Perry Rhodan 2947: Rhodans letzte Hoffnung - Kai Hirdt - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2947: Rhodans letzte Hoffnung E-Book und Hörbuch

Kai Hirdt

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Beschreibung

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben. Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man früher als "nichtmenschlich" bezeichnet hätte. Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten. Derzeit machen vor allem die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris von sich reden, einst ein von dem Geisteswesen ES erwähltes und dann vertriebenes Volk. Dazu gesellen sich die Gemeni, die angeblich den Frieden in der Lokalen Gruppe im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen. Hinzu kommt Adam von Aures, dessen Ziele und Absichten nach wie vor unklar sind. Aber womöglich ist ausgerechnet er RHODANS LETZTE HOFFNUNG ...

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Zeit:3 Std. 25 min

Sprecher:Florian Seigerschmidt

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Nr. 2947

Rhodans letzte Hoffnung

Der richtige Mann im falschen Universum – sein Erfolg kann seinen Tod bedeuten

Kai Hirdt

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Sumurdh, 15. November 1551 NGZ

2. Sumurdh, 15. November 1551 NGZ

3. Sumurdh, 15. November 1551 NGZ

4. Sumurdh, 15. November 1551 NGZ

5. Sumurdh, 15. November 1551 NGZ

6. Sumurdh, 15. November 1551 NGZ

7. Zwischen den Welten, 17. November 1551 NGZ

8. Bolosystem, 27. November 1551 NGZ

9. Last Hope, 27. November 1551 NGZ

10. Last Hope, 27. November 1551 NGZ

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Scout-Shift des ZSI

Impressum

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man früher als »nichtmenschlich« bezeichnet hätte.

Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten.

Derzeit machen vor allem die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris von sich reden, einst ein von dem Geisteswesen ES erwähltes und dann vertriebenes Volk. Dazu gesellen sich die Gemeni, die angeblich den Frieden in der Lokalen Gruppe im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen.

Hinzu kommt Adam von Aures, dessen Ziele und Absichten nach wie vor unklar sind. Aber womöglich ist ausgerechnet er RHODANS LETZTE HOFFNUNG ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner muss sich in einem Universum zurechtfinden, das seinem eigenen kaum mehr gleicht.

Adam von Aures – Der geheimnisvolle Mann treibt seine Pläne voran.

Sihany dom Khaal

1.

Sumurdh

15. November 1551 NGZ

Wir waren aufgeflogen.

Adam und ich standen in der zentralen Halle des Stützpunkts, als die Sirenen losheulten. Unsere Glückssträhne war zu Ende. Ohne jeden Zweifel.

Noch immer trugen wir die Bruststücke, die wir den toten Soldaten im Sumpf abgenommen hatten. Mit ihren ID-Kennungen hatten wir unsere gefälschten arkonidischen Einsatzanzüge vervollständigt und uns Zugang zur Station verschafft. Adam hatte ter Magoja geheißen, ich on Krushan.

Was zu unserer Verblüffung problemlos funktioniert hatte, rächte sich nun. Die Geräte würden dafür sorgen, dass die Arkoniden in Rekordzeit unsere Position entdeckten. Wir mussten die verräterischen Dinger loswerden.

Im Moment ging das jedoch nicht, dazu beobachteten uns zu viele Leute. Wenn wir während eines Alarms wichtige Teile unserer Einsatzanzüge ablegten, hätten wir auch gleich ums Verhör durch die Sicherheitskräfte betteln können. Zuerst einmal mussten wir heraus aus dieser Halle mit den Leichen, den Särgen, den Medikern und vor allem den schwer bewaffneten Soldaten.

Nicht auffallen! Keine Nervosität anmerken lassen!

Adam und ich bugsierten den schwebenden Sarg, den wir zur Tarnung vor uns herschoben, in scheinbarer Gelassenheit Richtung Dekontaminationsschleuse.

