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Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins muss er zunächst das Raumschiff MAGELLAN wieder in seinen Besitz bringen. Nachdem dies gelungen ist, begibt er sich auf die Suche nach dem Fragmentrefugium und begegnet den NOMADEN DER ZEIT ...
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Seitenzahl: 176
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Nr. 3218
Nomaden der Zeit
Sie reisen durch die Galaxis – ein Konstrukt zwischen den Sternen
Susan Schwartz
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. MAGELLAN
2. Ein merkwürdiger Vorfall
3. Die Katze folgt dem Lockvogel
4. Das Konstrukt
5. Der einzige Weg
6. Die Tuilerien
7. Kommunikationsschwierigkeiten
8. Eine kleine Sensation
9. Legende an Bord
10. Elfmal schneller
11. Die Enklave
12. Die Reise des Eremiten
13. Ein weiteres Angebot, das nicht abgelehnt wird
14. Weitere Verhandlungen
15. Gefahr im Verzug
16. »Tut es nicht!«
17. Der Tabuplanet
Stellaris 92
Vorwort
»Ein Arkonide für alle Fälle« von Jacqueline Mayerhofer
Leserkontaktseite
Glossar
Impressum
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.
Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.
Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint zwischen den Sterneninseln verschollen zu sein, zersplittert in Fragmente. Diese Fragmente zu finden und wieder zu vereinen, ist Rhodans Ziel. In der Galaxis Morschaztas unweit Gruelfins muss er zunächst das Raumschiff MAGELLAN wieder in seinen Besitz bringen. Nachdem dies gelungen ist, begibt er sich auf die Suche nach dem Fragmentrefugium und begegnet den NOMADEN DER ZEIT ...
Perry Rhodan – Der Terraner hat einen großen Auftritt.
Sichu Dorksteiger – Die Ator unterbreitet ein Angebot.
Sammudré – Der Faravanua erhält ein Angebot.
Tonosch-Dou 1122, Hasschian-Dou 1123 und Tastana-Naay 1010
1.
MAGELLAN
3. August 2096 NGZ
Aus Perry Rhodans persönlichem Logbuch
Vor vier Tagen sind wir von Ghyzarasch zurückgekehrt – und nicht mit leeren Händen. Die Wiedersehensfeier der Besatzung dauerte die ganze Nacht, so glücklich waren alle. Die einen, befreit zu sein, und alle, dass sie glücklich wieder miteinander vereint waren.
Darum wundert es mich nicht, dass am folgenden Tag die meisten verkatert und teils sogar verwirrt herumliefen, weil sie beim Erwachen desorientiert waren und Zeit brauchten, bis sie begriffen, dass sie tatsächlich frei und wohlbehalten zurück auf unserer MAGELLAN waren.
Sämtliche Ereignisse zu verarbeiten, wird sicherlich eine Weile beanspruchen, aber dafür haben wir kosmopsychologische Spezialisten an Bord, die sich darum kümmern werden.
Nachdem sie sich einigermaßen von den Nachwirkungen der Party erholt hatten, sind die Befreiten an ihre Stationen zurückgekehrt, und der Ultratender wird seither gründlich »auf Herz und Nieren« überprüft. Unsere Bordpositronik ELCANO beteiligt sich mit Dynsweilers Unterstützung nach besten Kräften daran, sämtliche Systeme zu prüfen, alle Nebenpositroniken und Stationen zu durchleuchten, Offensive und Defensive und natürlich die Antriebe gründlich zu testen.
Bartolome Gast, unser Sicherheitschef, durchforstet mit seinem Team derweil die Halbwelt, vor allem den Wald auf E III.
»Nennt mich paranoid«, hatte er mit seinem oxtornischen Bass bei der Besprechung gebrummt, »aber einige von uns haben sich erfolgreich lange Zeit versteckt gehalten. Wieso soll das nicht auch Spionen gelingen, die nur auf die richtige Gelegenheit warten?«
Er spielte damit auf den panjasischen Agenten Fodroschon an, der den Widerstand, die Anti-Pans, unterwandert und seinen eigenen Tod riskiert hatte, um sicherzugehen, dass die Keimzelle vernichtet wurde. Seine Intrigen und Scharaden hatten während meiner Abwesenheit die kleine Gemeinschaft, bestehend aus dem Rest der Besatzung sowie den befreiten Faravanua und Takerern, an den Rand der Eskalation gebracht, da er auch nicht vor Mord zurückgeschreckt hatte.
