PERRY RHODAN-Sonderband – Das Heft zu 60 Jahre Atlan - Perry Rhodan-Redaktion - E-Book

PERRY RHODAN-Sonderband – Das Heft zu 60 Jahre Atlan E-Book

Perry Rhodan Redaktion

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Beschreibung

Ein Raumfahrer mit Charisma und Erfahrung feiert Jubiläum: Im September 1962 wurde der erste Roman veröffentlicht, in dem Atlan eine Hauptrolle spielt. Seitdem ist der menschenähnliche Außerirdische ein fester Bestandteil der PERRY RHODAN-Serie – in Hunderten von Romanen und Comics nimmt er eine zentrale Rolle ein. Das Fundament für den Erfolg legte der legendäre Autor K. H. Scheer mit dem Roman »Der Einsame der Zeit«. Grundlage dafür bildeten ein Exposé, das der Autor sehr großzügig interpretierte, und die Bilder von Johnny Bruck. Der PERRY RHODAN-Sonderband blickt auf sechzig Jahre Atlan zurück. Der originalgetreue Nachdruck des allerersten Romanheftes sowie des Original-Exposés laden dazu ein, die Vorlagen miteinander zu vergleichen. Dazu kommen Beiträge zur Geschichte der Figur und ihrer Entstehung sowie ein 16 Seiten umfassender farbiger Innenteil, der klassische und moderne Sichtweisen auf Atlan ermöglicht.

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Seitenzahl: 197

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Ähnliche


Cover

Vorwort

Geschichtsversager, Hofnarr, Wikinger – heute vor 60 Jahren: Atlan taucht auf

Bilderreise

Der Einsame der Zeit

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

Die vielen Gesichter von Atlan

Kulturrevolution

Exposé für den 50. Band der Reihe Perry Rhodan–Serie

Impressum

Das Heft zu

60 Jahre Atlan

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Klaus N. Frick

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

würde man eine Aufstellung dazu machen, welche Figuren der PERRY RHODAN-Serie am beliebtesten sind, käme man schnell auf Atlan. Der charismatische Arkonide spielt in zahlreichen Romanen mit: als erfahrener Kämpfer, als charmanter Frauenheld, als beeindruckender Staatsmann und als wagemutiger Abenteurer.

Seinen ersten Auftritt hatte Atlan im September 1962, als der Roman »Der Einsame der Zeit« erschien. Verfasst wurde er von K. H. Scheer, der damals für die Steuerung der PERRY RHODAN-Serie verantwortlich war.

Die Leser waren von Anfang an begeistert: Atlan wurde von Scheer als »Paladin der Menschheit« vorgestellt, als ein Mann, der die Geschichte der Erde über Jahrtausende hinweg begleitet und unterstützt hat.Seit damals fasziniert die Figur die Leserinnen und Leser der größten Science-Fiction-Serie.

Zum ersten Mal seit Jahrzehnten veröffentlichen wir »Der Einsame der Zeit« im Originaltext, den wir nur an die neue Rechtschreibung angepasst haben. Dazu veröffentlichen wir das Exposé, was spannende Rückschlüsse auf die Art zulässt, wie Scheer seine Vorlagen umwandelte.

Ergänzt wird das Ganze durch verschiedene Artikel sowie eine Bildergalerie, die Atlan im Lauf der Zeit präsentiert. So entstand eine bunte Zusammenstellung – wir wünschen viel Spaß beim Betrachten und Lesen!

Geschichtsversager, Hofnarr, Wikinger – heute vor 60 Jahren: Atlan taucht auf

Von Wim Vandemaan

Nach dem Ende des Romans »Die Erde stirbt«, Nummer 49 der »grossen WELTRAUM-SERIE von K. H. Scheer und Clark Darlton«, folgt ein Nachspann, der Rückblick und Vorschau zugleich ist:

»Die Glücksgöttin und Gucky hatten Perry Rhodans Plan, nach dem die Erde in den Augen aller galaktischen Intelligenzwesen als vernichtet zu gelten hat, gelingen lassen.«

Nun werden im Personenkasten zwar Perry Rhodan als »Administrator der Erde und Kommandant der TITAN« aufgeführt, Major Deringhouse, etliche arglistige Topsider und zuletzt das Multitalent Gucky, nicht aber die Glücksgöttin – sie muss etwas wie der heimliche Star des Romans gewesen sein.

