Perry Rhodan 3167: Kampf der Kastellanin - Susan Schwartz - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3167: Kampf der Kastellanin E-Book und Hörbuch

Susan Schwartz

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. In der Heimatgalaxis der Menschheit wappnen sich die freien Völker so gut es geht gegen die unbekannten Absichten und Machtmittel des Chaoporters. Während die Galaktischen Kastellane ihnen dabei im Rahmen ihrer eigenen Ziele zur Seite stehen, aktiviert FENERIK eine Chaogentin – und es kommt zum KAMPF DER KASTELLANIN ...

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Seitenzahl: 149

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Zeit:3 Std. 40 min

Sprecher:Martin Bross
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Nr. 3167

Kampf der Kastellanin

Die Schläferin entkommt – sie eröffnet die Jagd auf Reginald Bull

Susan Schwartz

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. NIKE QUINTO

2. Die Büchse der Überläuferin

3. Port Tanwalzen

4. Flucht, Teil 1

5. Flucht, Teil 2

6. Flucht, Teil 3

7. JEELAN: Eine schreckliche Nachricht

8. JEELAN: Ein Zwischenstopp

9. Port Tanwalzen

10. Etters Jagd

11. Ein neuer Plan

12. Auf der Lauer

13. Pom-Pom und Tam-Tam

14. Ein Gespräch unter Feinden

15. Kampf der Dienerinnen

16. JEELAN: Kurs voran

Leserkontaktseite

Glossar

Risszeichnung Atmosphärengleiter der Yodoren

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.

Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu.

In der Heimatgalaxis der Menschheit wappnen sich die freien Völker so gut es geht gegen die unbekannten Absichten und Machtmittel des Chaoporters. Während die Galaktischen Kastellane ihnen dabei im Rahmen ihrer eigenen Ziele zur Seite stehen, aktiviert FENERIK eine Chaogentin – und es kommt zum KAMPF DER KASTELLANIN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Apehei – Die Keji erinnert sich an ihr Zertifikat.

Reginald Bull – Der Terraner sucht Zuflucht bei den Yodoren.

Ioniv-Vinoi Etter – Die Galaktische Kastellanin befragt die Überläufer.

Hookadar

1.

NIKE QUINTO

7. Januar 2072 NGZ

Er ist tot. Aber das ist nicht das Ende.

Reginald Bull lief in seiner Gästeunterkunft auf und ab. Vor zwei Stunden war er von der Besprechung mit Monkey zurückgekehrt, um seinen aufgewühlten Verstand zu beruhigen und für sich nachzudenken, wie es nun weitergehen sollte.

Die Einsamkeit schlug mit Wucht über ihm zusammen. Noch immer hallte Sälsindes verwehender Seufzer in seinem Verstand nach und erneuerte sich wieder zum sogleich langsam versiegenden Echo.

Die Chaoessentia, der Sternenstaub, der chaotarchische Agent ... war nicht mehr.

Auf dem fern allen galaktischen Geschehens gelegenen Planeten Pathonid war es zum Showdown gekommen. Wie erhofft hatte Sälsinde Informationen preisgegeben, darunter eine überwältigende neue Erkenntnis: Die Chaotarchen wollten verhindern, dass der Moralische Code erstarrte, wohingegen die Kosmokraten, die sich als Hüter des Codes sahen, dessen unveränderte Stabilität wünschten.

Und dann war die Situation eskaliert. Zum Glück hatten Bull und Sälsinde sich in der USO-Station auf einer einsam gelegenen Insel am Nordpol des Planeten aufgehalten, sonst wäre die Katastrophe noch schlimmer gewesen.

Bull fühlte sich schuldig. QuinTechs waren umgekommen, darunter der Haluter Sad Pochon, in den Sälsinde gesprungen war. Nachdem der chaotarchische Agent erkannt hatte, dass er in die nächste Falle getappt war, hatte er furchtbare Rache geübt. Der Haluter hatte sich geopfert, die gesamte Station war explodiert.

