Perry Rhodan 2435: Die Nega-Cypron - Michael Marcus Thurner - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2435: Die Nega-Cypron E-Book und Hörbuch

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Tarquina ist die Tauchende Welt - die letzte Bastion gegen die Terminale Kolonne Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan begibt sich auf eine Reise in die fernste Vergangenheit, um dem Geheimnis der "Retroversion" auf die Spur zu kommen. In der Galaxis Tare-Scharm findet er in dem Sarti Hobogey und dem Cypron Randa Eiss neue Verbündete. Ihr bisheriger Gegner, der Kolonnen-Dual Ekatus Atimoss, schließt sich ihnen ebenfalls an, nachdem sie ihn von der "Kralle des Laboraten" befreit haben. Und sie haben ein weiteres Eisen im Feuer: DIE NEGA-CYPRON...

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Zeit:3 Std. 39 min

Veröffentlichungsjahr: 2014

Sprecher:Simon Roden

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Nr. 2435

Die Nega-Cypron

Tarquina ist die Tauchende Welt – die letzte Bastion gegen die Terminale Kolonne

Michael Marcus Thurner

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Perry Rhodan begibt sich auf eine Reise in die fernste Vergangenheit, um dem Geheimnis der »Retroversion« auf die Spur zu kommen. In der Galaxis Tare-Scharm findet er in dem Sarti Hobogey und dem Cypron Randa Eiss neue Verbündete. Ihr bisheriger Gegner, der Kolonnen-Dual Ekatus Atimoss, schließt sich ihnen ebenfalls an, nachdem sie ihn von der »Kralle des Laboraten« befreit haben. Und sie haben ein weiteres Eisen im Feuer: DIE NEGA-CYPRON …

Die Hauptpersonen des Romans

Mondra Diamond – Sie weigert sich, Perry Rhodan verloren zu geben, und gerät in tödliche Gefahr.

Alaska Saedelaere – Der »Mann mit der Maske« fällt eine folgenschwere Entscheidung.

Perry Rhodan – Der Terraner erfährt das Geheimnis der Nega-Cypron.

Randa Eiss –

1.

27. Dezember

Perry Rhodan

Die Toten wurden in mit Flüssigkeit gefüllte Gefäße getaucht und in eine gebückte Form gebracht. Cypron, die Randa Eiss als Klaglaeuten bezeichnete, stießen schrille Töne aus. Einer von ihnen trug ein grellgrünes Gewand, das mit getrockneten Algen verziert war und einen penetranten Geruch verbreitete. Wie von Zauberhand ließ er holografische Lebensläufe der Verstorbenen entstehen und rief, an unsichtbare Zuhörer gerichtet, mit monotoner Stimme deren Taten in Erinnerung.

Die Schwer- und Leichtverletzten wurden von Medorobotern betreut. Zwei würden den nächsten Morgen trotz der Segnungen moderner Medizin wohl nicht überleben. Die meisten anderen hatten einige Tage in Heilungstanks und eine psychologische Aufarbeitung vor sich.

»Grässlich. Ich habe es manchmal so satt …«, murmelte Perry Rhodan.

»Das Leben ist ein steter Kampf gegen Strömungen«, sagte Randa Eiss tonlos. »Irgendwann geht man unter. Der eine früher, der andere später.«

Perry Rhodan erkannte, wie der Exponent seine Emotionen unter Floskeln begrub. Sie waren wie ein Schutzpanzer, den ihm der Kampf gegen TRAITOR aufgezwungen hatte.

»Gibt es aufseiten der Angreifer Überlebende?«, fragte der Unsterbliche. »Hast du Spuren entdeckt, die uns Sicherheit geben, dass Deco Forlane und seine Isolationisten hinter dem Attentat stecken?«

»Zur ersten Frage: nein. Zur zweiten: Wir haben zwölf Tote unbekannter Herkunft aufgebahrt. Wir bemühen uns zurzeit um eine Identifizierung. Es ist nicht so einfach; jeder Kontinent wird weitgehend autark verwaltet. Wir müssen den dortigen Behörden mühsam erklären, was vorgefallen ist, bevor wir Auskünfte erwarten dürfen. Ich hoffe, in zwei oder drei Stunden mehr zu wissen.«

Die Kiemen am Halsansatz des Exponenten öffneten und schlossen sich merkwürdig unrhythmisch. Der Tod der Ultimaten Rätin Pan Iana hatte ihn schwer erschüttert. Umso mehr litt er unter der Tatsache, dass der gesamte Rat und damit das oberste politische Gremium der Cypron einem mörderischen Anschlag ausgesetzt worden war.

