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Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Vielleicht kann Perry Rhodan, der als erster Mensch auf Außerirdische gestoßen ist, endlich sein großes Ziel erreichen: Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Milchstraße – das Geisteswesen ist in Fragmente zersplittert worden, die sich an verschiedenen Stellen im Kosmos befinden. Eines dieser Refugien wurde bereits von dem Raumschiff TEZEMDIA und seiner Besatzung entführt. Während Perry Rhodan sich an die Verfolgung macht, hat Gucky in der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte ein anderes Fragment gefunden – und Shinae, Reginald Bulls Tochter, die das gesuchte Fragment in ihrem Bewusstsein aufnimmt. In der Milchstraße trifft derweil die Blaugoldflotte mit dem ersten gefundenen ES-Fragment ein, aber die Vorbereitungen laufen nicht ganz reibungslos. Schuld sein könnte daran DIE STEINERNE KREATUR ...
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Nr. 3287
Die Steinerne Kreatur
Reisende aus der Zukunft – sie wollen die Gegenwart manipulieren
Susan Schwartz
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Legenden von Gatpreyat
2. Ankunft in Terrania City
3. Bekenner
4. Überlegungen
5. Willkommen im Veyt-Zentrum
6. Die Führung
7. Die Tshijin
8. Konfrontation
9. Blut und Stein
10. Schatten aus der Zukunft
11. Im Tekener-Tower
12. Die Kreatur erwacht
13. Stahlorchidee
Leserkontaktseite
Glossar
Risszeichnung Hyperflusshafen
Impressum
Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr.
Vielleicht kann Perry Rhodan, der als erster Mensch auf Außerirdische gestoßen ist, endlich sein großes Ziel erreichen: Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien.
Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.
Doch ES weilt nicht mehr in der Milchstraße – das Geisteswesen ist in Fragmente zersplittert worden, die sich an verschiedenen Stellen im Kosmos befinden. Eines dieser Refugien wurde bereits von dem Raumschiff TEZEMDIA und seiner Besatzung entführt.
Während Perry Rhodan sich an die Verfolgung macht, hat Gucky in der Galaxis Wolf-Lundmark-Melotte ein anderes Fragment gefunden – und Shinae, Reginald Bulls Tochter, die das gesuchte Fragment in ihrem Bewusstsein aufnimmt. In der Milchstraße trifft derweil die Blaugoldflotte mit dem ersten gefundenen ES-Fragment ein, aber die Vorbereitungen laufen nicht ganz reibungslos. Schuld sein könnte daran DIE STEINERNE KREATUR ...
John Wetterhahn – Der Kommissar geht um.
Aurelia Bina – Die Posmi geht in den Einsatz.
Claire Bezpalky
1.
Legenden von Gatpreyat
Man sagt, dass Tlyünos einst Nosmun angriff und besiegte.
Doch die Geschichte war in Wirklichkeit eine andere, und so werdet ihr sie nun erfahren.
*
Der Urgesang der Schöpfer besagt in seiner Ursprünglichkeit, so wie wir ihn in der Originalüberlieferung hüten, dass die beiden Urgötter einander anzogen und abstießen zugleich und dadurch niemals zueinanderkamen. Sie konnten nur um den jeweils anderen kreisen. Manchmal weiter entfernt, manchmal näher, doch nie nah genug, dass es zu einer Berührung hätte kommen können.
Wonach sie sich mehr als alles andere sehnten.
Dies war der wahre Kampf, nämlich um die Zusammenkunft, und daraus resultierte die Verzweiflung an der Unmöglichkeit.
So ging es äonenlang, bis etwas geschah, von dem wir euch später in einem anderen Gesang berichten. Es ist zu groß, um nur kurz darauf eingehen zu können.
Es war ein ungeheures Ereignis, das eine Welle auslöste, die gewaltig durch die Galaxis rollte und über Tlyünos und Nosmun, die genau zu diesem Zeitpunkt die größtmögliche Nähe erreicht hatten, zusammenschlug und ... sie aus der Bahn warf.
