Perry Rhodan 3213: Scharaden - Susan Schwartz - E-Book

Perry Rhodan 3213: Scharaden E-Book

Susan Schwartz

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins muss er zunächst das Raumschiff MAGELLAN wieder in seinen Besitz bringen. Aber das ist ein langwieriger Prozess, und oft bedienen sich seine Gegner auch SCHARADEN ...

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Seitenzahl: 153

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Nr. 3213

Scharaden

Cappins gegen Cappins – der Kampf um die MAGELLAN geht weiter

Susan Schwartz

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: 24. Juli, 8 Uhr morgens

1. 18. Juli, 14 Uhr

2. 18. Juli, 16 Uhr

3. 19. Juli, 20 Uhr abends

4. 21. bis 23. Juli

5. 24. Juli, 10 Uhr morgens

6. 25. Juli, 11 Uhr

7. 25. Juli, 14 Uhr

8. Die folgenden Tage

Epilog: 31. Juli

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins muss er zunächst das Raumschiff MAGELLAN wieder in seinen Besitz bringen. Aber das ist ein langwieriger Prozess, und oft bedienen sich seine Gegner auch SCHARADEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

Spenursch – Ein Junge sammelt Tränen im Leichten Land.

Sammudré – Der Sprecher der Faravanua sieht sich einem ungeheuerlichen Vorwurf ausgesetzt.

Cassmei – Die Sprecherin der Takerer gerät innerhalb ihrer eigenen Leute zwischen die Fronten.

Sichu Dorksteiger

Prolog

24. Juli, 8 Uhr morgens

Der Tote hieß Carson Dyle. Er befand sich in einem derart schrecklichen Zustand, dass es schwer war, seinen Anblick zu ertragen, selbst wenn man wie Sichu Dorksteiger schon sehr viel Grauen gesehen hatte.

Teile seines Gesichts, die linke Schulter und die Hälfte des Brustkorbs waren halb zersetzt, wie durch Säure aufgelöst. Der letzte Ausdruck in seinen gebrochenen Augen hatte sich als panischer Schrecken eingebrannt.

Der Verwaltungschef der Halbwelt, Elias Frühwirth, hatte die Leiche in den frühen Morgenstunden auf seiner Joggingrunde in Etage E III, dem Wald, entdeckt. Der Mörder hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht, ihn zu verstecken. Die Leiche lag gleich neben dem Hauptweg, den Frühwirth jeden Tag nahm. Der Verwalter war ein gemütlich wirkender Terraner Anfang 50, der sehr gerne naschte und deshalb einiges durch Sport wieder wettmachen musste.

Silen war wie immer bei ihm gewesen, der Roboter in Gestalt eines Fauns. Die beiden waren praktisch unzertrennlich, was eine gute Grundlage für harmlose Frotzeleien seitens der Mannschaft bildete, worauf die beiden nie eingingen.

Frühwirth und Silen war es gelungen, sich bei der Invasion der Panjasen zu verstecken und tatsächlich bis zur Befreiung vor zwei Wochen verborgen zu halten. Perry Rhodans Ansprache, nachdem die Panjasen geflohen waren, jedoch die MAGELLAN entgegen aller Annahme nicht untergegangen war, hatte sie – und andere wie sie – hervorgelockt.

Während der Besetzung hatten Frühwirth und Silen immer wieder kleine Sabotageakte riskiert. Selbstverständlich war dem Verwalter dabei bewusst gewesen, dass er keine nachhaltige Wirkung erzeugen konnte, aber etwas musste er tun. Er war nicht in der Lage, die MAGELLAN zu befreien, aber er konnte dem einen oder anderen Gefangenen in kleinem Rahmen helfen. Gerade so, dass es zufällig wirkte und kein Misstrauen erregte.

Nun schien sich alles zum Besseren zu wenden ... und wurde dennoch schwieriger. Für alle.

Sichu Dorksteiger, offizielle Kommandantin der MAGELLAN, konnte sich nicht erinnern, wie viel Schlaf sie in den letzten Tagen bekommen hatte.

