Perry Rhodan 3264: Prophanie - Michael Marcus Thurner - E-Book

Perry Rhodan 3264: Prophanie E-Book

Michael Marcus-Thurner

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Die Superintelligenz ist in Fragmente zerfallen, die sich in sogenannten Refugien verbergen. Manche dieser Rückzugsorte befinden sich in weit entfernten Galaxien. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Atlan begleitet derweil ein anderes Fragment zurück in die Milchstraße. Der Mausbiber Gucky wiederum ist in der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte unterwegs und erlebt die PROPHANIE ...

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Seitenzahl: 186

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Nr. 3264

Prophanie

Gucky auf Mission – er besucht eine Welt der Kosmischen Hanse

Michael Marcus Thurner

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Frohe Gedanken

2. Freud und Leid

3. Rein ins Abenteuer!

4. Kopfweh und Entschlüsse

5. Maskenball

6. Diese Verrückte!

7. Das Duell

8. Gut aufgenommen

9. Beim Kenotaph

10. Das Kontor

11. Vor der Prophanie

12. Alles so friedlich, alles so schön ...

13. Alles so chaotisch, alles so schrecklich

14. Befreiungstaten

15. Freundschaft, Feindschaft und Tod

16. Die Prophanie

Leseprobe Androiden 1 – Kai Hirdt – Totenozean

Vorwort

Prolog

1. Drei Wochen zuvor

GESPANNT DARAUF, WIE ES WEITERGEHT?

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Die Superintelligenz ist in Fragmente zerfallen, die sich in sogenannten Refugien verbergen. Manche dieser Rückzugsorte befinden sich in weit entfernten Galaxien. Eines dieser Refugien befand sich in der Kondor-Galaxis, wurde offenbar aber bereits geborgen – oder entführt. Die Fährte führt Perry Rhodan in ein fremdes Universum. Atlan begleitet derweil ein anderes Fragment zurück in die Milchstraße. Der Mausbiber Gucky wiederum ist in der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte unterwegs und erlebt die PROPHANIE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Gucky – Der Mausbiber ist manchmal erstaunt über Suyemis Fähigkeiten.

Suyemi Taeb – Die Agentin trifft einen Meister ihres Fachs.

Goumar Einhard – Der Wissenschaftler bewährt sich als Agent und Lebensretter.

Moria Armstrong

1.

Frohe Gedanken

Danou Shinshid streckte sich und rieb den Rücken an der Innenseite seines Panzers. Die Hornschicht raspelte über die empfindliche, kitzlige Haut und erzeugte ein Gefühl angenehmer Entspannung.

Es war nicht mehr weit bis zum Planeten Goroldoa und damit bis zur Wunderbaren, der Stadt Jaasyd. Sein Ziel war nahe.

Die Metropole würde bereits völlig überlaufen sein. Normalerweise lebten auf Goroldoa knapp eine Million Wesen, doch diese Zahl würde sich während der nächsten Tage mehr als verzehnfachen. Schließlich stand eine Prophanie bevor. Niemand, der es sich leisten konnte, würde sich dieses Erlebnis entgehen lassen.

Shinshid klapperte zufrieden mit dem Mundschnapper und ließ sich auf alle viere fallen. Er würde sich den Luxus einer zweiten Panzerreinigung gönnen, also stellte er sich in die Putzstraße seines Bordquartiers.

Die Finger beider Hände glitten in Schutzhandschuhe, die Fußbindungen schnappten von selbst ein. Um die Augen und den Schnabel zu schützen, fuhr er die Knorpelhaube aus der Kragenpartie seines Rückenpanzers.

Das Transportband ruckelte an, er wurde langsam unter die Dusche gezogen. Feinstes Feuchtwachs ergoss sich über seinen Bauch und wurde vom Hitzestrahler sachte erwärmt. Rotierende, scharfe Messer beseitigten oberflächlichen Schmutz, bevor Shinshid ins aufweichende Schaumbad glitt.

Er genoss das Gefühl des in seine Körperhülle eindringenden Wassers und des nachfolgenden Sandgebläses. Die Putzstraße hielt an, auf sein Geheiß hin länger als üblich. Er würde die Wirkung der Panzerreinigung so lange wie möglich genießen. Die Nickhäute über die Augen ziehen, in einen Dämmerschlaf fallen und an schöne Dinge denken.