Seit dem von Sichu niedergeschlagenen Aufstand, dem Tod Fodroschons und auch Taschthanuts, des Anführers der Anti-Pans, herrscht Ruhe unter unseren Gästen. Mit den Faravanua gibt es ohnehin keine Probleme: Sie sind grundsätzlich friedfertige Geschöpfe und einfach nur froh, dem Martyrium entkommen zu sein. Aber für die Takerer müssen wir bald eine Lösung finden. Sie alle akzeptieren mittlerweile zwar Cassmei als Sprecherin, aber Sichu hat mich gewarnt, dass sie die Führung der Anti-Pans übernehmen wird – sie ist sogar überzeugt davon. Und dann würden wir unweigerlich in den Kampf gegen die panjasische Beratungsdiktatur gezogen.
Selbstverständlich geht mir die politische Situation in Gruelfin gegen den Strich: Mein Leben lang habe ich gegen die Unterdrückung anderer gekämpft. Aber mit nur einem einzigen Tender, mag er auch noch so groß sein, und wenigen Beibooten kann ich nichts ausrichten – und deswegen sind wir schließlich nicht hier. Wir werden aber den Anti-Pans die Möglichkeit geben, ihren Widerstand fortzusetzen, sobald es nur geht. Das ist unsere Form der Unterstützung, die sinnvoll machbar ist.
Unsere Mission ist klar definiert: Wir müssen die Bewusstseinsfragmente von ES finden – und das in allernächster Zeit. Uns droht eine große Gefahr, die rechtzeitig abgewendet werden muss.
Sorge bereitet mir vor allem, dass Atlan sich immer noch nicht gemeldet hat. Es gibt nicht einmal ein Signal von der SAN ANTONIO.
Natürlich weiß ich, dass Atlan selbst auf sich aufpassen kann. Er hat schon Schwierigkeiten und Konflikte gemeistert, da lag meine Geburt noch in ferner Zukunft. Und er lebt, daran kann keinerlei Zweifel bestehen.
Um ihn geht es auch weniger. Wir befinden uns in einer heiklen Situation und bewegen uns auf sehr schmalem Grat. Sollte die SAN ANTONIO aufgebracht und die nächsten Gefangenen gemacht werden, stehen wir wieder am Anfang, wenn nicht sogar im Fokus der Panjasen.
Wir haben ohnehin schon viel zu viel Aufmerksamkeit erregt. Dass unser Trick mit der angeblich vernichteten MAGELLAN auffliegen wird, ist nur eine Frage der Zeit.
Hinzu kommt noch der panjasische Junge Spenursch, der uns zwar unterstützt und inzwischen die Motive der Panjasen hinterfragt, aber sich dennoch nach seinem Vater sehnt – was nur verständlich ist. Auch für ihn müssen wir bald eine adäquate Lösung finden, die seinen Bedürfnissen gerecht wird und seine Loyalität nicht zu sehr belastet.
Wir haben also derzeit eine Menge aufzuarbeiten, während wir auf die Rückkehr der SAN ANTONIO oder wenigstens eine Nachricht warten, und ...
... da kommt meine Frau und spricht von einem Zwischenfall, den ich mir unverzüglich anschauen muss.
Ende des Eintrags.
2.
Ein merkwürdiger Vorfall
»Das ist ein wirklich merkwürdiger Vorfall«, empfing Sichu Dorksteiger den Expeditionsleiter und Ehemann Perry Rhodan, kaum dass er die Kapitänsmesse der MAGELLAN betreten hatte.
