Perry Rhodan 3328: Der Sternentresor - Susan Schwartz - E-Book

Perry Rhodan 3328: Der Sternentresor E-Book

Susan Schwartz

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Beschreibung

Gut 4000 Jahre in der Zukunft leben die Menschen in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie Tausende von Welten besiedelt; ihr Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen umfasst die meisten Sternenreiche der Milchstraße. Mit dem Projekt von San möchte Perry Rhodan die Verbindungen zu anderen Galaxien verstärken. Der PHOENIX ist ein neuartiges Raumschiff, das zu diesem Zweck als Kurierschiff dienen soll. Dann taucht eine bisher Unbekannte namens Shrell auf Terra auf und fordert von Perry Rhodan, in die Agolei zu reisen. In diesem weit entfernten Sternenband soll er seinen ältesten Freund töten: Reginald Bull. Shrell entfesselt das Brennende Nichts – es wird Erde und Mond vernichten, falls Rhodan nicht gehorcht. Er reist mit dem PHOENIX in die Agolei, wo zwei Fraktionen einer Gemein­schaftskultur gegeneinander kämpfen; angeblich ist Reginald Bull darin ver­wickelt. Um mehr herauszufinden, steuert Rhodan sein nächstes Ziel an – es ist DER ­STERNENTRESOR …

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Seitenzahl: 176

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Nr. 3328

Der Sternentresor

Die Suche in einem Trümmerfeld – der Terraner trifft auf einen Klon

Susan Schwartz

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Perry Rhodan und der Schock

2. Perry Rhodan und der Überlebende

3. Perry Rhodan und der Kommandant

4. Perry Rhodan und Krash

5. Wieder am Anfang

6. Kollaps

7. Die Suche

8. Hinter der Barriere

9. Cube

10. Fallen

11. Gefangen

12. Die Suche geht weiter

13. Im Zentrum

14. Draußen

Report

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

Gut 4000 Jahre in der Zukunft leben die Menschen in Frieden und Freiheit. Von der Erde aus haben sie Tausende von Welten besiedelt; ihr Netz aus Handelsbeziehungen und Bündnissen umfasst die meisten Sternenreiche der Milchstraße.

Mit dem Projekt von San möchte Perry Rhodan die Verbindungen zu anderen Galaxien verstärken. Der PHOENIX ist ein neuartiges Raumschiff, das zu diesem Zweck als Kurierschiff dienen soll.

Dann taucht eine bisher Unbekannte namens Shrell auf Terra auf und fordert von Perry Rhodan, in die Agolei zu reisen. In diesem weit entfernten Sternenband soll er seinen ältesten Freund töten: Reginald Bull. Shrell entfesselt das Brennende Nichts – es wird Erde und Mond vernichten, falls Rhodan nicht gehorcht.

Er reist mit dem PHOENIX in die Agolei, wo zwei Fraktionen einer Gemeinschaftskultur gegeneinander kämpfen; angeblich ist Reginald Bull darin verwickelt. Um mehr herauszufinden, steuert Rhodan sein nächstes Ziel an – es ist DER STERNENTRESOR …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner begegnet einem ganz speziellen Klon.

Aelor – Das alte Lebewesen bewohnt einen jungen Körper.

Phoenix

1.

Perry Rhodan und der Schock

»Sichu!«

Sie war es nicht.

Natürlich war sie es nicht.

Meine Frau Sichu Dorksteiger befand sich nach wie vor auf OBJEKTIV 4774, in den treu sorgenden Händen von Meg Ontares, unverändert im Prozess der schleichenden Entstofflichung, derzeit halbwegs stabilisiert. Doch weiterhin dem Tode näher als dem Leben. Wem wollte ich etwas vormachen, so oft, wie ich das schon erlebt habe? Schrittchenweise ging sie auf das Ende zu, langsamer als zuvor, aber unaufhaltsam.

Vielleicht war es sogar schon geschehen und sie hatte die Linie überschritten. Niemand würde mich in dieser Lage informieren. Terrybor würde keinen Funkspruch, und sei er noch so ultragerafft und geschützt, zulassen.

Nein! Nein.