Dorksteiger wandte sich um, als sie ein Geräusch hinter sich hörte. Die Ferronin Elandra Howirth, derzeit amtierende kommissarische Chefmedikerin, kam aus dem Nebenraum. Ihre Vorgesetzte, die Ara Paizin, war – wie die meisten Besatzungsmitglieder – nach Ghyzarasch verschleppt worden.

»Wie geht es Elias?«, fragte Dorksteiger knapp.

»Ich habe ihm ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben, er erholt sich schnell. Aber es ist kein Wunder, dass es ihm allmählich an die Nieren geht, bei all den Vorfällen der letzten Zeit. Ich habe dir Silens Aussage überspielt, ebenso seine Aufzeichnungen bei der Entdeckung der Leiche.«

Dorksteiger nickte. »Danke. – Gibt es belastbare Obduktionsergebnisse?«

Der Pathologe, ein Posbi namens Ganschaq, steuerte die Medos. Gleichzeitig waren seine vielfältigen Arme im Einsatz. Das zur Dokumentation projizierte Holo zeigte rasende Kolonnen an Auswertungsdaten.

Ganschaq hatte einen Kugelkopf mit einer Humanfolie, ähnlich wie Dynsweiler, und einen Kugelrumpf mit rundum liegenden, frei beweglichen Armen. Er hielt sich mittels Antigrav beständig in der Schwebe und navigierte geschickt und schnell.

Der Kugelkopf drehte sich mit dem Scheingesicht Dorksteiger zu. Er könnte problemlos mitten in den Raum sprechen, doch wegen seines Plasmaanteils war ihm bewusst, dass humanoide Lebensformen die direkte Ansprache mit Augenkontakt und Mimik bevorzugten. Entsprechend bewegte sich sein projizierter Mund.

»Das endgültige Ergebnis steht bislang aus«, antwortete er.

Was bedeutete, dass er seine Ergebnisse ungefähr viermal überprüfte, obwohl es ihm nahezu unmöglich war, einen Fehler zu machen. Aber manchmal wurde eben etwas übersehen, selbst von einem Posbi und bei gründlichen Scans.

»Anhand seiner Körpertemperatur mit Berücksichtigung der Umweltbedingungen starb er vor fünf Stunden.« Ein Arm mit einem langen, vielgelenkigen Finger am Ende wies auf das Holo, das einige Vergrößerungen der Wunden des Toten zeigte. »Er weist mehrere Bisswunden auf, sowie Läsionen, Blutergüsse und Druckmale durch körperliche Gewalteinwirkung wie etwa Schläge. Daran ist er allerdings nicht gestorben. Es handelt sich um zwar schmerzhafte und teils bis ins Fleisch reichende, aber nicht lebensbedrohliche Verletzungen.«

»Er starb an Gift«, ergänzte Dorksteiger nüchtern.

Howirth, die gerade den Mund geöffnet hatte, schloss ihn wieder.

Das Scheingesicht Ganschaqs zeigte eine Miene, die man als gekränkt deuten könnte. »Ich war noch nicht fertig.«

»Er starb durch das Speichelgift eines Faravanua«, fügte Dorksteiger hinzu, ohne die Sensibilität des Posbis zu beachten. »Eine erhebliche Menge, nehme ich an.«

Auf dem Holo wurden die chemische Formel und die medizinische Bezeichnung für das Gift angezeigt.

»Das ist korrekt«, schnarrte Ganschaq, offensichtlich beleidigt, schwenkte jedoch in der nächsten Sekunde wieder auf nüchterne Professionalität um. »Der mutmaßliche Faravanua – denn obwohl derzeit alle Indizien darauf hindeuten, will ich nicht voreilig eine feste Schuldzuweisung aussprechen – muss sich in gepanzerter Raserei befunden haben, um eine solche Menge in kürzester Zeit in die Wunden abzusondern, dass sie innerhalb von höchstens einer Minute zum Tod führte.«

