Perry Rhodan 1313: Die Kolonisten von Lao-Sinh - Marianne Sydow - E-Book

Perry Rhodan 1313: Die Kolonisten von Lao-Sinh E-Book

Marianne Sydow

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Beschreibung

Sie überwinden den endlosen Abgrund - Kartanin im Reich der Ewigen Krieger Zwei Hauptkonflikte beherrschen derzeit das Geschehen rings um die Terraner: Einerseits gibt es Widerstandsorganisationen, die in der Heimatgalaxis gegen die Macht der Ewigen Krieger vorgehen, andererseits gibt es die Gänger des Netzes, zu denen auch Perry Rhodan gehört, die in den zwölf Galaxien der Mächtigkeitsballung Estartu versuchen, mit friedlichen Mitteln gegen den Kriegerkult zu kämpfen. Daneben entwickelt sich aber ein anderer "Schauplatz", der aufs engste verknüpft ist mit einem bis vor kurzem unbekannten Volk. Dabei handelt es sich um die Kartanin, die nicht nur im näheren Umfeld der Lokalen Gruppe aktiv sind, sondern auch im Bereich der verschwundenen Superintelligenz ESTARTU. Die Zusammenhänge dazu sind bislang überhaupt nicht klargeworden. Seit die Terraner in der kleinen Galaxis auf die katzenähnlichen Kartanin stießen, ist das Verhältnis zwischen beiden raumfahrenden Völkern nicht unbedingt das beste. Aus diesem Grund gibt es auch die sogenannte Pinwheel Information Group (abgekürzt: PIG), die in Fornax ebenso operiert wie in der Galaxis M 33, der Heimat der Kartanin, die von den Terranern auch Pinwheel genannt wird. Nikki Frickel sieht nun eine gute Chance, Informationen über die geheimnisvollen Pläne der Feliden einzuholen. Der waghalsige Plan der PIG-Chefin ist, das Fernraumschiff abzufangen, mit dem Dao-Lin-H'ay aus dem Reich der zwölf Galaxien zurückkehren wird. Damit plant Nikki Frickel fast schon eine Art Attacke gegen DIE KOLONISTEN VON LAO-SINH ...

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Nr. 1313

Die Kolonisten von Lao-Sinh

Sie überwinden den endlosen Abgrund – Kartanin im Reich der Ewigen Krieger

von Marianne Sydow

Auf Terra und in der Menschheitsgalaxie schreibt man den März des Jahres 446 NGZ. Somit sind seit den dramatischen Ereignissen, die zum Aufbruch der Vironauten, zur Verbannung der Ritter der Tiefe und zum Erscheinen der Sothos aus ESTARTU führten, mehr als 16 Jahre vergangen.

Vieles ist seither geschehen: Die Lehre des Permanenten Konflikts und der Kriegerkult haben in der Galaxis ihren Einzug gehalten – Tyg Ian hat nachhaltig dafür gesorgt. Glücklicherweise hat der Sotho den Widerstand aller Galaktiker nicht brechen können – und daher besteht Hoffnung, dass sich die Situation in der Milchstraße eines Tages zum Besseren wenden möge.

Auch in ESTARTU selbst, dem Reich der 12 Galaxien, wo die Ewigen Krieger seit Jahrtausenden ihre Herrschaft ausüben, regt sich immer noch Widerstand. Während dort vor allem die Gänger des Netzes aktiv sind, zu denen auch Perry Rhodan und andere prominente Galaktiker gehören, wird der Widerstand in der Milchstraße vornehmlich von der GOI, einer von Julian Tifflor geleiteten Geheimorganisation, getragen.

Die Hauptpersonen des Romans

Dao-Lin-H'ay – Die Protektorin von Lao-Sinh wird zurückbeordert.

Ga-Liu-M'igay – Ein Paratauber.

Jaga-Sha – Ein Kartanin macht eine wichtige Entdeckung.

Mia-San-K'yon – Dao-Lins Nachfolgerin.

Nikki Frickel

1.

Halte dich bereit, Dao-Lin-H'ay!, hatte die Stimme von Ardustaar gesagt. Der Tag ist nicht mehr fern, da wirst du mit einer großen Flotte eurer Raumschiffe aufbrechen, um Großes zu vollbringen.

Damit hatte alles angefangen – vor vielen Jahren.

War es nun vorbei?