Und da ...
... taumelten und trieben sie aufeinander zu!
Sie konnten es nicht fassen, dass wahr werden sollte, was so lange unmöglich erschienen war.
Unaufhaltsam kamen sie einander näher und näher.
Und ebenso unaufhaltsam, erkannten sie bald, würden sie einander nicht nur berühren, sondern zusammenstoßen, denn sie konnten nicht verlangsamen.
Aber das war ihnen egal. Schließlich war es ihr größter Wunsch, miteinander verbunden zu sein, und wenn sie dabei ineinander aufgingen, umso besser!
*
Es war eine lange Reise für kurzlebige Sterbliche wie uns, doch kurz für kosmische Wesen, zumindest im Vergleich zu den vorherigen langen Äonen der Sehnsucht.
Und dann geschah es.
Von Angesicht zu Angesicht stießen Tlyünos und Nosmun zusammen, und in diesem stürmischen Aufprall entzündete sich eine gewaltige Explosion, wie eine Sonne, nur dass sie hundertmal größer war als die größte Sonne. Das strahlende Licht war vom einen bis zum anderen Ende der Galaxis zu sehen, und es erleuchtete alles, was lebt, und erfüllte es mit Wärme.
Es war ein perfekter Moment der Zufriedenheit und des Glücks, wie es ihn insgesamt nur dreimal gibt im bekannten Universum.
Und aus dieser Sonne wurde er geboren: Tlyünosmun, der alle Eigenschaften seiner Schöpfer in sich trug, und aus ihm entstand das Pantheon der Kreaturen, durch die wir alles lernten, was es zu wissen gibt, uns weiterentwickelten und in den Weltraum vorstießen.
Tlyünosmun kehrte nach getanem Werk in die Sonne zurück und versprach, wiederzukommen, wenn er am dringendsten gebraucht und am lautesten gerufen werde.
Die Kreaturen aber blieben, um uns zu schützen und zu leiten. Sie sind vielfältig und farbenfroh, denn jede Farbe bis zur sanftesten Schattierung steht für eine Eigenschaft, und manchmal stellt die Eigenschaft selbst die »Farbe« dar, weil sie nicht mehr in Farbe darzustellen ist.
Ihr kennt die Blassrote Kreatur der Heilung, die Goldene Kreatur der Zufriedenheit, die Ockerfarbene Kreatur der Gerechtigkeit, aber natürlich auch die Unsichtbare Kreatur des Grauens und so viele andere, es gibt Hunderte und Tausende, so wie wir verschieden voneinander sind.
Und sie tummeln sich in aller Fülle auf Gatpreyat und inspirieren uns zu diesen Gesängen, die ihr vernehmt, denn wir wollen euch unsere Mythologie nahebringen. Anders als alles, was ihr kennt, stellen die Kreaturen nicht nur Allegorien dar oder Götter, Halbgötter, Heilige, wie immer ihr sie nennen mögt, sie sind vielmehr wahr,
2.
Ankunft in Terrania City
25. August 2098 NGZ
»Guten Morgen, Terrania City! Hier spricht Claire Bezpalky. Ihr seht heute nicht mich, sondern blickt durch meine Datenbrille und damit wie durch meine Augen, was soeben geschieht. Es soll so wirken, als wärt ihr selbst dabei.
Denn ich befinde mich hier auf dem Terrania Spaceport, dem über vierzig Kilometer durchmessenden Flottenraumhafen. Ihr könnt euch vorstellen, dass an so einem Ort höchste Sicherheitsstufe herrscht, und heute sind sie noch strenger als sonst. Niemand außerhalb des Regierungs-, Raumhafen- oder Flottenpersonals darf sich dort aufhalten.
Aber ich bin Claire Bezpalky und habe eine Ausnahmegenehmigung erhalten, von niemand Geringerem als Resident Cascard Holonder, den ich erst vor Kurzem interviewt habe. Denn so ein Ereignis dürfen wir uns nicht entgehen lassen!