Die Prophanie ...

Was war er bloß für ein Glückskind! Ein derartiges Ereignis geschah nur alle paar Jahrhunderte oder gar Jahrtausende. Verbunden mit den Feierlichkeiten, die rings um das Kenotaph in der Stadt Jaasyd stattfanden, würden Tanamahiden auftreten. Unter ihnen die in der gesamten Galaxis angesehene und berühmte Sängerin Okka Amuniel.

Die Hitze lullte Shinshid ein und bewirkte, dass seine Glieder langsam nachgaben. Sein Herz schlug dennoch kräftig, in Vorfreude auf die Prophanie.

Zu seinem Bedauern ruckelte das Band der Putzstraße wieder an. Reste von Flüssigkeit und Reinigungssand wurden aus seiner Körperhülle geblasen, die Bürsten kamen zum Einsatz. Sie massierten seinen empfindlichen Bauch und polierten den weißen Körperpanzer so lange, bis er perlmuttfarben schillerte.

Samtweiche Tücher wischten über seinen Körperpanzer. Abschließend wurde Duftöl aufgetragen, das aus dem Körperfett von Seeschweinchen gewonnen wurde. Eine Massage der angenehm müden Glieder noch, dann wurde er aus der Reinigungsstraße ausgespien.

Shinshid betrachtete sich im Doppelspiegel und war zufrieden. Eigentlich mehr als das. So gut hatte er schon lange nicht mehr ausgesehen.

2.

Freud und Leid

Gucky betrachtete den Terraner. Goumar Einhard stand wie verloren da und wagte es nicht, den Mund aufzumachen.

Der Xenotechnik-Analytiker hatte ihm das Leben gerettet. Hatte ihn am Vortag, als er während seiner Rettungsaktion für Besatzungsmitglieder der zerfallenden PHAIO ohnmächtig geworden war, entdeckt und war ihm sogleich zu Hilfe gekommen.

Gewiss, der SERUN hätte ihn stabilisiert und vermutlich vor dem Tod bewahrt. Aber seine Erschöpfung war so groß gewesen, dass trotz allem etwas hätte passieren können.

»Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast«, sagte Gucky müde. »Du hast mehr Tatkraft bewiesen als alle anderen Beteiligten unserer kleinen Mission nach Falund.«

»Das war doch selbstverständlich«, murmelte der Forscher und blickte dabei zu Boden.

Einhard befand sich auf einem Terrain, auf dem er sich offenbar nicht wohlfühlte. Er war Wissenschaftler durch und durch. In den Labors ging er in seinen Forschungsarbeiten auf. Sobald es aber zu gesellschaftlichen Interaktionen kam, wirkte er unbeholfen.

»Wenn ich dir einen Wunsch erfüllen kann ...?«

Einhard hob den Kopf. Er blickte konsterniert, zeigte dann aber ein schüchternes Lächeln. »Wenn ... wenn wir nach Goroldoa gelangen, möchte ich beim Erstkontakt wieder mit dabei sein. Für mich ist diese Reise die Erfüllung eines Traums. Wir treten mit Wesen in Kontakt, die wir niemals zuvor kennengelernt haben. Oder auch mit Vertretern von Völkern, die wir zu kennen glauben, die aber seit Jahrhunderten in Lundmark völlig eigenständige Wege gegangen sind. Wie hat sich die Abkapselung auf ihre technische Fortentwicklung ausgewirkt, sind sie neue Wege gegangen, gab es wissenschaftliche Rückschritte, gab es Gegebenheiten, an die sich die hiesigen Terraner oder Arkoniden haben anpassen müssen ...?«

Gucky wehrte den Redeschwall seines Gegenübers mit den Händen ab und kicherte. »Ich habe schon verstanden, Goumar! Du kannst uns gerne begleiten. Man sollte ein funktionierendes Team ohnedies nicht auseinanderreißen. Und die Zusammenarbeit auf Falund hat ja bestens funktioniert. Ich war mit Venevérs und deiner Arbeit sehr zufrieden.«

»Danke! Vielen Dank!« Der Wissenschaftler wirkte so, als wollte er auf Gucky zustürmen, ihn in die Arme nehmen und durchknuddeln, wie Menschenkinder es sich seit Jahrhunderten wünschten und eifrig die Gucky-Plüschbiber nachfragten. Er machte zwei stürmische Schritte vorwärts, bis er begriff, dass das kein angemessenes Verhalten war. Einhard lief im Gesicht rot an, murmelte eine Entschuldigung für seinen Überschwang und verschwand raschen Schritts aus der Zentrale.