Ekatus Atimoss flog in seinem Schmiegstuhl heran. Wann immer der Unsterbliche diese asymmetrische, zweigeteilte Gestalt, die Kolonnen-Anatomen zu ihrer Version von Frankensteins Monster zusammengenäht hatten, sah, schwankte er zwischen Entsetzen und Mitleid. Ekatus und Atimoss waren erbarmungswürdig und verachtenswert, sie waren mitleiderregend und schürten zugleich den Zorn in Perry Rhodan.

»Ich habe etwas bemerkt, als ich gegen die Angreifer kämpfte«, sagte Atimoss.

»So?« Randa Eiss gab über Funk Anweisungen an Untergebene und blickte mit seinen unergründlichen Facettenaugen am Dual vorbei. Er zeigte mehr als deutlich, was er von der Anwesenheit des Chaotarchenwesens hielt.

»Ich und Perry Rhodan weilten hinter dem Parapol-Schleier«, fuhr das Reptiliengeschöpf ungerührt fort. »Ich wechselte mehrfach zwischen den Energieebenen hin und her, um Schüsse anzubringen und unsere Gegner zu schwächen.«

»Und?« Randa Eiss wandte sich nun doch dem Dual zu.

»Ich bin Cypron … begegnet, die versuchten, mir durch die energetischen Ebenen zu folgen. Beinahe hätten sie es auch geschafft.«

»Sie hätten dir hinter den Parapol-Schleier nacheilen können?«, fragte Perry Rhodan verblüfft. »Ich habe nichts davon bemerkt.«

»Wie auch? Du siehst, aber du spürst nicht.«

»Und was war nun mit diesen Cypron?«, fragte Randa Eiss ungeduldig nach. »Mein Volk hat eine bemerkenswerte Vielfalt an Psi-Begabungen ausgebildet. Ich wüsste nicht, wie uns das bei unserer Suche nach den Hintermännern irgendwie weiterhelfen könnte.«

»Sie strahlten etwas Düsteres aus«, sagte Atimoss nüchtern. »Schwermut, unterdrückte Wut, das Gefühl der Minderwertigkeit. Und sie waren um gut und gern zwei Handbreit größer als du, Exponent.«

Randa Eiss’ Körper versteifte. Hastig sog er Wasser aus seinem Mundstück. Seine silberne Körperhaut nahm einen helleren Teint an, als erblasste er. »Das ist schlecht, ganz schlecht …«, murmelte er.

»Ich verstehe nicht.« Perry Rhodan missfiel, was er sah. Randa Eiss wirkte beunruhigt, fast ängstlich. Einen Cypron seiner Art würden nur wenige Dinge aus der Ruhe bringen.

»Wenn Ekatus Atimoss richtig gesehen … gespürt hat, stehen wir einer ganz besonderen Bedrohung gegenüber. Einer, der ich mich zu diesem Zeitpunkt unter keinen Umständen stellen wollte.«

»Und zwar?«

»Bei den beiden handelt es sich offenbar um Nega-Cypron. Um Angehörige unserer eigenen Art, die doch ganz anders sind und vor denen wir uns fürchten müssen …«

2.

30. Dezember

Mondra Diamond

Hoffnungslosigkeit?

Ein Wort, das er nicht gelten lassen würde. Mochten sich alle Mächte der Multiversen gegen ihn und die Menschheit verschwören – er sah … sieht immer den Lichtschein am Horizont. Etwas, das man beschwor und herbeibetete. Den Rettungsring. Den Felsen.

Diese Gabe, nie und nimmer aufzugeben, gehört zu den ganz großen Eigenschaften, die Perry Rhodan auszeichnen.

Du lächelst. Du denkst daran, wie es ist, diesen einsamen Unsterblichen bei dir zu haben. Intim, frei von der Last, die ihm von anderen aufgebürdet wird. In den wenigen Stunden der Zweisamkeit gelingt es dir manchmal, seine Essenz hinter all der schillernden Staffage, die er rings um sich aufgebaut hat, hervorzukitzeln. Dann spricht er von sich selbst, nicht vom Unsterblichen, vom Residenten, vom Politiker, vom Ingenieur, vom Günstling ES’ …

Das grollende Räuspern Icho Tolots ruft dich in die Wirklichkeit zurück. Der Haluter steht vor dir, und da du sitzt, wirkt er noch mächtiger als sonst. Du blickst ihm aufs Knie, und du kannst den Kopf noch so hochrecken – du siehst sein Gesicht nicht, denn es ist vom Oberkörper und den vorragenden Brustarmen verdeckt.

