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Die Aktion der Spindelwesen - Reginald Bull in Nöten Die große galaktische Expedition zur Großen Leere, die über die gigantische Entfernung von 225 Millionen Lichtjahren ging, brachte ein auf den ersten Blick mageres Ergebnis: Die Terraner und ihre Verbündeten konnten 20 spindelförmige Objekte bergen, dazu 20 Segmente, die offensichtlich zu diesen Spindeln gehören. Perry Rhodan und seine Freunde können aufgrund ihrer Erkenntnisse davon ausgehen, dass Spindeln und Segmente mit dem "Großen Kosmischen Rätsel" zusammenhängen. Wahrscheinlich haben sie auch einen Bezug zu jener gigantischen Gefahr, die vor zwei Millionen Jahren im Bereich der Großen Leere aktiv war und offensichtlich noch irgendwo im Hintergrund lauert - gefährlich auch für die Menschheitsgalaxis. Der Forschungseifer der Galaktiker wurde geweckt. Seit der Rückkehr der BASIS in die Milchstraße haben die Experimente auf dem Saturnmond Titan und auf dem Planeten Halut erste Ergebnisse gebracht. Bei den halutischen Experimenten entstand ein Pseudo-Haluter, und auf Titan sowie Raumstationen in der Galaxis schufen die Terraner ihrerseits mehrere Pseudo-Terraner. Diese Spindelwesen verfügen über bewundernswerte Intelligenz und unglaubliche Körperkräfte, sie scheinen zudem von ungebremster Neugierde erfüllt zu sein. Und sie beginnen in immer stärkerem Maße, ihre eigenen Pläne zu entwickeln und durchzusetzen. Das zeigt sich auch beim RENDEZVOUS AUF PHEGASTA ...
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Nr. 1689
Rendezvous auf Phegasta
Die Aktion der Spindelwesen – Reginald Bull in Nöten
von Susan Schwartz
Die große galaktische Expedition zur Großen Leere, die über die gigantische Entfernung von 225 Millionen Lichtjahren ging, brachte ein auf den ersten Blick mageres Ergebnis: Die Terraner und ihre Verbündeten konnten 20 spindelförmige Objekte bergen, dazu 20 Segmente, die offensichtlich zu diesen Spindeln gehören. Perry Rhodan und seine Freunde können aufgrund ihrer Erkenntnisse davon ausgehen, dass Spindeln und Segmente mit dem »Großen Kosmischen Rätsel« zusammenhängen. Wahrscheinlich haben sie auch einen Bezug zu jener gigantischen Gefahr, die vor zwei Millionen Jahren im Bereich der Großen Leere aktiv war und offensichtlich noch irgendwo im Hintergrund lauert – gefährlich auch für die Menschheitsgalaxis.
Der Forschungseifer der Galaktiker wurde geweckt. Seit der Rückkehr der BASIS in die Milchstraße haben die Experimente auf dem Saturnmond Titan und auf dem Planeten Halut erste Ergebnisse gebracht. Bei den halutischen Experimenten entstand ein Pseudo-Haluter, und auf Titan sowie Raumstationen in der Galaxis schufen die Terraner ihrerseits mehrere Pseudo-Terraner.
Reginald Bull – Der Terraner landet in Gefangenschaft.
Alaska Saedelaere – Der ehemalige Maskenträger in der Hand der FAMUG.
Julian Tifflor – Er hat Pech bei der Zusammenführung der Spindelwesen.
Fünf und Sechs – Zwei Spindelwesen entwickeln eigene Pläne.
Trajus von Klaphor
Reginald Bull
Ich weiß nicht, was ich mit diesem Geschöpf noch anfangen soll. Fünf ist so ganz anders, als wir es erwartet haben und als wir es von den Erfahrungen mit den anderen Spindelwesen her gewohnt waren.
Fünfs ganzes Verhalten steht in vollkommenem Gegensatz zu seinem Äußeren. Er ist ein großer, massiger Mann, eine eindrucksvolle Erscheinung – solange er sich nicht bewegt und man ihn nicht zu genau betrachtet.