Major Deringhouse ist, erfahren wir in diesem Kasten, »Kapitän des Schweren Kreuzers CENTURIO«; über den Kommandanten »der topsidischen Streitkräfte im Beteigeuze-System« Ber-Ka heißt es: »Der Schuß, den sein Schiff abfeuert, leitet eine gigantische Raumschlacht ein«; ein gewisser Cekztel »will die Erde vernichten«; und über einen gewissen Topthor wird ausgesagt: »Das Wissen, das er besitzt, ist absolut tödlich«. Kommandanten und ihre Streitkräfte, Schüsse und Schlachten, Bomben und tödliches Wissen – es geht recht martialisch zu in diesem Roman.

Schließlich aber verheißt der Nachspann der »Menschheit (...) Zeit zur ungestörten Weiterentwicklung und zum Aufbau des mächtigen ›Solaren Imperiums‹«. Danke, Glücksgöttin!

Für Tralala wie die Schilderung mächtiger Aufbauleistungen, der Wahlen zum Solaren Parlament oder der Presselandschaft im Solsystem blieb damals freilich keine Zeit; Zeitsprung von über einem halben Jahrhundert:

»Die dramatischen Geschehnisse des 50. Bandes (...) lassen Sie bereits die neue Epoche der Menschheitsgeschichte miterleben.

Eine Epoche, in der ATLAN, der Einsame der Zeit, eine grandiose Rolle spielt.

ATLAN und PERRY RHODAN – zwei Giganten in dem nun folgenden Höhepunkt der Perry-Rhodan-Serie«.

Daran schließt die Bitte an, »auch die vierte Umschlagseite des vorliegenden Bandes« zu beachten. Dem kommen wir gerne nach:

PR-Band 49 – U4: Erste Darstellung des Arkoniden Atlan.

Atlans Ankündigung

Die vierte Umschlagseite präsentiert eine in Schwarz-Weiß gehaltene, komplexe Zeichnung. Ein weißhaariger und -bärtiger Mann, Frisur und Barttracht deutlich Marke Zausel, die Augen schwarze Linsen, hält im linken Arm den Erdglobus; die rechte Hand weist ins Ungefähre. Dabei handelt es sich offenbar um den Giganten Atlan.

Vielleicht wäre der Titel »Titan« sogar noch treffender gewesen: Trug der Titan Atlas doch alten Mythen zufolge das komplette sphärenförmige Himmelsgewölbe zwar nicht beiläufig unter dem Arm, so doch als schwere Last auf seinen Schultern. Nicht freiwillig, übrigens: Im sogenannten Titanenkampf, einem elfjährigen Krieg zwischen den Titanen und den olympischen Göttern, stand Atlas auf der Seite der Verlierer; Sieger Zeus verurteilte den Unterlegenen zum Lastentragen.

Die Gestalt Atlas ist ursprünglich eine Verkörperung des afrikanischen Atlas-Gebirges; von diesem Gebirge ist der Name Atlantis thalassa (griechisch Ἀτλαντὶς θάλασσα) hergeleitet, das Meer des Atlas oder kurz der Atlantik.

Umgeben ist die Zentralfigur dieser Umschlagzeichnung von kleineren Vignetten wie von den Ziffern einer Uhr; und man kann diese Bilder tatsächlich im Uhrzeigersinn lesen:

Rechts unten sieht man eine Szene aus einem römischen Zirkus; Gladiatoren haben gekämpft; das Publikum betrachtet den siegreichen Helden, dem zwei geschlagene Gegner zu Füßen liegen. Deren Prognose ist schlecht: Die Zuschauer senken den Daumen.

Das nächste Bild zeigt die einzige Frauenfigur in diesem Zeitenpanorama: Sie steht auf einem Scheiterhaufen und brennt; daneben eine johlende Menge.

Weiter: Zwei Ritter hauen am Fuße einer Burg mit Schwertern aufeinander ein.

Weiter: Ein Segelschiff fährt westwärts; vermutlich sucht es den Seeweg nach Indien. Schließlich: ein Mann am Schaltpult von Raketenabschussrampen.

