Perry Rhodan 3210: Countdown - Michael Marcus Thurner - E-Book

Perry Rhodan 3210: Countdown E-Book

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Während er dazu in der Galaxis Morschaztas weilt, macht auf Terra der Club der Lichtträger von sich reden. Was er eigentlich will, weiß noch niemand, aber es läuft bereits ein COUNTDOWN ...

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Seitenzahl: 185

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Nr. 3210

Countdown

Diebe in Terrania – sie suchen nach einem Schatz aus der Vergangenheit

Michael Marcus Thurner

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog

8. Schon wieder!

7. Besuch bei KENNON

6. Annäherung, aber kein Erfolg

5. Mutmaßungen

4. Stadtrundflug

3. Das wahre Ziel

2. MIA

1. Ein Gebäude in Trümmern

0. Das Ende und mehrere Anfänge

Leseprobe Atlantis 2 – 1 – Ben Calvin Hary – Das neue Utopia

Vorwort

Prolog: Perry Rhodan

1. Tyler

Gespannt darauf, wie es weitergeht?

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. Während er dazu in der Galaxis Morschaztas weilt, macht auf Terra der Club der Lichtträger von sich reden. Was er eigentlich will, weiß noch niemand, aber es läuft bereits ein COUNTDOWN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Suyemi Taeb – Die Agentin jagt die Lichtträger.

Sascha Liebkind – Taebs Partner folgt einer eigenen Spur.

Bna Vachut – Der Institutsleiter erweist sich als ernst zu nehmender Gegner.

Seq

Prolog

Seq irrte durch die Stadt. Er bewegte seine Beinpaare, so rasch er nur konnte. Doch er war zu langsam für den Riesen, der hinter ihm hergepoltert kam.

Wenn doch nur Apä bei ihm gewesen wäre! Sein neues Katü, sein Reittier, hätte ihn in Sicherheit schaffen können, weit weg von dem Ylanten, raus aus dieser phantasmagorischen, apokalyptischen Stadtlandschaft, in der nichts so war, wie es sein sollte. In der sich Wohnturm an Wohnturm reihte und die Gebäude allesamt die metallene Bronzefarbe seines Verfolgers reflektierten, als gehörten sie zusammen, Jäger und Stadt.

Seqs Beine schmerzten. Die Stigmen waren nicht mehr in der Lage, ausreichend Sauerstoff aufzunehmen. Die Atmung würde versagen, er würde stehen bleiben müssen. Um von seinem Feind zertreten oder zerquetscht zu werden.

Weiter, immer weiter lief er. Was hätte er dafür gegeben, seine unnützen Flügel ausbreiten und davonfliegen zu können!

Der Boden bebte. Seq fühlte, wie sein Gegner nach ihm griff, mit riesigen und klobigen Fingern. Geschickt wich er aus, entwischte, schlug zwei Haken, suchte im Schatten eines Gebäudes nach Deckung, nach Unterschlupf, nach einer Ritze, in die er sich quetschen und in der er sich dem Feind entziehen konnte ...

Und fühlte sich gepackt. Sachte, aber dennoch mit Nachdruck.

Der Ylant hob ihn hoch und hielt ihn vor sein eigenes, glatt poliertes Gesicht. Keine Augen waren zu erkennen, keine Facette. Und dennoch wusste Seq, dass er bis ins tiefste Innere durchleuchtet wurde.

Ein Geräusch war zu hören. Ein Gelächter, wie es die Terraner dann und wann von sich gaben. Der Ylant setzte Seq auf seiner Brust ab, ließ ihn abrupt los und sagte erstmals verständliche Worte.

»Ich töte dich!«

Eine riesige Handfläche senkte sich auf Seq herab. Sie würde ihn zerquetschen. Sein Chitin zermahlen, das Leben aus ihm pressen. Es gab kein Entkommen.

*

Seq plumpste aus dem Dickicht, schlug wie wild mit Armen und Beinen um sich, fühlte andere Yaqana in seiner Nähe, ebenso erschrocken und aus dem Schlaf gerissen wie er.