Gucky grinste und unterdrückte dann ein Gähnen. Er hatte Mühe, wach zu bleiben.

Der Auftritt des Forschers war durchweg erfrischend gewesen. Dennoch musste er sich stets vor Augen halten, dass Einhard verdächtig war, dem Club der Lichtträger anzugehören. Passte sein Wunsch, Gucky zum Kontor der Kosmischen Hanse auf der Welt Goroldoa zu begleiten, denn nicht genau in das Profil eines Verdächtigen? Ein Lichtträger würde alles daransetzen, in Guckys Nähe zu bleiben. Um als einer der Ersten zu erfahren, ob es tatsächlich ein Fragment der Superintelligenz ES in WLM zu finden gab.

Er betrachtete Suyemi Taeb. Sie stand rechts von ihm im Schatten des Haluters Bouner Haad. Die Agentin beobachtete diesen, sezierte ihn. Sie war eine tapfere, junge Frau, der das Schicksal mehrere Stolpersteine in den Weg gelegt hatte. Das Unglück, ihre große Liebe verloren zu haben, hatte sie verändert. Ihre Blicke waren kälter geworden, der Körper verkrampfter. Ihr Verhalten bewies, dass ihre Wunden längst nicht verheilt waren. Es würde eine Weile dauern, bis sie wieder zu jener Frau werden würde, die Gucky kennengelernt hatte.

Und mancher Schmerz vergeht leider nie, dachte Gucky und verdrängte augenblicklich hochkommende, bohrende Erinnerungen.

3.

Rein ins Abenteuer!

Wie bewundernswert. Am Vortag noch hatte Gucky wimmernd in der Medostation gelegen und jene immense Belastung seiner Parafähigkeiten verdaut, die mit der Rettungsaktion von mehr als 40 Besatzungsmitgliedern der PHAIO einhergegangen war.

Kaum 24 Stunden später saß er wieder in seinem Spezialstuhl in der Kommandozentrale der THORA. Er sah ein wenig blass um die Fellschnauze aus, war aber definitiv auf dem Weg der Besserung. Es war gewiss nicht nur der Zellaktivator, der ihn mit Lebenskraft versorgte; es waren sein Kämpferherz, seine Hingabe und sein unbeugsamer Wille, die ihn so rasch in die Zentrale zurückgeführt hatten.

»Du siehst mich so bewundernd an«, sagte der Mausbiber und ließ den berühmtesten Solozahn der Milchstraße aufblitzen. »Ich mag das.«

»Ich würde sagen, dass du dich irrst.« Taeb verzog keine Miene. Sie wollte sich nicht auf irgendwelche Wortgefechte einlassen. Nicht jetzt, da Entscheidendes bevorstand. Gucky hatte wie so oft ein schlechtes Timing und machte Scherze, während Klugheit und Besonnenheit im Vordergrund stehen sollten.

Schließlich hatten sie ihr nächstes Zwischenziel beinahe erreicht: das Nasarwansystem, dessen dritte Welt den Namen Goroldoa trug.

Goroldoa.

Wenn man einer reichlich zweifelhaften Gestalt auf der Welt Falund glaubte, befand sich auf diesem Planeten ein Kontor der Kosmischen Hanse. Ein politisch-wirtschaftliches Relikt, das von der einstmaligen wirtschaftlichen Dominanz der Terraner in der Milchstraße und in anderen Galaxien kündete. Das weitverzweigte Handelsimperium hatte sich in den Jahrhunderten vor der Erhöhung der Hyperimpedanz nach allen Richtungen ausgebreitet und selbst in WLM – der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte – Fuß gefasst.

»Haben wir bereits Informationen über das Handelskontor?«, fragte Gucky, als hätte er ihre Gedanken erraten.

Oder gelesen, meinte der Extrasinn.