Eine Gruppe Arkoniden passierte gerade ebendiese Schleuse und kam uns entgegen. Schon aus der Ferne erkannte ich die Stützpunktkommandantin: Sihany dom Khaals rotes Haar und die Tätowierung auf ihrer Stirn waren unverwechselbar. Wir hatten gewusst, dass sie auf dem Weg an diesen Ort gewesen war, bevor der Alarm losging. Aber musste sie ausgerechnet jetzt ankommen?

Sie ließ den Blick durch die Halle schweifen, sah mir für einen Augenblick ins Gesicht – und erkannte mich. Verdammt, sie erinnerte sich! Sie reagierte sofort.

»Festnehmen!«, schrie sie und deutete auf Adam und mich.

Die Soldaten um sie herum waren verblüfft. Diese Schrecksekunde war unsere einzige Chance. Wir mussten weg!

Adam rempelte einen vorbeieilenden Soldaten um und riss ihm den Strahler aus der Hand.

Ich wollte ihm in den Arm fallen und unnötige Opfer vermeiden, doch hatte ich meinen Begleiter unterschätzt: Er feuerte nicht auf die Arkoniden, sondern auf die Seitenwand der Halle. Der Kunststoff verdampfte sofort in dem mehr als zehntausend Grad heißen Waffenstrahl. Sumurdhs giftige Atmosphäre flutete die Halle, doch wir befanden uns ohnehin in kontaminiertem Gebiet. Unsere Gegner trugen ihre Schutzanzüge ebenso geschlossen wie wir – kein Zeitgewinn für uns.

Wir gaben dem Sarg einen Stoß. Auf seinem eigenen Antigravfeld schwebte er über die Tische mit den Toten, dom Khaals Gruppe entgegen. Adam stürzte durch den neu geschaffenen Ausgang. Ich folgte ihm. Wenn wir erst einmal draußen waren, konnten wir mit den Anzugantigravs fliehen.

Ich passierte die Öffnung. Von Adam war nichts zu sehen.

Wohin? – Egal.

Ich aktivierte meinen Antrieb und hob ab. Mein Schutzschirm glühte unter den ersten Treffern auf. Höhe gewinnen, schnell!

Nicht schnell genug. Mein Schirm brach im Feuer mehrerer Thermostrahler zusammen. Ein Arkonide desaktivierte seine Waffe später als die anderen, sein letzter Schuss traf meine Körperseite. Ich brüllte vor Schreck und vor Schmerz.

Es war nur ein Streifschuss, sonst wäre ich auf der Stelle tot gewesen. Aber auch so war ich außer Gefecht. Die Verbindung zwischen meinem Gehirn und dem Körper erlosch schlagartig; ich bekam einen Schock.

Meine Anzugpositronik tat das einzig Richtige und brachte mich zum Boden zurück, statt mich einer möglichen zweiten Salve auszusetzen.

Ich hatte irgendwann einmal gehört, dass der menschliche Körper bei extremen Schmerzen – etwa, wenn man verbrennt – seine eigenen Schmerzmittel ausschüttet. Ich wusste nicht, ob das bei mir der Fall war oder ob die Medoeinheit meines Anzugs mich ungefragt mit irgendetwas vollpumpte. Auf jeden Fall fühlte ich mich ungewohnt leicht und benommen.

Ich wusste, dass ich schwer verletzt mit beschädigtem Anzug im Morast einer durch und durch giftigen Welt lag. Trotzdem hatte ich das Gefühl, das alles ginge mich nichts mehr an. Eigentlich barg das Ganze sogar eine gewisse Komik. Schließlich war es erst ein paar Stunden her, dass ich mich über den ungewohnten Komfort der Raumfahrt in diesem fremden Universum gewundert hatte. Da hatte ich nicht geahnt, dass ich bald darauf sterbend im Schlamm liegen würde.

Es sah so aus, als müsste Adam von Aures die Menschheit ohne mich retten.

*

Fünf Stunden früher:

Bmerasathsystem

Unvermittelt schrak ich hoch. Finsternis umgab mich.