Ebenfalls anwesend war Oberst Mirabelle Eden, aus der Freiwache geholt, die nach ihrer Rückkehr das Kommando über die MAGELLAN von Dorksteiger zurückerhalten hatte. Die Ator hatte sich auf ihre Position als führende Wissenschaftlerin und Beraterin zurückgezogen und sich Rhodan gegenüber erleichtert gezeigt mit der Bemerkung, dass sie sich wieder ihren eigentlichen Tätigkeiten widmen könne.
Bartolome Gast als Sicherheitschef traf wenige Sekunden nach Rhodan ein – das bedeutete, es konnte sich nicht nur um etwas von »Interesse« handeln, sondern die Zeichen standen auf »Gefahr«.
Passend zum Namen des Ultratenders war der Konferenz- und Empfangsraum als Kapitänsmesse bezeichnet worden und im Stil des 15. und 16. Jahrhunderts alter terranischer Zeitrechnung gehalten. Das Bordgehirn ELCANO zeigte sich im Bedarfsfall als Holoprojektion mit dem Konterfei des spanisch-baskischen Entdeckers Juan Sebastián Elcano, klassisch mit rotem Barett, Wams und was so alles historisch dazu gehörte.
Dorksteiger wies auf das über den ovalen Tisch projizierte Holo, in dem ein Schleier den freien Blick auf den Weltraum verwaschen aussehen ließ, durchsetzt von Störungen.
Die MAGELLAN befand sich unter höchsten Schutzvorkehrungen tief in der Sonnenatmosphäre von Vater Indigo, dem planetenlosen blauen Überriesen, der den beachtlichen 272-fachen Durchmesser von Sol aufwies – 380 Millionen Kilometer, um genau zu sein. Ein hervorragender Schutz für die weit gereisten Besucher am Rande von Morschaztas, dem abgeschotteten galaktischen Zentrum des Großen Ganjats. Panjasen interessierten sich nur für Planetensysteme, keine einsam brennenden Sonnengiganten, die nichts zu bieten hatten.
»So sicher wir uns fühlen mögen, müssen wir dennoch ständig beobachten, ob und was um uns herum geschieht«, fuhr Dorksteiger fort.
Rhodan unterbrach sie nicht. Es war ihre Einleitung, um auf ein bedeutendes Ereignis hinzuführen.
Sie deutete symbolisch nach oben. »Einige Tausend Kilometer über uns, in den höheren Atmosphäreschichten, haben wir seit dem Abtauchen mehrere gut getarnte Sonden abgesetzt, die uns regelmäßig Bericht erstatten.«
»Und sie haben etwas gefunden?«, vermutete Rhodan.
»Oh nein – wir haben welche verloren.«
»Aber nicht wegen eines technischen Defekts?«, warf der Sicherheitschef ein und versteifte seine Haltung.
»Korrekt.« Dorksteiger blendete eine Aufzeichnung ein. »Das hier hat uns vor wenigen Minuten von einer anderen Sonde erreicht.«
Rhodan sah zwei der getarnten Sonden, gekennzeichnet als helle Punkte, die plötzlich Fahrt aufnahmen und sich anschickten, die Sonnenatmosphäre zu verlassen.
Nein.
Sie schickten sich nicht an, sie verließen ihre Position und nahmen Kurs hinaus in den freien Weltraum.
»Ich verstehe, was du meinst.« Rhodan legte die Stirn in nachdenkliche Falten.
»Sind wir aufgeflogen?«, fragte Gast knapp.
»Wir sollten einen Notstart vorbereiten«, sagte Eden fast gleichzeitig. »Wir dürfen weder den Tender noch die Besatzung ein zweites Mal ...«
»Das werden wir nicht«, unterbrach Dorksteiger. »Es gibt derzeit keinerlei Hinweis, dass Panjasen dafür verantwortlich sind – das wird Dynsweiler dir sicherlich gleich bestätigen, Mirabelle.«
Dynsweiler war der Erste Pilot und als Posbi unmittelbar mit ELCANO verbunden, ihm entging nichts. Wäre ein Blutstropfenraumer irgendwo in Reichweite aufgetaucht, hätte Dynsweiler ohne Zeitverzögerung bei der Entdeckung sofort Alarm geschlagen.