Irgendwie ist alles an ihm grau, seine Haare, seine Augen, seine Haut; er bewegt sich langsam und schleppend und dehnt fast jedes Wort in die Länge, als ob er jeden Moment dabei einschlafen würde. Ich habe unzählige Male versucht, seine Aufmerksamkeit zu erregen, zuletzt spielte ich noch meine letzte Trumpfkarte aus und versprach ihm, dass er bald mit einem Artgenossen zusammentreffen würde. Aber auch das interessierte ihn nicht, und ich konnte meine Enttäuschung vor den anderen kaum verbergen.
Ja, ich bin enttäuscht. Nach den bisherigen Erfolgen mit den Spindelwesen Eins und Zwei habe ich mir etwas anderes vorgestellt. Diese nehmen lebhaften Anteil an der Umwelt und saugen alles Wissen gierig wie ein Schwamm in sich auf. Über ihre wahren Fähigkeiten wissen wir bisher nahezu nichts, außer dass sie in der Lage sind, unglaublich viel Wissen innerhalb kürzester Zeit in sich aufzunehmen, und dass sie über außerordentliche Körperkräfte verfügen. Um mit Eins zusammenzutreffen, ist Zwei sogar durch eine Plastwand hindurchgebrochen.
Wir können täglich mit einer neuen Überraschung dieser geheimnisvollen Wesen rechnen, die über sich selbst genauso wenig wissen wie wir über sie. Bisher kommt mir ihr Verhalten allerdings kaum methodisch, sondern eher instinktiv und zwanghaft vor, eine fast motorische Handlungsweise wie beispielsweise bei einem Pferd, das schon wenige Minuten nach der Geburt versucht, aufzustehen und umherzulaufen.
Fünf jedoch ist ganz anders. Er lernt nur sehr widerwillig, obwohl er alles, was wir ihm anbieten, durcharbeitet, als könnte er den inneren Zwang nicht unterdrücken, nur verzögern. Zumeist steht er einfach nur da und starrt vor sich hin; ich weiß nicht, ob er über etwas nachgrübelt oder überhaupt nichts denkt. Er scheint auch keine besonderen Bedürfnisse zu haben. Gelangweilt nimmt er alles hin, was wir ihm anbieten, lässt sich wie ein Schlafwandler führen und bemuttern.
Manchmal, wenn er wieder besonders lange – und von uns nicht gestört – dagestanden und vor sich hin gestarrt hat, erwacht er wie ein Somnambule für wenige Augenblicke aus seiner Lethargie, kommt zu mir und fängt an, Fragen zu stellen: immer dieselben. Ich habe ihn einmal darauf hingewiesen, aber er ging nicht darauf ein. Meine Hinweise oder Gegenfragen interessieren ihn überhaupt nicht, nur meine Antworten.
Er redet entnervend langsam, aber wohlmoduliert und deutlich. Er spricht perfektes Interkosmo und kann sich gewählt ausdrücken. Ich frage mich, was er inzwischen noch alles kann, von dem ich keine Ahnung habe.
Wartet er auf etwas? Verstellt er sich wie Sieben und wartet auf den richtigen Moment, etwas zu tun? Aber was? Weshalb belebt ihn nicht einmal die Aussicht darauf, bald mit einem Artgenossen zusammen zu sein?
Alaska warnte mich erst gestern davor, mich zu intensiv mit Fünf zu beschäftigen. Aber ich kann nicht anders. Ich war bei seiner Entstehung dabei und fühle mich irgendwie verantwortlich für ihn; ich kann nicht erklären, weshalb.
Manchmal erinnert mich das, was wir da tun, an die alte Frankenstein-Geschichte. Wir erschaffen Wesen, über die wir keine Kontrolle haben. Wir wissen nicht, wer sie sind, wie sie denken und fühlen. Noch weniger wissen wir, was sie tun werden, wenn sie ihre Bestimmung herausgefunden haben.
Dieser Gedanke jagt mir unweigerlich Schauer den Rücken hinunter, denn ich erinnere mich dabei an das ursprüngliche Wesen Nummer Zwei, das zu einem Monster wurde und beinahe ein Schiff mitsamt Besatzung vernichtet hätte.
Wir müssen es tun, ohne Frage. Wir müssen sie zusammenführen, wenn wir jemals herausfinden wollen, was ihre – wie soll man es ausdrücken? – Schöpfer mit ihnen vorgehabt haben.
Warten
»Wo ist Fünf?«, erkundigte sich Alaska Saedelaere, als er Reginald Bull in einem Fitnessraum traf.
