Perry Rhodan 1667: Die Früchte des Wissens - Robert Feldhoff - E-Book

Perry Rhodan 1667: Die Früchte des Wissens E-Book

Robert Feldhoff

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Beschreibung

Er träumt vom Jenseits-Land - Atlan begeht einen tödlichen Fehler Im Jahr 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, haben die Galaktiker, die mit der BASIS am Rand der Großen Leere operieren, erste Erkenntnisse gewonnen. Worin aber das "Große Kosmische Rätsel" besteht, das sie in diesem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zu vermuten haben, ist ihnen immer noch nicht bekannt. Die Terraner und ihre Verbündeten fanden - rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt - die ersten "unglaublichen" Planeten. Mittlerweile entwickelte sich auch eine phantastische Verbindung zwischen der Großen Leere und der näheren Umgebung der Milchstraße: Eine ertrusische Kampfgruppe, die auf dem Sampler-Planeten Noman verschwunden war, kam auf dem Ennox-Planeten Mystery heraus und verunsicherte mit ihren Aktivitäten die Verantwortlichen in der Lokalen Gruppe. Perry Rhodan und die 12.000 Besatzungsmitglieder der BASIS bleiben davon noch unberührt. Sie forschen weiter in den bislang unbekannten kosmischen Regionen - und erhalten von dem Ennox Philip die Koordinaten der "unglaublichen" Planeten. Mehrere Expeditionen schwärmen aus. Reginald Bull und Michael Rhodan, Alaska Saedelaere und Gucky erforschen verschiedene Sampler-Welten, ebenso Perry Rhodan. Der uralte Arkonide Atlan und die Besatzung der ATLANTIS haben ebenfalls ein Ziel - sie steuern den Planeten Canaxu an und finden dort DIE FRÜCHTE DES WISSENS ...

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Nr. 1667

Die Früchte des Wissens

Er träumt vom Jenseits-Land – Atlan begeht einen tödlichen Fehler

von Robert Feldhoff

Im Jahr 1206 NGZ, was dem Jahr 4793 alter Zeitrechnung entspricht, haben die Galaktiker, die mit der BASIS am Rand der Großen Leere operieren, erste Erkenntnisse gewonnen. Worin aber das »Große Kosmische Rätsel« besteht, das sie in diesem über 100 Millionen Lichtjahre durchmessenden Leerraum zu vermuten haben, ist ihnen immer noch nicht bekannt.

Die Terraner und ihre Verbündeten fanden – rund 225 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt – die ersten »unglaublichen« Planeten. Mittlerweile entwickelte sich auch eine phantastische Verbindung zwischen der Großen Leere und der näheren Umgebung der Milchstraße: Eine ertrusische Kampfgruppe, die auf dem Sampler-Planeten Noman verschwunden war, kam auf dem Ennox-Planeten Mystery heraus und verunsicherte mit ihren Aktivitäten die Verantwortlichen in der Lokalen Gruppe.

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide erreicht die Sampler-Welt.

Niisu – Ein Trepecco sucht das Jenseits-Land.

Cessie Briehm – Die Exo-Ökologin hat eigene Vorstellungen.

Aktet Pfest – Der Überschwere ist Chef des ATLANTIS-Landekommandos.

Philip

1.

Abflug

Wie sehr sie an Bord der ATLANTIS unerwünscht war, merkte Cessie Briehm sehr schnell, und es war auch nicht zu übersehen. Am 10. April 1206 NGZ wechselte sie von der BASIS in den arkonidischen 500-Meter-Raumer. Es gab kein Empfangskommando; stattdessen nur den Hinweis, dass sie der 1. Kosmonaut Mirrit zu einem Gespräch erwarte.

Kugelraumer waren im Grunde alle gleich aufgebaut, mit einem zentralen Antigravschacht und einer Kommandobrücke im Mittelpunkt. Nur dass man in der ATLANTIS von Vakuum-Express-Liften durch den Schacht geschossen wurde, anstatt gemächlich hindurchzuschweben.

Immerhin fand sich Cessie zurecht. Den Triumph, einen dieser hochnäsigen Arkoniden um Hilfe bitten zu müssen, gönnte sie ihnen nicht. Es hätte nur bestätigt, was ohnehin klar war: nämlich dass man ihre Anwesenheit für höchst überflüssig erachtete.