»Ich habe getan, was du mir aufgetragen hast«, sagte Dao-Lin-H'ay in der Abgeschiedenheit ihrer Kabine zur Stimme von Ardustaar. »Ich habe dir gehorcht, und ich habe mein Bestes gegeben. All meine Kraft habe ich eingesetzt, für dich und deine Ziele, und unsere Sache steht gut in Lao-Sinh. Ist das nicht genug? Hätte ich mich noch stärker einsetzen sollen? Aber das war nicht möglich. Habe ich Fehler gemacht? Aber wann und wo?«

Keine Antwort.

»Ich gehorche, wie ich es immer getan habe«, beteuerte Dao-Lin bedrückt. »Aber ich wollte, du würdest zu mir sprechen und mir alles erklären, denn ich verstehe es nicht. Warum soll ich zurückkehren? Warum musste ich Mia-San-K'yon die Verantwortung übergeben? Habe ich versagt? Oder gibt es einen anderen Grund?«

Die Stimme von Ardustaar schwieg.

Dao-Lin-H'ay sah sich in ihrer Kabine um, und sie fühlte sich mutlos. Es war ein auffallend schlichter Raum, nicht zu vergleichen mit jenem Quartier, das sie damals bezogen hatte, beim Start des Vier-Stufen-Schiffs, beim Aufbruch nach Lao-Sinh.

Natürlich hatte das nichts zu bedeuten. Die Ausstattung der Kabine entsprach dem Standard an Bord der SANAA, und man hatte Dao-Lin-H'ay, deren Verdienste jedem bekannt waren, jeden nur verfügbaren Luxus zugestanden. Nur dass es davon an Bord der SANAA eben nicht allzu viel gab. Obwohl Dao-Lin das wusste, weckte der Blick auf die spärliche Ausstattung in ihr das unbehagliche Gefühl, dass dieser Befehl zur Rückkehr automatisch mit einer Rückstufung gleichzusetzen war.

Sie fühlte sich, als sei sie auf dem Weg in die Verbannung.

Aber sie zwang sich zur Ruhe, denn es hatte keinen Sinn, wenn sie sich jetzt schon verrückt machte. Außerdem war Lao-Sinh bei aller Faszination auch ein gefährlicher Ort, und schließlich – so sagte sich Dao-Lin-H'ay – war sie eine Kartanin, und ihre Heimat war der Planet Kartan. Sie würde ihn wiedersehen, diesen wilden, kalten, von Sturm und Schnee umtosten Planeten und die von Leben wimmelnden Städte in den tiefen Schluchten.

Natürlich hatten sie auch Städte drüben in Lao-Sinh, besonders auf Hubei. Neue, saubere Städte ohne besondere Traditionen, oft ein wenig provisorisch wirkend, wie es wohl auch gar nicht anders ging, wenn ein Volk sich darauf konzentrieren musste, sich einen Brückenkopf in einer weit entfernten, fremden Galaxis zu schaffen. Für Kultur blieb da wenig Spielraum. Die Werftanlagen und der Aufbau entsprechender Industriekomplexe besaßen Vorrang. Aber es gab auf Hubei durchaus auch Möglichkeiten, sich zu erholen, zu entspannen und sich abzulenken.

Auf Kartan war das alles viel ausgefeilter. Dao-Lin dachte an die prächtigen Gebäude, an die Kunstwerke und die Veranstaltungen ...

... und kam zu dem Schluss, dass sie sie allesamt entbehren konnte. Sie wollte nicht zurück nach Kartan. Der einzige Ort, an dem sie sich aufzuhalten wünschte, war Lao-Sinh. Wäre nicht dieser rätselhafte Befehl an sie ergangen, so wäre sie niemals auf den Gedanken gekommen, noch einmal diesen langen Flug anzutreten.

Aber ein Befehl war ein Befehl und Dao-Lin hatte zu gehorchen, auch wenn sich dadurch ihr ganzes Leben drastisch änderte.

In Lao-Sinh hatte sie eine Position ausgefüllt, die der einer Hohen Frau sehr nahekam.

Was würde sie nach ihrer Rückkehr nach Kartan sein? Wieder eine einfache Protektorin? Oder vielleicht nicht einmal das?

Kam der Befehl zur Rückkehr überhaupt von der Stimme von Ardustaar? Sie hatte keinen Beweis dafür. Die Hohen Frauen hatten diesen Befehl erteilt. Dao-Lin-H'ay wusste, dass die Hohen Frauen sich in vielen Dingen nach der STIMME richteten, aber dieser eine Befehl konnte auch ohne die Mitwirkung der STIMME zustande gekommen sein.