»War er denn nicht bei dir?«, erwiderte Bull überrascht. »Ich hatte gerade einen kurze Besprechung mit den Wissenschaftlern.«
»Und dann wolltest du deinen rauchenden Kopf hier auslüften?«, fragte Alaska lächelnd.
»So in der Art«, antwortete Bull lachend. »Bist du schon fertig?«
»Nein, ich bin selbst gerade erst eingetroffen. Trainieren wir gemeinsam?«
»Gern.« Bull zögerte. »Denkst du, wir sollten nach Fünf suchen?«
»Wozu?« Alaska hob die Schultern. »Weglaufen kann er nicht, schließlich befinden wir uns auf einem Raumfort. Ich finde es auch nicht schlecht, wenn er einmal etwas aus einer Eigeninitiative heraus tut. Wenn wir sofort wieder mit Argusaugen hinter ihm her sind, unterdrücken wir das nur.«
»Hm. Willst du damit sagen, dass ich mich zu viel um ihn kümmere?«
»Nein. Du tust schon das Richtige. Wir sind alle in einer schwierigen Situation. Und ich gebe zu, dass ich es mir leichter vorgestellt hatte.«
»Gerade du?« Bull schmunzelte. »Eigentlich sollte dir Fünfs Verhalten gar nicht so unbekannt sein. Wahrscheinlich hat er was von deiner früheren Melancholie abgekriegt.«
Saedelaere fuhr unwillkürlich mit der Hand an die Wange. Kurz vor der Rückkehr von der Großen Leere zur Milchstraße hatte er beinahe sein Gesicht verloren. Die Verbrennungen waren inzwischen vollkommen verheilt, es gab keine Spuren mehr davon. Und dennoch hatte dieser Vorfall viele Erinnerungen geweckt; an eine Zeit, in der er eine Maske hatte tragen müssen, weil jeder, der in sein Gesicht sah, wahnsinnig wurde.
In der Heilphase während des Rückflugs der BASIS, in der Alaska gezwungen gewesen war, sich still zu verhalten, war vieles in ihm wieder erwacht, mit dem er sich auseinander setzen musste. Zum wievielten Mal nun? Aber er hatte sich nicht davontragen lassen wie einst. Diese Zeit war vorbei, ein für alle Mal. Er hatte sich an das Gefühl der Leere gewöhnt, sie war inzwischen zu einem Teil von ihm geworden, wie damals das Cappinfragment und die Maske ein Teil von ihm gewesen waren. Heute war er zwar keineswegs ausgeglichen, aber er hatte wenigstens gelernt, zu lachen und eine gewisse Heiterkeit zu empfinden.
»He, das sollte ein Scherz sein.« Bull stupste Alaska leicht an. »Ich weiß ja, dass er nicht besonders gut war, aber der Vergleich drängt sich einem nun mal auf.«
»Wenn Fünf etwas von einem von uns mitbekommen hat, dann höchstens von dir«, entgegnete Saedelaere mild. »Die Figur nämlich, nur etwas größer, voluminöser ...«
»Unverschämtheit, das«, knurrte Bull. »Mir fehlen vielleicht ein paar Zentimeter zur athletischen Vollkommenheit, aber mein Körperumfang besteht nur aus Muskeln, ist dir das klar? Dich stecke ich allemal noch in die Tasche.«
*
Später kehrte Bull erfrischt und gut gelaunt in seine Räume zurück. Er hatte sich eine Zimmerflucht einigermaßen wohnlich eingerichtet, da er nicht wusste, wie lange sie sich auf dem Raumfort aufhalten würden. Das Fort, das sich in der Nähe von Wild Man befand, war einst von den Cantaro übernommen und inzwischen zu einer Forschungsstation umgebaut worden. Es hatte sich daher für ein Spindelexperiment angeboten.
Selbstverständlich wussten nur eingeweihte Leute, wo welches Experimentalkommando stationiert war; die Fäden liefen alle bei Perry Rhodan zusammen, der derzeit vom HQ Hanse in Terrania aus die Organisation des Unternehmens leitete.
Reginald Bull war über verschiedene Umwege über die Vorgänge bei den anderen Experimenten von Perry Rhodan insoweit informiert worden, dass die Spindelwesen nicht gefährdet werden konnten, falls die Berichte in die falschen Hände gerieten.