Sie war am Leben, ich spürte es, wusste es.

Keine weitere innere Diskussion: Punktum!

Ich war aktuell dem zugewandt, was vor mir stand und womit ich am allerletzten gerechnet hätte. Genauer gesagt: überhaupt nie. Und es erschütterte mich bis in die Grundfeste.

*

Phoenix, was hast du getan? Wie konntest du?

Vor mir stand unverkennbar ein Klon, eine kindliche Version meiner Frau Sichu Dorksteiger, wie sie einst ausgesehen haben mochte. Als sie auf der idyllischen Welt Ganroj in der fernen Galaxis Anthuresta als Einzelkind privilegierter Eltern herangewachsen war und auf ihrem Lieblings-Darelg Larf das Reiten gelernt hatte.

Ihre hellgrüne Haut war bereits mit den charakteristischen goldenen Fraktalen überzogen, ihr dichtes silbernes Haar auf dem Weg, zur vollen Länge zu wachsen.

Aber ihre Augen, diese wunderschönen goldenen Augen mit den sich je nach Stimmung bewegenden grünen Sprenkeln, waren leer. Sie sahen mich an, doch das war nur eine reine Wahrnehmung der Rezeptoren.

Nicht nur, dass kein Wiedererkennen darin lag – es war definitiv kein bewusst erscheinender Blick. Die grünen Sprenkel waren sehr blass, kaum zu erkennen.

Diese leeren Augen erschreckten mich fast mehr als alles andere, denn ich erkannte, dass nur eine Hülle vor mir stand. Aber wie war das möglich?

Warum tat Phoenix mir das an?

In meinem langen Leben hatte ich viele emotional extrem belastende Situationen überstehen müssen. Thoras Tod. Mikes Tod, selbst wenn er sich später als Täuschung herausgestellt hatte. Mory. Suzan. Und so viele mehr … Weggefährten, Freunde … so viele Menschen und andere, die ich geliebt und verloren hatte.

Nach außen hin bewahrte ich immer die Fassung, hielt es für meine Pflicht, weil so viel von mir abhing.

Innen sah es immer anders aus. Jedoch nicht einmal mit meinem ältesten und am nächsten stehenden Freund Reginald Bull – den ich laut Shrells Ultimatum umbringen musste, um Terra und Luna zu retten – hatte ich jemals darüber sprechen können, was wirklich in mir vorging. Ich konnte da einfach nicht über meinen Schatten springen, die Disziplin ging immer vor, und ich musste die anderen bei der Stange halten.

Aber ich war sicher, Bully, Atlan und Gucky wussten es auch so. Sie drängten mich nie dazu, in Worte zu fassen, was ich empfand.

*

Es ist eine Tatsache, und darin bilde ich keine Ausnahme: Der Schmerz über den Verlust wird niemals Routine, niemals leichter, es ist immer wie beim ersten Mal.

Und nein, die Zeit heilt keine Wunden. Wer immer sich einst diesen unsäglich dummen Spruch ausgedacht hat, konnte niemals selbst diesen das Innere zerreißenden, ein Herz zerbrechenden Schmerz erlebt haben, der sogar in Form von Narben auf dem biologischen Organ nachgewiesen werden kann. Die Seele zerbricht, und der Körper ebenfalls.

Es kann gekittet werden, aber die Klebestellen wird man immer sehen, wie damals bei den japanischen Kintsugi-Vasen: Das Zerbrochene wird wieder zusammengefügt, manchmal mit Gold übertüncht, aber das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Narben bleiben.

Geheilt wird es nicht, niemals. Man lernt, mit dem Schmerz zu leben, und er verblasst, je länger es dauert, wird in den Hintergrund gedrängt oder irgendwann von einem neuerlichen Schmerz erdrückt.

Aber er vergeht nicht, und schon ein kurzer Reiz kann ihn wieder aufwecken und hervorbrechen lassen, als wäre es erst gestern gewesen.

Disziplin, die man vor allem als Unsterblicher benötigt, und erst recht, wenn man eine hohe Verantwortung trägt, kann den Schmerz schnell wieder niederringen helfen. Vielleicht schon nach ein paar Sekunden, bis man die Fassung zurückgewinnt.