So stellt sich die Menschheitsgeschichte in exemplarischen Auszügen dar: Mord und Totschlag; die meisten Bilder (Gladiatorenspiele, Hexenverbrennung, Ritterkampf und Segelschiff) sind eindeutig europäisch geprägt. Über diesen historischen Szenen erheben sich Symbole der Zukunft: ein beringter Planet, ein Raumschiff, ein Spiralnebel.

Atlans Erscheinung auf der vierten Umschlagseite wirft natürlich Fragen auf:

»Ist er unsterblich?

Stammt er von Atlantis?

Freund oder Feind Perry Rhodans?«

Atlans Einführung in die PERRY RHODAN-Handlung

Mit Band 50 gibt es den ersten größeren »Zeitsprung nach oben« (Seite 1 des Exposés zum Roman 49 vom 14. April 1962) in der Serie. Scheer erklärt: »Eine zwangsläufige Folgeerscheinung dieses Hüpfens in der Zeit ist die Aufstellung neuer Personen und die totale Ausschaltung altbekannter Heldenfiguren« (ebenda). Eine besonders sentimentale Haltung zu seinem Ensemble wird man dem Kollegen nicht vorwerfen. Weiter verkündet der Chefautor: »Ich beabsichtige, ab Band 50 den SF-Charakter der Rhodan-Serie so zu steigern, daß der ›Normal-Leser‹ ohne Weiteres folgen kann, jedoch durch die gedankliche Erziehung in den Bänden 1 bis 49 wiederum angeregt wird« – ein Satz von geradezu ES'scher Rätselhaftigkeit.

Immerhin wird dem Autorenteam mitgeteilt: »Rhodans aufbauende Tätigkeit ist praktisch und logistisch mit dem Arkon-Unternehmen abgeschlossen. (...) Rhodan wünscht nur noch, im Zuge seiner Unsterblichkeit aus dem Vordergrund der Geschehnisse zurückzutreten, vordringlich aber dafür zu sorgen, daß die galaktische Position der Erde endgültig in Vergessenheit gerät.« Das heißt: »Rhodan wird endgültig zur beherrschenden Figur im Hintergrund (...). Ab Band 50 wird er zur sagenumwobenen Gestalt in der Galaxis, die jedoch mehr Macht und Gewalt besitzt, als es sich sämtliche Intelligenzen der Milchstraße ahnen lassen« (Seite 3 ff.).

Atlan, illustriert von Johnny Bruck. Auch heute noch

ist diese Illustration bei vielen Fans sehr beliebt.

So weit die Planung. Tatsächlich wird die Idee, Rhodan fortan aus dem Hintergrund agieren zu lassen, bald in aller Stille begraben. Die angedachte Funktion eines schweigsam-mysteriösen Drahtziehers hätte kaum mit seinem Hauptberuf als Titelheld harmoniert. Was aber nicht heißt, dass dieser Einfall ganz aus der Serie verabschiedet wird. Die Funktion des großen Manipulators geht von Perry Rhodan nämlich auf den neuen Giganten Atlan über.

Atlan hat, wie sich herausstellt, buchstäblich über Jahrtausende die Menschheitsgeschichte im Geheimen zu seinen Gunsten beschleunigt und auf einen ihm genehmen Kurs gebracht. Seine Motivation dazu ist ebenso eigennützig wie verständlich: Er will die Menschheit wissenschaftliches Verständnis und technisches Vorgehen lehren, auf dass sie ihm eines Tages jenes Raumschiff baut, mit dem er heimfliegen kann nach Arkon.

Allerdings endet sein pädagogisches Bemühen nach wenigen Jahrtausenden mit der Feststellung, dass seine Arkoniden ihm das notwendige Raumfahrzeug gewissermaßen frei Haus nach Luna geliefert haben, wo es einem terranischen Barbaren namens Perry Rhodan wie eine überreife Frucht in die Hände gefallen ist.

Die PERRY RHODAN-Handlung in drei Grundästen

Welche Pläne verfolgt Scheer mit Atlan? Im Exposé für den 50. Band, den er selbst schreiben will, notiert er zur Kenntnis der Kollegen:

»Wie bekannt, hatte ich in der Zeit vom 26.4.– 29.4.d. J. Gelegenheit, zusammen mit WE« – gemeint ist Walter Ernsting alias Clark Darlton – »die allgemeine Linie der kommenden 50 Titel festzulegen.« In vier Tagen skizzierten demnach die beiden Kollegen die Handlung für ein Jahr – wenn auch nur andeutungsweise, denn: »Genaue Exposés konnten wegen Zeitmangel nicht ausgearbeitet werden. Das war auch sehr gut, da sich Montag, 30.4.62, anläßlich der ausgedehnten Besprechung im Münchner Verlagshaus noch wesentliche Änderungen ergeben haben« (Exposé zu Band 50, Seite 1).