Aber auch so blieb es interessant genug. Bei der Episode mit den Blues auf dem Hanse-Planeten Draffer, dem einzigen Planeten der Sonne Piulin, 25.000 Lichtjahre vom Solsystem entfernt, hatte er unwillkürlich aufgelacht. Die Hanseaten und Blues-Schmuggler gleichzeitig aufzumischen – das musste doch ganz nach Tekeners Geschmack gewesen sein.
Der Bericht über Sieben gefiel ihm weniger. Es war erstaunlich, dass eines der Spindelwesen so etwas wie Verschlagenheit entwickeln konnte. Sie wirkten vor allem in ihrer Gefühlswelt vollkommen unschuldig und unbedarft, noch nicht geprägt von der Umwelt.
Absolut unerfreulich war hierbei die Tatsache, dass Sieben erfahren hatte, dass er nicht der Einzige war. Er hatte vorerst isoliert bleiben sollen, als »Joker« im Hintergrund, bis die Galaktiker herausgefunden hatten, welche Reaktionen die Spindelwesen in den einzelnen Zweiergruppen zeigten.
Die weibliche Nummer Sechs hatte sogar heimlich Kontakt mit ihm aufgenommen, und Julian Tifflor hatte das leider zu spät bemerkt. Beide Wesen waren umgehend voneinander isoliert worden, aber die Experimente nahmen dadurch einen unerwünschten Verlauf. Es wurde schwieriger, mit den künstlich erschaffenen Geschöpfen umzugehen. Sie nahmen nicht mehr alles klaglos hin, sondern schienen gelernt zu haben, Zweifel zu empfinden.
Zum Glück wusste noch keines der Wesen, woraus es entstanden war, aber dies konnte nicht mehr lange vor ihnen geheim gehalten werden. Eins und Zwei waren bereits zusammengeführt worden, Drei und Vier sowie Fünf und Sechs waren als Nächste an der Reihe.
Bei diesem ersten Zusammentreffen zwischen zwei Spindelwesen waren Eins und Zwei regelrecht in einem Informationsaustausch versunken, bei dessen Verlauf sich anscheinend ihre jeweiligen Fähigkeiten potenzierten und ihre übermenschlichen Kräfte zum Tragen gekommen waren.
Noch wirkten sie gut lenkbar und zurückhaltend, aber es waren bereits Tendenzen zur Eigenständigkeit zu entdecken. Sie baten nun nicht mehr um Erfüllung ihrer Wünsche, sie forderten ganz deutlich, mit den anderen Spindelwesen, von deren Existenz sie inzwischen erfahren hatten, zusammengebracht zu werden.
Zwei sind nicht genug, sagten sie.
»Wir werden ja sehen, was wir uns damit einbrocken«, murmelte Bull vor sich hin. »Hoffentlich erhalten wir bald die Nachricht, wo wir Sechs treffen werden; allmählich wird es mir langweilig.« Er lauschte dem Nachhall seiner Stimme und lachte kurz auf. »Ich fange an, Selbstgespräche zu führen. Ich glaube, Fünfs Trübsinnigkeit färbt schon auf mich ab.«
Sein Blick fiel auf den Nachrichtenempfänger, der meldete, dass etwas auf seiner privaten Frequenz angekommen war. Vielleicht die ersehnte Botschaft?
Nein. Aber trotzdem schlug sein Herz plötzlich höher.
»Ich bin ja mal gespannt, auf wie vielen Umwegen meine Nachricht bei dir ankommt«, erklang Joara Claytons samtweiche Stimme, und ihre braungrünen Augen strahlten aus dem Holo. »Sie machen sich ja schrecklich wichtig mit der Geheimhaltung, aber ich wollte dir trotzdem einen Gruß schicken. Ich genieße meine letzten Urlaubstage bei Sonnenschein und Badefreuden. Ich habe mindestens zehn Kilo zugenommen, so gut bin ich verköstigt worden.« Sie machte eine kurze Pause, und ihr Lächeln wurde ein wenig traurig. »Du fehlst mir. Schau mal wieder vorbei.«
»Nichts lieber als das«, sprach Bull ins leere Holo. Unglücklich starrte er durch den leeren Raum auf das leere Bett.