Aber für diesen Zeitraum, mag er auch nur eine Sekunde dauern, ist alles wieder da, und es reißt einen in Stücke. Man glaubt, sterben zu müssen, weil es nicht zu ertragen scheint, weil kein körperlicher Schmerz jemals schlimmer sein kann als der seelische.

Für einen Moment droht sogar die Gefahr, daran zugrunde zu gehen.

Bei manchen tritt das auch ein.

Nicht bei mir und meinen jahrtausendelangen Gefährten. Wir schaffen es, zu ertragen und den tiefen Fall in den seelenlosen Abgrund abzufangen. Dazu gehören viele Faktoren – zum einen unsere innere Stärke, jener Teil, der uns mitgegeben wurde, und dann der andere Teil, der mit uns gewachsen ist und uns hilft, alle Fährnisse zu überstehen.

*

Dieser Moment, den ich gerade durchlitt, gehörte zu den schlimmsten in meinem ganzen Leben, und tatsächlich stand ich für einen Lidschlag davor, zu verzagen.

Aber auch dieser Augenblick verging, mein Blick wurde klar, und ich hatte viele Fragen; zuvorderst eine: »Wer bist du?«

*

»Guten Tag, Kommandant«, hatte das Wesen mich beim Eintreten begrüßt.

Ich hatte geantwortet: »Guten Tag, Aelor. Wir haben einiges zu besprechen.«

Phoenix hatte mir vorab Informationen zukommen lassen, bevor ich die Lounge meines eigenen Schiffes betreten hatte, doch das beantwortete längst nicht meine nächste Frage, die ich ihm gerade gestellt hatte.

Namen sind Schall und Rauch, ich wollte wissen, wer dahintersteckte.

»Aelor ist …«, setzte Phoenix mit seiner angenehm modulierten Stimme zu einer Erklärung an, wurde jedoch unterbrochen.

»Danke, ich kann für mich selbst sprechen«, unterbrach die kindliche Mädchenstimme des Sichu-Klons. Ich schätzte ihn auf etwa zwölf Jahre, was erstaunlich war, denn der PHOENIX war erst vor etwa einem Tag auf Aelor getroffen. Die Zellen mussten ungeheuer schnell gewachsen sein.

War dies nur bis zur vollständigen Entwicklung der Fall? Oder würde der rasante Alterungsprozess andauern und ihr ein rasend schnell verstreichendes Leben bescheren?

Ich schluckte, meine Kehle fühlte sich trocken an. Eine grausame Vorstellung.

»Ich bitte darum«, sagte ich kühl. Die Stimme konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass dieser Klon fremdgesteuert wurde und als Hort für ein Fremdwesen diente. Welche Erklärung sollte es auch sonst dafür geben?

»Ich bin Aelor«, wiederholte es.

»Was bist du?«, änderte ich meine Frage. »Ein Symbiont, der sich in einem Klonhirn festgesetzt hat?«

In der kurzen Zeit konnte der Klon kein vollständig funktionsfähiges Gehirn entwickelt haben, geschweige denn, dass er über Wissen und erwachsene Denkweise verfügte.

Das bedeutete: Das Fremdwesen musste sich darin eingenistet haben und steuerte alle körperlichen Funktionen.

»Gut erkannt. Und du bist …?«

»Hat Phoenix dir das nicht bereits mitgeteilt? Mein Name lautet Perry Rhodan. Du befindest dich auf meinem Schiff, du hast mich korrekt als Kommandant angesprochen, und ich sollte besser umgehend aufgeklärt werden, was während meiner Abwesenheit geschehen ist!«

»Wenn du mich fragst, hast du vor kurzem mein Schiff zerstört und bist an den Tatort zurückgekehrt«, antwortete Aelor. Das Atorkind wies um sich. »Die Trümmer da draußen sind wohl kaum zu übersehen.«

»Das Äonenschiff? Du

2.

Perry Rhodan und der Überlebende

Danach musste ich erst einmal meine Gedanken neu sortieren: Wie konnte dieser Aelor ein Überlebender sein?