Nach diesem Gespräch mit Cheflektor Kurt Bernhardt und Redakteur Günter M. Schelwokat werden »neue Punkte ins Programm aufgenommen. Es geht vordringlich darum, die kommenden Titel auf Separathandlungen abzustellen.«

Im Klartext: Die PERRY RHODAN-Serie sollte in mehr oder weniger autonome Stränge zerlegt werden, und zwar in »drei Grundäste, die sich immer wieder zum großen Stamm vereinen« – ein botanisch innovatives Bild, streben doch sonst Äste eher fort vom Stamm.

Diese drei Grundäste sollten sein:

Die Null-Serie sollte von Walter Ernsting und Kurt Brand betreut werden; Kurt Mahr oblag die Schilderung der AFS und ihrer Abenteuer (also der Asozialen-Freien-Siedler, ihres Zeichens »ewige Stänkerer gegen die neue Ordnung, werden von Rhodan ausgewiesen«).

Scheer selbst reservierte sich die Atlan-Story, die von vornherein als Icherzählung geplant wird (vgl. Exposé zu Band 50, Seite 2).

Die Serienhaupthandlung mäandert in den nächsten Monaten vor sich hin: Die Jagd nach der Unsterblichkeit für Thora und Crest, die beide arg unter dem Zeitsprung über 56 Jahre leiden; der Overhead macht von sich reden; die Aufrechten Demokraten planen einen Tyrannenmord an Diktator Perry Rhodan und werden zur Strafe und nach alter Tradition des Britischen – pardon: des nunmehr Solaren Imperiums mit einem Kolonistenschiff deportiert; die Druuf tauchen auf und die Swoon; gelegentlich berichtet Atlan aus seinem langen und wendungsreichen Leben (so in Band 60: »Festung Atlantis«).

Wer aber ist dieser Atlan überhaupt?

»Atlan, ein alter Arkonide, der beim Untergang des Erdteils ATLANTIS biologisch einkonserviert wurde, hat auf noch unbekannte Art das ewige Leben erhalten (...). Atlan besitzt einen eigroßen Zellaktivator, den er immer am Körper tragen muss. Etwa zu Beginn unserer Zeitrechnung taucht er aus dem Atlantischen Ozean auf und erscheint erstmals als Centurio in der römisch-kaiserlichen Leibgarde der Prätorianer.

Von da an geht Atlan durch die Jahrhunderte, immer darum bemüht, die Menschheit nach vorn zu bringen, da er nur mit Hilfe einer entwickelten Raumschifffahrt nach Arkon heimkehren kann.

Er fungiert von da an als nächster Freund berühmter Männer.« (Exposé zu Band 50, Seite 1 ff.)

Und weiter: »ATLAN war 10.000 Jahre zuvor arkonidischer Flottenbefehlshaber (...). Er war ein wissenschaftlicher Offizier, Fachgebiete Kosmo-Kolonisation und (...) Energie-Ingenieur für atomare Hochleistungsmaschinen. (...)

Während seines langen Wanderns durch die Geschichte wußte er immer sehr genau, ob er nach Hofnarren-Art die Wahrheit sagen durfte oder nicht. (...) Er ist ein fantastischer Psychologe und doch unterlaufen ihm Fehler. Geschieht das, wird Atlan zum Mann ohne Boden unter den Füßen. Enttäuschung ist für ihn nahezu tödlich. (...) Schwertnarbe auf linker Wange (...). Wenn er haßt, wird er zum reinen Arkoniden alter Schule. Das Wort Haß ist für ihn kein Schlagwort, sondern ein Ehrenbegriff, der die Tat erfordert.

Atlan kann in Extreme fallen. Dies ist der Grund, weshalb er in der Geschichte oftmals versagte. (...) Kann für Nordländer gehalten werden, gab sich mit Vorliebe als Wikinger aus.« (Exposé zu Band 50, Seite 7 ff.)