Es sind weitere Kollegen vor Ort, allerdings mindestens eine Absperrung hinter mir, also weiter entfernt. Aus meiner guten Position kann ich alle Eindrücke unmittelbar und aus nächster Nähe weitergeben.
Ich habe bereits darüber berichtet, dass sich eine Armada sogenannter Blaugoldraumer unserem System nähert, und ich habe mit den wichtigsten Personen zu diesem ungewöhnlichen Geschehen persönlich gesprochen.
Admiralin Satou Bezpalky, Oberkommandierende der Solaren Flotte, befindet sich in diesem Moment in der Nähe Jupiters, wo der einzelne Blaugoldraumer, dem der Einflug ins System gestattet wurde, derzeit parkt. Der Rest der Armada muss, wie man so schön sagt, draußen warten, beobachtet von weiteren Einheiten der Solaren Flotte.
Der einzelne Raumer heißt VORSICHTERBARMEN und hat prominente Gäste an Bord, die vor Kurzem mit einem terranischen Beiboot abgeholt worden sind, um sich mit Resident Cascard Holonder zu treffen.
Es handelt sich um keine Geringeren als Sichu Dorksteiger, derzeitige Allianz-Kommissarin, in Begleitung von Damar Feyerlant, der uns ebenfalls kein Unbekannter ist. Ich hoffe, dass ich die beiden bald interviewen kann, um ein Gesamtbild zu schaffen.
Ihre Anwesenheit bedeutet, dass ein ES-Fragment im Solsystem angekommen ist! Wie viele es davon insgesamt gibt und ob sie bereits alle geborgen sind, wissen wir derzeit nicht. Was genau wir uns unter einem solchen Fragment vorzustellen haben, hoffe ich von Sichu Dorksteiger zu erfahren.
Das ist jedenfalls ein einmaliges und großartiges Ereignis, keine Frage, das viele von uns begrüßen, wenn nicht sogar feiern. Denn das hat kosmische Qualität.
Aber es gibt auch kritische und sorgenvolle Stimmen dazu, und das nicht zu Unrecht. Unsere Medienkanäle sind voll mit Gesprächsrunden, die das Für und Wider abwägen. Einige stellen gar die provokante Frage ins Zentrum, ob wir ES überhaupt noch brauchen.
Manche finden, dass es an der Zeit sei, die Verantwortung für uns und unsere Galaxis selbst zu übernehmen. Andere fügen hinzu, dass die Zeit für die Terraner als Hilfsvolk und Befehlsempfänger vorbei sei, dass wir uns endlich um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern sollten, anstatt für Superintelligenzen oder andere kosmische Entitäten immer nur die Kastanien aus dem Feuer zu holen – wenn mir diese alte Floskel gestattet sein mag, die ich zu diesem Anlass aus einem historischen Archiv herausgekramt habe.
Schließlich haben wir schon seit Beginn der Raumfahrt mit ES zu tun, und das waren damals noch andere, rustikalere Zeiten. Befragt Perry Rhodan dazu, wenn er mal wieder im Lande weilt. Er ist älter als diese Stadt, denn er hat sie einst gegründet.
Ich bin allen Argumenten gegenüber offen und muss gestehen, dass ich selbst derzeit keine eigene Meinung vertrete – gar nicht vertreten will –, sondern lieber alle Stimmen sammle. Ich möchte, unvoreingenommen von persönlicher Einstellung, mit allen relevanten Beteiligten sprechen und sie mit den diversen Ansichten der Bürger Terras konfrontieren. In der Hoffnung, dass sie unsere sämtlichen Bedenken zerstreuen können und denjenigen, die etwas Gutes in der Ankunft des Fragments sehen, recht geben.
Ich weiß nicht, ob es gut oder schlecht für uns ist, ES wieder zusammenzusetzen, ich weiß nicht, ob die Beherbergung dieses Fragments in unserem Heimatsystem uns in Gefahr bringt.
