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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Während Rhodan dem Chaoporter nacheilt, versucht er, mehr über dieses Gebilde herauszufinden. Über den Quintarchen Farbaud hat er bereits tiefe Einblicke erhalten. Farbaud indessen ist längst wieder an Bord von FENERIK – begleitet von Gry O'Shannon und Alaska Saedelaere. Die beiden Terraner erkunden DAS ROSTLAND ...
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Seitenzahl: 155
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Nr. 3177
Das Rostland
Zwei Terraner auf der Flucht – sie entdecken das Mitbringsel aus dem Chaoversum
Susan Schwartz
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. FENERIK: Verloren
2. Ein vorübergehendes Bündnis
3. Noquuds Erinnerungen
4. Die Reise zum Paramarkt
5. Farbaud
6. Der erste Angriff
7. Die neue Heimat
8. Der zweite Angriff
9. Auf einer Seite
10. Richtung Gehöft
11. Das stille Tal
12. Das Mitbringsel
13. Der Vektor
Fanszene
Leserkontaktseite
Glossar
Impressum
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.
Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.
Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu.
Während Rhodan dem Chaoporter nacheilt, versucht er, mehr über dieses Gebilde herauszufinden. Über den Quintarchen Farbaud hat er bereits tiefe Einblicke erhalten. Farbaud indessen ist längst wieder an Bord von FENERIK – begleitet von Gry O'Shannon und Alaska Saedelaere. Die beiden Terraner erkunden DAS ROSTLAND ...
Alaska Saedelaere – Der Mann mit der Maske bringt Distanz zwischen sich und den Quintarchen.
Gry O'Shannon – Die Mutantin verzweifelt beinahe an der Dispersion.
Farbaud – Der Quintarch hat an Bord des Chaoporters offenbar eigene Interessen und Ziele.
Asqua Noquud
1.
FENERIK: Verloren
17. Januar 2072 NGZ
»Hoppla!«, entfuhr es Alaska Saedelaere. Er stolperte vorwärts, als er sich unerwartet auf festem Boden wiederfand, verlor das Gleichgewicht und fing sich gerade noch ab.
Verwirrt sah er sich um und entdeckte Gry O'Shannon gleich neben sich, deren Augen seltsam leuchteten. Ihr SERUN-Helm war desaktiviert, ihr Gesicht schutzlos.
In augenblicklichem Schrecken fuhren Saedelaeres Hände zum Gesicht. Sein Helm war ebenfalls desaktiviert, und er fühlte erleichtert die Konturen der Maske.
Der Maskenträger konnte sich erinnern, wie Farbaud ihm die Maske genommen hatte, aber nicht, ob und wann er sie sich wieder aufgesetzt hatte. Es war alles so schnell gegangen, als das schwarze Verwehen über sie herfiel und den Schutz der Belhamen-Häute zerstörte – nicht nur das, den gesamten Palast des dem Wahnsinn verfallenen Knomonk.
Saedelaeres Handeln in Bezug auf die Maske, die als Einziges andere vor dem Tod bei seinem Anblick schützte, geschah längst rein instinktiv und war kein bewusster Vorgang mehr.
Er stellte also keine Gefahr dar; sein Anblick war für O'Shannon erträglich. Ein Glück! Das erleichterte ihn ungemein. Es wäre entsetzlich gewesen, hätte O'Shannon ihn gerettet – und wäre dann nach wenigen Sekunden an dem Anblick seines Fragments zugrunde gegangen.
Es sei denn ... Aber nein. Der Gedanke verflüchtigte sich genauso schnell, wie er gekommen war – zuerst musste er sich auf das aktuelle Geschehnis konzentrieren.
Warum hatte Farbaud, der im Glanz, das nur getan, obwohl er es besser hätte wissen sollen? Es schien, als hätte der Quintarch lustvoll in dem schillernden Chaos gebadet, das von dem Cappin-Fragment ausging. Er hatte behauptet, seit dem ersten Anblick damals, in der herrlichsten Stadt aller Zeiten, das Fragment zu spüren. Doch der zweite Blick in das grelle Wirbeln hatte ihm sicherlich nicht gutgetan. Wenn er sich nicht grundlegend von allen anderen Wesen des Universums unterschied, stand er dem Wahnsinn gerade wahrscheinlich näher als der Vernunft und näherte sich damit dem mentalen Zustand seines quintarchischen Vorgängers Knomonk an.