Wie von selbst fanden sie im Geiste zusammen. Formulierten Worte und Begriffe der Panik, vielstimmig und gewaltig.

Seq hatte den Drang, all seine Angst und seinen Schmerz loszuwerden. Hinauszuschreien in die Welt. Wenn Yaqana beisammen waren, vermochten sie ihre Feinde mithilfe ihrer Gabe der Irreführung zu verschrecken.

Bleib ruhig. Du hattest bloß einen Albtraum, sagte er sich. Weil dieser Ylant namens Pasch rücksichtslos durch das benachbarte Werftgelände stürmte. Sogar in der Holoaufnahme hat er dir Angst gemacht mit seiner Gewalttätigkeit, seiner Glätte, seiner robotischen Kühle.

Rings um ihn wirbelten etwa 20 Yaqana durcheinander. Bis auf ihn selbst, Laneqa und Nomoq waren sie unbegabt und beherrschten die Irreführung nicht. Aber alle Yaqana hatten die Reflexe dazu. Dagegen kamen selbst die Unbegabten seines Schlafdickichts nicht an.

Es dauerte eine Weile, bis Seq sich beruhigt und seine Gefährten dazu gebracht hatte, ihre Lage zu verstehen.

»Es war bloß ein Albtraum«, sagte er immer wieder. »Lasst uns noch ein wenig schlafen.«

Ein Yaqana nach dem anderen kroch die Wand hoch, zurück in eine Ecke, die mit klebriger Substanz bedeckt war. Dort legten sie sich eng an eng, die Arm- und Beinpaare ineinanderverschränkt.

Die Müdigkeit übermannte Seq neuerlich. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen, er musste Schlaf nachholen.

Hoffentlich würde er dem Ylanten niemals persönlich begegnen.

*

8.

Schon wieder!

»Er entkommt uns«, sagte Sascha Liebkind in aller Gemütsruhe und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

»Wir werden ihn fassen«, widersprach Suyemi Taeb. Sie konzentrierte sich auf die Anzeigen, auf die Stimme NATHANS, auf den Funkverkehr zwischen begleitenden Raumern. Auf die Auseinandersetzung.

»Gollokai will, dass wir seine Flucht begleiten. Er möchte uns etwas zeigen.«

»Was will er uns deiner Meinung nach zeigen, Sascha? Ich behaupte, dass er einen Fehler begangen hat, als er mit einer Space-Jet vom Mond geflohen ist.«

Ihr Gegner, Nording Gollokai, bewegte seine Space-Jet mit Bravour durch den dichten Raumflugverkehr, der zwischen Luna und Terra herrschte, und scherte aus, bevor er in die Kernschussreichweite eines Raumforts geriet. Im Schatten eines Handelsraumers namens ARCHBICH mit ahnungslosen Mehandor an Bord glitt er wieder ein Stück näher an die Erde heran.

»Er spielt mit uns. Um uns zu entmutigen. Denk mal nach, Suyemi: Wir hatten ihn verloren, und auf einmal entdeckt ihn NATHAN wieder, weil er seine Identifikation beim Zutritt zu einer Space-Jet bekannt gibt, die er mieten möchte? Glaubst du im Ernst, dass er und Pasch einen so einfachen Fehler begehen?«

»Weil wir die beiden während der letzten Stunden unter Druck gesetzt haben, Sascha. Alle Transmitterstationen und Raumhäfen werden von TLD-Leuten überwacht, auch die Containerstraßen werden engmaschig kontrolliert. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als etwas zu riskieren und sein Glück auf einem der kleinen Privathäfen Lunas zu versuchen oder wild zu landen. Er hatte kaum Zeit, weil er wusste, dass wir hinter ihm her waren. Deshalb hat er diesen Fehler bei der Identifikation begangen.«

Liebkind lachte und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, sehr zu Taebs Ärger.

»Hast du vergessen, welche Spielchen er mit uns getrieben hat, um an das Siegel des Großadministrators zu gelangen?«, fragte er. »Gollokai folgte bei diesem Diebstahl einem genau getakteten Plan. Wenn du glaubst, dass er nicht über den Moment hinaus gedacht hat, da er das Siegel in der Hand hatte ...«

»Er hat einen Fehler begangen. Ruhe jetzt!«, herrschte Taeb ihren Partner an und konzentrierte sich auf ihre Aufgabe.

