermaßen aus der Fassung bringt. So toll ist sie nun auch wieder nicht. Ich meine, klar, sie ist hübsch, selbstsicher, charismatisch, aber … Was das betrifft, mangelt es ihr an nichts. Was ihr hingegen fehlt … Na ja, sie ist einfach nicht besonders nett. (Oh Mann, ich muss daran arbeiten, passende Beleidigungen zu finden.)

Olivia und ihre Freundinnen haben ihre Haare nach dem Schwimmen alle zu tollen Knoten hochgesteckt, die ich nie richtig hinbekomme. Sie sehen aus wie anmutige Ballerinas in lässigen Jeans. (Ich habe nichts gegen enge Jeans oder so, aber nach dem Schwimmen die feuchten Beine da hineinzuzwängen, ist eine Kunst für sich.)

Das Problem ist jedenfalls, dass jetzt keine von uns an den anderen vorbeikann. »Ich wusste gar nicht, dass du schwimmen kannst«, sagt Olivia auf ihre typisch herablassende Art.«

»Tja, nun weißt du es«, sagt Jas trocken.

In Krisensituationen bleibt Jas immer viel cooler als ich. Nicht, dass es sich hier um eine Krise handeln würde. Noch nicht.

»Äh … Entschuldigung, dürfen wir vorbei?« Ich versuche, mich an den Röhrenjeans-Ballerinas vorbeizuzwängen.

»Wie schön für dich«, erwidert Olivia mit künstlicher Begeisterung. »Seid ihr zum Kinderschwimmen hier?«

»Kinderschwimmen?«, wiederhole ich. Es macht niemand für uns Platz. »Jeder kann hier schwimmen.«

»Klar«, stimmt Olivia mir zu. »Wir kommen jedenfalls gerade vom Schwimmunterricht für Erwachsene, wo man Bahnen schwimmt und so. Ich glaube, die Leinen zwischen den Bahnen werden gerade entfernt und stattdessen die Bretter und Schwimmhilfen für die Kinder rausgeholt. Das gefällt euch bestimmt.«

»Ja, tut es«, sage ich trotzig. Ich merke, dass Jas sich wünscht, ich hätte es mir verkniffen.

Olivia lächelt triumphierend. »Na, dann gehen wir jetzt besser.« Dann fällt ihr Blick auf meine Füße und sie fügt hinzu: »Ach, sieh mal, sind das neue Schuhe, Ella?«

»Äh, ja.«

»Hübsch. Sie stehen dir. Sehr schlicht.« Ihre Freundinnen lachen. Olivia schlägt spielerisch nach einer von ihnen, als hätte sie nicht im Traum daran gedacht, mich zu beleidigen, und könnte kaum fassen, dass die anderen sie so missverstanden haben. »Nein, ich meine, es ist immer gut, bei dem zu bleiben, was man kennt, nicht wahr?« Sie lächelt wieder. »Nicht jeder will oder kann sich modische Schuhe leisten. Es ist gut, dass Ella weiß, wer sie ist.« Ihr Lächeln verwandelt sich in ein fieses Grinsen. »Also, tschüs. Viel Spaß mit den Kindern!« Sie schieben sich an uns vorbei und stolzieren kichernd davon.

Wieder mal geht ihr Witz nach hinten los, denn ich habe absolut keine Vorstellung davon, wer ich bin. Ha, nimm das! Okay, eigentlich ist das nicht wirklich was Gutes.

Wer bin ich? Ich könnte jeder sein. Ich meine, klar, oberflächlich betrachtet bin ich vermutlich ein Nerd mit blöden Schuhen, wenig Selbstvertrauen und abwesender Mutter. Aber steckt mich nicht in eine Schublade. Ich könnte jeder sein.*

* Okay, vielleicht nicht wirklich jeder.

KAPITEL2

»Hey, nicht rennen!«, ruft der Bademeister Mark Sanders und Liam Stone zu. Sie ignorieren ihn und springen ins Becken, was Gemma Fitzgerald zum Lachen bringt.