Es hatte keinerlei Lebenszeichen an Bord gegeben! Und die ersten Messungen hatten gezeigt, dass das Äonenschiff voraussichtlich achtzigtausend Jahre alt war, mit einem seltsamen, dreißig Kilometer langen Schlauch, den es hinter sich herzog.

Wie alt mochte also das sein, was sich in dem Sichu-Klon befand, falls seine Aussage stimmte?

Der Reihe nach.

Die Oberste Architektin Terrybor hatte mir im Gegenzug für Sichus Rettung den Auftrag erteilt, das Äonenschiff zu zerstören. Natürlich wäre es eine Schande gewesen, etwas so Altes, Geheimnisvolles zu vernichten, und ich sagte nach außen hin zu – eine echte Wahl hatte ich schließlich nicht –, überlegte aber im Stillen, wie ich das verhindern könnte.

Gar nicht so einfach, wenn man praktisch mit leeren Händen als Bittsteller dastand.

Denn um Sichu zu OBJEKTIV 4774 zu bringen und dort behandeln lassen zu können, war ich zuvor einen Handel mit Shrell eingegangen – meiner Feindin, die dabei war, Terra und Luna mit dem Brennenden Nichts zu zerstören. Sie hatte nicht nur den PHOENIX gefordert, sondern auch die Auslieferung ihres ehemaligen Stellvertreters Krash, der sie ihrer Ansicht nach verraten hatte und zu uns übergelaufen war.

Auch dies Anforderungen gedachte ich nicht zu erfüllen, musste aber zumindest vorerst den Anschein wahren. Denn meine Aufgabe war es, aufgrund des Ultimatums und der Rettung meiner Heimat, in den Sternwürfel zu gelangen.

Illustration: Dominic Beyeler

Ich hatte nie vorgehabt, Shrell den PHOENIX zu überlassen. Zum Glück hatte dieser sich schon selbst von Shrells Kommando befreit, nachdem er dank Zhobotter vollständige Autonomie erhalten hatte.

Und Krash wollte ich nicht ausliefern, da er mir – wiederum im Gegenzug für seine Freiheit – die Koordinaten des Sternwürfels nennen wollte.

*

Meine Lage im Sternenband der Agolei, größer als manche Galaxis und weit von Terra entfernt, war reichlich kompliziert. Aber so war es schon immer gewesen.

Im Grunde war inzwischen jeder jedem verpflichtet. Und jeder arbeitete gegen jeden und sagte niemals die Wahrheit. Mich eingeschlossen.

Wir waren also mit der FRENEMY, die Terrybor uns überlassen hatte, und einem Aufpasser, Botabar, zu dem Äonenschiff geflogen und an Bord gelangt – und hatten die Überreste eines Massakers vorgefunden. Etwas Furchtbares hatte sich vor langer Zeit an Bord ereignet, das nicht nur zum Tod der gesamten Mannschaft, sondern auch zu schweren Beschädigungen geführt hatte.

Dann hatten sich die Geschehnisse überschlagen. Botabar hatte ein geheimnisvolles Kästchen gefunden, arbeitete von da an auf eigene Rechnung und eröffnete das Feuer, um die Zerstörung des Äonenschiffes zu verhindern. Das wiederum hatte das keineswegs defekte System wieder zum Leben erweckt – und zuerst ein Notsignal, dann das Selbstzerstörungsprogramm ausgelöst.

Wir mussten allesamt fliehen, und zwar schleunigst.

Botabar setzte sich mit der FRENEMY und dem Kästchen ab, wir trieben im All dahin, während das Äonenschiff detonierte … und Krash ging dabei verloren.

Terrybor schickte immerhin Hilfe, die uns aus dem All fischte, und brachte uns zur Station OBJEKTIV 4774 zurück. Die FRENEMY war ebenfalls dort – aber Botabar tot, Ursache unbekannt. Das Kästchen war geöffnet, aber leer.

Daraufhin ließ Terrybor die FRENEMY vernichten, aber Botabar sollte nach den wycondrischen Riten bestattet werden.