Rhodan konnte dennoch die Aufregung verstehen, die das seltsame Ereignis auslöste. Was könnte es in dieser Abgeschiedenheit geben, das Sonden stahl?
»Es muss sich aber ein Raumschiff in der Nähe befinden«, sagte er laut.
»Das sich sehr erfolgreich unserer Ortung entzieht.« Eden hatte ein Terminal aktiviert und rief mit einigen Gesten Daten ab. Nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Keine Chance, unsere bekannten Messungen ergeben nichts. Dynsweiler weiß auch nicht weiter – er ist lediglich mit hoher Wahrscheinlichkeit sicher, dass die Unbekannten keine Panjasen sind.« Sie warf einen Blick zu Dorksteiger.
Swen Papenbrock
»Ich werde meine Abteilung in Alarmbereitschaft versetzen«, entschied Gast. »So etwas bedeutet nichts Gutes – in den meisten Fällen ein Enterkommando.«
Dorksteiger nickte. »Das sehe ich ähnlich. Aber bisher haben sie uns nicht gefunden – und wissen demzufolge nicht, wer wir sind und was wir zu bieten haben. Die Sonden müssen erst zu ihnen an Bord gelangen und ausgewertet werden. Und das wird dauern. Ich habe sie vorsichtshalber entsprechend präparieren lassen.«
Eden wirkte nur minimal beruhigter. »Wir können die Sonden rechtzeitig vorher abfangen. Derzeit sind sie noch unterwegs.« Sie deutete auf die aktualisierte Aufzeichnung, die weiterhin zwei markierte Punkte auf dem Weg durchs All zeigte.
Rhodan musterte seine Frau. »Und was planst du?« Er kannte sie, sie hatte diesbezüglich innerhalb einer oder zwei Minuten Überlegungen angestellt.
Sie grinste ihn kurz zur Bestätigung an, die grünen Einschlüsse in ihren goldenen Augen tanzten. »Ich werde mir das ansehen. Nicht nur, dass die Unbekannten unsere gut getarnten Sonden entdecken konnten. Und stehlen. Das verärgert mich. Aber deren Antiortung, die sich unseren hoch entwickelten Systemen entzieht, könnte von sehr großem Nutzen sein, sobald wir in naher Zukunft Vater Indigo verlassen.«
»Du willst sie verfolgen und ...«
»... Kontakt aufnehmen. Ganz recht.«
»Dagegen!«, riefen Eden und Gast gleichzeitig.
Dorksteiger hob beschwichtigend die Hände. »Ich verstehe eure Bedenken. Aber ich werde eine ZALTERTEPE-Jet mit entsprechender Legende nehmen, sodass sie nichts von euch erfahren. Und ich werde sehr vorsichtig sein.« Nach einem kurzen Innehalten fügte sie hinzu: »Wie ich es immer bin.«
Sie blickte in die Runde, sämtliche Anwesenden allein durch ihre Körpergröße überragend. »Tatenlos zusehen können wir keinesfalls, darüber sind wir uns sicherlich einig.«
Zustimmendes Gemurmel seitens Eden und Gast.