Warum hatte man Mia-San-K'yon zu ihrer Nachfolgerin bestimmt? Man hätte ebenso gut eine fähige Protektorin aus der Familie H'ay auswählen können.

Dao-Lin sagte sich, dass die Nachrichten, die sie aus der Heimat bekommen hatte, sicher nicht immer ganz vollständig, vor allem aber stets überholt gewesen waren. Zwei Jahre dauerte der Flug, und zwei Jahre sind eine lange Zeit, in der viel passieren kann. Es hatte schon immer gewisse Rivalitäten zwischen den Großen Familien gegeben. Dao-Lin war darüber hinaus in ihre Arbeit so vertieft gewesen, dass sie sich für die Ereignisse in der Heimat nur am Rande zu interessieren vermochte. Vielleicht hatte sie das eine oder das andere übersehen und war nur dadurch von einer Entwicklung überrascht worden, die sie bei etwas mehr Aufmerksamkeit schon weit früher erkannt hätte.

Und doch wurde Dao-Lin-H'ay das Gefühl nicht los, dass ihre Abberufung etwas mit der Stimme von Ardustaar zu tun hatte.

Sie hatte viel Zeit zur Verfügung. Die SANAA war ein Schiff, das man aus den fünf Endstufen von Fernraumern zusammengesetzt hatte, die Lao-Sinh erreicht hatten, um dort nur noch diesem einen Ziel zu dienen: Baumaterial für ein Heimkehrerschiff zu sein. Einmal im Jahr entsandte man ein solches Schiff, um Kartan von den Fortschritten zu unterrichten, die man in Lao-Sinh machte. Die Heimkehrerschiffe dienten keinem anderen Zweck, als Informationen zu transportieren, die die Kartanin auf andere Weise nicht über eine so ungeheure Entfernung befördern konnten. Die SANAA hatte dementsprechend auch keinen Paratau oder andere wertvolle Güter an Bord, und es lebten daher auch keine Esper in ihr. Knapp hundert Kartanin machten den Flug mit, ausnahmslos technisches Personal. Ihre Aufgabe war es, das Schiff über den ungeheuren Abgrund zu steuern und die noch brauchbaren Teile aus den nach und nach ausbrennenden Stufen auszubauen, um die SANAA für den Weiterflug zu rüsten.

Die Kartanin, die diese Aufgabe übernommen hatten, wussten in jeder Phase, was zu tun war. Ty-Ka-S'hon, der das technische Kommando innehatte, hatte schon drei Heimkehrerschiffe befehligt und wusste über die Schwierigkeiten des Rückflugs besser Bescheid als irgendein anderer Kartanin.

Dao-Lin-H'ay war unter diesen Umständen nicht viel mehr als ein Passagier. Natürlich besaß ihr Wort auch an Bord der SANAA Gewicht, und falls es zu Schwierigkeiten kommen sollte, würde sie von ihrer Autorität Gebrauch machen.

Aber welche Schwierigkeiten sollten denn auftreten, solange sie den Leerraum zwischen Lao-Sinh und Ardustaar durchflogen?

Dao-Lin-H'ay beschloss, ihre Erinnerungen zu durchforsten. Vielleicht fand sie jetzt, da sie mit der nötigen Ruhe und Konzentration zu Werke gehen konnte, irgendeinen dunklen Punkt, der die Stimme von Ardustaar veranlasst haben konnte, Dao-Lin zurückzurufen.

Später, wenn sie sich der Pinwheel-Galaxis näherten, konnte Dao-Lin-H'ay sich dann – mit hoffentlich reinem Gewissen und voller Hingabe – allen Aufgaben widmen, die dort auf sie warten mochten. Und vielleicht würde sie dann auch wissen, auf welche Vorwürfe sie sich vorzubereiten hatte ...

Dao-Lin-H'ay kehrte in ihren Erinnerungen nach Vaalusa zurück, jenem ersten Werftplaneten, den sie kennengelernt hatte.

Denn Vaalusa war für sie gleichzeitig der

2.

Der Alarm war verklungen. Die unverschämten Terraner hatten offenbar eingesehen, dass sie gegen die Macht der Esper nichts ausrichten konnten, und so waren sie davongezogen. Sie schienen sich allerdings nicht sehr deutlich der Tatsache bewusst zu sein, dass sie eine Niederlage erlitten hatten, was möglicherweise damit zusammenhing, dass sie ihre Waffen eingesetzt hatten und sich nun einbildeten, dies jederzeit wieder tun zu können.