Ein Hofnarr aus dem All also, vernarbt, fehlbar, ein Wikinger dem Aussehen nach. Impulsiv, intensiv, ironisch.

Und damit, leider, im Sternenreich der Menschheit etwas aus der Zeit gefallen, denn die Lage auf dem arkonidischen Kolonialplaneten a. D. hat sich in den letzten und von Atlan verschlafenen Jahrzehnten unter Rhodans Regie grundlegend gewandelt: »Die Erde ist zum Sozialstaat erster Ordnung geworden. Die General-Cosmic-Company beherrscht die solare Wirtschaft. Ungeheure Gewinne werden durch den vorsichtig betriebenen Handel mit den Welten des Wegasektors und anderer Planeten erzielt.

Terra ist mehr und mehr zum Industrieplaneten geworden.«(Exposé zu Band 50, Seite 4)

Und – nicht zu vergessen: – »Perry (...) hat außer dem Mutantenkorps noch die Galaktische Raumpatrouille geschaffen« (jedenfalls laut Exposé zu Band 50, Seite 5). Wer erinnert sich nicht all ihrer bunten Abenteuer?

Atlans Extrasinn

Mir scheint: Hier wie auch andernorts dokumentieren die Exposés, dass ihr Verfasser gelegentlich umdenkt, und zwar gegebenenfalls gründlich und schnell. So verfügt der Atlan des Exposés keineswegs über einen Extrasinn – den erhält der Arkonide erst aus den Händen des Romanautors K. H. Scheer und im Akt des Schreibens.

Auch wird Atlan nicht zum Generalinspekteur einer Galaktischen Raumpatrouille befördert, sondern – nach einem kurzen Zwischenspiel als Imperator des Arkonimperiums – zum Lordadmiral der United Stars Organisation USO.

Auch hier schimmert Scheers Vorliebe für die Geschichte des Britischen Imperiums, zumal seiner Marine durch, kannte man dort doch den Titel des Lord High Admiral für den Mann, der den Oberbefehl über die Royal Navy führte. Erst 1964 übernahm das Verteidigungsministerium diese Funktion (wo genau das Amt dabei verblieben ist, weiß das Verteidigungsministerium aktuell nicht zu sagen).

Dieser USO jedenfalls ist die Serie »ATLAN – Im Auftrag der Menschheit« gewidmet, die am 17. Oktober 1969 startet (also drei Monate nach der ersten Mondlandung und wenige Tage vor der Eröffnung des Internets).

ATLAN-Band 1: Am 17.10.1969 startet

die Serie »ATLAN – Im Auftrag der Menschheit.«

Eine eigene Serie

Hier wird der Arkonide, Scheers altem Konzept aus dem Exposé für Roman 50 durchaus entsprechend, zunächst als eine Figur eingeführt, die im Hintergrund agiert. Erst Jahre später, 1973 nämlich, und maßgeblich mit dem Jubiläumsband 100 dieser Serie »Der Kristallprinz«, Untertitel: »Sie kämpfen für Atlan und Arkon – auf Leben und Tod«, wird aus dem Titelhelden auch die Hauptfigur der eigenen Serie.

Übrigens erfreut auch die vierte Umschlagseite dieses Heftes den Betrachter mit dem Bild von einem Mann, der ohne Weiteres in jedem Hollywood-Streifen den Titanen Atlas hätte geben können: Das Foto zeigt einen barbusigen A. Schwarzenegger, der für ein Muskelaufbaupräparat mit den Worten wirbt: »Meine sportlichen und beruflichen Erfolge verdanke ich ausschließlich diesen sportärztlich empfohlenen Nahrungskonzentraten.«

Noch einmal (und zwar 1981) zieht sich Atlan in der Hauptserie in den Hintergrund zurück, um als Orakel den Herzögen von Krandhor dabei behilflich zu sein, die Geschicke ihres Sternenreiches zu lenken. Auch totgesagte Ideen leben lang.

Atlans Reise durch den PERRY RHODAN-Kosmos ist noch lange nicht zu Ende. Dabei verdankt er seinen Erfolg weniger einem sportärztlich empfohlenen Präparat als seiner treuen Leserschaft. Und wer weiß, wohin ihn deren Neugier treibt? Vielleicht hat diese große, abenteuerliche Reise eben erst begonnen.