Würg! Ich hasse es, wenn die drei hier sind. Sie sind alle in unserer Stufe, und Jas und ich haben ihnen schon vor Ewigkeiten – in der Siebten – den Spitznamen »die Nervensägen« verpasst. Dann ging uns allerdings auf, dass unser Spitzname ziemlich fantasielos war, und wir haben ihn in »FÜRZE« geändert. Das steht für »Freche, Überhebliche, Randalierende, Zerstörerische Ekelfratzen«.

Das gefiel uns schon mal ganz gut, auch wenn wir uns ziemlich sicher waren, dass wir noch was Besseres zustande bringen würden. Dann fiel uns allerdings wieder ein, dass wir noch unsere Mathehausaufgaben machen mussten, und wir sind einfach nie wieder darauf zurückgekommen. Außerdem ist uns der Spitzname FÜRZE irgendwie ans Herz gewachsen. (Haha. Und es gefällt uns, sie nach etwas zu benennen, das einem aus dem Hintern kommt.)

»Würg, die FÜRZE sind da«, sagt Jas, und wir grinsen, weil nur wir verstehen, was daran lustig ist.

Jas und ich sind echt witzig, aber nur im Geheimen. Und meist nur untereinander. Wir sagen solche Sachen nie laut vor anderen, weil die womöglich darauf reagieren würden. Manchmal albern wir auch mit unseren Freundinnen Kaya und Debbie herum. Der Fairness halber muss ich anmerken, dass Jas echt gut sarkastisch sein kann, während ich mehr dazu neige, um Worte verlegen zu sein. Tendenziell sind wir aber beide eher schüchtern.

Mark und Liam bespritzen sich gegenseitig mit Wasser. Zum Glück bekommen wir nichts ab. Sie heimlich FÜRZE zu nennen, macht es einfacher, von ihrem dämlichen Benehmen nicht genervt zu sein.

Im Schwimmbecken sind sie trotzdem absolut unerträglich. Ständig dieses Gespritze! Wenn ich sehe, dass sie da sind, stoße ich in Gedanken immer einen Seufzer aus. In der Schule sind sie manchmal zwar ganz witzig, meistens aber nur aufmüpfig und laut. Und sie albern ständig herum.

Etwas weiter weg spritzt es auch, allerdings auf eher kontrollierte Art. Das erregt meine Aufmerksamkeit. Jemand ist elegant vom Sprungturm ins Springerbecken neben dem großen Schwimmbecken eingetaucht. Ich zittere unwillkürlich.

Jas bemerkt es. »Hast du heute Lust, vom Turm zu springen?«, fragt sie grinsend.

»Bloß nicht«, sage ich.

Allein der Gedanke daran macht mir Angst. Noch mehr als Spinnen. Oder der Traum, in dem ich nackt zur Schule gehe und von einem Wolf durch die Mensa gehetzt werde. (Den Traum hatten wir doch alle schon mal. Tut bloß nicht so, als wärt ihr im Schlaf noch nie nackt von einem Wolf durch die Mensa gejagt worden. Ach, nur ich? Echt? Ich meine, klar, ich natürlich auch nicht.)

Jas kichert und wir üben weiter Unterwasserhandstand. Wir sind beide inzwischen echt gut darin. Wir schaffen auch Vorwärtsrollen im Wasser. Ich frage mich, ob Olivia und ihre Freundinnen je Unterwasserhandstand üben.

»Findest du auch, dass wir für unser Alter unreif sind?«, frage ich Jas.

Genau in dem Moment macht Mark plötzlich in unserer Nähe mit Anlauf eine Arschbombe ins Becken und das Wasser spritzt überall hin. Der Bademeister bläst in seine Pfeife. Igitt! Diese Idioten.

»Nee.« Jas lächelt. »Jedenfalls nicht so unreif. Du weißt schon … vergleichsweise.«

Ich grinse zurück.