Abgesehen davon hatten sie auch tatsächlich einiges erreicht: Sie hatten den in Fornax erbeuteten Paratau-Fänger zerstört – und sie hatten mit großer Wahrscheinlichkeit Einblick in die geheimen Werftanlagen gewonnen.

»Sie werden niemals Ruhe geben«, sagte Dao-Lin-H'ay wütend, denn sie betrachtete den Fänger als ihre persönliche Beute, und es schmerzte sie, dass dieses wertvolle Stück nicht mehr existierte. »Sie werden zurückkommen und andere Schiffe mitbringen.«

Die Macht der Esper wird sie in die Flucht schlagen, erklärte die Stimme von Ardustaar begütigend.

»Da wäre ich mir nicht so sicher«, meinte die Kartanin. »Ich habe sie ein wenig kennengelernt. In technischer Hinsicht sind sie uns überlegen.«

Aber sie sind keine Esper.

»Nein – nicht so wie wir Kartanin. Aber es gibt welche unter ihnen, die parapsychische Kräfte entfalten können. Ihre Kräfte sind erstaunlich – und das war, bevor sie die Tränen N'jalas kennenlernten. Sie wissen, was es mit dem Paratau auf sich hat, und wenn es nach ihnen ginge, würden sie sämtliche Tränen abernten und keine einzige für uns Kartanin übriglassen. Wir dürfen sie nicht unterschätzen!«

»Das werden wir auch nicht tun«, sagte ein Roboter, der plötzlich neben Dao-Lin-H'ay auftauchte.

»Dann zerstört dieses Schiff, bevor es die Position von Vaalusa an die anderen Terra-Schiffe weitergeben kann!«, forderte die Kartanin.

»Das ist nicht nötig«, behauptete der Roboter ruhig und emotionslos.

»Warum nicht?«, fragte Dao-Lin hartnäckig.

»Weil es eine Verhandlung zwischen den Hohen Frauen der Kartanin und den Vertretern der Kosmischen Hanse gibt. Dieser Terraner – Adams, du kennst ihn bereits – ist darauf aus, Frieden mit den Kartanin zu schließen. Er ist zu Zugeständnissen bereit.«

»Das glaube ich gern«, murmelte Dao-Lin.

Sie erinnerte sich noch recht gut an diesen Terraner, der ihr Gefangener gewesen war und sich – fast – zu einem Freund gemausert hatte. Gerade darum nahm sie es ihm übel, dass er sie hatte bespitzeln lassen – wie anders war es zu erklären, dass die Terraner plötzlich ausgerechnet hier, auf Vaalusa, aufgetaucht waren?

»Die Hohen Frauen werden ihm ein Geschäft anbieten«, fuhr der Roboter fort. »Und er wird darauf eingehen. Er wird Paratau bekommen. Das wird ihn besänftigen. Wir werden versprechen, dass die Kartanin künftig das Gebiet der Terraner und aller mit ihnen verbündeten Völker nicht anfliegen werden, und wir werden dafür fordern, dass sie sich dafür aus unserer Galaxis fernzuhalten haben.«

»Das wird sie nicht hindern«, meinte Dao-Lin skeptisch. »Abgesehen davon wird die WAGEIO sofort weitermelden, was man hier auf Vaalusa entdeckt hat.«

»Die Hohen Frauen werden es noch weit früher wissen. Gedanken reisen schneller als Funkwellen. Der Pakt wird geschlossen sein, bevor Adams von Vaalusa Kenntnis erhält.«

»Und du glaubst, dass ihn das aufhalten wird?« Dao-Lin-H'ay war erbost – sie vergaß vorübergehend, dass sie nur einen Roboter vor sich hatte. »Er wird doch ...«

Sorge dich nicht!, sagte die Stimme von Ardustaar. Das ist alles nicht so wichtig, wie du glaubst.

»Was könnte wichtiger sein?«, fragte Dao-Lin-H'ay ernüchtert und fast ein wenig kleinlaut.

Lao-Sinh!, erklärte die Stimme ruhig.

*

Dao-Lin-H'ay hatte dieses Wort schon früher gehört – vorzugsweise in ihrer Kindheit. Alte Kartanin erzählten den Kindern gerne von einem geheimnisvollen Ort, von dem niemand wusste, wo er wohl liegen mochte, und die meisten Geschichten hatten denn auch eigentlich nur die Suche nach diesem Ort zum Inhalt. Über Lao-Sinh selbst wurde in diesen Geschichten so gut wie nichts berichtet, aber gerade das reizte die Phantasie der Kartanin.