Ich war mir nicht sicher, ob das nicht ein Fehler war, denn was immer in dem Kästchen gewesen war, musste nicht zwangsläufig mit der FRENEMY vernichtet worden sein. Für einen flüchtigen Moment hatte ich beinahe geglaubt, dass da etwas an seinem Leichnam war.

Aber das konnte eine Täuschung gewesen sein. Meine Nerven lagen immerhin reichlich blank.

Ich konnte Terrybor ein weiteres Schiff, die FRENEMY II, abringen – nicht mehr ein abgehalfterter Schrottraumer wie der erste –, und wollte als Erstes zu der Unglücksstelle des Äonenschiffes zurückkehren, um Krash zu bergen, und anschließend die Suche nach dem PHOENIX fortsetzen.

Und zwar allein. Meine Leute wurden auf OBJEKTIV 4774 gebraucht, bei Sichu, und jedem anderen misstraute ich nach Botabars Verrat.

Tja, und nun war ich hier: Zurück an Bord des PHOENIX!

Nur Krash hatte ich nicht gefunden.

Dafür stand ich an Bord des PHOENIX einem Klon meiner Frau gegenüber, in dem sich etwas eingenistet hatte, das seinen Worten zufolge einst mit dem Äonenschiff verbunden gewesen war.

Damit wurde alles noch viel komplizierter …

3.

Perry Rhodan und der Kommandant

»Also?«, hakte ich nach. »Warst du der Kommandant?«

»Einst, ja … doch das ist lange, sehr lange her. Ich bin der letzte Ennu Malor.«

»Das bedeutet in etwa ›Jäger des Nichts‹«, mischte sich Phoenix ein, offenbar gut informiert.

»Ihr scheint mir ja bereits beste Freunde geworden zu sein«, meinte ich frostig.

»Nein, das missverstehst du.« Aelor klang zugleich beschwichtigend und … empört?

»Ganz im Gegenteil«, machte auch Phoenix deutlich.

Nein, die beiden waren wohl doch keine besten Freunde, sie schienen nicht einmal annähernd Verbündete zu sein.

Also wieder ein Handel!

Die Mehandor müssten sich in der Agolei unglaublich wohlfühlen.

*

Abwechselnd erfuhr ich nun von beiden, was geschehen war.

Aelor war plötzlich in einer Überlebenskapsel mit erheblichen Gedächtnislücken erwacht – und ohne Körper. Das Notsignal des Äonenschiffes hatte den Erweckungsprozess ausgelöst und zugleich auch den PHOENIX angelockt. Die Grundprogrammierung des Schiffes sah vor, Notrufen grundsätzlich zu folgen.

Da zwei Leun an Bord waren, die im Auftrag Shrells die Kontrolle übernehmen sollten, kam ihm die Überlebenskapsel mit Aelor an Bord sehr zupass.

Aelor und Phoenix bildeten eine Zweckgemeinschaft: Aelor würde die Leun ausschalten und dafür im Gegenzug einen Klonkörper erhalten, damit sein Bewusstsein nicht erlosch.

Ich fragte nicht nach, was mit den Leun geschehen war, denn offenbar befanden sie sich nicht mehr an Bord. Aelor schien demnach skrupellos zu sein – aber ich wollte nicht voreilig urteilen, denn ich war schließlich nicht dabei gewesen. In der Agolei waren die Moralvorstellungen anders gestaltet als in der Milchstraße, das zumindest war Fakt.

Ich erfuhr, dass Aelors Spezies, deren Eigennamen er als Ennu Malor angab, hochintelligent, jedoch körperlos war, nicht mehr als ein blassrosafarbenes Gespinst aus überwiegend neuronalem Gewebe, das somit auf Wirtskörper angewiesen war.

Ich war nicht ganz sicher, ob ich ein solches Wesen in die Kategorie der Symbionten einteilen durfte oder es nicht eher als Gehirnparasit bezeichnen musste, weil der Gastkörper eher weniger von dem Verbund profitierte. Sein Bewusstsein war nicht mehr zu eigenständigem Handeln imstande. Der Verstand bekam mit, was sein »Gast« anstellte, hatte aber keine Widerspruchsmöglichkeit. Ein Gefangener im eigenen Körper, der lediglich durch Endorphinausschüttungen euphorisiert und damit stillgehalten wurde.