Die Zentrale war kugelförmig. Es gab drei verschiedene Decks, und jedes einzelne wimmelte von geschäftigem Personal. Niemand schenkte ihr Beachtung. Über die Panoramagalerie verfolgte sie den Start. Zunächst im Schneckentempo, dann immer schneller driftete der riesenhafte Körper der BASIS aus dem Blickfeld. Drei weitere Körper vollzogen jede Bewegung der ATLANTIS nach. Der erste war der 100-Meter-Kreuzer BAS-KR-39, dessen Eigenname LAIRE lautete; benannt nach einem Roboter, der vor langer Zeit Perry Rhodan und Atlan begleitet hatte. Körper Nummer zwei erinnerte – angeblich – an einen terranischen Raubfisch, einen Barracuda. Es war das Schiff der beiden Arcoana Colounshaba und Pulandiopoul, die LAMCIA. Und der dritte Körper schließlich war der kleinste. Die TARFALA, das Schiff des Nakken Paunaro, bestand aus einer kugelförmigen Zelle und drei Zacken, die in Flugrichtung herausragten und das Schiff auf eine Gesamtlänge von 50 Metern brachten. In der Zentrale der ATLANTIS hätte es reichlich Platz gefunden.

Cessie schaute lange auf den Betrieb in der Zentrale.

Zehn Minuten vergingen ereignislos. Dann der Übertritt vom Normalraum in den Hyperraum – was allerdings nicht bedeutete, dass sich jemand ihrer angenommen hätte. Hätte sie gewusst, wer von all diesen Arkoniden Mirrit war, sie hätte sich bemerkbar gemacht. Aber so ... Hinten, auf dem eigentlichen Kommandodeck, erkannte sie den Arkoniden Atlan, auch die Kommandantin des Schiffes, Theta von Ariga. Da ihr Ansprechpartner aber Mirrit hieß, fasste sich Cessie in Geduld. Von einem freien Platz aus schickte sie ihre Botschaft los. Der Schiffssyntron übermittelte an Mirrits Terminal die Nachricht, Cessie Briehm von der BASIS warte an Besuchersessel Nummer 30.

Eine Stunde verstrich. Und endlich tauchte ein dürrer, hoch gewachsener Mann mit schneeweißen Haaren auf.

»Mein Name ist Mirrit«, begrüßte er sie reserviert. »Du bist die Exo-Ökologin, korrekt?«

»Das stimmt!«

»Dann muss ich dir sagen, dass wir an Bord der ATLANTIS sehr gut ohne deine Hilfe auskommen. Aber es ist zu spät. Du erhältst deine Kabine und deine Mahlzeiten wie jeder andere an Bord.«

Cessie erhob sich. Sie war zwei Köpfe kleiner als der andere. Wenn er jedoch gehofft hatte, sie so leicht abzufertigen, hatte sich dieser Mirrit sehr getäuscht.

»Mir wurde gesagt, dass an Bord der ATLANTIS bisher kein Exo-Ökologe mitfliegt«, sagte sie.

»Wir haben Spezialisten genug«, entgegnete der Arkonide abweisend.

»Aber keinen Exo-Ökologen.«

»Du verstehst mich nicht, Cessie. Wir brauchen so etwas nicht. Du weißt ganz genau, weshalb du an Bord bist. Weil auf der BASIS ein Teil der Expeditionsleitung uns nicht über den Weg traut. Ich weiß nicht, wer es war, der uns deine Anwesenheit eingebrockt hat. Aber ich weiß, dass wir uns gewaltig darüber ärgern.«

»Das ist nicht meine Schuld.«

»Nein«, räumte er ein.

»Dann bitte ich dich, Folgendes zur Kenntnis zu nehmen: Die Coma-Flotte untersteht dem Galaktikum. Du kennst die Gesetze, was den Umgang mit fremden Welten und fremden Völkern angeht. Sie dienen dem Schutz dieser Fremden. Sie sind nicht dazu da, den Arkoniden Steine in den Weg zu legen.«

»Theorie.« Mirrit verzog abfällig die Lippen, seine rötlichen Augen blitzten empört. »Die Praxis sieht anders aus, und das weißt du.«

»Deshalb bin ich dabei. Wir Galaktiker haben nicht das Recht, einfach in der Gegend herumzufliegen und andere zu schädigen.«

»Ich weiß nicht, was für Gedanken du in deinem Hirn wälzt. So etwas wird nicht geschehen. Du kannst alles überprüfen, Cessie Briehm, und hinterher fertigst du deinen Bericht an. Ich denke, damit hätten wir es.«