Hatte er tatsächlich gehofft, Knomonk damit heilen, gewissermaßen Feuer mit Feuer bekämpfen zu können? Oder hatte er nicht vielmehr darauf spekuliert, FENERIK zu helfen, indem er dem ursprünglichen Quintarchen der Domäne Yarray beim Sterben behilflich war? Aber wozu sollte das gut sein? Was übersah Saedelaere?
Jedenfalls war in seinen Augen alles schiefgegangen.
Knomonk hatte einen schrecklichen Anfall bekommen. Das schwarze Verwehen war herangerast, so machtvoll wie wahrscheinlich nie zuvor, die größtmögliche Massenansammlung der Nanoroboter. Der Mantel wollte zu seinem Herrn, und Knomonk verlangte nach seinem Mantel.
Der Untergang hatte nur wenige Sekunden entfernt gelegen. Gry O'Shannon hatte auf Alaskas drängende Bitte hin gehandelt und war in die Dispersion gegangen. Bewusst.
»So also fühlt sich das an ...« Öfter musste Saedelaere dieses mysteriöse Zerwürfeln nicht erleben, das stand fest.
»Du hat es tatsächlich getan!«, setzte er voller Bewunderung fort.
Zwar hatte er sie darum gebeten, weil es ihre einzige Chance war, aber noch nie zuvor hatte O'Shannon den Vorgang der Abyssalen Dispersion aktiv und gezielt herbeigeführt. Und es war gelungen!
Saedelaere stützte für einen Moment die junge Frau, die sich erschöpft die Stirn rieb und die kastanienroten Haare zurückstrich. Das Leuchten in ihren Augen war erloschen.
»Und nicht nur das. Du kannst sogar, wie ich erhofft hatte, jemanden mitnehmen.« In dem Fall ihn, wofür er äußerst dankbar war. Selbst mit einigen Tausend Jahren und kosmischem Bewusstsein schlummerte in dem Terraner immer noch kreatürliche Todesfurcht. Und er war des Lebens längst nicht überdrüssig, abgesehen davon, dass er einen Auftrag zu erledigen hatte, der seine Heimatgalaxis, wenn nicht das ganze Universum retten sollte.
»War den Versuch wert und eigentlich ganz einfach. Gib mir bitte noch eine Sekunde ...«, murmelte sie. »Dieser feste Körper fühlt sich irgendwie ... falsch an. Ich muss erst wieder ankommen.«
»Hauptsache, es hat geklappt. Du hast unsere Leben gerettet.« Gemessen an dem Ort, an dem sie gerade noch gewesen waren, befanden sie sich nun in – relativer – Sicherheit.
Das schwarze Verwehen würde – falls der Kontakt zu dem von ihm so vehement gesuchten Knomonk es nicht aufgelöst hatte, woran Saedelaere aber insgeheim zweifelte – ohne jeden Zweifel wiederkommen, doch für den Moment war weit und breit nichts davon zu sehen. Das verschaffte ihnen ein wenig Zeit.
Dürres, rötliches Ödland mit grauen Schattierungen dazwischen umgab sie. Sie befanden sich nach wie vor in der Siechen Domäne Yarray, davon war Saedelaere überzeugt.
»Na ja, nicht nur deines und meines«, erwiderte O'Shannon etwas gedehnt. »Sondern noch ein Leben. Mir ist da ein kleines Missgeschick passiert.« Sie deutete auf etwas hinter Alaska.
Der Mann mit der Maske fuhr herum und erstarrte.
*
Nur zwei Schritte entfernt lag ein bewusstloses, sehr großes Wesen, entfernt einem Reptil ähnlich. Oder einem Drachen, wenn man Terraner war und die alten Märchen kannte, wie es bei Saedelaere der Fall war. Er war im 35. Jahrhundert alter Zeitrechnung geboren worden und seine Mutter hatte gerne »Geschichten aus alter Zeit« vor dem Einschlafen erzählt.