»Gäbe es noch eine andere Möglichkeit?«

»Wenn jemand eine größere Menge des Speichels zur Verfügung hätte, könnte er ein Spray benutzen, was den hochgradigen und großflächigen Zersetzungsgrad begründen könnte. Dazu passen aber nicht die Art der Bissspuren und die übrigen Verletzungen. Die Kombination all dieser Faktoren ergibt eine Wahrscheinlichkeit von über neunzig Prozent, dass ein Faravanua beteiligt war.«

»Könnten mehrere Personen an dem Angriff beteiligt gewesen sein?« Dorksteiger blendete Silens Aufnahmen ein und schüttelte den Kopf, als sie ein wahres Feld der Zerstörung sah. Der weiche Boden neben dem befestigten, gedämmten Weg war auf einer Fläche von mehreren Quadratmetern aufgewühlt, überall lagen ausgerissene Blumen und Erdbrocken mit Gras- und Moosteilen.

»Das wäre durchaus möglich. Einzelne Spuren sind so gut wie nicht mehr zu identifizieren, und wenn ein Beteiligter einen Antigrav benutzt hat, ist es noch schwerer. Jedenfalls erscheint es mir eindeutig, dass Carson Dyle sich sehr heftig zur Wehr gesetzt hat, aber durch das Gift rasch geschwächt wurde und dadurch unterlag. Er starb an Ort und Stelle.« Der einzelne lange Spinnenfinger zeigte auf den Tatort.

Dorksteiger rieb sich die Stirn. Die Wahrung der Privatsphäre verbot es, die Halbwelt und speziell den Wald permanent zu überwachen. Genau deshalb hatte man offenbar diesen Ort für den grausamen Anschlag gewählt. Dennoch würde die Kommandantin einige Fragen an ELCANO stellen müssen.

»Aber warum?«, fragte Howirth leise. »Die Faravanua fallen in letzter Zeit dauernd auf, und das verstehe ich nicht. Sie sind friedfertige Geschöpfe und freiwillig geblieben, weil sie sich bei uns sicher fühlten.«

Allen voran Sammudré, der Sprecher der Faravanua. Einst war er von seiner Heimatwelt entführt und durch die »Behandlung« der Panjasen traumatisiert worden. Alschoran hatte sein Leben gerettet – seither fühlte er sich ihm und allgemein den Galaktikern aus Dankbarkeit verpflichtet.

Frühwirth und Silen kamen aus dem Nebenraum hinzu. Der Verwaltungschef war blass, aber gefasst. »Das macht mir am meisten zu schaffen, und ich habe das Gefühl, versagt zu haben«, erklärte er. »In all der Zeit, in der wir uns verborgen gehalten haben, hat es keinen solchen Vorfall gegeben.«

»Genau darum geht es.« Dorksteiger nickte. »Zu keinem ein Wort, verstanden? Ich werde mich intensiv mit diesem Fall befassen und eure beiden Aussagen und vor allem deine Aufnahmen, Silen, analysieren. Dann erst werde ich die Vertreter der Faravanua und Cappins zusammenrufen und die Tat öffentlich machen.«

»Es dürfte noch nicht die Runde gemacht haben«, sagte Frühwirth. »Silen hat sofort ein Deflektorfeld darübergelegt, sobald wir den Toten entdeckt hatten. Bis ihr eintraft, ist niemand vorbeigekommen.«

»Silen verfügt über einen Deflektor?« Dorksteiger hob eine Braue.

»Normalerweise verdecken wir damit Arbeiten, wie etwa Pflanzenaustausch, Reparaturen und so etwas«, sah Frühwirth sich plötzlich in der Verteidigungsposition. »Kleinere Sachen mache ich selbst, sonst versauere ich in meinem Sessel; ich bin lieber aktiv. Es dient eben dazu, einen unschönen Anblick während der Arbeiten zu verdecken, um die Erholung nicht negativ zu beeinflussen. Es gibt ständig etwas zu tun, und das stört auf Dauer.«

»Verstehe. Unter anderem hilft es dabei, sich vor panjasischen Besetzern zu verbergen.«

»Oh ja.«

Dorksteiger überlegte. Immer mehr Komponenten kamen hinzu, und doch ergab alles bisher keinerlei Sinn. Sie konnte keine Zusammenhänge erkennen, war jedoch sicher, dass es welche gab. Die Vorfälle der letzten Tage konnten nicht zufällig so gehäuft auftreten, selbst wenn es den Anschein haben mochte.