»Keineswegs«, gab sie unerschrocken zurück. »Ich verlange jederzeit Einblick in die Entscheidungen der Schiffsführung, soweit sie fremdes Territorium betreffen. Und das ist hier an der Großen Leere so ungefähr alles. Ferner verlange ich Zutritt zur Kommandobrücke. Hinzu kommt das übliche Vetorecht.« Sie lächelte sarkastisch. »Natürlich nur für den Fall, dass eine Handlung dieser Expedition gegen geltendes Recht verstößt.«

Nun hatte es Mirrit die Sprache verschlagen. Er hob den Kopf und starrte sie aus fassungslos geweiteten Augen an.

»Das hat uns gerade noch gefehlt ...«, sagte er nach einer Weile. »Du musst beschränkt sein, wenn du glaubst, dich hier so aufführen zu können.«

»Ich kann, Mirrit. Und ich empfehle dir, die entsprechenden Passagen nachzulesen.«

2.

Das Land Boor

Es war der Tag, an dem Niisu und seine Sterngefährtin Cahlie von ihrem Stamm getrennt wurden. Und das war gleichbedeutend mit dem Tod.

Schuld hatte das Unwetter. Morgens strichen erste Vorboten über den Wald: grünlich schimmernde Wolkenfelder unter einem Himmel aus Violett, dazu die Schwärme von Zasavögeln, die auf dem Weg ins nahe Gebirge waren. Dort gab es Schutz vor den tödlichen Windböen. Im Fels existierten tausend Nischen und Überhänge, die der furchtbare Fallwind nicht erreichen konnte. Niisu starrte auf die eisbedeckten Gipfel. Ganz nahe schienen sie ihm, obwohl er wusste, dass es nur an der dünnen Luft des Hochlands lag.

Sie waren ein Volk von Läufern. Aber dieses Ziel war viel zu weit. Ein halber Tageslauf durch das umliegende Dickicht – während der Sturm in spätestens zwei Stunden beginnen würde. Außerdem wären sie dem Sturm nur entgegengerannt, denn genau vom Gebirge her zog das Wetter auf.

Cahlie war die Erste, die das nahende Verhängnis sah.

Er spürte, wie sich in seinem Nacken der Griff ihrer Beine versteifte.

»Wir kriegen Schwierigkeiten, mein lieber Niisu ... echte Schwierigkeiten!«

Cahlie war schwanger. Niisu spürte über ihre Nabelschnur den pulsierenden Strom. Sei ganz ruhig, Sterngefährtin. Die Aufregung wird unserem Nachkommen schaden. Er hatte keine Ahnung, was ein Sturm im Land Boor exakt bedeutete. Die Frauen wissen es, dachte er, denn sonst wären wir verloren.

Cahlie zischte leise.

Die vier anderen Späherinnen, die zu ihrem Stamm gehörten, merkten auf. Als kleine, verschrumpelte Gestalten starrten sie über die Köpfe ihrer Gefährten hinweg. Keine war aufgerichtet mehr als einen halben Meter groß. Doch ihre wachen Augen sahen mehr als die der Männer, sehr viel mehr.

»Das Unwetter! Es ist viel zu nahe! Wir brauchen einen Unterstand!«

Siebzehn Läufer gehörten zu ihrem Stamm. Sie zerstreuten sich binnen zehn Sekunden, irrten durch die Farngebiete und suchten nach einer Stelle, an der man sich eingraben konnte. Und wieder war es Cahlie, die als Erste Erfolg hatte. Sie rief alle mit Geschrei heran. Im Dickicht gab es eine flache Stelle. Niisu selbst sah nur die rote Färbung der Gewächse; für sie jedoch, die so viel mehr aus der Frucht verdauen konnte als er, war der Hinweis deutlich.

»Grabt da!«, gebot sie. »Die Wurzeln reichen nicht sehr tief.«

Niisu bückte sich; doch ein schnaubendes Geräusch ließ ihn in der Bewegung stocken. Einer der Nomaden hatte sich hoch aufgerichtet. Es war Hapt, der schnellste Läufer des Stammes.