Nur wenige Eingeweihte wussten von dem dramatischen Ende des Experiments. Die Bewohnerinnen Pathonids würden das Geheimnis für sich behalten, da sie in freiwilliger Isolation lebten und keine Veränderung wünschten. Bull hoffte, dass er der Harmonie dieser einzigartigen Kultur keine Risse zugefügt hatte.

Es genügte, dass er einen Riss in sich verspürte.

Er konnte diesen neuen Zustand nicht genau definieren. Doch er war, zusammen mit all der Last der Katastrophe, derzeit kaum zu ertragen. Was machte der Riss mit ihm? Was wurde aus ihm?

»Du bist ein Fremder in Zeit und Raum«, hatte Sälsinde zu ihm gesagt.

Es lag also nicht nur am chaotarchisch geprägten Zellaktivator, weswegen FENERIK Bull in seine Fänge bekommen wollte. Da gab es noch etwas in ihm, von dem er bis zu diesem Tag, nach all den Jahrtausenden, nichts geahnt hatte. Dieses Geheimnis hatte Sälsinde allerdings nur angedeutet, ehe er für immer verstummt war.

Würde Sälsinde ihm fehlen?

Nach einer weiteren Stunde Ruhelosigkeit und Kopfzerbrechen rief der Oxtorner Monkey an und bat um ein Gespräch.

*

In der Maske des Joseph Andalous traf Reginald Bull bei dem Besprechungsraum ein. Weiterhin herrschte strikte Geheimhaltung über den Aufenthaltsort des ehemaligen Residenten; nach dem Desaster auf Pathonid war das umso wichtiger. Nur wenige waren eingeweiht: neben Monkey nur Pinkas Bülow, der Kommandant des USO-Flaggschiffs, und die Kommandantin der RATBER TOSTAN.

Monkey hatte wie gewohnt keine Regung bei Bulls Anruf gezeigt und erwartete ihn bereits, als Bull den Besprechungsraum betrat. Wahrscheinlich hatte er die Fortsetzung des Gesprächs schon im Kopf.

»Ich habe eine Entscheidung getroffen«, sagte Bull und setzte sich in aufrechter Haltung hin. »Die Kommandantin der RATBER TOSTAN und der Kommandant der NIKE QUINTO sagten mir beide nach meiner Ankunft, dass ich unter Aufsicht gestellt gehöre. Ich war darüber sehr empört.«

»Und nun hast du die persönlichen Befindlichkeiten beiseitegelassen«, vermutete Monkey.

»Zwischen dieser Feststellung und meiner Entscheidung liegen Ereignisse, die alles geändert haben.« Bull atmete tief ein und aus. »Ich gehöre unter Aufsicht. Vorher habe ich noch Witze über mich selbst gerissen, dass ich mich von Jekyll in Hyde verwandle und alles niedermetzle. Das war geradezu prophetisch.«

»So darfst du das nicht betrachten, Reginald. Du trägst keine Schuld an den Ereignissen. Das Experiment hatte keinerlei Testphase. Nicht zu vergessen, jeder QuinTech lebt mit dem Risiko.«

»Monkey, wir waren nicht vorsichtig genug, und diesen Vorwurf müssen wir uns beide machen«, widersprach Bull. »Wenn Sad Pochon nicht so nah bei dem Bull-Phantom gestanden hätte, wenn Allmut Gentzen mehr auf Distanz gegangen wäre, wäre es vielleicht nicht derart eskaliert. Ich weiß, hinterher ist man immer schlauer, und dieses wenn-Szenario bringt nichts.«

Er winkte ab. »Sälsinde hätte versucht zu entkommen, aber sich womöglich auf der Suche nach einem neuen Gastgeber zu sehr in dem Raum zerstreut, um sich ausreichend in einem anderen Körper zu manifestieren und ihn unter seinen Willen zu zwingen. Er wäre vielleicht verweht, weil er sich nicht mehr zusammensetzen konnte.«