Einen Moment lang war mir nicht klar, wo ich mich befand: Mein Bett war zu groß, die Unterlage zu weich. Ich hatte so viele Monate auf der Enceladus Life Research Station verbracht, dass mir die beengten Verhältnisse zum selbstverständlichen Maß aller Dinge geworden waren. Platz oder Komfort waren nichts, das mir mit Raumfahrt kompatibel schien.

Aber: Derzeit lag ich auf meinem Bett in der SARAH CONSTANT II und konnte mich rekeln, wie ich Lust hatte. Ich würde wohl noch eine ganze Weile brauchen, um mich daran zu gewöhnen; schließlich waren erst zehn Tage verstrichen, seit ich Enceladus verlassen hatte.

Oder rund 3148 Jahre, je nach Zählweise. Oder ein ganzes Universum voller Zeit und Raum, selbst wenn es begrenzter gewesen sein mochte als dieses. Aber das waren Gedanken, mit denen ich mich so kurz nach dem Erwachen nicht beschäftigen mochte. Besser vielleicht sogar nie, denn was würde es ändern?

Die Sache mit dem großen Bett war bei näherer Betrachtung durchaus verstörend. Ich lag in meiner eigenen Kabine in meinem eigenen Raumschiff. Ein gebrauchtes Schiff, dennoch war die Vorstellung völlig absurd. Man hatte mich aus dem Jahr 1991 herausgerissen – und zwar dem Jahr 1991 nach Christi Geburt, nicht nach dieser seltsamen Neuen Galaktischen Zeitrechnung, von der ich nicht einmal wusste, ob ihr eine Alte Galaktische Zeitrechnung vorangegangen war. In meiner Zeit und Welt kaufte man gebrauchte Autos, aber keine gebrauchten Sternenschiffe.

Und doch ... mein Raumschiff. Mein eigenes, überlichtschnelles Raumschiff.

Schön, es war mit – streng genommen – gestohlenem Geld bezahlt. Noch so ein unangenehmes Thema. Vor zehn Tagen war ich der angesehene Leiter einer wissenschaftlichen Forschungsstation auf einem Mond des Sonnensystems gewesen. Jetzt befand ich mich in einem anderen Universum, und so ziemlich meine erste Handlung war ein Bankraub gewesen. Besser gesagt: ein Diebstahl bei mir selbst.

Nahm man das alles zusammen, war es eigentlich kein Wunder, dass ich mitten in der Nacht hochschreckte.

Ich setzte mich hin und ließ die Beine aus dem Bett hängen. »Licht«, sagte ich gedankenverloren.

Die Positronik reagierte praktisch zeitverlustfrei und tauchte die Kabine in ein angenehmes, warmes Leuchten. Immerhin: An solchen Haushaltsanwendungen hatte man schon 1991 geforscht. Das war eine kleine, winzige Brücke zwischen der Welt, aus der ich stammte, und der, in der ich mich nun befand. Etwas, um sich gedanklich daran festzuhalten.

Ich sah auf mein Komarmband – eine weitere dieser Seltsamkeiten, die mein Befreier und Komplize Adam von Aures völlig selbstverständlich benutzte und die für mich ein schieres Wunder darstellten. Es war kurz nach drei Uhr morgens Bordzeit. Vor nicht einmal vier Stunden hatte ich mich zum Schlafen hingelegt. Kein Wunder, dass ich mich völlig zerschlagen fühlte.

Eigentlich sollte ich mich ausruhen, um fit zu sein für unseren Vorstoß hinter feindliche Linien. Aber das war leichter gesagt als getan. Vor zwölf Jahren, als ich mit der STARDUST die erste bemannte Mission zum Enceladus geflogen war, hatten mir die NASA-Ärzte in der Nacht vor dem Start ein leichtes Schlafmittel verabreicht. Gepasst hatte mir das nicht, aber im Nachhinein musste ich zugeben: Es hatte geholfen.

Natürlich hätte ich mir jetzt ebenfalls ein Mittelchen einwerfen können, aber an Bord des Raumschiffs gab es keine Mediziner ... Mediker nannte man sie hier. Ich hätte mich an die Positronik wenden können, aber einem seelenlosen Computer wollte ich meine Gesundheit nicht anvertrauen. Schließlich wusste ich nicht, wie ich auf die Heilmittel dieser Zeit reagierte – und ich hegte starke Zweifel, ob die Positroniken tatsächlich so verlässlich und fehlerlos arbeiteten, wie Adam das behauptete.