»Nein«, antwortete Holger Bendisson, Kommandant der THORA. »Aber wir wissen mittlerweile deutlich mehr über die politischen Strukturen in Wolf-Lundmark-Melotte ...«

»Waren wir uns nicht einig, dass wir diesen Namen niemals wieder in seiner gesamten Länge aussprechen und stattdessen von WLM reden werden?«, unterbrach ihn Gucky.

»Ich stehe zwar in der Blüte meines Lebens, aber mein Gedächtnis ist nicht mehr das allerbeste.« Bendisson holte tief Atem. »Sofern unsere Fachleute den Funkverkehr richtig interpretieren, haben die Mitglieder der Sternenassoziation Haye auch auf Goroldoa ihre Echsenfinger mit im Spiel. Du hast von den Hayelen ja auf Falund gehört und ...«

Illustration: Swen Papenbrock

»Richtig. Weiter!« Gucky winkte ungeduldig mit einer Hand.

»Es herrscht ein Kommen und Gehen im Nasarwansystem. Falsch: Eigentlich ist es bloß ein Kommen. Es geht um eine Festivität, deren Kern wir noch nicht so recht verstehen und die die Angehörigen vieler Völker anzieht. Unter anderem Akonen des Neu-Akonischen Duals, das zwar nur aus zwei Sonnensystemen besteht, aber dennoch viele Besucher auf Goroldoa stellt. Dazu kommen Gäste aus der arkonidisch geprägten Kristallkolonie mit ihren etwa zwanzig Systemen. Auch Reisende aus dem Commonwealth sind viele unterwegs. Im Commonwealth leben nicht nur Terraner, sondern auch viele Tefroder.«

»Interessant.«

Taeb hatte von der Kristallkolonie und vom Commonwealth bereits gehört. Nun aber bekamen die Begriffe Substanz.

Immer mehr Informationen trudelten ein. Sie verrieten zwar noch nichts über die Eigenheiten der hiesigen Terraner, Tefroder, Arkoniden und Akonen, ließen aber ein Bild von einem bunten Völkergemisch entstehen. Eines, wie man es man auch in der Milchstraße treffen konnte.

»Exotisch muten die Angehörigen der Sternengenossenschaft Lehac an«, fuhr Bendisson fort. »Sie sind insektoid und wirken sehr zerbrechlich, werden aber von allen anderen Völkern respektiert. Ebenso die schlangenförmigen Mitglieder des Sternennestes Ella und die schildkrötenartigen Thourinen. Sie gehören zur Thour-Republik. Wunderschöne Geschöpfe, wenn du mich fragst. Sie haben glänzende Panzer mit Perlmutteffekten, die je nach Lichteinfall schillern.«

»Oje. Sechs verschiedene Sternenreiche. Das sind viel zu viele für mein armes Ilt-Gehirn. Wie soll ich mir das alles merken?«

Bendisson grinste. Er wusste wie alle Mitglieder der Bordzentrale, dass Gucky ein ausgezeichnetes Gedächtnis hatte.

»Was hat es mit dieser Feier auf sich, wegen der so viele Leute ins Nasarwansystem strömen?«, hakte Taeb nach.

»Es wird jemand erwartet.« Bendisson zögerte, als fehlten ihm die passenden Worte. »Es ist von einer Prophanie die Rede.«

»Ist das ein Kofferwort?«, fragte Taeb. »Bestehend aus Epiphanie für eine Erscheinung oder eine Vision, die auf Goroldoa stattfinden soll? Das würde den Schiffsverkehr im System erklären.«

»Was wäre der zweite Teil dieses Wortes?« Gucky tat so, als müsste er nachdenken. »Proporz? Propangas? Profundität? Professionelles Fingerhakeln?«

»Prophezeiung«, ließ sich Bouner Haad vernehmen. Der Haluter war trotz seiner voluminösen Erscheinung während der letzten Stunden kaum aufgefallen und hatte bloß ruhig dagesessen.