Nun erhob er den Zeigefinger. »Das Experiment selbst, mit der Kopie meiner ÜBSEF-Konstante, da hätte alles schiefgehen können, und damit hatten wir gerechnet – aber das hat funktioniert, und zwar auf Anhieb. Die QuinTechs, allen voran Allmut Gentzen, hatten die Sache im Griff. Wir beide haben in Bezug auf die Sicherheit versagt, du und ich. Mit unserer Erfahrung hätten wir sehr viel vorsichtiger sein müssen. Vor allem ich!«

»Nun«, sagte Monkey ruhig, »gerade deswegen müssen wir nach vorn blicken. Immerhin, Sälsinde ist tot.«

Ja, das war Monkeys bevorzugte Lösung gewesen. »Genau. FENERIK wird davon erfahren – und das macht es für uns nicht einfacher, sondern erschwert die Situation immens. Das ist dir hoffentlich bewusst? Wenn der Chaoporter es nicht schon zum Todeszeitpunkt seines Agenten mitbekommen hat, weil das Zertifikat möglicherweise in dem Moment erloschen ist, schickt er spätestens jetzt neue Agenten aus, um nach mir zu suchen. Uns beiden ist klar, dass es damit nicht beendet ist, sondern dass uns der Feind immer näher rückt.«

»Dem stimme ich zu. FENERIK will dich weiterhin als Quintarchen einsetzen. Dieses Vorhaben gibt er nicht auf, nur weil sein Agent versagt hat.«

»Er wird keine halben Sachen machen, die Zeit läuft ihm davon. Also wird er jeden verfügbaren Agenten auf mich ansetzen, um mich unverzüglich gefangen zu nehmen und zu sich zu transportieren. Die Zeit der Verführung ist vorbei.«

Monkey nickte. »Zu dem Schluss bin ich auch gekommen.«

»Sehr schön, dass wir uns darin einig sind. Und ich bin mir bewusst, wie deine Konsequenz lauten wird: Du willst mich unter deinen Schutz stellen, und dafür bin ich dir dankbar.« Bull formulierte sehr bedacht. »Aber das genügt nicht.«

»Wie meinst du das?«

»Die USO ist eine sehr starke, nahezu unüberwindliche Organisation – das will ich nicht schmälern, versteh mich nicht falsch! Doch sie ist galaktisch geprägt. Du kannst dir noch so viel Mühe geben, FENERIKS Agenten werden mich finden. Egal was du dir überlegst, selbst wenn du mich auf Umbriel hinter dem TERRANOVA-Schirm wegsperrst, sie werden mich finden und wegholen. Und es wird dabei weitere Opfer geben.«

»Du willst Asyl bei einer höheren Macht erbitten.« Eine Feststellung, keine Frage.

»Ja. Ich möchte in die Yodor-Sphäre einfliegen.«

»Nicht zu den Kastellanen?«, fragte Monkey.

»Die haben mich zum Rücktritt gezwungen und von Terra verjagt«, sagte Bull und ballte eine Hand zur Faust. »Nein. Denen traue ich nicht über den Weg. Sie werden meine Lage weder objektiv noch unvoreingenommen beurteilen.«

»Und du meinst, bei den Yodoren wäre das anders?«

»Das weiß ich nicht. Aber in der Yodor-Sphäre sind die Kosmokraten am Werk. Vielleicht nicht persönlich, aber das ist ihr Territorium. Vyna Nachgrund, die als ausgesandte Fallenstellerin Sälsinde gefangen hat, hat den Ausschlag zu dieser Überlegung gegeben. Sie hat sich geopfert, um Sälsinde zu erwischen – und damit gleichzeitig mich befreit. Sie wollte mir helfen.«