Also dann, Watson, du bist ab sofort Holmes, dachte sie in Erinnerung an eine Episode mit Atlan, als sie gemeinsam die Sabotageakte auf Pspopta während der Konferenz der Völker zur Gründung des Dritten Galaktikums untersucht hatten. Aber Atlan war nicht bei ihr, sondern am 17. Juli mit der SAN ANTONIO nach Elelschia im Heschiolsystem gestartet, zur Hauptwelt des Ganjats. Zwangsläufig musste sie nun beide Rollen übernehmen und eine Menge seltsamer sowie tödlicher Vorfälle der letzten Tage endlich aufklären, bevor es zur Eskalation kam, die nicht mehr unter Kontrolle zu bekommen war.

Mit grimmiger Miene schritt sie auf den Ausgang zu.

»Das wird rasch ein Ende finden«, stieß sie zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor.

1.

18. Juli, 14 Uhr

Die Panjasen waren am 9. Juli von der MAGELLAN geflohen, als der Untergang in einer Dakkarvakuole der Schwarzsterngrenze unausweichlich schien. Seither mussten sie die MAGELLAN für verloren halten.

In den vier auf die Ankunft der MAGELLAN in Morschaztas folgenden Tagen hatten die Befragungen jener stattgefunden, die von den Panjasen hatten »umerzogen« werden sollen. Perry Rhodan wollte alle Informationen sammeln, die er bekommen konnte. Anschließend stellte er ein Beiboot zur Verfügung mit dem Angebot, den Tender zu verlassen, was fast alle befreiten Gefangenen annahmen.

Illustration: Swen Papenbrock

Eine Ausnahme bildeten die 50 Faravanua, die nicht in Morschaztas von Bord gehen wollten – und 50 Takerer schlossen sich dieser Entscheidung an. Die Sorge, allzu schnell wieder in die Hände der Panjasen zu geraten, war bei ihnen einfach zu groß. Viele von ihnen waren traumatisiert und blieben vorerst in der Fürsorge der Kosmopsychologin Laetitia Gnadt.

Am 17. Juli startete Atlan mit dem OXTORNE-Kreuzer SAN ANTONIO, und Perry Rhodan verabschiedete sich gleichzeitig mit der TRINIDAD nach Ghyzarasch, um die verschleppte Besatzung der MAGELLAN zu befreien und zurückzubringen.

Seither versteckte sich der Tender im Ortungsschutz von Vater Indigo, wie die Galaktiker den planetenlosen blauen Überriesen getauft hatten.

Deswegen musste Sichu Dorksteiger sich dem Drängen des Sprechers der Faravanua, Sammudré, und der Sprecherin der Takerer, Cassmei, fast stündlich aussetzen: Sie möge eine Möglichkeit finden, Morschaztas zu verlassen und heimzukehren. Es müsse doch wohl irgendwo ein Perduktor aufzutreiben sein! Oder vielleicht genügten Mutanten, die Terraner hatten angeblich genug davon, und noch mehr, sobald Perry Rhodan erfolgreich mit dem Rest der Mannschaft zurückkam!

Die Stimmung vor allem unter den Takerern heizte sich entsprechend auf, da die Kommandantin fortdauernd um Geduld bat. Cassmei konnte bei den nach jeder Besprechung stattfindenden Versammlungen keine positive Rückmeldung geben.

»Ich weiß, dass ihr Angst habt, aber gerade hier sind wir momentan in Sicherheit!« Die etwa 40 Jahre alte Takererin fuhr sich durch die kurzen braunen Haare, Missmut umwölkte ihre braunen Augen. Allmählich wurde sogar ihre Geduld überstrapaziert. Sie war aufgrund ihres heiteren und freundlichen Wesens attraktiv, aber für die Panjasen nicht perfekt genug – der Mund zu breit, die Ohren zu groß.