Die Flughäute lagen ausgebreitet und maßen beachtliche 2,80 Meter bei einer Körperlänge von 2,50 Metern einschließlich des sich verjüngenden Schwanzes. Das Wesen atmete ruhig, es schien abgesehen von dem Schock des unerwarteten Transports zumindest keinen körperlichen Schaden erlitten zu haben.
»Du hast einen Squanadha mitgenommen?«, fragte Saedelaere irritiert.
Drei dieser Geschöpfe hatten sich um den dem Wahnsinn verfallenen Knomonk gekümmert und ihn offenbar durch eine den Menschen unbekannte Paragabe beruhigt.
»Das lag absolut nicht in meiner Absicht.« O'Shannon wirkte nicht minder verwirrt. »Auf einmal, schwups, habe ich ihn ebenfalls umhüllt und mitgenommen. An der Justierung meiner Fähigkeiten muss ich eindeutig noch arbeiten.«
»Dass es dir überhaupt gelang, gleich zwei Personen zu transportieren, ist ein beachtlicher Fortschritt und eine wichtige Erkenntnis.« Saedelaere gab sich entschlossen. »Ich denke zudem, das ist ein Vorteil für uns – als Betreuer von Knomonk kann der Squanadha uns weitere Auskünfte über den ehemaligen Quintarchen und über das schwarze Verwehen geben. Und er wird sich im Rostland auskennen. Damit können wir uns auf unsere ursprüngliche Aufgabenstellung konzentrieren.«
Nicht zu vergessen, das Wichtigste: Sie waren Farbauds unmittelbarem Zugriff entkommen.
Saedelaere hoffte, dass der Geflügelte bald erwachte und keinen geistigen Schaden genommen hatte.
»Am meisten hilfreich wäre momentan die Auskunft, wo wir uns überhaupt befinden.« O'Shannon seufzte. »Ich habe während der Dispersion einen merkwürdigen Sog gespürt.«
Saedelaere horchte sofort auf, ließ es sich aber nicht anmerken. Er hakte lediglich nach. »Der uns hierhergeführt hat. An diesen Ort?«
»Ja, das ist korrekt. Ich kann dir nicht sagen, was genau mich angezogen hat, und wenn ich mich so umschaue, kann ich nichts erkennen.«
Weil da absolut nichts um sie war. Nur öde Leere.
»Wir werden es herausfinden«, setzte sie zuversichtlich fort. Sie breitete die Arme aus und drehte sich leicht. »Anscheinend sollte ich oder sollten wir aus einem bestimmten Grund in diese von allem Leben verlassene Gegend gelangen. Ich täusche mich nicht in dem ziehenden Gefühl, diesem Sog, an den ich mich gut erinnere, und ich glaube nicht an Zufälle. Schon gar nicht in FENERIK und erst recht nicht während meiner Dispersion.«
Darin stimmte Saedelaere zu.
*
Der Squanadha wurde unruhig und stöhnte leise. Dann erhob er sich abrupt und stellte die Flügel steil auf, als wollte er zur Abwehr um sich schlagen. Deutlich erkennbar desorientiert blickte er in die Runde. Die dünne Reptilzunge schnellte mehrmals hervor und fuhr über seine starren, lidlosen Augen, die türkisfarben schimmerten.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte O'Shannon sanft und bewegte beschwichtigend die Hände. »Wir sind es nur, erinnerst du dich? Farbaud hat uns zu Knomonk gebracht. Dann kam das schwarze Verwehen, und wir mussten fliehen.«
»Fliehen?« Zum ersten Mal hörten sie die Stimme eines Squanadha, ein eher schrilles Kreischen, was sicherlich seiner Aufregung zuzuschreiben war. »Entführt habt ihr mich!« Er sprang auf.
Die beiden Menschen wichen zurück, als er sich mit weit geöffneten Schwingen im Kreis drehte. Ein gewaltiges Wesen, das sie mit nur einem einzigen Flügelhieb zerschmettern könnte.