Wir hören, wie der Bademeister Mark anschreit: »Hier sind überall kleine Kinder. Benehmt euch vernünftig! Letzte Warnung!«

»Du regst dich doch nicht etwa über Angeber-Olivia auf, oder?«, will Jas wissen.

»Natürlich nicht«, schwindle ich. »Na ja, vielleicht ein bisschen.«

Gemma und Liam springen von der Seite ins Becken und versuchen dabei, sich eine Ghetto-Faust zu geben. Sie schaffen es beinahe. Ein Mini-Tsunami schwappt über uns hinweg.

»He!«, höre ich mich rufen. Die Pfeife des Bademeisters schrillt erneut.

»Oh, tut mir leid, Miss Musterschülerin!« Gemma grinst mich an.

Ich hasse FÜRZE im Schwimmbad.

Der Bademeister kommt herüber und sagt etwas zu ihr.

»Wir haben aufgepasst!«, quiekt Gemma. »Bei dir ist doch alles in Ordnung, nicht wahr?«, schreit sie als Beweis einem Siebenjährigen in der Nähe zu. »Okay. Tut mir leid!«, schreit sie noch einmal in seine Richtung.

»Wie dem auch sei …« Jas verdreht die Augen. »Wen kümmert es schon, was sie denkt?«

»Wer?«, frage ich verwirrt. »Gemma? Oder Olivia?«

»Na, beide.« Jas hüpft von einem Fuß auf den anderen, um sich warm zu halten. »Das ist hier vielleicht nicht das ›Erwachsenenschwimmen‹, Ella, aber wir schwimmen trotzdem manchmal ganz langweilige normale Bahnen im Becken«, erklärt sie mir. »Nur, dass ich außerdem auch gerne Unterwassersaltos übe und mit dir ausprobiere, ob wir einmal quer durchs Becken tauchen können.« (Kleine Bemerkung am Rande: Wir können.)

»Ich auch!«, stimme ich ihr nachdrücklich zu.

Und ich meine es auch so. Also, ich meine es größtenteils so. Aber warum kann ich nicht Unterwasserhandstand üben und trotzdem coole Schuhe besitzen?

Dad zuckt zusammen, als ich an diesem Abend durch die Hintertür in die Küche komme. Er sitzt am Tisch und starrt ins Nichts. Alexa spielt Radio 4.

»Oh, hallo. Ich räume nur ein bisschen auf.« Er legt ein Stück Zeitung auf ein anderes Stück Zeitung. »Deine Wäsche liegt auf deinem Bett. Wie wäre es, wenn du sie wegräumst, und danach schiebe ich die Waffeln in den Toaster?« »Klar.«

Sonntags gibt’s zum Abendessen immer getoastete Hefewaffeln mit Käse, eine Tasse Tee und einen Apfel.

Ich gehe nach oben, räume meine Wäsche ein und ziehe meine neuen Schuhe aus. Ich setze mich aufs Bett und seufze.

Ich hasse den Anblick dieser blöden, schlichten Schuhe. Sie sind so langweilig. Ich bin jetzt dreizehn Jahre alt und gehe in die achte Klasse. Da wird man ernst genommen. Wir dürfen bei den Schulversammlungen inzwischen auf Stühlen sitzen. (Vorausgesetzt, wir holen und räumen sie hinterher wieder weg, ohne uns danebenzubenehmen. Aber das zählt trotzdem.)

Einmal haben wir alle Stuhlverbot bekommen, als Mark und der Rest der FÜRZE versucht haben, die Stühle zu einer Pyramide zu stapeln … Wie auch immer, ich sollte auf jeden Fall das Recht haben, mich mehr durch meine Kleidung auszudrücken. Es kommt mir vor, als besäße ich nur langweilige Klamotten, und das habe ich gründlich satt. Mein Vater will keine Farbe an meinen Schuhen? Tja, Pech gehabt.

Ich hole das Tipp-Ex aus meinem Federmäppchen und zeichne eine winzige Linie etwa dort, wo ein Jay-Shees-Etikett sitzen würde. Als sie trocken ist, male ich die Linie mit einem roten Filzstift an.