»Mag sein.« Gucky rieb sich die Nasenwurzel und kniff die Augen wie im Schmerz zusammen. »Ich vermute, es handelt sich um keine Übersetzung?«

»Der Funkverkehr, den wir aufschnappen, wird teilweise auf Interkosmo geführt. Die Sprache scheint sich in WLM großflächig durchgesetzt zu haben.«

»Also schön. Lassen wir das Rätselraten. Halten wir fest, dass Goroldoa unser Zielplanet ist und dass dort eine Festivität stattfindet, die die Bewohner von ziemlich vielen Welten wie magisch anzieht. Es wird mächtig Betrieb sein. Gibt es eine bessere Gelegenheit, um uns unters Volk zu mischen und nach diesem Kontor der Kosmischen Hanse umzuhören? Ich vermute, dass die Kontrollen auf Goroldoa wegen der bevorstehenden Feiern nicht ganz so rigoros gehandhabt werden?«

»Eher im Gegenteil«, antwortete Bendisson. »Es sieht so aus, als rechne man mit Gefahren. Die Überprüfungen sind schikanös, wie wir von abgehörten Funksprüchen wissen. Fremde werden nicht so ohne Weiteres ins System reingelassen. Man redet von einer Partizipations-Lizenz. Ohne sie gibt es keine Landung auf dem Raumhafen der Stadt Jaasyd. Dort soll die Prophanie stattfinden.«

»Dann werde ich eine kleine, aber feine Gruppe unserer Leute nach Goroldoa teleportieren müssen. Ich vermute, dass die Kontrollen in der Stadt selbst nicht mehr so restriktiv sind?«

»Richtig.« Bendisson nickte.

»Bist du schon wieder dazu in der Lage, Gucky?«, fragte Taeb.

»Ich bin der Retter des Universums. Selbstverständlich bin ich bereit.« Das Grinsen des Mausbibers geriet kläglich.

Sie musste ihm einen Ausweg anbieten, bei dem er sein Gesicht wahren konnte. »Ich denke, wir sollten diese Angelegenheit ein wenig ruhiger angehen«, sagte sie. »Wann findet die Prophanie statt?«

»Übermorgen«, antwortete Bendisson und zwinkerte ihr verstohlen zu. Er verstand, was sie vorhatte und wollte ihr auf diese Weise signalisieren, dass er mit ihrem Vorhaben einverstanden war.

»Dann schlage ich vor, dass wir mit der EUDORA und im Schutz der Laurin-Antiortung ins System reinfliegen und uns in aller Ruhe nach einem Kuckucks-Raumschiff umsehen.«

»Was soll das sein?«

»Ein Raumer, in den wir unbeachtet überwechseln können. Ein Schiff, das bereits eine Partizipations-Lizenz besitzt. Vielleicht finden wir einen unlauteren Schiffseigner, der sich schmieren lässt. Oder aber wir gehen so nahe wie möglich an unser Kuckucks-Raumschiff ran, sodass du uns ohne großen Aufwand hinüberteleportieren kannst. Ich denke, du solltest deine Kräfte vorläufig schonen.«

Gucky wollte aufbegehren, brach aber gleich wieder ab und sagte: »Meinetwegen.«

Es musste ihm wirklich schlecht gehen. Taeb hatte ihn selten zuvor derart kompromissbereit erlebt.

Ein Holobildschirm öffnete sich. Das Gesicht der Posmi Diva Wintersturm war darin zu sehen: metallen und dunkelblau und wie die Karikatur eines Robotwesens. Ein Lächeln war angedeutet, die sonstigen Gesichtszüge blieben vage.

»Ich werde mitkommen«, sagte die Posmi bestimmt. »Ich bin die Berufene.«

Sie hatte diesen Begriff schon einmal erwähnt, wie sich Taeb erinnerte. Ohne ihn genauer begründen zu können.

Sobald sie Diva Wintersturm zu sehen bekam, stellten sich bei ihr alle Nackenhaare auf. Die Posmi war eine ihrer Begleiterinnen auf Falund gewesen und hatte im Orbit des Planeten geringe Mengen des Sternensands zu Analysezwecken aufgenommen.

Sie sagte wenig und erklärte nichts. Als Vertreterin der Posbi-Zivilisation der Hundertsonnenwelt spielte sie eine zwielichtige Rolle. War sie die gesuchte Agentin des Clubs der Lichtträger?

Nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich, dachte der Extrasinn. Wintersturm steht nun mal für einen der größten Machtfaktoren der Milchstraße. Wenn die Lichtträger die Strukturen der Posbis unterminiert hätten, würden sie ganz anders agieren. Deutlich aggressiver.