»Was habt ihr nur getan, ihr Ungeheuer? Ich muss sofort zurück zu den anderen, um ihnen beizustehen! Der Superbe braucht mich! Er braucht uns drei! Die anderen können es ohne mich nicht schaffen!«
Das Reptilwesen schlug mit den Schwingen, hob leicht ab, landete wieder. Vielleicht wusste es nicht, wohin – oder es hatte nicht genug Aufwind, um in den Gleitflug gehen zu können. Sein spitz zulaufender Schwanz peitschte heftig.
»Beruhige dich, bitte! Wir können dir alles erklären!« Saedelaere merkte, dass er dieselben Gesten zur Beschwichtigung einsetzte wie O'Shannon. »Wir wollten dir nicht schaden ...«
»Möglicherweise habe ich dir das Leben gerettet«, warf O'Shannon ein.
»Nein, nein, in Knomonks Nähe kann uns nichts geschehen! Niemals würde er das zulassen!« Die Stimmung des Squanadha wechselte abrupt von Wut zu Niedergeschlagenheit, er ließ sich mit eingeknickten Flügeln kraftlos zu Boden sinken und wiegte sich jammernd vor und zurück. »Das wird der Untergang von Yarray sein, und ihr seid schuld«, klagte er. »Die Sieche Domäne wird vergehen ... der Superbe ist schutzlos dem Wahnsinn preisgegeben und wird daran zugrunde gehen ... warum habt ihr das getan ... ihr seid Vernichter ... Mörder ...«
Sein Blick richtete sich auf die junge Frau. »Du musst mich zurückbringen, sofort!«, befahl er.
»Ich ... das kann ich nicht«, stotterte sie. »Ich weiß nicht, wo der Palast liegt und in welcher Entfernung. Ich könnte ihn nicht ansteuern. Und momentan ... kann ich den Vorgang nicht wiederholen.«
»Was für ein Versagen!«, zischte der Squanadha. »Du kannst keine Angehörige des Chaoporters sein!«
Illustration: Dirk Schulz
»Es tut mir leid«, sagte O'Shannon. »Es geschah unabsichtlich, alles ging so schnell. Farbaud hat das Unglück heraufbeschworen ...«
»Selbstverständlich hat er das!« Die Stimme des Drachenartigen normalisierte sich allmählich zu einem leicht rauen, zugleich seltsam singenden Tonfall. Er sprach das Fenejisch, die Lingua franca FENERIKS, mit Zungenschlag und Schnalzlauten. »Wann tut er das nicht ... Moment!«
Erneuter Stimmungswechsel. Der Squanadha erstarrte und hob den Kopf, sein Blick richtete sich in die Leere – und eine Nickhaut stülpte sich über die Augen und ließ sie milchig erscheinen.
»Was ist?«, fragte Saedelaere alarmiert. »Kommt das schwarze Verwehen?«
»Nein ... etwas hat sich verändert ... Ich kann es fühlen ...«
Eine Weile stand der Drache still und schien dem nachzuspüren, was er empfand.
Die beiden Menschen unterbrachen ihn nicht.
*
Nach fünf Minuten verlor Saedelaere die Geduld. »Was hat sich verändert? Droht uns Gefahr?«
Der Squanadha schien aus weiter Ferne wiederzukehren, die Nickhaut zog sich zurück. »Wie man es nimmt«, antwortete er. Er musterte die Terraner aus seiner voll aufgerichteten Höhe. Die beiden mussten winzig auf ihn wirken. »Farbauds Plan, Knomonk zu heilen, ist nicht ganz gescheitert. Bevor das schwarze Verwehen herangerast ist, wurde der Superbe tatsächlich für einen winzigen Moment aus seinem Irrsinn gerissen.«
»Und das bedeutet?«, hakte Saedelaere nach.
»Er wurde als Quintarch reaktiviert. Ein automatischer Prozess. Der Chaoporter hat ihn erkannt und anerkannt.« Der Squanadha zog die Lippen seiner stumpfen Schnauze zurück und entblößte nadelspitze Zähne. Er deutete auf Saedelaere. »Du warst das. Mit dem, was du trägst.«
»Also hat Farbaud es geschafft, Knomonk zu heilen? Mir waren Zweifel gekommen ...«, meinte O'Shannon.