Ich habe bislang nicht genügend Informationen und Fakten vorliegen, um zu einem vernünftigen Schluss kommen zu können.
So geht es uns allen, nicht wahr? Gefühle, Ahnungen ... aber kein Wissen. Bisher ergehen wir uns in Spekulationen und Vermutungen. Das ist vollkommen natürlich und berechtigt, doch wir sollten zurück zur Sachlichkeit finden und uns nicht gegenseitig mit immer wilderen Verschwörungstheorien aufstacheln.
Die Regierung hat uns zwar Transparenz zugesagt, dennoch gibt sie sich in Bezug auf die Pläne noch sehr bedeckt. Verständlich, denn nichts ist entschieden. Im Hintergrund wird fieberhaft an Lösungen gearbeitet und jede potenzielle Gefahr für das Solsystem ausgelotet.
Und an diesem Punkt angekommen, erwarten wir unsere Gäste voller Spannung.
Oh, wie aufs Stichwort!
Seht es euch an! Das Beiboot landet!«
*
»Sie sind da!«, meldete der Tower überflüssigerweise.
Das war nicht zu übersehen. Ruhig setzte die 60-Meter-Korvette, die Admiralin Satou Bezpalky zur Verfügung gestellt hatte, mit ihren prominenten Gästen zur Landung an.
Das Empfangskomitee stand bereit.
Raumhafenkommandant Otmar Galdy prüfte noch einmal den korrekten Sitz seiner nagelneuen, von einer menschlichen Schneiderei maßangefertigten Uniform mit prächtigen Holoemblemen, goldenen Seitenstreifen an Ärmeln und Hose und derart glänzenden Stiefeln, dass er sie als Spiegel verwenden konnte, um seine ohnehin perfekte Frisur noch mehr zu perfektionieren. Genau für einen solchen Moment hatte er diese Uniform herstellen lassen.
Und zwar schon seit Amtsantritt vor etwa einem Jahr. Nur hatte sich bisher nie die Gelegenheit ergeben, sie zu tragen.
Es war alles ein bisschen plötzlich gekommen, obwohl Galdy jahrelang zäh drauf hingearbeitet hatte und gleichzeitig als chancenlos galt.
Doch dann wurde die Geschäftsführende Direktorin Mezime Yende als Mitglied des Clubs der Lichtträger enttarnt. Ihr Stellvertreter, Obodour Traup, trat daraufhin von seinem Posten zurück. Woraufhin das gesamte Team hinschmiss, weil keiner dem anderen mehr traute, sich alle restlos zerstritten und eine weitere Zusammenarbeit unmöglich wurde.
Dadurch rückte Galdy in den Fokus, in dem ihn niemand zuvor je gesehen hatte. Er galt für den höchsten Posten als nicht sonderlich fähig – aber als absolut loyal, und er war der Einzige, der nach dem Skandal und mit der gebotenen Eile freudig zusagte. Nur mit einer Bedingung, der Bezeichnung als »Kommandant des Flottenraumhafens«; Direktor klang ihm zu wenig würdevoll.
Illustration: Swen Papenbrock
Schließlich stellte er etwas dar!
Dagegen nahm sich Romola Kapriel an seiner Seite noch unscheinbarer aus als sonst. Die Stellvertretende Kommandantin, die gleichzeitig mit Galdy vor einem Jahr den Posten angetreten hatte – weil sie den Chefposten nachdrücklich ablehnte –, trug die übliche schlichte Kombination, die vorwiegend aus grauen Farbnuancen bestand, mit dezenten silbernen Glanzeffekten, einem breiten schwarzen Gürtel und silbergrauen Stiefeletten.
Manche hielten das für elegant, aber Galdys Stilsicherheit und seine häufige Abbildung in Modemagazinen war damit nicht zu erreichen. Hinzu kam, dass Kapriel ein gutes Stück kleiner war als er, von eher zierlicher Statur, wohingegen Galdy mehrmals pro Woche dafür sorgte, dass seine Muskeln gut definiert waren.