Nun erklärten sich die großen Genlabors, die wir an Bord des Äonenschiffes vorgefunden hatten. Dort wurden die Wirtskörper herangezüchtet. Es kam nämlich nicht jeder infrage – selbst ein passender Gastgeber »verbrauchte« sich nach einiger Zeit, und ein Wechsel musste stattfinden.

Ob das ursprüngliche Bewusstsein anschließend frei war und weiterleben konnte, erfuhr ich nicht. Der Symbiont oder Parasit stand jedenfalls psionisch mit der ÜBSEF-Konstante seines Wirtes in Kontakt, was einen Teil seiner Nahrung ausmachte. Weitere Bestandteile waren Kohlenhydrate und Eiweiße aus dem Stoffwechsel, weswegen es sehr schwierig war, einen kompatiblen Körper zu finden.

Lemurer und deren Nachkommen wie ich kamen nicht infrage – Ator hingegen schon, jedoch nur bis zu einem gewissen Grad. Aber da der Sichu-Klon über keine ÜBSEF-Konstante verfügte, hatte Aelor permanent Hunger.

Weil zum Zeitpunkt des Bündnisses die Leun kurz vor der Übernahme des PHOENIX standen, hatte das Wachstum des Klons extrem beschleunigt werden müssen. Deswegen stand ein zwölfjähriges Mädchen vor mir, das erst etwa einen Tag existierte und dessen Gehirn zwar über motorische Grundfunktionen, aber über kein eigenes Bewusstsein verfügte.

*

»Ich nehme an, durch deine Nutzung wird der Alterungsprozess nicht aufgehalten?«, äußerte ich eine Vermutung, die ich schon die ganze Zeit hegte, allerdings ohne Aelor anzusehen.

Weil der Klonkörper aussah wie Sichu, konnte ich es kaum ertragen, dieses Kind anzuschauen. Es sprach ein viele Jahrtausende alter Fremder aus ihr, doch es waren ihre Gene. Und das Original war im Alter weit fortgeschritten und von einer seltsamen Krankheit – falls es denn eine war, aber mir fehlte eine andere passende Begrifflichkeit – befallen, während Aelors Gastkörper jung und gesund war, was die Belastung nur verstärkte.

Ich wusste nicht, ob Aelor meine Emotionen würde nachvollziehen können, und eigentlich wollte ich ihm dieses Einfalltor in mein Seelenleben auch nicht vorschnell öffnen, deshalb erzählte ich ihm nichts davon – vorerst.

Zuerst musste ich herausfinden, welche Beziehung wir aufbauen konnten. Inwiefern wir in der Lage waren, uns gegenseitig zu unterstützen.

»Vermutlich nicht«, gestand Aelor.

»Und was hat es mit deinem Gedächtnisverlust auf sich?«

»Möglicherweise entstand er durch die lange Zeit in der Kapsel«, antwortete der Ennu Malor. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie verzweifelt ich war, aufzuwachen und mein Schiff zerstört vorzufinden – es gab keinen anderen, der überlebt hatte, und ein besser geeigneter Körper konnte nicht mehr gefunden werden.«

»Doch«, sagte ich dazwischen, »ich kann mir Verzweiflung vorstellen.«

Aelor achtete nicht darauf. »Und dann entdeckte der PHOENIX den sich ineinander verknotenden Schlauch, dahintreibend im All. Und als er mir das Bild zeigte, spülte das einen Teil meiner Erinnerungen an die Oberfläche.«

»Jetzt bin ich gespannt«, brummte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

»In dem Schlauch befand sich mein mit einem Kraftfeld fixiertes Eigentum – das Brennende Nichts.«

*

»Was?«, stieß ich hervor, die Verschränkung meiner Arme löste sich. Zorn wallte in mir hoch. »Du …?«

Aelor merkte wiederum nicht, was in mir vorging. Dafür war ich ihm zu fremd, unsere Begegnung währte erst wenige Minuten.