»Versuchen wir es mit dem Gebirge«, schlug er vor. »Da liegt unser Ziel! Ihr wisst das genauso wie ich. Wenn wir uns beeilen, schaffen wir es.«

Seine Haut war fast schwarz, die Haare waren dagegen hell, und sein Gewand war das bei weitem zerrissenste von allen. Hapts Verdauung arbeitete nicht besonders gut. Ständig neigte er zum Leichtsinn, immer waren seine Kenntnisse von dem Land, durch das sie sich bewegten, die geringsten. Noch nie in seinem Leben hatte er eine Frau getragen oder einen Nachkommen gezeugt; aber das war kein Wunder, denn eine Frau suchte sich ihren Partner gründlich aus.

»Schluss!«, entgegnete Niisu. »Wir schenken den Sterngefährtinnen Glauben. Du kannst auch allein gehen, Hapt.«

»Ich verlange, dass wir reden.«

»Dazu bleibt keine Zeit.«

»Wenn wir die falsche Entscheidung treffen, geht noch mehr Zeit verloren.«

»Die Entscheidung kann nicht falsch sein«, versetzte Niisu zornig. »Keiner sollte zweifeln. Nicht in diesem Augenblick.«

Hapt verschluckte eine böse Erwiderung. Wortlos machten sich die Läufer an die Arbeit. Die Frauen blieben auf ihren Schultern hocken und lauschten angestrengt.

»Still!«, sagte plötzlich eine.

Nur dieses eine kurze Kommando, doch es war genug. Alle hielten inne. Durch das Unterholz drang ein Geräusch von berstendem Holz. In Niisus Geist entstand das Bild eines fürchterlichen, tödlichen Räubers, der bei Nacht auf Beutezug ging – und den er niemals in seinem Leben gesehen hatte. Ein Brehem wog zehnmal mehr als jeder Läufer. Durch seine gestreifte, dunkle Gestalt war es im Wald des Landes Boor beinahe unsichtbar. Und jetzt, da es den Wetterumschwung nahen spürte, wurde es gefährlich munter.

»Das Ding verschwindet«, flüsterte Hapt. Er war bleich geworden, lächelte aber schon wieder. »Es entfernt sich.«

Niisu schaute fragend auf die Frauen.

»Ja«, sagte eine. »Er hat Recht. Weiter.«

Ganz in der Nähe stob in heller Panik ein Dutzend Zasavögel aus dem Unterholz. Es war höchste Zeit, sogar für sie. Niisu und die anderen erstarrten nur sekundenlang. Sie rissen ihre Lederbeutel von den Hüften und holten die Messer heraus. Damit pflügten sie knietief den Boden um. Ihre Frauen balancierten auf den Rücken und riefen kurze Kommandos. Mit aller Kraft arbeitete er, ebenso wie Hapt, Seite an Seite mit den anderen, und schon bald spürte er seine Arme erlahmen. Die gerodete Mulde wuchs, bis sie siebzehn Läufer aufnehmen konnte. Nicht mehr als eine halbe Stunde brauchten sie dafür.

»Das reicht!«, kommandierte Cahlie. »Suchen wir Steine!«

Niisu richtete sich aus der Hocke auf. Er reinigte hastig sein Messer, indem er es durch ein Stück Baumrinde zog, und folgte Cahlies Wink in Richtung Norden. Wir benötigen weiches Gestein. Damit wir es schneller bearbeiten können, als der Sturm da ist.

Eine Lichtung brauchten sie ... Dort fand man Baumaterial von der Sorte, die sie wollten.

»Siehst du etwas, Cahlie?«

»Ich glaube schon. Dahinten, im Schatten.«

Zwischen Farngewächsen lag jede Menge Geröll. Das meiste sah aus wie Granit oder hartes Vulkangestein, man konnte es nicht verwenden. Die weichen, rötlichen Klumpen zwischendrin lohnten den Aufwand kaum. Dennoch bückte sich Niisu, nahm sein Messer zur Hand und grub zwei der dicksten Brocken aus. Beide waren so groß wie sein Schädel. In jede Armbeuge nahm er einen, und so beladen wankte er zur Mulde zurück. »Ho! Ihr seid die Letzten!«, rief Hapt von weitem. »Beeilt euch!«

Da, wo der ausgehobene Abfall lag, stapelten sich zwanzig Steine. Die anderen waren längst schon an der Arbeit. Mit ihren spitzen Hämmern schlugen sie auf die Steine ein, mit irrsinnigem Tempo, dem das Auge eines Nomaden kaum zu folgen vermochte. Nur einer der Nomaden legte geringeres Tempo vor: Loomo, der Alte, der zwar noch mit dem Stamm Schritt halten konnte, aber häufig schon zur Last fiel. Niisu hockte sich neben ihn. Eines seiner Hammerwerkzeuge reichte er Cahlie hoch, das andere benutzte er selbst. Sie brauchten keine zwei Minuten. Jeder verwandelte einen Brocken in brauchbares Mauergestein.

