Perry Rhodan 2975: Der Herr der Zukunft - Kai Hirdt - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2975: Der Herr der Zukunft E-Book und Hörbuch

Kai Hirdt

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Beschreibung

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodan hat nach wie vor die Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben. Unterschwellig herrschen zwar Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten. Nicht immer erfolgt dieser Kontakt zur Freude aller: So versteht kaum jemand die Beweggründe der Gemeni, die angeblich den Frieden im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen: Jüngsten Erkenntnissen zufolge arbeiten sie mit den Thoogondu zusammen, die einst als Lieblingsvolk von ES galten, von diesem aber wegen eines schwerwiegenden Verrats verbannt wurden. Doch in beiden Völkern gibt es unterschiedliche Strömungen, und niemand vermag zu sagen, wer Freund und wer Feind ist. Auf der Erde hat in der Zwischenzeit der Techno-Mahdi die Macht übernommen. Dessen wichtigster Vertreter, Adam von Aures, schließt ein verheerendes Bündnis mit dem ehemaligen Boten von ES und dem einstigen arkonidischen Imperator Gaumarol da Bostich. Sie attackieren den Kunstplaneten Wanderer – und Bostich sieht sich als DER HERR DER ZUKUNFT ...

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Seitenzahl: 156

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Zeit:3 Std. 34 min

Sprecher:Florian Seigerschmidt

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Nr. 2975

Der Herr der Zukunft

Der Imperator vollendet seine Transformation – er sieht das Schicksal ganzer Galaxien

Kai Hirdt

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Die Zukunft I

1.

2.

Die Zukunft II

3.

4.

5.

6.

7.

Die Zukunft III

8.

9.

10.

11.

Die Zukunft IV

12.

13.

Die Zukunft V

14.

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Hooris-Prozessor der Thoogondu (HaLem-Statue)

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodan hat nach wie vor die Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Unterschwellig herrschen zwar Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten.

Nicht immer erfolgt dieser Kontakt zur Freude aller: So versteht kaum jemand die Beweggründe der Gemeni, die angeblich den Frieden im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen: Jüngsten Erkenntnissen zufolge arbeiten sie mit den Thoogondu zusammen, die einst als Lieblingsvolk von ES galten, von diesem aber wegen eines schwerwiegenden Verrats verbannt wurden. Doch in beiden Völkern gibt es unterschiedliche Strömungen, und niemand vermag zu sagen, wer Freund und wer Feind ist.

Auf der Erde hat in der Zwischenzeit der Techno-Mahdi die Macht übernommen. Dessen wichtigster Vertreter, Adam von Aures, schließt ein verheerendes Bündnis mit dem ehemaligen Boten von ES und dem einstigen arkonidischen Imperator Gaumarol da Bostich. Sie attackieren den Kunstplaneten Wanderer – und Bostich sieht sich als DER HERR DER ZUKUNFT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Lotho Keraete – Der ehemalige Bote von ES spielt eine unheilvolle Rolle.

Atlan – Der Arkonide setzt auf Risiko.

Gucky – Der Mausbiber spielt wohl oder übel mit.

Bostich – Der Herr der Zukunft spielt zum Wohle vieler Galaxien.

Adam von Aures

Die Zukunft I

Jahrzehntausende haben die Völker unserer Galaxis sich untereinander bekämpft; abgesehen von kurzen Perioden der Einigkeit, zumeist erzwungen durch Attacken äußerer Feinde, die nur gemeinsam abgewehrt werden konnten.

Friede erhält Ordnung, Krieg schafft Chaos.

Das Universum strebt nach Chaos. Die Entropie, die eine gleichmäßig indifferente Verteilung der Moleküle und Atome unseres Kosmos herbeiführt, findet ihr Spiegelbild im Verhalten fast aller intelligenten Spezies. Es scheint uns angeboren, zerstören zu müssen, damit das Universum sich seinem natürlichen Zustand annähert.

Manche machen die Hohen Mächte für dieses Elend verantwortlich. Sie haben recht, und sie irren. Positive und negative Superintelligenzen, Materiequellen und Materiesenken, Kosmokraten und Chaotarchen: Sie alle zwingen niedere Entwicklungsstufen in vernichtende Konflikte, doch es ist nicht ihr eigener Wille, der sie dazu treibt. Seit Anbeginn der Zeiten folgen sie dem Streben allen Seins, sich selbst zu vernichten.

Das muss enden.