Nr. 50

Der Einsame der Zeit

von K. H. SCHEER

Anfang eines neuen, faszinierenden Abenteuers – Höhepunkt der Perry-Rhodan-Serie

Trotz geschickter Schachzüge im galaktischen Raum musste Perry Rhodans Streben nach Macht und Anerkennung der Menschheit im Universum letztlich Stückwerk bleiben, denn die der Menschheit seinerzeit zur Verfügung stehenden Mittel waren, an den Maßstäben des Universums gemessen, zu klein.

Seit der angeblichen Vernichtung der Erde im Jahre 1984 sind inzwischen 56 Jahre vergangen.

Eine neue Menschengeneration ist herangewachsen. Wie sich seinerzeit aus der »Dritten Macht« die terranische Weltregierung entwickelte, so ist aus ebendieser Weltregierung inzwischen längst die Organisation des Solaren Imperiums entstanden.

Mars, Venus, die Jupiter- und Saturnmonde sind besiedelt, und die für Besiedlungszwecke ungeeigneten Welten des Solarsystems dienen als terranische Stützpunkte oder aber als unerschöpfliche Fundgruben für Bodenschätze aller Art.

Andere Intelligenzen sind im Solarsystem nicht entdeckt worden. Die Terraner sind somit die unbestrittenen Beherrscher eines kleinen Planetenreiches, dessen Mittelpunkt die Erde bildet.

Dieses technisch und zivilisatorisch hochstehende Planetenreich besitzt natürlich eine schlagkräftige Raumflotte, die in der Lage sein sollte, jedem Angreifer die Stirn zu bieten.

Und damit scheint für Perry Rhodan die Grundlage zu einem neuen Vorstoß in den interstellaren Raum gegeben.

Doch bevor es dazu kommt, begegnet Perry

Rhodan dem EINSAMEN DER ZEIT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan alias Phil Holding alias Skörld Gonardson – Der Einsame der Zeit.

Tombe Gmuna – Ein junger Leutnant mit viel Humor.

Generalleutnant Peter Kosnow – Der Chef der Solaren Abwehr.

Perry Rhodan

1.

Das Flüstern wurde zum lauten Gelächter. Jemand erklärte, ein solcher Unsinn sei ihm noch nie unter die Augen gekommen.

Eine dunkle Frauenstimme fiel ein. Das Gelächter erstarb abrupt.

»Wie bitte?«, fragte ein Mann bestürzt. »Sie wollen behaupten, das entspräche auch nur annähernd der Wahrheit?«

Ärger lag in der Stimme der Frau. Dann kam wieder das dröhnende Lachen. Es konnte nur Hiob sein. Niemand lachte so laut über irgendwelche Nichtigkeiten wie Hiob Malvers.

»Quatsch!«, stellte eine andere Stimme sachlich fest. »Halluzinationen oder was weiß ich. Man wird sie zur Landung gezwungen haben. Ihr wisst doch alle, wie das drüben gemacht wird, oder?«

Hiob ließ sich wieder vernehmen. Er lachte wieder. Wenn er doch nur einmal sein unmotiviertes Lachen unterdrücken könnte!

Ich hatte ihn nie leiden können, jetzt aber noch viel weniger. Er war ein kleiner, rundlicher Typ mit rosigen Wangen und kalten Augen. Wenn in meiner Abteilung etwas schiefging, steckte garantiert Hiob Malvers dahinter.

»Ruhe!«, sagte ich wütend, »zum Teufel, haltet endlich Ruhe. Es kann uns vorerst gleichgültig sein, ob die Landung freiwillig erfolgte oder nicht.«

»Sicher«, brummte Billy Plichter, »Okay, fangen wir an. Wie war das nun, Olaf? Wieso muss die neue Teftris-Gleichung generell unrichtig sein? He, Olaf, was ist denn? Olaf, he, Sie meine ich! Olaf, warum stimmt die Gleichung nicht? Olaf ... Olaf ... Olaf ...!«

Der Ruf wurde lauter. Mir war, als begännen winzige Glocken in meinem Schädel zu schwingen. Ich hörte mich antworten, und doch sprach ich nicht. Olaf – das war ich! Es war ganz zweifellos mein Name, der da immer wieder und in stetig steigender Lautstärke gerufen wurde. Ich fühlte, dass die Schmerzen in meinem Kopf stärker wurden. Billy Plichter war erbarmungslos mit seinem Drängen. Ich hatte die Ruhe verdient; sicher hatte ich sie verdient!