»Das ist nicht genug.«

»Nein, Niisu ... längst nicht!«

Ein zweites Mal machten sie sich auf den Weg, in dieselbe Richtung, nur die Lichtung war eine andere. Hier fanden sie optimales Material. Die Steine waren so fest wie nötig und so weich, dass man sie bequem in Form hauen konnte. Windböen wirbelten Blätter von den nahen Bäumen. Ein erster Eiszapfen stürzte vom Himmel und drang in seinen Rücken. Als Cahlie über die Stelle wischte, war an ihren Fingern Blut.

»Schneller!«, rief sie.

Niisu grub die Steine aus.

Wieder waren es zwei, so viel er eben tragen konnte.

»Hier ist es gut«, sagte er. »Wir kommen gleich noch einmal wieder.«

»Leise, Niisu ... Besser nicht.«

Cahlie lehnte sich nach vorn und deutete auf sonderbare Spuren im Schlamm. Sie sahen aus wie die Löcher, die entwurzelte Bäume hinterließen.

»Das war das Brehem. Sein Bau ist ganz in der Nähe. Ich rieche es ... Wir meiden diese Stelle lieber.«

»Das Brehem ist längst im Bau verschwunden. Du brauchst keine Angst zu haben, Sterngefährtin.«

»Davon verstehst du nichts, Niisu. Du hast die falsche Frucht gegessen. Also los!«

Er warf einen raschen, gehetzten Blick zum Horizont. Die eisbedeckten Gipfel des Gebirges, so großartig ihr Anblick sonst war, wirkten wie eine tödliche Drohung. Immer mehr zog sich der Dunst am Himmel zusammen. Ein zweiter winziger Zapfen aus Eis traf ihn, diesmal mitten ins Gesicht. Dass nur Cahlie nicht verletzt wird. Sie ist empfindlich.

So schnell er konnte, trug er seine Sterngefährtin und die beiden Brocken zur Mulde zurück. Es fehlte nicht viel. Hapt, der alte Loomo und ein paar andere fingen an, das Kuppeldach zusammenzuleimen. Aus den Rinden der Bäume pressten sie klebrigen Saft, schon fügten sie an den Rändern der Mulde die ersten Ziegel zusammen. Der Saft diente dabei als schnell bindender, luftdurchlässiger Mörtel – den nicht einmal der schärfste Eiszapfen durchschlagen konnte.

Niisu und Cahlie hämmerten an ihren Brocken herum. Drei weitere Steine wurden herangeschleppt. Die Nomaden arbeiteten perfekt zusammen, und es gab keinen, der nicht seinen Platz gekannt hätte. Sechs Läufer sorgten für frischen Rindensaft. Die übrigen stützten mit ihren Armen das Dach, bis es ausgehärtet war.

Binnen weniger Minuten entstand eine fast lückenlose steinerne Kuppel über einer Mulde aus Schlamm.

»Es sind immer noch zu wenige Steine«, stellte Cahlie tonlos fest.

»Wir lassen Atemlöcher«, schlug eine zweite Frau vor. »Wenn wir Glück haben, bläst der Wind nur in eine einzige Richtung.«

»Nein!«, versetzte Cahlie. »Ich habe eine bessere Frucht gegessen als ihr alle. Ich weiß, dass sich der Wind im Wald verfangen wird. Er wird aus jeder Richtung blasen. Wir brauchen Steine.«

»Aber wer ...?«

»Ich und Niisu gehen. Wir kennen eine Stelle.«

»Das Brehem«, flüsterte Niisu.

Und sie gab ebenso leise zurück: »Wir schaffen es schnell genug.«

Derweil war die Kuppel fast fertig gestellt. Nur ein kleines Loch klaffte noch, durch das ein erwachsener Läufer gerade ins Innere kriechen konnte. Es sah aus, als habe sich eine gepanzerte Riesenechse in den Schlamm gegraben. Dasselbe Prinzip, überlegte Niisu: Schutz funktionierte überall auf dieselbe Weise, welches Land man auch durchwanderte.

Cahlie stieß ihn in die Seite.

Hapt, Loomo und die anderen krochen durch das Loch.

»Sorgt für Rindensaft!«, rief Niisu noch, bevor er sich in Bewegung setzte.