Du drückst diese archaische Angst beiseite, stehst auf und winkst ihn zu dir herab.

Der Haluter kniet nieder.

»Was nun?«, fragt er dich.

Er. Das Genie, dessen Planhirn einer Positronik ebenbürtig ist. Die ultimate Kampfmaschine, die auf eine mehrtausendjährige Erfahrung zurückblicken kann.

»Die Weisen sind nach wie vor an der Arbeit?«

Die Weisen. So nennst du den Haluter, die Algorrian und Malcolm S. Daellian sowie das Team der Wissenschaftler aus allen möglichen Abteilungen, das den so unterschiedlichen Geschöpfen zuarbeitet.

»Ja«, antwortet der Riese, »wir sind dran.«

Seine drei Augen glühen. Jedes ist annähernd so groß wie dein Gesicht, und du siehst dunkle, fast fingerdicke Äderchen in diesen tiefroten Seen.

»Es gibt nichts Neues?«, hörst du dich fragen, obwohl du die Antwort kennst.

»Nein. Die Proto-Negasphäre hütet ihre Geheimnisse.«

Du atmest tief durch. »Dann müssen wir uns also auf Zufälle verlassen, nicht wahr?«

»Ja, das müssen wir.«

Du atmest mehrmals ein und aus, ohne ein Wort zu sagen. Welches auch? Die Entscheidung ist längst gefallen. Es gibt keinen Plan, keine Alternativen, keine besseren oder schlechteren Lösungen.

»Wir machen weiter wie bisher«, weist du Lanz Ahakin an, der ruhig seinen Dienst tut. »Kurze Etappen über wenige Lichtwochen. Wir tauchen zurück in den Normalraum und hoffen auf Kontakte mit Völkern oder Wesen, die uns freundschaftlich gesinnt sind. Die Aufenthalte werden so kurz wie möglich gehalten. Gerade mal so lange, bis die Ortungs- und Funktechniker ihre Messungen vornehmen können und das Spezialistenteam Daellian-Varantir-Tolot ausreichend Daten erhält, um weiter an einer Theorie über die Bedingungen in Tare-Scharm arbeiten zu können. Die JULES VERNE bleibt stets auf Fluchtgeschwindigkeit. Vollzug so rasch wie möglich, Einzelmeldungen an Lanz und mich.«

Holografische Blinkzeichen zeigen dir, dass deine Anweisungen in allen Abteilungen der Zentrale zur Kenntnis genommen werden. NEMO verteilt nun die Aufgaben gemäß einem ausgeklügelten Plan. Das Schiffsgehirn arbeitet eng mit der internen Koko-Abteilung zusammen. Kommandant, Pilot und Emotionaut feilen an Berechnungen für einen Flugvektor. Funk und Ortung, die beiden nahezu unzertrennlichen Zwillinge, bereiten sich auf weitere mühsame und mitunter frustrierende Stunden vor. Die Abteilungen, die zur Schiffssicherheit gehören, gehen mögliche Gefahrenvarianten durch, die ihnen das Schiffsgehirn vorrechnet. Sie wissen, dass manche von ihnen mit dem Tod enden müssen. Landet die JULES VERNE in einem Schwarzen Loch, im Kern einer Sonne oder im Innern eines Neutronensterns, gibt es kein Nachher.

Überall im Schiff konzentrieren sich Menschen und Vertreter anderer Völker auf die Weiterreise. Sie alle hoffen, einen Ausweg aus der riesigen Falle namens Tare-Scharm zu finden. Manche beten, manche vergraben sich in der Arbeit, ein paar mögen zu Drogen greifen, um die Angst unter Kontrolle zu bekommen.

Du denkst an ihn.

3.

27. Dezember

Perry Rhodan

Perry Rhodan atmete erleichtert auf, nachdem sie das Schlachtfeld der Ratskammer verlassen hatten. An einen Anblick wie diesen würde er sich wohl niemals gewöhnen können, und er war froh darüber.

»Wer oder was sind Nega-Cypron?«, fragte Ekatus neugierig. Der Dual hielt den Schmiegstuhl auf Körperhöhe Randa Eiss’, sodass er dem Exponenten in die Augen blicken konnte.