Jemand begann zu sprechen. Es dauerte eine Weile, bis ich die Worte erfasste. Sie kamen aus meinem Mund. Ich hätte lachen mögen, doch da brandete der ziehende Schmerz auf.

Dicht neben mir zischte etwas. Das kurze Ziehen in meinem Oberschenkel verging sofort. Wohlige Wärme durchrieselte meinen Körper, und ich wunderte mich über den Arzt, der mir in Gegenwart anderer Personen eine Injektion verabreichte.

Ich schämte mich! Da war doch »Willy« Fergusen im Raum! Wie konnte man mir vor ihren Augen eine Hochdruckspritze geben. Sicherlich hatte man meinen Oberschenkel entblößen müssen!

Vor meinen Augen wallten feurige Nebel. Die Schmerzen in meinem Gehirn wurde zu einem langsamen Pochen. Es war auszuhalten.

Als mein klares Sehvermögen zurückkehrte, wusste ich plötzlich, dass »Willy« Fergusen doch nicht im Zimmer sein konnte. Hiob lachte schon wieder, aber auch er war nicht wirklich da. Dicht vor mir leuchtete der große Bildschirm in strahlender Helligkeit.

Verwundert sah ich zu dem farbigen Bild hinüber. Meine Mitarbeiter unterhielten sich über Dinge, die mir sehr wohl bekannt waren. Ich weilte mitten unter ihnen, und trotzdem lag ich hier.

Das scharfe Bild verflimmerte plötzlich. Eine moderne Uhr mit Jahresskala erschien auf dem Schirm. Jemand verkündete feierlich: »Die Zeit ist um, Gebieter.«

Wann hatte man mich wohl zum letzten Male »Gebieter« genannt? Mühsam drehte ich den Kopf.

»Wie bitte?«, fragte ich mit schwerer Zunge.

»Die Zeit ist um, Gebieter!«, drang die gleiche Stimme an mein Ohr. Diesmal klang sie nicht mehr so feierlich, sondern mehr metallisch schwingend.

Ricos Plastikgesicht hatte sich verbindlich gefaltet. Er lächelte! Ich blinzelte zu ihm hinauf, bis ich seine starren, unpersönlichen Augen gefunden hatte.

»Hallo«, sagte ich schwach, »ist das Rico?«

»Das ist Rico, Gebieter. Die Zeit ist um. Ich war gezwungen, dich aufzuwecken. Genau neunundsechzig Jahre, Gebieter.«

Ich ärgerte mich über den devoten Ausdruck. Man sollte hochwertige Roboter nicht so schalten, dass sie bei jeder Gelegenheit eine unterwürfig klingende Anrede gebrauchen. Wie war das aber mit den erwähnten 69 Jahren gewesen?

Der Gedanke daran ließ mich zusammenfahren. Es war so, wie es immer gewesen war: Die Erkenntnis kam mit schmerzhafter Eindringlichkeit. Ich richtete mich auf.

Rico griff sofort zu. Ich spürte den harten Stahl unter der leicht elastischen Plastikverkleidung seiner Hand. Ich stöhnte unterdrückt. Meine Gelenke schienen Rost angesetzt zu haben. Schließlich sah ich wieder zu der Uhr auf dem Bildschirm hinüber.

»Nur neunundsechzig Jahre? Ich hatte für siebzig justiert. Was ist los?«

Rico war so stur, wie es nur eine Maschine sein konnte.

»Nur neunundsechzig Jahre, Gebieter«, erklärte er unbewegt. »Ich erhielt den Kommandoimpuls vor genau sechsunddreißig Stunden, drei Minuten und achtzehn Sekunden.«

Also hatte man diesmal runde 36 Stunden benötigt, um mich aus dem todesähnlichen Bio-Tiefschlaf aufzuwecken.

Zu lange, viel zu lange!, signalisierte mein Gehirn. Dann fragte ich mich wieder, welcher winzige Schaltfehler zu einer Zeitdifferenz von einem Jahr geführt hatte. Sicherlich war es meine eigene Schuld gewesen. Es war damals alles so schnell gegangen; damals, als sie oben mit dem atomaren Unfug begannen.