Daraufhin fuhr Dorksteiger fort. »Das Risiko, dass es ihnen doch gelingt, Informationen aus den Sonden zu holen, ist zu hoch. Wenn wir sie einfach abschießen, kommen sie näher und schauen genauer nach, oder sie holen sich die nächsten. Deswegen werde ich hinterherfliegen – als Wissenschaftlerin kann ich am schnellsten etwas über die Unbekannten, oder vielmehr ihre Technik, herausfinden. Zudem passt mein gut nachweisbarer Status zu meiner Legende, dass ich auf Forschungsreise bin. Und ich sehe nicht wie eine Cappin aus.«
»Ja, diese Tarnung ist perfekt, weil sie der Wahrheit entspricht«, gab Eden nach. »Aber ich bin hoffentlich nicht die Einzige, die erkennt, dass man es mit dieser Aktion darauf abzielt, uns aus der Höhle zu locken? Oder warum sonst werden die Sonden derart langsam entführt?«
Rhodan bestätigte mit einer Geste. »Sie wundern sich, warum sich in dieser einsamen Sonne Sonden befinden, und wollen herausfinden, ob diese seit Äonen allein ihre Kreise ziehen oder aktiv für jemanden in der Nähe die Augen darstellen. Also holen sie sie nur sehr langsam – um uns zu einer Reaktion zu provozieren.«
»Erst recht, weil sie inzwischen sicher erkannt haben, dass die Sonden nicht-cappinscher Bauart sind«, ergänzte Gast. »Sichu, ich denke, du hast recht und solltest tatsächlich rausgehen und mit denen sprechen. Möglicherweise können wir gegenseitig voneinander profitieren. Was nichts an unserer Alarmbereitschaft ändert, falls sie sich doch als panjasische Spitzel entpuppen oder als Raumpiraten.«
»Ich hoffe auf Verbündete.« Dorksteiger desaktivierte das Holo. »Dass die sich überhaupt damit beschäftigen, zeigt mir, dass sie ähnliche Gedanken wie wir hegen. Mit etwas Pech sind es tatsächlich Raumpiraten, aber mit ein wenig Glück Händler oder Forscher, die es gelernt haben, sich den wachsamen Augen der Panjasen zu entziehen. Anderen zu begegnen, die sich ähnlich verhalten, erweckt ihre Neugier. Und ich wiederhole: Wir werden sie nicht los, indem wir die Sonden abschießen, das kann zur Entdeckung der MAGELLAN führen. Also machen wir ihr Spiel mit und bieten ihnen etwas Kleineres an.«
3.
Die Katze folgt dem Lockvogel
Mirabelle Eden beauftragte die Zweite Pilotin, Oberstleutnant Avrodike Cha, mit der Steuerung der ZALTERTEPE-Jet.
Cha hatte sich der Deportation entziehen können, nachdem die Panjasen die MAGELLAN übernommen hatten, und zusammen mit Perry Rhodan die Rückeroberung des Ultratenders vorbereitet. Nun, da die MAGELLAN wieder in eigenen Händen war, brannte die Epsalerin darauf, erneut aktiv zu werden und in den Einsatz zu gehen.
Sichu Dorksteiger war einverstanden mit der Wahl. Als Epsalerin war Cha wegen ihrer Konstitution und Statur eine herausragende und schwer zu überwindende Kämpferin, und als an der Conrad-Deringhouse-Akademie ausgebildete Pilotin eine Meisterin der Steuerung.
Die Space-Jet stammte von dem OXTORNE-Kreuzer CONCEPCION und verfügte – wie jede ZALTERTEPE – über einen LAURIN-Antiortungsschutz, dazu einen Paros-Schattenschirm und eine chromatovariable Außenhüllenbeschichtung. Genau das Richtige für einen derartigen Einsatz.
»Willkommen an Bord der HELM DES HADES«, begrüßte Cha launig die kleine Besatzung, nachdem sich alle eingefunden hatten. Neben ihr und Dorksteiger waren Bartolome Gast und Laetitia Gnadt mit von der Partie, und alle waren nach Dorksteigers Anweisung und Ausstattung bestens gerüstet für den Außeneinsatz.
Gast und Gnadt waren für so einen Einsatz nach Sichus Dafürhalten bestens geeignet. Überdies waren sie mit ihr während Rhodans Abwesenheit zu einem guten Team zusammengewachsen.
Die beiden stimmten sofort zu. Laetitia Gnadt hatte ihre schweren Verletzungen vollständig ausgeheilt und sah sich bereit für ein neues Abenteuer in der Fremde. Spenursch brauche sie nicht mehr ständig um sich, stellte sie klar. Bartolome Gast erklärte, er bevorzuge es, sich persönlich zu überzeugen, ob und welche Gefahr dem Ultratender drohte. Und so ganz nebenbei würde er – was jeder wusste, es aber niemals zur Sprache bringen würde – als Dorksteigers Leibwächter fungieren.