Es ist an der Zeit, dem Leben ein höheres, besseres Ziel zu geben als Zerstörung. Es wird Jahrtausende dauern, Jahrzehntausende womöglich. Es gilt, die Gesetze der Existenz an sich zu ändern.

Ich bin geboren, die Welt auf diesem Weg zu führen.

1.

Wir materialisierten, und sofort traf uns der Sturm der Neptunatmosphäre mit aller Gewalt.

»Zusammenbleiben!«, rief ich.

Gucky und Sybren Spira bestätigten beide – immerhin die Funkgeräte unserer SERUNS funktionierten also. Keine Selbstverständlichkeit bei dem Inferno, das um uns tobte.

Bostich hatte es tatsächlich getan: Er hatte ein – noch dazu durch Lotho Keraete verstärktes – Teslym-Geschoss auf Wanderer abgefeuert! Ein Teslym-Geschoss, gegen das sämtliche anderen Waffensysteme der Galaxis harmlos wirkten, selbst verfemte wie die Arkonbombe.

Gucky und ich hielten einander fest mit je einer Hand gepackt. Dank der Kraftverstärker konnte uns auch die aufgewühlte Gashülle des Planeten so leicht nicht auseinanderreißen.

Dem ertrusischen Major, den wir aus der Gefangenschaft befreit hatten, fehlten dafür einige Tausend Jahre Einsatzerfahrung. Ihn hatte es davongewirbelt. Er machte das Defizit jedoch durch exzellente Beherrschung der Anzugsteuerung wett. Nur Sekunden später war er, ständig drehenden Winden in Orkanstärke zum Trotz, wieder bei uns und verankerte sich an Guckys freier Hand.

Ringelreihen!, trällerte Tamareil in meinem Verstand. Schade, dass ich im Augenblick keinen Körper habe, sonst könnte ich mitspielen!

Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn die Olkonorin sich aus meinem Bewusstsein verabschiedet hätte. Ich hatte einige Jahrzehntausende Zeit gehabt, um mich an die zynisch-kühlen Kommentare zu gewöhnen, die der Logiksektor meines Gehirns abzusondern pflegte. Die exaltierte Gedankenstimme, die sich vor einigen Tagen dazugesellt hatte, war allerdings etwas zu viel des Guten.

Das habe ich gehört!, ließ Tamareil sich beleidigt vernehmen.

Ruhe!, forderte ich. Erst überleben, dann zanken!

Ich überlegte, wie wir Teil eins dieser Abfolge bewerkstelligen sollten. Gucky war nicht weit mit uns teleportiert. Wir befanden uns in der Neptunatmosphäre, meiner Schätzung nach keine vierzig Kilometer neben der GOS'TUSSAN II. Nahe genug an Bostichs in Flammen aufgehendem Flaggschiff also, damit es imposant zur Geltung kam: eine Hantel von fast fünf Kilometern Länge, deren Gewichte die Form von Dreiviertelkugeln hatten. Man musste das Schiff freilich kennen, um zu ahnen, dass es in Schwierigkeiten steckte. Die beiden Energieschirme, die normalerweise die Kugelformen vervollständigten, waren ausgefallen, ebenso die Energieblase, die das Konstrukt als Ganzes hätte schützen sollen.

Die terranische Flotte um uns war in Unordnung, kam aber zunehmend besser mit der neuen Lage zurecht. Immer mehr Energielanzen trafen die GOS'TUSSAN II. Es blieben wohl kaum mehr Sekunden bis zur Explosion.

Aber das Schiff war leer, bestenfalls noch Haluter im letzten Stadium der Haluter-Pest hielten sich dort auf, weil sie nicht mehr fliehen konnten, sondern in einer Erstarrung des Körpers gefangen waren. Bostich, der Adaurest und Keraetes schöne Familie waren geflohen.

»Ich springe wieder rein!«, rief Gucky. »Es könnte Überlebende geben, von denen wir bisher nichts wussten!«

»Hierbleiben!«, forderte ich. »Das ist Selbstmord! Such lieber nach einem von denen, die uns das eingebrockt haben! Und wenn nicht: Weg hier!«

Mein Logiksektor zweifelte an der Anweisung. Weder Bostich noch Adam von Aures noch Lotho Keraete lassen sich telepathisch aufspüren, wenn sie das nicht möchten. Geh mal davon aus, dass ihnen das gerade nicht liegt, nach dem Chaos, das sie angerichtet haben.