Ich war ein Mann des zwanzigsten Jahrhunderts. Das hieß, ich vertraute nicht darauf, dass irgendein Kontrollcomputer absturzfrei seinen Dienst tat. Schließlich wusste man nie, mit welchem unzulänglich mit Updates versorgten Betriebsprogramm die Kiste lief.

Ich entließ einen resignierten Seufzer aus meinen Lungen und stand auf. Das mit dem Schlaf würde nichts mehr werden, also konnte ich die Zeit ebenso gut sinnvoll nutzen.

Auf Enceladus wäre ich jetzt in die kleine Messe der Station gegangen und hätte geschaut, welche Kollegen aus meinem internationalen Team der drei großen Machtblöcke ebenfalls wach waren und Zeit totschlugen. Manche unserer besten Ideen waren aus solchen zufälligen Treffen außerhalb regulärer Arbeitszeiten entstanden. Wir hatten nicht nur den wissenschaftlichen Kenntnisstand der Menschheit vorangetrieben, sondern ganz nebenbei die internationale Verständigung.

Auf der SARAH CONSTANT II hatte ich diese Möglichkeit nicht. Außer mir befand sich nur noch ein einziger weiterer Mensch an Bord.

Zumindest hatte Adam von Aures gesagt, er sei ein Mensch, auch wenn er aussah wie ein Arkonide. Mir war es gleich. Aus der Hypnoschulung wusste ich, dass Menschen und Arkoniden dieselben Wurzeln hatten. Genauso, wie ich auf der Erde nie verstanden hatte, warum man Menschen unbedingt nach Herkunft oder Hautfarbe in Gruppen teilen wollte, betrachtete ich die Arkoniden nicht als Fremdvolk, sondern als Verwandte.

Allerdings musste man nicht alle Verwandten gleichermaßen schätzen. Im Bmerasathsystem sorgten meine weit entfernten Cousins und Cousinen dafür, dass sich zwischen uns und unserem Ziel mehrere Dutzend Kriegsschiffe sammelten. Dieses Szenario konnte einem die Familienfeier schon vermiesen.

Ich zog die Bordkombination an, die ich nach alter Angewohnheit griffbereit auf einen Stuhl neben dem Bett gelegt hatte. Ein Überbleibsel meiner militärischen Grundausbildung. Wenn ich schnell und unerwartet in den Einsatz gehen musste, wollte ich nicht erst meine Siebensachen zusammensuchen müssen.

Unschlüssig stand ich nun in meiner Kabine, hellwach um kurz nach drei Uhr morgens. Ich überlegte, ob ich Adam stören sollte. Mein Verbündeter hatte gesagt, dass er unseren Vorstoß nach Sumurdh in Ruhe vorbereiten müsse. Dafür hatte er die Nachtwache nutzen wollen.

Mir lag es fern, ihn zu unterbrechen. Ich konnte es nicht leugnen: Selbst wenn ich durch die eigenartige Maschine namens Indoktrinator viele Fakten über den technischen Entwicklungsstand und die politischen Verhältnisse des Jahres 1551 Neuer Galaktischer Zeitrechnung aufgesogen hatte, so war dieses Wissen bislang eher enzyklopädisch. Fast nichts davon hatte ich persönlich anwenden können.

Lediglich mit der Steuerung des Raumschiffs hatte ich mich in der Praxis vertraut gemacht.

Im Grunde fehlten mir alle Erfahrungen, auf die ich im Ernstfall hätte bauen können. Somit war es nur sinnvoll, dass der Mann, der aus diesem Universum stammte und sich auskannte, unseren Einsatz plante. Und wenn er sich das wünschte, ungestört.