Dao-Lin hatte diese Geschichten schon fast völlig vergessen, aber jetzt kehrten plötzlich alle damit verbundenen Erinnerungen zurück. Sie erschrak darüber. Sie hielt sich selbst für eine vernünftige, logisch denkende Kartanin, völlig frei von abergläubischen Vorstellungen. Lao-Sinh – das Paradies, die Zukunft ohne Krieg und Kampf, das Gelobte Land – ein Märchenreich für Kinder und Alte, die den Anforderungen der Realität noch nicht oder nicht mehr gewachsen waren. Mehr steckte nicht dahinter.

Du irrst dich!, sagte die Stimme von Ardustaar. Es gibt Lao-Sinh, und du wirst es hören und spüren, denn deine Fähigkeiten reichen aus, um die gewaltige Entfernung zu überbrücken.

»Dann existiert es also wirklich? Aber warum haben wir es dann nicht längst gefunden? Es gibt genug Narren, die danach suchen!«

Es befindet sich weder in unseren Köpfen noch in unseren Herzen, erklärte die Stimme, auch wenn man es dort besonders oft sucht. Es liegt in den Tiefen des Alls, vierzig Millionen Lichtjahre von Ardustaar entfernt. Aber Worte werden dich nicht überzeugen können. Du wirst eine Reise machen – nicht nach Lao-Sinh, denn dazu wäre es jetzt noch zu früh, aber an einen Ort, von dem aus du das Ziel erkennen wirst. Folge dem Roboter – du darfst ihm vertrauen!

Dao-Lin-H'ay wusste noch immer nicht, was sie von der Stimme von Ardustaar, von Vaalusa und den seltsamen Vorgängen auf diesem Planeten halten sollte, aber sie fand, dass es nun auch nicht mehr darauf ankam. Der Paratau-Fänger war zerstört, sie selbst saß auf diesem Giftplaneten fest, und ihren Posten als Protektorin der MASURA war sie offenbar ohnehin längst losgeworden. Warum sollte sie nun nicht auch noch einem Roboter vertrauen und eine Reise antreten, von der sie nicht wusste, wohin sie führte?

Vielleicht sah sie am Ende wirklich das Lao-Sinh – dies alles glich einem verrückten Traum, in dem buchstäblich alles denkbar war.

Der Roboter führte sie hinauf in die oberen Teile der Werftanlagen, wo man so unverfängliche Dinge wie Waffen und Beiboote konstruierte, und lotste sie zu einem Hangar.

Dao-Lin-H'ay kniff ihre schrägen Katzenaugen zu schmalen Schlitzen zusammen, als sie das Schiff vor sich sah. Das war ohne jeden Zweifel die KASAMU, jenes Raumschiff, das die Kartanin nach Vaalusa gebracht hatte. Dao-Lin verband keine besonders angenehmen Erinnerungen mit der KASAMU und ihrer Besatzung.

»Da hinein?«, fragte sie den Roboter skeptisch.

»Ja«, erwiderte die Maschine lakonisch und händigte Dao-Lin einen Kasten aus. Sie klemmte ihn sich unter den Arm und betrat mit gemischten Gefühlen die KASAMU.

»Ich habe dich erwartet«, sagte eine Stimme, als sie die Hauptschleuse betrat. Sie zuckte zusammen. Da stand er – Ga-Liu-M'igay, der sich selbst als Protektor der KASAMU bezeichnete, obwohl es keine männlichen Protektoren geben konnte: Männliche Kartanin besaßen keine Psi-Kräfte.

Dao-Lin wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war zu überrascht, denn auf dem Flug nach Vaalusa hatten alle Kartanin an Bord der KASAMU sich gerade so benommen, als sei Dao-Lin-H'ay gar nicht anwesend. Ga-Liu-M'igay hatte ständig an ihr vorbeigeblickt und auf Fragen nur völlig nichtssagende Antworten erteilt. Oft hatte er sich nicht einmal dazu herabgelassen, sondern einfach nur geschwiegen.

Warum gab er sich jetzt plötzlich so mitteilsam?

Er schritt neben ihr her und erklärte ihr ausführlich, dass der Flug sie bis an den Rand von Ardustaar führen würde. Er machte so viele Worte über diese leicht begreifliche Tatsache, dass Dao-Lin ungeduldig wurde.

»Das reicht«, sagte sie ziemlich schroff. »Ich habe diese Galaxis bereits von außen gesehen. Du brauchst mir keine Vorträge darüber zu halten.«