Chaos war eine recht gute Beschreibung der Lage: Bostich hatte unter Anleitung von Adam von Aures und dem verräterischen ES-Boten Lotho Keraete einen modifizierten Torpedo auf die Kunstwelt Wanderer geschossen. Diese verbarg sich in der Neptunatmosphäre und wurde eigentlich von einer terranischen Flotte vor allen koventionellen und erwartbaren Angriffen geschützt.

Nur handelte es sich um keinen konventionellen und schon gar keinen zu erwartenden Angriff: Wie hätte jemand auf den Gedanken kommen sollen, dass der ehemalige arkonidische Imperator und Vorsitzende des Galaktikums, der ES sein unsterbliches Leben zu verdanken hatte, die Residenz der Superintelligenz angreifen würde? Niemand hatte mit der entsprechenden Kaltblütigkeit und dem notwendigen Einfallsreichtum gerechnet, die ein solcher Angriff erforderte.

Bostich hatte unter allergrößten Opfern seine Waffe ins Ziel gebracht.

Das Teslym-Geschoss war durch den Schutzschirm Wanderers gedrungen, und seitdem spielte die scheibenförmige, achttausend Kilometer durchmessende Kunstwelt verrückt. Sie stand unter uns, weit genug entfernt, dass ich große Teile der Scheibe sehen konnte und dass die Neptunatmosphäre das Bild leicht bläulich einfärbte. Wanderers Energieschirm existierte weiterhin, anders als der des angreifenden Schiffs. Aber er hatte sich nach dem Einschlag undurchsichtig verfärbt. Zudem pulsierte die Welt, verlor immer wieder für einige Sekunden an Substanz und wurde durchscheinend, bevor sie wieder voll materialisierte.

»Ich spüre nichts«, sagte Gucky, ganz wie mein Extrasinn befürchtet hatte. »Aber ich bin auch erledigt. Irgendetwas auf der GOS'TUSSAN hat mich nicht weglassen wollen. Der Sprung hat viel mehr Kraft gekostet, als er sollte.«

Das erklärte, warum wir uns weiterhin in gefährlicher Nähe des Geschehens aufhielten. Gucky hatte es nicht geschafft, uns weiter fortzubringen, nicht ansatzweise seine Maximalsprungweite erreicht.

»Erhol dich!«, wies ich den Ilt an. »Sammle Kräfte. Wenn das Schiff explodiert, müssen wir sofort weit weg!«

Die Terraner landeten gerade den nächsten Treffer. Falls sich die handlungsfähige halutische Restbesatzung der GOS'TUSSAN II überhaupt noch an Bord befand, hatte sie die Verteidigung des Schiffs aufgegeben. Das war nur logisch, wie ich fand. Das Schiff war in dem Moment verloren gewesen, als sein Torpedo auf Wanderer detoniert war. Die Kunstwelt hatte reagiert und eine wie auch immer geartete Druckwelle ausgestoßen. Das Schiff hatte dabei geklungen, als läge es auf dem Amboss eines Kosmokraten, getroffen von einem weltengroßen Hammer.

Zudem hatten sich die Terraner inzwischen einigermaßen erholt. Sie flogen wieder gut choreografierte Angriffe. Effizienz, wie ich sie von ihnen kannte und schätzte. Als ungewöhnlich fiel mir allenfalls auf, dass die Energielanzen ihrer Thermoschüsse einen Sekundenbruchteil länger in der Luft standen, als notwendig gewesen wäre. Messungen meines SERUNS bestätigten die Beobachtung. Kein wirklicher Fehler im Manöver, aber eine unerklärliche Schlampigkeit.

Narr!, tönte der Extrasinn in meinen Gedanken. Denk nach, wo wir sind!

Das musste ich nicht tun. Major Spira hatte dasselbe beobachtet wie ich, im Gegensatz zu mir aber die richtigen Schlüsse gezogen. »Fusionsreaktion.« Er klang beeindruckt – und besorgt. »Die Wasserstoffatmosphäre reagiert in der Strahlhitze zu Helium. Die frei werdende Energie verstärkt die Waffenwirkung. Nach dem Schuss muss die Umgebung die Strahlbahn abkühlen, um den Effekt zu stoppen.«

Mir lief es kalt den Rücken herunter. Ich hatte tatsächlich nicht bedacht, dass das Gasgemisch außerhalb unserer SERUNS nicht hauptsächlich aus Stick- und Sauerstoff bestand, sondern aus Wasserstoff und Methan.