Taeb beobachtete Gucky. Der Mausbiber ließ viel Zeit vergehen, bevor er Wintersturm antwortete: »Du wirst keinesfalls mit uns gehen, solang du in Isolation bist. Der Sternensand in dir ist immens gefährlich.«

»Die Masse ist sicher in mir verwahrt.«

»Dein Wort allein reicht mir nicht, Diva. Weder wissen wir etwas über dich und deine Pläne, noch, was der Sternensand ist.«

»Die Analyse der Probe ist leider noch nicht abgeschlossen.«

»Damit ist dieses Gespräch für mich beendet. Danke für die Unterhaltung, Diva.«

»Ich komme mit«, beharrte Diva Wintersturm, um nach längerem Zögern hinzuzufügen: »Ich werde die Analysearbeit vorläufig beenden und die Probe des Sternensands woanders lagern.«

»Und wo, wenn ich fragen darf?«

»Ich nehme mit der BOX-29 Kontakt auf. Die beiden Zain-Konstrukte Vederloh und Schell werden den Sternensand verwahren.«

Gucky suchte Augenkontakt zu Bouner Haad und zu Holger Bendisson, bevor er sagte: »Einverstanden. Unter der Voraussetzung, dass wirklich selbst der letzte Rest des Kristallsands aus deinem Körper woandershin transferiert wird.«

»Selbstverständlich.«

Das Holo fiel in sich zusammen. Wintersturm hatte gesagt, was sie für notwendig und richtig empfunden hatte.

»Immerhin bekommen wir den Sternensand vom Schiff«, sagte Gucky und seufzte.

*

Sie wechselten auf die EUDORA über, die sich bereits während der vergangenen Tage im Einsatz bewährt hatte. Die Fregatte der OLYMP-Klasse war nach der Zerstörung der PHAIO zum Flaggschiff der kleinen Beibootflotte aufgestiegen.

Taeb betrat die Zentrale des Raumschiffs und sah sich um. Sie hatte sich mit Mühe an das Leben an Bord eines Raumschiffs gewöhnt. An starre Regeln, an unflexibles Verhalten der Bordmitglieder und die vielen kleinen Unterschiede, die es im Vergleich zum Leben auf einem Planeten nun mal gab. Was sich ihr aber nicht erschließen wollte, waren die Strukturen an der Spitze der Expedition.

Gucky nahm seine Aufgabe viel zu locker. Nur wenn Gefahr in Verzug war, zog er die Zügel an. Sein Verhalten war so ganz anders als das von Taebs Chefin, Aurelia Bina. Für die Posmi ging Disziplin über alles. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ob im Dienst oder in der kargen Freizeit – Taeb hatte stets das Gefühl, im Auftrag des Terranischen Liga-Dienstes zu handeln.

Du schweifst wieder mal ab!, mahnte sie der Extrasinn.

Sie rief sich zur Ordnung und konzentrierte sich auf die vielen Datenholos, die sie umschwebten. Auf den steten Informationsfluss, das Kunterbunt der Besatzung und die vielfältigen Aufgabenbereiche der Wesen in der Zentrale.

Taeb blieb Beobachterin. Gucky erwartete von ihr, dass sie nach Agenten des Clubs der Lichtträger Ausschau hielt. Sie hatte allerdings keine offizielle Position in der Entscheidungshierarchie.

»Da wäre ein tefrodischer Raumer namens SAUSS aus dem Commonwealth«, meldete sich Bouner Haad zu Wort. »Ein Händlerschiff, das soeben eine Partizipations-Lizenz beantragt hat. Der Kommandant rechnet sich gute Chancen darauf aus. Er transportiert Luxuswaren, vor allem Kleidung, die von seltenen Wachsspinnen auf seiner Heimatwelt gewebt wurde. Offenbar hofft er, während der Prophanie das Geschäft seines Lebens zu machen. Aus gutem Grund: Die Partizipations-Lizenzen werden bevorzugt an die Reichen und die Schönen vergeben.«

Gucky nickte. »Wann erwartet der Kapitän der SAUSS eine Bestätigung seiner Lizenz?«

»In etwa vierundzwanzig Stunden.«

»Da gibt es zu viele Unwägbarkeiten. Wir wissen nicht, ob die Tefroder eine Einflugerlaubnis ins System erhalten, und wir würden einen Tag verlieren. – Nein. Ich möchte auf ein Schiff überwechseln, dessen Status bereits geklärt ist.«