Bull sah Monkey bittend an. »Hilf mir, dorthin zu kommen. Ich brauche Distanz zu euch allen, damit ihr ungehindert agieren könnt. Und ich benötige den stärksten Schutz, der in der Milchstraße möglich ist.«

»Selbstverständlich werde ich dich unterstützen«, sagte der Lordadmiral. »Deine Argumentation ist nachvollziehbar.« Er überlegte kurz. »Ich weiß auch schon, auf welches Schiff ich dich verfrachten kann, ohne Aufsehen zu erregen. Gleichzeitig werde ich Atlan und Sichu Dorksteiger kontaktieren. Atlan und Sichu sind zwar nicht in der Nähe, aber vielleicht kennen sie eine Möglichkeit, dich bei den Yodoren anzumelden. Sie waren beide schon in der Yodor-Sphäre, über sie sollte es leichter gelingen, deine Einreisegenehmigung zu erwirken.«

Bull seufzte erleichtert. Ohne Monkeys Beistand wäre er wieder am Anfang gewesen. »Vielleicht findet sich dort sogar eine Lösung für mich – ich bin aus dem Verkehr gezogen und, zumindest vorerst, unerreichbar für die Chaosmächte.«

»Gut, ich werde alles veranlassen«, sicherte Monkey zu. »Ich soll dich übrigens von Sichu grüßen.«

Monkey hatte es übernommen, Sälsindes Enthüllungen weiterzugeben, allen voran Adams und Dorksteiger.

»Danke. Sie wird sehr beschäftigt sein, nun, da das Dritte Galaktikum sich in der Gründungsphase befindet ... und die Vorbereitungen für FENERIKS Ankunft laufen. Aber vielleicht kann sie ein wenig Zeit erübrigen, um mich den Yodoren anzupreisen.« Bull erhob sich. »Und übrigens, das war Joseph Andalous' letzter Auftritt, der hat mittlerweile genug Aufsehen erregt.« Angefangen auf Lepso. »Der wohl erfolgloseste Raumfahrer aller Zeiten, Karl Ranseier, ist tot, und Joseph Andalous hat dasselbe Schicksal ereilt. Ein anderer Mann wird in voller Maske von Bord gehen.«

»Ich werde dir dafür Komponenten zukommen lassen, die zugleich schützende Funktion haben.« Monkey schien nicht wissen zu wollen, was ein ihm gänzlich unbekannter Karl Ranseier plötzlich mit ihnen zu tun haben sollte.

»Du meinst, ich ziehe das Chaos trotzdem hinter mir her oder stehe im Zentrum desselbigen und habe nicht immer einen SERUN dabei?«, setzte Bull einen drauf.

Monkey schwieg mit unbewegter Miene.

»Vergiss es!« Bull winkte ab und verzichtete darauf, ergänzend darauf hinzuweisen, dass Karl Ranseier im Übrigen immer schon tot gewesen sei, so wie Joseph Andalous nie gelebt hatte.

Der Lordadmiral hatte nun einmal keinen Sinn für Scherze, und dieser stammte aus einer Zeit der Comedyshows, als es gerade mal die ersten terranischen Kolonien gegeben hatte. Perry hätte es verstanden, weil er sich bestimmt noch daran erinnerte, und wahrscheinlich mitgelacht.

Illustration: Dirk Schulz

»Das ist eine gute Idee«, sagte er stattdessen und fand zur Ernsthaftigkeit zurück.

Seltsamerweise hatte ihm diese kleine Eskapade gutgetan und ein wenig die Finsternis in ihm erhellt. Weiterhin bestand Hoffnung für ihn, das hatte sich soeben erwiesen. Wäre Gucky hier gewesen, hätte das einen schönen Schlagabtausch gegeben, und er hätte sich vielleicht noch besser gefühlt. Gucky würde ihm immer vertrauen und nicht daran glauben, dass er von Jekyll zu Hyde wurde. Und wenn doch, wäre der Kleine der Erste, der es merken würde – und sofort handeln könnte.