»Aber wie lange mag es dauern, bis die Panjasen herausfinden, dass die MAGELLAN noch existiert?«, warf Taschthanut ein. Durch einen genetisch bedingten Haarausfall, den er sich weigerte zu korrigieren, hatte er keinerlei Körperbehaarung. Seine Haut war bleich und glatt wie edles Porzellan, die Nase jedoch ein wenig krumm. Das Auffälligste waren seine Augen – eines war grün, eines braun. Keine Frage, dass er ein Dorn im Auge der Panjasen war, und wegen seiner wiederkehrenden Verweigerung, sich anzupassen, hatte man ihn ins Umerziehungslager geschickt. So weit weg wie möglich und unerreichbar für seine einflussreiche Familie.

Ähnlich stand es um Fodroschon, der sich ebenfalls häufig mit Kritik hervortat. Seine körperlichen Mängel waren am deutlichsten – er hatte eine schiefe Schulter, das Gesicht war von einem Netz schlecht verheilter, dicker Narben entstellt. Genau das hatte er zum Anlass genommen, fortwährend gegen die Panjasen zu wettern und sie mit seiner »Hässlichkeit« zu provozieren.

Allerdings, das hatte Cassmei bereits festgestellt, wetterte er grundsätzlich gerne, und zwar gegen alles und jeden.

»Richtig!«, hieb er in die Kerbe. »Und zwar ab dem Zeitpunkt, wenn Perry Rhodan mit der Besatzung zurückkehrt!«

»Na, immerhin gehst du positiv davon aus, dass er mit der Befreiungsaktion Erfolg haben wird«, bemerkte Cassmei nicht ohne Ironie, und verhaltenes Lachen aus den hinteren Reihen erklang.

»Das ist unerheblich. Wenn es misslingt, werden die Panjasen es ebenfalls erfahren, durch ihn oder seine Begleiter im Verhör.« Fodroschon hatte immer eine Antwort.

»Warum seid ihr dann nicht von Bord gegangen?«, provozierte Cassmei die beiden Männer nun bewusst. »Wie wäre es, Taschthanut? Du tust dich mir gegenüber immer als Sprecher der anderen hervor, weshalb trittst du nicht gleich an meine Stelle?«

Es wurde ganz still.

Taschthanut lächelte fein. Er hatte ein einnehmendes Wesen und gewann schnell Freunde und Vertrauen. Und er besaß in der Gruppe ein erhebliches Maß an Autorität und Einfluss, wohingegen Fodroschon als der laute Stänkerer auftrat, der keine Befehle gab, sich aber auch keine geben ließ. Deshalb war Cassmeis Frage an Taschthanut völlig berechtigt.

»Weil die Terraner dir inzwischen vertrauen, und weil du ein neutrales bis gutes Verhältnis zu Sichu Dorksteiger hast«, antwortete er. »Ich könnte es probieren, gewiss, aber ich sehe momentan keinen Vorteil für uns darin, wenn wir einen Wechsel des offiziellen Sprechers vornehmen, da wir ohnehin unzufrieden sind. Die Kommandantin ist nicht nur Wissenschaftlerin, sondern auch ausgebildete Soldatin. Das könnte eine Menge zwischen ihr und uns kaputt machen, möglicherweise wird sogar unsere Bewegungsfreiheit wieder eingeschränkt.«

Zustimmendes Gemurmel von einigen Seiten.

Cassmei gab innerlich zu, dass er recht hatte. Aber musste er sie deshalb vor den anderen permanent provozieren und als unfähig hinstellen? Ihr deutlich machen, dass sie auf ihrem Posten lediglich geduldet war?