Ich schüttelte den Kopf. Wem machte ich hier etwas vor? Was Adam von Aures anging, so belog ich mich, und zwar nicht besonders überzeugend. Ich blieb nicht deshalb auf Abstand, weil Adam seine volle Konzentration brauchte, sondern weil ich ihm nicht vollends vertraute.

Adam hatte große Pläne mit mir. Ich musste ihm zugestehen, dass er mich darin eingeweiht hatte. Aber zum einen fühlte ich mich dabei ein wenig zu einer Schachfigur degradiert. Zum anderen wusste ich nicht recht, wie weit Adam gehen würde, um seine Ziele zu erreichen.

Auf Ferrol hatte der Sicherheitschef der Bank, der unserem kleinen Betrug auf die Schliche gekommen war, seine Verfolgung beinahe mit dem Leben bezahlt. Sicher, er war einem Unfall zum Opfer gefallen. Aber es war ein bemerkenswerter, bizarrer und höchst unwahrscheinlicher Unfall gewesen, und überdies ausgesprochen praktisch für Adam und mich. Wir hatten den eifrigen Ferronen in einem Heilschlaf zurückgelassen, aus dem er erst erwachen würde, als wir schon längst über alle Berge waren.

An Zufälle dieser Art glaubte ich nicht. Und Adam hatte nicht gestanden, aber auch nicht geleugnet, dass er dabei seine Finger im Spiel gehabt hatte.

»Warum wolltest du nicht mitkommen, Freund Boris?«, sagte ich ins Leere. »Ich könnte dich hier gut gebrauchen.«

Oberst Boris Mjotrov von der Euro-Kaukasischen Föderation war als mein Aufpasser nach Enceladus geschickt worden, aber über die Jahre hatten wir zu einer prächtigen Zusammenarbeit gefunden. Wir konnten Ideen diskutieren, völlig unabhängig davon, ob sie politisch opportun für unsere Heimatländer waren. Natürlich stets auf rein theoretischer Ebene. Es war eine seltsame Mischung aus Rivalität, Vorsicht, Ehrlichkeit und Weitblick, die ich stets als sehr bereichernd empfunden hatte. Bei Adam hingegen musste ich extreme Vorsicht walten lassen.

Mir fehlte ein Vertrauter, mit dem ich meine Gedanken ehrlich und ohne Vorbehalte besprechen konnte. Kurz war ich in Versuchung, das Spielzeug zu öffnen, das ich im Wegasystem erworben hatte. Vielleicht konnte ich die Lücke damit schließen ... Aber so weit war ich nicht. Das hätte der Doktor Freud auf der guten alten Erde wahrscheinlich sogar für verrückter gehalten als die Selbstgespräche, bei denen ich mich jetzt manchmal erwischte.

Je länger ich meinen Gedanken nachhing, desto mehr lief ich Gefahr, mich selbst irrezumachen. Ich gab mir einen Ruck und rief Adam über das Bordkommunikationsnetz.

Zu meinem Erstaunen antwortete er nicht. »Was ist da los?«, fragte ich die Positronik.

»Adam von Aures hat angewiesen, dass er nur in Notfällen gestört werden möchte«, informierte mich die Stimme des Bordrechners. »Klassifizierst du deinen Anruf als Notfall?«

Nein, das tat ich nicht. Wenn Adam seine Ruhe haben wollte, würde ich mir eben in Eigenregie Gedanken zu unserem möglichen Vorgehen machen. »Zeig mir den Planeten und die Positionen der arkonidischen Raumschiffe!«

»Nicht möglich«, antwortete die körperlose Stimme. »Die Darstellungsberechtigung der taktischen Diagramme ist auf den Zentralebereich eingeschränkt.«

Erneut schnaubte ich. Ich war mir sicher, dass Perry Rhodan – der Perry Rhodan, der große Übervater der Menschheit aus diesem Universum – keine Schwierigkeiten gehabt hätte, ein Taktikdiagramm in sein Privatquartier zu bekommen. Aber im Vergleich dazu war ich eben nur ein kleines Licht.

Noch.