»Hast du bereits einen Namen gewählt?«, fragte Monkey, wahrscheinlich, um sogleich einen Lebenslauf anzulegen.

Klar, Karl Ranseier. Bull, noch einmal den Schalk im Nacken, konnte sich nur mühsam ein Grinsen und diese Antwort verkneifen. Er räusperte sich. »Darum kümmere ich mich selbst. Lass dich überraschen!«

*

Nachdem sie den Zeitplan festgelegt hatten, kehrte Bull in seine Unterkunft zurück und machte sich daran, die Verwandlung vorzunehmen. Da er nicht wusste, wie lange er sie diesmal benötigte, wollte er sich so intensiv wie möglich damit identifizieren. Es war schon genug durchgesickert. Nach Sälsindes Tod wurden mit Sicherheit weitere Kräfte mobilisiert, um Bulls habhaft zu werden. Wer wusste schon, ob nicht bereits einer von ihnen sogar an Bord der NIKE QUINTO war? Da konnte Monkey noch so misstrauisch und vorsichtig sein. Aus dem Grund würde Bull auch nicht mit Sichu Dorksteiger sprechen, wenn Monkey zu ihr Kontakt aufnahm.

Monkey musste es so arrangieren, dass demnächst Joseph Andalous vorgeblich per Transmitter von Bord ging, was im Log festgehalten werden würde. Dann wusste nur noch der Lordadmiral, dass die Unterkunft weiterhin belegt war, und würde dafür sorgen, dass die Systeme den geheimen Gast nicht verrieten.

Einen neuen Besucher würde es offiziell nicht geben. Bull durfte die Unterkunft nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen verlassen – unter einem Deflektorschirm und mit aktiviertem Vitalenergietarner beispielsweise. Er musste sich versteckt halten, aber da er sich auf seine neue Rolle vorbereiten wollte und jede Menge Recherchearbeit hatte, würde ihm gewiss nicht langweilig.

Nach wie vor verstand Bull nicht, weshalb FENERIK ihn als Quintarchen haben wollte. Gab es keine anderen Anwärter, die genauso geeignet wären? Sälsinde hatte den Grund womöglich gekannt, diese Information aber für sich behalten.

Abgesehen von Sichu und Atlan durfte daher niemand erfahren, dass er demnächst unterwegs zur Yodor-Sphäre war.

Die Situation in der Galaxis wurde zusehends kritischer, und die aktuelle allgemeine Stimmung in Bezug auf den ehemaligen Residenten war nicht unbedingt positiv. Höflich formuliert.

*

Für die Namensfindung zog er einen Namensgenerator zu Rate. Der Name sollte möglichst weit entfernt von ihm und Joseph Andalous sein. Allerdings wollte er beim Terraner bleiben; bei anderen lemurischen Völkern könnte er sich durch Gestik Mimik oder auch den Geruchssinn – wie bei den Tefrodern – verdächtig machen. Daher blieb er bei dem, was er war, und würde auch keine Vollmaske einsetzen. Je weniger davon, desto geringer die Wahrscheinlichkeit, dass er aufflog.

Ich werde schon paranoid und vermute hinter jeder Ecke einen feindlichen Agenten.

Aber für halbe Sachen war er nun einmal nicht zu haben.

Biomolplast sollte zum Einsatz kommen, aber nicht vollständig, vor allem im Gesicht nicht.

Schließlich hatte Bull nach einigen Überlegungen mit holografischer Unterstützung eine Figur entwickelt.

Diesmal beließ er es bei seiner Größe von 1,68 Metern. Das Risiko, nicht nur die Tarnkleidung, sondern auch die präparierten Stiefel zu verlieren, war zu hoch, wie er als Andalous erlebt hatte.

Dafür legte er sich eine erhebliche Portion Übergewicht zu – und das, wo er doch gerade erst ein paar Kilos verloren hatte und das stolz hätte vorweisen können ...