»Und selbstverständlich sind wir nicht von Bord gegangen«, fuhr Fodroschon fort, »weil unser Status, und zwar der jedes Einzelnen von uns, wirklich heikel ist. Auf uns haben es die Panjasen besonders abgesehen und versprechen sich einen durchschlagenden Erfolg, uns umzuprogrammieren und dann dem breiten Publikum als dressierte Pseudohempel zu präsentieren.«

»Ebendeswegen haben wir es eilig, von Morschaztas wegzukommen, und zwar so weit wie möglich!«, rief jemand aus der dritten Reihe des Halbrunds, dem Cassmei vorsaß.

»Aber auf sichererem Wege als die anderen, die hier versteckt herumkreuzen müssen«, setzte eine Frau aus Reihe zwei hinzu.

»Das ist überhaupt die nächste Gefahr«, drängte Taschthanut erneut auf Eile. »Wird der geliehene Raumer aufgebracht, werden die anderen alles ausplaudern. Dann braucht es gar keinen Perry Rhodan mehr, der uns in Gefahr bringt. Und mit unserer winzigen Besatzung hier haben wir nicht die geringste Chance gegen eine zweite Übernahme.«

Cassmei schüttelte den Kopf. »Wir drehen uns im Kreis. Es ist gerade mal einen Tag her, dass Perry Rhodan abgeflogen ist, und schon seid ihr ungeduldig. Erholt euch erst einmal, bevor wir neue Pläne schmieden! Einige sind noch nicht wiederhergestellt. Und wer weiß – Rhodan hat deutlich gemacht, dass er nichts gegen die Panjasen unternehmen will, weil er aus anderem Grund hier ist.

Aber möglicherweise kann ich Sichu Dorksteigers Einstellung ändern! Wie ich mitbekommen habe, entstammt sie einer Galaxis, in der während ihrer Jugendzeit ebenfalls eine Diktatur herrschte. Sie verabscheut Unterdrückung genauso wie wir und hat sich dagegen aufgelehnt. Das wäre ein Hebel, an dem ich ansetzen könnte.«

»Hört, hört!«, kam es von allen Seiten. Viele nickten, legten die Fingerspitzen aneinander.

»Na also, das ist doch ein hervorragender Vorschlag«, meinte Taschthanut aufrichtig erfreut.

»Aber das kann ich nicht sofort erreichen, das will ich damit sagen!«, erwiderte Cassmei. »Die Annäherung findet behutsam statt, und für Sichu Dorksteiger ist Strategie kein Fremdwort. Keinesfalls dürfen wir sie unterschätzen.«

»Und genau da sehe ich einen weiteren Haken«, bemerkte Fodroschon, der gerne den Spaß verdarb.

»Da bin ich gespannt.«

»Die Faravanua!«

Verwirrte Blicke.

»Die sind aus anderem Grund an Bord geblieben«, sagte Fodroschon. »Sie wissen nicht, wohin. Sie haben Angst. Sie brauchen einen Beschützer, und die MAGELLAN eignet sich dafür am besten. Deswegen biedern sie sich den Terranern immer mehr an. Vor allem Sammudré. Er sieht es als Ehren- oder Lebensschuld, den Terranern sozusagen zu dienen. Natürlich würde er es bestreiten, aber für mich sieht das genauso aus.«

»Die Faravanua drängen ebenfalls darauf, von Morschaztas weggebracht zu werden«, wandte Cassmei ein.

»Ja, natürlich, aber am liebsten an Bord der MAGELLAN, weil sie schön groß und kampfstark ist und in der Lage, die Schwarzsterngrenze zu passieren. Und sie versuchen es eben mithilfe von Schmeichelei und möglicherweise auch mit dem Erwecken von Schuldgefühlen, weil sie im Gegenzug ihre Dienste anbieten.« Fodroschon zeigte ein kaltes Lächeln.

Cassmei erhob sich. Sie war äußerst verärgert und gab sich keine Mühe, das zu verbergen. »Belassen wir es für heute dabei«, sagte sie betont. »Ich habe einen Vorschlag gemacht, dem meiner Ansicht nach überwiegend ...«

»Aber zu hundert Prozent!«, rief Taschthanut versöhnlich dazwischen.