Im Hintergrund verteilten sich im Halbrund 30 Sicherheitsleute und zehn schwere TARAS. Auch an der Luftüberwachung war nicht gespart worden. Galdy war nicht sicher, ob Kapriel nicht ein wenig übertrieb, aber sie ließ sich nicht hineinreden, in gar nichts.
»Beschränk dich darauf, gut auszusehen und medienwirksam zu sein«, hatte sie zu ihm gesagt. »Überlass die Arbeit ruhig mir. So funktioniert das am besten.«
Nun ja, er sah wirklich gut aus, und er war medienwirksam.
Kapriel, die genau da nicht sein wollte, wo Galdy war, hielt sich lieber im Hintergrund und kümmerte sich um alles, auch ums Budget. »Ich arbeite lieber, und meine Arbeit liebe ich«, war ihre Devise.
Im Kommandieren machte ihr jedenfalls keiner etwas vor, alle fügten sich, einschließlich Galdy. Im Stillen war man ja auch froh darüber, sich auf jemanden verlassen zu können, der wusste, was er tat.
Nur wenn es darum ging, etwas lockerzumachen, wurde Galdy »an die Front« geschickt – bis zum Residenten persönlich, wenn es sein musste. Was Öffentlichkeit und Verhandlungen betraf, verstand es Galdy, charmant und knallhart zugleich zu sein.
Ein einziger Presseauftritt, und schon wurden die kritischen Stimmen, warum man heutzutage noch direkt bei der terranischen Hauptstadt einen derart riesigen und den ästhetischen Anblick verschandelnden Flottenraumhafen benötige, leiser oder verstummten ganz.
Sogar mit der gefürchteten Claire Bezpalky konnte Galdy umgehen. Wenngleich nicht mit ihrer Schwester, der Admiralin. Aber da schickte er dann Kapriel vor, die aktive Bürokratin. Admiräle liebten aktive Bürokraten.
Aufgeregt wippte Galdy leicht auf und ab, denn Kommandant hin oder her, mit Gästen wie an diesem Tag hatte er nur sehr selten zu tun. Und Sichu Dorksteiger, das war mal eine Sache. Sie war legendär, ihr Konterfei zierte oft die Titelseiten sowohl der Mode- und Klatschmagazine als auch wissenschaftliche Zeitschriften.
Da erschienen sie auch schon, und als Erstes zog Galdy ein erstauntes, dann langes Gesicht. Oh ja, Sichu Dorksteiger war wirklich so ätherisch schön, wie die Legende wusste, aber sie war ein gutes Stück größer als er, und das hatte er nicht so gern. Seine Größe war das Einzige, was ihn sich auch groß allen anderen gegenüber empfinden ließ.
Immerhin war Damar Feyerlant, der neben ihr ging, klein, noch kleiner als Kapriel.
Die Gäste schritten zügig auf das Empfangskomitee zu, und Otmar Galdy beeilte sich, sein breitestes Lächeln aufzusetzen, die Arme leicht zu öffnen und zu seiner wohlvorbereiteten Begrüßungsrede anzusetzen: »Willk...«
Die Explosion riss ihm die weiteren Worte aus dem Mund.
*
Das Geräusch einer gewaltigen Detonation überlagerte kurz das gesamte Geschehen, so laut, dass es noch durch den Filter schmerzhaft in den Ohren klang.
Die Bilder wurden unscharf, verwackelt, Störungen verzerrten sie zusätzlich. Kaum mehr als eine riesige Staubwolke war erkennbar, gedämpft erklangen Husten und Keuchen.
Der Alarm heulte durchdringend, undeutliche Schemen schossen über die Köpfe hinweg, alles rannte durcheinander, manche stürzten.
Die unruhige Bewegungen kamen zum Stillstand, die immer noch von Störungen durchsetzte Sicht schwenkte auf die sich aufbäumende schwarze Wolke einer Explosion.