Zwei Kreuzer des Terranischen Liga-Dienstes schleusten kleinere Einheiten aus. Sie schossen davon, mit weit überhöhter Geschwindigkeit, und kreisten das Schiff der galaktischen Händler ein.

Sie würden ihren Gegner gleich haben. Um ihn sowie den Ylanten namens Pasch zur Rechenschaft zu ziehen für all die Toten und Verletzten auf Luna.

Ein weiteres Holo ploppte auf, scheinbar klein und unbedeutend. Taeb registrierte es nur am Rande. Bis sie bemerkte, wer ihr da entgegenstierte.

»Guten Tag«, sagte Nording Gollokai und lächelte fröhlich. »Es freut mich, dass wir einander wiedersehen. Bei unserer ersten Begegnung hatten wir leider keine Zeit für den Austausch von Freundlichkeiten ...«

»Nording Gollokai, kraft der mir übertragenen Befugnisse als Agentin des Liga-Dienstes erkläre ich dich für verhaftet.«

»Das ist aber nicht besonders höflich. Ich dachte, wir würden zunächst ein wenig plaudern, wie das unter zivilisierten Menschen üblich ist.«

»Ich verlange, dass du dein Schiff aus dem Schatten des Mehandorschiffs ARCHBICH löst, mögliche Waffensysteme an Bord der Space-Jet desaktivierst und dich still verhältst, während meine Leute an Bord kommen.«

»Sonst was?«

»Sonst werden wir die notwendigen Mittel einsetzen. Dann wird es schmutzig, Nording. Sehr schmutzig.«

»Ach ja?« Gollokai lachte. »Ich habe es gerne schmutzig. – Ach ja, die TLD-Einheiten kreisen mich und die ARCHBICH soeben ein. Störstrahlen sollen verhindern, dass ich mithilfe eines Transmitters entkommen kann, nicht wahr? Du hast wirklich an alles gedacht, Suyemi.«

»Ich fordere dich auf, dich zu ergeben ...«

»Schluss jetzt!«

Gollokai schlug im Holo auf die Tischplatte vor sich, Taeb zuckte leicht zusammen.

»Glaubtest du wirklich, ich wäre so dumm und würde mit meiner eigenen Kennung eine Space-Jet anmieten? Ich wollte, dass ihr mir folgt. Ich wollte in Erfahrung bringen, wer meine Gegner sind. Ich muss sagen, dass ich enttäuscht bin. Es jagen mir also jene beiden inkompetenten Idioten hinterher, die es schon an Bord der RAS TSCHUBAI nicht geschafft hatten, mich von meinem Vorhaben abzuhalten. Die Personaldecke Aurelia Binas muss ordentlich ausgedünnt sein, wenn sie einer Versagerin wie dir vertraut.«

»Der TLD ...«

»Ich habe es mit einer bemerkenswert unfähigen Agentin zu tun – und mit einem Angehörigen der Solaren Flotte, der für seine geliebte Admiralin alles tun würde. Nicht wahr?«

»Was willst du eigentlich, Gollokai? Was hat es mit diesem Siegel des Großadministrators auf sich? Und was hast du mit dem Club der Lichtträger zu schaffen?«

»So viele Fragen ... Es muss sich schrecklich anfühlen, wenn man keine Antworten darauf bekommt. – Ah, ich sehe, dass die Einkreisung der ARCHBICH vollzogen ist. – Denkt ihr denn gar nicht daran, dass bei einem Kampf die Besatzung des Mehandorraumers zu Schaden kommen könnte?«

»Ich sage dir, warum du so lange und breit mit uns diskutierst, Gollokai. Du möchtest Zeit gewinnen. Weil du weißt, dass du Fehler gemacht hast. Du suchst verzweifelt nach einem Weg, entkommen zu können. Du möchtest Zweifel säen, Unsicherheit verbreiten. Aber deine Hinhaltetaktik zieht nicht bei mir. Ich fordere dich ein letztes Mal auf, dich zu ergeben ...«