»Später!«, wich der Exponent aus. Er gab einige Befehle. Winzige Cypron-Figürchen, die in Holobildern oberhalb seiner Armband-Manschetten gefangen waren, bestätigten nacheinander seine Anweisungen. Die Energiebilder zerstoben, das Stimmengewirr der cypronschen Virtualwesen endete.

»Zuallererst muss ich dafür sorgen«, sagte er, »dass der Rat wieder handlungsfähig wird. Ehe dies nicht der Fall ist, herrscht auf Tarquina in gewissem Sinne Rechtlosigkeit.«

»Ist es deine Aufgabe, dich um diese Dinge zu kümmern?«, fragte Perry Rhodan.

»Ich sehe niemand anderen, der es machen könnte.«

Der Exponent nahm Pflichten und Verantwortungen auf sich, als wäre es selbstverständlich, und handelte.

»Was für Konsequenzen hat das Attentat auf die Wahl zum Ultimaten Rat? Muss sie verschoben werden?«

»Keinesfalls.« Randa Eiss verschränkte die Arme vor der Brust. »Alles läuft planmäßig weiter. Getötete Räte werden durch nachrückende Mitglieder der jeweiligen Parteien ersetzt. Diese Dinge werden bei uns möglichst unkompliziert gehalten.«

Perry Rhodan beneidete den Exponenten ein wenig. Die LFT-Demokratie war weitaus komplizierter.

»Was geschieht mit den Isolationisten? Werden die Positionen der drei verschwundenen Cypron neu besetzt? Wir müssen schließlich davon ausgehen, dass sie für die Gräueltaten in der Ratskammer verantwortlich sind.«

»Das hat keinerlei Bedeutung für die Zusammenstellung des Rats von Cyprona. Die Isolationisten sind Bestandteil unseres höchsten politischen Gremiums.«

Mehr war Randa Eiss nicht zu entlocken. Er hielt sich strikt an die Gepflogenheiten seiner Welt und seines Volkes. Nichts war zu spüren von der Kompromisslosigkeit und der Bereitschaft, die Konventionen nach seinen Vorstellungen zu biegen, wie sie der Exponent bereits öfters gezeigt hatte. Die politische Nomenklatur war seinen Vorstellungen nach unantastbar, war tabuisiert.

»Deco Forlane ist also nach wie vor der Kandidat zur Wahl des Ultimaten Rats? Er ist nach wie vor Vorsitzender der Isolationisten?«

Randa Eiss atmete flach. Kleinste Wassertröpfchen spritzten aus den Halskiemen. »So überzeugend die Beweise auch sein mögen: Deco Forlane besitzt politische Immunität. Er ist Rat.«

Perry Rhodan verstand und verstand nicht. Einerseits waren die Cypron überaus leger bei vielen politischen Vorgehensweisen. Andererseits hielten sie einige Bereiche in einer für den Terraner sehr verqueren, tabuisierten Art »unantastbar«. Ob dies der mythologisch verbrämten Erinnerung an ihre Urheimat Cyprona geschuldet war?

Die Erfahrung sagte dem Unsterblichen, dass über diese Dinge nicht zu diskutieren war. Auch innerhalb der LFT-Mitgliedswelten und -systeme gab es Spezifika, die sich vom terranischen Ideal unterschieden und in denen er keinerlei Mitspracherecht besaß oder auch nur wollte. Viele Völker der North- und Westside der heimatlichen Milchstraße erinnerten sich noch gut an jenen Tag vor vielen Jahrhunderten, an dem das Arkonidenreich und das Imperium der Terraner fusioniert hatten und Perry Rhodan als Großadministrator des »Vereinten Imperiums« die weitgehende Selbstbestimmung jedes einzelnen Planeten zu seiner ersten Amtshandlung gemacht hatte. Freiheit, Selbstbestimmung, Föderalismus – ein starkes Imperium nach außen und ein vielschichtiger Staat im Innern. Viele sprachen noch immer von dieser »frühen Hochphase« der Terraner und verknüpften dies mit dem Solaren Imperium. Doch diese Zeiten waren lange vorbei, und die Terraner waren über tausend Jahre weiter gewachsen und gereift seit dieser wilden Zeit. Oder würden sich entwickelt haben, denn die Vergangenheit Perry Rhodans lag, von seinem gegenwärtigen Aufenthaltsort aus betrachtet, in einer über 20 Millionen Jahre entfernten Zukunft.