»Gucky!«, rief ich. »Wenn die GOS'TUSSAN ...«

Es geschah, noch während ich sprach. Bostichs fünf Kilometer langes Schiff zerbrach. Eine gewaltige Menge Sauerstoff strömte aus seinem Inneren und reagierte in der Hitze der Fusionsreaktionen mit dem Umgebungswasserstoff. Die Explosion in nur vierzig Kilometern Entfernung wirkte, als hätte jemand eine Transformbombe in meinem Vorgarten entzündet.

»Weg hier!«, brüllte ich. »Die Druckwelle ...«

Der Sturm nahm zu, sodass kein noch so geschickter Pilot und keine Steuerpositronik das hätten ausgleichen können. Ich wappnete mich für das Schlimmste.

Dann fand ich mich in der bewegungslosen Stille des Alls wieder.

*

»Nicht so rumschreien, Arkonidenhäuptling«, meckerte Gucky. »Ich bin kein Anfänger, weißt du?«

»Tut mir leid«, sagte ich. »Du hattest nur gesagt, dass etwas deine Kräfte lähmt. Da wurde ich nervös, als das Schiff hochging.«

»Ernsthaft?« Gucky sah mich entgeistert an. Er wandte sich an den Ertruser, der als Dritter im Bunde mit uns über Neptun schwebte. »Major Spira, kennst du dich mit der Flottengeschichte aus?«

»Ich ... Ähm ... Natürlich.«

»Auch mit den Mutanteneinsätzen?«

Der Ertruser blickte nervös zwischen Gucky und mir hin und her. »Nicht speziell. Was eben so Allgemeinwissen ist.«

»Muss reichen«, sagte Gucky. »Ist dir ein einziger überlieferter Fall bekannt, in dem ein Mutant in einer Krisensituation besser reagiert und seine Kräfte sinnvoller eingesetzt hätte, weil ihn jemand im richtigen Augenblick angeschrien hatte?«

»Nein«, sagte der Major verwirrt.

»Danke. Keine weiteren Fragen.«

Ich ließ den Ilt gewähren. Ich hatte tatsächlich falsch reagiert, also mochte er sich über mich lustig machen. Es war nichts im Vergleich zu dem, was ich beizeiten vom Extrasinn zu hören bekommen würde.

Und von mir!, meldete sich Tamareil. Du kannst mich aber natürlich auch bestechen, damit ich das Ganze zu einer großartigen Heldengeschichte umstricke. Darin bin ich recht versiert, wie du weißt.

»Wenn wir damit durch sind, könnten wir uns auf unsere nächsten Schritte konzentrieren«, schlug ich vor. »Wir müssen Spira in Sicherheit bringen, und dann zu unserem Hauptquartier zurückkehren und unsere Freunde treffen. Gucky, kannst du uns dorthin teleportieren? In ein paar Etappen?«

Nein, kann er nicht, antwortete der Extrasinn lakonisch.

Der Tonfall passte zu dem Blick, den Gucky mir schenkte. »Du bist heute wirklich nicht auf der Höhe, Arkonidenhäuptling. Nimmt das Ende von Bostichs Schiff dich so mit?«

Das war vielleicht nicht einmal falsch gedacht. Selbst wenn ich Jahrtausende auf der Erde zugebracht hatte: Ich war nun einmal Arkonide, und die Zerstörung des imperialen Flaggschiffs ließ mich nicht ganz kalt. Außerdem war es tatsächlich viel verlangt, die Distanz von Neptun und Jupiter zu diesem Zeitpunkt auswendig zu kennen.

Aber eingrenzen kannst du sie, wies mich der Extrasinn zurecht. Jupiters mittlerer Bahnradius sind etwa 778 Millionen Kilometer, bei Neptun sind 4,495 Milliarden. Selbst im Moment der größten Annäherung liegen die Planeten fünfundzwanzig Mal so weit voneinander entfernt wie die mittlere Distanz der Erde zur Sonne. Oder im relevanten Bezugssystem: rund 3740 Teleportersprünge mit Guckys maximaler bekannter Reichweite. Du solltest eine andere Lösung suchen.