»Danke für das Gespräch, Suyemi. Vielleicht unterhalten wir uns ein anderes Mal ausführlicher. Jetzt habe ich zu tun. Ich würde dir empfehlen, vorsichtig zu sein bei dem, was du unternimmst. Was, wenn mein Schiff vollgestopft ist mit Sprengstoff?«

»Du hattest auf Luna keine Zeit, so etwas an Bord zu bringen! Du hättest niemals ...«

Das Holo fiel in sich zusammen, noch bevor Taeb ihren Satz beenden konnte.

Sie fluchte. Was sollte sie tun, was konnte sie tun? Gollokais Space-Jet hing aus ihrer Perspektive unter der ARCHBICH. Was, wenn Gollokai die Wahrheit gesagt hatte? Auf dem Generationenschiff der Mehandor lebten mehrere Hundert Besatzungsmitglieder. Durfte sie deren Leben riskieren?

»Ich bin der festen Überzeugung, dass uns Gollokai nach wie vor einen Schritt voraus ist. Du wirst ihn nicht erwischen. Nicht hier, nicht jetzt. Aber er und Pasch sind auch nicht so dumm, den Tod von Hunderten Wesen zu riskieren. Weil sie wissen, dass sie damit sämtliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. Sie haben noch etwas vor auf der Erde. Andernfalls hätten sie sich längst aus dem Sonnensystem abgesetzt.«

Illustration: Swen Papenbrock

Taeb nickte, atmete tief durch und sagte leise: »Zugriff!« ins Mikrofon.

Weitere kleinere Einheiten lösten sich aus den TLD-Schiffen. Der Funkverkehr nahm weiter zu. Zivile Frequenzen wurden überlagert von der Kommunikation der Agenten untereinander.

Glitzernde und glänzende Roboter strebten auf die vergleichsweise kleine Space-Jet zu, die nach wie vor unter der ARCHBICH hing. Ein Strahlschuss blitzte auf, eine Feuerlohe fuhr aus dem Rumpf des kleinen Schiffs und versackte wieder.

Anfeuerungsrufe wurden über Funk hörbar. Befehle, Flüche, derbe Witze. Die Anspannung der Einsatzkräfte war deutlich spürbar. Die Frauen und Männer des TLD wussten, dass ihr Leben in Gefahr war. Bei der Explosion einer mit Sprengstoff angefüllten Space-Jet würden auch schwere SERUNS nichts helfen.

»Beruhig dich«, sagte Liebkind. »Es wird nichts geschehen. Der Probeschuss hat das Heck geöffnet wie eine Fischdose, ohne dass es zu einer Katastrophe gekommen ist.«

»Ich weiß.« Dennoch schwitzte sie, schlug ihr Herz wie verrückt. Dieser Einsatz ging einzig und allein auf ihre Kappe.

Sie wartete, bangte, hoffte. Bis nach etwa acht Minuten das erlösende – und dennoch enttäuschende – Signal aus dem Inneren der Space-Jet kam: »Schiff gesichert«, sagte der Kommandant der Einsatztruppe. »Es besteht keine Gefahr. Es befindet sich niemand an Bord.«

»Danke«, sagte Taeb leise. »Sichert die Space-Jet und zieht sie mit runter nach Terra. Sie soll bis zur letzten Schraube zerlegt werden. Vielleicht finden sich irgendwelche Spuren, die uns weiterhelfen. Gute Arbeit, Leute. Trotz allem. Danke.«

Taeb beendete die Funkverbindung, starrte geradeaus und hörte Liebkind laut atmen.

»Wenn du es wagen solltest, Ich hab's dir ja gesagt auch nur anzufangen, brenne ich dir den Kopf vom Rumpf. Ich mache keinen Spaß. Ich habe meine Rechte am Waffengriff.«

Liebkind seufzte und schwieg.

Immerhin etwas.