Er erzählte weiter: »Als Ennu Malor, als Jäger des Nichts, hatte ich das Brennende Nichts gesucht, gefunden und geborgen. Es gehörte mir – und meinem Volk.«

Also war Aelors Volk nicht der Erfinder dieser furchtbaren Waffe? Es hatte sie genauso wie Shrell einsetzen wollen?

Die Miene des Klons verzog sich.

»Und dann wurde es mir gestohlen. Von den Yuit!« Er spuckte das letzte Wort aus.

Die Yuit-Leun waren ein Zweigvolk der Mausbiber und somit Verwandte Guckys, wie ich seit dem Wiederauffinden des Mausbibers wusste.

»Was hattest du mit dem Brennenden Nichts vor?«, fragte ich, den Gedanken beiseiteschiebend.

»Das weiß ich nicht mehr konkret. Ich erinnere mich nur vage, dass wir das Brennende Nichts im Kampf gegen eine Gefahr brauchten. Aber wann das war, ob die Gefahr aktuell überhaupt noch besteht und worum es sich dabei handelt – ich weiß es nicht. Noch nicht. Ich hoffe, dass mein Gedächtnis vollends zurückkehrt.«

»Die Chancen dafür stehen gut, wenn du bereits einen Erinnerungsschnipsel einfangen konntest«, sagte ich und wiederholte, um sicherzugehen, dass wir nicht aneinander vorbeiredeten: »Die Yuit haben dir das Brennende Nichts gestohlen?«

»Dabei muss es geschehen sein«, sagte Aelor leise, die kindlich-helle Stimme gedämpft. »Der Kampf an Bord, alle starben, ich entkam mit der Überlebenskapsel … offenbar als Einziger. Und nun … ist mein Schiff auch noch dahin.«

»Falls es dich beruhigt: Ich habe es nicht gesprengt, das war die vom System ausgelöste Selbstzündung«, sagte ich. Nun erklärte ich meinerseits in kurzen Worten und nicht allzu ausführlich, weshalb ich an Bord des Äonenschiffes gewesen war.

Das wiederum alarmierte nun Aelor.

*

»Ein Kästchen? Und einer von euch hat es mitgenommen?«

»Nicht einer von uns«, stellte ich klar. »Botabar war unser Aufpasser. Und ja, er nahm das Kästchen an sich und hat sich mit der FRENEMY davongemacht, hat uns in dem Bewusstsein zurückgelassen, dass wir damit zum Tode verurteilt waren. Wir haben überlebt, nur einer von uns ging verloren. Und deswegen bin ich hier – ich will ihn suchen und bergen. Wir lassen niemanden zurück.«

Dafür interessierte Aelor sich nicht. Wenn ich das überhaupt richtig erkennen konnte, wirkte er aufgeregt. »Das Kästchen … wo ist es derzeit?«

»Vernichtet, zusammen mit der FRENEMY«, antwortete ich. »Wir fanden das Schiff im All dahintreibend, Botabar war tot, das Kästchen geöffnet.«

»… geöffnet …«, echote Aelor.

»Weckt das eine Erinnerung?«, hakte ich nach. »Weißt du, was sich darin befunden hat?«

»Nicht konkret, und vor allem will ich hoffen, dass es nicht das ist, was es sein könnte … Es ist mehr ein Gefühl, ich kann es nicht einmal benennen.«

Aelors Stimme verlor sich, er versank in Grübeleien. Es war für mich irritierend, dass der Blick des Klons dabei leer blieb. Außer einem leichten Mienenspiel wirkte das Klonkind nicht anders als ein Roboter, der kein Gesicht projizieren konnte.

Ich gab dem Ennu Malor Zeit, sich zurechtzufinden – es gab ohnehin Dringenderes zu tun.

4.

Perry Rhodan und Krash

»Phoenix«, wandte ich mich direkt an die Semitronik, »bitte isoliere Aelor für eine Weile.«

Entweder merkte er es nicht, oder es war ihm gerade recht. Letzteres könnte ich gut nachvollziehen.

Gleich darauf erschien der Avatar der Schiffsintelligenz vor mir, ein goldener Raubvogel mit gelb brennendem Gefieder. Gemäß dem Farbcode bedeutete Gelb, dass alles in Ordnung war.