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Ich wandte mich an unseren ertrusischen Begleiter. »Du hattest doch gesagt, dass du zur Besatzung eines Schiffs gehörst, dass die GOS'TUSSAN II bewacht hat.«

»Korrekt«, bestätigte Spira. »Die THARSOON.«

»War sie Teil dieses Gefechts«, ich deutete auf die blau strahlende Kugel Neptuns unter uns, »oder hat sie die Position gehalten, als die GOS'TUSSAN aufgebrochen ist?«

»Ich weiß nicht, welche Befehle Oberst Jamuna für diesen Fall hatte«, sagte der Soldat. »Beim Aufbruch hatte mich Lotho Keraete schon auf seiner FLORENCE LAMAR eingesperrt.«

»Das kriegen wir raus«, meldete sich Gucky. »Hier draußen funktionieren die Positroniken wieder.«

In der Tat: Die THARSOON stand nun über Neptun, wie sich unschwer herausfinden ließ.

»Major Spira«, bat ich, »ruf dein Schiff und teil mit, dass du in Raumnot bist. Sie sollen ein Beiboot schicken, um dich aufzusammeln. Oder eine von den Einheiten da unten soll Taxi spielen.«

»Und ihr ...?«, fragte Spira.

»Wir kommen mit.« Gucky grinste. »Überraschungsgäste hat jeder gerne, auch deine Chefin, oder?«

*

Das Beiboot der THARSOON brachte uns ohne Komplikationen zum Jupiter und damit zu Neo-Ganymed. Dort trafen wir Homer G. Adams im Kastell, seinem Geheimversteck im Innern eines Asteroiden, im Inneren von Neo-Ganymed.

Dafür, dass der Stützpunkt nur für absolute Notfälle konzipiert war, hatte Adams ihn geradezu grotesk stilvoll einrichten lassen. Wir saßen in einem Raum, der in allen Details dem Salon eines britischen Herrenhauses entsprach, vom fein geschnitzten Kirschholzteetisch über die Ohrenbackensessel bis hin zu den Seidentapeten. Über Tassen voll Earl Grey planten wir die Rückeroberung des Sonnensystems und die Verhinderung des Weltuntergangs.

Zu diesem Zweck hatte sich eine illustre Runde zusammengefunden: vier Unsterbliche, eine Mutantin, ein unsterblicher Mutant. Adams war unser Gastgeber. Links von mir hatten Reginald Bull und seine Frau Toio Zindher Platz gefunden. Rechts saß Gucky, dann folgte Icho Tolot in einem Sessel, der speziell für die Körpermaße des vierarmigen Riesen mit zweieinhalb Metern Schulterbreite gefertigt worden war.

»Hat sich etwas Neues getan, während Gucky und ich unterwegs waren?«, eröffnete ich den Austausch.

Adams verneinte und rekapitulierte die Lage: Das Sonnensystem war durch den TERRANOVA-Schirm vollständig vom Rest der Milchstraße abgetrennt. Nichts kam herein, nichts kam hinaus. Die einhundertzwölf LORETTA-Tender, von denen aus der Schirm projiziert wurde, befanden sich fest in der Hand von Wissenschaftlern, die sich zum Techno-Mahdi bekannten.

»Das muss nichts Schlechtes sein«, warf Tolot ein. Er nippte aus einer stählernen Teetasse von der Größe eines Fünf-Liter-Eimers. »Solange das System abgeschottet ist, kann Rhodanos nicht zu uns stoßen.«

Bull zog den Mund schief. »Ist auch selten, dass man Perrys Abwesenheit bejubeln muss.«

Uns allen war der Ernst der Lage klar: Das Atopische Tribunal hatte einst die halbe Galaxis besetzt, um jene drei Personen – im Jargon des Tribunals Kardinal-Fraktoren genannt – zu fassen, die den sogenannten Weltenbrand auslösen würden. Wir wussten nicht genau, was dieser düstere Ausdruck konkret bezeichnete, wohl aber, dass er die Milchstraße unbewohnbar zurücklassen würde. Der Weltenbrand würde zu einem undefinierten Zeitpunkt beginnen, zu dem sich sowohl Perry Rhodan, Gaumarol da Bostich und der Adaurest – Adam von Aures – im Sonnensystem aufhielten.