»Hades?«, wiederholte Dorksteiger erstaunt. »Ich glaube, ich habe den Namen schon einmal in Bezug auf die terranische Mythologie gehört.«
»Richtig!«, bestätigte die Epsalerin. »ELCANO hat mir dabei geholfen, den passenden Namen zu finden, ich wollte unbedingt etwas aus der antiken Mythologie verwenden. Der Helm des Hades verlieh angeblich seinem Träger Unsichtbarkeit.«
»Dann haben wir die passende Bezeichnung.« Dorksteiger nahm neben Cha an den Kontrollen Platz, die beiden anderen im hinteren Rund. »Möge Hades seinen Helm schützend über uns halten.«
Sie starteten.
*
Mit aktivierten Abschirmungssystemen beschleunigten sie rasch und folgten den beiden Sonden, die unaufhörlich von Vater Indigo weggezogen wurden.
»Die geben uns viel Zeit«, bemerkte Cha. »So gemächlich, wie die Sonden abgeschleppt werden, könnten wir fast nebenherspazieren.«
Dorksteiger beschäftigte sich mit den Messsystemen, versuchte irgendetwas aufzufangen, das ihr aufzeigte, was die Sonden fortzog.
»Die Frage ist nur«, fuhr Cha fort, »wie viel Geduld sie aufbringen und wann sie das Spiel aufgeben werden.«
Dorksteigers schlanke Finger bewegten sich schnell und elegant über das Holoterminal.
Die Epsalerin warf ihr einen Seitenblick zu. »Ich rede zu viel, was?«
»Nein, red nur«, murmelte die Ator, deren hellgrüne Haut von goldenen Linien und Punkten überzogen war, die sich manchmal in der Anordnung zu verändern schienen, was durchaus verunsichernd auf andere wirken mochte. Vor allem wenn sie nicht wussten, woran sie waren und wie sie sich verhalten sollten. »Ich höre dich, auch ohne zu antworten.«
Cha hatte die Handsteuerung übernommen, weil sie keinen geraden Kurs verfolgen wollte, und um ein Gefühl für das kleine Raumgefährt zu bekommen. Die ZALTERTEPE-Jet reagierte wunschgemäß flexibel.
Inzwischen hatten sie zweitausend Kilometer Abstand zu Vater Indigo gewonnen, und die Pilotin wurde ein wenig unruhig. »Ich weiß, ich sollte das nicht fragen ...«
»Dann tu es auch nicht. Sollte ich mehr über die Unbekannten herausfinden, teile ich es mit.«
»Und wenn sie abhauen?«
»Was mir am liebsten wäre«, ließ Gast sich von hinten vernehmen. »Es sei denn ... sie kämen mit Verstärkung zurück.«
»Das ist eher unwahrscheinlich«, sagte Gnadt. »Sie zeigen ganz offensichtliche, aber auch spielerische Neugier.«
»Dem stimme ich zu.« Dorksteiger sah von ihren Kontrollen auf. Die durchsichtig geschaltete Kuppel der Space-Jet ermöglichte den freien Blick in den Weltraum. »Sie halten sich absolut bedeckt, ich kann nichts, rein gar nichts finden.«
»Die wollen, dass wir zuerst dran sind«, äußerte Gnadt.
»Dann sollten wir uns denen mal höflich vorstellen, oder?«, schlug Gast vor.
»Sehr gut!« Cha setzte sich auf und rieb sich unternehmungslustig die Hände. »Soll ich den Hyperf...«
Sie vollendete den Satz nicht, denn in diesem Moment löste sich ein Schuss aus der verborgenen HELM DES HADES und zerschoss eine der Sonden.
Dorksteiger hatte unangekündigt die Offensive eröffnet. Das schien ihre Art der höflichen Vorstellung zu sein.
»Ah so«, setzte Cha nach. Ihre Miene zeigte Enttäuschung; das hätte sie genauso gut auch erledigen können. Bisher hatte sie nicht viel zu tun bekommen.