Wenn ich anfinge, darüber nachzudenken, dass es mich in dieser Welt gewissermaßen zweimal gab und dass der andere Perry Rhodan eigentlich das Original war, würde ich wohl endgültig durchdrehen. Ich musste mich mit jemandem aus Fleisch und Blut unterhalten, um auf andere Gedanken zu kommen. Die Auswahl war gerade nicht besonders groß, und wenn der einzige lebendige Gesprächspartner an Bord derzeit nicht gestört werden wollte, hatte er halt Pech. Mein Schiff, meine Regeln.

2.

Sumurdh

15. November 1551 NGZ

Ein Stich in der Armbeuge. Stoff unter mir. Fühlte sich an wie Leinen. Nicht der Schlamm, in dem ich nach dem Thermo-Streifschuss die Besinnung verloren hatte.

»Nur unter Protest!« Eine Männerstimme war das Erste, was ich hörte.

»Zur Kenntnis genommen.« Eine Frauenstimme.

Ich öffnete die Augen. Das Schwarz wurde langsam grau, dann milchig weiß. Ich erkannte Schemen.

»Es wirkt. Er ist wach.« Das war wieder die Männerstimme. Sie klang resigniert.

Ich blinzelte einige Male, dann sah ich wieder klar. Ich lag in einer Art Krankenbett, das in etwa der Größe entsprach, wie ich sie von Enceladus kannte. Meine Arme und Beine waren mit breiten Kunststoffstreifen fixiert.

Links von mir stand ein Ara mit einer leeren Spritze in der Hand.

Rechts von mir – Sihany dom Khaal. Zum ersten Mal sah ich die Frau aus unmittelbarer Nähe. Nah genug sogar, um die Tätowierung an ihrer Schläfe endlich zu begreifen. Das war nicht einfach nur ein Dreieck, sondern eine Darstellung des Tiga Ranton – dieses arkonidischen Wunderwerks stellar-planetarer Architektur: drei Planeten im ehemaligen arkonidischen Zentralsystem, die sich eine Umlaufbahn teilten.

So nahe wollte ich jemandem, der gerade erst mit Thermostrahlern auf mich hatte schießen lassen, definitiv nicht sein. Aber die Fesseln ließen mir keine andere Chance. Zudem fühlte ich mich so matt, dass ich kaum den Arm hätte heben können.

Mit Mühe hob ich den Kopf. Zwei Meter hinter dem Fußende meines Bettes standen zwei Soldaten. Mit Thermostrahlern. Es war also keineswegs gesagt, dass ich dem Tod bereits entronnen war.

Beide Männer wirkten unnatürlich klein. Täuschte die Perspektive? Stand das Bett erhöht? Dann erkannte ich Ter Verren – den Mann, der bei der Rettung der KRATAZZ, ohne zu zögern, auf seine eigene Untergebene geschossen hatte. Er hatte mir tatsächlich gerade bis zur Brust gereicht, also spielten meine Augen mir keinen Streich. Die beiden Aufpasser erreichten tatsächlich nicht das Gardemaß.

»Nur zehn Zentitontas«, mahnte der Arzt, »sonst kann ich für nichts garantieren.«

»Ich verhöre ihn genau so lange, wie ich will«, schnauzte die Kommandantin ihn an. »Und jetzt raus hier!«

»Aber ...«

Einer der Soldaten winkte den Arzt mit der Strahlermündung zur Tür hinaus. Der Ara gehorchte der Anweisung.

»Wer bist du?«, fragte mich die Kommandantin. »Wer schickt dich? Was ist dein Auftrag?«

Beinahe hätte ich aufgelacht. All diese Fragen waren deutlich schwieriger zu beantworten, als man ahnen mochte. Lediglich bei »Wer bist du?« war ich mir meiner Sache sicher – und ich vermutete, dass die Antwort »Perry Rhodan« meine Schwierigkeiten nur vergrößert hätte.

Ich verlegte mich erst einmal auf unzusammenhängendes Brabbeln. Dom Khaal ließ sich jedoch nicht täuschen. Ein kurzer Druck ihres Daumens neben die Stelle, an der mich der Strahl gestreift hatte, ließ mich laut aufbrüllen.