Bostich und Adam waren schon vor Ort. Das TNT war gewissermaßen angerührt. Wenn Perry einen Weg ins System fand, konnte es gut sein, dass er die hochexplosive Verbindung ahnungslos vom Regal stieß.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich möchte mich nicht darauf verlassen, dass der Schirm aktiv bleibt – oder dass Perry nicht doch einen Weg ins System findet. Er weiß wahrscheinlich nicht, dass Bostich und Adam hier sind. Also wird er früher oder später kommen. Wir kennen ihn gut genug: Wenn er hier hereinwill, findet er einen Weg. Gucky und ich haben es schließlich auch geschafft.« Unsere spezielle Methode, den Schirm zu durchdringen, stand Perry zwar nicht offen. Aber es gab nichts, was ich meinem alten Freund nicht zutraute.

»Wir haben mehrere Ansatzpunkte«, sagte Adams. »Meiner Ansicht nach muss unser Plan darauf hinauslaufen, Bostich oder Adam aus dem System herauszuschaffen, damit Perry gefahrlos zu uns zurückkehren kann.«

»Daraus ergeben sich drei Aufgaben«, schloss ich. »Adam finden. Bostich finden. Die LORETTA-Tender erobern, sodass wir den Schirm abschalten können – zu einem Zeitpunkt, den wir selbst bestimmen.«

»Um die Tender kümmere ich mich«, sagte Bull. »Ich habe da mit Sharoun schon etwas ausgeheckt.«

Adams zog eine Augenbraue hoch. Auch ich war überrascht – nicht, weil Bull sich mit dem Residenten der Liga Freier Galaktiker abstimmte. Aber weil jeder Außenkontakt eine erhöhte Gefahr der Entdeckung bedeutete.

»Keine Sorge«, sagte Bull. »Ich funke nicht von hier. Wir hatten von Galileo City aus Kontakt. Seine Vorbereitungen müssten laufen, ich vertraue ihm da.«

»Gut«, sagte ich. »Ich kümmere mich um Adam und Bostich.«

»Im Doppelpack?«, fragte Toio Zindher.

»Wenn sie sich am selben Ort aufhalten, ja«, sagte ich. »Aber ich bezweifle das. Adam und Lotho Keraete haben die Zentrale der GOS'TUSSAN vor Bostich verlassen. Und ich glaube, dass sie Bostich getäuscht haben – der Torpedo, den Keraetes schöne Familie für ihn modifiziert hat, hat nicht das versprochene Ergebnis erzielt, sondern etwas völlig anderes bewirkt. Bostich schätzt es nicht, wenn man ihn hinters Licht führt.«

»Andererseits«, gab Icho Tolot zu bedenken, »hat Lotho Keraetes schöne Familie Bostich aus der Zentrale teleportiert. Das spräche dafür, dass er sich weiterhin in der Hand von Adam von Aures und Lotho Keraete befindet.«

»Nicht zwingend«, sagte Gucky. »Wir haben den Kahn auf demselben Weg verlassen, und statt mit schönem Sicherheitsabstand, wie ich das vorhatte, sind wir mitten im Kreuzfeuer rausgekommen. Die Teleportation hat nur eingeschränkt funktioniert, warum auch immer. Wenn bei Bostich das Gleiche galt, kann er überall herausgekommen sein – und er ist ohne Schutzanzug gesprungen. Er kann also genauso gut in der Neptun-Atmosphäre erstickt oder bei der Raumschlacht gegrillt worden sein.«

»Extrem unwahrscheinlich«, wandte ich ein. »Die Projektion fehlte.«

Die was?, fragte Tamareil in meinen Gedanken.

Ich antwortete im Stillen. Wenn ein Zellaktivatorträger stirbt, geht von seiner Leiche die Projektion einer Spiralgalaxis aus, die sich immer stärker ausdehnt und irgendwann in der Milchstraße verliert. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das bei Bostich anders wäre. Die Projektion hätten wir auf jeden Fall bemerkt, also lebt er ziemlich sicher noch.

»Eigentlich ist es egal, ob Adam ihn hat oder nicht«, sprach ich laut weiter. »Wenn wir einen der beiden finden, werden wir sehen, ob der andere gleich nebenan wartet. Für unsere Zwecke reicht es ja, einen aus dem System hinauszubekommen, auch wenn beide natürlich sicherer wären. Möglichst in unterschiedliche Richtungen.«

»Ich bin dabei!«, verkündete Gucky.

Ich lächelte. Auf die Unterstützung des Ilts hatte ich fest gesetzt. Allerdings nicht nur auf seine. »Toio, darf ich dich bitten, dich unserem Team ebenfalls anzuschließen?«

»Ich soll Bostich aufspüren, nehme ich an?«