»Jetzt«, forderte Dorksteiger sie auf, »funken wir sie an.«
Zwei kurze Fingerbewegungen. »Verbindung steht.«
»Unbekanntes Raumschiff, hier spricht Sichu Dorksteiger«, eröffnete die Ator in der Lingua franca Gruelfins. Ihr Name würde den Fremden nichts sagen, deshalb verwendete sie keinen Alias. »Ich werde meine zweite Sonde abschießen, wenn ich keine Antwort innerhalb von vierzig Sekunden erhalte.«
»Da bin ich gesp...«
»Avrodike, berechne den Schnittpunkt der Traktorstrahlen und feure eine Batterie darauf, und zwar in zwanzig Sekunden.«
Cha zog eine verblüffte Miene, während sie hastig dem Befehl nachkam, ohne weitere unnötige Worte zu verlieren. Der leistungsfähige Logik-Programm-Verbund benötigte nicht viel Rechenzeit dafür. Die ZALTERTEPE-Klasse durfte nur wegen ihrer geringen Größe keineswegs unterschätzt werden.
Fünf Sekunden vor Ablauf der Frist – natürlich war keine Antwort erfolgt – verursachte der Aufprall der Kombination aus Thermostrahler und Desintegrator des MVH-Unterlichtgeschützes einen kurzen Riss in der Abschirmung. Für den Bruchteil einer Sekunde flackerte etwas auf und verschwand sofort wieder.
»Das hätte ich nicht gedacht!«, rief Cha und aktivierte rasch ein Holo, das ein Standbild der Aufzeichnung zeigte, während sie gleichzeitig zum zweiten Mal, wie schon nach dem ersten Schuss, den Kurs wechselte, damit der Space-Jet nicht dasselbe von der Gegenseite blühte.
»Zu selbstbewusst«, bemerkte Dorksteiger gelassen. »Sie haben nicht damit gerechnet. Anscheinend passiert ihnen das nicht allzu oft.«
»Dank unserer ihnen unbekannten Sonden hätten sie besser vorbereitet sein müssen«, stimmte die Epsalerin zu.
»Ich gelange immer mehr zu der Überzeugung, dass sie verspielt sind«, kam es von Gnadt aus dem Hintergrund.
Cha betrachtete prüfend den eingefrorenen Moment der Offenbarung. »Das sieht nach ... ja, etwas Großem aus.«
»Etwas sehr Großem«, stimmte Dorksteiger zu. »Ich kann es nicht einordnen. Ein Gestänge? Ein Schlauch? Es ist zu wenig, um es genauer bestimmen zu können.«
»Zumindest hat sich kein Raumpirat, von dem ich gehört hätte, so verhalten.«
»Händler für gewöhnlich auch nicht. Wenn Laetitia recht hat mit der Verspieltheit, bleibt nur eine Möglichkeit«, meinte Dorksteiger.
»Raumnomaden«, gab Gast die Antwort.
»Mehr als das.« Dorksteiger klang, als hätte sie versehentlich einen Gedanken laut ausgesprochen, denn sie führte ihn nicht weiter aus. Ihre Finger berührten bereits wieder Sensorfelder.
»Und sie antworten nicht«, kam Cha auf den Kernpunkt zurück.
Weder durch Gegenbeschuss noch Funk zeigte sich eine Reaktion der unbekannten Seite.
*
»Na schön«, sagte Dorksteiger schließlich, als sich auch nach zwei Minuten nichts tat. »Sie wissen, dass wir einen ...«
»... winzigen Wurstzipfel ...«, sagte Cha dazwischen.
»... Ausschnitt von ihnen gesehen haben und uns Gedanken darüber machen.«
»Und das gefällt ihnen, unser Rätselraten. Vielleicht glauben sie sogar, dass wir Angst haben«, führte Gnadt fort.
»Denkt ihr nicht, es könnte sie irritieren, dass sie uns nicht finden?«, fragte Gast. »Die Sonden waren vermutlich ein reiner Glücksfall, vielleicht hatten sie doch einen technischen Defekt. Aber von uns finden sie keine Spur, obwohl sie jezt wissen, dass wir da sind ...«
»Ich habe mich per Funk vorgestellt und bin dann lediglich ein bisschen lauter geworden«, versetzte Dorksteiger unzufrieden. »Das zeigt, dass wir nicht gleich mit allen