Es ist das perfekte Verbrechen. Ich werde so zur Schule gehen, und wenn mein Dad es nicht entdeckt, werde ich sagen: »Aha! Ertappt! Das Rot spielt keine Rolle. Du hast es nicht einmal bemerkt. Und jetzt gehen wir wieder in den Laden und kaufen mir die richtigen Schuhe.« Ich bin ein Genie.*

* Wenn auch vielleicht kein Genie im klassischen Sinne.

KAPITEL3

Hahahaha! (Stellt euch das als fieses Lachen vor.) Mein Dad hat es nicht bemerkt. Ich wusste es. Ich bin in der Schule und er hat überhaupt nichts bemerkt. Ich kann es kaum erwarten, ihm das heute Abend unter die Nase zu reiben. Ich frage mich, ob wir nach der Schule noch Zeit haben, ins Schuhgeschäft zu gehen. Ich bin total aufgeregt. Ich liebe das Gefühl, ein geheimes Ass im Ärmel zu haben. Plötzlich kommt mir alles nicht mehr so langweilig vor.

Jas und ich sind in Mrs Allisons Klasse, 8A. Wir sitzen an einem Vierertisch mit unseren Freundinnen Debbie und Kaya. Mrs Allison ist in Ordnung, aber irgendwie langweilig und nicht sonderlich an uns interessiert. Nicht nur an uns vieren, sondern an allen in der Klasse. Alle benehmen sich ihr gegenüber ganz gut, aber es hat auch niemand Angst vor ihr oder so.

Vor Miss Gaskell, unserer furchteinflößenden Klassenlehrerin, hat allerdings jeder Angst. Wir konnten es kaum glauben, als wir erfahren haben, dass sie in der Achten unsere Klassenlehrerin sein wird. Ihr eilt der Ruf voraus, ein echt strenges, gemeines Ungeheuer zu sein. Sie hasst die Unterstufe. Das Einzige, was ihr Spaß macht, ist, Physik in der Mittelstufe zu unterrichten.

Das »Amt für Bildungsstandards« hat unsere Schule, St. Josephs, als förderungsbedürftig eingestuft, darum sind wir in den achten und neunten Klassen nicht besonders viele Schüler. Nach einem Rundgang durch die Schule verkündete mein Dad allerdings, dass er das nicht für gerechtfertigt hielte, dass die Schule aus seiner Sicht völlig in Ordnung und das Bewertungssystem des »Amts für Bildungsstandards« mangelbehaftet sei. Mum hat uns nicht begleitet, weil sie Oma Pearl wieder mal ins Krankenhaus bringen musste. Auf jeden Fall wurde die Schule inzwischen wieder besser eingestuft, deshalb sind in der siebten Stufe auch viel mehr Schüler.

»Oh! Hi, Jas!« Ich hechte mich auf ihren Tisch im Klassenzimmer und überkreuze die Beine, damit man meine Schuhe sieht. »Fällt dir irgendetwas an mir auf?«

Jas legt skeptisch ihr Handy weg. »Äh …« Sie hält inne. »Nö.«

»Genau«, sage ich triumphierend. »Genau.« Ich bewege die Beine hin und her und wackle mit den Zehen. »Du benimmst dich seltsam«, stellt Jas fest.

»Ich habe immer schon gesagt, dass du seltsam bist«, meint Debbie. Unsere andere Freundin Kaya und Jas lachen beide.

Im Hintergrund lärmen Olivia und ihre Freundinnen. Ich bilde mir ein, Gekreische und ein paar Ausrufe zu hören, so etwas wie: »Oh mein Gott!«, aber ich achte nicht weiter darauf.

»Nun«, fange ich zufrieden an, weil ich mich auf meine große Enthüllung freue. »Was an mir anders ist –«

»Oh mein Gott!« Olivias Kreischen wird lauter, und es kommt mir vor, als würde sie uns meinen. Mich.

Einfach ignorieren.

»Jedenfalls …«, fahre ich fort.