*

Drei Stunden später:

»Also schön«, sagte Aurelia Bina. »Was genau ist geschehen? Wie kam es, dass Nording Gollokai erneut entkommen konnte?«

Taeb sah sich um. Sie befanden sich in einem kleinen Besprechungssaal in der Solaren Residenz. Wie bereits vorgestern. Es saßen dieselben Leute beisammen, erweitert um einige Entscheidungsträger und Fachleute des Terranischen Liga-Dienstes, die ihre Kompetenz einbringen sollten.

»Wir hinken ihm hinterher«, sagte Taeb und blickte durch das Fenster auf Terrania hinab. Alles wirkte so ruhig, so aufgeräumt. Die Bewohner der Stadt wussten nicht, dass hier oben über eine sich anbahnende Krise diskutiert wurde.

»Das bedeutet?«

»Mein Kollege Sascha Liebkind und ich sind der Ansicht, dass Gollokais Planung weit über das hinausreicht, was wir in den vergangenen Stunden und Tagen erlebt haben. Gollokai benötigte Informationen aus dem Solaren Haus, um zu wissen, wo er das Siegel das Großadministrators finden würde. Und er benötigte das Siegel des Großadministrators, um damit etwas zu bewirken. Dazu musste er auf die Erde zurückkehren. Es ist anzunehmen, dass er sich in Terrania aufhält und nach etwas sucht. Hier laufen nun mal alle Fäden zusammen.«

»Was kann das sein?«, fragte Cascard Holonder. »Oder, andersrum: Was kann er mithilfe des Siegels bewirken? Letztlich ist dieses Howalgonium-Plättchen ein Mittel zur Legitimation, das eingesetzt werden sollte, um den Diebstahl von Ultraschlachtschiffen zu verhindern.«

Homer G. Adams reckte die Hand in die Höhe. So, wie man es vermutlich vor einigen Tausend Jahren getan hatte, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. »Ich möchte auf den Zeitpunkt hinweisen, da dieser Club der Lichtträger erstmals auf sich aufmerksam macht. Perry und Atlan sind nicht vor Ort.« Adams lächelte. »Ich glaube nicht, dass es Zufall ist, dass wir ausgerechnet jetzt von dieser Geheimorganisation hören. Wir müssen in Erwägung ziehen, dass die Planung unserer Gegner weit mehr als ein paar Diebstähle umfasst. So aufsehenerregend diese Raubzüge sein mögen – wir müssen größer denken.«

»Du denkst an einen Versuch der Machtübernahme? Hier? Auf Terra? Mit einer Rhodan-Identifikation allein käme man damit nicht weit. Aber was will Gollokai ...« Holonder begann, nervös vor sich hinzukritzeln.

»Ich denke nicht, dass wir damit weit genug denken. Aber wir dürfen es jedenfalls nicht a priori ausschließen.«

»Der Club der Lichtträger kann kaum sonderlich breit aufgestellt sein. Andernfalls hätte NATHAN längst die eine oder andere Information aufgeschnappt.«

»Ich gebe dir prinzipiell recht. Vielleicht besteht die Organisation bloß aus ein paar wenigen Leuten. Dennoch ist Größe allein kein Indikator. Boukarina und Gollokai haben Bemerkenswertes geschafft.« Adams winkte in Taebs Richtung. »Wir haben hoch kompetente Leute aufgeboten, um mehr über die Lichtträger herauszufinden, um die Yaqana zu schützen, um die Ziele unserer Gegner zu erkennen. Es gab bestenfalls Teilerfolge.«

Hatte Homer G. Adams sie tatsächlich als hoch kompetent bezeichnet, trotz mehrmaligen Versagens?