Als kurz darauf der Summer an der Tür erklang, schrak er unwillkürlich aus seiner Gedankenversunkenheit hoch. Wer mochte ihn jetzt, kurz vor der Nachtruhe, stören? Ob etwas mit Fünf geschehen war?
Seine Stirn legte sich in sorgenvolle Falten. Er hing sentimentalen Gedanken nach, während er sich besser um den Gemütszustand des Spindelwesens kümmern sollte.
Das Schott öffnete sich; das fegte sofort alle Bedenken beiseite.
Es war Fünf.
»Fünf, wir haben dich den ganzen Tag nicht gesehen«, begrüßte ihn Bull. »Ich bin erleichtert, dich zu sehen.«
»Erleichtert?«, erwiderte das Spindelwesen langsam.
»Nun, wir waren es gewohnt, dass du immer in unserer Nähe warst. Und weil du auf einmal verschwunden bist, ohne uns vorher Bescheid gegeben zu haben, haben wir uns Gedanken gemacht, ob dir vielleicht etwas fehlt.«
»Nein.«
»Was – nein?«
»Mir fehlt nichts. Wenn ich diesen Ausdruck in diesem Zusammenhang richtig interpretiere, dass du damit meine Gesundheit meinst.«
»Ja, das meine ich.« Es war nicht einfach, sich mit einem Wesen zu unterhalten, das niemals geboren worden war und sich nicht von frühester Kindheitsstufe an kontinuierlich entwickelt hatte. Es war als »Erwachsener« völlig leer in eine ihm fremde und nicht unbedingt angenehme Umgebung gestoßen worden. Fünf hatte inzwischen viel gelernt, aber nur auf emotionsloser Basis wie ein Computer, nicht irgendwie spielerisch. Er kannte beispielsweise keinen lässigen, freundschaftlichen Umgang mit anderen. Wenn Alaska und Bull miteinander frotzelten, stand er völlig verständnislos daneben.
Er hat niemals gelernt zu spielen, dachte Bull. Aber wie soll ich ihm das beibringen, wenn er nur in sich selbst ruht, ohne echte Anteilnahme an der Umgebung? Oder erwarte ich vielleicht zu viel nach der kurzen Zeit? Immerhin lebt er erst seit zweieinhalb Wochen, und jedes Spindelwesen scheint für sich ein Individuum zu sein; er braucht eben etwas länger als die anderen.
Fünf betrat Bulls Zimmer in der ihm eigenen schleppenden Gangart. Es sah fast so aus, als ob er jeden Moment zusammenbrechen würde, als könnten die Beine den massigen, schweren Körper nicht mehr tragen. Fünf war fast zwei Meter groß, breit und untersetzt, mit einem deutlichen Hang zum Übergewicht.
Eigenartig, wie individuell selbst das Aussehen herausgebildet worden war.
»Was hast du getan?«, erkundigte sich Bull. Vielleicht bot diese provozierend gestellte Frage endlich einmal Anlass zu einer Gefühlsregung. Fünf war ihm schließlich keine Rechenschaft schuldig und konnte sich frei bewegen.
Aber er blieb unverändert ruhig. »Ich weiß nicht«, antwortete er knapp. Er setzte sich in einen Sessel und starrte aus grauen Froschaugen leer vor sich hin. Seine dunkelgrauen Locken hingen ihm unordentlich und strähnig in die Stirn. »Ich bin einfach nur umhergelaufen.«
»Wolltest du das Raumfort kennen lernen? Die technischen Einrichtungen?«
»Ich denke, ich weiß schon genug darüber. Ich las in einer Datei einen kurzen Bericht über dieses Fort.«
»Tut mir leid, wenn ich so nachhake, Fünf, aber bisher bist du noch nie so lange allein unterwegs gewesen. Deshalb gehe ich davon aus, dass du einen bestimmten Grund dafür hattest. Hast du vielleicht etwas gesucht?«
»Ja. Mich.«
Bull, der sich inzwischen ebenfalls hingesetzt hatte, lehnte sich zurück. Endlich!
»Wer bin ich, Reginald Bull?«, fuhr Fünf fort; Bull unterbrach ihn nicht, obwohl manchmal lange Sprechpausen zwischen den Worten waren. Fünfs Hautfarbe wechselte von kränkelndem Grau zu wächserner Blässe; der einzige emotionale Ausdruck, zu dem er fähig war. »Ich habe lange über das Wort nachgedacht: ich