Eine mechanische Sprecheinheit meldete sich. Ich fuhr wieder zusammen. Die Uhr verschwand vom Bildschirm. Die Bildton-Spule hatte ihren Zweck erfüllt. Leute von meiner Art benötigten im Augenblick des Aufwachens akustische und optische Eindrücke aus der Zeit unmittelbar vor Beginn der biomedizinischen Einschlaf-Prozedur. Ich erinnerte mich, dass ich die vorsorglich angefertigte Spule in die Zeitautomatik geschoben hatte.

Hiobs aufdringliches Gelächter hatte mir gut geholfen. Wahrscheinlich wäre ich sonst nicht so rasch munter geworden.

Ricos runder Plastikschädel schob sich in mein Blickfeld. Er gehörte zu den wenigen Robotern, die speziell für die Überwachung und Wartung der Kuppel-Maschinen konstruiert worden waren. Seine Sprachbegabung war eine positronisch-logistische Spielerei mit seinem ultraschnell arbeitenden Auswertungssektor, der mathematische Ergebnisse in verständliche Laute umwandelte. Es war ein Hilfsmittel zur Anreizung meiner nur langsam munter werdenden Sinne. Immerhin musste ich jetzt mit jemand sprechen, auch wenn der Partner nur eine Maschine war. Ricos Sprachschatz war ohnehin begrenzt.

Rechts neben dem Ruhelager war die vom Zentralgehirn ferngesteuerte Aktivierungsdusche aufgefahren. Der kleine Raum glich einem modernen Operationssaal, nur dass es hier keine Ärzte gab. Die auf meine Körperzellen einwirkenden biochemischen Reizstoffe wurden teils eingespritzt, teils in der Form variabler Strahlungen abgegeben. Über meinem Kopf lastete noch die glitzernde Haube des Schwingungsgenerators, der mir wohl die ersten Sinneseindrücke vermittelt hatte.

Ich blieb eine Stunde lang still liegen und dachte dabei über die Gründe nach, die mich zu diesem Tiefschlaf verleitet hatten.

Richtig – vor 69 Jahren, Anfang Juli 1971, hatten die Verantwortlichen der drei großen Staatenblöcke die Nerven verloren. Ich war in meiner unterseeischen Kuppel verschwunden, als in Asien die ersten Atomraketen starteten. Wahrscheinlich hatte ich es gerade noch geschafft, der sinnlosen Vernichtung zu entgehen. Was war aber aus den vielen Menschen auf allen Kontinenten der Erde geworden? Die Vorstellung um das Schicksal von Milliarden war zu grauenhaft, um kalt und nüchtern durchdacht zu werden. Ich wusste in diesen Augenblicken nur, dass ich wahrscheinlich der letzte Mensch auf der Erde war.

»Mensch!«, lachte ich bitter auf.

Rico kam sofort näher. Wenn seine mechanischen Sehwerkzeuge Besorgnis verraten konnten, dann taten sie es jetzt.

Ich blieb still liegen und genoss die zugreifenden Weichplastik-Hände der vielarmigen Massage-Maschine. Die Knetkur war unbedingt erforderlich, wenn ich meinen Körper wieder unter Kontrolle bekommen wollte.

Es dauerte nochmals einige Stunden, bis ich mich vom Lager erheben konnte. Ein Pressluftstrom fauchte durch die feinen Poren des Schaumstoffes. Dort, wo ich im Laufe von 69 Jahren Vertiefungen eingelegen hatte, entstand wieder eine glatte Oberfläche.

Nackt, noch völlig geschwächt und von wirren Gefühlsstürmen geschüttelt, ließ ich mich von Rico aus dem Schlafraum führen. Draußen, im freundlich eingerichteten Vorzimmer, war die Farborgel in Tätigkeit getreten. Sinnesberuhigende Wellenmuster überfluteten die Wände. Die zarten Klänge einer alten Komposition drangen wohltuend auf mich ein.

Die wenigen Meter waren kolossal anstrengend. Seufzend ließ ich mich in die weichen Polster des Vibratorsessels sinken, der die harte Knetmassage der Robothände wesentlich unaufdringlicher fortsetzte.