Taeb räusperte sich, aller Blicke richteten sich auf sie. »Ich bitte darum, mich und Liebkind zu entschuldigen. In dieser Besprechung geht's offenbar um weit mehr als um meine Arbeit. Meine Aufgabe ist es, Gollokai ausfindig zu machen. Terrania ist verflixt groß, und dank des Ylanten Pasch scheint es unserem Gegner möglich zu sein, sich unbehelligt zu bewegen.«

»Nur noch einen Moment, Suyemi«, sagte Aurelia Bina. »Ihr beide seid gleich wieder entlassen. Aber davor solltest du erzählen, wie es Gollokai gelungen ist, aus seiner Space-Jet zu entkommen.«

»Unsere Gegner waren uns erneut einen Schritt voraus. Die Space-Jet stand auf Luna für ihn bereit. Er zeigte sich freiwillig her und stand keinesfalls unter Druck. Er wollte, dass wir ihn bei dieser vermeintlichen Flucht verfolgen. Damit er sein Schauspiel vollführen konnte.«

»Zu welchem Zweck?«, wollte Bina wissen.

»In dieser Hinsicht hat Gollokai offenbar nicht gelogen. Er wollte wissen, wer ihm auf den Fersen ist, um seine Gegner besser einschätzen zu können. Also hat er diese Situation im Schatten des Mehandorraumers ARCHBICH herbeigeführt. Während wir uns mit ihm unterhielten, war er längst von Bord der Space-Jet gegangen. Unsere Fachleute fanden einen simplen Funkumleiter, der den Eindruck erweckte, als würden wir uns mit Gollokai in der Space-Jet unterhalten. In Wirklichkeit war er unerkannt durch eine manipulierte Schleuse ins Innere der ARCHBICH vorgedrungen. Um dort, noch während wir uns mit ihm unterhielten, einen Transmitter zur Erde zu nehmen. Wir gehen davon aus, dass Pasch die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen hat.«

»Pasch ...« Holonder beendete die Arbeit an seiner Kritzelei und betrachtete erstaunt die Zeichnung. »Wir werden uns intensiver mit den Ylanten beschäftigen müssen.« Etwas lauter sagte er: »NATHAN, es ist schön und gut, dass du auf Luna deine Experimente mit einer von dir gelenkten Zivilisation durchführst. Aber wenn einzelne Mitglieder eine Gefahr für uns darstellen ...«

»Ich lenke nicht«, war NATHANS sanfte Stimme zu vernehmen. »Die Ylanten sind sich selbst überlassen. Ich beobachte und korrigiere lediglich kollektive Fehlentwicklungen.«

»Nicht aber individuelle wie bei Pasch. Wie kann es sein, dass er sich auf Gollokais Seite gestellt hat?«

»Er traf eine freie Entscheidung. Ich sage nicht, dass sie gut und richtig war. Aber es war seine Entscheidung.«

»Und wir müssen die Konsequenzen tragen? Pasch stellt eine Gefahr dar, NATHAN.«

»Müssen wir nicht alle die Konsequenzen des Handelns jedes Einzelnen tragen?«

Ein vernehmliches Knacksen war zu hören. Das Mondgehirn hatte sich aus der Unterhaltung verabschiedet, einfach so.

Hatte das Mondgehirn Angst vor einem weiteren Gespräch? War es unsicher? Wusste es selbst nicht, wie es mit dem losgesagten Ylanten umgehen sollte?

Taeb räusperte sich erneut. »Wenn das nun alles ist ...«

»Selbstverständlich.« Aurelia Taeb nickte. »Du und Liebkind, ihr könnt gehen. Nach wie vor erwarte ich jeden Morgen einen Einsatzbericht von dir. Sollten sich neue Erkenntnisse zum Aufenthaltsort Gollokais ergeben, informiert ihr mich umgehend. Euch stehen alle Mittel des Liga-Dienstes zur Verfügung. Wir müssen ihn fassen. So rasch wie möglich. Ich zähle auf euch.«

»Noch ein Wort, Suyemi.«

»Ja, Homer?« Sie blickte den Aktivatorträger an.