Während er an diese Dinge dachte, gingen sie weiter, weg vom Ort der Katastrophe. Auch seine Begleiter waren wenig gesprächig, schienen eigenen Gedanken nachzuhängen.

Sie erreichten schließlich eine gläserne »Kathedrale«, die in einem Seitenflügel des Ratsgebäudes untergebracht war. Wasservorhänge hoben sich vor ihren Augen und ließen sie ins Innere des seltsamen Gebäudes im Gebäude vordringen. Mehrere Cypron saßen ringsum auf steinernen Bänken. Still, stumm, in sich gekehrt, blicklos vor sich hin starrend. Raffiniert angeordnete Reflexionsscheiben brachen das Tageslicht aus einer weit oberhalb befindlichen Öffnung in Prismenfarben und lenkten es ins Zentrum des Raums. Dorthin wandte sich Randa Eiss. Er kümmerte sich nicht weiter um seine Begleiter und platzierte sich inmitten eines schillernden Farbenvorhangs. Rot, Gelb, Blau und Violett umspielten ihn, packten ihn ein. Alle anderen Farben wurden vom Silber seiner Haut geschluckt. Der Exponent murmelte ein paar Worte und drehte sich im Kreis, um diesen Platz nach der zweiten vollständigen Umdrehung wieder zu verlassen. Unweit eines Wasserspiels hockte er sich nieder. Er trank von der Flüssigkeit und leckte Salz von einem Kristallstein. Dann verharrte er. Selbstverloren, selbstvergessen.

»Ein idiotisches Ritual«, sagte Ekatus respektlos, doch immerhin so leise, dass ihn Randa Eiss nicht hören konnte.

»Ein jedes Ritual, das der Stärkung des Glaubens an sich selbst, an das Positive im Leben, an den Wert unserer Existenz dient, hat durchaus seinen Sinn«, erwiderte Perry Rhodan ebenso leise. »Du wirst lernen müssen, die Verhaltensweisen anderer Wesen zu akzeptieren. Vielleicht benötigst auch du irgendwann einen Halt, um nicht von Selbstzweifeln oder Unsicherheiten aufgefressen zu werden …«

»Lächerlich!«, sagten die Dualhälften zugleich, ohne besondere Überzeugung.

Randa Eiss erhob sich. Die Facettenaugen glänzten nach wie vor in den Prismenfarben, und der Raum füllte sich mit sakral klingender Musik, die an den Gesang irdischer Wale erinnerte.

»Verzeiht mir den kurzen Aufenthalt hier«, sagte der Exponent, nachdem der letzte Ton verklungen war. »Eine Wasserträufe hilft mir, mich neu auf mein Ziel zu fokussieren.«

Eine dreiköpfige Gruppe älterer Cypron begegnete ihnen, als sie die Kathedrale verließen. Sie brachten Änderungen mit sich. Das Prismenlicht verschwand und gab wenig anheimelnder Dunkelheit Raum. Formenergetische Bögen, leise klirrend und knacksend, wuchsen hoch in die Lüfte, bildeten gewaltige Schleifen, marmoriert wirkend, um sich um massive Säulen zu winden, die sich zugleich aus dem alabasterfarbenen Boden hoben.

»Lasst uns gehen.« Randa Eiss schritt nun schneller aus. »Ich bin kein besonders guter Interpret der Wasserträufen-Architektur. Aber ich denke, dass sie sich auf den Tod vorbereiteten.«

*

Sie verließen das Ratsgebäude. Misstrauisch wurden sie von Sicherheitsbeamten beäugt und nur dank der Intervention des Exponenten an allen Kontrollpunkten vorbeigeschleust. Die Unruhe nach dem Attentat schlug immer größere Wellen und würde über kurz oder lang alle Teile des Ratskontinents erreichen, wohl mit Ausnahme der sakralen Wasserträufen.

Sie blieben vor einem unscheinbaren Bau stehen. Randa Eiss starrte an der Fassade nach oben. Sinnend, unsicher wirkend.

»Die Zentrale der Isolationisten«, sagte er. »Hier ist Deco Forlane zu Hause.«

»Ist? Du glaubst, dass du ihn im Gebäude findest?«

»Nein. Aber seinen Geist. Seine schädlichen Gedanken, die meine Mitbürger vergiften.« Er atmete tief durch und trat auf das Tor zu. Es öffnete sich. Ein tiefer, eindringlicher Ton erklang und begleitete sie hinein in den Bau.