»Ja, das hat er, um den Untergang zu verhindern. Der Superbe wurde gerade lange genug als Quintarch erkannt und akzeptiert, um die Sziento-Phase Vier zu starten.«
Saedelaere und O'Shannon wechselten einen Blick. Das waren bedeutende Neuigkeiten, positiv wie negativ.
»Das war die gute Nachricht«, ergänzte der Squanadha prompt. »Die schlechte ist ... FENERIK stabilisiert sich nicht, weil Knomonk ebenfalls nicht stabil ist. Der kurze Moment jenseits des Wahns ist bereits wieder vergangen.« Er zischte die beiden Menschen an. »Und das ist eure Schuld, weil ihr mich ihm entrissen habt und ich nicht für ihn sorgen konnte! Sonst wäre das nie passiert!«
»Und das bedeutet ...«, setzte Saedelaere langsam an, ohne auf die Vorwürfe einzugehen.
»FENERIK befindet sich halb in Sziento-Phase Drei, halb in Sziento-Phase Vier, je nachdem, wie es Knomonk geht. Der Chaoporter ist also nicht stabil, er flackert. In unregelmäßigen Abständen. Das ist nicht gut. Das ist ganz und gar
2.
Ein vorübergehendes Bündnis
Der Squanadha verkündete, sich für eine Weile zurückziehen zu müssen, um über die Situation nachzudenken. Er setzte seinen Entschluss sofort in die Tat um, ehe die beiden anderen reagieren konnten, und begab sich mit langen Schritten auf gut zehn Meter Distanz.
Das gab Saedelaere und O'Shannon ebenfalls Gelegenheit, sich über die Lage auszutauschen.
Dazu schlossen sie die Helme und unterhielten sich über internen Funk. Das mochte paranoid wirken, aber sie wussten nicht genug über das Drachenwesen, das immerhin loyaler Diener eines –ehemaligen? – Quintarchen von FENERIK war, und durften kein Risiko eingehen, dass es etwas von ihrem tatsächlichen Vorhaben mitbekam.
»Da er uns noch nicht angreift und sich auch nicht sofort davongemacht hat, ist er zumindest nicht sicher, ob er ebenso auf uns angewiesen ist wie wir auf ihn«, meinte O'Shannon. »Ich hege zaghafte Zuversicht.«
»Wir werden sehen. Keine Frage, dass Farbaud alles daransetzen wird, die Sziento-Phase Vier dauerhaft zu etablieren. Das steckte also dahinter – weder Samaritergedanken noch mörderische Intrige. Er sah eine Chance, dem Chaoporter zumindest einen ersten Ersatz für die beiden ausgefallenen Quintarchen zu liefern ...«
»Und deswegen wird er dich gnadenlos verfolgen, um sein Experiment zu wiederholen – so lange, bis Knomonks Zustand stabilisiert ist. Damit auch die Sziento-Phase Vier stabil bleibt.«
Das höchst dringliche Problem, das sogar Sziento-Phase Fünf erstrebenswert scheinen ließ, war eine Konfrontation des Chaoporters mit der Yodor-Sphäre. Geschah dies während einer geringeren Sziento-Phase, hatte das höchstwahrscheinlich fatale Folgen. Nicht nur für FENERIK und die Yodor-Sphäre, sondern mittelbar für die gesamte Milchstraße. Doch damit längst nicht genug.
FENERIK würde den Mangel an Quintarchen durch den Einsatz eines ultimativen Chaofaktums ausgleichen wollen, über das er ganz offensichtlich verfügte. Und dessen Einsatz mochte Auswirkungen haben, die die gesamte Milchstraße und womöglich sogar benachbarte Galaxien in Mitleidenschaft ziehen würde.
So hatte Farbaud es ihnen mitgeteilt. Weder Saedelaere noch O'Shannon hielten das für eine leere Drohung. So etwas hatte FENERIK nicht nötig. Und selbstverständlich hatte der Chaoporter die meisten Eventualitäten, so unwahrscheinlich sie sein mochten, berechnet und entsprechend vorgesorgt. Der Chaoporter würde alles aufbieten, um seinen Auftrag zu erfüllen. Das war der Zweck seiner Existenz.