»Gollokai hat uns auch etwas über sich selbst verraten, indem er dieses kleine Schauspiel abzog. Er ist eitel und selbstbewusst. Er wollte demonstrieren, wie weit er uns voraus ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Eitelkeit und ein übertriebenes Selbstbewusstsein zu Fehlern führen. Ihr lest euch sicherlich in Gollokais Personalakten ein, nicht wahr? Er war hochrangiger Mitarbeiter der Clifton-Callamon-Werftanlagen, also wird es eine Menge Unterlagen über ihn geben. Erstellt ein Psychogramm von ihm und schürft in seiner Vergangenheit. Vielleicht gibt es Spuren, die euch weiterhelfen können. Wir müssen annehmen, dass er sich intensiv auf diesen einen Sabotageakt vorbereitet hat. Ich bin überzeugt, dass es etwas in seinen Akten zu finden gibt.« Adams lächelte. »Weil er nun einmal eitel ist.«

»Werden wir machen. Danke.« Taeb winkte unbeholfen in die Runde, die aus den wichtigsten Entscheidungsträgern des Sonnensystems bestand, und verließ mit Sascha Liebkind im Schlepptau den Raum.

Seltsamerweise hatte ihr niemand Vorwürfe gemacht. Ganz im Gegenteil. Sie hatte Lob erhalten, obwohl sie bei der Jagd nach Gollokai versagt hatte.

Weil du keine schlechte Arbeit leistest, meldete sich überraschend ihr Extrasinn zu Wort. Ohne dich wäre man den Zusammenhängen zwischen Boukarina und Gollokai nicht auf die Spur gekommen.

*

2104 Alter terranischer Zeitrechnung:

»Sie sitzen bequem, Sir?«

»So bequem, wie man in einem Ärztezimmer sitzen kann, in dem es nach Medizin und Desinfektionsmittel riecht.«

»Sie täuschen sich, Sir. Wir sind eine wissenschaftliche Einrichtung. Das Gebäude war allerdings von 1992 bis 2094 ein Spital. Das Nesbitt Hospital of the Golden Heart ...«

»Das weiß ich, Goscann. Deswegen behaupte ich ja, dass es wie in einem Ärztezimmer riecht. Weil es ein Ärztezimmer war. Die Gerüche sind in die Wände eingedrungen und halten sich darin.« Leiser fügte Reginald Bull hinzu: »Genauso wie Erinnerungen.«

»Verzeihen Sie, Sir.« Kaleb Goscann lächelte unsicher. »Ich vergaß, dass Sie die Geschichte des Gebäudes kennen.«

»Wie vermutlich die jedes anderen Baus in Terrania City. Ich habe miterlebt, wie aus einem mehr oder weniger wracken Raumschiff einige wenige Baracken wurden. Wie die ersten Menschen hierherzogen, in eine Steinwüste, in der es kaum etwas gab. Aber sie glaubten an die Dritte Macht. Einige Baumeister und Architekten legten mit viel Enthusiasmus die Grundstruktur der zukünftigen Stadt fest. Einer dieser Architekten und Visionäre war ein gewisser John Nesbitt. Ihm war nur ein kurzes Leben beschieden. Er starb bei einem Unfall. Stürzte unter ungeklärten Umständen vom Rohbau einer seiner bemerkenswerten Wohnanlagen, die Terrania City später den Beinamen die Weiße Stadt bescherten.«

»Man sagte mir bereits, dass sie ein gutes Gedächtnis hätten, Sir.«

»Leider.« Reginald Bull blickte auf die Uhr. »Ich habe Ihnen eine Stunde meiner Zeit versprochen. Sie sollten also loslegen und mir Ihre Fragen stellen. Ich glaube nicht, dass ich eine Minute länger im Spital ... in Ihrer Einrichtung bleiben möchte.«

»Richtig.« Goscann räusperte sich, bereitete die Aufzeichnungsgeräte vor und aktivierte sie. »Aufzeichnung Eins. Befrager Kaleb Goscann, Forschungsbeauftragter des Projekts X. Befragter ist Reginald Bull, Stellvertreter des Ersten Administrators Perry Rhodan.«

»Projekt X?«, fragte Bull. »Warum so geheimnisvoll?«

»Das ist mir ein wenig peinlich, Sir – aber wir haben noch keinen geeigneten Namen für unser Forschungsprojekt gefunden. Wir erhalten eine einigermaßen ausreichende Förderung für unsere Arbeit und haben in den Verhandlungen mit Regierungsvertretern stets von einem Projekt X gesprochen. Irgendwie ist dieser Begriff dann geblieben, weil ...«