»O große Sternengötter! Da ist etwas Furchtbares geschehen! Hier spricht Claire Bezpalky, in der Hoffnung, dass meine Multifunktionsbrille noch ausreichend Bildmaterial übertragen kann, und dass ihr mich hören könnt! Ich versuche herauszufinden, was passiert ist!«
*
Über das Chaos und das Ohrenklingeln hinweg erklang Sichu Dorksteigers markante, starke Stimme; ein tröstlicher Anker, um sich daran festzuhalten.
»Ist jemand verletzt?«
»Ja, ich«, klagte Otmar Galdy.
Neben ihm brüllte Kapriel ihr Armband an.
Nur wenige Sekunden später stürmte das Sicherheitspersonal an ihnen vorbei in den dicken Qualm, aus dem Blitze und Flammen schlugen. Noch schneller waren allerdings die TARAS gewesen, die ohne Schrecksekunde durchgestartet waren.
Die Wucht der Explosion hatte alle auf dem Landefeld von den Beinen gerissen, während brennende Trümmer über sie hinweggeflogen waren.
Zwei in Bereitschaft befindliche Gleiter hatten nur wenige Sekunden ab der Detonation benötigt, um über der Unglücksstelle einzutreffen und sofort ein Sperrgitter für Dorksteiger und die anderen zu aktivieren, das weitere herumschleudernde Wrackteile aus den leichteren Nachexplosionen abfing und sie vor dem Schlimmsten bewahrte.
Die nächsten Gleiter trafen ein, die nun das gesamte Areal mit einem gekoppelten Schutzschirm abschotteten. Der Luftraum wurde großräumig gesperrt und die schnell reagierenden, zahlreich eintreffenden Pressesonden und auch privaten Gleiter mit Neugierigen an Bord am Einflug gehindert.
Sämtliche Zivilpersonen mussten das Gelände verlassen – die meisten von ihnen akkreditierte Journalisten, die sich nur unter Protest abschieben ließen.
Sichu Dorksteiger war bereits wieder auf den Beinen und half Feyerlant hoch, dann war sie mit wenigen schnellen Schritten bei Galdy und Kapriel.
»Benötigt ihr Hilfe?«
Die Stellvertretende Raumhafenkommandantin rappelte sich auf, klopfte sich ab, schüttelte den Kopf und rannte dann Richtung Tower, während sie weitere Befehle in ihr Multifunktionsarmband schrie.
Galdy kam ebenfalls hoch und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die rechte Hand. Der Daumen stand in seltsamem Winkel ab.
»Mindestens überdehnt, wahrscheinlich gebrochen«, konstatierte Dorksteiger und winkte einer Medoeinheit, die gerade vom Tower auf sie zukam. »Das wird schon wieder.«
Galdy konnte nichts sagen, er stand zu sehr unter Schock. Willenlos ließ er es zu, dass der Roboter ihn für den Abtransport vorsichtig mit elastischen Armen umfasste, abhob und zur Medostation des Towers flog.
*
»Wir haben Glück gehabt«, sagte Feyerlant. Sie beide standen allein auf dem Feld. Nicht einmal fünf Minuten waren seit der Explosion vergangen.
Kapriel hatte sich auf den Raumhafen konzentriert, Galdy hatte sich in seinem Schock nicht mehr um die Sicherheit seiner Gäste kümmern können.
Aber das stellte kein Problem dar, Dorksteiger und Feyerlant kamen mit solchen Situationen besser und schneller zurecht als alle anderen. Zudem war das gesamte Areal abgeschirmt worden, sodass sie sich derzeit in Sicherheit befanden. Da sie aufrecht standen, konzentrierte man sich auf andere Dinge.
Dorksteiger drehte sich um; Rauch und Qualm waren inzwischen eingedämmt, die Feuer fast gelöscht, und aus dem abziehenden Dunst offenbarte sich der schaurige Überrest der Korvette. Mindestens ein Drittel fehlte, als ob ein Ei mit einem wuchtigen Löffelschlag brutal geköpft und anschließend ausgeweidet worden wäre. Das gesamte Umfeld war übersät mit Trümmern und Staub.