»Oberste Priorität hat also, dass wir umgehend herausfinden, was es mit dem Chaofaktum auf sich hat«, hielt O'Shannon fest. »Von der Zeit her wird es langsam sehr, sehr brenzlig.«
»Ja, denn das Finden allein reicht nicht – wir müssen es auch entschärfen«, setzte Saedelaere obendrauf.
»Und erfolgreich fliehen. Weder will ich sterben, noch eine Gefangene bleiben. Du bist zwar momentan Farbauds wichtigster Trumpf, aber mich wird er dabei nicht vergessen. Das gilt also erst recht für dich, dass du fliehen kannst! Wer weiß, was Farbaud alles mit dir anstellt, um erneut an dein Fragment zu kommen, nach dem er offenbar süchtig ist.« O'Shannon seufzte. »Hohe Ziele, die wir uns da gesteckt haben.«
»Aber erreichbar«, sagte Saedelaere gelassen.
*
Sie beendeten die Unterhaltung und öffneten gerade die Helme, als der Squanadha zu ihnen zurückkam.
»Antwortet ehrlich!«, verlangte er. »Wie steht ihr zu Farbaud?«
Die beiden Menschen wechselten erneut einen Blick.
»Meinst du ... ob er Freund oder Feind ist für uns?«, fragte O'Shannon vorsichtig.
»Dass er dir die Maske abgerissen hat, geschah nicht mit deiner Zustimmung«, fuhr der Squanadha fort. »Aber das bedeutet nicht, dass du Farbaud gegenüber nicht loyal wärest.«
»Das stimmt«, antwortete Saedelaere und entschloss sich zur Wahrheit. »Farbaud hat uns beide entführt. Und ich möchte um jeden Preis verhindern, wieder in seine Fänge zu geraten.«
»Das genügt mir«, sagte der Drache.
*
Ein paar angespannte Sekunden der Stille folgten.
»Mein Name«, fuhr der Squanadha dann fort und faltete die Flügel zusammen, »lautet Asqua Noquud.« Ein Krallenfinger deutete auf O'Shannon. »Ich bin eine Frau wie du. Wir sind ebenso wie ihr zweigeschlechtlich.«
Saedelaere fand es interessant, dass sie bei den Menschen zwischen den Geschlechtern unterscheiden konnte, was umgekehrt – also zumindest, was ihn betraf – nicht der Fall war.
Als hätte sie seine Gedanken gelesen, deutete Noquud auf ihre Nüstern. »Ich kann es riechen.«
»Ich bin Gry O'Shannon«, antwortete Saedelaeres Begleiterin und wies auf den Aktivatorträger. »Das ist Alaska Saedelaere. Du kannst uns Gry und Alaska nennen.«
»Ich frage euch nicht, von woher Farbaud euch entführt hat, um unsere dünnfädrige Beziehung nicht zu sehr zu belasten«, fuhr Asqua Noquud fort. »Zudem macht er das öfter. Bei uns allerdings nicht. Uns hat er gekauft.«
*
»Ihr seid Sklaven?«, entfuhr es Gry.
Die Squanadha züngelte. »Das Wort verstehe ich nicht, daher lautet die Antwort: nein.«
»Wie geht es nun mit uns weiter?«, fragte Saedelaere, der allmählich ungeduldig wurde.
»Ich habe mich entschlossen, mit euch gemeinsame Sache zu machen, bis wir uns Farbauds auf die eine oder andere Weise entledigt haben«, verkündete Noquud. »Knomonk ist der eigentliche Herr dieser Domäne, Farbaud hat sich die Herrschaft über sie nur angemaßt!«
O'Shannon unterbrach sie. »Er hat die Domäne immerhin erhalten und versucht, Knomonk wieder zurück in sein Amt zu bringen – da er es schon einmal war, eignet er sich als vierter Quintarch und würde als solcher FENERIK in die Sziento-Phase Vier hieven.«