»Dafür gibt es ebenfalls einige Kandidaten«, sagte Haad. »Vier Raumer erwarten eine Entscheidung ihrer Einfluggenehmigung innerhalb der nächsten Stunde. Aber unser Zeitfenster wäre dann deutlich kleiner. Wir müssten binnen Minuten vor Ort sein. Kannst du uns so rasch an Bord eines dieser Schiffe teleportieren?«

»Was für eine Frage! – Ich bin bereit.«

Taeb betrachtete den Mausbiber. Er wirkte deutlich entspannter als noch vor wenigern Stunden. Der Pelz im Gesicht machte nicht mehr diesen schlaffen und zerzausten Eindruck, die Augen waren klar. Gucky schlürfte mit bemerkenswertem Appetit an einem Mohrrübe-Pastiknake-Limettencocktail und bewegte sich behaglich auf seinem Spezialstuhl, der offenbar gerade in Massagefunktion aktiv war.

»Dieses Schiff wird dir gefallen, Guckytos«, sagte Bouner Haad. »Der arkonidische Raumer SIHUNDAS I hat um Landeerlaubnis auf Goroldoa gebeten. Mit an Bord ist der Hohe Botschafter Bunon da Ortova, Gesandter der Kristallkolonie und deren Hauptwelt Thanturion.«

»Ein hochrangiger Arkonide? Nun, dem werden sie wohl kaum die Einreise verweigern können. Zumal ich davon ausgehe, dass er auf den Putz hauen wird, wenn man ihn nicht bevorzugt behandelt.«

»Du solltest nicht von den Verhaltensweisen in der Milchstraße auf jene in WLM schließen«, sagte Taeb.

Sonderbar: Das arkonidische Erbe ihrer Mutter hatte in ihrer Erziehung niemals eine besondere Rolle gespielt. Aber wenn Gucky sich über die Arkoniden lustig machte, fühlte sie sich doch herausgefordert.

»Ich habe den Ausschnitt einer Funkbotschaft von Bunon da Ortova an die Lotsenschwesternschaft von Goroldoa dechiffriert«, sagte Haad. »Möchtest du ihn hören?«

»Lotsenschwesternschaft?«, fragten Gucky und Taeb unisono.

»Sie ist für die Freigabe der Partizipations-Lizenzen zuständig. Diese ordensähnliche Gemeinschaft hat eine gewisse Bedeutung, die Gründe dafür konnte ich bislang nicht in Erfahrung bringen.« Haad schaltete ein Bild in den zentralen Holobildschirm der EUDORA.

Es zeigte einen leicht fülligen Arkoniden mit trübroten Augen und Haarspitzen, die dunkel gefärbt waren. Mit einem lackierten, spitzen Fingernagel seiner Rechten hatte er eine Art Weintraube aufgespießt.

Bunon da Ortova, um den es sich zweifellos handelte, redete mit weicher Stimme mit einem unsichtbaren Gesprächspartner.

»... eine Kontrolle? Tatsächlich? Wie amüsant! Ist eurer Vereinigung nicht bewusst, wen ihr vor euch habt? Ich bin die mehräugige Konsulenz von Naghpranda, Vertreter der Höchsten Ratsherrschaft, unerschütterlicher Dagormeister des viel gerühmten Iarpik-Klosters und damit Stellvertreter des körperlich-geistigen Führungsgremiums meiner Heimat, Abbild des Schönsten und Gesündesten, Herrscher über die sieben Windrichtungen und die arkonidischen Welten, so weit die Sonnenlichter reichen ... Die weiteren siebzehn Strophen des Lobgesangs auf meine Heldentaten und Eroberungen erspare ich dir, Lakaiin. Sei dir dessen bewusst, dass du angesichts meiner Person bloß ein nackter Wurm bist und ich ein alles überstrahlendes Mitglied des höchsten Hochadels, das dem Licht der Sonnen Konkurrenz macht.«

»Mir ist deine Rolle durchaus bewusst, Hoher Botschafter«, sagte die unsichtbare Gesprächspartnerin. »Aber ich möchte dich bitten, auf die Formalitäten Rücksicht zu nehmen. Sie gelten für jedermann, der während der Prophanie auf Goroldoa landen möchte. Aus guten Gründen, wie du sicherlich nachvollziehen kannst.«