Das Biomolplast, das Monkey ihm zur Verfügung stellte, war von besonderer Art: Diese neu entwickelte Defens-Haut konnte leichte bis mäßige Treffer an Thermostrahlen hinnehmen und Neuroschocker weitgehend neutralisieren – falls beide Waffen nicht auf voller Stärke im Dauerbeschuss auf ihn gerichtet waren.

Zwar würde er beim Verlassen der NIKE QUINTO einen SERUN-SR Typ 1 tragen, aber wer wusste schon, wie lange er ihn behalten würde? Dieser Spezial-SERUN war für Kundschafter gedacht. Man konnte ihn im Design beliebig gestalten, er trug nicht auf und bot doch eine erhebliche Schutzfunktion. Auch als Joseph Andalous hatte Bull einen getragen – und ihn verloren. Es konnte daher nicht schaden, einen zusätzlichen Schutz am Körper zu haben, wenn er des nächsten Anzugs verlustig ging.

Die Defens-Haut sah völlig echt aus und fühlte sich auch so an. Sie könnte von der variablen Strukturdichte her prinzipiell leichter sein als normale Haut, aber das Übergewicht musste glaubhaft sein und einer oberflächlichen Überprüfung, etwa einem Standard-Scan an einem Raumhafen, standhalten.

Als Bull sich im Holospiegel betrachtete, verfügte er über schwabbelnde 126 Kilo, die sich zu 90 Prozent als Rettungsringe um seinen voluminösen Bauch abzeichneten.

Dazu war seine zweite Haut, angeglichen an seinen natürlichen Hautton, am Bauch käsig-weiß gehalten, damit sie noch teigiger aussah und sich bei diesem Anblick zumindest von den Lemurerabkömmlingen kaum jemand die Mühe machen würde, ihn länger als zwei Sekunden zu betrachten. Damit würde niemand glauben, dass in der Haut ein muskulöser Mann steckte.

Abgesehen von den Aras wahrscheinlich, die sich bestimmt mit Begeisterung auf ihn stürzen würden, um ihm Experimente, Schönheitsoperationen, Diäten und alles Mögliche sonst anzudienen.

Er wagte es kaum, sich zu bewegen, aber erstaunlicherweise war die Haut wirklich sehr anpassungsfähig und behinderte ihn kaum. Das bedeutete, im Notfall konnte er laufen. Bull war schon als Kind untersetzt gewesen und hatte stets ein paar Kilos zu viel auf der Waage – aber er war dabei immer durchtrainiert gewesen, sein Schritt federnd, der Rücken gerade, die Arme muskulös. Ein Dauerläufer war er nicht, aber für einen kurzen Spurt reichte es.

Nur das durfte er keinesfalls durchblicken lassen, das hatte er sich schon als Joseph Andalous abgewöhnen müssen – und mit dieser neuen Maske erst recht. Er musste den Schein wahren, sonst könnte er sich gleich eine Zielscheibe auf die Stirn malen und einen rot blinkenden Holopfeil über sich installieren.

Die Arme und Beine wurden nur mit einer dünnen Schicht umlegt, die als Schutz dienen sollte; von den Proportionen her passte das immer noch.

Nach einigem Herumprobieren entschied Bull sich gegen ein Doppelkinn. Das ging ihm zu weit.

Im nächsten Schritt rasierte er nicht ohne Trauer seine schwarz gefärbten Haare ab – wodurch allerdings die in der Kopfhaut verankerten, sich nachbildenden Pigmente erhalten blieben –, sodass die schwarzen Konturen der einen halben Millimeter kurzen Haare auf dem kahlen Schädel als Schatten erkennbar blieben.

Die schwarz gefärbten Augenbrauen wurden ein wenig dichter und buschiger, sodass sein Blick ein wenig grimmiger wirkte, abweisender, was eine weitere Distanz schaffen sollte.